3 | 51 | Facing Reality
Hach, Leude. Es wird emotional... Mehr will ich gar nicht sagen.
„Niemals geben wir dem Geld!", entfuhr es John kopfschüttelnd, als Cassie vor ihm stand und ihn aus ihren großen Kulleraugen anschaute. Er war erst vor zwei Stunden zurückgekommen und hatte sich eigentlich nach dem anstrengenden Dreh nur entspannen wollen, doch dann hatte sie ihm von ihrem letzten Treffen mit ihrem Vater erzählt und damit sein Blut zum Kochen gebracht.
„Ich würde es auch niemals machen, aber seine Freundin ist schwanger."
John schnaubte wütend.
„Hast du die überhaupt jemals gesehen?", fragte er aufgebracht.
„Nein, ich-"
„Siehst du", unterbrach er sie. „Ich gebe doch keiner Fremden so viel Kohle."
„Erstens geht es um meinen Dad, zweitens bekommen wir es doch wieder", sagte sie versöhnlich.
„Genau. Es geht um deinen Dad – den Typ, der mich nicht leiden kann und bei dir gegen mich stichelt. Aber wenn's um meine Kohle geht, bin ich doch wieder cool genug. Ganz sicher nicht", stellte er klar und ließ sie stehen.
„Jetzt auf einmal ist es also dein Geld?!", platzte es aus ihr heraus. „Seit Jahren erzählst du mir ständig, was meins ist, ist auch deins, und falls du es vergessen hast – ich zahle auch jeden Monat was auf dieses Konto ein."
Er fuhr noch einmal zu ihr herum, als sie die Türschwelle vom Wohnzimmer zum Eingangsbereich des Hauses erreichten. Gerade noch hatte er vor der Diskussion flüchten wollen, damit sie nicht eskalierte, doch sie triggerte ihn extrem.
„Genau – was meins ist, ist auch deins! Nicht was meins ist, ist auch das von deinem Dad", konterte er entschieden.
„Seine Freundin ist schwanger", sagte sie eindringlich. „Er muss dafür Sachen für das Baby kaufen."
„Merkst du nicht, wie eklig das ist? Der benutzt ein ungeborenes Kind, um dir das Geld aus der Tasche zu ziehen", sagte er. „Um uns das Geld aus der Tasche zu ziehen", korrigierte er.
„Das ist doch absurd", gab sie zurück. „Soll es dem Baby wirklich schlecht gehen, weil du nicht bereit bist, über dein großes Ego zu springen?"
„Hör du wenigstens auf, das auf dieses Baby zu schieben!", fuhr er sie aufgebracht an. „Das ist so schäbig, dass ich gleich kotzen muss. Nur Hurensöhne machen sowas!"
Sie schüttelte enttäuscht den Kopf.
„Du bist echt ätzend."
„Er macht das, weil er genau weiß, wie sehr wir uns ein Baby wünschen", ergänzte er kühl. „Er triggert dich mit deiner eigenen Sehnsucht. Das ist so widerlich, dass ich ihm dafür eigentlich ohne ein Wort ins Gesicht schlagen müsste."
„Ich kann nicht glauben, wie kalt du bist. Ganz egal, wie groß deine Abneigung gegen ihn ist – dieses ungeborene Kind kann nichts dafür; genau, wie wir damals nichts dafürkonnten", sagte sie entschieden.
„Und hat er jemals Unterhalt für euch gezahlt?", fragte er wütend. Sie senkte betroffen ihren Blick. „Siehst du!", ergänzte er überlegen, als sie nicht antwortete. „Eigentlich müsste er dir Geld geben – und jetzt sollst du ihm auch noch helfen, für sein nächstes Kind aufzukommen?" Er schüttelte energisch den Kopf. „Auf keinen Fall gibst du ihm Geld für dieses Kind. Das ist sein Problem, nicht deins."
„Dieses Baby ist mein Halbbruder oder meine Halbschwester", gab sie enttäuscht zurück. „Was für ein Mensch wäre ich, wenn ich mich nicht darum kümmern würde?"
„Ein guter Mensch!", fuhr er sie an. „Hör auf, immer ständig alle retten zu wollen, man! Das ist nicht dein Kampf, sondern seiner! Wenn du schwanger wirst, kannst du all das Geld, das wir in unserem Geldspeicher horten, für unser Baby aus dem Fenster werfen. Du kannst ihm alles kaufen, was du willst – mir ganz egal. Unserem Baby. Nicht seinem."
„Also nimmst du in Kauf, dass es diesem unschuldigen Wesen an etwas fehlt, obwohl wir etwas daran ändern könnten", schlussfolgerte sie betroffen. Er schnaubte wütend.
„Ja, das nehme ich in Kauf. Und weißt du, warum?", wollte er wissen. „Weil er genauso gut Andre fragen kann. Der verdient sich dumm und dämlich mit seinen Dessous. Soll der ihm doch Geld geben. Ist schließlich auch ein Halb-was-auch-immer von diesem Kind!"
„Möglicherweise hat er ihn gefragt und er hat nein gesagt", spekulierte Cassie.
„Weil er schlau ist und weiß, dass er fremde Probleme nicht zu seinen eigenen machen sollte", kommentierte John.
„Oder er hat ihn nicht gefragt, weil er sich vor ihm die Blöße nicht geben wollte; immerhin ist er ein Mann und-."
„So ein Schwachsinn", unterbrach er sie. „Gerade dann fragt ein gestandener Mann eher einen anderen Mann als eine Frau. Ich meine, welcher Mann fragt überhaupt eine Frau nach Geld? Schämt der sich gar nicht?"
John redete sich regelrecht in Rage.
„Du hast nicht gesehen, wie er mich angesehen hat", gab sie zurück. „Er schämt sich sogar sehr. Aber er war einfach verzweifelt, weil er nicht weiß, wie er seine Familie ernähren soll."
„Nochmal, Cas. Das ist nicht unser Problem", erwiderte er entschieden.
„Und was machst du, wenn ich ihm das Geld trotzdem gebe?", fragte sie, hob provokant eine Augenbraue und verschränkte trotzig ihre Arme vor der Brust.
„Das wirst du nicht", knurrte er. „Ich habe nein gesagt."
„Und ich habe gesagt, dass ich das nicht seinetwegen mache, sondern wegen des Babys", konterte sie.
„Nein, Cas", wiederholte er und drückte sich endgültig an ihr vorbei. Sie griff erneut nach seinem Oberarm.
„Lass mich nicht einfach so stehen", forderte sie.
„Für mich ist die Diskussion beendet. Ich habe dir gesagt, wie ich dazu stehe und ich erwarte von dir, dass du das akzeptierst", gab er zurück.
„Ich kann es ihm von meinem Anteil des Geldes geben", betonte sie. „Schließlich kann ich mein Geld ausgeben, wofür ich will."
Die Hitze in seinem Blut war nahezu unerträglich, als er nochmals zu ihr herumfuhr.
„Der nutzt dich aus, Cas! Willst du das nicht sehen?!", fuhr er sie an. „Und das lasse ich nicht zu. Ganz einfach."
„Du verbietest mir sicher nicht, mein Geld auszugeben", konterte sie trotzig.
„Zwing mich nicht, es dir zu verbieten, man!", pöbelte er, weil er sich nicht mehr anders zu helfen wusste. Ihre Uneinsichtigkeit trieb ihn in den Wahnsinn. Sie schüttelte verächtlich schnaubend den Kopf.
„Du bist so ein Arschloch", fauchte sie.
„Und du wirst diesem Arschloch eines Tages dankbar sein", gab er zurück. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Es machte ihn noch wütender zu sehen, dass sie so sehr unter der Situation litt, in die sie erst durch ihren Vater geraten war.
„Es ist ein unschuldiges Baby, John", sagte sie eindringlich. „Stell dir vor, wir hätten von heute auf morgen gar nichts mehr und wüssten nicht, wovon wir es ernähren sollten."
„Dann würde ich Tag und Nacht dafür ackern gehen, ganz egal, was. Ich würde wieder Pommes bei McDonalds verkaufen oder verticken, wie damals. Ich würde meine Familie allein ernähren", sagte er.
„Und wenn du nicht könntest? Wenn du krank werden würdest?", hakte sie nach.
„Wir leben in einem Sozialstaat, Cas. Jeder kann Unterstützung beantragen", sagte er. „Frag doch mal Malcolm, wieso er nicht diese Alternative in Betracht zieht. Soll ich es dir sagen?! Weil er dann viel weniger bekommen würde, als wenn er dich fragt. Er weiß schließlich, dass bei uns was zu holen ist; genau wie bei Dre! Aber wenn der schlau ist, durchschaut auch er ihn sofort und rückt keinen Cent raus."
Sein Herz brach, als Cassie aufschluchzte.
„Bitte..."
Er schloss die Augen und versuchte zu verstecken, dass gerade sein Herz zerbrach. Sie hatte ihn erst einmal derart verzweifelt um etwas angefleht; als er sie damals verlassen hatte. Er schluckte, fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und sah wieder in das ihre, dann überbrückte er die zwischen ihnen liegende Distanz und schaute auf sie herab.
„Baby", sagte er sanft und legte seine Hände an ihre Wangen. Es tat ihm weh, sie weinen zu sehen. „Es tut mir so leid, dir das zu sagen, aber siehst du nicht, was er mit dir macht? Ich will dir nicht wehtun und ich kann dich auch so nicht sehen, aber irgendjemand muss es dir sagen. Er hat dich in den letzten Monaten studiert. Er weiß, wie wichtig dir die Familie ist und dass es dich innerlich zerreißt, dass ihr keine richtige Familie seid. Er weiß, wie viel es dir bedeutet, zusammenzuwachsen. Und er weiß, dass wir uns ein Baby wünschen. Er ist sich vollkommen bewusst, dass du gerade im Mommy-Modus bist und nutzt genau diesen Umstand aus, um dich für seine Zwecke zu manipulieren. Möglicherweise fragt er auch deshalb dich und wendet sich gar nicht erst an Dre. Verstehst du? Für mich ergibt das alles ein klares Bild; es war von Anfang an ein Spiel für ihn. Ich habe es durchschaut und deshalb bin ich auch so unglaublich wütend. Er wusste, dass er Geld brauchen wird, das er selbst nicht besitzt, und deshalb probiert er seit Monaten, eure Beziehung wieder aufzubessern, damit er jetzt damit um die Ecke kommen kann. Weil er genau weiß, du kannst ihm diesen Wunsch nicht abschlagen. Weil er weiß, du wirst ihm genau deshalb das Geld geben wollen."
Sie schluchzte verletzt auf, doch er dachte nicht daran, ihr seine Gedanken länger zu verschweigen. Er hatte sie genau da, wo er sie haben musste, damit sie vielleicht endlich ihre Augen öffnete und aufhörte, ihren Vater mit diesem verzerrten Blick zu betrachten.
„Er benutzt dich, Baby. Ich weiß, es tut höllisch weh und es bricht mir das Herz, gerade diesen Schmerz in deinen Augen zu sehen, aber es geht ihm nicht um dich; und das ging es nie. Es ging ihm einzig und allein darum, dich eines Tages um Geld zu bitten. Und er wird es immer wieder tun, wenn das Baby erst da ist. Denn er weiß, du wirst es niemals hängenlassen, weil er genau das auch mit dir gemacht hat und ihr immer kämpfen musstet. Baby, bitte. Vertrau mir. Ich will dich nur beschützen, denn ich weiß, wenn du es erst selbst siehst, wird dir nicht der Verlust des Geldes das Herz brechen, sondern die Erkenntnis, dass es ihm nie um dich und um euer Verhältnis ging."
Das Leid in ihren Augen war beinah unerträglich für ihn, doch er erkannte, dass er endlich zu ihr durchgedrungen war. Sie realisierte, dass er vielleicht die Wahrheit gesehen hatte und sie sich von ihrer Naivität und ihrer Sehnsucht nach einem Vater hatte blenden lassen. Als sie sich jetzt bebend die Hände vors Gesicht schlug und zusammenbrach, fing er sie auf, schlang er seine Arme um sie und hielt sie einfach nur fest.
Meine Lieben, ich weiß, es ist super emotional geworden. Aber endlich ist es raus und Cassie hat es auch verstanden. Sie tut mir wahnsinnig leid. Geht es euch auch so? Aber ich finde gut, dass John für sie da ist. Wie hat euch das Kapitel gefallen? Mein Herz ist schon ein kleines bisschen gebrochen.
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