3 | 38 | Einsicht
Meine Lieben, es ist Zeit für das neue Kapitel. Ich wünsche euch viel Spaß damit ❤
John seufzte, als er aus dem Flieger trat. Er hatte die ganze Nacht wenig geschlafen, also hoffte er, dass er wenigstens in der nächsten Nacht mehr Schlaf bekommen würde. Mit mürrischem Gesichtsausdruck bahnte er sich seinen Weg durch die Ankunftshalle nach draußen. Er hatte niemanden gebeten, ihn abzuholen, also musste er sich ein Taxi nehmen. Als er eingestiegen war, schweiften seine Gedanken sofort wieder zu Cassie ab.
Er hatte sich bereits zurechtgelegt, was er sagen wollte und hoffte, dass sie ihm zuhören würde. Sie hatte Recht. Er wollte sie auf keinen Fall verlieren.
„Hast du sie schon nach Hause gebracht?", schrieb er Marten, als der Taxifahrer losfuhr, doch sein Cousin antwortete nicht. Also blieb ihm nichts übrig als abzuwarten. Als das Taxi kurz darauf in die Einfahrt rollte, kramte er den Haustürschlüssel hervor und drückte dem Fahrer einen Geldschein in die Hand.
„Shorty?", rief er in die Stille des Hauses hinein, als er die Tür aufgeschlossen hatte.
„Hmm", kam es leise zurück. Er stellte die Tasche am Treppenabsatz ab.
„Wo bist du?", hakte er nach.
„Wohnzimmer."
Als er sie mit grimmigem Gesichtsausdruck auf der Couch sitzen sah, in eine Kuscheldecke eingewickelt, eine Tasse Tee auf dem Wohnzimmertisch, müde und blass, schmunzelte er. Die Strapazen der letzten Nacht waren ihr deutlich anzusehen.
„Na, du Säuferin", grinste er amüsiert, als er das Wohnzimmer durchquerte. Sie schenkte ihm einen vernichtenden Blick, doch er ließ sich davon nicht beirren. „Steh mal auf", forderte er.
„Fühl mich schlecht", nuschelte sie.
„Steh auf jetzt", wiederholte er und zog sie von der Couch. Die Decke fiel zu Boden, als sie in seine Arme sank.
„Ich will auch nicht, dass wir uns voneinander entfernen", offenbarte er ihr, als er sie zu sich heranzog. Sie sah traurig in sein Gesicht.
„Das hättest du ruhig mal schreiben können", sagte sie.
„Ich habe versucht, dich anzurufen", erzählte er.
„Oh", machte sie betroffen.
„Ja. Oh. Denn plötzlich hatte ich nicht dich dran, sondern Marten."
„Ich hab mein Handy in seinem Auto liegenlassen", antwortete sie leise.
„Ich weiß", sagte er.
„Dann weißt du vermutlich auch den Rest", kombinierte sie folgerichtig.
„Hast etwas übertrieben, oder?", grinste er, strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und beugte sich zu ihr, um sie zu küssen. Sie ließ es geschehen, schloss kurz ihre Augen und ließ ihre Hände gegen seine Brust sinken.
„Es tut mir leid, dass ich dich so angeschrien habe", entschuldigte er sich und sah dabei fest in ihre Augen. Sie seufzte.
„Und mir tut es leid, dass ich, nachdem Rachid sowieso schon zu viel erzählt hat, noch so offen gegenüber meinem Vater war und ihm das eine oder andere anvertraut habe", gab sie zurück. Er schüttelte den Kopf.
„Sollte es nicht. Es ist dein gutes Recht, ihm das zu erzählen. Er ist dein Dad und du versuchst, dich ihm irgendwie anzunähern. Es war nicht richtig von mir, dir das vorzuhalten", räumte er ein. Sie runzelte die Stirn.
„Was ist mit dir passiert?", wollte sie wissen.
„Ich habe nachgedacht und weiß, dass ich übertrieben habe", gab er zu. Es fiel ihm nicht einmal schwer, seine Fehler einzugestehen.
„Ich habe auch übertrieben. Es tut mir wirklich leid, was ich über deine Paranoia gesagt habe", erwiderte sie schuldbewusst. „Ich wollte dich nicht so vor den Kopf stoßen, nachdem du für mich schon so viel auf dich genommen hast."
Er schüttelte lächelnd den Kopf.
„Ich habe es ernst gemeint, was ich gesagt habe. Ich versuche nur, auf uns beide aufzupassen, und das, was wir mit Rome erlebt haben, sitzt einfach tief bei mir. Ich kann da nicht einmal was gegen tun. Ich gebe mir Mühe, nicht mehr direkt so auszuticken", versprach er.
„Ich weiß wirklich zu schätzen, dass du nur das Beste für mich willst", sagte sie.
„Trotzdem sollte es nicht dazu führen, dass wir uns streiten. Du hast Recht. Wir sollten zusammenhalten. Also, lass uns zusammen überlegen, wie das alles weitergehen soll."
Sie lächelte. Er erwiderte es, ließ sich dann auf die Couch fallen und zog sie auf seinen Schoß. Sie schlang die Arme um seinen Hals.
„Weißt du... Ich habe auch nachgedacht und bin der Meinung, es kommt auf die richtige Einstellung an. Ich werde ohne Erwartungen an die Sache herangehen; dann kann ich auch nicht wieder so enttäuscht werden", erzählte sie.
„Klingt gut", gab er zu. „Vorausgesetzt, du kriegst das hin."
„Ich darf einfach nur nicht den Fehler machen, mir zu viel davon zu erhoffen und die Treffen mit ihm nicht mit Hoffnungen oder Ansprüchen verknüpfen", fuhr sie fort. „Es geht mir einfach nur darum, Zeit mit ihm zu verbringen, um herauszufinden, wo diese Reise hingeht. Vielleicht werde ich auch nie eine Bindung zu ihm aufbauen, einfach, weil schon so viel in mir kaputt ist."
„Kann sein", pflichtete er ihr bei.
„Aber auf jeden Fall möchte ich meine Geschwister besser kennenlernen. Sie können nichts dafür, dass er uns aus seinem Leben ausgeschlossen hat", sagte sie entschieden.
„Stimmt", erwiderte er.
„Ich hoffe, Willow sieht das genauso", seufzte sie.
„Wenn du willst, rede ich mit ihr", bot er an.
„Vermutlich ist es besser, ihr Zeit zu geben, bis sie von selbst auf mich zukommt", gab sie zurück.
„Wird sie schon noch", versicherte er ihr.
„Und selbst, wenn nicht – ich möchte Andre auf jeden Fall besser kennenlernen", sagte sie. „Ich will niemand anderen als Maßstab nehmen, aber auch er versucht scheinbar, unserem Vater eine Chance zu geben."
„Jeder ist anders", erwiderte John. „Auch, wenn du dich dagegen entscheidest, ist das vollkommen in Ordnung."
„Ich weiß", sagte sie. „Aber ich will ihn nicht einfach aufgeben, ohne es versucht zu haben."
„Versprich mir einfach, dass du dein Herz nicht an die Sache hängst", bat er sie. „Ich hasse es einfach, dich traurig zu sehen."
Sie lächelte und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
„Auch, wenn du dich manchmal nicht unter Kontrolle hast, bin ich froh, dass ich dich habe", betonte sie.
„Ich bin auch froh, dass du mich hast", grinste er schief.
Sie rutschte von seinem Schoß und machte es sich in seinem Arm wieder auf der Couch gemütlich. Er reichte ihr die Decke, damit sie sich wieder damit zudecken konnte. Er musterte sie von der Seite.
„Wenn du das nächste Mal darüber nachdenkst, dich zu besaufen, überleg es dir vielleicht besser zweimal", riet er ihr. Sie grinste.
„Marten hat mich glaube ich noch nie so angeschrien."
„Nimm das nicht persönlich. Er hatte viel Stress", ergriff er Partei für seinen Cousin.
„Malia hat ihn angerufen; ich hätte das gar nicht gemacht", erzählte sie.
„Gut, dass sie das getan hat."
„Ich hab ihm auf seine limitierten Yeezys gekotzt", murmelte sie.
John lachte unwillkürlich auf.
„Scheiße", grinste er. „Aber du lebst noch. Ist also alles gutgegangen."
„Unglaublich, was für ein Choleriker er sein kann", stellte sie kopfschüttelnd fest. „Aber ich glaube, ich habe ihm auch den letzten Nerv geraubt."
„Der beruhigt sich auch wieder", versicherte er. Sie schwiegen einen Moment, genossen einfach nur die Nähe des jeweils anderen. Er hielt sie im Arm, schloss seine Augen und streichelte ihren Rücken, während sie sich an ihn kuschelte und ihren Kopf auf seiner Brust ablegte. Die Anspannung der letzten zwei Tage fiel von ihr ab. Sein Mundwinkel zuckte, als ihr Atem ihn dort kitzelte. Noch bevor er vorfreudig seine Lippen zu einem Grinsen verziehen konnte, küsste sie sanft seinen Mundwinkel. Er ließ es geschehen, genoss das leichte Kribbeln, das ihre Lippen auf seiner Haut hinterließen und drehte ihr seinen Kopf ein Stück entgegen, ohne seine Augen zu öffnen. Als sie mit ihren Lippen erneut über seine Haut strich, öffnete er seine Augen einen Spaltbreit, um sie anzuschauen. Ihre Nasenspitze stieß gegen seine, ihre Finger strichen über sein Gesicht. Ohne zu zögern, presste sie ihre Lippen auf seine. Er schloss seine Augen erneut, als sie ihre Hand an seine Wange legte und ihre Lippen kurz von seinen löste, um ihn danach erneut zu küssen. Eine ganze Weile lang regte er sich nicht, genoss nur die lang ersehnte Berührung ihrer Lippen, bevor er schließlich ihren Kuss erwiderte. Sein Herzschlag beschleunigte sich, als er seinen Mund öffnete und ihr Einlass gewährte. Eine ganze Weile gelang es ihm, sich zu beherrschen, und ihr die Kontrolle zu überlassen, bis seine Küsse irgendwann schließlich fordernder wurden.
„Ich habe dich auch vermisst", antwortete er schließlich auf ihren Text aus der vergangenen Nacht, ohne seinen Blick von ihren Augen abzuwenden. Ihre Finger strichen durch seine Haare in seinen Nacken, als er seinen Kopf gegen ihren lehnte. Dieser kurze Augenblick, indem sie sich einfach nur tief in die Augen schauten, war weitaus intimer als Sex. Er strich durch ihre Haare und lächelte. „Sollen wir mal testen, ob die komischen Medikamente schon was bringen?"
Ich hoffe, ihr mögt mich jetzt wieder nach so viel Harmonie und der Aussprache zwischen den beiden ☺☺ endlich entwickelt sich das Ganze ja wieder in eine gute Richtung 😄 oder was meint ihr?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top