3 | 34 | Club after Midnight
Leude, eigentlich wollte ich das neue Kapitel ja erst morgen veröffentlichen, aber weil ja heute Release Day ist und Bonez endlich, nach 8 Jahren (hat er ja nicht oft genug erwähnt...) das Album raus ist, dachte ich, ich lade mal eines meiner Lieblingskapitel für euch hoch. Vielleicht mögt ihr es ja auch :D
Cassie seufzte und ließ ihren Blick über die Dächer der Stadt schweifen. Es war kalt, doch sie hatte sich auf das Dach des Gebäudes zurückgezogen, um nachzudenken. Die Musik aus dem Tanzstudio drang leise an ihr Ohr, doch sie blendete sie aus.
Sie musste dringend zur Ruhe kommen, denn sie ertrug es nicht zu sehen, wie ihre Beziehung zu John immer weiter in die Brüche ging. Dabei wollte sie ihm einfach nur wieder nah sein; so wie sonst auch. Sie wollte diese unsichtbare Mauer zwischen ihnen überwinden, wusste jedoch nicht, wie. John fehlte ihr, doch sie hoffte, dass diese zwei Tage Abstand ihnen guttun würden.
Das Handy in ihrer Jackentasche klingelte und riss sie aus ihren Gedanken. Sie warf einen Blick darauf und lächelte. Malia hatte sie gefragt, ob sie heute Abend mit ihr und ein paar Freundinnen, die sie mehr oder weniger flüchtig kannte, ausgehen wollte. Vermutlich wollte sie jetzt nachhorchen, ob Cassie sich entschieden hatte, doch sie wusste es noch immer nicht.
Die Vorstellung, heute Abend nicht zuhause zu sitzen und sich ständig in Gedanken rund um ihren Vater oder John zu verlieren, löste ein Gefühl der Erleichterung in ihr aus. Also entschied sie sich endlich dazu, Malia zuzusagen und nahm den Anruf entgegen.
Im Verlauf des Abends gelang es ihr ganz gut, sich abzulenken. Nachdem sie mit der jugoslawischen Mafia ein paar Cocktails in einer Bar getrunken hatte, gingen sie noch in einen Club.
Die Musik, eine Mischung aus jugoslawischen und englischen Popsongs, war nur erträglich für Cassie. Nach ein paar Gläsern fand sie sich trotzdem mit den anderen Mädchen auf der Tanzfläche wieder, ließ ihre Hüften zum Takt kreisen und hatte das Gefühl, nach langer Zeit wieder frei zu sein und loszulassen. Zwischendurch besorgten sie sich immer wieder Nachschub an der Bar. Erst, als die Nacht fortgeschritten war, machte sich der Alkohol in ihrer Blutbahn bemerkbar. Doch da sie nicht mit dem Auto hergekommen war, störte es sie nicht; sie genoss einfach das Gefühl der Losgelöstheit.
Als sie irgendwann auf der Toilette verschwand, begann ihre Welt sich zu drehen, doch sie schaffte es gerade noch bis in die Kabine, wo sie sich aus dem Nichts übergab.
„Alles okay?", hörte sie Malias Stimme durch die Tür.
„Ja, klar", log sie unangenehm berührt als sie realisierte, dass sie mit dem Alkohol deutlich übertrieben haben musste. Sie übergab sich noch einmal und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Ihre Euphorie war einem Gefühl des Ekels gewichen.
„Cas?"
„Ja...", murmelte sie und versuchte, sich zu konzentrieren, als sich um sie herum alles drehte.
„Ist wirklich alles okay?", hakte Malia nach.
„Ja doch!", antwortete sie energisch, doch es klang selbst in ihren Ohren eher wie ein Jammern. Sie brauchte noch eine ganze Weile, bis sie sich in der Lage fühlte, die Toilettenkabine wieder zu verlassen.
„Ich glaube, ich brauche frische Luft", sagte sie und bahnte sich ihren Weg nach draußen. Malia folgte ihr. Doch auch die kühle Nachtluft half ihr nicht; sie fühlte sich nach wie vor hundselend. Sie ließ sich auf die kühlen Steine sinken.
„Du sitzt gerade auf dem Bürgersteig", sagte Malia.
„Und?", fragte Cassie verständnislos. „Mir ist übel, Malia. Lass mich in Ruhe."
Sie versuchte aufzustehen, fühlte sich jedoch zu schlecht.
„Sag mal deinen PIN."
Cassie runzelte die Stirn. Erst, als sie nach dem Handy tastete, das sie bis eben noch in ihrer Gesäßtasche mit sich herumgetragen hatte, bemerkte sie, dass es weg war. Malia wedelte damit vor ihrem Gesicht herum.
„1312", murmelte sie schläfrig und bettete ihren Kopf auf ihren Knien.
„Alles okay?"
Cassie hörte die Stimme des Türstehers wie durch Watte.
„Ja, klar", nuschelte sie und schloss die Augen. Sofort begann die Welt um sie herum sich zu drehen, also öffnete sie sie wieder.
„Hi, ich bin's. Malia."
Erst jetzt merkte sie, dass ihre Freundin telefonierte.
„Wen rufst du an?", wollte sie wissen.
„Cassie und ich haben zu viel getrunken. Kannst du uns im Cocoon abholen?"
Cassies Augen weiteten sich.
„Spinnst du? Mir geht's gut. Mit wem redest du da überhaupt?", zischte sie und versuchte, Malia das Telefon abzunehmen.
„Okay, bis gleich."
Als Malia ihr das Handy reichte, warf sie einen Blick auf die Anrufliste und verdrehte die Augen.
„Danke für nichts, Malia", nuschelte sie, bemüht, nicht auf den Bordstein zu kotzen. Die Minuten zogen sich wie Stunden, in denen sie versuchte, die dumpfen Bässe aus dem Inneren und die Stimmen der Gäste um sich herum auszublenden.
„Bist du dumm oder so?"
Als sie die Augen öffnete, starrte sie auf ein Paar schwarzweiße Adidas Sneaker. Sie ließ ihren Blick am dazu passenden dunklen Jogginganzug aufwärts bis in Martens Gesicht gleiten. Er schaute düster auf sie herunter.
„Nerv mich jetzt bitte nicht", nuschelte sie. Sein stechender Blick durchbohrte sie regelrecht, als er sie unsanft an den Schultern packte und nach oben zog.
„Was für nerv mich nicht? Zieh dir gefälligst was an oder willst du erfrieren?", knurrte er, während sie mit weiteren Schwall Übelkeit kämpfte. „Kotz mir bloß nicht auf die Füße."
„Du tust mir weh", stellte sie fest und befreite sich aus seinem Griff.
„Selbst schuld", sagte er kühl. „Wo ist deine Freundin?"
„Drinnen, holt unsere Sachen", antwortete sie.
Er schnaubte wütend, während er seine dicke Camouflage-Bomberjacke auszog, die er über den Jogginganzug gezogen hatte.
„Zieh die solang an", forderte er mit einer schneidenden Stimme, die keinen Widerstand duldete.
„Warum bist du so ätzend zu mir, von Frieling?", fragte sie wütend und riss ihm die Jacke aus der Hand.
„Das fragst du mich ernsthaft, nachdem ich mitten in der Nacht aus dem Laden herkommen muss, um euch nach Hause zu fahren?", knurrte er.
„Stimmt, hab ganz vergessen, wie wichtig du bist", murmelte sie, als sie die Jacke überzog. Sofort wurde sie von einer herrlichen Wärme eingehüllt. Erst jetzt realisierte sie, wie kalt ihr eigentlich war. Sofort schlang sie die Arme um ihren Körper.
„Wag es bloß nicht, mich jetzt noch zu provozieren", raunte er ihr bedrohlich zu.
„Marten! Da bist du ja!"
Er fuhr genervt zu Malia herum, die gerade mit den vier anderen Mädchen aus dem Club kam. Er verdrehte die Augen, als sie ihn in die Arme schloss. „Schön, dich zu sehen", sagte Malia.
„Könnte ich drauf verzichten", kommentierte er.
„Wow, du hast ja richtig gute Laune", gab Malia zurück.
„Und du dir offensichtlich Mut angesoffen", konterte er trocken.
„Was ist das denn für einer?", murmelte Malias Freundin Monika. Marten warf ihr einen kühlen Blick zu.
„Dein schlimmster Alptraum, wenn du nicht dein Maul hältst", pöbelte er sie an, bevor sie nach Luft schnappte und er sich Malia zuwandte. „Die soll ich aber nicht auch alle mitnehmen, oder?"
Malia schenkte ihm ein entwaffnendes Lächeln.
„Ich habe die Mädels überredet, dass wir jetzt zusammen nach Hause fahren. Sie teilen sich ein Taxi, aber ich muss ja in die andere Richtung", sagte sie. Marten fasste sich schwer seufzend an den Kopf.
„Okay, dann los jetzt, bevor ich mich vergesse."
„Wo steht dein Auto?", fragte Cassie kleinlaut. Marten deutete wortlos auf die Straße. Er hatte seinen überteuerten Wagen einfach auf dem Bordstein vor dem Club abgestellt. „Wenn du ins Auto kotzt, kannst du das mit deinen bloßen Händen wegmachen."
Cassie schluckte hart, als sie in Martens Wagen stieg. Er stand ein paar Meter entfernt und telefonierte. Sie hoffte, dass er noch etwas wartete, bis er John davon erzählte. Sie fiel in die weichen Ledersitze, schloss die Augen und atmete tief durch. Malia nahm auf dem Rücksitz Platz.
„Schnallt euch an. Keinen Bock, von den Bullen angehalten zu werden. Ich hab ne Keule im Kofferraum und ein Messer unterm Sitz", sagte Marten, als er eingestiegen war. Er startete den Wagen. Während der gesamten Fahrt zu Malias Wohnung redeten sie kein Wort miteinander. Cassie hatte viel zu viel Respekt vor Martens Wut, um ihn jetzt unnötig zu reizen. Sie tippte auf ihrem Smartphone herum, bis sie schließlich wieder bei Johns letzter Nachricht landete. Sie schluckte, als all ihre Gefühle sie einmal mehr überwältigten. Sie hatte es, mit ihm gestritten zu haben – wieder einmal. Dabei sollten sie zusammenhalten und versuchen, ihre Probleme gemeinsam in den Griff zu bekommen; miteinander. Doch sie hatte das Gefühl, dass sie momentan gegeneinander arbeiteten. Die Kluft zwischen ihnen schien ihr nahezu unüberwindbar und es zerriss ihr Herz zu realisieren, dass er möglicherweise dabei war, sich von ihr zu entfernen.
Ohne weiter darüber nachzudenken, begann sie zu schreiben. Mit jedem Wort, das sie tippte, fühlte sie sich, als würde sie sich von ihren Sorgen befreien und sie sich von der Seele schreiben. Sie schluckte betroffen, als sie sich ihre Nachricht noch einmal durchlas.
„Was ist nur los mit uns, John? Wieso streiten wir, statt zusammenzuhalten? Ich habe das Gefühl, dass wir uns immer weiter voneinander entfernen. Das will ich nicht, und ich weiß, dass du es auch nicht willst. Ich will nicht, dass das kaputtgeht, was wir haben. Ich vermisse dich."
Erst, als sie die Nachricht abschickte, merkte sie, dass Tränen über ihre Wangen liefen. Sie wischte sie weg, schob das Handy in die Tasche und schaute aus dem Fenster. Sie war erleichtert, als sie Malias Wohnung erreichten. Ihre Freundin hatte ebenfalls kein Wort gesagt und hüpfte nun eilig mit einem „Ruf mich morgen an, wenn du wach bist" aus dem Wagen, als Marten vor dem Haus hielt. Als sie verschwunden war, drehte Marten Cassie seinen Kopf zu. Noch immer war sein Blick kühl, seine Gesichtszüge kalt.
„Wie alt bist du, Cas?", fragte er kopfschüttelnd.
„Bitte nicht jetzt, okay? Ich weiß, dass ich nicht so viel hätte trinken sollen."
Er fuhr sich über das Gesicht, dann startete er den Wagen und fuhr los. Das laute Klingeln der mit dem Handy gekoppelten Freisprecheinrichtung ließ sie zusammenschrecken.
„Was ist?", fragte er, als er den Anruf schroff entgegennahm.
„Wo bleibst du, Marten?"
Cassie runzelte die Stirn, als sie die fremde Frauenstimme hörte.
„Ich hab doch gesagt, ich beeil' mich. Wenn du noch dreimal anrufst, geht's auch nicht schneller", antwortete er genervt.
„Es ist echt dringend, okay?"
Er schnaubte.
„Solang sie bei Bewusstsein ist und heult, kann es nicht so schlimm sein", stellte er klar. „Ruf Joker an, ich habe jetzt keinen Nerv auf den Scheiß."
„Es ist aber deine Nacht", sagte die Stimme.
Er seufzte resigniert.
„Okay, ich komme jetzt", lenkte er schließlich ein.
„Wann?"
„Jetzt, man. Brauchst also nicht nochmal anrufen!", pöbelte er und legte auf, dann schüttelte er wütend den Kopf. Seine Kiefer aufeinandergepresst legte er den Kopf in den Nacken.
„Ich hab ein Problem", offenbarte er ihr, ohne sie anzusehen.
Sie verdrehte die Augen.
„Mir ist schlecht."
„Mir scheißegal", knurrte er. „Wenn die Schlampe abkratzt, werde ich meines Lebens nicht mehr froh."
„Ich hab keinen Bock, da rumzuhängen", protestierte sie leidend.
„Wer sagt, dass ich dich da mit reinnehme?", fragte er kühl.
„Du glaubst doch nicht, dass ich bei der Kälte im Auto warte."
Er seufzte tief.
„Das letzte Mal, als sie durchgedreht ist, hat sie Joker mit einem Messer angegriffen. Glaubst du, ich will dich irgendeiner Gefahr aussetzen?"
Sie schluckte.
„Natürlich nicht", sagte sie leise.
„Man, Cas, was soll ich mit dir machen? Ich kann dich nicht im Auto lassen, aber das ist auch kein Ort für dich. Die Kleine hat ein riesiges Drogenproblem", erzählte er.
„Es tut mir leid", brach es aus ihr heraus.
„Sollte es auch. Du bringst mich in eine echt beschissene Situation. Ich hasse es, wenn ich solche Entscheidungen treffen muss."
Völlig überfordert mit der Situation brach sie in Tränen aus.
„Kein Grund zu heulen, Cas."
„Ich habe Streit mit John. Vielleicht trennen wir uns bald", schluchzte sie.
Er seufzte theatralisch.
„Bitte nicht du auch noch, man. Meine Nerven machen das nicht mit", knurrte er.
„Wir entfernen uns immer weiter voneinander, ich weiß nicht, was ich machen soll", weinte sie. Er wandte ihr den Kopf zu. Sein Blick war weich geworden.
„Genau deshalb solltest du nicht saufen", kommentierte er sanftmütig, bevor er ihre Hand nahm. „Was mache ich jetzt nur mit dir, Hasenfuß?"
Hach, kommt, das ist doch süß irgendwie, oder? Okay, um ehrlich zu sein, war Marten in dem Kapitel schon irgendwie in seinem Arschloch-Element, aber wer kann es ihm schon verübeln? Immerhin scheint er ordentlich im Stress zu sein.
Könnt ihr überhaupt verstehen, wieso Malia ausgerechnet ihn anruft, um die beiden abzuholen? Hätte es da nicht auch einfach ein Taxi getan?
Und wie hat euch das Kapitel sonst gefallen?
Also mir tut Cassie schon leid irgendwie; dass sie sich jetzt auch noch betrinkt, weil sie die Situation nicht mehr aushält und ihr alles zu viel wird, ist ja sonst nicht so ihre Art. Und was soll Marten jetzt mit Cassie Hasenfuß machen? Bin gespannt auf eure Kommentare.
Außerdem: wie findet ihr Hollywood Live bisher?
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