3 | 30 | Unverhofftes Wiedersehen
Da ist es, das neue Kapitel :) Ich hoffe, es gefällt euch. Parallel schreib ich gerade an meiner neuen Geschichte an Kapitel 52, weiß selbst nicht, wie das so weit kommen konnte... Bin jetzt schon gespannt, was ihr sagen werdet, aber muss sie ja erstmal fertigschreiben. Hier gehts jetzt erstmal weiter mit Cassie und John.
Cassie sog die kalte Abendluft tief ein und versuchte, sich zu beruhigen. Nach ihrer abrupten Flucht aus dem Saal hatte sie sich nach draußen verzogen, um zur Ruhe zu kommen. Sie lehnte am eisig kühlen, verchromten Geländer vor dem Eingang des eleganten Tanztheaters und ließ ihren Blick in die Dunkelheit schweifen.
Es war ihr gelungen, die Tränen herunterzuschlucken, doch die innere Unruhe war geblieben. Noch immer war ihr Hals wie zugeschnürt und ihr Herz hatte sich schmerzhaft zusammengezogen. Sie fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, während sie sich bemühte, ihre wild gemischten Emotionen zu kontrollieren.
Es fühlte sich nach wie vor surreal an, dass ihr Vater ausgerechnet dieses Stück als Überraschung ausgesucht hatte. Nach einem anstrengenden Tag wie diesem war ihre Motivation, sich weiter mit Tanzen zu beschäftigen, sowieso schon gegen Null gegangen; ganz egal, wie riesig ihre Leidenschaft dafür sonst war. Manchmal wurde es ihr zu viel, ihre Liebe zum Beruf gemacht zu haben, und dann war sie dankbar für Auszeiten, um wieder zu sich selbst zu finden.
Viel schlimmer war jedoch, dass der Besuch des Stücks sie in der Vergangenheit zurückgeworfen und schmerzlich an gleich zwei Verluste erinnerte; einerseits ihre Rolle in der Show und andererseits an Paola, die offenbar als Vorlage für die Fortsetzung gedient hatte. Sie schluckte hart.
„Hier bist du."
Sie schloss die Augen, als Malcolm hinter ihr auftauchte. Sie hatte geglaubt, er würde sie auf der Toilette vermuten und nicht nach ihr suchen, bis sie sich so weit gesammelt hatte, dass sie auf ihren Platz zurückkehren konnte. Mit einem aufgesetzten Lächeln auf den Lippen fuhr sie zu ihm herum.
„Tut mir leid, mir war auf einmal schrecklich übel", schob sie vor. „Ich musste kurz an die frische Luft."
„Geht's denn jetzt wieder besser?", fragte er aufmerksam.
„Es geht", log sie. „Ich denke, ich brauche einfach noch ein paar Minuten."
„Hast du vielleicht was Falsches gegessen?", hakte er nach.
„Keine Ahnung", erwiderte sie, in der Hoffnung, er würde sie wieder allein lassen, doch er machte ein paar Schritte an sie heran.
„Du siehst tatsächlich etwas blass aus", stellte er fest. Sie seufzte innerlich, als er besorgt in ihr Gesicht schaute. Er war der Letzte, aus dessen Mund sie fürsorgliche Worte hören wollte.
„Geht gleich wieder. Geh ruhig schon rein. Sonst verpasst du die gesamte Show."
„Cassie?"
Sie fuhr zu der Stimme hinter sich herum und erstarrte, als sie in Rachids Gesicht schaute. Im ersten Moment wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte ihn zuletzt kurz auf Paolas Beerdigung gesehen, jedoch nicht besonders viel mit ihm gesprochen. Sie hatte nicht erwartet, ihn ausgerechnet hier zu treffen.
„Habe ich mich also wirklich nicht verguckt", lächelte der Dunkelhaarige und machte ein paar Schritte auf sie zu.
„Sieht so aus", erwiderte sie unbeholfen.
Ein unangenehmes Schweigen entstand.
„Was machst du hier?", fragte sie, bevor sie verstand. „Bist du bei der Show dabei?"
Er lächelte und schob die Hände in die Taschen seiner Jeans. Die Situation war nach wie vor verkrampft, da sie sich nie ausgesprochen hatten, obwohl er Schuld an ihrer damaligen Verletzung hatte.
„Ja, aber ich tanze nicht mit. Ich bin künstlerischer Leiter", erzählte er.
Sie nickte.
„Achso, verstehe."
„Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich dich auf die Gästeliste setzen lassen", sagte er.
Sie lächelte unwillkürlich.
„Ich hatte selbst keine Ahnung. Mein Vater wollte mich überraschen", räumte sie ehrlich ein und deutete auf Malcolm, der unbeteiligt danebenstand. Rachid reichte ihm höflich die Hand.
„Freut mich, Sie kennenzulernen", sagte er, bevor er sich wieder an Cassie wandte. „Muss komisch für dich sein, nachdem, wie damals alles gelaufen ist."
Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie wieder an die turbulente Zeit zurückdachte. Sie hatte nicht vor, das Ganze vor ihrem Vater auszudiskutieren.
„Schon okay", sagte sie deshalb eilig.
„Es tut mir wirklich unendlich leid, dass ich dich damals fallengelassen habe. Ich weiß genau, was dir das bedeutet hat und mache mir noch heute Vorwürfe", sagte Rachid dennoch betroffen und sah reumütig in ihre Augen. Er hatte bis heute keine Gelegenheit bekommen, sich bei ihr zu entschuldigen. Sie atmete tief durch. Sie wusste, dass er die Zeit nicht zurückdrehen konnte und wollte endgültig mit der Vergangenheit abschließen, gerade, weil sie sich wieder in der Zeit zurückversetzt fühlte. Doch der überraschende Tod von Paola hatte ihr gezeigt, dass sie damit anfangen musste, den Menschen zu verzeihen, ehe es dafür zu spät war.
„Du kannst es nicht mehr ungeschehen machen. Vielleicht sollte es einfach nicht sein", sagte sie deshalb versöhnlich.
„War bestimmt nicht leicht für dich. Die Angst, nie wieder tanzen zu können, muss schlimm gewesen sein. Auch für mich wäre das unvorstellbar", erwiderte er.
„Ich habe es überstanden", versicherte sie.
„John hat ja auch einiges dazu beigetragen, so, wie ich gehört habe."
„Ja, er hat mir sehr geholfen", antwortete sie wortkarg.
„Im Team haben sie erzählt, dass er sich um alles gekümmert und seine Termine verschoben hat, um dir den Rücken freizuhalten. Auch, wenn wir wegen seiner Eifersucht immer Schwierigkeiten miteinander hatten, war es ein gutes Gefühl zu wissen, dass jemand für dich da ist und dich unterstützt, wieder auf die Beine zu kommen", lächelte Rachid. Am liebsten wäre sie ihm an den Hals gesprungen, doch er konnte schließlich nicht wissen, dass sie nicht das beste Vertrauensverhältnis zu ihrem Vater hatte.
„Hm", machte sie teilnahmslos, nicht gewillt, länger mit ihm über John zu sprechen; ausgerechnet mir ihm, der ihrem Freund immer ein Dorn im Auge gewesen war.
„Du warst ziemlich lang abgetaucht danach", fuhr er fort.
„Ich musste erstmal wieder richtig fit werden", antwortete sie. „Aber-"
„Stimmt es, dass er beinah abgestochen worden wäre und du deshalb so lang von der Bildfläche verschwunden bist?", unterbrach er sie, als sie gerade probierte, das Thema zu wechseln. Sie schaute ihn aus großen Augen überrascht an. Sie wusste nicht einmal, woher er das wissen konnte. Ausgerechnet neben Malcolm musste er sie auf seine indiskrete Art darauf ansprechen.
„Wie kommst du denn auf so einen Quatsch?", bestritt sie seine Aussage.
„Es war mal Thema auf einem Battle. Du hast kurzfristig deine Teilnahme als Judge aus persönlichen Gründen abgesagt, weißt du noch? Danach warst du eine ganze Zeit lang von der Bildfläche verschwunden und erst habe ich angenommen, dass sich deine Regeneration verzögert, bis mir eine Freundin, die in der Notaufnahme arbeitet, erzählt hat, dass John kurz vorher mit hohem Blutverlust und einer Stichwunde ins Krankenhaus eingeliefert worden ist und-"
„Du solltest nicht alles glauben, was dir irgendwelche Leute erzählen. Viele wollen sich einfach nur wichtigmachen. Ich hoffe, du läufst nicht herum und verbreitest diese Scheiße auch noch weiter", unterbrach sie ihn. Nicht nur, dass sie nicht einmal gewusst hatte, dass irgendwelche Details aus dieser Nacht durchgesickert waren – Rachid schien nicht müde zu werden, solche Details aus ihrem Beziehungsleben öffentlich breitzutreten.
„Nein, nein", ruderte er zurück. „Natürlich nicht."
„Gut", sagte sie. „Denn ich habe mir wirklich nur ausreichend Zeit gegönnt, um vollkommen gesund zu werden. Irgendwelche haarsträubenden Geschichten rund um John haben damit nichts zu tun."
„Verstehe", erwiderte Rachid derart kleinlaut, dass er ihr beinah schon wieder leidtat; aber auch nur beinah, immerhin plauderte er gerade ungeniert Details aus ihrer Beziehung aus.
„Unglaublich, was für ein Erfolg die Show geworden ist", sagte sie anerkennend, um nicht weiter darüber sprechen zu müssen.
„Ja, wir haben alle hart dafür gearbeitet; vor allem Paola."
Sein Blick trübte sich, als er ihren Namen erwähnte. Auch Cassie schluckte wehmütig. Nach wie vor hing es ihr manchmal nach, dass sie sich nicht mehr hatten aussprechen können. Sie musste die Unterhaltung mit Rachid beenden, ehe sie emotional werden konnte.
„Ich habe die Show nie gesehen", sagte sie also.
„Was ich dich schon auf der Beerdigung fragen wollte... War bestimmt schwer für dich, dass ausgerechnet sie deine Rolle übernommen hat – bei eurer Vorgeschichte", stellte er fest. „Ich war total schockiert, als sie neulich so plötzlich verstorben ist. Hast du sie nicht noch kurz vorher im Club getroffen und dich mit ihr gestritten?"
„Ja, war alles nicht besonders schön", gab sie knapp zurück.
„Lola tanzt zu Beginn der Show Paolas Solo. Wir dachten, es wäre eine schöne Art, sie zu ehren", erzählte er.
„Habe ich gesehen", lächelte sie. „Sag mal, musst du nicht langsam wieder rein?", machte sie einen Versuch, ihn loszuwerden. Er seufzte.
„Du hast Recht. Aber vielleicht können wir uns ja später noch weiter unterhalten", sagte er.
„Ja, mal schauen", erwiderte sie und atmete erleichtert auf, als Rachid ihrem Vater zunickte und dann mit einem „Bis später" wieder im Saal verschwand. Sie stieß schwerfällig die Luft aus und strich sich ihre Locken aus dem Gesicht. Dass Malcolm all die Geschichte mit angehört hatte, hätte sie gern verhindert.
„Was hältst du davon, wenn wir uns diese Show nicht anschauen und irgendwo anders hinfahren?", schlug er einfühlsam vor. Sie atmete erleichtert auf.
„Das wäre toll", räumte sie ein.
„Dann komm", lächelte er und hielt ihr seinen Arm hin. „Lass uns fahren."
„Es tut mir wirklich leid wegen den Karten. Ich erstatte sie dir", beteuerte sie, als sie kurz darauf mit ihm im hinteren Teil eines niedlichen Bistros saß. Die Wandlampen tauchten den Raum in ein warmes, orangerotes Licht. Bodentiefe Fenster boten einen schönen Blick auf die Alster und die Lichter auf der anderen Seite. Sie hatte tatsächlich ein schlechtes Gewissen, auch, wenn sie froh war, sich die Show nicht weiter anschauen zu müssen.
„Mach dir darüber keine Gedanken", erwiderte Malcolm. „Ich fühle mich schlecht, weil ich dich überhaupt erst hingeschleppt habe."
„Musst du nicht. Du wusstest nichts davon", wiederholte sie ihre Aussage von vorhin.
„Ich wollte einfach einen schönen Abend mit meiner Tochter verbringen. Stattdessen erinnere ich dich daran, dass du deinen Traum aufgeben musstest. Dann auch noch durch eine Rivalin ersetzt zu werden, ist sicher kein gutes Gefühl", sagte er kopfschüttelnd.
„Genau genommen waren wir früher mal Freundinnen", erzählte sie. Sie dachte kurz daran, was John zu ihr gesagt hatte; dass sie vor Malcolm bloß nicht zu viel aus ihrem Privatleben preisgeben sollte. Doch die Geschichte rund um Paola betraf vor allem sie und hatte nicht in erster Linie etwas mit ihrer Beziehung zu tun.
„Bis sie deine Rolle bekommen hat", vermutete ihr Vater.
„So ähnlich", log sie.
„Schade, dass eure Freundschaft daran zerbrochen ist", entgegnete er mitfühlend und schaute ihr dabei fest in die Augen. Sie fühlte sich tatsächlich von ihm verstanden; ein Gefühl, das sie ihm gegenüber noch nie verspürt hatte; und auch nie hatte verspüren können, denn er war nie für sie dagewesen, ermahnte Cassie sich, nun nicht gleich rührselig zu werden. Doch in ihrem Innern überschlug sich alles und das Verständnis, dass Malcolm ihr entgegenbrachte, tröstete sie und glättete die Wogen.
„Ehrlich gesagt war sie schon vorher kaputt; zwischen uns ist viel vorgefallen", vertraute sie sich ihm an.
„Klingt übel", sagte er.
„War es auch", seufzte sie, während die schmerzlichen Erinnerungen an den Tag ihrer Hochzeit vor ihrem geistigen Auge auftauchten. Allein der Gedanke an die Affäre von Paola mit ihrem Ex-Verlobten machte sie schwach. Sie hatte keine Kraft sich dagegen zu wehren, als die nächsten Worte über ihre Lippen rollten. „Sie hat mit meinem damaligen Freund geschlafen."
Einen Moment schaute ihr Vater sie schweigend an, schien nach den richtigen Worten zu suchen. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Auch für sie war es nach wie vor unbegreiflich, wie Paola das hatte tun können.
„Wow", entfuhr es ihm schließlich sprachlos. „Kein Wunder, dass du sauer warst, als ausgerechnet sie deine Rolle bekommen hat."
„Zu der Zeit wusste ich nicht, was schlimmer für mich war; die Angst, nie wieder tanzen zu können, oder meine Rolle an meine ehemalige Freundin zu verlieren", erzählte sie.
„Klingt nach einer schweren Zeit", stellte ihr Vater fest.
„Ja, schon. Aber auch daran bin ich gewachsen", erwiderte sie.
Er lächelte.
„Was ist?", fragte sie irritiert.
„Ich finde es gut, dass du versuchst, etwas Positives aus der Sache zu ziehen", gab er zurück.
„Es war ja auch nicht nur schlecht; dadurch habe ich viel über mich selbst gelernt", sagte sie.
„Gut, dass John bei dir war, um das mit dir durchzustehen", lächelte Malcolm. „Zusammenhalt und Loyalität sind Werte, die es heutzutage leider nur noch selten gibt. Stimmt es eigentlich, was dieser Typ da vorhin erzählt hat? Dass er beinah abgestochen worden wäre und du daraufhin alles abgesagt hast, um dich um ihn zu kümmern?"
Cassie schluckte unmerklich. Eigentlich wunderte es sie, dass die Frage erst jetzt kam, immerhin war diese Information die Spektakulärste, die Rachid ungeniert offenbart hatte. Sie war hin- und hergerissen. Einerseits hatte sie John ein Versprechen gegeben, andererseits wollte sie die Beziehung zu ihrem Vater nicht auf Lebenslügen aufbauen. Doch das Gespräch ging bereits jetzt viel zu tief und noch war es nicht an der Zeit, ihm derart intime Details ihrer Beziehung zu erzählen.
„Völlig übertrieben. Er hat sich in die Hand geschnitten, also bin ich mit ihm ins Krankenhaus, um das behandeln zu lassen", winkte sie ab. Dass er während des Kampfes mit Rome an der Hand verletzt worden war, war nicht einmal gelogen und sie glaubte, dass dies als eine Art Light-Version der Geschichte durchaus durchging.
Sie realisierte, dass das Gespräch bereits viel zu tief ging.
„Können wir vielleicht aufhören, über dieses Thema zu reden?", fragte sie. „Du könntest mir stattdessen etwas über deine Freundin erzählen."
Als ihr Vater sie ein paar Stunden später zuhause absetzte, fühlte sie sich bereits wieder etwas besser. Cassie hatte einiges aus seinem Leben mit seiner derzeitigen Lebensgefährtin erfahren und konnte sich sogar vorstellen, die gelernte Krankenschwester kennenzulernen; doch zunächst würde sie noch etwas mehr Zeit mit ihrem Vater verbringen wollen.
Sie hatte das Gefühl, dass sie sich einander ein wenig angenähert hatten, und auch, wenn es ihr unangenehm war, dass er unfreiwillig so viele neue Details über ihre Vergangenheit erfahren hatte, glaubte sie inzwischen, dass ihre Vater-Tochter-Beziehung eine Chance verdiente. Er hatte sich bemüht, einfühlsam mit ihr umzugehen und die Grenzen respektiert, sie sie ihm während des Gesprächs gesetzt hatte.
Sie lächelte, als sie das Wohnzimmer betrat und John gemeinsam mit Marten auf der Couch sitzen sah. Er schaute vom Fernseher auf, Marten schien in sein Handy vertieft.
„Hey", begrüßte sie ihn und beugte sich zu John hinunter, um ihn zu küssen.
„Hey", wiederholte er und ließ sich von ihr küssen. „Warst ja ganz schön lang weg."
„Hätte ich dich zwischendurch fragen müssen, ob ich länger draußen bleiben darf?", grinste sie, löste sich von ihm und ließ sich von Marten in eine Umarmung ziehen.
„Und, wie war's?", fragte John neugierig. „Was habt ihr gemacht?"
Sie seufzte.
„Er hat uns Karten für Lola gekauft", sagte sie.
John verdrehte die Augen.
„Ich sage doch, dass er sich nicht mit dir beschäftigt hat, sonst würde er erst gar nicht auf so idiotische Ideen kommen", kommentierte er kopfschüttelnd. Sie versuchte, sich von seinen Worten nicht verletzen zu lassen. „Hat es sich wenigstens gelohnt?"
„Als die Show losging, bin ich direkt aufgestanden und gegangen", offenbarte sie. „Hab nicht ausgehalten, mir das anzusehen."
„Verständlich", sagte John. „Und dann?"
„Sind wir noch in so ein Bistro an der Alster gefahren", umschiffte sie geschickt die Begegnung mit Rachid. „Ich bin müde. Ich gehe schlafen. Okay?"
Er runzelte die Stirn und sah prüfend in ihre Augen.
„Okay", entgegnete er leichthin, bevor sie die beiden wieder allein ließ.
Nach einem kurzen Abstecher ins Bad, wo sie sich abschminkte, betrat sie das Schlafzimmer. Dort streifte sie sich ihren Pullover über den Kopf und schälte sich aus ihrer engen Jeans, bevor sie schwer seufzend aufs Bett fiel. Sie genoss das Gefühl der Entspannung und schloss für einen Moment ihre schweren Augenlider. Es war ihr gerade gelungen, sich auf ihre ruhige Atmung zu konzentrieren, als John das Schlafzimmer betrat. Sie schaute überrascht in sein Gesicht, als er prüfend auf sie herabschaute.
„Was ist passiert?", wollte er wissen.
Sie runzelte die Stirn.
„Was meinst du?", entgegnete sie und versuchte, weniger ertappt auszusehen als sie sich fühlte.
„Du verheimlichst mir was", stellte er fest und schloss die Tür hinter sich.
„Ich bin einfach nur müde, okay? Lass mich bitte schlafen", flehte sie, denn sie ertrug heute keine Diskussion mit ihm.
„Ich kenne dich, Locke. Du bist sonst nie so kurz angebunden; es sei denn, du willst ablenken. Also... Was soll ich nicht wissen?"
Manchmal schon beängstigend, wie gut er sie kennt, oder? Wie würdet ihr an ihrer Stelle reagieren? Würdet ihr ihm von der Begegnung mit Rachid erzählen? Oder davon, was der alles so ausgeplaudert hat? Oder würdet ihr das für euch behalten? Ich glaube, ich könnte das nicht verschweigen, auch, wenn ich wüsste, dass er nicht begeistert sein wird. Was ist mit euch?
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