3 | 25 |Neue Pläne

Zeit für das neue Kapitel. Ich denke, es könnte euch gefallen 😊

„Und was heißt das jetzt genau?"

John runzelte die Stirn und musterte die Dunkelhaarige im weißen Arztkittel, die auf der anderen Seite des Schreibtisches saß und lächelnd die Brille auf ihrer Nase nach oben schob. Sie war durchaus sympathisch, doch diese Geste würde ihn noch wahnsinnig machen. Wie hielt Cassie das nur jedes Mal aus, ohne ihr einfach die Brille vom Gesicht zu reißen?

Seine Freundin saß mit übereinander geschlagenen Beinen neben ihm und hielt seine Hand. Auch sie war angespannt, schließlich hatte ihre Frauenärztin den beiden gerade nach einer weiteren Untersuchung des Unterleibs einen ziemlich langen Monolog gehalten.

„Dass ich der Überzeugung bin, dass wir zunächst auf eine Operation verzichten können. Der rechte Eileiter scheint nicht vollständig blockiert zu sein, also besteht die Möglichkeit, durch die Einnahme von Fruchtbarkeitsmedikamenten folikelstimulierende Hormone freizusetzen. Das wird die Wahrscheinlichkeit für einen Eisprung und damit einer Schwangerschaft erhöhen, weil damit auch die Benutzung des offenen Eileiters erhöht wird."

„Also brauche ich doch keine Operation?", fragte Cassie hoffnungsvoll. Ihre Wangen waren vor Aufregung leicht gerötet.

„Ich würde es jedenfalls zunächst auf diesem Wege probieren wollen", lächelte die Dunkelhaarige.

„Und was, wenn das nicht klappt?", fragte er.

„Dann könnten wir im Rahmen einer Bauchspiegelung das überschüssige Gewebe entfernen. Bei der Operation kommt es gewöhnlich nicht zu Komplikationen, doch zunächst würde ich einen operativen Eingriff gerne vermeiden. Erst, wenn nach sechs Monaten immer noch nichts passiert ist, würde ich wieder über eine Operation nachdenken."

„Gibt es denn Risiken bei der Einnahme dieser Medikamente?", fragte Cassie.

„Das am weitesten verbreitete Risiko ist eine Mehrfachschwangerschaft", lächelte die Ärztin.

„Also Mehrlinge", sagte er trocken.

„Hoffentlich werden die nicht alle so wie du", grinste Cassie, als sie etwas später am Auto standen.

„Was soll das denn heißen?", lachte John empört.

„Das weißt du ganz genau", lächelte sie.

„Zwillinge oder Drillinge wären schon krass", stellte er fest. Sie fuhr zu ihm herum.

„Ich bin so winzig, ich frage mich, wie ich die mit mir herumtragen sollte", kommentierte sie nachdenklich. Er zog sie zu sich heran und schenkte ihr ein Lächeln. Sie erwiderte es. Die Erleichterung darüber, dass zunächst keine Operation notwendig war, stand ihr ins Gesicht geschrieben. Auch er konnte nicht in Worte fassen, wie gut er sich nach diesem Termin fühlte.

„Darüber machen wir uns Gedanken, falls es wirklich Drillinge werden", sagte er und drückte ihr einen Kuss auf.

„Wehe, du verlässt mich dann, weil du kalte Füße bekommst", stellte sie klar.

„Auf keinen Fall", versprach er, bevor er ihr einen Kuss aufdrückte. „Und vielleicht wird es ja auch nur eins."

„Soll ich dich auf dem Weg bei 187ink vorbeifahren?"

Sie hatten ausgemacht, dass der heutige Abend ihnen gehörte und Cassie freute sich sehr darüber. Doch davor wollten sie beide ein paar Dinge erledigen.

„Du kannst auch eben dort warten, ich bleibe nicht lange", schlug er vor, küsste sie nochmal und löste sich schließlich von ihr, um in den Wagen zu steigen.

„Ich fahre in der Zwischenzeit kurz in der Tanzschule vorbei, ich muss ein paar Unterlagen holen", sagte sie, als sie ebenfalls eingestiegen war und den Motor startete.

„Hast du eigentlich was von Willow gehört?", fragte er, als sie den Blinker setzte und aus der Parklücke fuhr.

„Wir haben kurz miteinander geschrieben, aber sie hat nicht gefragt, wie das Treffen gelaufen ist", antwortete sie und fuhr sich durch die Haare.

„Vielleicht ändert sich das ja noch", sprach er ihr gut zu.

„Ich kann sie nicht dazu zwingen", erwiderte sie.

„Erstmal musst du dich entscheiden, was du mit der Situation machen willst", sagte er. „Danach sehen wir weiter."

„Ob ich ihn treffen will, meinst du?", hakte sie nach.

„Ja."

„Vielleicht hat er wirklich eine Chance verdient."

Als sie ihn eine halbe Stunde später vor dem Tattoo-Studio absetzte, kreisten ihre Gedanken nach wie vor um ein mögliches Treffen mit ihrem Vater. Sie hatte sich jetzt einige Tage Zeit genommen, darüber nachzudenken, und war zu dem Entschluss gekommen, es wenigstens zu versuchen. Je nachdem, wie die Verabredung verlief, konnte sie sich überlegen, wie sie Willow dafür begeistern konnte. Auf dem Weg zur Tanzschule stellte sie sich alle möglichen Szenarien für das Treffen mit ihrem Vater vor und spielte verschiedene Situationen in ihrem Kopf durch; was er sagen und was sie erwidern könnte.

Sie klickte sich über die Freisprecheinrichtung zu Martens Nummer. Seit ihrem offenen Gespräch mit John hatte sie nicht mehr mit ihm darüber geredet, doch zu wissen, dass er offenbar ein Problem mit ihrer Freundschaft zu seinem Cousin entwickelte, bedrückte sie. Sie wollte nicht, dass John sich deshalb grundlos schlechte Gedanken machte. Ob sie ihm deutlich gemacht hatte, dass er nichts befürchten musste? Es dauerte eine ganze Weile, bis Marten den Anruf entgegennahm.

„Bist du ihn endlich losgeworden?", drang seine amüsierte Stimme durch den Lautsprecher.

„Das ist nicht lustig. Ich fühle mich richtig schlecht, dass ich die letzten Tage vor ihm geheim gehalten habe, wenn du mir geschrieben hast", sagte sie.

„Ich dachte, das hätten wir hinter uns gelassen", lachte er.

„Es kratzt an seinem Ego, dass du mit mir dort warst", antwortete sie. „Ich will momentan nicht unnötig sticheln, außerdem sollte er sowieso nicht wissen, dass wir immer noch Geheimnisse haben."

„Am Ende wird er sich darüber freuen", sagte er überzeugt. „Du wirst sehen – er wird es uns sofort verzeihen, wenn er realisiert, was wir uns alles haben einfallen lassen."

Sie seufzte frustriert.

„Was ist?", wollte er wissen.

„Echt schade, dass jetzt dieses hässliche Wohngebäude genau dort steht, wo früher das The Bottom war. Ich hätte die ganze Reise wirklich gern da beendet, wo alles angefangen hat", sagte sie.

„Wenn es danach geht, gibt es genug symbolische Orte, die ihm etwas bedeuten. Und ich finde, wir haben wirklich das Beste rausgeholt", erwiderte er.

Sie lächelte.

„Das haben wir wirklich", pflichtete sie ihm bei. „Ich bin so gespannt."

„Ich auch", sagte er.

„Hast du schon mit Nika gesprochen?", fragte sie.

„Ja, sie hat sich die Tage im Kalender geblockt. Sie kommt auf jeden Fall mit."

„Cool. Und die Jungs wissen auch alle Bescheid?"

„Ja, sie sind alle am Start. Ich habe das geregelt. Hast du dir schon ein Ablenkungsmanöver überlegt?", fragte er.

„Ich arbeite daran. Bei uns ändert sich täglich irgendetwas, also glaube ich, ich werde mich einfach aktuellen Gegebenheiten anpassen", antwortete sie.

„Und seine Klamotten?"

„Ich werde unter irgendeinem Vorwand mit ihm essen fahren oder so. Dann hast du genug Zeit, unbemerkt ein paar Sachen zu holen. Er hat so viele, dass ihm das vermutlich sowieso nicht auffallen wird", sagte sie.

„Okay, die letzten Details klären wir einfach in der Woche davor. Wenn dir sonst noch irgendetwas einfällt, sag Bescheid", entgegnete er.

„Mache ich. Bestell deiner Freundin schöne Grüße."

„Mal schauen. Wenn sie nett ist, wenn ich nach Hause komme."

Sie verdrehte die Augen.

„Habt ihr euch schon wieder gestritten?", fragte sie.

„Nicht direkt. Bin abgehauen, bevor es ernst werden konnte. Sie hat mir Pöbel-Texte geschrieben, aber alle eher harmlos", erzählte er.

„Was heißt harmlos?", fragte sie grinsend.

„Dass sie meine Lieblingsboxershorts verbrennt, ich eine geistige Null bin und sie Trixi meine Nummer gibt", lachte er.

„Trixi?", wiederholte sie stirnrunzelnd. „Diese Transe aus der Klimperkiste?"

„Genau die", gab er amüsiert zurück.

Sie schmunzelte.

„Vielleicht gehst du mal wieder mit Nika zum Brunch oder sowas, um sie zu besänftigen."

„Mach dir keine Sorgen. Das ist nichts, was ich nicht regeln kann", kommentierte er großspurig.

„Natürlich", lachte sie.

„Ich wusste, dass du das eines Tages gegen mich verwenden wirst, aber ich dachte nicht, dass es so schnell geht."

Ein paar Stunden später kuschelte Cassie sich in Johns Arm. Er hatte die Füße auf den Wohnzimmertisch gelegt und kramte in der Chipstüte auf seinem Schoß. Sie freute sich über die Zeit zu zweit.

„Du Egoist. Gib mir auch mal welche", forderte sie und versuchte, seine Hand aus der Chipstüte zu ziehen. Großzügig gab er ihr eine Handvoll. „Das reicht. Sonst wirst du zu fett."

„Du Spast", murmelte sie augenrollend und kniff ihm in den Bauch. Er lachte und schob sich noch ein paar Chips in den Mund.

„Selber Spast", erwiderte er kauend.

Sie lächelte, denn sie hatte es vermisst, mit ihm herumzualbern.

„Endlich, Digga", kommentierte er die Szene des Films, in der gerade einer der männlichen Hauptdarsteller brutal vom Mörder zerhackt wurde. „Hat richtig genervt, der Hurensohn."

„Isso", pflichtete sie ihm bei und aß ein paar Chips, bevor sie versuchte, sich noch welche aus der Tüte zu nehmen.

„Mann, hol dir deine eigene Tüte, Shorty", pöbelte er schmunzelnd und stieß ihre Hand weg.

„Wenn schon, dann holst du dir eine neue Tüte, schließlich habe ich die gekauft", konterte sie, bevor sie ihm die Tüte gewaltsam aus den Fingern riss.

„Ey!", lachte er. „Was deins ist, ist auch meins."

Sie zog eine Augenbraue hoch.

„Ach, auf einmal, oder was? Eben noch wolltest du mir nicht mal was abgeben, weil du Angst hattest, zu kurz zu kommen", erwiderte sie und kramte eine weitere Hand voll Chips aus der Tüte.

„Mann, hör auf, so rumzuknistern. Ich hör gar nichts mehr vom Film", meckerte er. Sie verdrehte die Augen.

„Du siehst doch, dass der den abschlachtet", sagte sie gleichgültig.

„Aber ich höre nicht, wie der schreit", seufzte er übertrieben theatralisch.

„Boa, hier", gab sie genervt zurück und hielt ihm die Chipstüte hin. „Zufrieden?"

Er lächelte, dann nahm er sich die Tüte zurück.

„Das hat mir gefehlt", murmelte er an ihrem Ohr.

„Was? Dass wir uns gegenseitig vollquatschen, obwohl wir einen Film schauen wollten?", grinste sie.

„Auch", sagte er. „Aber eigentlich meinte ich, mit dir auf der Couch rumzualbern."

Sie lächelte.

„Mir hat das auch gefehlt", offenbarte sie ihm.

„Lass das wieder öfter machen", schlug er vor.

„Nur, wenn du zwischendurch auch mal den Mund hältst", lachte sie.

Du verwickelst mich doch ununterbrochen in ein Gespräch", protestierte er. Sie schüttelte energisch den Kopf.

„Überhaupt nicht wahr. Ich wollte einfach nur ein paar Chips abhaben", korrigierte sie.

„Du redest immer noch", grinste er überlegen.

Sie schnaubte verächtlich und kniff ihm in den Oberschenkel.

„Hör schon auf, mich zu kitzeln", grinste er.

„Ach, halt's Maul", knurrte sie, nahm ein paar Chips aus der Tüte und schob sie sich in den Mund. Anschließend führte er ungerührt ihre Hand an seinen Schritt. „Pack mal lieber da an, wenn du dich abreagieren willst."

Sie schüttelte lachend den Kopf.

„Unglaublich. Lass mich endlich den Film gucken", forderte sie.

„Wie du meinst. Aber komm später nicht an, wenn wir zusammen im Bett liegen", erwiderte er.

„Keine Sorge", murmelte sie.

„Ich liebe dich, Löckchen."

Sie drehte ihm ihren Kopf zu und schenkte ihm ein Lächeln.

„Ich dich auch."

Sie genoss das Kribbeln auf ihren Lippen, als er ihr einen Kuss aufdrückte.

„Also, übermorgen Treffen mit deinem Dad?", hakte er nach.

„Ja, übermorgen Abend", antwortete sie, bevor sie wieder auf den Fernseher schaute. Die blonde Protagonistin war gerade hingefallen und versuchte, dem Mörder durch rückwärts krabbeln zu entkommen. „Was ist falsch mit ihr? Hat sie einen Todeswunsch? Warum steht sie nicht wieder auf?!"

Er lachte.

„Siehst du. Deshalb gucke ich so gerne Filme mit dir."

„Ich weiß", grinste sie. „Machen wir wirklich viel zu selten."

„Filme gucken?", fragte er.

„Und rumalbern", lächelte sie, bevor sie ernst wurde und ihre Hand wieder auf seinen Bauch schob.

„Was ist?", fragte er und sah aufmerksam in ihre Augen.

„Was hältst du davon, wenn wir uns rund um Weihnachten eine kleine Auszeit nehmen? Wir könnten uns einen schönen Tag zu zweit machen", schlug sie vor und schenkte ihm einen verführerischen Augenaufschlag, in der Hoffnung, dass er direkt beim ersten Versuch anbeißen würde.

„Du bist süß, aber wir müssen nichts Besonderes machen", stellte er klar.

„Müssen nicht, aber wenn wir uns beide die Zeit nehmen können, wäre das doch schön, oder? Ich meine, wir haben gerade erst wieder darüber gesprochen, dass wir uns auf unsere Beziehung konzentrieren wollen und die kommt nun mal wirklich immer zu kurz."

Er legte nachdenklich die Stirn in Falten.

„An was hast du gedacht?"

So, also ich finde, diese ganze Harmonie haben sie sich auch wirklich verdient, wa? Hat es euch gefallen? Und was glaubt ihr, hat Cassie da mit Marten geplant? Also ich hoffe ja, dass ihr den beiden die Geheimnisse vom Anfang der Geschichte jetzt verzeihen könnt.

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