3 | 24 | Aussprache

Zeit für das Update, meine Lieben :) Viel Spaß damit.

John verschränkte seine Arme vor der Brust, als Cassie die Tür hinter Andre ins Schloss drückte. Er hatte es in seinem Beisein nicht heraushängen lassen, aber er tobte innerlich vor Wut. Zu hören, dass sie in seiner Abwesenheit mit Marten zu diesem Treffen gegangen war, hatte die durch seine Träume getriggerte Eifersucht wiederaufleben lassen. Als er wutschnaubend den Kopf schüttelte, fuhr sie überrascht zu ihm herum. Er musterte sie kühl.

„Marten und du, ihr führt also eine offene Beziehung", stellte er fest.

„Lässt du es mich erklären?", fragte sie.

„Ich höre", knurrte er ungeduldig und reckte ihr überlegen das Kinn entgegen.

„Marten kam überraschend dazu, als ich gerade dabei war, zu gehen", erzählte sie. „Andre hat versucht, mich aufzuhalten, also hat er ihn aufgefordert, seine Freundin in Ruhe zu lassen; vermutlich, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen."

„Aha. Er kam einfach so überraschend vorbei. Ganz zufällig", kommentierte er bissig.

„Wir haben vorher telefoniert", gab sie zu.

„Du hast dich also bei ihm ausgeheult", schlussfolgerte er genervt.

„Glaubst du wirklich, dass ich ihn anrufen würde, um über dich herzuziehen?", fragte sie enttäuscht.

„Weiß nicht", entgegnete er kalt. „Würdest du? Ihr versteht euch ziemlich gut in letzter Zeit; so gut, dass du ihm sogar vor mir erzählt hast, warum du nicht schwanger werden kannst."

Sie schüttelte seufzend den Kopf, bevor sie sich an ihm vorbeidrückte und die Treppe nach oben ging.

„Wo willst du hin?", fragte er, ging ihr jedoch nach, als sie nicht stehenblieb. Auf der Empore holte er sie ein. „Ich rede mit dir, man."

Sie fuhr wutentbrannt zu ihm herum.

„Ich aber nicht mit dir, man", konterte sie bissig, bevor sie im Schlafzimmer verschwand. Er schnaubte wütend.

„Ich hasse es, wenn du so rumzickst", murmelte er, folgte ihr aber trotzdem.

„Ich zicke rum?!", fragte sie fassungslos. „Du weißt genau, dass ich einfach ein paar Tage gebraucht habe, um das für mich selbst zu akzeptieren. Wie kannst du es wagen, mir das jetzt vorzuwerfen, obwohl wir das längst geklärt haben?"

„Weil es immer wieder auf dasselbe hinausläuft", konterte er. „Du vertraust Marten Dinge an, die für mich bestimmt sind. Deinen Freund."

„Ich habe ja gesehen, was du machst, wenn ich dir etwas anvertraue", erwiderte sie anklagend.

„Ja? Was denn?", fragte er provokant und machte ein paar Schritte auf sie zu. Jetzt war sie es, die die Arme vor der Brust verschränkte.

„Nichts", antwortete sie. „Du machst nichts."

„War ich nicht für dich da und habe dir gesagt, dass wir alles zusammen hinkriegen, als du mir gesagt hast, dass es deine Schuld ist, dass du bisher noch nicht schwanger geworden bist?", fuhr er sie an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sofort bereute er, sich falsch ausgedrückt zu haben. Er hatte lediglich betonen wollen, wie mitfühlend er reagiert hatte, als er erfahren hatte, warum die Versuche bisher erfolglos geblieben waren.

„Wow. Meine Schuld, ja?", wiederholte sie tonlos.

„So habe ich das nicht gemeint, ich-", versuchte er, sich zu erklären.

„Was zur Hölle ist momentan los mit dir, John?", unterbrach sie ihn bestürzt. „Wieso behandelst du mich wie ein Stück Dreck?"

Er verspürte einen schmerzvollen Stich in seinem Herzen.

„Das tue ich doch gar nicht", protestierte er. Er wollte nicht wahrhaben, dass auch nur die geringste Möglichkeit bestand, dass er tatsächlich schlecht mit ihr umging.

„Nur, weil du das glaubst, heißt das noch lang nicht, dass es nicht so ist", entgegnete sie und wischte sich eine Träne von der Wange. Ihre sensible Reaktion machte ihn wütend; wütend auf sie, doch auch auf sich selbst. Er wusste, dass er sich in der letzten Zeit oft nicht besonders einfühlsam gegeben hatte, doch er hatte seine Gründe dafür. Er wusste, dass genau jetzt er Zeitpunkt gekommen war, offen mit ihr darüber zu reden.

„Ich weiß, dass ich manchmal ziemlich abgeklärt reagiert habe, aber ich habe das nicht so gemeint, wie du es aufgefasst hast", erklärte er. Sie hob eine Augenbraue.

„Wie hast du es dann gemeint? Ich kann der Tatsache, dass mein eigener Freund meine Trauer um eine ehemalige Freundin nicht ernstnimmt, oder ein Versprechen bricht, das mir wirklich viel bedeutet hat, nichts Positives abgewinnen. Waren wir uns nach der Sache mit Rome nicht einig, uns auf die wichtigen Dinge des Lebens zu konzentrieren und andere Schwerpunkte zu setzen? Du machst aber das komplette Gegenteil", warf sie ihm vor.

„Nein, Baby, ich mache genau das. Du siehst es nur nicht", gab er zurück. Seine Stimme hatte an Schärfe verloren.

„Stimmt", konterte sie. „Ich sehe es nicht."

„Weil du nicht genau hinsiehst. Ich gehe das nur von der anderen Seite an."

„Aha", machte sie unbeeindruckt.

„Ich versuche, alles Negative von uns fernzuhalten; sowohl von dir als auch von mir. Alle schlechten Gefühle und Gedanken, die uns ausbremsen oder uns wieder in die falsche Richtung lenken könnten. Du hast Recht. Ich wollte vermeiden, dass du zu sehr um Paola trauerst – einfach, weil sie das nicht verdient hat und ich gesehen habe, dass du kurz davor warst, dich darin zu verlieren", gab er zu.

„Und selbst wenn ich mich darin verloren hätte, wäre das meine Art, mit einem Verlust umzugehen", protestierte sie.

„Aber die ganze negative Energie hätte dich schwach gemacht. Das wollte ich nicht; nicht jetzt, wo du schon körperlich angeschlagen bist. Du brauchst diese Kraft jetzt für dich und deinen Körper. Was glaubst du, wieso ich versucht habe, dir die viele Arbeit auszureden? Meinst du etwa, ich gönne dir den beruflichen Erfolg oder das Geld nicht? Im Gegenteil; aber wenn du schon nicht auf dich achtest, dann will ich es wenigstens versuchen. Schließlich hat dich das ziemlich runtergezogen, dass du noch immer nicht schwanger geworden bist. Ich mache das nur, um auf dich aufzupassen, man."

Sie schaute ihn einfach nur schweigend an, sagte kein Wort. Sie schluckte, blinzelte, doch die Tränen in ihren Augen waren noch nicht verschwunden.

„Dasselbe gilt für die Sache mit deinem Dad", fuhr er fort. „Ich habe einfach versucht, diese negative Energie nicht an mich heranzulassen; einfach, weil es reicht, wenn du dich davon runterziehen lässt. Irgendjemand muss dich schließlich wieder aufbauen, wenn du am Boden bist."

Sie machte einen Schritt auf ihn zu und überbrückte so die letzte zwischen ihnen liegende Distanz.

„Das ist süß", räumte sie sichtlich berührt ein. „Aber das hättest du mir sagen sollen. Ich habe mich immer gefragt, was zur Hölle mit dir los ist."

„Ich weiß. War dumm von mir", gestand er.

„Sehr. Außerdem hätte es nicht wehgetan, mich einfach mal in den Arm zu nehmen, als es mir wegen Paola schlecht ging, und es hätte mich weitaus weniger runtergezogen, wenn du mich einfach zu der Verabredung begleitet hättest", gab sie zurück.

„Hättest du zugestimmt, das Treffen zu verschieben, hätte ich das auch gemacht", versicherte er.

„Hättest du nicht", konterte sie. „Du hattest keine Lust. Hast du sehr deutlich gesagt."

„Das war scheiße von mir. Du hattest Recht. Es ging nicht um Bock, sondern darum, für dich da zu sein. Um Loyalität. Tut mir leid."

Der Überraschung in ihrem Blick nach zu urteilen hatte sie nicht mit einer aufrichtigen Entschuldigung seinerseits gerechnet.

„Sollte es auch. Vor allem kannst du nicht einfach so verschwinden und mich mit der Situation allein lassen, und dich dann ärgern, dass mich jemand anders begleitet hat", erwiderte sie.

„Musste es ausgerechnet Marten sein? Du hast immerhin genügend Freundinnen."

„Stimmt, aber keine, die Zeit gehabt hätte. Alessa ist in Brasilien, Malia musste zu einem Workshop und Willow hat klar gesagt, dass sie nicht mitkommt. Alle anderen stehen mir nicht nah genug, als dass ich sie darum bitten würde. Außerdem habe ich ihn nicht darum gebeten", erzählte sie.

„Sondern?", hakte er mürrisch nach.

„Er hat mich angerufen. Wir haben telefoniert. Währenddessen habe ich ihm von meinem anstehenden Treffen erzählt. Er wusste also, wann wir uns wo treffen wollten, und ist einfach so vorbeigekommen, um mich zu unterstützen. Dass er sich als mein Freund ausgegeben hat, hat sich aus der Situation heraus ergeben und war weder von ihm noch von mir beabsichtigt."

John spürte, wie sich sein Puls langsam wieder normalisierte.

„Und er kam, als du gerade dabei warst, zu gehen?", hakte er nach.

„Ja. Ich habe das nicht länger ausgehalten", antwortete sie. Seine Wut verrauchte nach und nach.

„Warum nicht?", fragte er interessiert.

„Weil mein Vater mir nach all den Jahren aus dem Nichts meinen Bruder vorgestellt hat; so, als sei das vollkommen natürlich bei unserer nicht vorhandenen Beziehung zueinander", erklärte sie.

„Also bist du abgehauen", sagte er.

„Als Andre versucht hat, mich zum Bleiben zu überreden, stand Marten plötzlich da. Es war gut, dass er dort war, denn ich war echt überfordert mit der Situation", offenbarte sie ihm.

„Und dann?", wollte John wissen.

„Hat Andre mich gehen lassen", sagte sie. „Heute stand er dann überraschend vor unserer Tür, um nochmal mit mir zu reden."

„Du hättest ihn nicht reinlassen müssen", entgegnete er.

„Ich weiß, aber er war wirklich überzeugend und irgendwie wollte ich auch mehr über ihn wissen."

„Weißt du, wie viel Glück er hatte, dass ich nicht blind auf ihn eingeschlagen habe? Ich habe ihn im ersten Moment für Rome gehalten und Rot gesehen."

„Ich weiß", sagte sie leise und nahm seine Hand. Er atmete tief durch, bevor er sich aufs Bett setzte und sie auf seinen Schoß zog. Dann schlang er versöhnlich seine Arme um sie. Zu seiner Erleichterung ließ sie es geschehen.

„Offene Beziehung", wiederholte er mürrisch Andres Vermutung. Sie schmunzelte.

„Er dachte eben, Marten wäre mein Freund. Wahrscheinlich hat er geglaubt, du bist meine Affäre", grinste sie.

„Das ist nicht witzig, Locke", knurrte er. Sie verschränkte ihre Finger um seinen Hals.

„Tut mir leid", sagte sie.

Er beugte sich zu ihr und drückte ihr einen erlösenden Kuss auf die Lippen, der ihn all seine aufgestaute Wut für einen Moment vergessen ließ.

„Wir treffen uns mit deinem Dad, okay?"

Sie runzelte die Stirn.

„Es bringt nichts, dich zu zwingen, wenn du keine Lust hast. So was endet mit dir nie gut", sagte sie nachdenklich.

„Doch. Wir ziehen das durch. Ich will ihn schließlich auch kennenlernen. Genau wie deinen Bruder. Wahrscheinlich hat er nicht gerade einen guten Eindruck von mir."

„Also kommst du diesmal wirklich mit?", fragte sie. Er nickte.

„Ja. Keinen Bock, dass Marten sich nochmal opfern muss."

Sie schmunzelte.

„Was?", knurrte er.

„Du bist tatsächlich eifersüchtig auf ihn", stellte sie fest.

„Ja", nuschelte er. Sie wurde ernst.

„Aber warum?"

„Ich weiß, dass es Quatsch ist", räumte er ein. „Aber das ist einfach so in mir drin; vor allem, seit ich diese Träume habe. Vielleicht habe ich die aber auch nur, weil ich so eifersüchtig bin."

Es fühlte sich erlösend an, endlich darüber zu reden. Sie runzelte die Stirn.

„Was für Träume?"

Er atmete tief durch.

„Manchmal, da..."

Er spürte, dass die eben noch kontrollierte Unruhe erneut in ihm hochkochte, also ließ er kurz seinen Blick schweifen, um sich zu sammeln und sie nicht erneut ausbrechen zu lassen.

„Ich träume davon, dass ihr Sex miteinander habt."

Es fiel ihm schwer, es auszusprechen, doch es war wie eine Befreiung.

„Was?", platzte es ungläubig aus Cassie heraus.

„Ich weiß auch nicht, warum das so ist. Es hat einfach irgendwann angefangen."

„Wir würden das niemals machen", versicherte sie ihm.

„Ich weiß", sagte er.

„Niemals", wiederholte sie und strich liebevoll durch sein Haar. Er seufzte schwer.

„Küss mich mal, Löckchen."

Er beugte sich ihr so weit entgegen, dass seine Nase ihre berührte. Seine Finger spielten mit ihrem Haar, während er sich in ihren Augen verlor. Sie lächelte und legte ihre Hand an sein Gesicht. Ihre Berührung hinterließ ein Kribbeln auf seiner Haut, während sich diese vertraute Wärme von seinem Bauch aus in seinem gesamten Körper ausbreitete.

Als sie seine Lippen endlich mit einem rettenden Kuss verschloss, schob er seine Hände in ihre Locken, zog sie enger zu sich. Eine ganze Weile lang regte er sich nicht, genoss nur die lang ersehnte Berührung ihrer Lippen, bevor er schließlich ihren Kuss erwiderte. Sein Herzschlag beschleunigte sich, als sie ihn gewähren ließ, ihren Mund öffnete und ihm Einlass gewährte. Er ließ zu, dass sie die Intensität des Kusses bestimmte, erwiderte ihn zurückhaltend statt fordernd, und hielt sie dabei fest in seinem Arm.

Eine ganze Weile gelang es ihm, sich zu beherrschen und ihr die Kontrolle zu überlassen, bis seine Küsse schließlich fordernder wurden. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, all den Kopfstress rund um ihre Beziehung für einen Moment auszublenden, die Augen zu schließen und sich einfach fallenzulassen. 

Ja, ich hab es nicht getan, sie haben sich nicht übel zerstritten. Ein bisschen Harmonie tut ja auch mal gut, oder? Wie hat euch die Aussprache gefallen? Und könnt ihr seine Motive jetzt ein bisschen besser verstehen oder seid ihr immer noch sauer, dass er sich manchmal wie ein Arsch verhalten hat? 

Ich habe übrigens ein neues Buch veröffentlicht, in dem ich immer mal wieder Ausschnitte oder ganze Kapitel von den Geschichten hochlade, an denen ich gerade arbeite. So könnt ihr euch über was zu Lesen freuen und ich mich über eure Rückmeldungen, denn wenn ich ehrlich bin, kann ich es kaum erwarten, die ganzen Sachen endlich zu veröffentlichen und eure Reaktionen zu lesen. Aber jetzt sind erst mal Cassie und John dran und anschließend Nika und Marten... Damit ich das irgendwie überstehe, lade ich da hin und wieder einfach mal was hoch und freue mich natürlich, wenn ihr das kommentiert :D

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