3 | 20 | Auf sich allein gestellt

Es ist übertrieben lang geworden, also eigentlich sind es 2 Kapitel. Ich hoffe, sie gefallen euch

Cassie strich sich schwer seufzend die Locken nach hinten, während sie sich das Handy ans Ohr presste. Es klingelte bereits eine ganze Weile. Ihr Blick schweifte aus dem Küchenfenster in die Dunkelheit hinaus. Sie wollte den Anruf gerade beenden, als sie schließlich doch noch ihre Stimme hörte.

„Hey", flötete Malia gut gelaunt ins Telefon.

„Hey", begrüßte Cassie ihre Freundin niedergeschlagen.

„Oh", sagte Malia unmittelbar, als sie ihre frustrierte Stimme hörte. „Was ist passiert?"

„John ist manchmal einfach ätzend", fiel Cassie mit der Tür ins Haus.

„Wieso?", hakte Malia nach.

„Weil wir uns übermorgen mit meinem Vater treffen wollten. Er hat zugesagt, mich zu begleiten, und ist spontan mit Raf für diesen Dreh weggeflogen. Jetzt stehe ich allein da", platzte es enttäuscht aus Cassie heraus.

„Das ist wirklich scheiße. Ich bin auch ein wenig angefressen, weil wir uns nach meinem Workshop sehen wollten. Ich habe extra einen Flug nach Berlin statt nach Hamburg gebucht und dann hat er mir kurzfristig abgesagt."

Cassie schüttelte den Kopf.

„Und vermutlich erwartet er wie John von dir, dass du Verständnis für ihn aufbringst", entgegnete sie bissig.

„Richtig. Er sagte, es wäre nicht möglich gewesen, den Dreh anders zu organisieren", antwortete Malia.

Cassie seufzte.

„Mir geht es nicht einmal um den Dreh. Das Traurige ist, dass er mir ins Gesicht gesagt hat, dass er sowieso keine Lust gehabt hätte, mitzukommen", erzählte Cassie.

„Oha!", machte Malia. „Hat er nicht."

„Doch", sagte Cassie. „Außerdem weiß er sowieso nicht, was er da soll. Und vielleicht würde mein Vater das Treffen wieder absagen und er hätte dann umsonst den Dreh verschoben."

Malia stieß ein verächtliches Pfeifen aus.

„Arschloch."

„Habe ich auch gesagt", kommentierte Cassie. „Er hat nicht einmal verstanden, weshalb ich so sauer bin. Für ihn bin ich jetzt die anstrengende Zicke. Er begreift nicht, wieso es mir so wichtig war."

„Tut mir leid", sagte Malia. „Vielleicht sind Männer da einfach anders gestrickt. Er an deiner Stelle hätte vermutlich kein Problem damit, sich allein mit seinem Vater zu treffen, aber ich kann verstehen, wieso dir das so wichtig ist."

„Es geht da einfach um den Rückhalt, den dir eure Beziehung geben sollte. Ich habe mich blind auf ihn verlassen, weil ich ihm bedingungslos vertraut habe. Bisher war das zwischen uns nie ein Problem, aber er hat sich in den letzten Monaten wirklich verändert und ich verstehe nicht, woher das kommt", seufzte Cassie.

„Naja, er wäre beinah gestorben. Möglicherweise hat das seine Sichtweise auf die Dinge verändert", erwiderte Malia nachdenklich.

„Natürlich hat es das; für uns beide", räumte Cassie ein. „Aber eigentlich waren wir uns einig, gerade deshalb den Fokus auf unsere Beziehung zu legen, weil es das ist, was für uns wirklich zählt. Paolas Tod hat mir das nochmal vor Augen geführt. Das Leben ist zu kurz, um nur nach beruflichem Erfolg zu streben. Ich weiß nicht, was in der letzten Zeit mit ihm los ist, aber er verhält sich oft sehr unsensibel. Selbst Marten verhält sich verständnisvoller als er."

„Hast du gar nicht erzählt", sagte Malia.

„Weil ich dachte, es wäre vielleicht nur irgendeine Phase. Aber möglicherweise habe ich mich geirrt. Als Paola gestorben ist, hatte John kein Verständnis für meine Trauer und jetzt findet er, dass ich in meiner Reaktion übertreibe. Er macht sich nicht mehr die Mühe, sich in mich hineinzuversetzen", erzählte Cassie kopfschüttelnd.

„Dann solltest du ihm das dringend sagen, bevor ihr euch deshalb voneinander entfernt", riet Malia.

„Vermutlich hast du Recht", räumte Cassie ein. „Aber jetzt muss ich erstmal das Treffen mit meinem Vater hinter mich bringen."

„Wann bist du denn mit ihm verabredet?", fragte Malia.

„Übermorgen Nachmittag", antwortete Cassie.

„Und jetzt wolltest du mich fragen, ob ich dich begleiten kann", schlussfolgerte ihre Freundin.

„Genau", erwiderte Cassie und kaute auf ihrer Unterlippe herum.

„Würde ich sehr gern, aber leider habe ich einen weiteren Workshop in Köln. Ich komme also erst am Wochenende zurück", sagte Malia. Cassies Herz sank.

„Okay, verstehe", erwiderte sie traurig. „Kann man nichts machen."

„Und wenn du es einfach verschiebst?", schlug Malia vor.

„Darüber habe ich tatsächlich inzwischen auch schon nachgedacht, aber mein Vater wohnt nicht in Hamburg und hat die Reise bereits gebucht. Außerdem ist dieses Treffen durch die ganzen Diskussionen mit Willow und John im Vorfeld mittlerweile so negativ behaftet, dass ich es nur noch hinter mich bringen will", gestand Cassie.

„Kann ich verstehen. Leider kann ich aber wirklich nicht mitkommen", sagte Malia.

Cassie seufzte leise.

„So, wie es aussieht, muss ich mich wohl mit dem Gedanken anfreunden, dass ich das tatsächlich allein durchziehen muss", erwiderte sie.

„Ich weiß, es klingt scheiße, aber versuch, das Ganze positiv zu sehen. Das ist eine der Situationen im Leben, an denen man wächst", probierte Malia, etwas Gutes aus den Umständen zu ziehen. Cassie lächelte.

„Vermutlich hast du Recht", erwiderte sie, auch, wenn sich der Gedanke, allein zu diesem Treffen zu gehen, befremdlich anfühlte.

Als sie das Telefonat beendet hatte, legte sie das Handy zur Seite und ließ ihren Blick aus dem Fenster in die Dunkelheit hinaus schweifen. Noch immer hatte sie nichts von John gehört. Sie schüttelte traurig den Kopf, als sie erneut an ihre vergangene Auseinandersetzung denken musste. Dass er sich jetzt nicht einmal meldete, fand sie völlig daneben. Selbst, wenn er durch den Dreh stark eingespannt war, so fand er trotzdem auch die Zeit, Stories auf Instagram zu posten. Das zeigte ihr nur, dass er nach wie vor nicht einsah, etwas falsch gemacht zu haben.

Sie vertrieb die Gedanken an ihn und warf einen Blick auf die Gemüselasagne im Backofen. Bereits beim Anblick des goldbraun überbackenen Käses lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Sie hatte den ganzen Tag im Tanzstudio verbracht und sich nach ein paar Trainingsstunden ein leckeres Abendessen wirklich verdient. Sie legte die Ofenhandschuhe bereit, holte das Besteck aus der Schublade und stellte ein Glas auf den Tisch. Sie hatte gerade die Lasagne aus dem Ofen geholt, als ihr Handy auf dem Küchentresen zu klingeln begann. In der Hoffnung, John würde sich endlich von seinem schlechten Gewissen geläutert bei ihr melden, warf sie einen Blick auf das Display. Ihr Herz sank, als ihr statt seinem der Name seines Cousins entgegenblinkte. Dennoch zog sie die Handschuhe aus, griff nach dem Handy und nahm den Anruf entgegen.

„Hey", begrüßte sie ihn bemüht fröhlich.

„Hey Sunshine. Wie geht's dir?", fragte Marten gut gelaunt und zauberte ihr automatisch ein Lächeln auf die Lippen.

„Alles okay", log sie. „Und dir?"

„Alles in Ordnung", antwortete er.

„Auch zwischen Nika und dir?", hakte sie nach. Er seufzte.

„Sie ist einfach manchmal anstrengend."

„Und du ein Idiot", konterte sie. „Ich meine, du kannst doch nicht deiner Verlobten erzählen, dass du eine schwangere Frau zum Arzt begleitet hast und sie der Rest nichts angeht."

„Ich habe ihr das überhaupt nur gesagt, weil sie nicht aufgehört hat, nachzubohren", kommentierte Marten. „Normalerweise hätte ich das für mich behalten."

„Warum fährst du überhaupt mit irgendeiner anderen zum Arzt?"

Er atmete tief durch.

„Fängst du jetzt auch noch damit an?", fragte er genervt.

„Vielleicht", entgegnete sie. „Irgendjemand muss dir schließlich sagen, dass das scheiße ist."

„Manchmal wünschte ich, du würdest dich nicht so gut mit Nika verstehen", knurrte er. Sie lachte.

„Ich erinnere mich an Tage, an denen du mich gebeten hast, mich um sie zu kümmern."

„Aber ihr versteht euch mittlerweile zu gut", konterte er. „Du bist meine Freundin, nicht ihre."

Sie verdrehte grinsend die Augen.

„Du wirst kleinlich, von Frieling."

„Ich weiß, wie das aussieht, wenn ich mit irgendeinem der Mädchen zum Arzt gehe, aber sie ist ungeplant schwanger geworden und der Typ bedroht sie. Ich bin nur mitgefahren, damit da nichts passiert, falls er dort auftaucht", erzählte er.

„Der Typ ist nicht einfach nur irgendein Typ", schlussfolgerte sie, denn sie wusste, dass Marten sich unter anderen Umständen gar nicht erst darum gekümmert hätte.

„Er ist eine bekannte Kiezgröße und die Sache ist etwas größer, als sie auf den ersten Blick scheint", erklärte Marten.

„Und wieso erzählst du ihr das nicht genau so?", hakte sie nach.

„Weil sie dann erst recht durchdreht; sie würde alles wissen wollen, weil sie sich sonst unnötig Gedanken macht. Aber ich kann sie nicht in irgendetwas mit reinziehen, was am Ende möglicherweise Probleme gibt. Also müssen die paar Infos ihr reichen. Eigentlich wollte Joker sich auch darum kümmern, aber ihm ist was dazwischengekommen", erklärte er.

„Verstehe", sagte sie. Sie wusste, dass er auch ihr keine Details erzählen würde, deshalb probierte sie erst gar nicht, mehr aus ihm herauszubekommen. „Und jetzt?"

„Nichts. Sie weiß, wie es ist, und mehr kann ich ihr einfach nicht sagen", antwortete er.

„Du verlangst ganz schön viel Verständnis von ihr", sprach sie ihre Gedanken offen aus.

„In dem Fall ist das einfach nötig", stellte er klar. „Je weniger sie weiß, desto besser für alle Beteiligten."

„Ich hoffe, sie versteht das", sagte sie.

„Ich habe es ihr erklärt, mehr kann ich nicht machen", erwiderte er. „Ich versuche, es an anderer Stelle auszugleichen."

„Aha", machte sie unbeteiligt, während sie etwas Gemüselasagne auf ihren Teller lud.

„Zwei Abende in der Woche gehören jetzt uns", erzählte er. „Ich gebe mir gerade echt Mühe."

„Na immerhin", grinste sie.

„Und ich habe ihr zugestanden, mich jede zweite Woche sonntags zum Brunch zu schleppen, obwohl ich erst morgens nach Hause komme", fuhr er fort.

„Brunch", wiederholte sie trocken. Er lachte.

„Siehst du - ich gebe mir wirklich Mühe."

„Ruf doch mal John an und erzähl ihm davon. Vielleicht nimmt er sich dann an dir ein Beispiel", kommentierte sie beißend.

„Okay, pass auf, was auch immer zwischen euch vorgefallen ist - klär das mit ihm", sagte er entschieden. „Ich habe keinen Bock, zwischen die Fronten zu geraten."

„Ich hatte gar nicht vor, dich auf meine Seite zu ziehen", erwiderte sie. „Aber manchmal benimmt er sich einfach völlig beschränkt."

„Ich wette, dasselbe sagt er über dich", entgegnete er.

„Und bestimmt hat er damit manchmal auch recht. Aber diesmal ist er das Arschloch."

Er seufzte theatralisch.

„Was hat er gemacht?", gab er sich geschlagen. Sie lächelte, denn sie wusste, dass er sich Johns Seite ebenso anhören würde. Also setzte sie ihn kurz und bündig über ihre Diskussion mit John ins Bild.

„Und jetzt gehst du allein dorthin?", fragte er, als sie ihre Erzählungen abgeschlossen hatte.

„Ja. Je schneller ich das Treffen hinter mich gebracht habe und weiß, wieso er sich auf einmal wieder meldet, desto besser", sagte sie.

„Auf jeden Fall. Wenn du danach reden willst, ruf mich einfach an, okay?"

Sie lächelte. Er machte sich als großer Bruder, der er eigentlich nicht war, wirklich gut.

„Danke", lächelte sie und schnappte sich endlich ihre Gabel, um von der Lasagne zu probieren.

„Ich muss jetzt auflegen. Bin gerade am Laden angekommen", sagte Marten.

„Okay. Danke fürs Zuhören."

„Nicht dafür, Stinki", erwiderte er, bevor sie das Telefonat beendeten. Mit einem Lächeln auf den Lippen legte sie das Handy zur Seite und ließ sich auf einen der hohen Stühle am Tresen fallen. Es tat gut, einen Freund wie Marten zu haben. Einmal mehr war sie froh darüber, wie sich die Dinge zwischen ihnen entwickelt hatten. Auch, wenn es nichts an ihrer Enttäuschung über Johns egoistisches Verhalten änderte, half es ihr, die Dinge aus einer anderen Sichtweise zu betrachten.

Malia hatte Recht. Es würde sie stärker machen, wenn sie das Gespräch allein durchzog. Sie konnte nicht nur daran wachsen, sondern auch etwas über sich selbst lernen.

Als sie zwei Tage später schließlich das schicke griechische Restaurant betrat, in dem ihr Vater einen Tisch reserviert hatte, waren ihre guten Vorsätze allerdings verflogen. War sie die letzten zwei Tage noch zuversichtlich gewesen, dass dieses Treffen sowohl etwas Gutes für sie selbst als auch für die Beziehung zu ihrem Vater haben konnte, wollte sie es heute nur noch hinter sich bringen.

Sie trat ungeduldig an den eleganten, in ein orangefarbenes Licht getauchten Empfangstresen heran. Wider Erwarten stand dort kein hübscher Chef de Rang, der sie begrüßte. Also ließ sie ihren Blick unruhig am Empfangspult vorbei schweifen, schaute dann auf die Uhr an ihrem Handgelenk. Sie hatte aufgrund des zähen Verkehrs etwas länger gebraucht, also war sie ein paar Minuten zu spät. Als sich nach wie vor niemand zeigte, der sie in Empfang nahm, um sie zu ihrem Tisch zu begleiten, stürmte sie einfach, für ein solches Etablissement unüblich, auf eigene Faust in das Lokal, vorbei an der großen Bar im Herzen des Raumes, und ließ hektisch ihre Augen von Tisch zu Tisch schweifen.

Sie hatte ihren Vater über Jahre nicht gesehen und fragte sich, ob sie ihn überhaupt auf den ersten Blick erkennen würde. Doch als sie realisierte, dass überwiegend griechische Gäste an den Tischen saßen, war sie sich sicher, dass sie den vermutlich einzigen Schwarzen in diesem Raum nicht übersehen würde. Nebensächlich nahm sie die irritierten Blicke der Kellner wahr, die es vermutlich nicht gewohnt waren, dass Gäste sich einfach auf eigene Faust ohne Platzanweiser bewegten. Auch einige der Gäste, die überwiegend schicke Cocktailkleider oder Anzüge trugen, beobachteten Cassie argwöhnisch. Unter anderen Umständen hätte sich möglicherweise in ihrem schwarzen Top, das sie in ihre hellblaue, lässige Boyfriend-Jeans gesteckt hatte, und dem langen, auffällig roten Mantel underdressed gefühlt, doch heute interessierten sie die abschätzigen Blicke nicht.

Sie blendete die Welt um sich herum aus, streifte weiter ziellos umher, bis ihr auf einmal ein großgewachsener Kellner in dunkelblauem Hemd von hinten die Hand auf die Schulter legte. Als sie zu ihm herumfuhr, deutete er auf einen der abgelegenen Tische am anderen Ende des Raums.

Als sie dem kräftigen Schwarzen in die Augen schaute, schluckte sie. Er schaute erwartungsvoll in ihre Richtung. Sie nickte dem Kellner dankend zu, bevor sie sich in Bewegung setzte und den Raum erneut durchquerte. Das Herz schlug ihr dabei bis zum Hals und ihre Finger wurden schwitzig. Er stand auf und betrachtete sie, doch sein Lächeln wirkte unsicher. Auch sie ließ ihren Blick an ihm hinabgleiten. Er trug ein dunkles Longsleeve, das er in seine hellgraue Stoffhose gesteckt hatte, dazu einen braunen Gürtel und braune Lederschuhe.

„Hi", sagte sie unbeholfen, als sie ihn schließlich erreichte. Sie musste zugeben, dass sie ihn weniger gutaussehend in Erinnerung hatte.

„Hi", erwiderte er und schenkte ihr ein unsicheres Lächeln.

„Setz dich doch", bat er sie, als niemand von ihnen Anstalten machte, den jeweils anderen zu begrüßen, und machte einen Schritt zur Seite, damit sie sich auf die mit schickem, hellbraunem Leder bezogene Sitzbank setzen konnte. Erst, als sie die schwarze Handtasche zur Seite legte und ihren Blick schweifen ließ, realisierte sie, wie schön das Restaurant eigentlich war.

Die bodentiefen Fenster boten einen unbeschreiblichen Ausblick auf die in der Dunkelheit romantisch beleuchtete Alster, um die Tische aus einem schönen, hellen Holz standen hellbraune Lederstühle und jeder Tisch war bereits mit schicken Gläsern, Besteck und brennenden Kerzen eingedeckt. An den weiß gestrichenen Wänden aus Naturstein hingen hübsche Wandleuchten, die das Restaurant in ein angenehmes Licht tauchten.

„Schön, dass du gekommen bist", holte die dunkle Stimme ihres Vaters Cassie gedanklich wieder an den Tisch zurück. Er hatte sich inzwischen ihr gegenübergesetzt und musterte sie aufmerksam. Sie schälte sich vorsichtig aus ihrem Mantel, darauf bedacht, keines der Gläser auf dem Tisch umzustoßen.

„Die Dame, etwas zu trinken?"

Der Kellner von gerade eben war zurückhaltend an ihren Tisch herangetreten. Cassie entging nicht, wie er seinen Blick über ihre Brüste gleiten ließ, die ohne den Mantel in dem engen Top besonders gut zur Geltung kamen. Auch ihrem Vater schien dies nicht verborgen geblieben zu sein, denn er musterte ihn misstrauisch. Sofort schaute der Dunkelhaarige ihr unangenehm berührt ins Gesicht.

„Ein Glas Wasser, bitte."

„Trinkst du keinen Wein?", fragte ihr Vater, als der Kellner sich entfernte. Sie schüttelte den Kopf.

„Mag ich nicht so", offenbarte sie und spielte unbeholfen mit der Kette, die in ihrem Dekolletee baumelte. Sie wusste tatsächlich nicht, worüber sie sich mit ihm unterhalten sollte. Schließlich kannte sie ihn überhaupt nicht, und jetzt, wo sie mit ihm an einem Tisch saß, spürte sie auch keine Bindung zu ihm.

„Ich hoffe, griechisches Essen ist okay für dich", sagte er.

„Ja, sicher", antwortete sie unbeholfen. „Gehst du häufiger in so teure Läden?"

„Ab und zu. Du bist natürlich eingeladen", erwiderte er.

Schon jetzt entschied Cassie, ihr Essen selbst zu bezahlen, sagte jedoch nichts.

„Ist ganz schön hier", stellte sie fest und sah sich noch einmal um. Der Kellner kehrte mit einer Flasche Wasser zurück und schenkte ihr etwas ein, ehe er sich wieder entfernte.

„Ich dachte, wenn wir uns nach so langer Zeit endlich wiedersehen, sollte es schon ein besonderes Ambiente sein", erklärte ihr Vater. „Schade, dass du deine Schwester nicht mitgebracht hast."

„Ich kann es ihr nicht verübeln", nahm sie Willow trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten in Schutz.

„Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal", erwiderte er zuversichtlich.

„Welches nächste Mal?", wollte sie fragen, verkniff es sich jedoch. „Ja, vielleicht", sagte sie stattdessen.

„Du bist eine hübsche, junge Frau geworden", lächelte er und trank einen Schluck des Weins, den er sich zuvor bestellt hatte. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, denn es fühlte sich seltsam an, dass der eigene Vater ihr solche Komplimente machte. Ihr Mund wurde trocken, also trank sie einen Schluck Wasser.

„Danke", murmelte sie.

„Deine Mutter hat erzählt, du hättest dich als Tänzerin selbstständig gemacht", sagte er interessiert. Sie fragte sich, wieso ihre Mutter überhaupt mit ihm sprach, und warum sie ihr nichts davon erzählt hatte.

„Ja, genau", erwiderte sie knapp.

„Und reicht das zum Leben?", wollte er wissen.

„Ich komme ganz gut klar", gab sie vage zurück. Sie hatte sicherlich nicht vor, ihm ihre Lebensgeschichte zu erzählen.

„Schön. Das freut mich", sagte er. „Und wie läuft das? Gibst du Tanzstunden in verschiedenen Schulen?"

„Ich habe ein eigenes Tanzstudio", offenbarte sie lächelnd und strich sich ein paar Locken nach hinten. Er nickte.

„Verstehe. Also hast du dir schon etwas aufgebaut", schlussfolgerte er.

„Ja, schon", sagte sie. „Und was machst du jetzt so?"

„Ich bin im Sicherheitsbereich tätig."

Sie runzelte die Stirn.

„Warst du nicht bei der Army?"

„Doch, aber ich habe mich umorientiert."

„Tut mir leid. Ich habe es nicht früher geschafft."

Cassie erstarrte, als die markante Stimme die Unterhaltung unterbrach. Ungläubig wandte sie ihren Blick nach rechts und schaute geradewegs in seine Augen.

Damdamdam. Ich immer mit meinen Enden. Sorry dafür. Ehrlich. Aber es überkommt mich beim Schreiben immer so. Was glaubt ihr, wer da am Tisch steht? Und wie hat euch das Kapitel sonst gefallen? Könnt ihr verstehen, dass sie Malia angerufen und sich ausgekotzt hat? Und was haltet ihr von Martens Aktion? Bin gespannt auf eure Kommentare 😁

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