3 | 19 | Fragen über Fragen

Also Wattpad spinnt glaub ich wieder, das letzte Kapitel hat einfach kaum reads. Wer weiß, entweder werden die erst wieder nach Tagen angezeigt oder ihr habt wieder mal keine Benachrichtigung bekommen, keine Ahnung. Aber ich lade dann jetzt einfach das nächste Kapitel hoch. Bin gespannt, was ihr sagt 😄

„Komm schon, Shorty. Lass uns jetzt nicht so auseinandergehen."

Cassie fuhr enttäuscht zu John herum. Er stand im Türrahmen zum Badezimmer und schaute eindringlich auf sie herab. Er konnte nicht verstehen, wieso sie derartig wütend auf ihn war. Seit er ihr gestern Abend von seinem spontanen Kurztrip nach Norwegen erzählt hatte, weil er dort sein erstes Musikvideo für das kommende Album drehen wollte, hatte sie nicht mehr mit ihm gesprochen.

Ihm war bewusst, wie kurzfristig die Entscheidung und die damit verbundene Reise kam, doch manchmal hatte er keinen Einfluss darauf, was um ihn herum passierte, sondern fügte sich lediglich den Umständen. Sie wollte das scheinbar nicht verstehen. Anders konnte er sich ihre Vorwürfe nicht erklären.

Natürlich stimmte es; er hatte zugesagt, sie zu der Verabredung mit ihrem Vater zu begleiten, doch er wusste nicht einmal, was er dort sollte. Er konnte die Begegnung für Cassie weder einfacher machen, noch das Gespräch für sie führen. Sie war erwachsen und er war der festen Überzeugung, dass sie ihrem Dad auch in seiner Abwesenheit gewachsen war. Außerdem kannte er ihren Vater überhaupt nicht, hatte aber auch nicht das Bedürfnis, daran in absehbarer Zeit etwas zu ändern.

Ihr Erzeuger hatte sich bereits in der Vergangenheit nie um sie gekümmert und er ging nicht davon aus, dass er sein Vorhaben dieses Mal in die Tat umsetzen würde. Also konnte er seine Energie auch sparen und in andere Dinge stecken; seinen Videodreh zum Beispiel. Es nervte ihn, dass sie daraus so eine riesige Sache machte.

„Schlechtes Gewissen? Solltest du auch haben", entgegnete sie beißend.

„Ich will keinen Streit mit dir, Cas", betonte er und machte einen Schritt an sie heran, doch sie wandte sich von ihm ab und drückte sich an ihm vorbei.

„Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du mich absichtlich enttäuschst", sagte sie entschieden. Als er sie festhalten wollte, machte sie sich los. „Du solltest gehen, sonst verpasst du noch deinen Flug."

„Ich würde doch sowieso nur unbeteiligt danebensitzen, während er dich volllabert", machte er einen letzten Versuch, mit ihr zu sprechen, doch sie stieß lediglich ein verächtliches Schnauben aus, ehe sie ihn mit einem „Arschloch" stehenließ. Er hasste es, wenn sie sich derart stur verhielt. Warum konnte sie nicht einfach nachgeben?

„Okay, von mir aus", lenkte er genervt ein, während er ihr die Treppe hinunter folgte. „Wir verschieben das einfach und ich komme mit."

„Ich verschiebe gar nichts", platzte es aus ihr heraus, als sie den großzügigen Eingangsbereich durchquerte. „Du hast mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass du sowieso keinen Bock hast, mich zu begleiten. Also lassen wir das."

„Habe ich auch nicht. Aber bevor ich mir das mein Leben lang anhören muss, komme ich mit", gab er sich diplomatisch, um endlich seine Ruhe zu haben. Sie fuhr wutentbrannt zu ihm herum.

„Jetzt, wo du ein schlechtes Gewissen hast, willst du auf einmal doch mit?", fragte sie provokant. „Vergiss es. Du hattest deine Chance, mir zu beweisen, dass du auch einfach mal nur mir zuliebe etwas tun würdest, aber die hast du verkackt. Jetzt musst du es mir auch nicht mehr anbieten."

Er verdrehte die Augen. Offensichtlich hatten sie jetzt die Phase ihrer Auseinandersetzung erreicht, in der sie sich jeder Lösungsmöglichkeit verschließen wollte. Er hatte keine Lust, sich weiter damit zu beschäftigen.

„Du weißt auch nicht, was du willst. Einerseits bist du wütend, weil ich den Dreh wahrnehme, andererseits willst du den Termin nicht verschieben, damit ich trotzdem dabei sein kann", fasste er kopfschüttelnd zusammen und wandte sich von ihr ab, um die müßige Diskussion zu beenden.

„Falsch, John. Ich wollte einfach nur, dass du - als mein Freund - mit mir dorthin gehst. Du hast gesagt, dass, selbst, wenn wir es verschieben würden, du keine Lust darauf hast. Also zwinge ich dich bestimmt nicht dazu; so etwas muss von dir kommen; von Herzen; einfach, weil ich deine Freundin bin und es selbstverständlich sein sollte, dass du mit mir kommst. Und dass du mich jetzt nicht einmal mehr anschaust, zeigt mir, wie egal dir das eigentlich alles ist."

Er seufzte frustriert.

„Du bist gerade so wütend auf mich, dass es ganz egal ist, was ich jetzt sage oder mache", stellte er fest und nahm seine Reisetasche.

„Ist es auch", erwiderte sie kühl.

„Und deshalb haue ich jetzt ab", sagte er sachlich. „Weil das gerade zu nichts führt."

„Gut erkannt", konterte sie beleidigt. „Bis dann."

***

„Und dann bist du einfach gegangen?"

Raphael drehte John den Kopf zu.

„Ja, man. Hatte keinen Bock mehr, mir ihre Vorwürfe anzuhören. Sie hat einfach komplett übertrieben", erzählte er und nippte an der Cola, die er sich gerade am Flughafen geholt hatte. Als sie aus dem Gebäude ins Freie traten, zog er sich die Kapuze der Winterjacke tiefer ins Gesicht. Norwegen war im Sommer mild, doch im Winter war es kalt, dunkel und regnerisch. Die Höchsttemperatur betrug derzeit im Durchschnitt 4 Grad.

„Ist halt scheiße gelaufen", kommentierte Raphael und schaute sich suchend nach Shaho und den anderen Jungs um, die bereits den Leihwagen abgeholt hatten.

„Ich habe versucht, es ihr zu erklären, aber sie hat mir nicht mal zugehört, sondern sich richtig in Rage geredet", sagte John.

„Also trifft sie sich jetzt ganz allein mit ihrem Vater?", wollte Raphael wissen und deutete in die Richtung, in der er die anderen entdeckt hatte.

„Keine Ahnung, ist mir aber auch egal, nachdem sie sich so beschränkt in die Sache hineingesteigert hat, statt nach einer Lösung zu suchen", antwortete John schulterzuckend. Er zog das iPhone aus der Jackentasche, um einen Blick darauf zu werfen. Natürlich hatte Cassie ihm nach seiner Abreise nicht geschrieben.

„Sind gelandet", tippte er dennoch, einfach, um sie wissen zu lassen, dass er gut angekommen war. Trotz ihrer Auseinandersetzung musste sie sich keine unnötigen Sorgen um ihn machen.

„Die kriegt sich schon wieder ein", versicherte Raphael ihm zuversichtlich.

„Hoffentlich", murmelte John, als sie die anderen Jungs erreichten. Er blendete seine Gedanken rund um Cassie aus und begrüßte die Jungs, ehe sie sich gemeinsam auf den Weg zur Unterkunft machten. Shaho hatte eine große Holzhütte außerhalb angemietet, von der aus sie zu den unterschiedlichen Locations aufbrechen würden.

Die gemütliche Holzhütte lag etwa achtzig Kilometer vom Flughafen entfernt auf einer Pferdefarm und wirkte im frischen Neuschnee nahezu märchenhaft in der Dunkelheit. Vom Wohn- und Essbereich, der an die kleine Küche angrenzte, hatten sie einen unverbauten Blick in Richtung Norden, sodass sie auch von dort aus mit etwas Glück Polarlichter sehen konnten.

Auf dem Weg hierher waren sie bereits am begehrtesten Motiv vorbeigefahren; der Eislagune. Die Pferdefarm war eine der wenigen Unterkünfte in der Nähe, sodass sie nicht weit fahren mussten, um dort zu drehen.

John sicherte sich direkt eines der insgesamt fünf eher funktional eingerichteten Schlafzimmer im Erdgeschoss. Er schaute aus dem Fenster in die Dunkelheit hinaus und atmete tief durch.

Cassie hätte es hier ganz sicher auch gefallen. Er lächelte bei der Vorstellung, wie er gemeinsam mit ihr draußen spazieren ging, die Pferdefarm erkundete und sich dabei große Schneeflocken in ihren Locken verfingen. Er schob die Gedanken zur Seite, räumte notdürftig seine Tasche aus und gesellte sich zu den Jungs ins Wohnzimmer. Auch, wenn es bereits spät war, mussten sie noch etwas essen, also machten sie sich noch einmal auf den Weg zu einer nah gelegenen Pizzeria.

Während sie auf ihr Essen warteten, setzten sie die Planung des Videos fort. Schon jetzt beschlich John das Gefühl, dass er in den kommenden Tagen nur sehr wenig Schlaf bekommen würde, doch mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt.

Hin und wieder erwischte er sich dabei, wie er auf sein Handy schaute, doch Cassie hatte nach wie vor nicht auf seine Nachricht reagiert. Er sah nicht ein, nach dem unnötigen Stress, den sie geschoben hatte, noch weitere Schritte auf sie zuzumachen. Er hoffte lediglich, dass sie sich wieder eingekriegt hatte, bis er nach Deutschland zurückkehrte.

Als sie vom Essen zurückkehrten, ließ er sich - dick in eine Winterjacke eingepackt - auf die Holzbank auf der Veranda fallen und drehte einen Joint. Raphael leistete ihm Gesellschaft.

„Malia und ich haben uns auch gestritten, bevor ich geflogen bin."

John musterte ihn überrascht. Es erleichterte ihn zu hören, dass nicht nur er Schwierigkeiten in seiner Beziehung hatte.

„Was war bei euch das Problem?", fragte er interessiert, als er den Joint anzündete.

„Wir sind uns immer noch nicht einig, wo wir leben wollen", antwortete Raphael. John blies den Rauch aus und hielt seinem Freund den Joint hin.

„Du hättest sie gern bei dir", schlussfolgerte John, während Raphael ihm den Joint aus den Fingern nahm.

„Ja, aber sie will nicht weg aus Hamburg. Irgendwie kann ich das auch verstehen; sie hat dort ihre Familie und ihren Job. Ich habe bei Edita gesehen, wohin das führen kann, und auch, wenn Malia ein anderer Mensch ist, hat sich meine eigene Situation nicht verändert. Ich habe die Agentur und das Studio. Wenn ich tatsächlich nach Barca gehe, wird es nur komplizierter. Ich werde nach wie vor pendeln müssen und manchmal glaube ich, dass sie damit nicht zurechtkommen wird..."

Er brach ab, nahm einen tiefen Zug und inhalierte.

„Fernbeziehungen sind scheiße", kommentierte John. „Aber im Grunde ist es doch jetzt schon nicht wirklich etwas anderes, so viel, wie wir unterwegs sind. Du wärst praktisch eh kaum zuhause, würdet ihr zusammenwohnen."

„Stimmt, Bruder", pflichtete Raphael im bei und blies den Rauch aus. „Aber sie sagt, sie ist dafür nicht gemacht. Sie braucht diesen sicheren Hafen und all den Scheiß. Und nach allem, was zwischen uns schiefgelaufen ist, kann ich es sogar verstehen."

„Hat sie das gesagt?", wollte John wissen.

„Ja. Und auch, wenn ich das mit uns wirklich will, habe ich Sorge, ihr nicht das geben zu können, was sie verdient."

Raphael wirkte einerseits nachdenklich, andererseits abgeklärt.

„Willst du dich etwa von ihr trennen?", hakte John nach.

„Quatsch, Bruder. Aber wir müssen uns für eine Richtung entscheiden. Ich bin dabei, meine musikalische Karriere zu beenden. Das weiß sie. Wenn das mit uns funktionieren soll, müssen wir an einem Ort leben; zusammen. Und nach Hamburg ziehe ich ganz sicher nicht. Barca war immer mein Traum; du weißt das."

„Und jetzt?"

Raphael seufzte.

„Keine Ahnung, Bruder. Ich will sie nicht überreden müssen, mich zu begleiten. Das muss von ihr selbst kommen... Aber ich will auch nicht eines Tages aufwachen und feststellen, dass ich zwar alles erreicht, aber meine Freundin verloren habe; immerhin sind wir nach langem Hin und Her endlich zusammengekommen", entgegnete Raphael besinnlich.

„Wem sagst du das", seufzte John, der die Worte seines Freundes sehr gut nachempfinden konnte. „Ich weiß auch, dass Cassie stinksauer ist, weil ich jetzt dieses Video drehe. Aber sie wird sich schon wieder einkriegen, genau wie Malia."

„Und was, wenn nicht? Was, wenn wir sie immer weiter von uns wegtreiben, weil wir nur an uns denken?"

Ja, das ist natürlich eine gute Frage. Oder was meint ihr? Könnte an dem, was Raf sagt, was dran sein? Oder seht ihr das wie John und meint, die Mädels beruhigen sich schon wieder?

Und habt ihr eigentlich Lust auf ne neue Fragerunde? Ich bin im Urlaub und hab viel Zeit 😄 schreibt mir eure Fragen gern hier rein oder als DM ❤ wenn genug zusammen gekommen sind, gibt es das nächste Kapitel im Fragebuch ❤

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