3 | 18 | Prioritäten

Meine Lieben, heute gibts - wenn Wattpad mich lässt - das neue Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch :)

„Kannst du vielleicht mal mit mir reden?"

Noch immer hatte Cassie nicht mit John über die ominöse Nachricht gesprochen, doch sie schien sie derart zu beschäftigen, dass ihre Laune seither im Keller war.

„Ihr versteht mich ja doch alle nicht", antwortete sie.

„Es ist also wegen deinem Dad", schlussfolgerte er.

„Nein, wegen Willow. Ich bin stinksauer auf sie", platzte es aus ihr heraus.

„Warum?", hakte er nach.

„Weil sie mich einfach so hängenlässt. Sie hat gesagt, sie begleitet mich, wenn ich mich mit unserem Vater treffe, sobald sie von ihrem Kurztrip mit Carlos zurückkommt. Und jetzt sagt sie mir einfach ab", erzählte sie enttäuscht.

„Sie hat eben keinen Bezug zu ihm", erwiderte er.

„In erster Linie geht es nicht darum, ob sie einen Bezug zu ihm hat, sondern, dass sie mich einfach im Stich lässt. Allein aus Loyalität könnte sie mitkommen", kommentierte sie aufgebracht.

„Ich verstehe, dass du dich nicht allein mit ihm treffen willst, aber das ist ganz allein Willows Entscheidung. Du kannst ihr nicht vorschreiben, ob sie Kontakt zu eurem Vater haben soll oder nicht", sagte er. Sie setzte sich auf.

„Ich schreibe ihr doch nichts vor", gab sie energisch zurück. „Wenn wir uns mit ihm getroffen haben, muss sie nie wieder mit ihm sprechen, wenn sie das nicht will. Aber ich finde, das ist eine Familienangelegenheit und wir sollten das zusammen machen."

„Du kannst sie aber nicht zwingen", sagte er nüchtern.

Sie stieß ein wütendes Schnauben aus.

„Ich sollte sie auch nicht zwingen müssen", erwiderte sie enttäuscht.

Er schob seinen Arm um sie und zog sie wieder zu sich heran.

„Schau mal, Löckchen, sie ist doch auch nicht wütend auf dich, wenn du dich mit ihm triffst. Ich finde, du solltest deshalb nicht mit ihr streiten", sagte er eindringlich. Sie drehte ihm frustriert ihren Kopf zu.

„Gut. Dann kommst du mit."

„Ich?", fragte er überrascht.

„Du bist schließlich mein Freund", entgegnete sie entschieden.

„Aber was soll ich da? Ich kenne den Mann doch gar nicht."

„Höchste Zeit, findest du nicht?"

„Okay, von mir aus", gab er sich geschlagen. „Und jetzt hör auf, dich davon runterziehen zu lassen. Dafür war der Abend bisher zu schön."

Er zauberte ihr ein Lächeln auf die Lippen.

„Ich gebe mir Mühe", erwiderte sie.

„Dann komm her", forderte er, ehe er sie wieder zu sich zog und ihr einen Kuss aufdrückte.

In den folgenden Tagen versuchte Cassie, sich nicht über Willows Entscheidung zu ärgern, sondern sich abzulenken. Während John mit Raphael im Studio saß, traf sie sich mit ihren Freundinnen aus Berlin, ging mit ihnen etwas essen oder bummelte durch die Geschäfte, verabredete sich fürs Kino oder gönnte sich einen weiteren Spa-Nachmittag im Hotel. Wenn John Zeit fand, genossen sie die Zeit zu zweit. Dadurch hatte Cassie tatsächlich so viel um die Ohren, dass sie sich über Willows Rückzieher und ihre Enttäuschung darüber kaum mehr Gedanken machte.

Auch ein paar Tage später, als sie gemeinsam mit John nach Hamburg zurückgekehrt war, wirkten die entspannenden Tage und die Ablenkung noch nach. Sie nahm sich endlich mal wieder Zeit, zum Sport zu gehen und sich mit Malia zu treffen, kümmerte sich nebenbei um den Haushalt und gönnte sich noch einige freie Tage, ehe sie sich wieder an die unbeantworteten E-Mails und die offenen Rechnungen setzte.

Als sie am heutigen Nachmittag nach Hause kam, war John noch unterwegs, doch er hatte ihr versprochen, früher zurückzukommen und mit ihr zusammen zu Abend zu essen. Also hatte sie sich nach langer Zeit mal wieder dazu hinreißen lassen, zu kochen. Das Risotto köchelte leise blubbernd vor sich hin, als schließlich Martens Wagen in die Einfahrt rollte. Automatisch warf sie einen flüchtigen Blick auf den Herd, um zu überprüfen, ob die Garnelen, die sie zu dem Risotto machte, auch für drei reichten.

Doch Marten begleitete John nicht. Stattdessen verabschiedeten sie sich mit einem Handschlag voneinander, ehe John die Beifahrertür zuwarf und Marten verschwand. Vorfreudig lächelnd wendete sie die Garnelenspieße in der Pfanne, als die Haustür hinter John ins Schloss fiel. Nur einen Moment später betrat er mit einem Grinsen auf den Lippen die Küche.

„Hey...", begrüßte er sie, während er seine Hände von hinten an ihre Hüften legte.

„Hey...", wiederholte sie lächelnd und drehte ihm den Kopf zu, um ihm einen Kuss zur Begrüßung aufzudrücken. Er warf einen neugierigen Blick auf den Herd.

„Hammer", kommentierte er und griff sich ungeniert ein Stück frisch geschnittener Paprika aus der Salatschüssel. Cassie schmunzelte zufrieden, als er es sich in den Mund steckte, und probierte etwas von dem Risotto.

„Alles wieder okay bei Nika und Marten?", wollte sie wissen und fuhr neugierig zu ihm herum.

„Du weißt doch, wie die sind. Heute Streit, morgen Versöhnungssex", sagte er. „Können wir kurz reden?"

Sie runzelte misstrauisch die Stirn.

„Was ist los?", wollte sie wissen, als sie das reumütige Schimmern in seinen Augen bemerkte.

„Wegen der Verabredung mit deinem Dad...", setzte er an. Sofort beschlich sie ein ungutes Gefühl.

„Was ist damit?", wollte sie wissen.

„Ist es cool für dich, wenn du dort allein hingehst?"

Einen Moment schaute sie ihn einfach nur schweigend aus großen Augen enttäuscht an, ehe sie sich sammelte.

„Aber du hast gesagt, dass du mitkommst", gab sie zurück und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.

„Ja, aber mir ist was dazwischengekommen", offenbarte er ihr.

„Aha", machte sie unbeeindruckt. „Und was?"

„Ich fliege nach Norwegen."

„Was willst du denn da?", platzte es verständnislos aus ihr heraus.

„Ein Video drehen", antwortete er, so, als sei es das Natürlichste der Welt.

Sie stieß einen verächtlichen Laut aus.

„Und wann wolltest du mir das sagen?", fragte sie anklagend.

„Na, jetzt", erwiderte er. „Ich wusste es bis vor ein paar Stunden ja selbst nicht. Hat sich jetzt einfach so ergeben."

„Und du bist nicht auf die Idee gekommen, das Video später zu drehen?"

Sie schüttelte enttäuscht den Kopf.

„Shaho hat nur diese Woche noch Zeit, also müssen wir schnell sein", antwortete er. „Er telefoniert sich schon die Finger wund für die Locations, an denen wir drehen wollen. Das Wetter ist verhältnismäßig gut, aber das ändert sich nächste Woche. Die Chancen, bei Nordlichtern drehen zu können, ist jetzt am besten. Das Konzept für das Video ist krass."

„Das Konzept für dein beschissenes Video ist mir gerade ziemlich egal", ließ sie ihn wütend wissen. „Du hast gesagt, du würdest mit mir zu diesem Treffen fahren und willst mich jetzt einfach hängenlassen."

„Sei jetzt nicht so", bat er sie. „Erstens können wir das Treffen verschieben, und zweitens hab ich eh keinen Bock, da mit dir hinzugehen."

Sie schnaubte wütend.

„Keinen Bock mit mir hinzugehen?!", wiederholte sie aufgebracht. „Das Leben ist kein beschissenes Wunschkonzert, John! Ich habe auch keinen Bock, ständig zurückzustecken, oder auf meinen Freund verzichten zu müssen. Mich fragt aber auch niemand danach."

„Was soll ich denn da, Digga? Ich sitze eh nur dumm daneben, während er versucht, sich bei dir einzuschleimen", entgegnete er.

„Du kannst doch überhaupt nicht wissen, wie dieses Treffen verlaufen wird! Oder hast du irgendwo eine magische Glaskugel, von der ich nichts weiß?", fragte sie provokant.

„Wenn es überhaupt zu diesem Treffen kommt", konterte John. „Am Ende verschiebe ich extra dafür den Dreh auf unbestimmte Zeit und er lässt die Verabredung wieder in letzter Sekunde platzen."

Sie schüttelte enttäuscht den Kopf.

„Du machst dir das verdammt einfach", kommentierte sie kühl. „Du bist kein Stück besser als Willow."

Er seufzte, als sie sich an ihm vorbeidrückte.

„Jetzt warte doch mal", forderte er, doch als er nach ihrer Hand griff, zog sie sie weg.

„Nein, ich warte nicht. Erst lässt mich meine Schwester im Stich und dann auch noch mein eigener Freund. Du hättest auch sagen können, dass du in den nächsten Tagen noch was Privates erledigen musst. Der Dreh wäre dir nicht weggelaufen."

„Wir müssen das Video zeitnah drehen. Nicht nur wegen den Nordlichtern, sondern auch, weil die Songs schon beim Vertrieb liegen. Es geht also bald los und je früher wir das erste Video abdrehen, desto besser", erklärte er.

„Hauptsache, deine Karriere läuft – wie immer", schnaubte sie wütend.

„Ich bin bloß ein paar Tage weg. Raste jetzt bitte nicht so aus deshalb", erwiderte er genervt.

Sie konnte nicht glauben, wie einfach er die Tatsache abtat, dass er sie nicht begleiten würde. Dabei hatte er es ihr versprochen. Sie konnte kaum in Worte fassen, wie enttäuscht sie von ihm war. Die Erkenntnis, dass er sie – genau wie Willow – damit allein ließ, schnitt tief in ihr Herz. Dabei hatte sie geglaubt, er hätte verstanden, wie viel es ihr bedeutete, dass er sie begleitete. Doch statt sie zu unterstützen, schob er wieder einmal seine Karriere vor. All die letzten Monate hatte sie ihm seine Entscheidungen für die Musik und gegen ihre Beziehung nachgesehen, versucht, sie zu verstehen und zu akzeptieren und ihm den Rücken freizuhalten, schließlich hatte er sein Leben für sie riskiert. Aber jetzt ging er wirklich zu weit.

Dachte er nicht darüber nach, wie sie sich dabei fühlte? Nahm er sie und ihre Gefühle überhaupt noch ernst oder zählte ausschließlich das, was er wollte?

„Ich habe mich auf dich verlassen, John!", fuhr sie ihn an. „Und am Ende stecke ich wieder mal für dich zurück; so wie immer in der letzten Zeit."

„Komm mir jetzt bitte nicht wieder mit dem Urlaubsthema", entgegnete er seufzend. „Ich habe dir gesagt, wir könnten in der nächsten Zeit fliegen, bevor die Promo-Phase richtig losgeht. An mir liegt es nicht."

„Selbst, wenn ich auf die Jobs verzichten würde, könnte ich hier gerade nicht weg, denn falls du es vergessen hast – mit meinem Körper stimmt etwas nicht und ich erfahre nächste Woche, ob eine Operation nötig sein wird", konterte sie aufgebracht.

„Aber dann ist es ja wohl nicht meine Schuld, dass wir nicht in Urlaub fliegen können", gab er zurück und verletzte sie damit nur noch mehr.

„Aber meine, oder was willst du mir jetzt damit sagen?", zischte sie düster.

„Das habe ich doch überhaupt nicht behauptet", erwiderte er hilflos. Sie ertrug seine Anwesenheit keine Sekunde länger, denn sie wusste, dass sie sonst Gefahr lief, ihn zu erwürgen. Es tat ihr in der Seele weh, dass er nun auch noch ihre Krankheit vorschob, obwohl er ihren gemeinsamen Urlaub stets für seine Karriere geopfert hatte.

„Ich hoffe, du bist wenigstens rechtzeitig wieder zurück, um mich – wie du es versprochen hast – zu dem Termin bei meiner Frauenärztin zu begleiten und hast da nicht auch Wichtigeres zu tun – denn sonst kannst du bleiben, wo der Pfeffer wächst", stellte sie entschieden klar, bevor sie zornig an ihm vorbeistürmte.

„Cas", machte er einen weiteren Versuch, sie aufzuhalten. Ihre Augen funkelten wütend.

„Ich meine es ernst, John. Wenn du mich da auch hängenlässt, brauchst du gar nicht erst wiederkommen."

Könnt ihr verstehen, dass sie so enttäuscht von ihm ist? Findet ihr, in dem Fall sollte auch er mal zurückstecken? Oder seid ihr der Meinung, dass er sich richtig verhalten hat? Also ich glaube, ich wäre an ihrer Stelle gar nicht so wütend darüber, dass er wegen der Arbeit nicht mitkommen kann, sondern viel mehr über den blöden Spruch, dass er sowieso keine Lust darauf gehabt hätte. Irgendwie gehört es doch zu einer Beziehung dazu, auch nicht so angenehme Dinge zusammen zu machen, oder seid ihr da anderer Meinung? 

Übrigens habe ich ein kleines Fragebuch angefangen, in dem ich regelmäßig eure Fragen beantworte, wenn ihr welche habt :) Ihr könnt ja gern mal reinschauen :)

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