3 | 14 | Erwartungen

Huch, beinah hätte ich das Update vergessen vor lauter Stress. Hier ist es dann aber doch noch :) Ich wünsche euch viel Spaß und küsse eure Augen. Bin gespannt, was ihr sagt.

„Läuft alles?", fragte John und ließ sich von Marten den Joint reichen.

„Wie geplant", antwortete sein Cousin, während John einen tiefen Zug nahm.

„Ahnt sie was?", hakte er nach.

„Nee", erwiderte Marten. „Gar nicht."

John grinste zufrieden, zog ein weiteres Mal und gab Marten den Joint zurück.

„Perfekt, man."

„Kannst du glauben, dass wir tatsächlich heiraten?", grinste Marten.

„Nach allem, was ihr schon miteinander durchgemacht habt, macht es Sinn, das Ganze auf ein neues Level zu bringen", sagte John.

„Mach ich natürlich mehr wegen den steuerlichen Vorteilen", räumte Marten großspurig ein. John musterte ihn schief.

„Klar. Aus Liebe zu heiraten ist eh überbewertet", kommentierte er beißend. Marten lachte.

„Ich hätte sie nicht gefragt, wenn ich sie nicht lieben würde. Aber wenn ich schon diesen Schritt mache, kann ich doch auch alle Vorteile ausnutzen, die wir dadurch haben. Mitentscheidungsrecht bei schwerwiegenden Krankheiten, Mitversicherung in der Krankenkasse, Witwer- und Witwenrenten – alles in allem ist eine Hochzeit finanziell gesehen eine gute Sache."

John schüttelte lächelnd den Kopf.

„Lass das nicht Nika hören. Ich hatte das Gefühl, sie war heute nicht besonders gut drauf."

„War sie auch nicht. Das mit ihren Eltern zieht sie schon sehr runter. So, wie es aussieht, werden beide nicht zur Hochzeit kommen", offenbarte Marten ihm.

„Mies", kommentierte John.

„Cassie hat mit der Frage leider einen wunden Punkt getroffen", entgegnete Marten und zog an seinem Joint. „Geht's ihr eigentlich besser?"

„Geht so", antwortete John wortkarg.

„Verständlich, ist ja auch gerade ziemlich viel. Die Gewissensbisse wegen dir, die Untersuchung beim Arzt und dann auch noch Paola... Ich hätte nicht erwartet, dass sie so stark ist."

John runzelte die Stirn.

„Du bist ja gut informiert", stellte er hellhörig fest.

„Hat sich so ergeben", entgegnete sein Cousin leichthin.

„Aha", machte er knapp, während die Wut in ihm aufstieg. „Und da redet sie lieber mit dir, statt mit mir?"

Marten schüttelte den Kopf.

„Das war nicht, wie du denkst, Diggi. Sie hat nicht auf meine Nachrichten reagiert und du weißt ja, wie ich bin. Hab ihr einen blöden Spruch gedrückt, als wir uns kurz gesehen haben, und sie hat mir daraufhin erzählt, was bei ihr so los ist", erklärte er.

„Cool", schnaubte John beleidigt.

„Sie war durch den Wind wegen ihrer toten Freundin", sagte Marten.

„Die schon lang nicht mehr ihre Freundin war", korrigierte John. „Aber ich bin mir sicher, es ging ihr direkt besser, nachdem sie dir ihr Herz ausgeschüttet hat."

„Sie hatte einfach Redebedarf und ich war gerade da. Ich will nicht für irgendein Drama in eurer Beziehung verantwortlich sein. Klär das mit ihr, man", konterte Marten entschieden. Trotz seiner Worte ärgerte es John, dass Cassie Zuspruch bei Marten gesucht hatte, statt bei ihm.

„Worauf du dich verlassen kannst."

Auch, als Marten kurz darauf mit Nika nach Hause fuhr, war seine Wut auf Cassie noch nicht verraucht; im Gegenteil. Es hatte ihn beinah aufgefressen, in den vergangenen Minuten so zu tun, als wäre die Welt in Ordnung. Als er jetzt jedoch die Haustür hinter seinen Gästen zuwarf und zu Cassie in die Küche zurückkehrte, konnte er sich nicht länger kontrollieren.

„Alles okay?", fragte sie, als sie Johns düsteren Blick bemerkte.

„Was sollte nicht okay sein?", hakte er nach und sah angriffslustig auf sie herab.

„Was ist los?", fragte sie seufzend.

„Warum redest du mit Marten über deine Probleme, statt mit mir?"

Ihr Mund öffnete sich, doch für einen Augenblick schaute sie ihn einfach nur schweigend an.

„Hallo?! Ich hab dich was gefragt!", platzte ihm schließlich der Kragen.

„Weil ich mich in die Angst hineingesteigert habe, du könntest mich verlassen, wenn du hörst, dass mit meinem Körper etwas nicht stimmt. Außerdem wollte ich mit dir sprechen, aber dann kam die Nachricht von Paolas Tod dazwischen und wenn du ehrlich bist, bist du, was das Thema angeht, nicht besonders sensibel mit mir umgegangen", erwiderte sie anklagend.

„Ach, jetzt bin ich selbst schuld, dass du dich lieber bei Marten ausheulst, weil ich nicht sensibel genug bin?", fuhr er sie wutentbrannt an.

Sie stieß einen verächtlichen Laut aus.

„Genau deshalb bin ich nicht zu dir gekommen", konterte sie enttäuscht. „Auch, wenn du es vielleicht nicht nachvollziehen kannst, aber ich habe einen Menschen verloren, der mir mal nahgestanden hat. Statt mich einfach mal in den Arm zu nehmen und zu sagen, dass es dir leidtut, verurteilst du mich dafür, dass auch ich trauere und zu ihrer Beerdigung gehen möchte. Wunderst du dich wirklich darüber, dass ich also Trost bei jemand anderem gesucht habe?"

„Du gibst es also auch noch zu", stellte er aufgebracht fest.

„Warum sollte ich es leugnen? Marten ist mein bester Freund und er versteht mich, er konnte sich damals auch nicht von Samira verabschieden", erwiderte sie.

"Bester Freund", nuschelte er abfällig. „Aber sie hat ihm kein Leid zugefügt."

„Verstehst du nicht, dass das alles nicht mehr wichtig ist? Paola ist nicht mehr da. Es macht keinen Sinn mehr, ihr das vorzuhalten und wütend auf sie zu sein, weil ich es nicht mehr aus der Welt schaffen kann. Ich will meinen Frieden damit finden, das ist alles. Aber statt mir dabei zu helfen, fragst du mich nicht einmal, ob du mich zur Beerdigung begleiten sollst", gab sie zurück.

Er atmete tief durch.

„Ich mache das doch nur, damit du das alles nicht so nah an dich ranlässt; ich will nicht, dass es dir schlecht geht", probierte er sich zu erklären.

„Ich weiß nicht, ob du es gemerkt hast, aber mir geht es auch so schlecht, weil unsere Beziehung nur noch von Sex geprägt war, ich aber nicht schwanger geworden bin und uns das belastet hat", konterte sie.

„Und, reicht dir das noch nicht? Stehst du drauf, dich schlecht zu fühlen?", fragte er kühl und hob eine Augenbraue. Sie schluckte.

„Natürlich nicht."

„Offenbar schon, denn sonst würdest du dich nicht kopfüber in die Vorbereitungen für deine Show stürzen, sondern dir endlich mal Ruhe gönnen. Ich meine, hast du mal darüber nachgedacht, dass dieser ganze Stress deine Hormone komplett durcheinanderbringt und dein Körper vielleicht deshalb verrücktspielt?"

Sie schnaubte wütend.

„Kann ja nicht jeder so ein Workaholic sein wie du, der einfach ein paar Wochen nach Berlin verschwinden will, obwohl er weiß, dass es seiner Freundin gerade nicht gut geht", warf sie ihm vor und machte ihn damit nur noch wütender.

„Ach, das ist dein Problem, ja?", fuhr er sie an.

„Ich hätte gedacht, dass du zumindest jetzt, wo alles drunter und drüber geht, deine Prioritäten anders setzen würdest", gab sie enttäuscht zurück.

„Sagst du, während du gleichzeitig deine Show planen willst", kommentierte er trocken.

„Um mich abzulenken!", entgegnete sie. „Ich werde nicht schwanger, mein Körper spielt verrückt, du bist in letzter Zeit kaum zuhause und jetzt ist auch noch Paola gestorben. Irgendwas muss ich tun, um nicht wahnsinnig zu werden."

„Dann komm mit mir nach Berlin", schlug er vor.

„Du könntest das auch einfach verschieben", gab sie zurück.

„Kann ich nicht, ich muss die Songs bald abgeben."

Sie schüttelte den Kopf.

„Du könntest auch einfach später abgeben", sagte sie.

„Genau, und dann kommt das Album einfach später raus", entgegnete er ironisch.

„Siehst du, genau das meine ich. Du bist nicht bereit, etwas zu opfern, aber ich opfere ständig was für dich", erwiderte sie enttäuscht. Er hob eine Augenbraue.

„Zum Beispiel?"

„Unseren Urlaub", kam es wie aus der Pistole geschossen, so, als hätte sie auf eine Gelegenheit gewartet, ihm das erneut vorzuhalten.

„Ja, ich bin ein Arschloch. Ich mache keinen Urlaub mit dir. Was noch?", seufzte er genervt.

„Unseren Jahrestag."

Er schnaubte.

„Du hast es echt schwer", sagte er beißend.

„Du wolltest Beispiele, hier hast du welche", konterte sie kühl.

„Wenn du unbedingt Urlaub machen willst, warum fliegst du dann nicht zu Alessa nach Brasilien?", hakte er frostig nach. „Da könnt ihr euch dann gemeinsam das Maul zerreißen, wie scheiße eure Männer sind."

Sie schüttelte enttäuscht den Kopf.

„Weil ich mit dir Urlaub machen möchte. Mit meinem Freund. Ist das so verwerflich?"

„Ich habe dir schonmal angeboten zu fahren, wenn ich die Songs beim Vertrieb abgegeben habe. Das war dir aber zu spät, weil du dich um andere Dinge kümmern wolltest", erinnerte er sie.

„Weil ich auch Geld verdienen muss", sagte sie energisch. „Ich kann nicht einfach bestehende Jobs absagen, nur, weil es dir ausgerechnet dann besser in den Kram passt."

„Und ich muss dieses Album erst fertigmachen", antwortete er schulterzuckend. „Also, kommst du mit nach Berlin?"

Sie schnaubte.

„Nö", sagte sie trotzig. Er verdrehte die Augen.

„Wie ein bockiges Kleinkind", kommentierte er verständnislos.

„Kommst du mit zu Paolas Beerdigung?"

Er runzelte angesichts ihres plötzlichen Themenwechsels die Stirn.

„Was hat das mit Berlin zu tun?", wollte er wissen.

„Ja oder nein?", hakte sie ungeduldig nach.

Er wusste, dass ihr viel daran lag und selbst, wenn er nach wie vor nicht verstand, weshalb sie sich das antun wollte, war ihm bewusst, dass es als Mann an ihrer Seite seine Aufgabe war, sie zu begleiten.

„Okay", sagte er also.

„Gut. Morgen um 10:00 Uhr müssen wir dort sein."

„Alles klar", sagte er, wohl wissend, dass er eigentlich morgen Vormittag einen Termin mit einem Notar gemacht hatte. Das ganze Sterbethema hatte ihn nachdenklich gemacht und ihm war bewusst geworden, dass es wichtig war, Vorkehrungen zu treffen. Er wollte jedoch erst mit Cassie darüber sprechen, wenn sich die Wogen etwas geglättet hatten und sie wieder zur Ruhe gekommen war.

„Danke", sagte sie leise und nahm endlich seine Hand. Er drückte ihre kleinen Finger sanft zusammen. Statt etwas zu sagen, legte er die andere Hand an ihr Gesicht, beugte sich zu ihr herunter und presste seine Lippen behutsam auf ihre.

Puh. Ich weiß nicht, auf wessen Seite ich sein soll. Ihr vielleicht? Ich kann verstehen, dass Cassie  ihn gern bei sich hätte, aber er kann ja auch nicht nur wegen ihr alles stehen und liegen lassen und ganze Alben verschieben, oder? Andererseits finde ich, sollte er schon mehr auf sie eingehen. Bin echt hin- und hergerissen. Wie geht es euch damit?

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