3 | 13 | Pärchen
Ich hoffe, ihr freut euch über das neue Kapitel.
„Guck mal, wie der angibt", murmelte John.
„Hat der ne Jeans an?", fragte Cassie ungläubig, während sie Johns Cousin betrachtete.
„Vielleicht haben die heute Jahrestag oder sowas", murmelte John grinsend. Cassie schüttelte unterdessen amüsiert den Kopf. „Er hat sich richtig hübsch gemacht; so, als hätte er ne Wette gegen sie verloren."
Es stimmte. Unter Martens Winterjacke, die er offen trug, schaute einer seiner teuren bunten Pullover hervor, der zusammen mit der dunklen Jeans und den Sneakers tatsächlich schick wirkte.
„Jetzt fühl ich mich underdressed", raunte John ihr zu und strich über den Stoff seines einfarbigen Hoodies, den er passend zu seiner Jogginghose aus der gleichen Kollektion ausgewählt hatte. Darüber trug er eine bunte Jacke.
„Du siehst aus wie immer", ließ Cassie ihn schulterzuckend wissen.
„Danke für nichts, Shorty", konterte er trocken.
Sie lachte.
„Was denn? Ist doch so", sagte sie.
„Du hast dir jetzt auch nicht besonders viel Mühe gegeben", kommentierte er ihr Outfit bestehend aus einem beigefarbenen, lässigen Pullover, einem dazu passenden wadenlangen Wollmantel, einer schwarzen Leggings und weißen Sneakers.
Sie stieß ein verächtliches Pfeifen aus.
„Ich sehe aus, als würde ich auf ein Date gehen", protestierte sie.
„Ach, und mit wem?", wollte er mürrisch wissen. Sie musterte ihn kritisch.
„Mit dir jedenfalls nicht, so, wie du dich angezogen hast."
„Miststück", raunte er.
„Du könntest dir wirklich mal ein Beispiel an ihm nehmen", zischte Cassie und setzte ein Lächeln auf, als Marten und Nika auf sie zukamen.
„Schämst du dich jetzt für mich, oder was?", knurrte John leise.
„Quatsch. Niemals", sagte sie ernst, bevor sie seine Hand nahm. „Du weißt genau, dass ich auf dich stehe, ganz egal, was du trägst, weil ich dich nämlich liebe, wie du bist."
Zur Bestätigung reckte sie sich ihm für einen Kuss entgegen, was er lächelnd quittierte.
„Das wollte ich hören", erwiderte er, bevor er Marten mit einem Handschlag begrüßte und Cassie sich Nika zuwandte. Die Blondine trug einen sportlichen Mantel, darunter einen Hoodie und Jeans. Sie hatten sich einige Zeit nicht gesehen, also schlossen sie einander umso herzlicher in die Arme.
„War eine super Idee von dir, hier zu essen", lobte Nika ihren Freund, als sie ein paar Minuten später das portugiesische Restaurant betraten. Auch Cassie und John aßen hier gern, weshalb sie es Nika vor einiger Zeit für ein Geburtstagsessen empfohlen hatten.
Cassie beobachtete schmunzelnd, wie Marten seiner Freundin den Stuhl zurechtschob. Dann ließ er sich neben sie fallen, während sich all jene Restaurantbesucher, die das ungleiche Paar skeptisch gemustert hatten, wieder ihrem Essen zuwandten.
„Hast du das gesehen?", fragte Cassie ihren Freund amüsiert. „Marten weiß, wie man eine Frau behandelt."
John verdrehte die Augen.
„Ich muss dir den Stuhl nicht mehr zurechtrücken, Shorty. Dafür sind wir schon zu lang zusammen."
Nika hob misstrauisch eine Augenbraue.
„Ach, und deshalb musst du dir keine Mühe mehr geben?", fragte sie provokant und warf Cassie ein Schmunzeln zu, bevor sie sich ernst an Marten wandte. „Schau dir bloß nichts von ihm ab. Mir gefällt, dass du mir den Stuhl zurechtrückst und mir die Tür aufhältst."
Der tiefe Blick, den sie miteinander in der Öffentlichkeit tauschten, irritierte Cassie, doch sie entschied, sich etwaige Fragen für später aufzuheben. Bevor sie weiter darüber rätseln konnte, was über Nacht mit Marten geschehen war, trat bereits ein Kellner zu ihnen an den Tisch, brachte ihnen die Speisekarte und nahm die Getränkebestellungen entgegen. Als er mit den Getränken zurückkehrte, notierte er sich ihre Essenswünsche.
„Gibt es was Neues von deinen Eltern?", wollte Cassie wissen, als der Kellner sich wieder entfernt hatte. Nika seufzte frustriert.
„Alles beim Alten. Doris ist ausgezogen und meidet ein Gespräch, Hajo versteht die Welt nicht mehr und mein Bruder versucht ununterbrochen, zwischen den beiden zu vermitteln, aber ich denke, so schnell werden sich die Wogen leider nicht glätten", erzählte sie.
„Ich glaube, deine Mutter braucht einfach noch etwas Zeit", entgegnete Cassie aufmunternd.
„Ich kann sie ja sogar verstehen. Mein Vater hat jahrelang ein Doppelleben geführt und sie hat nur durch Zufall davon erfahren", sagte Nika.
„So schlimm war das jetzt auch nicht", warf Marten ein und nippte an seinem Glas Cola. Nika warf ihm einen düsteren Seitenblick zu.
„Was das Thema angeht, werden wir nie einer Meinung sein. Für dich ist so etwas normal, aber wir waren immer eine kleinkarierte Spießerfamilie. Bei uns gab es das alles nicht", stellte Nika klar. „Meine Mutter hat jahrelang in der Illusion gelebt, dass es ihrem Mann zuhause an nichts fehlt."
„Deine Eltern haben einfach zu wenig miteinander geredet", schlussfolgerte Marten. Nika lächelte verbittert.
„Ich weiß, du meinst es gerade nur gut, aber können wir vielleicht aufhören, die Ehe meiner Eltern zu analysieren?"
„Okay", sagte er leichthin, bevor er sich an John wandte. „Wie läuft's im Studio?"
„Gut. Ich fahre nächste Woche nochmal zu Raf nach Berlin, dann machen wir den Rest."
Cassie runzelte die Stirn.
„Ach ja?", fragte sie überrascht, denn sie hörte von diesen Plänen das erste Mal.
„Ja. Schließen uns dann ein paar Tage um Studio ein."
Sie hob sich die Frage, wann er ihr davon hatte erzählen wollen, für später auf.
„Komm doch mit. Tut dir bestimmt gut, mal was anderes zu sehen und deine Freundinnen zu besuchen", schlug er vor, als er ihren düsteren Blick bemerkte.
„Ja, mal sehen", sagte sie. „Ich habe die nächsten Wochen auch viel mit Malia zu erledigen."
Er hob eine Augenbraue.
„Was habt ihr vor?", wollte er wissen.
„Ich habe dir doch gesagt, wir stellen gerade ein Team zusammen. Ich will endlich richtig loslegen."
„Aha", machte er.
„Womit?", hakte Nika neugierig nach.
„Ich möchte gern eine eigene Show auf die Beine stellen", offenbarte Cassie.
„Das klingt ja cool", sagte Nika. „So richtig mit einer Geschichte und allem Drum und Dran?"
Cassie nickte.
„Genau. Ich habe schon wahnsinnig viele Ideen und gerade überlegen wir, was wir alles benötigen, um sie umzusetzen."
„Ich könnte Weiber beisteuern, die sich ausziehen", warf Marten lapidar ein und erntete sich ein Augenrollen von seiner Freundin.
„Hör ihm einfach nicht zu."
„Apropos Weiber, die sich ausziehen", hakte John ein und erlangte damit sofort Nikas volle Aufmerksamkeit. „Ich brauche welche für einen Videodreh."
Cassie hob skeptisch eine Augenbraue.
„Dreht ihr wieder ein Video mit Niveau?", fragte sie trocken und erntete sich ein Schmunzeln von Nika.
„Schau mal, Baby. Ich rede dir nicht in deine Arbeit rein und du mir nicht in meine. Okay?", fragte John in einem Unterton, mit dem man sonst auf kleine, bockige Kinder einredete. Cassie wandte sich unbeeindruckt an Marten.
„Okay, vielleicht schickst du ihm einfach diese Gestörte vorbei. Wie hieß die nochmal? Lilli?"
Sofort drehte Nika ihm hellhörig den Kopf zu.
„Ganz dünnes Eis, Cassie", murmelte Marten, ohne seine Freundin anzusehen.
„Sorry", entgegnete sie und trank einen großen Schluck aus ihrem Wasserglas. Sie war erleichtert, als der Kellner einen Teil der Antipasti brachte, die sie bestellt hatten. John und Marten machten sich sofort darüber her. Nika verschwand unterdessen auf der Toilette. Cassie wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte, also folgte sie ihr. Sie fand sie tatsächlich im Vorraum vor dem Waschbecken, wo sie sich im Spiegel betrachtete und sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustete.
„Ist alles okay?", fragte sie vorsichtig und machte ein paar Schritte an Martens Freundin heran.
„Ja. Klar. Alles super", probierte Nika, sie abzuwimmeln.
„So siehst du auch aus", kommentierte Cassie trocken.
„Hast du Lilli schonmal gesehen?", wollte sie wissen und fuhr zu Cassie herum. Die schüttelte den Kopf.
„Nein, du?", spielte sie den Ball zurück.
„Nein, und Marten macht ein riesiges Geheimnis um sie", seufzte Nika genervt. Nachdem, was Cassie am Rande mitbekommen hatte, verstand sie auch, weshalb. Doch sie wusste nicht, ob er seiner Freundin von ihren Treffen erzählt hatte, also wollte sie ihn nicht noch tiefer hineinreiten.
„Nichts Neues also", erwiderte Cassie aufmunternd. „Aber du weißt ja, wieso er das macht. Er will das einfach nur alles von dir fernhalten."
„Sie ruft ihn ständig an", erzählte Nika kopfschüttelnd. „Und er verschwindet dauernd in den Laden."
„Ich kann mir vorstellen, wie sehr dich das runterzieht", pflichtete Cassie ihr bei. „Aber du weißt doch, dass die ihm alle egal sind."
„Würde es dich nicht stören, wenn irgendwelche Mädchen John ständig anrufen würden?", hakte Nika nach.
„Ich weiß nicht, ob du mit mir mal für eine Woche tauschen willst. Er wird ständig irgendwo von Mädchen angesprochen, und viele von denen, die sich ihm am Wochenende im Club an den Hals werfen, machen ihm ziemlich eindeutige Angebote. Ich hasse sie alle. Wenn dich also jemand versteht, dann bin das wohl ich", antwortete Cassie.
„Tut mir leid, manchmal bin ich echt egoistisch", räumte Nika reumütig ein. Cassie lächelte.
„Muss dir nicht leidtun. Ich an deiner Stelle wäre auch nicht begeistert."
„Im Grunde bin ich aber auch selbst schuld. Schließlich liebe ich ihn und habe seinen Antrag angenommen, also wusste ich, worauf ich mich einlasse", reflektierte Nika. „Manchmal fällt es mir einfach nur schwer zu akzeptieren, dass er praktisch ein Doppelleben führt."
„Aber inzwischen ist er immerhin ehrlich zu dir und macht vor dir kein Geheimnis mehr daraus", ergriff Cassie Partei für ihren besten Freund. „Er hat dir sogar einen Antrag gemacht. Weißt du, wie groß das für ihn ist?"
Nika lächelte.
„Ich weiß."
„Also gibt es keinen Grund, dass du dir Sorgen wegen der Mädchen im Laden machst", versicherte sie ihr. „So hart es klingt: Er hatte in seinem Leben genug Frauen, und gerade deshalb weiß er ganz genau, was er an dir hat."
„Diese Lilli ist total fixiert auf ihn", sagte Nika kopfschüttelnd.
„Okay, das geht natürlich überhaupt nicht", schlug Cassie sich auf ihre Seite. „Es ist dein gutes Recht, mit ihm darüber zu reden."
„Dabei verläuft unsere Beziehung gerade absolut harmonisch", gab Nika zu. „Nur dieses Mädchen ist echt ein Problem."
„So, wie ich ihn kenne, schätze ich, dass sie auch für ihn ein Problem ist. Er wird es jedenfalls nicht cool finden, dass sie ihn anruft", sagte Cassie sicher. „Immerhin wollte er dich eine Zeit lang genau aus solchen Dingen heraushalten. Auch, wenn er jetzt offener ist, aber seine Einstellung zu dir und dem Kiez hat er ja sicher nicht geändert."
Nika seufzte.
„Tut mir echt leid, dass ich dich damit überhaupt so vollquatsche", sagte sie. Cassie schüttelte den Kopf.
„Dafür sind wir doch Freundinnen, oder nicht?", erwiderte sie. „Sei froh, dass ich dich nicht mit meinen Problemen mit John volllabere."
„Wie läuft es denn bei euch überhaupt?", wollte Nika wissen.
„Etwas chaotisch, würde ich sagen", antwortete Cassie. „Er ist viel unterwegs, ich werde einfach nicht schwanger und zu allem Überfluss ist auch noch eine ehemalige Freundin von mir verstorben. Es könnte also alles gerade etwas besser sein."
„Oh, das tut mir leid", sagte Nika aufrichtig.
Cassie biss sich traurig auf die Unterlippe und nickte.
„Ja, mir tut es auch leid."
„Wenn du möchtest, können wir uns die Tage auch einfach mal auf einen Kaffee treffen und du erzählst mir alles", bot Nika an, doch Cassie schüttelte dankend den Kopf.
„Wir können uns gern treffen, aber ich möchte ehrlich gesagt nicht darüber reden. Ich habe heute mit John reinen Tisch gemacht und hoffe einfach, dass es jetzt wieder bergauf geht."
Nika nickte.
„Okay. Sollen wir dann vielleicht wieder zurückgehen, bevor sie die gesamten Antipasti weggefressen haben?"
Cassie grinste.
„Vermutlich sind wir dafür sowieso schon zu spät, aber einen Versuch ist es wert."
„Digga, willst du noch ein Bier?", fragte John eine Stunde später, als sie alle zusammen im Wohnzimmer saßen. Nach dem üppigen Abendessen hatte er seinen Cousin und dessen Freundin noch zu sich nach Hause eingeladen, um den Abend dort gemeinsam ausklingen zu lassen.
„Fährst du?", hakte Marten nach und warf Nika einen flüchtigen Blick zu. Die hatte es sich gemeinsam mit Cassie auf der Couch gemütlich gemacht und nickte. „Von mir aus."
„Dann nehme ich noch eins", antwortete Marten schließlich auf Johns Frage, bevor dieser in der Küche verschwand. Marten widmete sich unterdessen dem Gras auf dem Wohnzimmertisch. Als John zurückkehrte, hielt er ihm mit einem triumphierenden Lächeln den Joint entgegen. Der verstand sofort, reichte Marten seine Flasche Corona und öffnete die Terrassentür, um mit ihm nach draußen zu verschwinden. Cassie und Nika beobachteten die beiden grinsend.
„Das wird sich wohl nie ändern", stellte Cassie fest.
„Wir hören dich, Shorty", ermahnte John sie.
„Und?", fragte sie gleichgültig. „Ich sag ja nichts Schlimmes."
Sie runzelte die Stirn, als John die Terrassentür zuzog.
„Wir müssen mal kurz was besprechen", sagte er kryptisch, bevor er die Tür endgültig schloss. Cassie warf Nika einen fragenden Blick zu, doch die zuckte lediglich mit den Schultern.
Als Nika und Marten kurz darauf gegangen waren, kehrte John zu Cassie in die Küche zurück, die bereits die Spuren des Besuchs beseitigt hatte.
„Alles okay?", fragte sie, als sie Johns düsteren Blick bemerkte.
„Was sollte nicht okay sein?", hakte er nach und sah angriffslustig auf sie herab.
„Was ist los?", fragte sie seufzend.
„Warum redest du mit Marten über deine Probleme, statt mit mir?"
Jaaa, ich weiß es. Ich hab wieder einen fiesen Cut gemacht. Aber immerhin kamen Nika und Marten vor und eigentlich ist ja alles soweit in Ordnung, oder? Okay, bis auf dieses Mädchen, aber irgendwas ist ja immer 😂
Ich würde mich freuen, wenn ihr in der Wartezeit mal meinen neuen OS lest, den ich gestern bei "Imagines & Preferences" hochgeladen habe 😆❤ dann fällt euch das Warten bis zum nächsten Kapitel vielleicht leichter 😆🤷🏼♀️😘 Oh, und ein Interview habe ich auch gegeben 😅 wenn ihr mögt, schaut auch da mal vorbei.
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