2 | 60 | Bonuskapitel 1

Meine Lieben, ich habe euch ja noch drei Bonuskapitel versprochen, bevor der 3. Teil losgeht. Erst habe ich überlegt, sie später zu veröffentlichen, aber dann habe ich gemerkt, dass es dann von der zeitlichen Abfolge keinen Sinn mehr macht. Also, viel Spaß mit dem ersten von den drei Bonuskapiteln :) Vielleicht fällt euch der vorläufige Abschied von Nika und Marten dann auch nicht ganz so schwer :p

„Ich hätte im Hotel bleiben sollen", murmelte Cassie und strich sich ihre Locken aus dem Gesicht.

„Also ich finde es schon ziemlich aufregend."

Nikas Kopf war neben ihrem aufgetaucht. Die blauen Augen der Blondine leuchteten fasziniert, während sie ihren Blick durch den großzügig geschnittenen Backstage-Bereich gleiten ließ. Auf dem Boden war blauer Teppich verlegt, links befand sich ein heller Tresen, drum herum weiße Sitzgelegenheiten. Rechts lagen das Artist-Catering und der Aufgang zur Bühne. Hier und dort saßen oder standen verschiedene Grüppchen beieinander und unterhielten sich mehr oder weniger angeregt miteinander. Von der Bühne drang dumpf die Musik des laufenden Auftritts zu ihnen herüber.

„Ich meine, ich bekomme schließlich nicht jeden Tag die Chance, auf ein so riesiges Festival zu gehen", fuhr Nika fort, während sie sich ihren Weg vorbei an einigen Sitzmöbeln zur Theke bahnten. Cassie lächelte. Auch, wenn sie heute keine besonders große Lust auf einen Festivalbesuch hatte, konnte sie Nikas Faszination verstehen. Sie erinnerte sich immer gern an die ersten Festivals zurück, zu denen sie John begleitet hatte. Auch ihr gefiel die besondere Atmosphäre und die Möglichkeit, viele Artists auf einmal zu sehen, doch heute war ihr einfach nicht nach so vielen Menschen. Sie hatte nicht einmal Lust gehabt, ihre Kurven in Szene zu setzen. Also hatte sie ein schlichtes Team Platin-Shirt und eine zerrissene Jeans angezogen.

„Gewöhn dich nicht daran."

Marten, der von hinten an die beiden herangetreten war, schenkte seiner Freundin einen eindeutigen Blick. Er trug ein buntes Shirt, eine knielange Shorts, Socken und Badeschlappen. Auf seiner Nase saß eine Sonnenbrille, an seinem Handgelenk funkelte eine teure Uhr.

„Stilecht, von Frieling", kommentierte Cassie sein Outfit trocken.

„Kann nicht jeder so hübsch sein", sagte er gleichgültig. „Sieht man ja an dir."

Sie lachte.

So wird das heute nichts mit heißen Flirts mit unnötigen Groupies", fügte Nika halb im Spaß, halb ernst hinzu. Marten ließ sich davon nicht beeindrucken.

„Doch, normal. Die sind nicht so wählerisch wie ihr. Denen ist das egal, was ich anhabe, weil die mir das eh ausziehen wollen", konterte er lässig.

„Solang du solche Socken trägst, will dir keine irgendwas ausziehen", erwiderte Cassie und deutete auf seine Füße in den weißen Tennisstrümpfen. Nika lachte. Marten zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche. Seine Freundin nahm sie ihm aus der Hand, bevor er eine herausnehmen konnte. „Du wolltest aufhören."

„Wenn du weiter so nervst, bringe ich dich direkt wieder zurück ins Hotel", gab Marten zurück und nahm ihr das Päckchen wieder ab.

„Sagt er nur, weil dir schon die ersten Typen auf den Arsch geguckt haben", schmunzelte Cassie an Nika gewandt und deutete mit einem Kopfnicken auf die knackig-enge Shorts, die sie mit einem schlichten T-Shirt kombiniert hatte.

„Besser ihr als dir", murmelte John, als er an die kleine Gruppe herantrat.

„Sollen wir was essen?", überging Cassie seine grimmige Bemerkung.

„Du denkst echt nur ans fressen", erwiderte Marten und schaute ungeniert auf ihren Bauch.

„Ich kann's mir ja auch leisten", sagte sie.

„Glaubst du", grinste Marten frech.

„Ich mag das", mischte sich jetzt John ein und legte wie zur Bestätigung seine Hände von hinten auf ihren Bauch.

„Lügst, ohne rot zu werden, während du gleichzeitig indirekt bestätigst, dass sie fett ist", lachte Marten. Cassie streckte ihm grinsend einen Mittelfinger entgegen.

„Da ist Raf."

John deutete auf eine kleine Menschentraube am Backstage-Eingang. Auch, wenn er heute selbst offiziell nicht gebucht war, war er trotzdem gekommen, um mit John einen kleinen Überraschungsauftritt zu spielen. Cassie seufzte lautlos, als er sich von ihr löste und sie stehenließ, um seinen Freund und dessen Entourage zu begrüßen.

„Sieht gut aus, der neue Team Platin-Anzug", kommentierte Cassie währenddessen, als sie John in dem bunten Anzug genauer aus der Ferne betrachtete.

„Wird sich sicher gut verkaufen, wenn er auf den Markt kommt", sagte Marten, zog sein Handy aus der Tasche und tippte darauf herum, bevor sich seine Miene verdunkelte.

„Was ist?", wollte Nika wissen. Er seufzte schwer.

„Nichts. Ich muss kurz telefonieren", antwortete er wortkarg, bevor auch er verschwand und die beiden Frauen allein zurückblieben.

„Ich hasse es, wenn er das tut", murmelte Nika frustriert. Cassie wusste sofort, was sie meinte.

„Du weißt doch, wie er ist", versuchte sie, ein gutes Wort für Johns Cousin einzulegen.

„Ja, aber es nervt mich. Schließlich mache ich mir Gedanken, wenn er sich wieder mal geheimnistuerisch verhält", sagte Nika.

„Verständlich, nachdem er dir damals so viel verheimlicht hat", räumte Cassie ein.

„Ich mache mir einfach Sorgen, dass er sich wieder in irgendwelche Dummheiten hineinmanövriert", erwiderte Nika.

„Du gehst auch nicht an dein Handy, wenn man dich anruft, oder?"

Überrascht fuhr Cassie zu der hellen Stimme herum, die sie in ihrer Unterhaltung mit Nika unterbrochen hatte. Als sie das hübsche Mädchen mit den Locken sah, verzogen sich ihre Mundwinkel zu seinem Lächeln.

„Hey Iara. Schön, dich zu sehen", strahlte sie und zog die junge Frau in eine herzliche Umarmung. Durch die Entfernung zwischen Berlin und Hamburg sahen sie sich nicht oft und ihr letztes Treffen lag bereits einige Zeit zurück. „Du hast mich angerufen? Echt?", hakte Cassie nach, als sie sich voneinander lösten, und warf einen Blick auf ihr Handy, bevor sie sich reumütig in die Unterlippe biss. „Tut mir leid, ich hab es nicht gehört. Cool, dass du doch noch gekommen bist."

„Eigentlich hatte ich wirklich keine Lust, aber als du mir gesagt hast, dass du hier sein wirst, musste ich unbedingt doch herkommen", lächelte Iara und wandte sich an Nika, um sie ebenfalls kurz zu begrüßen. Sie hatten sich auf Cassies Überraschungsparty anlässlich ihres Geburtstags kennengelernt, doch Nika hatte den Abend überwiegend in Martens Arm auf einer Liege verbracht und sich kaum mit Iara unterhalten. Cassie hatte es ihr nicht übelgenommen, schließlich war Marten zu dem Zeitpunkt relativ frisch aus der Haft entlassen worden und die beiden hatten viel nachzuholen.

„Du siehst super aus", schwärmte Cassie, als ihr Blick auf das azurblaue, knielange Kleid fiel, das Iaras Figur besonders gut in Szene setzte. So gut, dass sie das Gefühl hatte, neben ihr vollständig zu verblassen. Iara grinste.

„Danke. Ich trage es nur für dich", antwortete sie.

„Wo ist dein Freund?", wollte Cassie wissen.

„Irgendwo da hinten mit Raf", antwortete Iara. „Ich muss gestehen: als ich dich hier habe stehen sehen, habe ich mich einfach davongeschlichen."

Nika grinste.

„Er wird es überleben", sagte sie trocken.

„Ich befürchte es fast", schmunzelte Iara.

„Was haltet ihr davon, wenn wir uns was zu trinken holen und uns irgendwo hin zurückziehen, wo wir ungestört weiter über unsere Männer lästern können?", schlug Cassie vor.

„Wolltest du nicht eben noch was essen?", hakte Nika nach.

„Das war, bevor ich Iara in diesem Kleid gesehen habe", kommentierte Cassie ernüchtert, meinte es jedoch nicht so. Sie mochte ihre eigenen Kurven, ganz egal, wie sie hin und wieder darüber scherzte. Iara lächelte.

„Ich könnte auch was essen. Sollen wir das Catering plündern oder uns draußen auf dem Food Court umsehen?"

„Food Court klingt toll, dann sehe ich auch was vom restlichen Gelände", sagte Nika begeistert. Cassie seufzte lautlos. So, wie es aussah, kam sie nicht drum herum, sich trotz ihrer Aversion heute unter die Menschen zu mischen. Also setzte sie ein Lächeln auf, schließlich wollte sie Nika ihren Festival-Besuch nicht madig machen.

„Okay, dann lasst uns mal schauen, was es gibt. Über unsere Kerle ablästern können wir danach ja immer noch."

Etwas später schlenderten die drei Frauen gemeinsam über das große Gelände und schauten sich ein wenig um. Den Zeltplatz hatten sie links liegen gelassen und waren gerade an einem Stand stehengeblieben, an dem sich ein paar Mädchen ihre Haare frisieren ließen. Cassie, die sich eben an einem anderen Stand einen Cocktail geholt hatte, warf Nika ein Grinsen zu.

„Du wolltest doch schon immer mal ausprobieren, ob dir so eine ausgefallene Frisur steht. Für fünf Euro geht das auf jeden Fall klar", kommentierte sie.

„Marten bringt mich um, wenn ich mir so ein Vogelnest frisieren lasse", erwiderte Nika entschieden.

„Dich hat er auch nicht gefragt, ob dir das gefällt, als er sich die Haare hat wachsen lassen wie Jax Teller", konterte Cassie.

„Stimmt", räumte Nika ein. „Aber er hat sie ja mittlerweile wieder abgeschnitten."

„Zum Glück", lachte Cassie. „Er sah echt verboten aus, als er sie ne Zeit lang so schmierig nach hinten gekämmt hat."

„Ungefähr so wie John, als er-."

„Hör bloß auf", unterbrach Cassie Nika grinsend. Am liebsten hätte ich sie ihm im Schlaf einfach abgeschnitten", lachte sie. Auch Iara schmunzelte.

„Klingt, als hätte ich was verpasst."

„Gott sei Dank haben sie es beide ziemlich schnell eingesehen. Ich hätte nicht mehr lang mit Cassies Sticheleien rund um Rotlicht-Antonio leben können", lächelte Nika.

„Also... Vogelnest – ja oder nein?", kam Cassie auf das ursprüngliche Thema zurück.

„Auf keinen Fall – die sind gut, so, wie sie sind. Marten mag es, wenn ich sie offen trage", entgegnete sie, bevor sie weitergingen.

„Hatte dein Freund eigentlich auch mal ne richtig beschissene Frisur?", wollte Cassie wissen, als sie ihren Weg fortsetzten. Iara schüttelte den Kopf.

„Nee, nicht, dass ich mich daran erinnern würde. Jedenfalls musste ich mich für ihn noch nie wegen seiner Haare fremdschämen", sagte sie.

„Okay, wenn er kaum welche hat, ist das auch nicht schwer", lachte Cassie. 

„Im Gegensatz zu euch bin ich eigentlich ganz zufrieden mit meinem Freund", stichelte Iara amüsiert.

„Eigentlich", wiederholte Nika bedeutungsschwanger. „Also wenn ich eines im Leben gelernt habe, dann, dass keine Beziehung perfekt ist."

Cassie warf ihr einen flüchtigen Seitenblick zu. Sie überlegte, ob sie Nika vor Iara auf die aktuelle Situation mit ihren Eltern ansprechen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Es war weder der richtige Ort, noch der richtige Zeitpunkt und es gab Dinge, die Iara nicht wissen musste, ganz egal, wie gern Cassie sie mochte. Nur, weil sie die hübsche Brasilianerin mittlerweile zu ihrem Freundeskreis zählte, galt das noch lang nicht für Nika.

„Ich habe nie gesagt, dass unsere Beziehung perfekt ist", räumte Iara nach wie vor lächelnd ein. „Aber ohne die Macken des jeweils anderen wäre es ja auch alles ziemlich langweilig."

„Auf jeden Fall", pflichtete Cassie ihr bei.

Nika wollte gerade etwas sagen, verstummte jedoch und zog ihr vibrierendes Handy aus der Gesäßtasche ihrer Shorts. „Ich sage es euch: er hat ein Gespür dafür, wenn ich von ihm spreche", kommentierte sie trocken, ehe sie den Anruf entgegennahm. „Hey Babe...", flötete sie ins Telefon, während Cassie lächelnd die Augen verdrehte und sich an Iara wandte.

„In welchem Hotel seid ihr eigentlich?"

„In der Nähe vom Basketball-Court, wieso fragst du?", sprach Nika dazwischen.

„Im Maritim. Und ihr?", beantwortete Iara Cassies Frage.

„Cool. Wir nämlich auch", sagte sie. „Dann könnten wir ja nach der Show vielleicht noch was zusammen machen."

„Ich habe keine Ahnung, wo der Donut-Stand ist", sprach Nika weiter mit Marten.

„Klar, gerne", ging Iara lächelnd auf Cassies Angebot ein.

„Okay, ich schaue mal. Wie viele soll ich mitbringen?"

Cassie musterte Nika stirnrunzelnd.

„Frag ihn, ob er eine Gehbehinderung hat", sagte sie kopfschüttelnd, doch Nika ignorierte ihren Kommentar.

„Mach ich. Bis später", sagte sie stattdessen zu Marten, bevor sie das Telefonat beendete und Cassie einen kurzen Blick zuwarf.

„Ich soll dir sagen, dass du nicht so frech sein sollst", sagte Nika und schob das Handy in die Gesäßtasche ihrer Shorts zurück.

„Aber ist doch so – was hindert ihn jetzt daran, sich selbst welche zu holen? Du bist einfach zu nett zu ihm", sagte sie.

„Sagt ausgerechnet die, die John immer den Arsch hinterherträgt", konterte Nika amüsiert.

„Das ist was anderes", behauptete Cassie. „Er tut schließlich auch so viel für mich."

„Ja, er stellt dir kommentarlos die schmutzige Wäsche hin, wenn er von der Tour nach Hause kommt, lässt überall sein dreckiges Geschirr im Haus herumstehen und seine Klamotten dort fallen, wo er sie ausgezogen hat", entgegnete Nika trocken. Cassie seufzte grinsend.

„Das kann ich nicht leugnen – er hat dafür andere Qualitäten."

„Sex zählt nicht", warf Iara grinsend ein.

„Ich rede auch überhaupt nicht von Sex", gab Cassie zurück.

„Sondern?", hakte Iara stirnrunzelnd nach.

„Das erzähle ich dir vielleicht ein anderes Mal", grinste Cassie, bevor sie sich wieder grinsend an Nika wandte. „Also, sollen wir deinem Macho-Freund jetzt was zu essen holen?"

Naaaaw. Sind sie nicht alle süß zusammen? Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr habt euch ein kleines bisschen gefreut. <3

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