2 | 55 | Liebe

Meine Lieben, wir nähern uns dem Ende. Nur noch 2 Kapitel. Ich kann es selbst kaum glauben. Ich bin gespannt, wie ihr das Kapitel findet :) 

Cassie schaute ungeduldig aus dem Küchenfenster und nagte nervös an ihrer Unterlippe.

„Ich hätte mitfahren sollen", sagte sie und fuhr zu Willow herum, die auf einem der Hochstühle am Tresen saß und sie amüsiert musterte.

„Man könnte meinen, du wartest auf euer erstes Date."

Sie warf ihrer kleinen Schwester einen düsteren Blick zu.

„Du bist scheiße, Willow. John kommt heute endlich aus dem Krankenhaus zurück. Natürlich bin ich da aufgeregt, schließlich hat es lang genug gedauert, bis sie ihn entlassen haben", erwiderte sie grimmig, doch ihr Gegenüber grinste lediglich.

„Entspann dich. Ich finde es einfach süß, wie sehr du dich freust", sagte sie versöhnlich.

„Und wie ich mich freue", setzte Cassie hinzu und sah erneut aus dem Fenster. „Ich kann es kaum erwarten, wieder mit ihm einzuschlafen."

„Hast du ihm schon gesagt, dass die Produktionsfirma angerufen hat?", hakte Willow nach.

„Wegen der Show, meinst du?", fragte Cassie. Ihre Schwester nickte. „Nein, ich weiß ja selbst immer noch nicht, was ich davon halten soll."

„Also hast du dich noch nicht entschieden?", wollte Willow wissen.

„Ich mache das auf gar keinen Fall", sagte Cassie und fuhr ernst zu Willow herum. „Sie haben mich einfach durch Paola ersetzt, und jetzt, wo ihnen wegen ihren vorzeitigen Starallüren die Leute abgesprungen sind, glauben sie plötzlich wieder an meine Genesung und wollen mich zurückholen? Nie im Leben! Schon aus Prinzip nicht."

„Jetzt, wo du das so sagst, klingt es schon ziemlich arschig", kommentierte Willow.

„Ist es auch. Selbst, wenn John nicht im Krankenhaus gewesen wäre, würde ich das nicht machen. Aber jetzt, wo er mich braucht, mache ich das erst recht nicht mehr", stellte sie klar und strich sich eine ihrer Locken hinters Ohr.

„Dabei war das wirklich einer deiner Träume", sagte Willow mitfühlend.

„Stimmt. Aber weißt du, durch das, was John und ich in der letzten Zeit erlebt haben, habe ich erkannt, dass es noch eine Sache gibt, die mir viel wichtiger ist, und das ist unsere Beziehung; dass wir zusammenhalten, wenn uns das Leben wieder mal Steine in den Weg legt, und wir zueinander stehen und füreinander da sind. Das ist viel wichtiger als die Erfüllung sämtlicher Träume, auch, wenn ich diese Show unglaublich gern gemacht hätte."

Willow lächelte. Cassie erwiderte es.

„Das hast du echt schön gesagt."

„Und es war nicht mein einziger Traum", räumte Cassie zufrieden ein. „Es bedeutet also nicht, dass ich mir dafür keinen der anderen erfüllen kann."

„An was genau hast du gedacht?", fragte Willow neugierig.

„Lass dich überraschen", grinste Cassie.

„Du bist doof, Cas. Ich bin deine Schwester", protestierte Willow.

„Es ist eher Spinnerei und noch nicht wirklich spruchreif", antwortete sie besänftigend.

„Klingt aber schon so, als hättest du dir eingehend Gedanken gemacht und würdest irgendetwas planen", sagte Willow hartnäckig. Bevor Cassie etwas sagen konnte, rollte endlich der dunkle Wagen in die Einfahrt. Ohne ihrer Schwester zu antworten, huschte sie in den Flur und riss vorfreudig die Haustür auf. John, der gerade aus Carlos' Wagen gestiegen war, schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.

„Hey, Shorty", begrüßte er sie, als sie barfuß ein paar Schritte auf ihn zumachte. Sofort hüllte die kühle Dezemberluft sie ein, doch ihr war das egal. John betrachtete wohlwollend ihren Körper in der bunten Leggings und dem dazu passenden Oberteil, bevor er einen Arm um sie schlang und sie sehnsüchtig zu sich heranzog.

„Schön, dass du wieder da bist", lächelte sie und reckte sich ihm für einen Begrüßungskuss entgegen.

„Auf jeden Fall", murmelte er an ihren Lippen, bevor er sie freigab und sein Blick auf ihre Füße fiel. „Wieso ziehst du dir keine Schuhe an? Hast du Bock auf ne Blasenentzündung?"

Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

„Okay, war schön, dich zu sehen", sagte sie trocken, bevor sie sich von ihm losmachte. Er lachte, dann folgte er ihr zur Tür. Carlos nahm unterdessen die kleine Tasche aus dem Kofferraum, in der sie ihm ein paar Sachen zusammengepackt und ins Krankenhaus gebracht hatte.

„Alles okay?", fragte John, als er hinter seiner Freundin das Haus betrat. Erst jetzt bemerkte er Willow und zog auch sie lächelnd vorsichtig zur Begrüßung in seine Arme.

„Ja, wir haben all deinen Dreck weggeräumt, falls du das meinst", grinste Willow, als er sie freigab. Cassie begrüßte unterdessen Carlos, der ihr die Tasche überreichte. Sie stellte sie am unteren Treppenabsatz ab.

„Korrekt von dir. Dann kannst du ja im Studio weitermachen", konterte John und folgte Cassie ins Wohnzimmer. Dort fiel er die Couch. Carlos musterte ihn. „Brauchst du noch was?"

„Nee, Diggi. Setz dich doch", forderte John. Carlos grinste.

„Das nächste Mal gerne, aber ich muss los."

„Wohin?", fragte John skeptisch und runzelte die Stirn.

„Ja... Wohin?", wiederholte Cassie. „Ich hab extra Essen für dich mitgekocht."

Carlos lächelte.

„Echt? Was gibt's denn?", fragte er neugierig.

Cassie hob eine Augenbraue.

„Wirst du nicht herausfinden, wenn du direkt wieder fährst", sagte sie geheimnisvoll. Carlos seufzte theatralisch.

„Man, Cas, du bringst mich in ne blöde Situation", sagte er.

„Du bist also mit einem Mädchen verabredet", schlussfolgerte Cassie triumphierend.

„Nee, ich muss nur noch was erledigen", erwiderte Carlos.

„An einem Sonntag", warf jetzt auch Willow misstrauisch ein.

„Ihr seid ja schlimmer als die Stasi", lachte John. „Lasst ihn doch einfach abhauen."

„Soll ich dich mitnehmen?", fragte Carlos und wandte sich an Willow, deren Auto vor ein paar Tagen das wiederholte Mal kaputtgegangen war. Sie lächelte.

„Gerne", sagte sie, bevor die beiden sich von John und Cassie verabschiedeten. Als die Haustür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, setzte Cassie sich zu John auf die Couch.

„Er datet also ein Mädchen", stellte sie fest und rückte an ihren Freund heran. Der legte den Arm um sie, ehe sie sich vorsichtig gegen ihn sinken ließ.

„Sei doch nicht immer so neugierig", grinste John. Sie hob eine Augenbraue und schaute ihm fordernd in die Augen. „Kenne ich sie?"

John zuckte mit den Schultern.

„Ich habe wirklich keine Ahnung. Er hat bisher nichts von ihr erzählt, aber sie scheinen sich jetzt schon ein paar Wochen zu treffen", erzählte er.

„Was ernstes oder nur Sex?", hakte sie nach. Er schüttelte lächelnd den Kopf.

„Warum interessiert dich das so?"

„Er hat sich in den letzten Wochen wirklich lieb um dich gekümmert – und um mich. Aber ich habe immer noch das Gefühl, dass ich ihn nur oberflächlich kenne", antwortete sie.

„Ja, er war immer da, wenn ich ihn gebraucht habe", entgegnete er. Als sein Blick sich veränderte und er nachdenklich wurde, brach ihr Herz, denn sie wusste genau, was ihn beschäftigte.

„Es tut mir so leid", sagte sie mitfühlend, doch er schüttelte lediglich seufzend den Kopf.

„Lass uns nicht von Rome reden. Zum Glück war er noch auf Bewährung. Ich weiß wirklich nicht, was ich mit ihm machen würde, wenn ich ihm hier draußen wiederbegegnen würde", erwiderte er kühl.

„Darüber musst du dir wohl vorerst keine Gedanken mehr machen", sagte sie beißend.

„Weißt du, Shorty, ich habe viel nachgedacht, während ich in diesem Zimmer gelegen habe. Dass er eine Persönlichkeitsstörung entwickelt hat, ist mir nie aufgefallen und ich habe mich gefragt, weshalb. Ich habe immer geglaubt, dass ich ihn kenne, dabei habe ich nicht richtig auf ihn geachtet. Der Arzt, mit dem ich gesprochen habe, hat gesagt, dass alles schon damals mit den ganzen Drogen angefangen haben muss, und niemand von uns hat das gemerkt. Vielleicht hätten wir ihm helfen können, wenn wir es gewusst hätten", erzählte John nachdenklich.

„Ich weiß", entgegnete sie sanft. „Aber du kannst nichts dafür. Und als er im Gefängnis saß, hast du irgendwie auch den Bezug zu ihm verloren. Das ist ganz normal. Mach dir deshalb keine Vorwürfe."

„Zu Marten hab ich den Bezug auch nicht verloren", erwiderte er nachdenklich.

„Er ist dein Cousin, das kannst du nicht vergleichen", redete sie gegen sein schlechtes Gewissen an.

„Du tust es schon wieder", stellte er fest und schaute ernst in ihr Gesicht.

„Was?", fragte sie.

„Mich in Schutz nehmen", lächelte er.

„Weil du dich wieder schlechtredest", entgegnete sie.

„Die Sache beschäftigt mich einfach sehr", gestand er.

„Ich weiß. Mich auch."

Sie senkte ihren Blick, schaute auf ihre Fingernägel. Er nahm ihre Hand in seine.

„Ich finde immer noch, dass du eine Therapie machen solltest."

Sie schüttelte den Kopf.

„Das brauche ich nicht. Ich rede viel mit meinen Freundinnen über diese Nacht. Das hilft mir schon sehr", versicherte sie.

„Carlos und Joe haben mir erzählt, dass du seitdem nicht mehr hier übernachtet hast", sagte er eindringlich und sah prüfend in ihre Augen.

„Stimmt", sagte sie kleinlaut. „Auch, wenn die Tür oben inzwischen renoviert, der Teppich gewechselt und die Schlösser ausgetauscht sind, hatte ich Angst allein."

John seufzte lautlos.

„Du solltest wirklich diese Therapie machen."

„Ich brauche das echt nicht. In der letzten Zeit habe ich wieder angefangen zu tanzen und gebe endlich wieder Kurse. Ich habe wirklich viel Ablenkung", versicherte sie. Er gab auf.

„Wie du meinst. Aber wenn du es dir anders überlegst, unterstütze ich dich jederzeit. Okay?"

„Danke", lächelte sie. Er nahm die Snapback vom Kopf, warf sie achtlos auf den Wohnzimmertisch und fuhr sich durch die wilden Locken. Seit seinem Krankenhausaufenthalt waren sie so lang geworden, dass er sich einen kleinen Pferdeschwanz binden konnte.

„Soll ich dir die abschneiden?", fragte sie und strich mit ihren Fingern durch sein Haar. Er schüttelte den Kopf.

„Nee, ich fahr morgen mit Joe zum Frisör."

„Ich mag es irgendwie, wenn sie so lang sind", sagte sie und spielte mit einer Haarsträhne.

„Und ich mag das, was du heute anhast."

Sie lächelte, bevor sie ihm einen Kuss auf die Lippen drückte.

„Du änderst dich nie", sagte sie.

„Schlimm?", fragte er und vergrub seine Hand in ihrem Haar.

„Schlimm wäre, wenn ich dich nicht akzeptieren würde, wie du bist", erwiderte sie. Er lächelte zufrieden.

„Nein. Schlimm wäre, wenn du mir heute Nacht keinen blasen würdest, weil ich noch so angeschlagen bin, dass ich dich nicht flachlegen kann", erwiderte er trocken.

Cassie lachte auf.

„Das hast du nicht gesagt."

Es war schön, sie wieder lachen zu sehen. Sie steckte ihn damit an.

„Komm, dafür leck ich dich auch", grinste er amüsiert. „Meine Zunge funktioniert schließlich noch."

Sie verdrehte grinsend die Augen.

„Du bist unglaublich."

„Ich weiß. Und jetzt komm her und lass uns einfach nur kuscheln und reden, okay?"

Sie schaute einen Moment schweigend in sein Gesicht, strich mit ihren Fingern sanft darüber und lächelte. Es war ein unbeschreiblich gutes Gefühl, dass er endlich wieder bei ihr war.

„Du hast mir wirklich gefehlt", offenbarte sie ihm leise.

„Du mir auch", versicherte er ihr und zog sie fordernd zu sich heran, ehe er ihre Lippen zärtlich mit seinen verschloss.

Na, wie hat euch das Kapitel gefallen? Endlich lang ersehnte Harmonie oder wünscht ihr euch das Drama zurück? :) 

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