2 | 45 | Süße Verlockung

Ja, ihr seht richtig. Noch ein Kapitel, weil spontane Lesenacht... Oder so... :) Könnte mir jedenfalls vorstellen, danach noch eins rauszuhauen, wenn ihr euch das wünscht und ich euch damit glücklich mache :p Sorry für diesen super-cringygen Kapiteltitel übrigens. :/

John ließ seinen Blick durch den VIP-Bereich des Clubs schweifen und zog an seinem Joint. Noch immer fühlte er sich leer. Seit Cassie gegangen war, war er in ein tiefes Loch gefallen und hatte Schwierigkeiten, selbst wieder herauszukommen. Dass Rome tatsächlich Videos von Cassie und sich selbst gedreht hatte, um diese Nacht zu festzuhalten, hatte ihn derart in Rage versetzt, dass er kurz davor gewesen war, Rome einen Besuch abzustatten, doch als er sich auf den Weg hatte machen wollen, war Cassie nahezu hysterisch geworden und hatte ihn davon abgehalten.

Es war bereits der dritte Abend ohne sie, doch seine Gedanken kreisten ständig um Cassie; wo sie war, was sie machte und ob es ihr gutging. Um irgendwie davon loszukommen, hatte er seine Jungs davon überzeugt, dass sie dringend feiern gehen und sich betrinken mussten. Sie waren vor etwa einer Stunde gekommen und seitdem kippte er einen Drink nach dem anderen in sich hinein. Joe, der neben ihm auf der roten Couch saß, hielt mit ihm mit; ebenso Carlos und Maxwell. Er wusste, dass dieser einer der Abende war, an denen die Luft um sie herum zu knistern schien und nur ein Funke ausreichte, um eine Explosion herbeizuführen.

Er machte keinen Hehl daraus, dass er sich an diesem Abend die Frauen um sich herum genauer anschaute als sonst; schließlich hatte er keinen Grund mehr, sich zurückzuhalten oder eindeutige Angebote sofort abzulehnen. Es konnte nicht schaden, die Gelegenheit zu nutzen und seinen Marktwert ein zweites Mal zu testen. Er musste ja nicht zwangsläufig eine von diesen Schlampen, die sich wie läufige Hündinnen an ihn heranwarfen, mit nach Hause nehmen, aber es entspannte ihn auf eine seltsame Art und Weise, dass sie sich um ihn scharten und ihn feierten, ganz egal, wie viel er getrunken hatte oder wie mürrisch sein Gesichtsausdruck war.

Als er den gierigen Blick einer rassigen Dunkelhaarigen mit bronzefarbenem Teint bemerkte, verengten sich seine Augen zu Schlitzen. Sie stand abseits der anderen Weiber, trug ein auffälliges, viel zu kurzes Kleid und präsentierte ihre zugegeben recht gute Figur. Ihre Beine waren endlos lang, ihre Oberweite üppig und ihre Lippen saftig. Ihre Haare hatte sie zu einem lässigen Pferdeschwanz zusammengenommen, der in leichten Locken über ihre Schulter fiel. Sie schaute bereits länger zu ihm herüber und nippte dabei hin und wieder verführerisch am Strohhalm ihres Drinks. Sie schien perfekt für seine Zwecke, also stand er auf und ging zielstrebig zu ihr herüber. Als sie ihm bemerkte, begannen ihre dunkel umrandeten Augen zu strahlen. Ihre vollen Lippen öffneten sich leicht. Ein Rest des Getränks klebte an ihnen und ließ sie verführerisch glänzen. Sie schenkte ihm einen aufmerksamen Augenaufschlag. Ob sie allein hier war? Im Grunde war das egal, denn er wusste, dass sie sich so oder so auf ihn einlassen würde, wenn er wollte.

„Hey", sagte sie und probierte, seinem intensiven Blick standzuhalten.

„Hey", erwiderte er kurz angebunden und hoffte, dass sie ihn nicht heiraten und die Mutter seiner Kinder werden wollte.

„Ich bin Chayenne", stellte sie sich vor und lächelte nervös. Er hatte ihren Namen bereits vergessen, bevor sie ihn überhaupt ausgesprochen hatte.

„Bock, was mit mir zu trinken?", fragte er und ignorierte den Rest des Drinks in ihrer Hand. Sie stellte das Glas sofort zur Seite und schaute ihm tief in die Augen. Es war offensichtlich, dass er sie bereits jetzt um den Finger gewickelt hatte.

„Klar, gerne", antwortete sie und folgte ihm in den VIP-Bereich. Er spürte ihren gierigen Blick in seinem Nacken und seufzte lautlos. Irgendwie war es beinah zu einfach.

„Was trinkst du?", erkundigte er sich. Sie nahm sich selbstbewusst eine Dose Red Bull und mischte sie mit einem Schluck Vodka aus der Flasche. Mittlerweile turnte ihn nichts mehr ab als betrunkene Frauen, aber für seinen Zweck machte er eine Ausnahme. Er reichte ihr den Becher. Sie bedankte sich nicht einmal, sondern kippte ohne zu zögern einen Schluck in ihren Rachen.

„Kommst du aus Hamburg?", fragte er sie, in der Hoffnung, dass sie lediglich eine der vielen Kiez-Touristinnen war, die er nach dem heutigen Abend nie wiedersehen musste.

„Nein, ich wohne eigentlich in Köln", antwortete sie bereitwillig und er atmete innerlich erleichtert auf. Ein Jackpot, sozusagen.

„Ah, okay. Und weshalb bist du hier?", erkundigte er sich und bemühte sich, nicht allzu gelangweilt zu klingen, dabei interessierte es ihn überhaupt nicht. Doch er musste sie irgendwie in ein Gespräch verwickeln. Sie reckte ihm ihren tiefen Ausschnitt entgegen und er warf einen ungenierten Blick hinein. Er verwickelte sie in ein banales Gespräch über oberflächliche Nettigkeiten und reichte ihr einen weiteren Drink, als der Inhalt ihres Bechers sich dem Ende neigte. Sie rückte während des Gesprächs immer näher an ihn heran, bis sie schließlich begann, ihn bemüht unauffällig immer wieder zu berühren; seinen Unterarm, seinen Oberschenkel, seinen Ellbogen. Er ließ es geschehen und wenn er ehrlich war, genoss er ihre Aufmerksamkeit sogar; so lang, bis sein Blick an ihr vorbei direkt in dieses ihm nur allzu bekannte Augenpaar fiel.

Er starrte mit versteinertem Gesichtsausdruck an der Dunkelhaarigen neben sich vorbei in Cassies Gesicht, die am Rand des VIP-Bereichs stand und ihn mit hochgezogener Augenbraue skeptisch musterte. Sie trug ein weißes, vor der Brust verknotetes Shirt und einen wadenlangen, schwarzen Rock, der auf einer Seite bis zur Mitte des Oberschenkels geschlitzt war und ihre heißen Kurven ziemlich gut zur Geltung brachte. Sein Herz schlug ihm unmittelbar bis zum Hals und ein Adrenalinschub durchfuhr seinen Körper, seine Nackenhaare stellten sich wie elektrisiert auf und sein Mund wurde trocken. Der Schmerz, ihn mit einer anderen Frau zu sehen, stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie verdrehte verächtlich die Augen, bevor sie sich abwandte und verschwand.

„Wo willst du hin?"

Erst, als die Dunkelhaarige ihn irritiert musterte, bemerkte er, dass er aufgestanden war, doch statt ihr zu antworten, ließ er sie einfach allein zurück und bahnte sich seinen Weg durch die Menge, um Cassie zu folgen. Er musste unbedingt mit ihr sprechen; wenigstens kurz. Zielstrebig schlängelte er sich durch die Clubgäste und schaute sich dabei suchend nach ihr um, denn er hatte sie schon nach kurzer Zeit aus den Augen verloren. Gerade hatte er sie wiedergefunden und war ihr zu einer der Bars im unteren Bereich des Clubs gefolgt, als sich aus dem Nichts Rome in sein Blickfeld schob. Sofort ballte er seine Hände zu Fäusten und sein gesamter Körper spannte sich an.

„Lass sie in Ruhe, man", knurrte Rome und baute sich vor ihm auf, doch John ließ sich von seiner Drohgebärde nicht beeindrucken. Cassie stand ein paar Meter hinter Rome und beobachtete die Szene mit undefinierbarem Gesichtsausdruck.

„Halts Maul und geh mir aus dem Weg", forderte John und stieß ihn ohne zu zögern wütend nach hinten. Rome taumelte, fing sich jedoch wieder. Ehe er zum Gegenangriff übergehen konnte, verpasste John ihm einen Faustschlag, indem sich all seine Aggression auf ihn und sein Unverständnis für Cassies Entscheidung auf Distanz zu gehen entlud.

„Scheiße, John!"

Urplötzlich drängte Cassie sich zwischen die beiden, bevor Rome, der nach wie vor nicht zu Boden gegangen war, zurückschlagen konnte. John schnaubte verächtlich.

„Jetzt verteidigst du den Hurensohn auch noch?! Nach allem, was er uns angetan hat?!", schrie er außer sich und schaute aus bedrohlich zu Schlitzen verengten Augen auf ihn herab.

„Schieb das nicht auf ihn! Wir haben uns das selbst angetan. Unsere Beziehung hat schon lang nicht mehr funktioniert und wir haben uns einfach zu sehr voneinander entfernt!", erwiderte sie aufgebracht.

„Und deshalb fickst du mit ihm?!", fuhr er sie ungehalten an.

„Sagst ausgerechnet du, der gerade mal drei Tage gebraucht hat, um sich mit irgendwelchen schäbigen Schlampen über die Beziehung hinwegzutrösten?!", fragte sie anklagend.

„Ich habe wirklich viel von dir gehalten, aber weißt du was? Du bist auch nur so ne schäbige Schlampe wie die, die sich mir da oben gerade an den Hals geworfen habt! Ihr zwei habt euch wirklich verdient!"

Als Cassie ansetzte, ihn zu ohrfeigen, schnellte seine Hand nach vorn und umfasste ihr Handgelenk. Sofort stieß Rome ihn zurück. „Fass sie nicht an!"

„Nein, lass", flehte Cassie mit Tränen in den Augen und fuhr zu Rome herum, der John mit seinem kalten Blick fixierte. Seine Gesichtszüge waren hart, seine Augen beinah pechschwarz, doch es gelang ihr, ihn zurückzudrängen. „Er ist das nicht Wert", hörte er sie sagen und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er wollte so vieles zurückschreien, doch er konnte nicht; nicht mehr. Er hatte keine Energie, weiter mit ihr zu streiten, der Schmerz lähmte ihn zu sehr, also schaute er ihnen mit dunklem Blick hinterher.

„Wir sehen uns noch, du Bastard", murmelte er und durchbohrte Romes Rücken mit seinen Augen.

„Vielleicht solltest du besser wieder in deinen VIP-Bereich gehen und heute Nacht dieses Miststück flachlegen."

Er fuhr überrascht zu Alessa herum, die hinter ihm stand und ihn aus großen Augen angriffslustig musterte.

„Nicht du auch noch", seufzte er und fuhr sich erschöpft übers Gesicht.

Sie schüttelte den Kopf, dann zerrte sie ihn energisch in die entgegengesetzte Richtung als die, in die Cassie mit Rome verschwunden war. Ihr Blick wurde ernst. Sofort beschlich ihn ein ungutes Gefühl.

„Wir haben noch was zu besprechen." 

Ich weiß, ich wieder mit meinen Cliffhanger-Enden :/ Wie hat euch das Kapitel gefallen? Wie findet ihr es, dass John sich offenbar nach anderen Frauen umschaut, statt um seine Beziehung zu kämpfen? Oder könnt ihr ihn verstehen? Cassie scheint ja jetzt komplett den Verstand verloren zu haben - oder wieso geht sie jetzt auch noch mit Rome feiern? Was hofft ihr, wie diese Nacht endet?

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