2 | 42 | Gewinnen und verlieren

Und weiter geht's mit einem super langen Kapitel. Ich verrate nichts...

„Hey... Das ist unfair", lachte Rome und versuchte, ihr die Fernbedienung wieder abzujagen.

„Sagst du nur, weil du die Wette verloren hast", stellte Cassie klar und hielt die Fernbedienung so weit es ging von sich weg, damit er sie nicht erreichte, doch er schlang einen Arm um sie und streckte den anderen nach ihrer Hand aus, um sie ihr zu entreißen.

„Du bist ein so schlechter Verlierer", kommentierte sie, als er sie ihr wieder aus der Hand genommen hatte. „Dabei habe ich dich eiskalt abgezogen und es mir verdient, den Film für uns auszusuchen."

Er schaute ihr tief in die Augen und schenkte ihr ein spitzbübisches Lächeln.

„Du hast recht. Ich bin ein schlechter Verlierer. Aber ich will einfach keinen langweiligen Schnulzen-Film mit dir anschauen", sagte er und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.

„Du kannst froh sein, dass ich überhaupt einen Film mit dir schauen will", stellte sie klar. „Schließlich wolltest du auch noch schummeln, indem du versucht hast, heimlich die Lösung zu googeln."

Er strich ihr grinsend durchs Haar.

„Du brauchst gar nicht so zu tun, als hättest du nicht geschummelt, als ich vorhin auf der Toilette war. Ich weiß genau, dass du dir die nächsten Fragen schon durchgelesen hast", meinte er wissend. Genau genommen hatte sie versucht, sein Handy mit ein paar Blindversuchen zu entsperren, doch ihr Vorhaben war gescheitert. Um an die Videos zu kommen, musste sie sich etwas geschickter anstellen. Sie verdrängte ihre Frustration und schmunzelte stattdessen. „Ich sage es ja – du bist ein schlechter Verlierer. Jeder andere würde einsehen, dass er einfach nicht so schlau ist wie ich."

„Du hältst mich also für dumm", lachte er empört und hakte seine Finger im Bund ihrer Jeans ein.

„Etwas", antwortete sie frech. Sehr, setzte sie in Gedanken hinzu.

„Spiel nicht mit dem Feuer, Kleines", warnte er sie und vergrub seine Hand in ihren Locken.

„Du bist halt dümmer als ich – das ist Fakt. Sonst hätte ich nicht gewonnen", sagte sie leichthin und strich dabei sanft durch sein kurzes Haar. Noch immer hätte sie ihm am liebsten ihre Finger wütend in den Genitalbereich gebohrt, doch sie wusste, dass sie das nicht weiterbringen würde. Es war bereits der dritte Tag, den sie mit ihm verbrachte, in der Hoffnung, der Wahrheit irgendwie näherzukommen, doch Rome war nicht so leichtsinnig, wie sie angenommen hatte. Er ließ sie nie lang genug allein, als dass sie die Zeit finden würde, richtig bei ihm herumzuschnüffeln. Sie wusste nicht, wie lang sie diese falsche Fassade des verliebten Mädchens noch aufrechterhalten konnte, bis ihr Kartenhaus voller Lügen in sich zusammenfallen würde.

„Was ist, Babe?", fragte er besorgt, als er ihren nachdenklichen Blick bemerkte.

„Ich habe mich vorhin wieder mit John gestritten", log sie traurig. „Wir entfernen uns immer mehr voneinander und auch, wenn das für mich okay ist, belastet es mich. Ich meine, es gab schließlich auch eine Zeit, in der wir glücklich miteinander waren."

Rome seufzte schwer.

„Ich weiß nicht, ob du es dir vorstellen kannst, aber jedes Mal, wenn du von ihm redest, muss ich mich zusammenreißen, nicht komplett auszurasten", knurrte er und sein Gesichtsausdruck würde düster.

„Ich will einfach den richtigen Zeitpunkt abwarten", versicherte sie und legte ihre Hand an seine Brust.

„Wieso machst du nicht sofort Schluss mit ihm? Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende", probierte er sie einmal mehr von einer Trennung zu überzeugen. „Du müsstest ihm am Anfang ja nicht direkt von uns erzählen."

Sie biss sich auf die Unterlippe.

„Ich hoffe, Carlos erzählt ihm nicht, dass er mich bei dir getroffen hat", sagte sie besorgt.

„Quatsch. Deine Ausrede mit der Überraschung war wirklich plausibel. So oft, wie er dich überrascht hat, ist es nur verständlich, dass du auch eine für ihn planen würdest, um dich zu revanchieren. Mach dir darüber keine Gedanken", versicherte Rome und küsste ihre Schläfe. Cassie hoffte, dass Rome Recht behielt. Sie konnte keine misstrauischen Fragen oder Gefühlsausbrüche von John gebrauchen. All das verlangte ihr ohnehin schon so viel Energie ab, dass sie abends mental total ausgelaugt ins Bett fiel.

„Du hast recht", sagte sie, um das Thema nicht weiter zu vertiefen, und versuchte, die schlechten Gedanken zu verdrängen. Er hielt ihr die Fernbedienung hin.

„Hier", lächelte er. „Damit du nicht so viel nachdenkst, such dir einen Film aus. Wettschulden sind Ehrenschulden."

Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und kuschelte sich an sie. Cassie hatte unterdessen das Gefühl, von seiner Nähe erdrückt zu werden, doch sie musste den Schein waren; zumindest, bis sie etwas mehr herausgefunden hatte. Schon seit geraumer Zeit wägte sie ab, ob sie nicht einfach aufgeben sollte, aber der Gedanke, dass ihre ganzen Anstrengungen, all die Übelkeit, die in ihr Aufstieg, wenn sie sich in Romes Nähe aufhielt, die ständige Angst, er könnte jeden Augenblick die Geduld mit ihr verlieren, übergriffig werden – dass all ihre Bemühungen umsonst gewesen sein sollten ... Diesen Gedanken ertrug sie nicht.

Eine ganze Weile versuchte sie, der Handlung des Films zu folgen, bis sie schließlich auf ihr Handy schaute. Sie fühlte sich schlecht, John erneut anzulügen, als sie ihm auf seine Frage, wo sie war, ein simples „Bei Alessa" zurückschickte, ehe sie ihr Handy unauffällig ausschaltete und es wieder zur Seite legte. Als der Abspann einsetzte, stand Rome auf und sie witterte endlich eine Chance, sich Zugriff zu seinem Smartphone zu verschaffen.

„Ich habe nachgedacht", sagte sie ernst, bevor er den Raum verlassen konnte.

„Worüber?", wollte er wissen und setzte sich wieder zu ihr.

„Wie wäre es, wenn wir ein paar Tage wegfahren würden?"

Rome runzelte skeptisch die Stirn.

„Du willst mit mir wegfahren?"

„Ein Wochenende. Nur du und ich", lächelte sie.

„Und was sagst du John?", fragte er misstrauisch.

„Dass ich etwas Abstand brauche", log sie. „Ich würde ihm nicht sagen, dass ich mit dir fahre."

Er lächelte.

„Du willst wirklich mit mir weg?"

Sie erwiderte sein Lächeln.

„Ich habe das Gefühl, dass ich hier einfach den Kopf nicht freikriege. Verstehst du?"

Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Ich würde gern mit dir wegfahren", lächelte er. „Was schwebt dir vor?"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß nicht", sagte sie und schnappte sich ihr ausgeschaltetes Smartphone. „Ich suche einfach mal ein bisschen, bis du wiederkommst."

Er lachte.

„Ich hatte nicht vor, dich lang allein zu lassen", schmunzelte er. „Ich muss nur schnell auf die Toilette."

Sie senkte ihren Blick auf das Smartphone und machte einen betroffenen Blick.

„Ach, Mist. Mein Akku ist leer", seufzte sie. „Kannst du mir deins geben?"

Er lächelte versonnen, dann hielt er es ihr hin.

„Hier", sagte er großzügig und entsperrte es mit seinem Fingerabdruck.

„Danke, Babe", sagte sie und schenkte ihm ein Lächeln, ehe sie ihn zu sich heranzog und ihm einen Kuss aufdrückte. Es war ein dankbarer Kuss, aber Cassie war Rome nicht dankbar, weil er ihr die Suche nach einem gemeinsamen Ausflugsziel ermöglichte, sondern weil er dumm genug war, ihr sein Handy zu überlassen. Er grinste und küsste sie ein weiteres Mal, bevor er sie freigab. Sie öffnete die Suchmaske und tippte irgendein fiktives Hotel am Meer ein.

„Willst du noch Chips?", fragte er und deutete auf die leere Schüssel auf dem Wohnzimmertisch.

„Kannst du uns nicht noch was von dem frischen Popcorn machen?", lächelte sie verführerisch, um noch etwas mehr Zeit zu schinden.

„Wieso machst du das nicht?", wollte er wissen.

„Weil ich damit beschäftigt sein werde, uns ein schönes Hotel herauszusuchen", antwortete sie mit einem entwaffnenden Lächeln. Er seufzte.

„Ich sehe schon, du wirst mein finanzieller Untergang sein", erwiderte er, drückte ihr einen letzten Kuss auf und ließ sie endlich allein. Kaum war er verschwunden, tippte sie sich in die Sicherheitseinstellungen und scannte ihren eigenen Daumenabdruck ein, um sich dauerhaft Zugriff auf sein Handy zu verschaffen. Falls sie nicht gleich fündig werden würde, wäre sie nicht mehr darauf angewiesen, dass er ihr das Handy freiwillig gab, sondern konnte beispielsweise einfach bei ihm übernachten und warten, bis er schlief. Aber eine Übernachtung war wirklich ihre letzte Option.

Während sie auf dem Display herumtippte, hielt sie ihren Blick stets auf die Tür gerichtet und horchte in die Stille der Wohnung hinein, um sicherzugehen, nicht jede Sekunde von Rome ertappt zu werden. Anschließend schloss sie die Menükarte und klickte sich in die Galerie, um nach den Videos und Bildern zu suchen. Da sie das genaue Datum noch im Kopf hatte, konnte es nicht allzu lang dauern, sie zu finden.

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie tatsächlich die gesuchten Inhalte erreichte, und sie hielt den Atem an, als sie sich durch die Fotos klickte. Er hatte unzählige Bilder von ihnen gemacht, wie sie sich selig lächelnd mit geschlossenen Augen an ihn schmiegte und er sie dabei im Arm hielt. Ein paar Fotos zeigten nur sie an seiner Brust, einige waren aus einer größeren Höhe geschossen worden, sodass auch sein Gesicht darauf zu sehen war. Ihre Finger zitterten, als sie das erste Video erreichte, und das Blut rauschte laut durch ihre Ohren; so laut, dass sie beinah die Toilettenspülung überhörte.

„Fuck", murmelte sie leise und horchte in die Stille hinein, als die Badezimmertür mit einem lauten Quietschen seine Rückkehr ankündigte. Schnell schloss sie die Galerie und klickte sich in die geöffnete Webseite mit den Hotels zurück, klickte ein paar davon an, um es so aussehen zu lassen, als würde sie tatsächlich nach einem Reisedomizil suchen und setzte ein Lächeln auf, als Rome das Wohnzimmer betrat. Dabei schlug ihr das Herz bis zum Hals, denn eigentlich musste sie unbedingt diese Videos sehen. Doch wie sollte sie sich diese anschauen, ohne, dass er etwas davon mitbekam?

„Du hast das Popcorn vergessen, Schatz", lächelte sie verführerisch. Er runzelte die Stirn und machte ein paar Schritte auf sie zu.

„Schatz, ja?", hakte er nach und beugte sich zu ihr, um ihr einen Kuss zu geben. Sie ließ es über sich ergehen, ohne, dass ihr Lächeln verstarb.

„Und einen Tee hätte ich auch gern. Dafür habe ich hier schon was Passendes für uns gefunden. Schau...", behauptete sie und hielt ihm das Display entgegen. Er zog die Augenbrauen zusammen.

„Hast du gesehen, was das kostet?", wollte er wissen. Sie zog ihn am Kragen des Hoodies zu sich heran.

„Bin ich dir das nicht Wert?"

„Komm mir nicht auf die Tour", forderte er, bevor er ihr einen weiteren Kuss aufdrückte.

„Bitte, wie du willst. Dann schlafen wir eben hier", sagte sie und öffnete ein weitaus schlechteres Angebot. „Die haben zwar nicht mal einen Pool, aber-"

„Wer sagt eigentlich, dass ich dieses Wochenende bezahle?", fragte er provokant.

„Ich. Weil du auch was davon hast, mit mir ungestört allein zu sein", erwiderte sie bedeutsam grinsend.

„Du bist ein echtes Miststück", kommentierte er, dann küsste er sie und löste sich von ihr. „Also, Miststück, welchen Tee hättest du gerne?"

„Den von vorhin", sagte sie und deutete auf ihre leere Teetasse, die bereits seit dem Abendessen auf dem Wohnzimmertisch stand. Er lächelte. „Wenn du möchtest, können wir gleich dieses Hotel am Strand buchen, das dir so gefallen hat."

„Ich schaue noch ein bisschen", sagte sie und vertiefte sich wieder in das Handydisplay, bis er verschwunden war. Dann klickte sie sich schnell zurück zu den Videos in der Galerie. Ihre Finger brannten, als sie das Erste davon anklickte. Sie hielt den Atem an, als sie sich in Romes Armen liegen sah, während er ihre nackte Schulter streichelte und ihre Schläfe küsste. Ihre Haare waren verklebt, sie schien zu schlafen. Sie runzelte skeptisch die Stirn als sie realisierte, dass er sich nur vorsichtig bewegte, so, als wolle er sie nicht aufwecken wollen. Nach nur fünfzehn Sekunden endete das kurze Video.

Sie öffnete sofort das Nächste. Direkt zu Beginn alberte sie mit Rome im Bett herum. „Gib her", forderte sie und probierte, ihm das Handy aus der Hand zu nehmen, doch er lächelte nur und hielt es etwas höher. „Ich hasse dich", lachte sie, als er ihr auswich und das Bild verwackelte. „Eben hast du noch was anderes gesagt", erwiderte Rome, dann schwenkte das Bild auf sie zurück. „Was war es nochmal?", hakte er nach. Cassie biss sich grinsend auf die Unterlippe, bevor sie die Augen verdrehte. „Ja, okay, ich mag dich", sagte sie und schmiegte sich in seinen Arm. „Wie sehr?", wollte er wissen und vergrub seine Hand in ihren Locken. „So sehr, dass du mich küssen würdest?" Sie kicherte. „Rome..." „Sag es", forderte er. Plötzlich wurde sie ernst und biss sich auf die Unterlippe. „Hör bitte auf. Ich fühle mich unwohl dabei", sagte sie und probierte, ihm das Smartphone abzunehmen. Als das Video abbrach, zog sich ihre Kehle schmerzhaft zusammen. Sie hatte sich also unwohl dabei gefühlt, ihm so nah zu sein. Hatte er sie vielleicht doch belogen? Und wieso hatte sie trotzdem mit ihm gekuschelt?

Sie scrollte durch die Fülle von Videos und erkannte, dass sie es unmöglich schaffen konnte, sich alle anzuschauen, bevor er zurückkam. Kurzerhand öffnete einen Fileserver im Browser und meldete sich an, um sich die Videos per E-Mail zum Download zuzusenden, und hoffte, dass sie schnell genug verschickt wurden, als dass Rome etwas bemerken konnte. Während die Videos versendet wurden, schaute sie immer wieder nervös zur Tür, um sicherzustellen, dass er nicht plötzlich unerwartet vor ihr stand. Sie hörte das leise Rauschen des Wasserkochers und das Summen der Mikrowelle.

Erleichtert stellte sie fest, dass alle Videos versendet worden waren. Sie löschte zunächst den Verlauf und schloss danach das kleine Browserfenster, um ihre Spuren zu verwischen.

Gerade rechtzeitig, als er hereinkam, hatte sie ein weiteres Alibi-Fenster mit Pärchen-Angeboten geöffnet und versuchte, ihre zitternden Finger unter Kontrolle zu bringen.

„Hier, Prinzessin", sagte er und reichte ihr vorsichtig die dampfende Teetasse, bevor er sich mit der Popcorn-Schüssel zu ihr setzte.

„Danke", sagte sie und probierte, nicht ständig an die Videos zu denken, doch es fiel ihr unglaublich schwer. Sie musste sie unbedingt so schnell wie möglich anschauen.

„Hast du dir was ausgesucht?", fragte er und küsste ihre Schläfe, als er sie zu sich heranzog.

„Noch nicht. Es gibt einfach zu viel", sagte sie und schaute in seine Augen.

„Zeig nochmal", forderte er und nahm das Handy aus ihrer Hand. Sie hielt den Atem an und hoffte, dass er nicht merkte, dass sie in seiner Galerie herumgeschnüffelt hatte.

„Das da finde ich süß", sagte sie und tatschte auf dem Display herum.

„Dann buchen wir das jetzt."

Sie biss sich auf die Unterlippe.

„Ich sollte erst in meinen Kalender schauen, wenn ich zuhause bin", machte sie einen Versuch, ihn davon abzuhalten.

„Okay", lächelte er. „Dann schreibst du es mir und ich buche es dann."

Als er sie zwei weitere Stunden später an der Straße zur Einfahrt absetzte, war sie innerlich unglaublich nervös. Sie hielt es kaum noch aus, nicht zu wissen, was auf diesen Videos zu sehen war. Sie hoffte, dass es nicht noch heftiger wurde, als es sowieso schon war.

„Tut mir leid, dass du mich nicht bis vor die Tür fahren kannst, aber sicher ist sicher", sagte sie und schenkte Rome ein zuversichtliches Lächeln. Ihr Vorschlag, gemeinsam wegzufahren, hatte ihn jedoch so sehr beflügelt, dass er sich nicht beschwerte, sondern ihr einfach nur einen Kuss zum Abschied auf die Lippen drückte. „Schreib mir, wann ich dich morgen abholen soll", sagte er und küsste sie ein letztes Mal, bevor er sie endlich freigab.

Sie vergrub ihre vor Aufregung zitternden Finger in ihrer Jackentasche, als sie die letzten paar Meter den kleinen Weg entlang in Richtung Einfahrt lief. Rome wartete an der Straße, also konnte sie ihr Smartphone noch nicht wieder einschalten. Im Inneren des Hauses brannte Licht. John musste also schon dort sein. Sie hoffte, dass er darauf verzichtete, ihr eine Szene zu machen, und legte sich eine Taktik zurecht, sich schnellstmöglich vor ihm zu verkriechen, falls er wütend auf sie losgehen würde.

Mit bebenden Fingern schloss sie die Haustür auf und schlüpfte durch den Türspalt, darauf bedacht, keine Geräusche zu machen, um Johns Aufmerksamkeit nicht auf sich zu ziehen. So leise sie konnte, drückte sie die Tür ins Schloss und zog das Handy aus der Tasche. Sie schaltete es ein und hielt den Atem an, als das Display hell wurde. Unbemerkt huschte sie die Treppe hinauf in den ersten Stock, ohne ihre Sneakers oder ihre Jacke auszuziehen, und schloss lautlos die Schlafzimmertür hinter sich. Dann fiel sie schwer seufzend auf das weiche Bett und tippte ihren PIN-Code ein. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis das Display sich entsperrte.

Sofort klickte sie sich in ihre E-Mails und suchte nach dem Download-Link für die Videos. Sie atmete erleichtert auf, als sie sah, dass er tatsächlich generiert worden war, und klickte mit schwitzigem Daumen darauf. Dann legte sie das Handy zur Seite und zog erleichtert ihre Jacke aus.

„Wir müssen reden."

Sie erschrak, als die Tür aufgestoßen wurde und John im Türrahmen auftauchte. Er baute sich bedrohlich vor ihr auf und funkelte sie aus düsteren Augen gefährlich an.

„Nicht jetzt, okay?", bat sie ihn leise und schnappte sich wieder ihr Handy, um zu sehen, wie weit die Downloads waren.

„Willst du mich verarschen?!", fuhr John sie an und riss ihr das Smartphone aus der Hand. „Wo bist du gewesen?!"

Sie starrte ihm entsetzt ins Gesicht. Sie hatte ihn lang nicht mehr derart wütend gesehen.

„Ich war bei Alessa", log sie und versuchte, ihm das Handy wieder abzunehmen, doch er wich zurück.

„Lüg mich verdammt nochmal nicht an. Was machst du bei Rome?!"

Sie schluckte hart. Carlos musste es ihm gesagt haben. Bei seinem kalten Blick gefror ihr das Blut in den Adern.

„Fickst du mit ihm?!", schrie John außer sich.

„John, ich-"

Sie hob besänftigend die Hände, doch er stieß sie unsanft aufs Bett.

„Ob du ihn fickst, habe ich dich gefragt!"

Ihre Augen füllten sich mit Tränen.

„Nein, ich kann dir das erklären", beteuerte sie.

„Erzähl!", forderte er und machte einen bedrohlichen Schritt auf sie zu.

„Ich mache das für dich."

Er stieß einen verächtlichen Laut aus.

„Du triffst dich also hinter meinem Rücken mit ihm und belügst mich, weil-"

„Weil ich dich überraschen wollte! Hat Carlos dir das nicht erzählt?!", platzte die Notlüge aus ihr heraus, weil sie nicht wusste, wie sie ihn anders besänftigten sollte. Ihm zu sagen, dass die Möglichkeit bestand, dass sie ihn tatsächlich ungewollt mit Rome betrogen hatte, schien ihr keine Option.

Er stutzte.

„Was?"

„Ich wollte dich überraschen, okay?!", sagte sie und machte einen weiteren Versuch, ihm das Handy abzunehmen. Einen Moment lang stand er einfach nur so da, bevor sein Blick weich wurde und er einen Schritt auf sie zumachte. Dann hielt er ihr das Handy hin. Gerade, als sie es nehmen wollte, hörte sie ihre eigene Stimme.

„Lass das, Rome", hörte sie sich flehend sagen. „Ich will, dass du dich daran erinnerst", erwiderte Rome ernst. „Bitte hör auf. Er darf das nie erfahren" Noch ehe sie reagieren konnte, riss John ihr das Handy aus der Hand.

„Was ist das?", fragte er, bevor er gebannt auf das Display starrte.

„Das versuche ich, herauszufinden", seufzte sie hilflos, bevor sich die heißen Tränen, die sich in ihren Augen gesammelt hatten, ihren Weg über ihre Wangen suchten. John schaute mit versteinertem Gesichtsausdruck von ihrem Handy auf. „Was meinst du damit?"

Sie wusste, dass sie es ihm nicht länger verschweigen konnte; nicht, nachdem er es mit eigenen Augen gesehen hatte.

„Rome behauptet, dass wir in Mailand miteinander geschlafen haben und-"

Johns kalter Blick brachte sie augenblicklich zum Schweigen. Seine Finger verkrampften sich um das kleine Smartphone, bevor er einen Schritt auf sie zumachte.

„Willst du mich verarschen?", knurrte er bedrohlich. Cassie hatte das Gefühl, dass sie gerade unter ihren eigenen Lügen begraben wurde, während sich ein lähmendes Schwindelgefühl in ihr breitmachte.

„Ich weiß selbst nicht, ich erinnere mich an nichts, ich-"

Sie brach ab, denn auf einmal begann ihre Welt, sich zu drehen, und schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen.

Ich weiss, der Cut ist wieder mies, aber immerhin hat sie die Videos jetzt gefunden, dummerweise ist er verständlicherweise jetzt ziemlich sauer und ich habe das blöde Gefühl, dass er sie damit nicht durchkommen lässt. Ich wäre auch sauer und finde, dass sie das nicht hätte tun sollen. Aber naja, was glaubt ihr, wie sie Sache jetzt ausgeht?

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