2 | 11 | Nachts

Damn, da hab ich vor lauter Schreiben doch glatt das Updaten vergessen. Ich hoffe, ihr mögt das Kapitel. Die Schonfrist ist vorbei; die Geschichte geht dann jetzt richtig los. Ich wünsche euch viel Spaß.

„Er wird dich zu all deinen Jobs begleiten", wiederholte John. Cassie setzte sich auf und schaute ihm angriffslustig ins Gesicht.

„Ich brauche weder einen Babysitter noch einen Bodyguard", platzte es wütend aus ihr heraus.

„Ich dachte an ihn als deinen Fahrer. Du könntest dich locker machen und dich voll und ganz auf den Job konzentrieren, und wenn du anschließend müde bist, kannst du dich entspannen, während er dich zurückbringt. Du hättest weniger Stress und er einen Job. Quasi eine Win-Win-Situation", stellte er klar.

„Wenn es hart auf hart kommt, frage ich die Mädels und im Notfall Marten", protestierte sie.

„Warum bist du so stur, man?", fragte er genervt.

„Warum kannst du nicht akzeptieren, dass ich das nicht möchte?", konterte sie.

„Weil du es nicht mal probierst, sondern direkt ablehnst. Finde ich nicht cool", erwiderte er, setzte sich seufzend auf und begann, sich auszuziehen. Die Lust auf sie, die er gerade noch verspürt hatte, war ihm vergangen. Sie rutschte auf Knien an ihn heran.

„Ich habe die letzten zwei Jahre weder einen Fahrer noch einen Aufpasser gebraucht. Bei den wirklich wichtigen Dingen warst du immer dabei", sagte sie versöhnlich.

„Dafür habe ich mir in den letzten zwei Jahren immer wieder Sorgen darum gemacht, dass du nach einem anstrengenden Tag völlig übermüdet auf dem Weg zum Hotel oder nach Hause verunglückst. Ich mache das nicht um dich zu ärgern, sondern, weil ich uns beiden einen Gefallen tun will", appellierte er genervt an ihr Gewissen und versuchte zeitgleich, sein weiteres Motiv für seinen Vorschlag zu verbergen.

Das laute Stöhnen von der anderen Seite des Flurs machte ihn wütend. Wäre sie nicht so stur, könnte er jetzt auch etwas Spaß mit ihr haben, statt sinnlos zu diskutieren. Er warf seine Klamotten achtlos auf den Boden. Sie biss sich auf die Unterlippe.

„Das ist süß von dir", lächelte sie sanft, als er das Licht wieder ausschaltete und sich hinlegte.

„Also wird er dich von jetzt an durch die Gegend fahren. Alles klar?"

„Oh mein Gott! Ja! Fick mich", kreischte eines der Mädchen durchs Haus. Cassie verdrehte die Augen.

„Klar, und bei jedem Job schleppt er sich direkt drei Schlampen ab, die er wegflanken kann", kommentierte sie trocken. „Bei allem Verständnis für deine Sorge, aber auf so einen Playboy kann ich echt verzichten. Wenn du dir dann weniger Sorgen machst, nehme ich mir zukünftig einfach ein Taxi."

John schnaubte wütend.

„Ich habe dir noch nie Vorschriften gemacht. Bring mich nicht dazu, jetzt damit anzufangen."

Sie schaltete das Nachtlicht an.

„Was zur Hölle ist denn los mit dir?", fragte sie und sah enttäuscht in sein Gesicht.

„Liebst du mich?", fragte er mit gerunzelter Stirn und musterte sie provokant.

„Was ist das überhaupt für eine bescheuerte Frage?!", wollte sie wissen.

„Ob du mich liebst", wiederholte er knurrend. Sie warf entnervt die Arme in die Luft.

„Herrgott, natürlich liebe ich dich. Aber das ist doch gerade-"

„Dann probierst du das für mich wenigstens aus", stellte er klar.

Sie schüttelte traurig den Kopf.

„Ich kann nicht glauben, dass du das gerade wirklich tust", sagte sie und schlug die Bettdecke zur Seite. „Ich hoffe, wenn du morgen aufwachst, schämst du dich wenigstens dafür."

„Wo willst du hin?", fragte er gereizt, als sie sich ihre Bettdecke und das Kopfkissen schnappte.

„Oh ja. Fester. Tiefer. Ah!", unterbrach das Gekreische von einem der beiden Betthäschen ihre Diskussion.

„Weiß nicht. Irgendwo hin, wo du gerade nicht bist. Ins Gästezimmer kann ich ja offenbar gerade nicht!", pampte sie ihn an.

„Bleib hier", forderte er und verfolgte mit seinen Augen, wie sie ihre Bettdecke hinter sich her zur Tür schleifte.

„Ich rede erst wieder mit dir, wenn du mich nicht mehr bevormundest", machte sie ihren Standpunkt deutlich, bevor sie die Schlafzimmertür aufzog und im Flur verschwand. John seufzte tief, als sie die Tür schwungvoll hinter sich zugezogen hatte. Er hatte nicht gewollt, dass die Situation derartig eskalierte, doch dass sie nicht bereit schien, es wenigstens zu versuchen, machte ihn rasend vor Wut. Dabei musste sie doch wissen, wie sehr er Rome schätzte, wenn er sie ihm tatsächlich anvertraute.

Die Idee, dass Rome sie zukünftig begleiten konnte, war ihm im Verlauf des Abends gekommen. Er fand, dass die Idee nur Vorteile hatte. Er machte sich wirklich oft Sorgen, wenn sie sich nach langen Drehtagen noch auf eigene Faust ins Auto setzte. Er wusste selbst, wie sehr solche Tage schlauchen konnten und wollte verhindern, dass sie am Steuer vor Erschöpfung wegnickte. Außerdem konnte er sie nicht zu jedem Job begleiten, doch gerade jetzt, wo sie mehr Zeit mit Spinnern wie Rachid verbringen musste, wollte er verhindern, dass einer dieser Typen sich an sie heranmachte. Eine ganze Zeit lang hatte er selbst Frauen nur als Objekte gesehen und war sich sicher, dass viele Männer ihr nur an die Wäsche wollten. Solang ein Typ von Romes Erscheinungsbild in der Nähe war, würde ihr niemand zu nah kommen. Er vertraute ihr, aber er war selbst ein Mann und wusste, wie einfallsreich Männer werden konnten, um eine Frau näher kennenzulernen. Dass sie in festen Händen war, schien einige nicht zu interessieren, sodass er nach wie vor häufiger ein Statement setzen musste.

Er fuhr sich müde über das Gesicht und reckte sich dem kleinen Schalter des Nachtlichts entgegen, um es wieder auszuschalten. Es war gerade dunkel geworden, als Cassies Handy auf dem Nachttisch aufleuchtete. Er runzelte skeptisch die Stirn, griff danach und schaute aufs Display.

03:34 Uhr.

Er wusste, dass es falsch war, doch die Frage, wer ihr um diese Uhrzeit noch schrieb, würde ihn sowieso nicht zur Ruhe kommen lassen. Dafür hatte er sich gerade viel zu sehr in die Vorstellung hineingesteigert, dass auch andere Männer seine Freundin attraktiv fanden und er sie am liebsten von der gesamten Männerwelt abschirmen wollte. Seine Finger wurden heiß, als die Nachricht auf dem Startbildschirm aufpoppte.

Ramin

Schön, dass du dich meldest. Ja, können morgen sehr gerne telefonieren. Freu mich.

Er schnaubte wütend, während sein Blut glühend heiß wie Lava durch seine Adern pumpte. Er war sich sicher: er hatte den Namen Ramin vorher noch nie gehört. Wer war dieser Typ und was wollte er von ihr? Wieso hatte sie sich überhaupt bei ihm gemeldet?

Einen Moment schaute er nachdenklich auf das Display und kaute auf seiner Unterlippe herum. Es wäre ein Leichtes, das Display per Fingerabdruck zu entsperren und nachzusehen. Cassie wusste es vermutlich nicht, doch er hatte seine ID nicht gelöscht, als er ihr das Smartphone überlassen hatte. Er wusste, dass es nicht in Ordnung war, doch mittlerweile beschlich ihn öfter ein ungutes Gefühl und es gab ihm eine gewisse Sicherheit, dass zumindest die Option bestand, einen Blick in ihren Nachrichteneingang zu werfen. Ein paar Mal hatte er es in der Vergangenheit schon getan, wenn sie das Handy hatte liegenlassen und duschen gegangen war, doch bisher war er nie auf verdächtige Inhalte gestoßen. Dabei schaute er nicht dort hinein, um sie zu kontrollieren, weil er ihr nicht vertraute, sondern viel mehr, um sich darin zu bestätigen, dass er ihr zurecht vertraute und sich zu beruhigen; sich zu beweisen, dass er sich in den vergangenen Monaten zu viel in all diese Dinge hineinsteigerte und er ihr Unrecht tat.

Doch jetzt, wo sie mitten in der Nacht eine Nachricht von einem fremden Mann erhielt, dessen Namen er noch nie gehört hatte, ließ ihm die Frage keine Ruhe, was die beiden miteinander verband. Wenn er aber jetzt die Nachricht las, würde sie ihr im Display nicht mehr als neue Nachricht angezeigt werden. Es wäre also offensichtlich, dass er Zugriff auf ihre Nachrichten hatte und auch nicht mehr davor zurückschreckte, ihn zu nutzen. Er würde sich angreifbar machen und sie nur darin bestätigen, dass er Rome als ihren Aufpasser engagierte, der sie bestmöglich beschatten und auf Schritt und Tritt bewachen sollte. Er musste die Sache geschickter angehen.

Wenn er sich entschied zu warten, bis sie die Nachricht gelesen hatte, bestand jedoch das Risiko, dass er bis dahin vor Kopfstress durchdrehte.

Ramin.

Er würde es nicht aushalten, also schlug er entschlossen die Bettdecke zur Seite, stand auf und machte sich auf die Suche nach Cassie. Rome schien noch immer seinen Spaß zu haben, jedenfalls stieß das Gästebett so hart in einem gleichbleibenden Rhythmus gegen die Wand, dass er glaubte, es würde gleich zusammenbrechen. Er fand Cassie im Wohnzimmer. Sie lag in der Dunkelheit auf der großen Couch, hatte sich zugedeckt und hielt sich verzweifelt das Kopfkissen über die Ohren, vermutlich, um Romes lautes Gestöhne und das seiner beiden Spielzeuge nicht hören zu müssen. Es war offensichtlich, dass sie hier – zumindest jetzt – keinen Schlaf finden würde. Im Vorbeigehen schaltete John das Licht ein. Erschrocken nahm sie das Kissen von ihrem Gesicht und starrte überrascht in das seine.

„Vergiss es. Ich komm nicht ins Bett", sagte sie abweisend, in der Annahme, er würde sie dazu überreden wollen, zurückzukommen, und den Streit zu vergessen.

„Wer ist Ramin?", fragte John schneidend, ohne auf ihre Aussage einzugehen, und warf das Handy in die Bettdecke, als er schließlich vor ihr stehenblieb und durchbohrend auf sie herabschaute. Seine Gesichtszüge waren hart, sein Blick kühl.

„Wie kommst du auf Ramin?", fragte sie gereizt, ohne auf ihr Smartphone zu schauen.

„Weil der Hurensohn dir gerade eben geschrieben hat", antwortete er kalt.

Sie seufzte theatralisch, ließ ihren Kopf in das Kissen sinken und schloss für einen Moment die Augen, so, als müsse sie sich sammeln.

„Lieber Gott. Bitte gib mir Kraft", murmelte sie, ehe sie die Augen wieder aufschlug und geradewegs in seine schaute.

„Ich hab dich was gefragt", blieb er hartnäckig. Seine ungeduldige Stimme war lauter geworden. Schwerfällig schlug sie die Bettdecke zur Seite und stand auf, damit er nicht weiterhin überlegen auf sie herabschauen konnte.

„Guck mal auf die Uhr, John. Es ist mitten in der Nacht", sagte sie genervt.

„Ich hab dich gefragt, wer dieser Typ ist!", fuhr er sie so laut an, das sie automatisch einen Schritt nach hinten machte. Sie stieß einen enttäuschten Laut aus und hob abwehrend die Hände.

„Tut mir leid, aber so werde ich mich ganz sicher nicht mit dir unterhalten", sagte sie entschieden und machte einen Versuch, sich an ihm vorbeizudrücken, doch er umfasste unsanft ihr Handgelenk und hielt sie fest.

„Mach mich nicht sauer!", knurrte er.

Sie machte sich energisch von ihm los.

„Mach du mich nicht sauer! Was zur Hölle ist dein Problem? Ich erkenne dich überhaupt nicht wieder!"

Dass sie seiner Frage weiterhin auswich, statt sie zu beantworten, machte ihn nur noch wütender.

„Wieso beantwortest du meine Frage nicht?", wollte er wissen.

„Weil du dich wie ein Idiot verhältst", stellte sie klar.

„Wie ein Idiot, ja?", stieß er verächtlich aus. „Weil ich wissen will, was für ein Typ meiner Freundin mitten in der Nacht Nachrichten schickt?"

„Was schaust du überhaupt auf mein Handy?", wollte sie wissen.

„Darf ich nicht? Ich bin doch dein Freund, oder nicht? Hast du Geheimnisse vor mir?", fragte er provokant.

Sie schüttelte enttäuscht den Kopf.

„Du solltest dringend aufhören zu trinken. Das bekommt dir offenbar nicht mehr so gut", stellte sie fest. Wieso versuchte sie, von sich selbst abzulenken? Was hielt sie vor ihm zurück?

„Sagst du mir jetzt endlich, wer dieser Bastard ist?!", schrie er ungeduldig, weil er sich nicht anders zu helfen wusste.

„Einer vom Produktionsteam, okay?!", gab sie lautstark zurück. „Er möchte mit mir über Details für die Showplanung sprechen. Bist du jetzt zufrieden?"

„Nachts?!", fuhr er sie zweifelnd an.

„Er ist gerade in Guangzhou. Dort ist schon Vormittag, Mr. Suspicious!"

Er schwieg einen Moment, verarbeitete das, was sie ihm sagte. Als er erkannte, dass er gerade die Kontrolle verloren hatte und zu weit gegangen war, wurde sein Blick weich. Dass es um einen Job gehen könnte, vielleicht sogar um die Show, hatte er vor lauter Verbohrtheit nicht einmal in Betracht gezogen. Er wischte sich schwer seufzend übers Gesicht.

„Entschuldige bitte, ich-", setzte er an zu sagen, doch sie schob sich enttäuscht an ihm vorbei. Er glaubte, Tränen in ihren Augen schimmern zu sehen, aber als er nach ihrer Hand griff, um sie zurückzuhalten, machte sie sich von ihm los und ließ ihn stehen.

„Was ist denn hier los?"

Rome war – immerhin in einer Boxershorts bekleidet – im Türrahmen zum Wohnzimmer aufgetaucht und musterte die beiden misstrauisch.

„Gott, Rome, kannst du dir bitte was anziehen?!", fauchte Cassie ihn gereizt an und schob sich, ohne ihn anzusehen, an ihm vorbei. Rome schaute ihr perplex hinterher, aber sie würdigte ihn keines Blickes mehr. Als Rome sich John zuwandte, schüttelte der nur seufzend den Kopf. „Frag nicht, Diggi."

Wie hat euch das Kapitel denn gefallen? Könnt ihr verstehen, wieso er sich aufregt? Oder habt ihr Verständnis für sie? Wie findet ihr es, dass er offenbar hin und wieder in ihrem Handy herumschnüffelt?

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