Kapitel 47 - Hoffnung stirbt zuletzt
Maxime
Es war schrecklich. Meine Welt brach vor mir zusammen, Stück für Stück in tausenden von Teilen. Sie rieselten wie Regen zu Boden und hinterließen klirrende Geräusche. Mit dem zerbersten meiner eigenen kleinen Welt, zersprang mir auch mein Herz. Ich dachte für einige Sekunden es würde nicht mehr schlagen, und im Moment, wäre es mir sogar ganz recht.
Unsere Liebe war frisch, aber ich hatte das Gefühl 'Den Einen' In ihm gefunden zu haben. Mein Deckel, mein Seelenverwandter und mein Vorherbestimmter. Ich habe ihn verloren.
Ich realisierte es erst ein paar Minuten nach den Worten meiner Schwester und wollte nur noch allein sein. Papa und Camilla wollten jedoch nicht gehen und überhörten einfach meine Aufforderungen das Zimmer zu verlassen. Es ging sogar so weit, dass ich eine Schwester rief und sie bat die Beiden raus zu schmeißen.
Gezwungener maßen mussten sie folge leisten und ließen mich mit meinem persönlichen Scherbenhaufen allein. Ich setzte mich aufrecht hin, zog mir mein Kissen vor und drückte es vor mein Gesicht. Bitterlich durchtränkten meine Tränen den warmen Stoff und meine Schreie wurden gedämpft. Ich schrie meinen ganzen Frust, meine Trauer und mein Leid in das Stück Stoff in der Hoffnung man gäbe ihn mir zurück.
Ich würde alles dafür geben. Mein verficktes Leben würde ich für diesen Drachen opfern! Lieber er als ich! Was ist denn schon ein jämmerliches Menschenleben gegen das von einem Drachen?!
Meine Tränen versiegten, jedoch nicht weil ich keine Trauer mehr empfand, sondern weil mein Körper zu ausgetrocknet war. Ich könnte Flüsse, nein - Ozeane mit meinen Tränen füllen. Kopfschmerzen penetrierten mein armes Hirn und meine Nase war mit einem Liter Rotz verstopft. Nicht zu vergessenen meine brennende Kehle die immer noch heftiger Schluchzer und Gejammer los ließ.
Irgendwann beruhigte sich auch meine Atmung und ich starrte in die Leere. Eine Welt ohne Shou fühlte sich an wie ein schlimmer Alptraum. Ich wartete nur darauf aufzuwachen, in seinen Armen und mit seinen Atem in meinem Nacken. Mit seinen Händen, die beim wach werden immer meinen Körper entlang glitten. Hatte ich das wirklich alles verloren? War ich wirklich so schrecklich, dass mir das Schicksal sowas antut?
Ein Geräusch ließ mich meinen Kopf langsam nach links drehen, zur Tür. Die Klinke wurde runter gedrückt und die Tür geöffnet. Ungeheure Wut keimte in Sekunden in mir auf und wucherte an. "Ich habe gesagt, lasst mich all-" ich knurrte dunkel, doch als ich den platinblonden Schopf um die Ecke schielen erkannte, stoppte ich mich selber.
"Aron?" fragte ich verwirrt und meine Wut verdorrte so schnell wie sie keimte. Der junge Mann lächelte sacht und setzte sich an den Platz, an dem gerade noch meine Schwester saß. "Ich muss mit dir reden Maxime." erklärte er mir einfühlsam, doch auch ernst. "Hat das nicht Zeit? Ich.. Ich muss.. seinen.." meine Stimme zerbrach wieder und Tränen stießen mir wieder in die Augen. "Ich weiß." kam es sanft von Aron und er legte seine warme Hand auf meinen Oberarm. "Es war auch schwer für mich." hauchte er und ich hörte die tiefe Trauer in seiner Stimme. "Aber, es ist trotzdem wichtig, dass du mir jetzt zuhörst." wechselte er gleich das Thema.
Er hatte seinen Sohn verloren, warum heule ich hier so rum? Er hätte viel mehr recht dazu! Ich hätte ihn nicht so anpflaumen sollen.
Schuldbewusst nickte ich und entschied mich, ihm wenigstens zuzuhören. Nach reden war mir nicht wirklich. "Vater hat dich zurück geholt." teilte er mir mit. Meine Stirn runzelte sich vor Verwirrtheit. "Nur wegen ihm lebst du. Er hat sich entschieden dich zurück zu bringen, ich weiß nicht wieso, aber ich sah ihn. Er hauchte dir deine Lebensflamme wieder ein." ging er mehr auf seine erste Aussage ein und sein Blick verklärte sich. Er schien es auch nicht zu verstehen. "Ich weiß nicht, ob meine Versuche mit ihm zu reden ihn dazu gebracht haben, oder ob etwas - oder eher jemand anderes." bedeutungsvoll sah er mich an.
Sprachlos sah ich ihn nur an, während meine Gedanken einen wilden Samba tanzten, sprach er ruhig weiter. Ich versuchte ihm und seiner Theorie zu folgen. "Ich denke, Shou hat mit Vater geredet. Außerdem Maxime, noch was. Du bleibst nicht ewig allein. Die Unsterblichkeit kommt nicht allein." seine Stimme war so weise und ruhig. Jedoch, hatte ich keinen Platz für Rätsel in meinen Gedankengängen. "Was heißt das?" forderte ich deshalb zu wissen und sah ihn an. Aron zuckte darauf nur ahnungslos die Schultern. "Ich weiß es nicht, aber das finden wir heraus." er erhob sich langsam. "Sag mir wenigstens was es mit dieser Unsterblichkeit auf sich hat!" bat ich ihn schon fast flehend. "Unsterblichkeit ist Unverwundbarkeit. " lächelte er sacht und sah zur Tür. "Ich muss gehen Maxime, aber wir sehen uns bestimmt im Laufe der Tage." verabschiedete er sich eilig. Ich schaffte es nicht mehr ihn aufzuhalten, da war er schon aus der Tür raus.
Darüber musste ich mir jetzt Gedanken machen. Das war alles so verwirrend. Warum lässt er mich denn jetzt auch einfach mit dieser Verwirrtheit zurück?
Unverwundbarkeit.. Heißt das, ich kann mich nicht mehr verletzten? Und was meint er mit 'Die Unsterblichkeit kommt nicht allein'. Kommt Shou auch wieder? Wenn das wirklich der Fall sein sollte, dann kann ich hoffen.
Ich legte mein Kissen wieder hinter mich und ließ mich langsam zurück ins Bett sinken. Meine Kopfschmerzen donnerten gewaltig in meinem Schädel und meine Augen brannten unangenehm. Das beste wird es sein, erstmal zu schlafen.
~.~.~
Schon nach drei Tagen wurde ich wieder entlassen. Ich war noch etwas wacklig auf den Beinen, da ich ganz schön an Muskeln verloren hatte. Gehen konnte ich also erstmal nur mit Krücken und auch langsam. Ich würde trotzdem im Internat wohnen, immer hin bin ich nicht ohne Grund dort. Auch wenn sich Papa und Camilla die letzten Tage über verstanden haben, zoffen sie fürchterlich und über jede Kleinigkeit. Seit dem sich meine Schwester von John getrennt hat, hat sie mal wieder einen Kerl nach dem anderen, was meinen Vater gewaltig stört.
Ich will mir das nicht mehr anhören, weswegen ich dem Taxifahrer auch die Adresse der Schule gab. Während der Fahrt ruhte mein Blick auf dem Pflaster an meiner Hand, in dem der Zugang lag. Es verheilte nicht, also war ich noch verwundbar, oder lag es daran dass ich den Zugang vor meiner Unverwundbarkeit bekam und ich war es. Ich muss es heraus finden, auch wenn es heißt mich selber zu verletzten.
Ich war mir sicher, Shou würde wieder kommen. Ich hatte es förmlich im Blut. Natürlich waren das Wunschgedanken, doch das gab mir wenigstens etwas halt und Hoffnung.
Am Internat stieg ich dann ziemlich unelegant und ungeübt aus. Eine ganz neue Erfahrung wenn du nicht ohne Hilfe stehen kannst. Ich reichte dem Fahrer genügend Geld und ging dann langsam, und großteils auf Krücken stützend auf den Eingang zu. Eine Gestalt viel mir sofort aus, nicht wegen dem riesigen Koffer neben ihr, sondern weil sie ziemlich planlos im Eingangsbereich herumirrte. "Kann ich dir helfen?" fragte ich etwas lauter, da ich noch etwas von ihr entfernt stand.
Das Mädchen drehte sich ertappt zu mir um, wobei ihre braunen lockigen Haare herum wirbelten. Mittlerweile stand ich bei ihr und konnte ein genaueren Blick auf ihr recht hübsches Gesicht werfen. Ihre Augen hatten ein dunkles braun in ihnen, welches gleich Trauen schenkte. "Ehm ja.. ich suche die Zimmer" erklärte sie mir und wühlte in ihrer Handtasche herum. Sie zog einen zerknitterten Zettel heraus und reichte ihn mir. Mein Blick lag auf dem Zettel, und hob sich dann wieder in ihr Gesicht. Tja Schätzchen, ich würde ihn dir ja gerne abnehmen, aber dann kippe ich um. "Oh" fiel es ihr auf und beschämt lächelte sie. "Entschuldigung, die habe ich nicht gesehen" entschuldigte sie sich und sah mich warm an. "Kein Problem" ich zwang mir ebenfalls ein Lächeln auf die Lippen und lugte auf den Zettel. "Ich muss in die selbe Richtung." fiel es mir auf und ich sah zu der Treppe. Damit hatte ich schon im Krankenhaus Probleme...
Ob ich auch hier schlafen kann?
"Mein Name ist Kayla" stellte sie sich mir dann freundlich lächelnd vor. "Freut mich mein Name ist Maxime" kam es dann auch von meiner Seite. "Das dachte ich mir. Vor einer Woche als ich zur Anmeldung kam, hingen hier überall schwarz eingerahmte Bilder von dir." entgegnete sie wobei sie ihr fröhliches lächeln nicht verlor. "Oh echt? Ich wusste gar nicht, dass ich so berühmt bin." schmunzelte ich leicht und machte mich langsam auf den Weg. "Na Hallo! Du bist doch schon fast wie Jesus. Von den Toten wieder auferstanden. Vielleicht feiert man dank dir noch mehr Feste." scherzte sie munter weiter und lief neben mir her. Ihre fröhliche Art war wirklich erfrischend und tat mir gut. "Bitte nicht. Es reicht schon, dass mich die Reporter verfolgen." seufze ich leicht. Ich träumte zwar immer davon berühmt zu werden, doch die ständigen Mikros und Kameras in meinem Gesicht gehen mir jetzt schon auf den Sack.
Ich kann verstehen warum Aron und Zephyr so weit außerhalb leben und sich eine Ferienhütte in den Bergen suchen. Kann ja keiner aushalten ey.
"Uhh... So berühmt bist du also schon? Bekomme ich ein Autogramm? Verscherbel dass dann auf Ebay." grinste sie und passte sich meinem Tempo an. "Klar, sobald ich nicht mehr wie ein Krüppel laufe" gab ich witzelnd zurück und gemeinsam erklommen wir die Treppen. Kayla war so freundlich mich auch etwas zu unterstützen, wenn auch nur mit Anfeuerungsrufen. Sie war wirklich ein wahrer Sonnenschein und ließ mich einen Moment wieder wirklich Fröhlichkeit und Unbeschwertheit fühlen.
"Warum kommst du mitten im zweiten Halbjahr zur Schule?" fragte ich sie nebensächlich, und auch weil ich mich das fragte. "Oh ich wurde hier her versetzt wegen dem Angriff." erklärte sie so als wäre besagter Angriff selbsterklärend. "Wie Angriff?" ich runzelte die Stirn, und sie dann auch, bis ihr anscheinend ein Licht aufging. 'Klick' machte es und ihr Gesicht erhellte sich wieder mit Wissen und Einsicht. "Stimmt, du warst ja tot" sie schlug sich selber gegen die Stirn und grinste mich an. "Es gab einen riesen Angriff auf die Drachenreiter Schule im Westen von Amerika. Ein paar Drachen haben diese in der Nacht angegriffen. Viele konnten fliehen, einige kamen um. Die restlichen Schüler wurden an Schulen in der ganzen Welt verteilt." erklärte sie mir dann in einem doch schon ernsten Tonfall. "Mein Beileid." sprach ich den ersten Gedanken aus, der mir in den Sinn kam.
Das muss schrecklich gewesen sein. Ich glaube niemand würde gerne so aus dem Schlaf geholt werden. "Deswegen hast du diesen Akzent." reimte ich es mir auch zusammen. "Schlau erkannt Sherlock!" grinste sie wieder fröhlich, doch ich sah in ihren Augen, dass die Erinnerung an diesen Vorfall noch sehr mitreißend für sie war. Ich konnte es verstehen, sehr gut, immerhin habe ich auch Verluste zu erleiden und schlimme Sachen gesehen.
"Ich hoffe wir sehen uns in nächster Zeit öfters" lächelte sie als wir die Abzweigung zu den beiden Flügeln erreichten. "Jap, so schwer ist es nicht einen Krüppel zu finden" zwinkerte ich lächelnd worauf sie einmal kurz kicherte. Wir setzten unseren Weg in verschiedenen Richtungen fort.
Ich hatte das Gefühl, dass wir beide noch einmal Freunde werden, jedenfalls hoffte ich das etwas.
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HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!!!!
annAtsuJ ist die Gewinnerin des Quiz und ihr Charakter (Kayla) bekommt einen festen Platz in der Geschichte. Die liebe Kayla wird in nächster Zeit unserem Maxime bei Seite stehen wo sie nur kann ^^
Ich hoffe du bist zufrieden mit der Rolle und auch zufrieden wie ich sie rüber gebracht habe (Wie ich es auch bei den anderen hoffe ^^')
Was haltet ihr von dem Verlauf?
Ob Shou wieder kommt? Oder wird er jetzt vom Himmel aus über Maxime wachen damit er 'unverwundbar' ist ;) Eure Theorien sind gerne gelesen!
Glg Keks ;*
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