Kapitel 28 - Nächtlicher Besuch
Shou
Das Zimmer war gut gefüllt. Einige bekannte Gesichter waren darunter. Carlos und dessen Frau und Tochter. Mika und er hatten bei ihrem Nachwuchs wirklich ganze Arbeit geleistet. Mika war zwar ein Wyvern und Carlos ein Drache, dennoch hatte es anscheinend geklappt. Tamara, wie die Schönheit - mit den braunen Augen und den braunen Haaren, indessen ein paar Strähnen Grün verwoben waren- hieß, erblickte mich sofort und lächelte mir zart zu. Wir verstanden uns ganz gut. Ich war kurz nach ihrem Schlüpfen anwesend und der Draht war sofort da. Wir sind Freunde und dabei wird es wohl auch immer bleiben. Ich fand es nicht schlecht, denn als Gefährtin würde sie nicht zu mir passen.
Eclipse, die ebenfalls ihren Prinzen besuchte machte mir Platz, damit ich an sein Bett treten konnte. Weitere Gesichter waren mir unbekannt. Natürlich war da noch Aron, aber es war mir schon klar, dass er hier war. Ich stellte mich an die Kante und warf einen Blick auf meinen Vater, dessen eisblaue Augen wie immer wirkten. Trotz seines Zustands war seine mächtige Präsenz spürbar. "Hey Dad" begrüßte ich ihn sacht lächeln, und bekam auch eines zurück. Ein riesen Stein fiel mir vom Herzen.
Er lebte, und das war die Hauptsache.
Aron drehten nun auch seinen Kopf zu mir und lächelte mich an. Ich sah so viel Erleichterung in seinen Blicken. Die dicke Luft die bis vor kurzem noch um ihn herum schwebte war weggeblasen, und ich hatte das Gefühl, dass jetzt alles wieder gut werden würde.
Mit einer Gestik, bat Zephyr die anderen den Raum zu verlassen, und mit einem Nicken gehorchten sie auch alle. Die Tür wurde hinter der letzten Person geschlossen und ich konnte nun endlich meine Anspannung fallen lassen. Ich beugte mich zu Zephyr und schloss ihn für ein paar Sekunden in meine Arme.
"Ist Void tot?" fragte er dann an uns gewand. Ich zog mir einen Stuhl an die andere Seite seines Bettes und nickte. "Ja. Irgendwas hat ihn kurz nach deinem Sturz getötet" antwortete ich. "Wie konntest du seinen Biss überleben?" fragte ich dann. Ich dachte ein Biss wäre tödlich.
"Void dachte ich sei eine Fehlgeburt, aufgrund der Farbe meiner Schuppen... Er hatte nicht daran gedacht, dass es mit einer Gabe zusammen hängt" erklärte er ruhig. "Welcher Gabe?" wollte ich dann wissen. "Aber natürlich.. Du wusstest nicht, dass Blutdrachen für gewöhnlich weiß sind. Es hat mich schon gewundert als du von einem Albino gesprochen hast." der Schwarzhaarige schien etwas zu verstehen, doch ich war verwirrter als zuvor. Blutdrachen waren eigentlich weiß? Warum war er dann schwarz?
"Ich bin keine Fehlgeburt und war ursprünglich ebenfalls weiß. Im Laufe meines Lebens konnte ich mir eine bestimmte Gabe aneignen die meine Schuppen schwarz färbte. Gift durchströmt jede einzelne Pore meines Körpers. Für mich unschädlich und in kleineren Mengen auch nicht toxisch, doch ab einem Liter ist es tödlich." erklärte er sachlich. "Void schaffte es genug Blut zu trinken um eine Blutarmut bei mir auszulösen, aber nicht so viel um mich endgültig zu töten. Das Gift wirkte schnell und ließ ihn frühzeitig loslassen. Er wurde kurz danach dahin gerafft." fügte er hinzu. "Du wusstest das im voraus oder?" ich runzelte leicht die Stirn. "Ja.. als Notlösung." bestätigte er meinen Verdacht.
Ein Selbstmordkommando. Er hätte dabei draufgehen können!
"Schau mich nicht so an Shou. Ich hätte diesen Kampf nicht gewonnen. Seine Gaben waren zu stark und er besaß zu viele. Und bevor er euch noch etwas antut, gebe ich lieber mein Leben" rechtfertigte sich Zephyr ernst. Sein Blick glitt zu Aron, der noch ziemlich verheult wirkte. "Es tut mir leid mein Schatz, dass ich dir so viel Kummer bereitet habe" flüsterte er sanft und strich seinem Gefährten sanft über die Wange. Aron entkam ein kleiner Schluchzer und er legte eine Hand über die von Zephyr.
Als die Beiden aus ihrem süßen Moment erwachten, kam Zephyr gleich wieder auf ernstere Themen zu sprechen. "Wie sieht es mit Maxime aus?" wollte er wissen und ich seufze einmal. "Er ist wie eine Puppe. Gefühlslos und untergeben.. und will mich wohl bald umbringen" antwortete ich und lehnte mich zurück. Und ich war machtlos dagegen. "Wir haben vielleicht jemanden gefunden, der ihn retten kann. Ich setze all meine Hoffnung in ihn" erklärte Aron ruhig, extra leise. Wahrscheinlich hoffte er, ich würde es nicht hören.
Aber ich hörte es und wusste genau von wem er sprach. John. Ich hatte gehofft diesen Namen nicht noch einmal zu hören. Und jetzt soll er Maxime retten, weil Maxime ihn liebt. Das fuckt mich gerade mehr ab, als es mich eigentlich sollte.
"Shou.. ich denke da der Fluch auf dich gerichtet ist, ist es unmöglich dass Maxime sowas für dich empfinden kann, auch wenn es wirklich so ist." versuchte mein hellblonder Vater mich zu besänftigen und die klaren blauen Augen wirkten beschwichtigend. "Ja ja... mir doch egal ob er in mich verschossen ist oder nicht. Ich nicht in ihn." brummte ich ernst und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Du musst ehrlich mit deinen Gefühlen sein, sonst wird das nie etwas." riet mir Zephyr ruhig. "Ich meine.. falls du jemals etwas für jemanden empfindest" setzte er gleich beschwichtigend hinterher und hob seine Hände ein Stück.
Klar.
Ich blieb bis zum Ende der Besuchszeit bei Zephyr, ebenso wie Aron. Die anderen waren wohl schon früher gegangen, da keiner mehr vor der Tür wartete. Hat wohl doch länger gedauert als gedacht.
Aron war mit seinem Auto hier und setzte mich am Internat ab. Es war still und nur der leichte nieselnde Regen erfüllte die Luft mit seinem Klang. Ich stieß die Autotür hinter mir zu und latschte gemütlich zum Eingang. Wenige Schüler kamen mir entgegen, tuschelten leise im glauben ich würde sie nicht hören. Aber sie haben wohl vergessen, dass Drachen alles hören können wenn sie es nur wollen. Es ging um meine Väter.... natürlich.
Ich sagte jedoch nichts und gab nur mit meinem Blicken zu verstehen, dass sie sich hüten sollen mich anzusprechen. Ich würde für nichts garantieren.
Ohne dass mir jemand zum Opfer gefallen ist, erreiche ich mein Zimmer und ziehe mich auch gleich dahin zurück. Mein Weg führte mich auch gleich ins Bad. Nach einer langen heißen Dusche warf ich mich in mein Bett und streckte alle meine Glieder von mir. Die Faulheit siegte und ich entschied mich deshalb, mich nicht noch extra anzuziehen. Der Tag war ereignisreich genug. Erst dieser John und jetzt mein Vater der zum Glück wieder unter den Lebenden weilt, und das nur weil ihn seine heilende Gabe so gut wie unsterblich macht.
Ich warf meine Decke lieblos über meinen unbekleideten Körper und atmete mehrmals tief ein. Tausend Gedanken die durch meinen Kopf schwirrten, machten es mir schwer einzuschlafen. Ich lag gefühlte Stunden wach und starrte gegen die Decke, bis ich dann eine Zustand ähnlich dem Halbschlaf erreichte. Ich konzentrierte mich auf das stärker werdende Prasseln an der Scheibe.
Kurz bevor ich jedoch den erholsamen Tiefschlaf erreichte, hörte ich das Klicken der Zimmertür. Ich war sofort in Alarmbereitschaft und sprang lautlos aus meinem Bett. Ich habe wohl die Tür nicht abgeschlossen. Ich suchte zwar nach einem Waffen ähnlichen Gegenstand, doch fand in der kurzen Zeit keinen. Die Person betrat den Raum, und ich reagierte sofort. Ich stieß sie grob zur Seite und gleich hinterher.
Sie knallte gegen das Bett von Linus und erst als ich über der Person saß und meine Hand sich schon um dessen Kehle geschlungen hatte, erkannte ich ihn. Zwei Smaragde blickten mir entgegen und spiegelten mein Abbild. "Maxime!" schnaufte ich und zog misstrauisch meine Augenbrauen zusammen. War es schon so weit, dass er mich im Schlaf abmurksen wollte?
"Was machst du hier?" verlangte ich dunkel zu wissen und checkte ihn einmal mit meinen Blicken. Er trug keine sichtlichen Waffen bei sich, ich sollte aber dennoch vorsichtig sein. Außerdem, warum zur Hölle war er so durchnässt? Er ist doch nicht etwa gelaufen oder? "John hat mich geküsst." antwortete er ruhig und sah mich aus undefinierbaren Blicken an. Meine Augen wurden zu Schlitzen. "Ich habe nicht gefragt mit wem du rumknutschst, sondern was du hier machst" knurrte ich dunkel, von dieser Information leicht angepisst. "Ich wollte es dir sagen" seine Stimme blieb monoton. "Vollidiot" seufze ich über seine Blödheit auf ein neues verwirrt. Ich erhob mich und auch er tat es. Ein paar Sekunden erfüllte nur das Prasseln an meiner Fensterscheibe den Raum. Ich fing mich und meine Gefühle recht schnell und verschränkte meine Arme locker vor dem Bauch. "Du hast es mir gesagt.. Jetzt kannst du ja wieder gehen" meinte ich streng. Max blieb einige Sekunden wie verwurzelt stehen, ehe er sich Richtung Ausgang drehte. Kurz bevor er die Tür erreichte, durchzuckte ein Blitz den Himmel und erleuchtete für einen Bruchteil der Sekunde den Raum. Der Donner folgte fast im selben Moment.
Der schwarzhaarige verharrte, doch drückte dennoch die Klinke runter.
Oh nein... ich spüre da etwas in meinem toten Inneres. War es Mitleid? Egal was es war, ich bekam es nicht verdrängt. Mit einem Seufzen zog ich Maxime am Handgelenk wieder zurück ins Innere und schloss die Tür. Ich sammelte ein Shirt von einem Stuhl auf und warf es ihm zu. "Hier. Nasse Kleidung ausziehen und das anziehen. Ich bringe dich selber zurück." schnaufte ich genervt von meiner Nettigkeit und suchte mir selber erstmal ein paar Sachen zusammen. Natürlich spürte ich seine Blicke auf meinem Körper, doch ich sagte dazu nichts. Soll er doch lieber diesen John anschmachten.
Ich gab ihm eine Regenjacke von mir und zog mir selber meine Lederjacke an. Maxime schien was sagen zu wollen, doch brachte am Ende doch kein Wort heraus. Ich sprach ihn auch nicht darauf an, da ich gerade dabei war ein Taxi zu organisieren. Es würde auch gleich da sein.
Auf keinen Fall wollte ich diese Seelenlose Puppe hier haben. Könnte daran liegen, dass ich etwas sauer auf ihn war, warum auch immer.
Das Wetter spiegelte ganz gut meine Stimmung wieder, die Maxime in Form von Ignoranz zu spüren bekam. Mit Händen in den Taschen und einen alles vernichtenden Blick begleitete ich ihn raus und zum Taxi. Ich ließ ihn hinten auf der Rückbank Platz nehmen und setzte mich selbst nach vorne. Ihn in dieser Situation alleine Taxi fahren zu lassen, wäre unverantwortlich.
Ich hatte mir seine Adresse zum Glück gemerkt und gab sie an den Fahrer weiter, der daraufhin die Kiste in Bewegung setzte.
Die Fahrt verlief stumm. Der Fahrer versuchte zwar mit Smaltalk die Stimmung etwas zu lösen, doch scheiterte kläglich. Ich war aber auch nicht in Stimmung um mit einem niederen Menschen zu reden, der in seinem Wagen ein Nadelwald-Duftbäumchen hängen hatte. Reine Säure für meine empfindliche Nase und Gift für meine Nerven. Außerdem gingen mir die Blicke von Maxime auf die nerven, der mir schon die ganze Zeit zuwirft. Gibt es nichts spannenderes als mein Profil zu begaffen?
Als der Wagen dann endlich stand, wies ich den Fahrer an zu warten und stieg mit Maxime aus. Er verkroch sich tiefer in meine Regenjacke, als die Tropfen ihm gegen das Gesicht klatschten und hielt sich hinter mir. Ja kein Ding, benutz mich als Schild.. mach ich doch gerne für dich.
Ungeduldig betätigte ich gleich mehrmals die Klingel und mit jedem drücken wurde mein Blick dunkler. Kommt aufstehen ihr faulen Rettiche.
Im Flur ging das Licht an und ich hörte einige metallische Geräusche die wohl von einem Schloss kamen müssten. Kurz danach wurde die Tür aufgerissen und Man(n) blickte mir ziemlich genervt entgegen. Jedoch toppte sein Blick nicht den meinigen und er gab schnell bei. "Maxime! Was machst du denn draußen?" wand er sich gleich überrascht an seinen Sohn neben mir. "Oh er kam zu meiner Schule gelaufen, wissen sie, die am anderen Ende des Bezirks, und wollte mich anscheinend besuchen.. oder fliehen. Naja, beides ist möglich. Ich bringe ihn jetzt jedenfalls zurück." meinte ich in einer ziemlich schlecht getäuschten Freundlichkeit und schob Maxime mit einer Hand ins Innere. "Die Jacke kann er behalten.. Werde sie sowieso nicht mehr anziehen." setzte ich auf die schwarze Jacke bezogen -die meinen Reiter vor Regen geschützt hatte-, nach. "Und wer sind Sie?" fragte, anscheinend sein Vater ziemlich überrumpelt. Er zog sich seinen Bademantel enger um den Körper als ihm ein Windstoß entgegenkam und seine schwarzen Haare aus dem Gesicht pustete.
"Mein Name ist Shou und ich bin sein Partner" stellte ich mich vor. "Und ich möchte nicht noch einmal in der Nacht geweckt werden... und sie bestimmt auch nicht. Also... ich hole ihn wieder ab wenn er normal ist." und damit drehte ich mich um. Ich wollte einfach nur noch in mein Bett.
Wiederwillig ging ich auf das Taxi zu und ignorierte die Blicke in meinem Rücken. Irgendwie bereue ich es, ihn weggebracht zu haben.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top