Kapitel 25 - Biss
Shou
"Pass auf dich auf mein Sohn" Aron nahm mein, mittlerweile menschliches, Gesicht in beide Hände und sah mir tief in die Augen. Ich nickte langsam und erwiderte seinen Blick. "Es ist kein Abschied Dad" zwang ich mir ein Lächeln auf und drückte ihn kurz an mich, ehe ich wieder durch den Spalt ins Innere des Verstecks kroch.
Ich spürte seine Blicke noch lange in meinem Rücken, doch ich hatte ein klares Ziel. Ich nahm einen tiefen Atemzug der kalten, dünnen Luft und konzentrierte mich auf einen bestimmten Duft.
Es dauerte bis ich ihn endlich ausfindig machen konnte. Wie lange ich wohl schon hier rumgeirrt bin? Er macht es mir mal wie immer nicht leicht.
Aber er war da, der Geruch nachdem ich suchte. Hauchzart lag er in der feuchten Luft. Fast schon blind folgte ich ihm durch die schmalen Gänge, die mich tiefer in den Berg führten. "Void?" vernahm ich seine ängstliche Stimme weit entfernt. Meine Schritte wurden automatisch schneller und ich joggte schon beinahe den Gang entlang. Er mündete an einem einzigen Raum indessen Mitte ein Pfeiler aufgestellt war. Maxime war an genau diesem Pfeiler gebunden, mit verbundenen Augen und halb nackt. Dieser Arsch.
Rote Striemen zierten seinen Oberkörper, seine Beine und Oberarme. Ich knurrte leise und sah ihn sichtlich zusammen zucken. Was hat er nur mit ihm gemacht?! "Keine Sorge Maxime, ich rette dich" durchbrach ich endlich die Stille. Seine Körperspannung löste sich nicht, nur sein bitteres Zittern hörte auf. Es war auch nicht gerade warm hier unten.
Er sprach nicht ein Wort als ich seine Fesseln löste, oder seine Augenbinde abnahm. Wahrscheinlich sah er mich bei dieser Dunkelheit sowieso nicht. Vorsichtig umschloss ich seine Hand.
Ich wollte ihm ungern jetzt noch mehr verletzten. Die Fesseln haben sich in seine Handgelenke geschnitten, so stark, dass sie ganz wund waren.
Er verschleißt meinen Reiter total. Dieser Bastard. Ich brauche ihn noch.
..Für Missionen... und so...
Ich führte Maxime durch die Gänge, zielgerichtete dem leichten Windzug entgegen. Sobald wir draußen waren, würde er meine Sachen bekommen. Und dann wird er hier weggebracht.
Eine Kreuzung trennte mich vom Ausgang, als sich mir drei Frauen in den Weg schoben. Halt. Keine Frauen. Es waren Maximes Bitches, die wohl gar nicht damit einverstanden waren dass ich ihren Lover Boy wieder zu mir nehme. Ihre Augen glühten in einem gefährlichen rot und sie hatten Dolche in ihren Händen.
Das wird ungemütlich. Auf einem so engen Gang, mit Maxime in Gefahr und in der Minderzahl. Natürlich konnte es nicht einfach sein.
Ich stieß Maxime noch rechtzeitig bei Seite, als auch schon die erste Verrückte auf mich zu gerannt kam. Die Fotze will Schläge, und die kann sie auch bekommen.
Ich entwaffnete sie mit Leichtigkeit und stieß sie grob auf die anderen Beiden zu. Eine konnte ausweichen und übernahm den nächsten Angriff, die andere wurde umgestoßen. Wenigstens etwas. Ich wich ihren laschen Hieben und Stichen aus, packte ihr Handgelenk mit der Waffe und drehte es in ei nen Schmerzhaften Winkel.
Sie Zischte auf und krümmte sich leicht. Ich übte immer mehr Kraft auf ihre Knochen aus, die zwar um einiges stabiler waren als normal menschliche, aber eben ihrem Körper entsprechend dünn. Sie zerbrachen in meinem Griff. Ich spürte es, hörte es und genoss es. Sie schrie auf und ging auf die Knie.
Wie ich es mir dachte, waren das keine Kämpferinnen. Sie waren Schmerzen nicht gewohnt. Mein Vorteil. Mittlerweile hatten sich die anderen Beiden aufgerafft und attackierten mich Blind vor Wut weiter. Ihre Angriffe waren unpräzise und schwach. Sie waren keine gefährlichen Gegner, weswegen ich sie nicht töten musste. Lediglich ein paar Knochenbrüche.. nur zur Vorsicht natürlich.
Ist ja nicht so, als hätte ich Spaß dabei ihr Schmerzen zu bereiten. Mit blieb schon fast nichts anderes übrig als ihre Gelenke zu zermahlen, wenn ich das Bild von Maxime und ihnen im Kopf hatte.
Verkrüppelt ließ ich sie auf den Boden zurück und drehte mich zu Maxime, der teilnahmslos und emotionslos wie eine Statue am Rand stand und zusah. Er hatte einen Dolch in der Hand, doch ich bezweifelte, dass er mich angreifen würde. Ich musste ihn hier raus bringen, bevor noch mehr Kakerlaken aus ihren Löchern krochen.
Das rettende Licht hüllte uns ein, und mit dem die eisige Luft, der kalte Wind und der Gestank von Blut. Ich hörte Kampfschreie von Drachen und erblickte bereits einen. Sein Körper lag schlaff auf einem Vorsprung. Aus seinem Maul tropfte das Blut und sein Bauch war der länge nach offen. Blut quoll aus der Wunde und färbte die eigentlich grünen Schuppen in eine scheußliche Farbe. Organe hingen aus dem Bauch und wurden bereits von einem Raubvogel zerpflückt. Es war kein schöner Anblick.
Ich sah mich nach meinem Vater um, der nicht mehr hier stand. "Warte hier" bat ich Max und entfernte mich ein paar Schritte. Tatsächlich fand ich ihn, wie er auf einer Erhöhung stand und in die Ferne Blickte. Als ich mich etwas näherte erkannte ich auch ganz genau was. Zephyr und Void im Kampf. Die zwei anderen Drachen versuchten ebenfalls ihr möglichstes, doch es war erschreckend, wie er ihren Angriffen auswich und selber austeilte.
Vorsichtig schielte ich zu dem Platinblonden, dessen Miene von Sorge eingehüllt war. Jeder Muskeln in seinem Körper war angespannt und er schien nicht einmal mich mitzubekommen. Seine Blicke hafteten an jeder einzelnen Bewegung seines Mannes.
Ich legte meine Hand auf seine Schulter, und erst dann drehte er sich erschrocken zu mir um. "Ich bringe Max zu Tulius, er sollte noch den Fluchtweg sichern" teilte ich meinem Vater mit und erhielt damit seine volle Aufmerksamkeit. "Ehm ja. Du kannst ihn aber auch selber wegbringen" schlug er vor, worauf ich jedoch den Kopf schüttelte. "Nein. Vater braucht mich" erklärte ich ernst und sah zu den zwei kämpfenden Drachen, die durch den Himmel jagten. Aron schien etwas erleichtert und nickte sacht. Seine Gedanken kreisten wohl immer noch um seinen Gatten.
Ich ging wieder zurück zu Maxime, der auf mich gewartete hatte. Ich zog mich aus und drückte ihm meine Klamotten in die Hand. Ohne irgendwas zu sagen, zog er sich an und wartete geduldig, bis ich in meiner vollen Größe vor ihm stand. Wie immer legte ich mich auf den Boden und ließ ihn aufsteigen. Er stellte sich ohne Gurt etwas ungeschickt an, aber ich half ihm mit meiner Pfote. Als er dann sicher saß, stieß ich mich ab und befand mich schon in der Luft. Maxime verhielt sich ruhig. Es war der Einfluss der auf ihm lastete. Sobald wir dieses Arschloch töten würden, würde auch hoffentlich der Einfluss schwinden.
Wie geplant, brachte ich ihn zu Tulius, der am vereinbarten Ort auf mich wartete. Maxime sattelte kurzer Hand um. "Ich warte jedoch noch auf euch. Bringt die verletzten einfach zu mir" bat der Feuerdrache ruhig und seine sonst so orangen Augen, waren ruhig wie noch nie. Tulius war immer sehr vorbildlich. Er verlor nie seine Geduld und wenn er kämpft, macht er das ebenso gefasst wie den Tadel seiner Untergeordneten. Als Offizier gibt es keinen besseren. Ich weiß, wie ungern er von einem Kampf flüchtet, weswegen ich seinen Vorschlag mit einem nicken abhackte.
Ich selber würde mich ins Geschehen werfen sobald sich mir eine gute Möglichkeit bot.
Als ich wieder an den eigentlich Kampfort zurückkehrte, sah ich meine Väter beieinander. Zephyr hatte tiefe Schnitte an seinen Seiten davon getragen und blutete stark aus ihnen. Er hatte sich vor Aron einen festen Halt am Gestein gesucht, und hatte seinen Schädel auf die Augenhöhe des Platinblonden gesenkt. "Aron. Ich liebe dich." hörte ich ihn aus der Entfernung noch zu dem Jungen sagen, da stieß er sich wieder schon vom Boden ab und schoss auf den wartenden Void zu.
Dieser hatte auch schon einiges Verletzungen an seinen Beinen und sogar einen Riss in seiner Schulter. Doch die Worte meines Vaters beunruhigten mich. Ich sah zurück zu dem Halbdrachen, dessen Gesicht die pure Angst zeichnete. Seine Augen wurden glasig und er drückte sich eine Hand auf den Mund.
Tränen fingen an seine Wangen hinab zu fließen. Ich zählte alles zusammen und meine Flügelschläge wurden kräftiger. Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl bei dieser Offensive seitens Zephyr. Ich steuerte geradewegs auf die beiden letzten verbleibenden Drachen zu, die noch immer so unerreichbar wirkten. Es waren bestimmt noch einige hundert Meter, die ich gegen den kalten Wind ankämpfte.
Zephyr warf sich Void entgegen, versuchte seine Zähne in das Fleisch des anderen zu bohren. Ein Biss, mehr braucht es nicht um ihn zu töten. Blutdrachen können in Sekunden einen anderen Drachen leer saugen, wie Void es auch schon bei Linus getan hat. Nur ein Biss und es ist vorbei.
Der Kampf und Maximes Leiden. Der Kampf gegen Zephyr. Die drohende Gefahr.
Der Biss kam auch. Schwarze Zähne bohrten sich durch ebenfalls schwarze Schuppen. Blut spritzte und ich blieb in der Luft stehen und mein Herz gleich mit. Der Wind trug mir gleich den metallischen abartigen Geruch rüber und meine Augen weiteten sich.
Wie in Zeitlupe sah ich, wie Zephyrs Körper schlaffer wurde und schließlich von Void losgelassen wurde. Ich verfolgte ihn mit meinen Augen und hielt den Atem an. Mein Kopf war wie leer gefegt und mein Körper fühlte sich taub an. Ich realisierte das ganze erst, als ich eine dreckiges Lache hörte und hob langsam meinen Blick zu dem weißen Drachen. "NEIN!" vernahm ich den entsetzten Schrei von Aron, doch meine Blicke blieben fürs erste auf dieses Monster gerichtet, was selber kaum glauben konnte, was gerade passiert war.
"JA! HAHAHA...Ha.. ha..." fing Void an siegreich und dunkel zu lachen, doch sein Lachen ebbte ab und verwandelte sich in Husten. Ich ignorierte ihn wieder und stürzte zu meinem blonden Vater. Er brauchte mich jetzt dringender, bevor er sich ebenfalls in den Tod stürzte. Ich erreichte ihn und konnte nur mit ansehen, wie er seine Seele aus dem Leib schrie. Die Schreie waren voller Trauer und Verzweiflung, und lösten unglaubliche Wut in mir aus. Ich hörte neben mir die Knochen brechen und beobachtete Aron dabei, wie er sich verwandelte. Ich sah zum ersten mal seine Drachenform. Weiße Flügel brachen aus seinem Rücken raus, wodurch er kurzzeitig wie ein Engel aussah, und sein Körper nahm eine andere Form an. Er war nicht besonders groß und besaß ein strahlend weißes Federkleid . An seinem Schweif und den Flügeln wurden sie rot. Blind vor Trauer stürzte er seinem Gefährten hinterher in die Tiefe. In diesem Körper wird er schon klar kommen.
Ich nahm mir deshalb jemand anderen vor. Mit einem lauten vor Wut bebenden Brüllen stürzte ich auf Void zu, doch dieser lag nur schlaff auf dem Berg. Etwas verwirrt blieb ich in der Luft stehen und musterte ihn. Er atmete nicht mehr. Blut floss aus seinem Maul und seinen Augen. Ich vernahm ebenfalls keinen Herzschlag mehr.
Was hat ihn getötet?
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Woran starb Void?
Was passiert jetzt mit Maxime?
Und wie geht es jetzt weiter?
Fragen über Fragen :) Habt ihr Vermutungen?
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