Kapitel 24 - Schwarz oder Weiß

Zephyr

Wer es wagt, meine Familie anzugreifen, wird bestraft. "Zeph... ich habe ein ungutes Gefühl" teilte mir mein Gefährte mit, der dicht neben mir die Schulflure ablief. "Ich auch.. aber nicht so ungut wie das Gefühl, was ich diesen Void beschere" knurrte ich dunkel und meine Augen färbten sich in ein tiefes rot. Wut loderte in mir und wartete nur darauf frei gelassen zu werden. 

Mein Mann lief ein paar Schritte schneller, um sich vor mich zu schieben. Seine sonst so wundervollen blauen Augen waren blass vor Sorge. "Zephyr, ich meine es ernst. So sehr ich mich bemühte, konnte ich nichts über diesen Kampf sehen. Deine Zukunft ist ungewiss" erklärte er mir und ich sah wie seine Unterlippe zitterte. 

Ich spürte die Angst in ihm. Die Verbundenheit zwischen uns war stark. Wir konnten schon beinahe fühlen was der andere denkt. Und er denkt ich werde sterben. Behutsam strich ich ihm durch sein platinblondes Haar. "Ich werde nicht sterben Aron" versicherte ich ihm leise und vergrub meine Nase in seinem Haar. 

"Versprochen?" wimmerte er leise und schlang seine zierlichen Arme um mich. Einen Moment sah ich in die Leere. Konnte ich ihm das versprechen? Ich musste es, auch wenn es eventuell eine Lüge ist. Er würde mich sonst nicht gehen lassen, und ich muss gehen. 

"Versprochen!" entschied ich mich dann und spürte gleich wie eine große Last von ihm fiel. Ich werde alles daran setzen, um dieses Versprechen einzuhalten. 

Wir gingen zusammen weiter, bekamen für die Nacht ein Zimmer gestellt. Ich werde es jedoch kaum brauchen. Ich musste die Strategie festlegen, und Soldaten rekrutieren. Es wird eine lange Nacht, in der ich wahrscheinlich kein Auge zumachen werde. Wenn ich den Tag über schlafe, kann ich genügend Kräfte für den nächtlichen Angriff sammeln. So schneller desto besser. 

Wer weiß wie schnell er ungeduldig wird und dann weitere Städte und Dörfer angreift, wie viele Drachen er um sich scharrt. Außerdem hat er den Reiter meines Sohns als Geisel. 

Kaum kamen wir im Zimmer an, setzte ich mich an die Arbeit und Aron ging ebenfalls seinen Beschäftigungen nach. Er versuchte anscheinend doch irgend etwas über den kommenden Kampf zu erfahren. 

Mitten in der Nacht, als mein kleiner Engel schon schlief und ich bereits die Soldaten rekrutiert hatte, fuhr er mit einem kleinen Schrei in sich zusammen. Ich zuckte kaum merklich erschrocken zusammen und drehte mich gleich vom Schreibtisch zu ihm. "Zeph.." schluchzte er leise und suchte mich mit seinen Blicken in der Dunkelheit. 

Ich war gleich an seiner Seite und setzte mich an die Bettkante. Seine Arme umschlangen mich sofort und sein Gesicht legte sich an meine Schulter. Es war wahrscheinlich wieder ein Albtraum. Die hatte er häufiger. 

Beruhigend streichelte ich ihn durchs Haar. Er entspannt sich dadurch immer recht schnell, so wie auch dieses mal. Ich brauchte nicht lange um ihn wieder zum einschlafen zu kriegen, denn schon nach ein paar ruhigen Worten und süßen Geflüster, war er wieder weggedämmert. Ich drückte ihn behutsam wieder in die weiche Matratze und zog seine Decke wieder höher. Gedankenverloren musterte ich meinen Schatz, wie er da so friedlich schlief und noch so unschuldig wirkte. 


Shou

Ich schlief bis in den Nachmittag und verbrachte den restlichen Tag damit, mich fit zu machen. Zwar sagte Aron, dass er nicht will, das sich mitkomme, aber er konnte mich nicht aufhalten. Es gab keine lange Diskussion, da er wohl merkte, dass ich entschlossener als zuvor war. Ich wurde lediglich gebeten mich etwas zurück zu halten. Während Void abgelenkt ist, soll ich mich zurück in seine Unterkunft schleichen und Maxime daraus holen. 

Es dämmerte bereits, da traf ich zu den anderen Soldaten auf den Hof. Die ganze Schule hatte sich versammelt, sah voller Ehrfurcht zur riesigen schwarzen Bestie hoch. 

Der Prinz der Drachen. Der Mächtigste. Anführer.. So nannte man die Person, die ich selber Vater nannte. Zephyr war mächtig, und strahlte dies auch aus - Stände Aron nicht neben ihm und tätschelte sein Vorderbein. 

Hinter den Beiden standen fünf weitere Drachen, wohl als eine art Backup. Hoffentlich wird er sie nicht brauchen. 

"Wir können" machte ich mich bemerkbar als ich sie erreichte. Jeder Blick lag auf mir, und jetzt sollte auch der letzte rallen, dass ich eine enge Verbindung zu den Beiden habe. Ich ließ meinen Bademantel zu Boden gleiten und brach fast schon ungeduldig und gewaltsam aus meiner Hülle heraus. Voller Zufriedenheit schüttelte ich mich einmal. "Hach, meine Jungs" seufze Aron voller stolz und strich mir einmal über die Tatze. "Aron reitet auf dir mit Shou. Hab ein Auge auf ihn, er bringt sich gerne mal in Gefahr" bat mein Vater mich und senkte seinen Kopf zu dem Halbdrachen. 

"Ich erinnere dich nur zu gern daran, wer sich entführen lassen hat" hörte ich den Blonden schnurren und beobachtete, wie er seine Stirn an die Nüstern meines Vaters legte. Der warme Atem blies ihm sein Haar leicht zurück. Zephyrs pupillenlose Augen wechselten von einem kalten eisblau zu einem starken Himmelblau. "Ich liebe dich Aron." sprach er ruhig und die Aufrichtigkeit, die die Augenfarbe schon verriet, fand man auch in seiner tiefen Stimme wieder. 

Arons Augen nahmen die selbe Farbe an und er sah zu seinem Geliebten hoch. "Ich liebe dich auch Zephyr, und ich schwöre dir ich suche dich in der Hölle um dich nochmal zu verprügeln, solltest du sterben" er lächelte, doch ich merkte seine Angst. 

"Er wird nicht sterben... immerhin ist er der mächtigste Drache auf diesen Planeten" meinte ich überzeugt und hob stolz meinen Kopf. "Du hast recht" lächelte Aron sacht und löste sich von dem schwarzen Drachen. Wie ich es auch immer bei Maxime mache, legte ich mich auf meinen Bauch um den Aufstieg zu erleichtern. Ein Gurt war nicht von Nöten, da dieser nur später stören würde. 

Aron hielt sich in meinem dichten Fell fest und ich erhob mich. Man warf ihm noch einen Rucksack mit Kleidung für mich hoch, ehe man etwas von uns wich. Die Schüler, sowohl Menschen als auch Drachen riefen uns Glückwünsche zu als wir uns auf den Weg machten, voran natürlich unser Anführer. 

Noch nie habe ich ihn so angespannt erlebt, wie jetzt, als wir das Gebirge erreichten. Man spürte wie seine Aura sich verdichtete und seine Muskeln sich unter seinen dichten Schuppen spannten. "Ab hier teilen wir uns auf" teilte er mit und vier der fünf Drachen drehten ab. Sie sollen das Gebiet auf eventuelle Hinterhalte prüfen und falls nötig Void von allen Seiten angreifen. 

Sein Brüllen war Meilenweit zu hören. Als würde er uns schon erwartet haben. 

Zephyr antwortete ihm, wobei sein Schrei eine deutliche Warnung war. Er ließ jeden Drachen damit erzittern. Seine Befehlsgewalt die er durch seinen hohen Rang hat, war gewaltig. Hin und wieder kann auch ich mich nicht dagegen wehren. 

Bald schon sahen wir ihn. Die Luft war klar und seine weißen Schuppen hatten einen orangen Ton angenommen durch die untergehende Sonne. Wie auch schon beim ersten Treffen, saß er auf der Spitze eines Berges. 

Mein Vater landete - ziemlich unsanft - einige Hundert Meter von ihm entfernt auf einem weiteren Berg. Einige Felsbrocken stürzten unter seinem Gewicht zu Boden und zerschlugen an den steilen Hängen.  Ich hielt mich etwas Abseits, genauso wie der letzte noch anwesende Soldat. Er hatte angst, auch wenn er es nicht zugab. Wenn man genau hinsah, sah man die leicht silbernen Punkte in seiner sonst grünen Iris. 

"Eine Missgestalt wie sie im Buche steht. Wie kann so jemand König sein?!" spottete Void lauthals und bleckte seine schwarzen Zähne. Ich knurrte dunkel und auch Arons Griff wurde stärker. 

Was erlaubt er sich, meinen Vater so zu nennen?! 

"Lass den Jungen gehen und ergib dich!" verlangte mein Vater und baute sich vor ihm auf, streckte imposant seine schwarzen ledrigen Schwingen vom Körper. Der weiße Drache antwortete darauf nur mit einem angriffslustigen Brüllen und baute sich ebenfalls auf. "Ich habe eine bessere Idee" entgegnete er dann und nahm wieder eine normale Haltung an. Ich hörte die Tücke in seiner Stimme und spannte mich automatisch an. Ein schlechtes Gefühl kam in mir auf, weswegen ich ihn genauer musterte. 

Ich konnte erstmals einen richtigen Blick auf seine Gestalt werfen, ohne von Angst geblendet zu sein. Sein Körperbau ähnelte sehr dem von Zephyr, aber das war kein Wunder da sie der gleichen Art angehörten. Seine Zacken am Rücken, die sich bis zu seinem Schweif zogen, waren an vielen Stellen beschädigt und dreckig. Narben an seinen kräftigen Beinen zerschnitten die sonst so gleichmäßige Schicht an Schuppen. Er war jedoch kräftig, wohingegen mein Vater eher wendig ist. Es wäre schlauer gewesen Wyorms mitzunehmen, aber das wusste er ja nicht. 

Wäre ich damals nicht so in Panik gewesen, wäre es mir aufgefallen und ich hätte ihn beraten können. Ich war wohl doch nicht so stark wie ich glaubte. Selbst bei einem Kampf gegen ihn, hatte ich kaum eine Chance ihn zu verletzten. 

"Zephyr... wir sind beides Blutdrachen, einer mehr einer weniger... aber beide teilen wir das selbe Blut. Ich sehe darüber hinweg, dass du deine eigene Art kaltblütig abgeschlachtet hast und geben dir die Chance mit mir zu herrschen" erklärte Void und baute sich wieder voller Stolz auf, als wäre er schon der verdammte König. "Wir geben den anderen das zurück, was sie einst unserer Art angetan haben! Wir galten früher als Monster, weil wir eine erschreckende Macht besaßen. Jemanden seine Fähigkeiten zu stehlen ist schon fast Gott gleich! Wir SIND Götter!" setzte er nach und es war wirklich nicht schwer zu erkennen, dass dieser Typ gewaltige Komplexe hegte. 

Geblendet von irgendwelchen Märchen und von Rache zerfressen. 

Ich verdrehte die Augen und sah nach vorne zu dem schwarzen Drachen, der noch ruhig und entspannt wirkte. 

"Zephyr, zusammen können wir eine ganz neue Welt schaffen, in der sich sowohl Menschen als auch Drachen vor uns neigen!" Void streckte einladend seine Flügel von sich und stellte sich auf seine Hinterbeine auf. Normalerweise eine Geste des Friedens. Der Bauch ist der empfindlichste Punkt eines Drachens. "Wir hätten die Mach dazu!" brüllte er, von dem Schweigen meines Vaters ungeduldig. 

Ich hörte seinen tiefen Atemzug, den er nahm um zu antworten. "Du hast recht. Wir hätten die Macht dazu" stimmte Zephyr ihm eiskalt zu. Fassungslos blickte ich zu ihm auf, wollte ihn bereits zur Rede stellen, doch wurde von einem kleinen Zug an meinem Pelz zurück gehalten. Aron wollte wohl nicht und vertraute ihm. Wer weiß mit welcher Gabe er meinen Vater beeinflusst hat. Was wenn er jetzt auch zu seinen Puppe zählt wie Maxime?! Wer hält ihn dann noch auf? 

"Aber Macht ist nicht da um sie zu missbrauchen, und das tust du" knurrte Zephyr dunkel und stieß sich vom Berg ab. 

Ein riesiger Fels viel von meinem Herzen und trotz des Angriffs, fühlte ich mich erleichtert. 

Void stieß sich mit einem kämpferischen Brüllen meinen Vater entgegen und beide kollidierten in der Mitte. Jetzt war der Ideale Zeitpunkt um Maxime zu holen. Ich wünschte meinem Vater gedanklich viel Glück und begab mich dann selber in die Lüfte. Seine Höhle war nicht weit weg, ein Vor- und Nachteil zu gleich. 

Würde er uns bemerken, könnte er uns eher aufhalten, wir könnten aber auch schneller eingreifen falls sich der Kampf zuspitzt. 

Aber an Kämpfe wollen wir erstmal nicht denken. Das einzige an was ich denken möchte war jetzt mein Reiter, den es zu befreien galt. 

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