Kapitel 11 - Knutschflecken & Bissspuren
Maxime
Ich döste noch ein wenig, viel zu faul meine Augen zu öffnen und mich dem Tag zu stellen. Andererseits, musste ich mich unbedingt von meinem feuchten Traum sauber machen, und das am besten bevor die Frühstückszeit endet.
Ich zwang mich dazu meine Augen aufzumachen, und blinzelte verschlafen meinem Wecker entgegen. Das mit der Frühstückszeit konnte ich vergessen, es war schon bereits Mittags. Gott, war das gestern ein Abend.
Seufzend stemmte ich mich aus dem Bett und sah mich noch ziemlich desorientiert im Zimmer um. Ein angenehmer Geruch lag in der Luft, der mir irgendwie vertraut vorkam und doch verändert. Ich schob es in meinen Hinterkopf und streifte mein dreckiges und zerknittertes Hemd von meinen Schultern. Wer weiß wie ich das Gestern noch aufbekommen habe. Ich habe mich ziemlich eigenartig gefühlt.
Als ich auf meinen Schrank zu schlurfte, fiel etwas fremdes in meinen Blickwinkel. Mehrfach blinzelte ich und kniff meine Augen etwas zusammen. Ich wusste zwar nicht mehr viel vom Abend, aber das war definitiv nicht meine Maske. Müsste ich den Eigentümer erraten, würde ich auf Shou tippen, doch das schien mir dann doch zu eigenartig. Warum sollte seine Maske bei mir auf dem Boden liegen?
Aufruhe riss mich aus meine Gedanken und ich sah Richtung Tür. Auf dem Flur waren eilige Schritte zu hören und hektische Stimmen. Feueralarm? Nur ohne Alarm, denn dem hörte ich nicht.
Ich zog mir frische Kleidung aus dem Schrank und huschte aus meinem Zimmer. Tatsächlich schien irgendwas die Schüler zum Ausgang zu ziehen. "Sie sind wieder da...", "So viel Blut..", "Ist Shou verletzt?", waren nur einige Sätze die ich aufschnappte. Meine Neugierde war zu groß, weswegen ich den Schülern einfach mal folgte. Dusche ich halt später.
Auf dem Trainingsplatz versammelten wir uns, und ich brauchte erstmal eine Sekunde um das Bild zu realisieren.
Drei mit Blut befleckte Drachen standen auf dem Trainingsplatz, und kamen anscheinend gerade von einer Mission. Shou war unter ihnen und das Blut glänzte auf seinem goldenen Gefieder. Es schien frisch zu sein, weswegen ich nach einer Verletzung suchte, doch finden(/fanden?) tat ich keine.
"Forestier!" rief man meinen Nachnamen und ich streckte mich noch ein bisschen höher über die Köpfe meiner Mitschüler hinweg. "Hier" machte ich mich bemerkbar und drängelte mich vor. Der Trainer, der selbe der einen gewaltigen Hass-Kick auf Shou und mich hat, befahl mir schon fast mich um meinen baldigen Partner zu kümmern.
Und als er das sagte, spürte ich bereits die Dolche in meinen Nacken. Warum sollte ein Neuling schon im ersten Jahr einen eigenen Partner bekommen.
"Was ist mit Emilia?" fragte ich vorsichtig und folgte ihm auf Shou zu. Dessen genaue Blicke lagen auf mir, und schienen jedes Zucken einzufangen. "Die Mission hat sie ziemlich mitgenommen" gab der Trainer ziemlich verhalten zurück.
Bei meinem Drachen angekommen ließ ich meine Blicke nochmal über seinen Körper fahren. Er hatte wirklich überall Blut, mal Spritzer und mal richtige Flecken. "Spritz ihn ab." beauftragte er mich und ein andere Schüler brachte mir einen größeren Wasserschlauch, der mich sehr an die Feuerwehr erinnerte.
Etwas ratlos wurde ich dann da auch stehen gelassen. Klasse... jetzt bekam er sogar noch vor mir eine dusche und ich war um einiges beschmutzter... in einer anderen Sicht.
"Willst du dich nicht zurück verwandeln?" fragte ich an Shou gerichtet und studierte den Schlauch in meiner Hand. "Viel zu viele Gaffer" antwortete er nur knapp und legte sich hin. "Und jetzt mach, bevor es anfängt zu trocknen" schnaubte er ungeduldig und breitete seine Flügel aus.
Sie waren riesig. Krass.
Ich besann mich noch rechtzeitig auf meine Aufgabe und ließ das Wasser aus der Mündung schießen. Der Druck war ziemlich groß, weswegen ich zwei Hände zum halten brauchte.
"Wenn du schon Mühen beim Schlauch hast, dann kann das zwischen uns ja richtig lustig werden" sagte er ohne jegliche Freude in der Stimme. "Ich halte so einen großen zum ersten mal in den Händen" verteidigte ich mich murmelnd.
Ich bemerkte vorerst nicht diese Zweideutigkeit, doch Shous Blicke waren eindeutig. "That's what she said" und da war dieser verspottende Ausdruck wieder in der Stimme, doch seine Augen färbten sich so golden wie sein Gefieder.
"Ich bin keine 'she'" widersprach ich gleich und konzentrierte mich auf das Blut, was mit dem Wasser den Boden tränkte. "Soll ich mal John fragen?" säuselte er und hob seinen Schädel in meine Richtung.
Röte schoss mir ins Gesicht, doch nicht vor Scham, sondern Wut. "Woher weißt du von John?" zischte ich leicht und wendete meinen Blick zu ihm. Hat er mich wieder unter Hypnose gestellt? Sein Kopf legte sich leicht schief und die schönen glitzernden Augen verschwanden wieder. "Du hast gestern seinen Namen gestöhnt" teilte er mir trocken mit.
WAS?!
Hat er mich gehört? "Was schaust du denn so überrascht? Denkst du die ganzen Bisse und Flecken kommen von einem Traum?" wollte er wissen und schien immer noch ziemlich erheitert.
Bisse? Flecken?!
Ich ließ den Schlauch achtlos zu Boden fallen, wobei das Wasser auch sofort stoppte.
Eilig knöpfte ich mein Hemd ein Stück auf und warf ein Blick auf meinen Oberkörper, der übersäht war mit Knutschflecken und leichten Bissspuren.
Verdammt?! Wie zur Hölle kommen die dahin?!
Woher weiß er- ... Oh warte!
"Das warst du?!" quietschte ich etwas zu laut und starrte ihn entsetzt an. Oh Gott.. dann war das kein feuchter Traum.
Und das erklärt was seine Maske bei mir zu suchen hatte.
Ich musste mich setzen, und fuhr mir durch mein Haar. Meine Beine fühlten sich auf einmal so kraftlos an. What the fuck... Es war Shou. DER Shou. Was war denn mit ihm los? Warum hat er das gemacht? WAS hat er gemacht?
Er hat mich doch nicht etwa nackt gesehen oder? Hat er mich untenrum berührt? Hat er mich sogar- .. nein. Das hätte ich auf jeden Fall gemerkt, oder nicht? Mir ging es gestern Abend ziemlich komisch.
"Maxime, sei keine Pussy. Ich stand unter Einfluss einer Droge, und war einfach geil. Dir schien es ja nicht anders zu gehen, oder empfindest du jetzt im Nachhinein Ekel?" seine Stimme war nicht mehr seine wirkliche, sondern seine menschliche.
Das hieße dann...
Ich wand meinen Blick von der Leere zu dem nackten Jungen vor mir. Er kniete vor mir, wohl bedacht, dass die ganzen kreischenden Mädels nur seine Seite sehen konnten. Jedoch lag nicht mein Blick auf seinem Gemächt, sondern auf das viele Blut was seinen Körper bedeckte, und auf seine stechend gelben Augen die mich eindringlich musterten.
"I- Ich..." stotterte ich völlig überfordert. "DU solltest dich doch ekeln" ich zitterte und deutete auf ihn. Sein Blick wurde etwas dunkler. "Stimmt... doch ich tue es nicht" seine Direktheit haute mich gleich ein zweites mal um.
Oh mein Gott... Ich komme mir vor wie in einem Roman.
Der Badboy verliebt sich über Nacht in den unschuldigen Protagonisten. Plötzlich - ein greller Blitz am Himmel: Ein flammender Meteor stürzt zur Erde.
"Wenn du jetzt denkst, dass das ein Beweis sein soll, dass ich in dich verknallt bin... dann bist du naiver als ich vermutet habe. Nur weil ich dich anscheinend sexuell anziehend finde, heißt das noch lange nicht, dass ich dich liebe" erklärte er mir gleich und kam langsam näher.
Schnell! Er muss weg! Ich will nicht, dass er mir zu nahe kommt.
Aus dem Affekt heraus, greife ich nach dem Schlauch neben mir und stieß ihn mit einer geballten Ladung Wasser ein Stück weiter weg. Er kam relativ unsanft auf und richtete sich auf. Zwar war er jetzt komplett durchnässt, dafür hatte er aber keinen tropfen Blut mehr am Körper.
Seine gelben Augen blitzten mich an, und ich ließ den Schlauch langsam wieder sinken. FUCK.
Ich versuchte mich auf die Beine zu stemmen, doch diese waren nahezu aus Pudding und hielten mein Gewicht nicht. Zitternd fiel ich wieder zu Boden und stützte mich auf Händen und Knien auf.
Noch bevor Shou mich bekam, schaffte ich es noch mich auf den Rücken zu drehen, ehe er sich auf mich stürzte. Voller Überraschung sah ich ihn aus weit aufgerissenen Augen an, als er sich über mich stützte. Seine Nassen Haare tropften in mein Gesicht. "Wag es dich noch einmal, mich so zu behandeln, und ich nagel dich an die Wand... mit meinem Hammer" knurrte er dunkel und drückte seinen Unterleib gegen mein Bein.
Ich war keine Memme oder so, und auch wenn er mich erfolgreich eingeschüchtert hat, ließ ich es mir nicht anmerken. "Dann geh von mir weg! Ich bin ganz sicher nicht dein Spielzeug" herrschte ich ihn an und versuchte ihn so dunkel wie möglich anzublicken. "Das werden wir noch sehen" mit diesen Worten stieß er sich von mir ab und stand auf. Der immer noch nackte Junge ging dann einfach unter den vielen neugierigen und lüsternden Blicken der Zuschauer. Na klasse.
Ich sammelte mich kurz, ehe ich aufstand und ebenfalls ging, nachdem ich den Schlauch weggeräumt hatte.
Auf den Fluren wurden mit seltsame Blicke zugeworfen. Konnte das überhaupt noch schlimmer werden?
"MAXIME!" hallte eine schrille Stimme durch den Flur und jeder blieb sofort stehen, ich auch. Heißt ihr alle Maxime oder warum bleibt ihr stehen? Oder wollt ihr euch nur die kommende Show geben?
Ich muss es ja heraufbeschwören. Als würde das Schicksal mich verarschen wollen.
Das Klackern von hohen Schuhen waren die einzigen Geräusche auf dem stillen Gang und sie kamen näher, schnell näher. Einige Schüler machten Platz und ließen den blonden Wildfang durch. Sie funkelte mich aus ihren blauen Augen wütend an und stemmte ihre Hände in die Hüften. "Ist das wahr, dass du mit Shou geschlafen hast?!" stellte sie mich auch gleich lautstark zur Rede. Ich bemerkte die Blicke der Schüler die auf uns lagen und die gespitzten Ohren die uns zuhörten. Emilia war das jedoch anscheinend egal, denn sie war anscheinend von ihrer Wut geblendet - außerdem steht sie auf Drama.
"Ich weiß es nicht" antwortete ich ehrlich und fuhr mir durch mein Haar. "Ach nein?! Und was ist dann das?!" blaffte sie und riss mein Hemd auf. Die blassen Bissspuren und die Knutschflecken kamen abermals zum Vorschein, und wieder begaffte man sie wie eine Eisbärbaby im Zoo.
Ich zog es mir sofort wieder zu. "Ich habe einen Cliffhanger! Seit dem ich eingeschlafen bin, weiß ich gar nichts mehr!" schnaufte ich aufgebracht und knöpfte mir mein Hemd schnell wieder zu. Ich glaube sie hat mir einen Knopf abgerissen. "Wie konntest du mir das antun?!" ihre Simme wirkte verletzt und zerbrechlich, doch mittlerweile erkannte ich ihr Schauspiel, die anderen Schüler jedoch nicht. Gemurmel setzte ein und böse Blicke wurden mir zugeworfen. "Ich habe dich doch geliebt" schluchzte sie dramatisch und packte sich an ihre Brust. "Erst nimmst du mir meinen Partner weg, und jetzt zerreißt du auch noch mein Herz.".
Ich sah betreten zu Boden und kratzte mir am Hinterkopf. "Es tut mir unglaublich leid Emilia" entschuldigte ich mich und wich ihren Blicken aus. "Das macht es auch nicht wieder gut" flennte sie und stürmte davon. Zurück blieb ich unter den finsteren Blicken der anderen Schüler.
Verdammt.
Ich setzte mich auch hastig in Bewegung und suchte Schutz in meinem Zimmer.
Ich bin auf jeden Fall für einige Wochen der Buhmann für jeden.
Das konnte ja was werden.
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