4 - Matthias Green
Leute, können wir mal kurz über die enormen Watch Zahlen reden, die die ersten Kapitel haben? So lange ist das Buch noch nicht draußen und es sind bisher nur drei Kapitel, aber damn, ihr seid wirklich engagiert <3 Wollte mich mal kurz dafür bedanken, dass ihr mir so die Treue haltet, obwohl ich manchmal unregelmäßig update, mich immer nur in diesen kurzen Textchen melde und regelmäßig Kommentare überlese :D Ihr seid der Hammer! Danke fürs dabei sein. Ich hoffe, ich darf euch noch ganz viele Abenteuer schreiben.
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Gott hasst mich, aber Ava MacSage hasst mich noch mehr, sonst hätte sie mir nicht so eine Schrottlaube von Schiff geschickt, um durch den Asteroidengürtel zu schippern. Zerberus ist nicht nur hübsch, sie ist eine mit drei United Federation Stars ausgezeichnete Kampfpilotin, und nicht einmal sie kann uns garantieren, dass wir lebend durch diese Hölle aus Gestein und Weltraum kommen.
‚Lasst uns eine Abkürzung nehmen' hat sie gesagt. Nicht: ‚Jungs, wir werden vielleicht alle dabei draufgehen, aber ich bringe uns schneller in den Core, wenn ihr einwilligt 12 h in Flaschen zu pinkeln'.
Und wieso ist es immer Stein, der mich umbringen will? Erst als Lava auf der Venus, jetzt als riesiges Geschoss im Weltall. Ich bin schon zweimal ohnmächtig geworden, seit wir in das Asteroidenfeld geflogen sind und ich schwöre euch, ich habe genauso oft von Hinkelsteinen geträumt. Es waren keine schönen Träume.
„Diese Mission", brüllt Firenze mir zu, während die Wände des Schiffs vor kleineren Einschlägen ächzen, „Was ist das für eine Mission?"
Wir hängen nebeneinander festgeschnallt im Frachtraum des Schiffs, unsere Zähne klappern aufeinander von den Erschütterungen und da wir inzwischen beide zweimal ohnmächtig geworden sind, weil die G-Kraft Ausgleichsysteme hier hinten so beschissen sind, muss sich jetzt keiner mehr vor dem anderen schämen.
Firenze war einer meiner Tutoren an van Havens inoffizieller Foltereinrichtung, die sich ‚Akademie des ICC' schimpft. Absolutes Biest auf dem Schlachtfeld der Typ, weithin gefürchtet, verträgt aber überhaupt keinen Alkohol. Früher war er Athlet. Da gibt es ganz unangenehme Fotos von ihm in hautengen Bodys auf einem Siegertreppchen. Manche sind eben Rampensäue, andere halten sich da eher zurück und genießen ihre Großartigkeit in Stille. Wir sehen ja, wo ihn seine drei Goldmedaillen hingebracht haben.
„Keine Ahnung", wir können nicht mal aufschreien, als wir mit den Rücken so fest gegen die Metallwand des Frachters gepfeffert werden, dass sämtliche Luft aus unseren Lungen gedrückt wird. Heiliger Strohsack, wäre ich jetzt gerne mit Süßigkeiten in einem weißen Minivan irgendwo auf einem Planeten. Ist das zu viel verlangt, einfach mal ein Planet, der harmlos genug ist, dass man darauf Autofahren kann, ohne in Flammen aufzugehen?
„Scheiße", ächzt Firenze, während ich „Ich hasse Steine" röchle. Wieder wird mir schwarz vor Augen, aber nur so lange, bis mir mein Kollege vors Schienbein tritt.
„Aua!"
Er spuckt einen seiner Zöpfe aus. Habe ich noch nicht erwähnt, oder? Der Typ trägt eine Frisur wie eine Elfe. Einen Man bun, wenn er gerade durch radioaktive Wüsten streift oder aus Raumschiffen springt. Haare wie ein Mädchen, aber wenn man ihn ‚Natasha' nennt, lässt er einen Überkopf aus irgendeinem Fenster hängen und hält einem parallel einen Vortrag darüber, wieso das Haar seinem Volk heilig ist und welchen Gott man gerade mies disrespected hat.
„Erzähl mir endlich, was das für eine Mission ist, du Arschloch. Wegen dir sind wir wieder in dem Asteroidenfeld!", schimpft mein Kollege.
„Bitte zu differenzieren, wegen Zerberus sind wir wieder hier. Ich wäre mit dem Bus gefahren. Ist eh viel umweltfreundlicher."
Er tritt mich nochmal, doch dann macht unsere geschätzte Pilotin irgendetwas, was sich nach sechsfach Looping anfühlt und er hat plötzlich ganz andere Sorgen. Nicht zu kotzen, zum Beispiel. Mensch, ihr glaubt gar nicht, wie gerne ich einfach mal wieder Busfahren würde. Und wie gerne ich diesem uramerikanischen Ex-Athleten eins auf die Schnauze geben würde, nur damit er aufhört, mich zu löchern. Ich weiß nämlich tatsächlich gar nichts über die Mission, was mich noch mehr nervt als ihn.
„Ich weiß gar nichts, okay?", brülle ich ihm ins Gesicht, „Niente. Nada."
„Du lügst doch", schreit er zurück.
„Nein, Mann, wieso sollte ich lügen? Du darfst eh niemandem was sagen, sonst wirst du pulverisiert."
„Dann sag mir endlich ...", doch der Rest bleibt ihm im Hals stecken, da etwas Größeres gegen die Schiffshülle knallt. Alle Lichter gehen aus, rote Warnleuchten springen an und eine schrille Sirene gleich mit. Eine der Metallkisten, die wir nicht mehr ausladen konnten, bevor wir an Bord gegangen sind, rutscht aus der Sicherungsvorrichtung und fliegt auf uns zu. Nur ganz knapp kann ich sie mit meinem Bein blocken, aber das tut mal wieder ordentlich weh. Was wetten wir, dass da Steine drin sind?
Firenze flucht in der Sprache seines Stamms, wir hängen für dreißig Sekunden über Kopf und ich bin einmal mehr kurz davor, die Märchenprinzessin zu machen. Die Kiste schießt unterdessen durch das Schiff, knallt gegen die Wand und versucht direkt noch einmal, uns umzubringen, diesmal auf Kopfhöhe. Ich reagiere zu langsam, weil ich noch zu sehr mit meinem wahrscheinlich angeknacksten Oberschenkel beschäftigt bin. Firenze streckt die Hand aus, schiebt meinen Kopf zur Seite und verhindert damit, dass ich hops gehe. Von einer Kiste geköpft. Was für ein bescheuerter Tod.
Wahrscheinlich würde Zerberus nicht mal merken, dass unsere Gehirne Pfannkuchen sind, bis sie irgendwo an einer Tanke auf der anderen Seite des Felds landet und die Frachtklappe öffnet. Ich weiß gar nicht, ob sie irgendeine Reaktion zeigen würde, oder einfach nur sauer wäre, weil sie jetzt zwei Leichen mit in den Core schmuggeln muss. Wahrscheinlich würde sie sich erstmal eine Packung Gummibärchen und eine Vignette kaufen gehen, bevor sie uns von den Wänden kratzen würde. Sunhunter sind nette Menschen. Und ja, man braucht Vignetten in bestimmten Teilen des Alls, sonst wird man von der Föderationsflotte abgeschossen. Brachial sagt ihr? Pragmatisch sagt die Föderation.
„Verdammt dog!", brüllt Firenze in seine DataWatch, während ich die beschissene Kiste mit beiden Beinen und all meiner Kraft davon abhalte, unsere ungezeugten Kinder zu töten, „Willst du uns umbringen? Wie lange brauchen wir noch?"
„Nicht lange. Irgendjemand ij?"
Irgendjemand verletzt?
Zerberus will gerade verneinen, als die Kiste hinten gegen die Ladeklappe prallt und aufgeht.
„Komm schon!", knurre ich, als ein Haufen schwerer Metallteile herausfliegt, „Das ist jetzt nicht fair!"
Ich sehe einmal mehr mein Leben an mir vorbei ziehen. All die schönen Nächte in Port Canad, die Schlägereien, der Deepspace, während funkelnd und totbringend die untypischen Geschosse auf uns zu kommen. Wir schreien uns die Lunge aus dem Leib.
Doch Zerberus legt souverän das Schiff schief, die Kiste und ihr Inhalt rutschen ganz nach hinten. Das Wusch der Luftschleuse ist zu vernehmen. Sie hat es irgendwie geschafft die lose Ladung in den Weltraum zu schießen, während sie galaktischen Bowlingkugeln aus Eisen, Nickel und Stein ausweicht, als würde sie ein Retroballerspiel in einer Arcade zocken.
„Muchas gracias", bringe ich hervor, nachdem ich die Welt wieder gerade geblinzelt habe.
„Ich bedank' mich erst, wenn wir an einer versifften Tankstellentheke im äußeren Ring stehen und Kaffee trinken", ächzt mein Leidensgenosse.
Zwei Stunden später kaufen wir an einer versifften Tankstellentheke Kaffee und eine Vignette. Für welches Raumschiff diese Vignette ist, wissen wir noch nicht. Wir lehnen an einem Tisch am Fenster und spielen ‚Ene-Mene-Miste' mit den Schiffen auf dem Parkplatz des Asteroiden. Zerberus ist stark dafür, dass wir das teuerste Modell klauen, Firenze will eher unauffällig weiterreisen und mir könnte es nicht egaler sein, solange wir nicht noch einmal in das schrottreife Nicht-Schiff steigen müssen.
Ich trinke meinen zweiten Kaffee, halte mir ein verpacktes orange-grün-gelbes Wassereis mit Kaugummistiel an eine Beule am Kopf und lese E-Mails. E-mails, die immer noch keine Informationen dazu herausrücken, wieso wir gerade unser Leben aufs Spiel setzen, um so schnell wie möglich zurück in den Core zu kommen. Das nervt mich so dermaßen, dass mein Chat mit Ava nur so vor roten Emojis, Bomben und Mittelfingern strotzt. Ich weiß, konstruktive Kritik kann ich.
„Du weißt wirklich nicht, wieso sie dich zurückwollen?", fragt Zerberus. Sie hat den Kopf schief gelegt, die oben pink und unten blau gefärbten Haare immer noch verschwitzt von unserer letzten halsbrecherischen Aktion. Ihr Bizeps steht meinem in nichts nach, als sie die Arme verschränkt.
„Nein, ihr Wichser", ächze ich zum fünfhundertsten Mal, „Ava sagt mir gar nichts. Ihr sollt eigentlich gar nicht wissen, dass ich gleich wieder auf Mission gehe, aber wie zur Hölle hätte ich euch denn sonst dazu gebracht, mich nach Taqahr zu fliegen?"
Die Blicke der älteren Sunhunter ruhen schwer auf mir. Im Hintergrund brodelt die Kaffeemaschine, vor dem Fenster landen und verschwinden Schiffe, Geheimagenten und Verbrecher kaufen Motoröl und Drogen, alle geeint durch ihre Kaffeeabhängigkeit und den Wunsch, nicht von einer Polizeipatrouille abgeknallt zu werden. Meine Kollegen müssen nicht aussprechen, was ich denke: das ist untypisch, seltsam. Dabei habe ich ihnen noch nicht einmal erzählt, dass Ava sogar einen Abbruch der hochpriorisierten Mission wollte, der dann tollerweise mit Yakahans Moosallergie zusammengefallen ist.
„Wahrscheinlich will sie mich wieder feuern. Macht sie gerne. Wassereis irgendwer?", frage ich und halte mein zweckentfremdetes Kühlpack in die Luft.
„Symphony", macht Firenze warnend, während Zerberus mir das Eis abnimmt, es auspackt und hinein beißt.
„Kaugummistiel, geil", macht sie. Doch der Blick meines ehemaligen Lehrers ist nach wie vor ernst.
„Was auch immer man von dir will, das hört sich nicht nach einer Kleinigkeit an. Sei vorsichtig."
Du hörst dich an, wie meine tote Mutter, will ich sagen, nicke aber nur.
„Pass auf dich auf, kid", sagt er noch einmal, bevor er aufsteht, dreht sich zu Zerberus um und hängt ein: „Und du pass auf die Menschen um dich herum auf."
„Moment", macht die dreifach ausgezeichnete Kampfpilotin und senkt ihr Wassereis, „Wo denkst du, gehst du hin?"
Der riesige Mann hält seine Watch hoch.
„Ich wurde nach Rijyqu bestellt. Sieht so aus, als bekäme doch jeder das Schiff, das er will."
„Frontdienst?", frage ich nach dem Offensichtlichen. Firenze zuckt die Schultern, während mir ein Schauer über den Rücken läuft. Ich war auch schon in Rijyqu. Es sind keine schönen Erinnerungen. Auch Zerberus Gesicht ist eingefallen.
„Sicher haben sie was Hübsches für dich", sagt sie, tut unbekümmert, weil ihr eh nichts anderes übrig bleibt, „Es wäre Verschwendung, dich als Fußsoldat sterben zu lassen."
Mein Kollege schnaubt, lässt eine schwere Hand auf ihre Schulter fallen. „Du baust mich immer auf, Höllenbrut."
Dann nickt er uns nochmal zu und ist verschwunden.
Wir beobachten schweigend, wie er das Schiff klaut, auf das er schon die ganze Zeit gegeiert hat.
„Also nur wir zwei", sage ich, lehne mich zurück und kleistere mir ein unverschämtes Grinsen in die Visage, „Das wird eine Party."
Doch auch Zerberus starrt auf ihre Watch und stützt dann kurz den Kopf in die Hand, bevor sie sich wieder zusammenreißt.
„Nein", sagt sie und trinkt ihren Kaffee aus, während vor dem Fenster irgendein Typ laut schimpft, weil sein Schiff verschwunden ist, „Du bist auf dich gestellt."
„Ach menno", murre ich und höre auf mit meinem Kaffeelöffel herumzuspielen, „Wo schicken sie dich hin?"
„Keine Ahnung", sie steht auf, „Darf ich dir nicht sagen, falls sie dich fangen und foltern."
„Wow, du bist wirklich verdammt gut drauf heute. Hey, wo gehst du hin, willst du dich nicht verabschieden?", rufe ich ihr hinterher.
Sie dreht sich zu mir um und das türkise Bandana beißt sich wahnsinnig mit ihren gefärbten Haaren, als sie sagt: „Entspann' dich, Symphony, ich komm' gleich wieder."
„Was machst du denn?"
„Ich gehe meinen Tampon wechseln und dann kaufe ich mir eine Vignette, weil der Große die einzige mitgenommen hat, die wir hatten."
„Ich warte auf dich."
„Lieber nicht."
Sie winkt mir, sagt „Ciao, ciao" und verschwindet.
Ich bleibe noch eine Weile sitzen und sehe zu, wie sie sich an den bereits aufgebrachten Menschen auf dem Parkplatz vorbeischleicht, um der schicken dunkelblauen Karavelle eine Sunhunter Signatur zu verpassen. Fraglich bleibt jetzt nur, welches Schiff ich klaue, um in den Core zu schippern. Vielleicht gibt es ja irgendeins mit Minibar?
Auf meinem Bildschirm poppt ein ‚Status?' von Ava auf. Ich knautsche meinen Kaffeebecher zusammen, werfe ihn weg und mache mich auf den Weg, um auf Staatskosten das dritte Raumschiff des Tages zu klauen.
‚Auf dem Weg', schreibe ich zurück, sperre die Watch und gehe nach draußen.
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