20 - Clara de Flocon
~☀️~
Hi there :)
Nach langer Zeit endlich ein neues Kapitel. Ich sag's euch, es passiert gerade so viel im echten Leben, dass ich kaum Zeit habe, mich an den Schreibtisch zu setzen und zu schreiben. Es fehlt mir so! Aber einer meiner Vorsätze fürs neue Jahr ist es, Starshakers zu Ende zu bekommen und das nehmen wir jetzt mal in Angriff. Ich wünsche viel Spaß mit dem neuen Kapitel und verzeiht mir die langen Wartezeiten <3 Ich antworte möglichst bald auf PMs.
Einen schönen Abend, meine Freunde, und let's go.
Eure Lena
~☀️~
Zwei Stunden später pennt der Sunhunter auf meiner Schulter, während die Klausur in ihre letzten fünf Minuten geht. Versucht bitte mal mit einem schnarchenden Geheimagenten auf der Schulter Quantenbefehle zu schreiben. Vor Matt blinkt ebenfalls ein digitaler Klausurbogen, auf dem ein falscher Name und eine wahrscheinlich seit heute morgen existierende Matrikelnummer stehen. Er hat einen Oktopus und mehrere Planeten unter den Kurstitel gekritzelt, bevor er weggenickt ist.
Wir sitzen in einem der Vorlesungssäle, die auf die Bibliothek hinaus gehen und schreiben Codes auf Rechnern, deren Leistung schon fast unverschämt zu hoch dafür ist. Wir haben eine fehlerhafte Datei bekommen und sollen die bugs ausbügeln, was ziemlich fies ist, aber möglich. Ich werfe einen Blick auf die Uhrzeit, die blau leuchtend vorne über dem Rednerpult in der Luft hängt und fluche innerlich. Noch zehn Minuten und der Code läuft immer noch nicht.
Shit.
Matts Kopf rutscht nach vorne und ich schiebe ihn mit der flachen Hand wieder meine Schulter hinauf. Was auch immer der Typ da drinnen hat, es ist schwer. Seine Haare kitzeln meine Wange und er atmet langsam und schwer in meine Halsbeuge. Inzwischen sitze ich schief auf dem Sitz, weil ich mit jedem dieser Atemzüge weiter nach rechts geschoben werde. CCI Agenten sind nicht unbedingt für ihr Federgewicht bekannt.
Eine der Hilfskräfte, die heute Aufsicht schieben, geht an mir vorbei und wirft Matt einen zutiefst irritierten Blick zu, den ich mit einem entschuldigenden Lächeln beantworte und mich dann innerlich schreiend wieder meiner Klausur zuwende. Man hat seine Abgabe schon lange gesperrt.
Dass man ihn nicht schon rausgeworfen hat, grenzt an ein Wunder. Wahrscheinlich denken die, dass er einen Zusammenbruch hat. Man schläft nicht in Modulklausuren der Universität von New Seoul. Das kannst du an den öffentlichen Unis bringen, aber nicht hier, wo der Großteil der Menschen im Hemd aufschlägt, mit überbetontem Oberschichtakzent spricht und Privatunterricht von Lehrern aus der halben Galaxie bekommen hat. Gut, ich übertreibe ein wenig und außerdem ist das gerade überhaupt nicht mein primäres Problem. Anh zum Beispiel sitzt wie immer in seiner grünen Jogginghose und einem übergroßem Pulli drei Reihen vor mir.
Matt knirscht im Schlaf mit den Zähnen. Einen tollen Beschützer habe ich da, denke ich, während ich mit gerunzelter Stirn nach oben scrolle und nochmal von vorne anfange.
Fünf Minuten. Ganz große Klasse. Fieberhaft gehe ich Zeile für Zeile durch. Zwei Minuten. Falle ich jetzt wirklich durch, weil ich den letzten Fehler nicht finde? Ich kaue auf meiner Lippe. Der Countdown steuert ungnädig auf die Null zu und mir bricht der kalte Schweiß aus. Doch dann ganz plötzlich habe ich ihn. Meine Finger hacken manisch auf die Tastatur ein. Zehn Sekunden. Ich drücke Enter und lasse den Befehl laufen. Geschafft!
Im selben Moment ertönt ein Gong und die Klausuren werden gesperrt. Matt schreckt aus dem Schlaf hoch, so plötzlich, dass ich ebenfalls zusammenzucke. Er ist sofort von null auf hundert, braucht keine Sekunde, um in voller Bereitschaft zu sein und sieht sich automatisch in alle Richtungen um. Er scheint sich kurz orientieren zu müssen. Ein Hörsaal ist nicht sein natürlicher Lebensraum, so ganz ohne brennenden Boden und Kugelhagel.
„Habe ich ... geschlafen?", fragt mich der zerzauste Sunhunter. Auf seiner Wange zeichnet sich der Abdruck der Naht meines T-shirts ab.
„Wie ein Baby."
Er wirkt verdattert.
„Das wollte ich gar nicht."
„Hm", mache ich und schultere meine Tasche, „Könnte vielleicht daran liegen, dass du seit Tagen nicht geschlafen hast, aber ich mein' ja nur."
„Meinst du?", fragt der Sunhunter und das Ende des Satzes geht im größten Gähnen unter, das ich je gesehen habe. Er deutet auf die Bildschirme, auf denen immer noch ‚Ende der Bearbeitungszeit' steht.
„Das da hat aber auch nicht geholfen."
Ich sehe ihn an und lege mein bestes ‚Ich habe es dir ja gesagt, aber du wolltest es nicht hören'-Gesicht an den Tag. Er steht auf und streckt sich geräuschvoll, die langen Arme Richtung Decke gereckt. Der ein oder andere Wirbel knackt bedenklich.
„Wie ist es gelaufen?", fragt Matt.
Ich zucke die Schultern.
„Knapp aber bestanden habe ich auf jeden Fall."
Der Sunhunter grinst mich an und gibt ein langes „Cool" von sich.
„Hast du gut gemacht", sagt er und klappt seinen Stuhl hoch, „Bin sehr stolz auf meine schlaue Kollegin."
Das zwanglose Lob nimmt mir auf eine bestechende Art den Wind aus den Segeln. Ich weiß nicht genau, was ich darauf erwidern soll. Er ist ein Schleimer und leider ein sehr effektiver Schleimer. Hinter ihm will ein Student eigentlich an uns vorbei Richtung Tür, entscheidet sich aber um und nimmt den längeren Weg in die entgegengesetzte Richtung in Kauf, um nicht den Typ mit dem breitesten Kreuz im Raum ansprechen zu müssen.
„So lange bin ich nicht mehr stillgesessen, seit ich das letzte Mal gefesselt war", sagt der Sunhunter.
„Du hast geschlafen. Hast dich wohl sicher gefühlt bei mir."
Matt lacht, aber das Lachen erstirbt sehr schnell. Ich gehe die Reihe hinunter.
„Keine Angst, ich hätte dich natürlich verteidigt, wenn uns während meiner Prüfung jemand angegriffen hätte", sage ich über die Schulter, „Schlafende Prinzessinnen retten fällt unter den IT Studentinnen Ehrenkodex."
„Verarscht du mich?", fragt Matt, während wir den Raum verlassen. Er greift nach meinem Arm und ich drehe mich zu ihm um. Die Sonne knallt durch die hohen Glasfenster des Gangs herein und bringt seine ganze Erscheinung zum Leuchten. Ob es das Schläfchen war oder nur dieses Sonnenlicht, er sieht in jedem Fall deutlich fitter aus als zuvor, obwohl immer noch verwuschelt und mit Kissennarbe. Wobei ich das Kissen war. Heiliger Strohsack.
„Würde ich nie wagen. Einen meiner Kommilitonen auf den Arm nehmen? Sünde."
Er zieht eine Schnute. Lässt langsam meinen Arm los, als würde es ihm widerstreben. Erst da fällt mir auf, dass ich den Arm nicht sofort weggezogen habe. Matts Blick wandert von meinen Fingern zu meinem Gesicht. Ich weiß nicht wieso, aber diesmal macht das irgendetwas mit mir. Als hätte ich ihn nun zum ersten Mal seit er wieder aufgetaucht ist, richtig angesehen.
Clara, schaltet sich mein Verstand ein, er hat dich verlassen. Er war Monate verschwunden, nur um dann wieder aufzutauchen und dich in eine Mordermittlung hinein zu ziehen.
Der Moment ist genauso schnell vorbei, wie er gekommen ist.
„Ich brauche was zu essen", sage ich leise und drehe mich um.
„Okay", kommt es von hinter mir und ich bin sehr froh, dass er mein Gesicht nicht sehen kann, während wir uns auf den Weg in Richtung Mensa machen.
~☀️~
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top