lovers
Mein Zimmer war noch immer so eingerichtet, wie es vor meiner Entführung war. In einer geräumigen Nische in der Wand befand sich mein großes Doppeltbett über dem einige Landschaftsbilder von Naboo hingen, meiner alten Heimat. Schräg gegenüber von meinem Bett befand sich mein Kleiderschrank, sowie einige Bücherregale, in denen Lektüren und Enzyklopädien über die ganze Galaxis standen. Zu meiner linken, auf der anderen Seite des Raumes, befand sich eine gemütliche Sitzlandschaft, aus braunem Leder. Hier verbrachte ich inzwischen die meisten Abende, indem ich las, da ich kaum noch Besuch bekam. Früher hatten wir, meine Kameraden und ich, hier oft stundenlang geplaudert, aber mittlerweile war es doch recht einsam geworden. Dahinter befand sich meine kleine Kochzeile, zusammen mit zwei Barhockern, denn für ein richtiges Esszimmer reichte der Platz in meinem Quartier nicht aus, weswegen ich meine Mahlzeiten immer an der höher gebauten Bar zu mir nahm. Und dann gab es noch das Badezimmer, direkt hinter meinem Kleiderschrank, früher hatte ich mich immer etwas unwohl gefühlt, da die meisten Rebellen ein Gemeinschaftsbad benutzen mussten. Doch die Zeiten hatten sich geändert und mittlerweile war ich nun froh, dass ich meine Privatsphäre hatte, schließlich wollte ich mir nicht einmal vorstellen, wie es gewesen wäre in einem der Gruppenquartiere zu wohnen.
Mühsam zog ich eine Tasche aus dem obersten Fach meines Schrankes und legte ein paar Klamotten hinein. Ich entschied mich hauptsächlich für Alltagskleidung, sowie ein paar funktionale Sachen, allerdings hoffte ich, dass diese Angelegenheit in ein paar Tagen geklärt wäre, was mich etwas zurückhielt allzu viel mitzunehmen. Doch als ich zu meinem Schuhregal kam, hielt ich kurz inne. Noch immer reihten sich unzählige Paare der orangenen Plateauschuhe aneinander, die ich seit Wochen nicht mehr angerührt hatte. Immer wieder musste ich daran denken, wie Armitage sich zuerst darüber lustig gemacht hatte, bis er mir letzten Endes sogar ein neues Paar geschenkt hatte. Inzwischen konnte ich dieses ehemalige Markenzeichen von mir nicht mehr sehen, was dazu führte, dass ich mir eine neue Obsession gesucht hatte – holografische Stiefel. Zwar waren diese nicht mehr ganz so auffällig, jedoch musste ich sagen, dass ich durchaus gefallen daran gefunden hatte, weshalb ich bereits drei Paare davon besaß.
Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen packte ich sicherheitshalber ein Ersatzpaar der Schuhe ein, ehe ich noch etwas Unterwäsche, sowie meine kosmetischen Gegenstände verstaute. Zugegebenermaßen war es eine ziemlich mickrige Auswahl an Kleidungsgegenständen, die ich eingepackt hatte, schließlich würde man mich ja für den Ball einkleiden, weswegen ich mir darum keine Gedanken machen musste.
Ein merkwürdiges Gefühl durchströmte meinen Körper, bei dem Gedanken daran völlig auf mich allein gestellt zu sein. Andererseits war es die Möglichkeit schlechthin für mich, meinen angekratzten Ruf und meine Position bei der Rebellion zu retten. Selbst wenn mein Magen ganz flau wurde, bei dem Gedanken daran was mir bevorstand. Früher hatte ich alle Missionen mit meiner persönlichen Crew erledigt, die sich leider in den vergangenen Wochen zerstreut hatte. Kaléen hatte sich versetzen lassen, offenbar gab es eine Truppe, in der ihre Fähigkeiten als Scharfschützin, dringender benötigt wurden. Und obwohl ich wusste, dass es nur eine Ausrede war, hatte ich sie dennoch ziehen lassen, immerhin würde es mir nichts nützen meine Leute einfach an mich zu binden, ohne ihre tatsächliche Unterstützung zu haben.
Paul war vor wenigen Wochen gefallen, nachdem er in ein Gefecht auf Canto Bight geraten war. Dort hatte er einen Offizier der Ersten Ordnung beschatten sollen, nur leider war seine Tarnung frühzeitig aufgeflogen. Und egal, wie schlecht die Sturmtruppen zielen mochten, zwanzig gegen einen war kein fairer Kampf und jeder landet mal einen Glückstreffer. Sogar Stevens, mein Pilot, hatte den Dienst quittiert unter dem Vorwand, dass seine Freundin schwanger war. Natürlich hatte ich mich sehr für ihn gefreut, schließlich gründete man ja nicht jeden Tag eine Familie, selbst wenn der Zeitpunkt vielleicht nicht der allerbeste war – denn wer möchte seine Kinder schon im Krieg aufwachsen sehen. Zu meiner großen Enttäuschung stellte sich dann aber nach einigen Tagen heraus, dass er desertiert war und es seine Freundin nicht gab. Er hatte einfach nach einem Grund gesucht, um die Rebellion zu verlassen und wahrscheinlich eine Ausrede, um sein Gewissen zu beruhigen.
Erneut plagten mich schwere Schuldgefühle, denn früher hatte ich öfters ein Gespräch unter vier Augen mit Stevens geführt, um ihm klar zu machen, dass er für die richtige Sache kämpfte. Ich kannte seine Ängste und wie er unter heftigen Panikattacken zu leiden hatte, allerdings hatte ich auch immer das Gefühl gehabt, es würde ihm in den Kreisen unserer Mannschaft besser gehen und dass er allmählich mit der Belastung klarkam. „Neogyna war einfach ein zu großer Schock für ihn", versuchte mich Leia zu beruhigen, aber ich wusste, dass das nicht stimmte. Das wahre Problem war, dass er niemanden hatte zu dem er aufblicken konnte, der im Kraft und Mut gab. Als sein General war ich immer eine wichtige Bezugsperson gewesen und nun wurde ich von allen Seiten mit Dreck beworfen und angefeindet. Vermutlich hatte er den verleumderischen Gerüchten, die um mich kursierten Glauben geschenkt und sich deshalb abgewandt, denn wer wollte schon einem Anführer folgen, der offensichtlich ein Verräter war.
Der Zerfall meiner Mannschaft machte mir schwer zu schaffen, vor allem da ich seitdem immer wieder in neue Gruppen eingeteilt wurde, die untereinander schon perfekt eingespielt waren, weswegen ich mir nur noch mehr wie eine Außenseiterin vorkam. Zudem kam, dass meine Entscheidungen und Befehle immer öfters in Frage gestellt wurden, gerade bei unserem Einsatz auf Tatooine. Ein weiterer Schlag ins Gesicht, wenn einen nicht mal die eigenen Gefolgsleute respektierten.
Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett sinken und strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, ehe ich mich schwermütig nach Hinten fallen ließ. An meiner Decke befand sich ein aufgemalter Sternenhimmel, der in der Nacht sogar schwach leuchtete. Es beruhigte mich immer ihn nach einem langen und anstrengenden Tag anzuschauen, denn dadurch wirkten meine eigenen Probleme gar nicht mehr so unüberwindbar, im Gegensatz zu den unendlichen Weiten des Alls. Außerdem erinnerte mich die aufgemalte Decke an meine Heimat, denn dort hatte ich ein ähnliches Bild in meinem Schlafzimmer gehabt.
Naboo, wie ich es doch manchmal vermisste mit seiner atemberaubenden Archtitektur, die so detailverliebt war, dass man Stunden damit zu bringen konnte durch die Altstadt von Theed zu streifen. Seine schönen Rundbauten mit den blaugrünen Dächern waren in der gesamten Galaxis bekannt und es machte mich sogar zum Teil stolz, dass meine Vorfahren bei ihrer Erbauung mitgeholfen hatten.
Das Künstlerviertel der Hauptstadt war mir immer am liebsten gewesen, denn dort gab es traumhafte Statuen aus Marmor, die berühmte Dichter und Bildhauer darstellten. Zudem konnte man die wunderschönen Gärten bestaunen, die fast jeden Monat neu bepflanzt wurden. Und dann gab es natürlich noch die Seenlandschaft, ein wahrhaft magischer Ort. Das Wasser glitzerte dort immer so herrlich im Sonnenschein und wenn man Glück hatte, konnte man in den Gewässern sogar die seltenen Regenbogenfische entdecken. Als Kind hatte ich mich oft stundenlang an seichten Teilen des Wassers auf die Lauer gelegt, um einen der begehrten Fische zu erspähen. Leider hatte ich nie sonderlich großen Erfolg gehabt, dennoch war ich bis heute davon überzeugt, dass ich einmal die schimmernden Schuppen eines dieser Exemplare erspäht hatte. Selbst wenn meine Mutter davon überzeugt war, dass ich mir das nur eingebildet hatte und dass die Regenbogenfische inzwischen ausgestorben waren.
In letzter Zeit spürte ich, wie ich immer stärker werdendes Heimweh bekam. Schließlich schien Naboo ein Ort mit tausenden von Möglichkeiten zu sein. Ich konnte mich in unseren alten familiären Stammsitz zurückziehen und mich ganz auf die herrliche Natur und das Lesen konzentrieren und wenn mir meine Freizeit dann irgendwann zu langweilig wurde, konnte ich an die Universität gehen – etwas, was ich schon immer einmal vorgehabt hatte. Sogar der Gedanke daran, meiner Mutter, mit der ich mich zerstritten hatte, gegenüber zu treten, erschien mir inzwischen nicht sehr so schlimm. Denn bestimmt ließ sich diese Angelegenheit aus der Welt schaffen, vor allem dann, wenn ich ihr sagte, dass ich dem Widerstand den Rücken zugekehrt hatte. Doch dann rief ich mir immer wieder ins Gedächtnis, dass die Rebellion mich brauchte, auch wenn ich davon in letzter Zeit nicht allzu viel spürte. Es wäre verantwortungslos und feige gewesen einfach nach Naboo zu verschwinden, nicht nach all den Opfern, die ich erbracht hatte. Und außerdem war es immer mein großer Wunsch gewesen meinen Vater stolz zu machen, der sein Leben für diesen Kampf geopfert hatte.
Ohne es wirklich zu bemerken, schloss ich meine Augenlider, die auf einmal viel zu schwer schienen, um sie offen zu halten. Vor meinem inneren Auge erschien sofort die Landschaft des Seenlands mit ihren rauschenden Wasserfällen und den Shaak- Herden, die überall durch das Land streiften. Unbewusst verlor ich mich in der Vorstellung durch das hohe Gras zu streifen, zu spüren, wie es an meinen Beinen kitzelte. Und wenn ich mich ganz fest anstrengte, dann konnte ich sogar den Duft der heimischen Blumen in meinem Kopf rekonstruieren. Fast fühlte es sich so an, als wäre ich wirklich dort, in meiner Heimat, als würde die Sonne auf meine Haut scheinen und der Wind durch meine Haare wehen. Doch ich war nicht alleine auf der saftigen grünen Wiese, denn immer, wenn ich mir diese Szenerie vorstellte, gab es auch noch eine andere Person, die bei mir war.
Durch das kniehohe Gras bahnte sich ein groß gewachsener Mann den Weg zu mir. Er trug nicht wie üblich seine dunkle Uniform der Ersten Ordnung, sondern stattdessen ein weißes T-Shirt und eine hellblaue Hose; ein klassisches Outfit, das häufig getragen wurde auf Naboo. Auch seine Haare waren nicht wie sonst streng nach hinten gekämmt, sondern wurden durch den Wind in sein Gesicht geblasen. „Was für ein wunderbarer Tag", begrüßte er mich fröhlich und legte seine Hände auf meine Hüfte, ehe er mir einen raschen Kuss auf die Lippen hauchte. Ich erinnerte mich an jedes Detail von ihm, die sturmgrauen Augen, die zarten, rosanen Lippen, die er zu einem unverwechselbaren Lächeln verzogen hatte. Sein herbes Aftershave stieg mir in die Nase und mein Gehirn setzte alles daran, dass ich auch diesen Geruch wahrnehmen konnte. Es war einfach perfekt, dieser malerische Ort, abgeschieden von jeglicher Zivilisation und fernab von den Wirren des Krieges. Und dazu kam er, Armitage Hux, der Mann, der mich einfach nicht mehr losließ und mit dem ich am liebsten den Rest meines Lebens verbracht hätte. „Lass uns für immer hierbleiben", wisperte ich und stellte mich auf meine Zehenspitzen, damit ich ihm einen weiteren Kuss geben konnte. Jedoch wurde in diesem Moment meine schöne Fantasie, durch ein Klopfen an der Tür, zerstört.
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Heute gibt es mal ein bisschen was verträumtes, damit Hux endlich auch mal einen kleinen Auftritt hat, bevor es dann in den nächsten Kapiteln so richtig losgeht! Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr und hoffe natürlich, dass ihr diese Geschichte auch in Zukunft verfolgen werdet.
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