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Die Lichter des Anwesens, in dem meine Mutter lebte, brannten noch immer kräftig in der hereingebrochenen Dunkelheit, weswegen es ein Leichtes für uns beide war den Weg durch die verworrenen Gärten zu finden. „Ist es so, wie du es in Erinnerung hast?", erkundigte sich Hux, der ziemlich beeindruckt von dem palastartigen Gebäude schien. „Ja, auch wenn sie die Bepflanzung etwas geändert hat", erwiderte ich ihm mit matter Stimme, denn so langsam stieg meine Aufregung ins Unermessliche und ich hatte das Gefühl keinen klaren Gedanken mehr fassen zu können. Mit flatterndem Herzen erklommen wir einige, steinerne Treppen, die uns nach oben zum Eingang führen würden, ehe ich zögerlich den vogelartigen, goldenen Türklopfer nahm, der schwer in meiner zittrigen Hand lag, ehe ich diesen ein paar Mal gegen sein Gegenstück hämmerte, wodurch ein dumpfes Klopfen ertönte, das sehr gut zu hören war. „Werden sie uns um diese Uhrzeit überhaupt noch aufmachen?", kam es erneut von meinem Begleiter, der inzwischen ebenfalls ziemlich schweigsam geworden war, denn offenbar hatte meine Nervosität abgefärbt. „Ja werden sie", erklärte ich ihm, als ich auch schon gedämpfte Schritte hinter der Tür hörte, bevor diese im nächsten Moment geöffnet wurde.

Für einen kurzen Augenblick wirkte es fast so, als wollte der Nachtpförtner uns wegen unseres späten Erscheinens zurechtweisen, doch dann schien er wohl zu bemerken, dass ihm meine Gesichtszüge bekannt vorkamen, schließlich kannte ich den alten Wilfred schon fast mein ganzes Leben lang. Und dann weiteten sich auf einmal seine Augen und ein erfreutes Lächeln erschien auf seinem fast zahnlosen Mund. „Meine Herrin? Seid Ihr es wirklich?", brachte er erstaunt hervor, während er fast schon begierig jeden einzelnen Zentimeter meines Gesichtes musterte, was ich ebenso freundlich lächelnd erwiderte. „Ja, ich bin es, aber ich habe leider keine Zeit für lange Gespräche. Könnten Sie mich zu meiner Mutter bringen, es ist äußerst dringend", natürlich hätte ich lieber noch ein paar nette Worte mit dem alten Pförtner gewechselt und zudem hätte ich mein plötzliches Erscheinen gerne genauer begründet, aber das musste bis morgen warten, es gab erstmal wichtigere Dinge zu klären.

„Aber natürlich!", erwiderte er mir und trat einen Schritt zur Seite, damit wir besser eintreten konnten, ehe er auch schon den langen Gang entlanglief, sodass wir uns beeilen mussten, um mit ihm Schritt zu halten, denn für sein hohes Alter hatte er einen noch sehr flotten Gang. „Wer ist der junge Herr? Wenn Ihr die Frage gestattet?", erkundigte sich Wilfred höflich, während er uns eine geräumige Treppe nach oben führte, wo sich die Schlafbereiche befanden. Mir fiel daraufhin keine passende Antwort ein, denn so genau hatten Armitage und ich nie darüber gesprochen, wie wir jetzt genau zu einander standen, schließlich waren wir erst vor wenigen Stunden dem Tod von der Schippe gesprungen und waren ziemlich überstürzt geflohen, dazwischen hatte es nicht viel Zeit gegeben über unsere Beziehung zueinander zu sprechen.

Glücklicherweise wurde mir diese prekäre Frage abgenommen, denn nachdem ich zögerte, räusperte sich Hux kurz und meinte dann: „Ich bin ihr Freund", weswegen mein herz einen Freudensprung machte, denn wenn ich ehrlich war, wäre das auch die Antwort gewesen, die ich am liebsten gegeben hätte. Ich warf einen schüchternen Blick zu Armitage, der mich fröhlich anlächelte und der Pförtner schien sich auch ziemlich über diese Nachrichten zu freuen.

Leider wurde diese Blase der Verliebtheit schon im nächsten Moment zerstört, als wir eine elegante Doppeltür erreicht hatten, gegen die Wilfred zweimal klopfte, ehe vom Inneren des Raumes ein schwaches „Herein", zu vernehmen war, was eindeutig die Stimme meiner Mutter war. Danach wurde die große Tür geöffnet und wir betraten das Schlafzimmer meiner Mutter, das noch immer genauso aussah wie früher, allerdings ließen wir dieses schnell hinter uns und betraten stattdessen den geräumigen Balkon, auf dem eine Gestalt saß, die genüsslich den dunklen See betrachtete, der das gesamte Anwesen umgab. „Was gibt es Wilfred?", erkundigte sich meine Mutter, ohne sich dabei umzudrehen, weswegen sie noch nicht ahnte, wer sie zu so später Stunde besuchte. „Meine Herrin, ich...", doch ehe der Pförtner enden konnte, trat ich mutig zwei Schritt nach vorne, denn ich hatte das überwältigende Gefühl, dass es nicht richtig gewesen wäre, wenn Wilfred mich wie einen fremden Gast angekündigt hätte. Ohne genauer darüber nachzudenken, entwichen mir die Worte: „Hallo Mama", woraufhin die Gestalt auf dem schönen Sofa sich blitzartig umdrehte und mich erstaunt ansah.

Sie war alt geworden, zumindest soweit ich es im schlechten Licht der Fackeln und Feuerschalen erkennen konnte, aber ihre Haare waren nicht mehr so kräftig haselnussbraun wie früher, sondern wurden von einigen grauen Strähnen durchzogen und auch hatten sich die ersten Falten auf ihr hübsches Gesicht geschlichen. Und dennoch wirkte sie noch immer sehr stattlich mit ihrer aufwendigen hochsteck Frisur, dem teuren Schmuck und den edlen Kleidern und wie sie so da saß, auf diesem riesigen Balkon, der zu einem fantastischen Anwesen gehörte, auf dem sie ganz allein, zusammen mit ihren Dienern wohnte, hätte sie auch die ehemalige Königin von Naboo sein können.

Ohne es zu bemerken, waren mir Tränen in die Augen gestiegen, die mir nun fast schon brennend heiß über die Wangen liefen. Ich wusste nicht einmal genau, weshalb ich weinte, vielleicht war ich einfach nur froh wieder hier zu sein, in meiner Heimat. Denn es tat wirklich gut, all das wieder zu sehen – meine Mutter wiederzusehen. Aber vielleicht lag es auch daran, dass ich erst in diesem Augenblick bemerkt hatte, wie viel zeit ich eigentlich in der Rebellion verloren hatte, schließlich war die Frau vor mir nicht mehr so jung, wie damals als ich sie verlassen hatte und ich wusste, dass mir nichts auf der Welt diese verlorene Zeit zurückbringen würde.

Meine Mutter, die sich mittlerweile erhoben hatte, kämpfte ebenfalls schwer mit den Tränen, während sie zitternd ihre Arme erhob. Im ersten Moment wusste ich nicht genau, was ich mit dieser einladenden, liebevollen Geste tun sollte. Zwar war sie früher immer eine wunderbare Bezugsperson für mich gewesen, aber unsere Trennung war nicht sonderlich gut verlaufen und es war seitdem viel Zeit vergangen. Trotzdem war der Drang in mir größer, der nach ihr schrie, der wollte, dass all die Jahre anders verlaufen wären und der mich letztendlich auch dazu brachte ich schniefend um den Hals zu fallen. „Es tut mir so leid", wimmerte ich, während ich ihren wohlriechenden Duft nach Mandeln und Lavendel in mich einsaugte und spürte, wie sie mir liebevoll über das Haar strich. „Shsh, es ist alles gut. Mir tut es auch leid", erwiderte sie mir sanft und man konnte deutlich spüren, dass es ihr wirklich leidtat, weswegen ich für einen kurzen Augenblick die Augen schloss und die Nähe zu ihr genoss.

Doch dann zog dieser schöne Moment der Wiedervereinigung an uns vorüber und ich trat einen Schritt von ihr weg, wobei ich sie noch immer erleichtert anlächelte. Auch sie schien jetzt zu bemerken, dass wir keineswegs alleine waren, denn obwohl Wilfred sich bereits verabschiedet hatte, stand Armitage noch immer zusammen mit uns auf dem geräumigen Balkon und wurde nun das Zentrum der Aufmerksamkeit. „Nika, möchtest du mir diesen gutaussehenden, jungen Mann nicht vorstellen", kam es fordernd, aber dennoch sehr freundlich von meiner Mutter und man spürte, dass sie sich wieder gefangen hatte. „Das ist Armitage Hux, mein Freund und...", für einen Sekundenbruchteil hielt ich inne, denn ich war mir nicht sicher, ob sie noch immer so fröhlich gestimmt sein würde, wenn ich ihr erzählen würde, wer der ehemalige Arbeitgeber meines Freundes war, weswegen ich beschloss die Sache doch lieber diplomatischer anzugehen, anstatt geradewegs mit allem herauszuplatzen. „Mama, ich will nicht unhöflich erscheinen und ich hoffe du glaubst mir, wenn ich dir sage, dass ich dich so oder so bald aufgesucht hätte, aber wir brauchen dringend deine Hilfe", beendete ich meinen Satz, woraufhin meine Mutter erstaunt ihre Augenbrauen hob. „Na dann sollten wir uns besser setzen", antwortete sie mir und deutete auf die schönen Sitzmöbel, die um einen hölzernen Tisch standen und auf denen wir nur zu gerne Platz nahmen, außerdem hatte ich so noch kurz Zeit mir meine Worte sorgfältig auszuwählen, immerhin hing davon vieles ab.

Nachdem wir es uns bequem gemacht hatten, begann ich mit meiner Erzählung, wie ich entführt worden war von der Ersten Ordnung, wo ich Armitage kennen gelernt hatte über meine rasante Flucht, die Missachtung der anderen Rebellen, meine geheime Mission und dem Wiedersehen mit ihm, bis hin zu der Starkiller Basis und unserer misslichen Lage. Sie hörte sich alles ziemlich gefasst an und man konnte an ihrem eisernen Blick nicht erkennen, ob sie über uns urteilte oder nicht, aber dennoch versuchte ich mein möglichstes ihr beizubringen, wie viel von ihrer Hilfe abhing und als ich mit meiner Erzählung geendet hatte, konnte ich spüren, dass mein ganzer Körper geladen war vor Aufregung. Es verstrichen einige Sekunden, in denen meine Mutter nur stumm zwischen uns beiden hin und her so und ich fast schon befürchtete, dass sie uns nun fortschicken würde, schließlich war sie immer eine Verfechterin von Ordnung, Loyalität und Tradition gewesen und ich wusste nicht, ob diese Angelegenheit zu viel für sie war.

Doch dann atmete sie einmal tief durch, ehe sie zögerlich meinte: „Weißt du Nika, ich hatte mir immer gewünscht, dass es eine Chance für deinen Vater und mich gegeben hätte und ich weiß, dass es in diesem Fall unser eigenes Versagen gewesen ist, dass uns in den Ruin getrieben hat, aber ich sehe, dass ihr euch wirklich liebt und nur die Umstände euch si schwer ins Gericht nehmen", sie hielt inne, weswegen ich mich nicht zusammenreißen konnte: „Heißt das du hilfst uns?", woraufhin sie lächelnd nickte. „Ja, zumindest werde ich mein Möglichstes versuchen, aber ich denke ein paar saftige Drohungen werden das schon regeln, dennoch muss ich euch bitten für einige Zeit hier in der Seenlandschaft zu bleiben, denn außerhalb von Naboo kann ich nicht für deine Sicherheit garantieren, weder für deine noch für die deines Freundes", erwiderte sie mir. „Das macht nichts, uns ist alles egal solange du uns hilfst", kam es euphorisch von mir und am liebsten wäre ich meiner Mutter vor Dankbarkeit erneut um den Hals gefallen, so glücklich war ich in diesem Moment. „Dann bin ich ja beruhigt und um noch etwas möchte ich dich bitten. Und zwar, dass du dem Widerstand eine Nachricht zukommen lässt, dass du noch am Leben bist, du musst nichts von dieser Liaison erzählen, aber sie waren einst deine Freunde und ich erinnere mich an eine Zeit, die noch gar nicht allzu lange her ist, in der du die Rebellen mir vorgezogen hättest. Lass sie nicht trauern, um einen Tod, den es nicht zu betrauern gibt", ihre Bitte kam überraschend für mich und dennoch willigte ich ein ihren Wunsch zu erfüllen, selbst wenn das hieß, dass ich meine Tarnung zumindest teilweise opfern musste, aber wahrscheinlich hatte sie recht. Es wäre nicht fair gewesen die Kämpfer des Widerstandes trauern zu lassen, während ich ein schönes Leben auf Naboo hatte.

„Gut, alles Weitere sollten wir morgenfrüh besprechen. Wie es sich anhört, war es ein langer Tag für dich. Das Gästezimmer sollte hergerichtet sein und morgen könnt ihr dann in dein altes Zimmer umziehen, wenn euch das passt", erklärte uns meine Mutter, was wir beide mit einem Nicken entgegennahmen, ehe wir uns erhoben. „Vielen Dank für Ihre Hilfe, es bedeutet mit wirklich sehr viel, dass sie jemandem wie mir helfen", die Worte kamen von Armitage und es schmerzte mich ein wenig sie zu hören, immerhin drückte er dadurch indirekt aus, dass er keine Hilfe verdiente, jedoch schüttelte meine Mutter nur abweisend den Kopf, ehe sie freundlich entgegnete: „Wir alle haben Fehler gemacht in unserem Leben. Ich mache sie jeden Tag, aber einer meiner Größten war es meine Tochter zu vergraulen, ich will sie nicht wieder an diesen Krieg verlieren, vor allem dann nicht, wenn die Möglichkeit besteht, dass ich helfen kann", nach dieser Antwort verabschiedeten wir uns von ihr und wünschten ihr eine angenehme Nacht, ehe wir uns ebenfalls auf den Weg ins Schlafzimmer machten. Es war wirklich ein langer Tag gewesen.


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Hallo, es hat leider etwas länger gedauert mit dem neuen Kapitel, aber ich war diese Woche echt ziemlich schlimm krank, weswegen ich nichts machen konnte, außer schlafen. Aber inzwischen geht es mir wieder einigermaßen gut und ich kann euch wieder mit neuen Kapiteln versorgen. Außerdem ist es echt ein komisches Gefühl, dass zu sagen, aber es werden noch ZWEI neue Kapitel kommen und dann ist diese FF beendet.

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