50. Der erste Versuch
«Dann hat dein lieber Onkel Rhodey eine Menge geflucht. Nicht besonders jugendfrei, deswegen werde ich es hier nicht wiederholen», versuchte Natasha einen Witz zu machen, brachte selbst allerdings nur ein kleines Schmunzeln zu stande. Niemand lachte wirklich. Dafür war es, erst eine Woche nach den Mandarinereignissen, noch viel zu früh. Nichtsdestotrotz sassen wir alle zusammen, Tony, Pepper, Steve, Natasha, Clint, Bruce, Rhodey und ich, rekapitulierten unsere Erlebnisse, denn keiner kannte die ganze Geschichte und obwohl wir alle nicht besonders scharf darauf waren, die unschönen Erinnerungen wieder aufwärmen zu müssen, hatte Tony sogar Director Fury eingeladen. Der war schlussendlich doch besorgt um seine mächtigen Helden gewesen, aber das änderte trotzdem nichts daran, dass ich endgültig beschlossen hatte, ihn nicht zu mögen. Es war das erste Mal seit unserer Konfrontation mit dem Mandarin, dass wir uns zusammengefunden hatten. Jeder einzelne der Avengers hatte, kaum waren sie wieder im Tower angekommen, auf die Krankenstation gemusst und der letzte, Tony, war erst vor wenigen Stunden wieder entlassen worden. Als sie von ihrem Höllentrip in die Falle des Mandarins zurückkamen, waren Clint, Steve und Bruce bewusstlos gewesen, Tony und Natasha verletzt. In Tonys Fall schwer, denn der hatte es geschafft, sich eine schwere Gehirnerschütterung zuzuziehen, seinen ARK-Reaktor beinahe explodieren zu lassen und sich eine Platzwunde auf der Stirn und dem Hinterkopf zuzulegen, sich ein paar Rippen zu brechen und natürlich den rechten Knöchel zu verstauchen. Das Beste: Von der Hälfte wusste er gar nicht mehr, wie das passiert war. Ausserdem war er trotz allem ein wenig sauer auf Rhodey, weil er seine Vorzeigeprototyprüstung ruiniert hatte. Oder besser gesagt, weil die Rüstung nur noch die Grundfunktionen ausführen konnte. Und das waren ganz schön wenige.
«Kayla», unterbrach Fury Natashas Erzählung, und wandte sich mit einem bedrohlichen Unterton an mich, "Nur um das klarzustellen, diese ganzen Unternehmungen sowohl in SHIELDs Intranet als auch das Knacken von Starks Satelliten waren illegal und vor allem gegen unseren Deal. Du hast gehackt. Sei froh, dass ich dich nicht gleich wieder ins Triskelion mitnehme." Er ignorierte die überraschten Blicke von allen Seiten, denn natürlich hatte keiner ausser Steve eine Ahnung, von was er da sprach. Und Steve war gerade nicht in der besten Verfassung.
Mir platzte der Kragen. Wir alle hatten in den letzten Tagen eine ziemlich dünne Haut. Es war zwar vielleicht nicht wirklich schlau, mit dem Direktor von SHIELD zu streiten, aber ich konnte nicht anders, denn Fury hatte es verdient. «Genau Sie, Director, sollten aufhören, die Klappe so weit aufzureissen», knurrte ich. «Wären Sie nur ein bisschen kooperationsbereiter gewesen, dann hätte die Situation gar nicht so zu eskalieren brauchen! Ihre kostbaren Avengers wären beinahe umgekommen!" Ich knallte das Glas mit dem Orangensaft, das ich, als Kompensation für das Bier, dass die meisten anderen in der Hand hielten, um sich ein wenig ablenken zu können, auf den gläsernen Couchtisch vor mir.
Tony, der neben mir sass, legte mir müde einen Arm auf die Schulter. "Lass es, Kayla. Wir sind alle gereizt und aufgebracht und..." Wissen nicht, wie wir weiter machen sollen, wollte er sagen, aber er tat es nicht. Alle wussten es sowieso. Konnte man noch ein Team, konnte man noch Freunde sein, wenn man sich verraten hatte? Konnten sich die Avengers überhaupt noch vertrauen?
Ich atmete tief durch und versuchte, mich zu beruhigen, aber es klappte nur mittelmässig. Wäre ich clever gewesen hätte ich nichts gesagt, aber ich konnte vor Wut immer noch nicht klar denken. "Sagen Sie, Director, haben Sie wenigstens Loki wieder eingefangen?», fragte ich gehässig und lehnte mich, befriedigt über Furys entsetzten Gesichtsausdruck zurück.
Er sah ein wenig aus, als hätte ich gerade seinen Welpen getreten, aber ich bezweifelte, dass er überhaupt so empathisch sein konnte. Dann, ganz plötzlich, drehte er sich wutschnaubend zu Rhodey um. «Sie haben ihr davon erzählt? Ich habe Ihnen gesagt, das behalten wir für uns.»
Ich runzelte die Stirn. "Du wusstest das, Rhodey?" Er warf mir nur einen schuldbewussten Blick zu, sagte jedoch nichts dazu.
«Jetzt aber mal langsam», mischte sich Steve ein, der trotz dem Supersoldatenserum noch mit Stöcken gehen musste. Irgendjemand hatte ihn während dem Kampf gegen den Mandarin mehrmals ins Bein geschossen, aber wer wusste ich noch nicht, da mich noch niemand darüber aufgeklärt hatte. «Loki ist abgehauen?»
«Kurzzeitig, ja», bestätigte Fury, mit einem tödlichen Blick in meine Richtung. «Aber eigentlich sollte das keiner von Ihnen erfahren, genauso wenig Kayla.» Der nächste böse Blick traf wieder Rhodey. Fury schien nicht bemerkt zu haben, dass ich überrascht gewesen war, dass Rhodes es wusste.
Der hob kapitulierend beide Hände. «Ich schwöre, ich habe ihr nichts gesagt. Ich wusste gar nicht, dass sie das weiss.»
«Er kann tatsächlich nichts dafür», bestätigte ich. «Hab's mir selbst zusammengereimt. Mit gewissen SHIELDakten, wissen Sie... Ich dachte, wenn ich mein Versprechen schon brechen muss, dann schon richtig." Ich ignorierte seinen entsetzten Blick.
"Aber er ist jetzt wieder hinter Schloss und Riegel, ja?», erkundigte sich Pepper besorgt. Sie sass auf meiner anderen Seite, als wollten sie und Tony mich davon beschützen, was ich hörte. Pepper wirkte nicht besonders glücklich über die Erzählung und darüber, wie der Kampf verlaufen war. Wie gefährlich alles gewesen war und wie ungewiss, dass es gut ausgehen würde. "Sonst würde mich das ganz schön schlecht schlafen lassen, letztes Mal wurde es ganz schön knapp..." Ich spürte, wie Tony neben mir zusammenzuckte, als Pepper New York erwähnte, dann stöhnte er leise. Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis er sich wieder richtig bewegen können würde.
Fury runzelte frustriert die Stirn. «Ich glaube, ich muss Massnahmen treffen, um dich von allen wichtigen Geheiminformationen fernzuhalten, Kayla. Langsam artet das aus. Ja, er ist wieder in Asgard, hinter Gittern. So schnell verschwindet er nicht wieder.»
«Wie beruhigend», kam es von Tony, neben dem ebenfalls eine Krücke stand, um seinen verstauchten Knöchel ein wenig zu entlasten. Die Platzwunde auf seiner Stirn war mit kleinen Pflästerchen fixiert worden. Obwohl sie sicher ziemlich schmerzhaft war, witzelte Tony immer wieder, dass er wohl ausgesehen hätte, wie Frankensteins Monster, hätte man sie nähen müssen. Der neue ARK-Reaktor in seiner Brust glühte wieder beruhigend gleichmässig, auch wenn Tony ab und zu noch schmerzerfüllt zischte, wenn er zu tief einatmete, was aber eher an seinen Rippen lag.
«Wir wären Ihnen sehr dankbar, Fury, wenn Sie uns nächstes Mal sofort bescheidsagen könnten», liess Clint verlauten, der neben Bruce sass, einen unangenehm grossen Abstand zum Rest des Teams haltend. Bruce war der Einzige, den er nicht wirklich verraten hatte. Oder jedenfalls der Einzige, der das nicht mitbekommen hatte. Wer es allerdings war, der Abstand wahrte, blieb unersichtlich: Clint, der niemanden gefährden wollte, schliesslich war es schon das zweite Mal, dass er umgedreht worden war, wie er es nannte, oder die anderen Avengers, die sich noch nicht sicher waren, wie sie mit ihm umgehen sollten. Vor allem aber tat mir Natasha leid, denn sie hatte den Platz am weitesten weg von Steve und Clint gewählt, obwohl sie zuvor die Beiden am meisten geschätzt hatte. Niemand konnte es ihr verübeln, aber sowohl Clint als auch Steve schien es trotzdem tief zu treffen. Clint sah um einiges schlechter aus als der Wissenschaftler neben ihm. Irgendjemand hatte ihn grün und blau geschlagen, wer es war, war aber bis jetzt noch nicht in der Erzählung des Teams vorgekommen.
«Ich werde sehen, was ich tun kann», antwortete Fury Clint. «Aber erzählen Sie ruhig weiter, Agent Romanoff.» Ich beugte mich vor und schnappte mir meinen Orangensaft wieder. Das Glas klebte von dem Saft, der herausgespritzt war, als ich es auf den Tisch gepfeffert hatte. Ich nahm einen kleinen Schluck, zuckte dann aber zusammen. Der Saft hatte es irgendwie geschafft, das Pflaster auf meiner Handfläche zu umgehen und brannte auf dem winzigen Schnitt, der hatte gemacht werden müssen, um den Mikrochip zu entfernen. Clint und Steve trugen ebenfalls ein Pflaster auf der Handfläche, bei Clint war Hello Kitty draufgedruckt, ein halbherziger Scherz von Tony, und bei Steve Mickey Mouse. So viel ich wusste, trug auch Mr. Maguire, der momentan versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, so ein Pflaster. Der Schulterschuss, der Clint zu verschulden war, hatte sich infiziert, aber er war stabil und würde bald wieder gesund werden, auch wenn er sicher nicht mehr als mein Lehrer eingeteilt werden würde. Ich würde wohl oder übel einen neuen bekommen.
Natasha seufzte. «Wieso muss ich eigentlich alles erzählen? Das kannst du doch genauso gut, Rhodey.»
«Ladies first», witzelte der angespannt und prostete in ihre Richtung. «Du machst das grossartig.» Den leicht eifersüchtigen Blick von Steve bemerkte er gar nicht.
«Also», fuhr Natasha fort, «dann hat der Mandarin es wieder hellwerden lassen und uns vor die Wahl gestellt: Entweder, den bewusstlosen Tony durch einen, wie durch ein Wunder immer noch kampffähigen, Steve, der unseren eisernen Mann in der Dunkelheit niedergeschlagen hatte, erschiessen zu lassen, oder aber, ihm die Ringe zu geben. Natürlich haben wir nicht lange gefackelt und wollten ihm gerade die restlichen vier Ringe aushändigen, als sich Clint auf Steve gestürzt und Tony damit gerettet hat. Rhodey und ich haben dann noch eine Weile mit dem Mandarin gekämpft, aber schlussendlich haben wir gewonnen. Clint hat natürlich währenddessen noch mit Steve gerungen, konnte sich allerdings die Waffe schnappen, mit der Steve Tony bedroht hatte und...»
«Schoss mir mehrmals ins Bein», beendete Steve den Satz.
«Erinnerst du dich eigentlich noch an das Ganze?», hakte Clint nach. «Ich nur so halb.»
«Sehr verschwommen», bestätigte Steve, «als hätte ich ein paar über den Durst getrunken.»
«Wie hat Clint dich eigentlich erwischt, Cap?», hakte Tony nach. «Hattest du deinen Schild etwa nicht zur Hand?»
Steve verzog das Gesicht. «Doch. Aber ich habe nur meinen Oberkörper geschützt.»
«Oh je. Ich glaube, du brauchst noch ein paar Trainingsstunden mit Natasha», Tony wackelte mit den Augenbrauen, dem einzigen Körperteil, das ihm nicht wehzutun schien.
Pepper seufzte leise, auch wenn sie froh darüber schien, dass Tony langsam seinen Humor zurückgewann. «Lass die Beiden doch, Tony.»
Rhodey setzte sich auf. «Tja, der Captain hat Clint zwar ganz schön verprügelt, wie ihr alle sehen könnt», Clint hob die Hand und grinste ziemlich schief in die Runde, während alle das dicke Auge, die Pflaster und die Blutergüsse begutachteten, «aber schlussendlich ist alles gut gegangen. Wir haben den Mandarin besiegt also Ende gut, alles gut.»
«Wie ist Clint wieder zu Bewusstsein gekommen?», fragte Fury. «Nur so aus Neugier.»
Rhodey warf mir einen anerkennenden Blick zu. «Kayla hat ein, durch den Satelliten, der Tony gehört, verstärktes Signal an Clints Ohrstöpsel geschickt, damit die überhaupt empfangen konnten, und eine kurze Nachricht für ihn aufgenommen, die immer und immer wieder abgespielt wurde. Mir hat sie erst später davon erzählt, sie sagte, sie hätte sich überlegt, dass Clint vielleicht etwas helfen könnte, auf das er sich voll und ganz konzentrieren könne, sie wollte mir aber keine Hoffnungen machen, denn Clint hätte seinen Ohrstöpsel auch schon verloren haben können." Er nickte erneut, schien beinahe stolz auf mich zu sein, dass ich auf so eine Idee gekommen war. "Scheinbar hilft Konzentration tatsächlich zeitweilig gegen Gedanken kontrollierende Mikrochips.»
«Was heisst «Zeitweilig»?», hakte ich überrascht nach. «Hattest du etwa noch einen Kontrollverlust, Clint?»
Er lächelte etwas kläglich und schüttelte den Kopf. «Nein, natürlich nicht. Rhodey hat sich nur etwas seltsam ausgedrückt.» Rhodes nickte bestätigend, wenn auch etwas zu schnell, aber das schob ich auf die generelle, angespannte Stimmung, die immer noch herrschte.
«Was waren diese Mikrochips jetzt eigentlich?», hakte Pepper nach. «Habt ihr die schon untersucht?»
«Eine vollkommen neue Technologie», stellte Banner mit leiser Bewunderung fest. «Diese Mikrochips sind nicht einfach Mikrochips, sondern setzen, sobald sie jemandem initiiert werden, Nanobots frei, die durch die Blutbahnen ins Gehirn gelangen und gewisse Regionen besetzen. Dadurch kann man dann, mit einem speziellen Signal, diese Regionen steuern, verwirren und so weiter. Allerdings muss auch jeder «Besessene» von jemandem gesteuert werden. Deswegen benahm sich Mr. Maguire auch, als wäre er der Mandarin persönlich.»
«Wo warst du noch einmal während wir gegen den Mandarin gekämpft haben?», fragte Tony nach. «Wir hätten sehr gut grosse grüne Unterstützung brauchen können.»
«Sie haben ihn im Quinjet überrascht, bevor er sich verwandeln konnte und dann mit einem starken Schlafmittel lahmgelegt. Initiieren konnten sie ihm den Chip aber nicht, denn zusammen mit dem Schlafmittel hätte das vielleicht grosse Schäden verursacht», erklärte Natasha. Auf die überraschten Blicke antwortete sie locker:«Einige von ihnen haben gestanden." Dann fuhr sie mit der Erzählung fort. "Nachdem der Mandarin endlich besiegt war, haben wir sofort SHIELD alarmiert und die haben dann die meisten von denen festgenommen.»
Fury hob seine Bierflasche. «Gern geschehen», meinte er. "Aber wie bist du aus dem Lift herausgekommen, Kayla? Du warst doch immer noch in Gefahr, kontrolliert zu werden."
Es kam mir beinahe so vor, als machte es ihm Spass, mich an die schreckliche Zeit in dem Lift zu erinnern. Ich hatte mich in die Mitte gesetzt und die Augen geschlossen, in der Hoffnung, die Wände nicht auf mich zu rücken zu sehen. Zum Glück nahm Rhodey mir diese Antwort ab: "Alufolie", schnaubte er. "Stört jeden Empfang. Genauso wie Mikrowellen. War meine Idee." Als er die überraschten Blicke sah, krebste er sofort zurück. "Was? Ich habe letztens diesen Spionfilm gesehen, deswegen weiss ich das!" Er sah kurz zu mir. "Und ich war keine Sekunde zu früh. Kayla war vollkommen verschwitzt und hat so sehr gezittert, dass sie kaum stehen konnte. Ich bin ziemlich sicher, hätte sie noch länger da drin sitzen müssen, sie wäre wahnsinnig geworden. Und einen supercleveren Wahnsinnigen im Team reicht." Den Seitenhieb in Richtung Tony verstanden alle und verhaltenes Gelächter machte die Runde. Sogar der Milliardär selbst rang sich ein halbherziges Lächeln ab. Keiner war schon wieder so richtig bereit, alles zu vergessen. Ich nickte Rhodey dankend zu. Er hatte meinen Part übernommen, weil er wusste, dass es mir ganz sicher nicht gut tat, über meine Klaustrophobie zu sprechen. Jedenfalls nicht vor dem Director.
Fury lehnte sich zurück und warf mir einen weiteren Blick zu. "Klug reagiert, Rhodes. Würden Sie zustimmen, für einige Aufträge für SHIELD anstatt für das Militär zu arbeiten? Wir würden gerne eine Kooperation organisieren..."
Tony sah auf die Uhr und unterbrach ihr Gespräch. «Weisst du was, Kayla?" Ich sah ihn gespannt an. "Du solltest wirklich schlafen gehen. Es ist spät.»
Ich sah ihn absolut verwirrt an. «Bitte, was?»
«Schlafen gehen», wiederholte er. "Du solltest schlafen gehen.» Er machte pantomimisch vor, wie das wohl aussehen würde und brachte sowohl Pepper als auch mich zum Schmunzeln.
«So eine Phrase von jemandem wie dir? Wer von uns beiden ist derjenige, der nächtelang durcharbeitet?»
«Ich will ja verhindern, dass du das auch machst, Junior. Na los, ab ins Bett mit dir.» Schwerfällig stand er auf und humpelte mithilfe seines Stockes auf mich zu. «Ich schwöre dir, wenn ich dich erwische, dann kitzele ich dich so lange, bis du freiwillig gehst!» Für einen kurzen Moment hingen alle Blicke an ihm. Alle fragten sich, wie Tony es schaffte, einfach so weiterzumachen, lustig und optimistisch und vor allem so führsorglich zu bleiben. Und alle wollten sie es auch können.
«Du kriegst mich sowieso nicht!», grinste ich, nachdem ich einen kurzen Moment gezögert hatte, sprang auf und rannte in Richtung Treppenhaus davon. «Gute Nacht, Pepper! Gute Nacht an euch alle!» Dann war ich schon durch die Türe, auf den Treppen und jagte so schnell ich konnte in Richtung meines Zimmers. Selbst wenn Tony den Lift nahm, schneller als ich würde er nicht sein. «ANDREW?», fragte ich keuchend, als ich kurz vor meinem Stockwerk war.
«Ja?»
«Mach schon einmal meine ganzen Entwürfe für den ARK-Reaktor bereit.»
«Mr. Stark wird das nicht gerne hören», stellte die KI fest.
«Der bekommt das nicht mit. Er denkt schliesslich immer noch, ich würde mit JARVIS arbeiten und hat ihn deswegen nach 9:00 Uhr gesperrt. Das du noch als aktiver Butler läufst, dass weiss er gar nicht.»
«Irgendwann wird er es herausfinden. Ausserdem solltest du vor allem jetzt, nach einer emotional so anstrengenden Zeit, früh schlafen gehen.»
«Sicher. Aber nicht heute. Ich kann sowieso nicht schlafen und das weisst du. Und wenn, dann träume ich schlecht. Glaub mir, da schlafe ich lieber gar nicht.» Ich stiess die Türe zu meinem Stockwerk auf und blieb schwer atmend stehen. Ich freute mich darauf, am Reaktor weiterzubasteln, auch wenn er wahrscheinlich nie so funktionieren würde, wie ich es mir dachte. Er war schliesslich nur mein erster Versuch. Mark 1. Und dabei würde es ganz sicher nicht bleiben.
Es war schon spät, als Pepper und Tony endlich zurück in ihr Apartment kamen. Pepper lag schon im Bett, während Tony noch auf der Bettkante sass und abwesend ins Nichts starrte. Die Krücke lag neben dem Bett.
«Da ist doch noch etwas, dass ihr nicht erzählt habt, Tony», stellte Pepper fest und sah beunruhigt, wie Tony zusammenzuckte.
«Ich weiss nicht, ob du das hören willst», stellte er nach einer Weile leise fest.
Pepper legte ihm einen Arm auf die Schulter. «Wenn es dir hilft, dann höre ich dir immer zu.»
Tony schwang die Beine ins Bett und kuschelte sich unter die Decke. «Ich... Es war nur so fürchterlich knapp.»
«Ich weiss, was du meinst. Aber schlussendlich ist doch alles gut gegangen, oder?»
Tony seufzte abgrundtief. «Ich... Es ist dieses Mal alles so fürchterlich schief gegangen», flüsterte er leise. «Es hätte nicht mehr viel gefehlt und ich wäre... gestorben. Dieses Mal richtig, nicht wie damals in New York. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und wir hätten verloren.»
«Das habt ihr nicht», versuchte Pepper ihn zu beruhigen. «Es ist alles gut gegangen.»
«Wir waren nur so nah dran», flüsterte Tony und Pepper meinte, Tränen in seinen Augen glitzern zu sehen. «Ich habe alle, die mir am meisten bedeuten, in riesige Gefahr gebracht, Kayla, dich... Wärst du hier gewesen, ich weiss nicht, was sie dir angetan hätten. Hätten sie Kayla nicht als Junior gekannt, hätte ich sie da nicht mit reingezogen, vielleicht wäre alles ganz anders gekommen...»
Pepper runzelte die Stirn. «Hör auf, dich wegen etwas verrückt zu machen, dass du nicht mehr ändern kannst. Ja, du hättest Kayla aus den Avengers raushalten sollen, aber ich denke nicht, dass das viel geändert hätte. Aber das werden wir nie wissen.» Sie gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. «Das war noch nicht alles, oder? Ihr habt bei der grossen Erzählrunde etwas verschwiegen, oder? Weil ihr nicht wolltet, dass Kayla das mitbekommt.»
Tony atmete tief ein und aus. «Ja, das haben wir. Der Endkampf ist nicht so reibungslos gelaufen, wie wir es dargestellt haben. Clint hat es zwar schlussendlich geschafft, Steve auszuschalten und Nat und Rhodey haben den Mandarin übertölpelt, aber da war noch ganz schön viel mehr dazwischen. Als derjenige, der die Kontrolle über Clint übernommen hatte, kapiert hat, dass der Steve schlagen würde, hat er alles getan, um die Oberhand zurückzugewinnen.»
«Er hat es geschafft, oder?», vermutete Pepper. «Deswegen hat sich Rhodey auch so komisch ausgedrückt.»
«Ja, er hat es geschafft.» Tony starrte auf seine Hände. «Ich war da sogar dabei, ich bin dort gerade wieder zu mir gekommen. Nur wenige Sekunden, nachdem Clint es endlich geschafft hatte, Steve niederzuschlagen, hat sich das Blatt gewendet.» Tony schwieg für einige Sekunden. «Er war bei vollem Bewusstsein, aber er konnte seinen Körper nicht mehr kontrollieren. Es war seine eigene Hand, die nach der Pistole griff und auf seinen eigenen Kopf zielte, ganz ohne sein zutun.»
Pepper schluckte trocken. «Aber er hat den Abzug nicht gedrückt, sonst wäre er nicht mehr hier», stellte sie fest.
Tony schüttelte langsam den Kopf. «Das ist es ja, was mich so beschäftigt. Ich habe sein Gesicht gesehen, als er den Abzug betätigt hat. Ich glaube, dieses Bild kann ich nie wieder vergessen. Er hatte verstanden, dass er sterben würde und zwar von seiner eigenen Hand, dass er nichts gegen sich selbst tun konnte.» Wieder schwieg er einige Sekunden. «Er hatte riesiges Glück, denn das Magazin war leer. Als er es bemerkt hat... Ich glaube, ich habe noch nie einen so erleichterten Ausdruck in jemandes Augen gesehen. Er hat sich selbst ausgeknockt, um zu verhindern, dass das noch einmal passiert.»
Pepper verstand sehr gut, wieso das Tony so sehr beschäftigte. «Es muss schrecklich gewesen sein.»
«Ich konnte ihm nicht helfen. Ihm nicht und Kayla nicht, und Rhodey und Nat nicht. Ich konnte keinem helfen, ich habe einfach nur dagelegen und zugeschaut, weil ich mich nicht mehr bewegen konnte.»
«Das macht dir am meisten zu schaffen, oder?»
«Ja.»
Pepper lehnte sich zurück und sah in die Ferne. «Ich denke, du solltest eine Weile mit Iron Man aufhören.»
«So wie Clint? Der macht auch Pause. Eine lange Pause, sagt er.»
«Genau wie Clint. Verbring mehr Zeit mit Kayla, bring ihr alles bei, was du willst. Leb' dein Leben, Tony, wie du es tun würdest, wenn Iron Man nicht da wäre.»
Tony nickte langsam. Was Pepper sagte, war tatsächlich genau das, was er vorgehabt hatte. Sein erster Versuch als Vater war wohl ein wenig ungeschickt und viel zu sehr auf Iron Man gestützt gewesen. Aber das würde er wieder gut machen. Er hatte viel Zeit, die er mit seiner Tochter zu verbringen gedachte. Er lehnte sich leicht gegen Pepper und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. «Was auch immer passiert, ich werde nicht zulassen, dass das noch einmal passiert», flüsterte er in ihre Haare. «Ich werde auf euch aufpassen, auf dich und Kayla. Ich werde euch beschützen.» Pepper schlang ihre Arme um ihn und er liess es sich gefallen. «Ihr werdet sicher sein», versprach er leise. «Ich werde nicht zulassen, dass euch je etwas zustösst.» Und mit diesem Versprechen auf den Lippen schlief er ein.
WEHE, IHR LASST DIESES BUCH JETZT IM ARCHIV VERSCHWINDEN! Schlagt euch das gleich wieder aus dem Kopf, denn ein echter Marvelfan bleibt doch bis nach den Credits! Ihr müsst zwar eine Woche auf diese Credits warten, aber dafür gibt's nächste Woche *Kurze Rechenpause* 6 Kapitel. Und das nur am Montag, denn wie versprochen startet dann Stark Chronicles 2...
Das war also das finale Kapitel. Das Ende. Mochtet ihr es? Ich habe mir die grösste Mühe gegeben, es so glücklich wie möglich zu machen, aber es wird seine Zeit dauern, bis sich alles wieder einrenkt. Es wäre irgendwie unrealistisch gewesen, wäre hier gleich wieder Friede, Freude, Eierkuchen gewesen, nicht wahr? Oder hättet ihr das lieber gehabt? Wie alle der letzten Kapitel hatte auch dieses weit über 3000 Wörter. Aber kürzer konnte ich mich beim besten Willen nicht fassen.
Hier ist Platz für eure abschliessenden Reviews, eure Gesamtkritik für dieses Buch, wie ihr die Reise fandet. Ich bin sehr gespannt auf eure Meinung zu dieser Geschichte.
Und für die, die nicht bis nächste Woche auf ein weiteres Kapitel warten wollen, ich habe es endlich geschafft, "Diaries of Rogers" aufzuschalten. Wenn es euch interessiert, schaut doch mal vorbei.
Also, genug der Eigenwerbung. Genug von dieser Autorennotiz, denn ich finde sie sowieso schon viel zu sentimental geraten. Wie immer, habt ihr noch sonstige Kritiken, Gedanken, die ihr hier verewigen wollt, oder einfach nur Ideen für Band zwei?
Ich freue mich genauso wie ihr (hoffentlich) auf nächsten Montag:
Aeide_thea
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