41. Furiendiskussionen und Aufräumpressekonverenzen (Erfolg nicht garantiert)
Gähnend schlenderte ich am Tag nach dem Filmabend mit Harry und Pete in die Küche des gemeinschaftlichen Stockwerks. Harry hatte mir, trotz meinen Protesten, schlussendlich seinen Fahrer bestellt, der mich beim Tower herausgelassen hatte. Es war schliesslich auch ziemlich spät gewesen. Ich blieb wie erstarrt stehen, als ich einen gewissen Piraten locker mit Tony und Clint sprechen sah, eine Tasse Kaffee in der Hand. Steve sass in der Ecke, immer wieder nicht besonders glückliche Blicke in Furys Richtung werfend.
«Was machen Sie denn hier?», knurrte ich.
Tony und Clint drehten sich erschrocken um, Fury liess sich Zeit. «Nun, als Boss der Avengers habe ich gewisse Verantwortungen», meinte er.
«Als Tochter eines Technologievisionär habe ich die auch», schnaubte ich. «Vor allem, wenn ich Sie hier sehe. Meine besteht momentan darin, Sie in grossem Bogen rauszuwerfen.»
«Es ist auch nicht wirklich eine Freude dich zu sehen, Kayla», schoss Fury zurück. Tony und Clint waren verwirrt, Steve wusste sehr wohl, was vorgefallen war.
«Was habt ihr denn auf einmal gegeneinander? Kayla, er will uns anbieten, einen Lehrer bereitzustellen, der deinem IQ gerecht wird», mischte sich Tony ein.
«Meinem IQ von knapp 60.»
Tony sah mich schräg an. «Was hast du? Bist du mit dem falschen Fuss aufgestanden? Dafür kann er nun wirklich nichts.» Fury warf mir einen herausfordernden Blick zu.
«Nein», meinte ich tonlos, «dafür kann er nun wirklich nichts.» Nur ich bemerkte Furys langsames, zufriedenes Nicken. Ich kochte vor Wut. «Und wenn ich keinen Unterricht von SHIELD haben will?», pampte ich. «Nach all diesen Stunden in diesen Zellen, wieso sollte ich einen SHIELD-Agent als Lehrer wollen?»
«Weil du sonst in die Schule müsstest, der Presse und den Schülern voll ausgeliefert. Und die Presse gräbt ja einiges an dreckigen Geschichten aus...», stichelte Fury. Die Drohung in seinen Worten war unverkennbar.
«Wissen Sie, Sie sind ganz schön dreist», stellte ich fest.
«Und du bist frecher, als für dich gut wäre.»
«Wie schön, dass wir Beide unsere Fehler haben...», verteidigte ich mich.
Tony sah zwischen uns hin und her, als verstehe er nicht, was gerade vorging. Dann schien ihm ein Licht aufgehen. «Du hast es also herausgefunden?», fragte er mich überrascht. Ich sah, wie Fury zusammenzuckte und mir wurde klar, dass da noch viel mehr gelaufen war, als sein Gespräch mit mir.
Ich traf eine Entscheidung. «Ja, ich habe es herausgefunden. Wieso hast du es mir nicht gesagt?»
Tony seufzte. «Ich dachte, es würde dir Angst machen, zu erfahren, dass Fury mir gedroht hat, dich wieder ins Triskelion mitzunehmen, wenn ich die anderen Avengers nicht aufnehme. Aber irgendwie scheinst du ziemlich gefasst zu sein...»
Ich schnaubte wütend. Deswegen hatte Tony also die Anderen aufgenommen. Ich hatte doch gewusst, dass er es nicht einfach aus gutem Willen gemacht hatte! «Ich bin auch überrascht, wie gefasst ich bin. Kann auch daran liegen, dass ich gerade wirklich wütend bin.» Ich versuchte, Fury in Grund und Boden zu starren, was natürlich nicht klappte. «Ich bin kein verdammtes Druckmittel!», knurrte ich.
«Kayla!», schaltete sich Steve ein. «Keine Kraftausdrücke.»
Ich verdrehte die Augen. «Ist ja gut. Tut mir leid.»
Fury zuckte unbeeindruckt die Schultern. «Wie es aussieht doch. Finde dich damit ab. Und du nimmst einen unserer Lehrer an.»
«Ach, tue ich das?»
«Ich versichere dir, sonst lasse ich alles unangetastet.» Mir war sofort klar, dass er von meinen Forderungen sprach.
Ich schnaubte. «Wieso sollte ich dem Wort eines Spions Glauben schenken?» Ich hörte wie Clint überrascht Luft holte, aber ich ignorierte ihn.
«Du musst wohl einfach darauf vertrauen», meinte Fury.
«Vertrauen mit oder ohne meinen Freunde?», fragte ich zurück, auf unser zweites Gespräch und meine Drohung, SHIELDs kriminelle Machenschaften zu veröffentlichen, anspielend.
«Ohne Freunde. Ich garantiere es dir.»
«Wie nett.» Tony sah von Fury zu mir und wieder zurück.
«Um was geht es hier gerade? Ich glaube nicht, dass es noch um den Lehrer geht.»
«Doch», antwortete Fury, ohne den Blick von mir zu nehmen, um sich zu versichern, dass ich nichts Dummes tun würde. «Kayla hat ihn gerade akzeptiert.» Tony sah überrascht zu mir.
Ich nickte langsam. «Sieht aus, als hätte ich ihn tatsächlich akzeptiert.»
Ich war schrecklich nervös, trat von einem Fuss auf den anderen. Pepper richtete Tony gerade die Krawatte, während ich nur daneben stand und nicht recht wusste, was ich tun sollte. Pepper hatte eigentlich versucht, mir die Haare hübsch hochzustecken und in ein Kleid zu zwängen, aber ich hatte mich standhaft geweigert, so dass sie schlussendlich aufgegeben und mir erlaubt hatte, in Jeans und T-Shirt auf die Pressekonferenz zu gehen. Denn genau darauf warteten wir: Eine Pressekonferenz, in der Tony mich offiziell als seine Tochter vorstellen würde. Ich war nicht besonders wild darauf, vor allem, nach meinem ersten Erlebnis mit den Reportern vor der Schule. Meine Sonnenbrille allerdings hatte ich zu Hause lassen müssen. Ich hatte zwar versucht, es zu verhindern, vor allem, weil Tony seine Sonnenbrille anbehalten durfte, aber Pepper war der Meinung, dass es schon schlimm genug war, dass ich einmal mit der typischen Tony-Stark-Sonnenbrille gesehen worden war. Hinter der Türe, die uns noch von der ganzen Menge von Reportern abschirmte, wurde es immer lauter. Ich biss mir auf die Lippe.
Tony seufzte, als er bemerkte, wie nervös ich war. «Alles ist gut, Junior. Es wird alles gut. Wir sagen einfach ein, zwei Worte, dann werden sie verstehen, dass sie mit deinem IQ falsch gelegen haben und alles wird gut.» Ich sah zu Boden. Ich war mir nicht ganz sicher, ob es wirklich so einfach gehen würde. Tony sah kurz auf die Uhr, dann drehte er sich noch einmal kurz zu Pepper und gab ihr einen kurzen Kuss.
Ich verdrehte die Augen. «Igitt, igitt, igitt!», kommentierte ich. Pepper und Tony lächelten sich allerdings nur verliebt an. «Nehmt euch ein Zimmer, ihr Turteltäubchen», grummelte ich.
«Kayla!», rief Pepper entsetzt aus. «Wo hast du denn das her?»
Ich wurde ein wenig rot. «Ich... äh...»
«Was habt ihr bei Peter schon wieder für Filme geschaut?»
Tony grinste über die Übereifrigkeit seiner Freundin. «Ich glaube, ich gehe schon einmal», meinte er und machte sich aus dem Staub.
Pepper sah ihm hinterher, aber als er die Türe hinter sich schloss, drehte sie sich wieder zurück zu mir. «Ist er da irgendwie drin verwickelt?»
Ich machte ein unschuldiges Gesicht. «Wie kommst du denn darauf?»
Sie seufzte. «Ich habe keine Ahnung, wie du es geschafft hast, dich so lange bei SHIELD durchzumogeln, aber ich kann dir eine Unwahrheit von der Nasenspitze ablesen, junge Dame. Auch wenn es lobenswert ist, dass du meinen Freund schützen willst, es bringt nichts. Du bist eine grottenschlechte Lügnerin.»
Ich zuckte nur die Schultern. Alles war gut, um sich von dem aufbrandenden Applaus vor der Türe abzulenken, sogar ein Gespräch mit Pepper, die gerade nicht besonders gut auf mich zu sprechen war. «Einen Versuch war es wert.»
«Man lügt nicht, Kayla», seufzte sie. «Vielleicht ist es ja der Teil Loki, der noch in dir steckt, aber du solltest dir das schnellstens abgewöhnen.» Für einen winzigen Moment hatte ich das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, ich fiel erneut in die Schwärze, die ich gefühlt hatte, als Loki mich mit dem Zepter berührt hatte, ich meinte, erneut seine Stimme wütend flüstern zu hören. «Kayla?», fragte Pepper besorgt. «Du bist so blass geworden. Alles okay?»
Ich schüttelte das Gefühl ab. Für einige Sekunden wirkte auf mich alles taub und bedeutungslos, dann war alles wieder vorbei. «Nur schlechte Erinnerungen. Tut mir leid, Pepper.»
Sie sah schuldbewusst aus. «Nein, ich sollte mich entschuldigen, das wollte ich nicht. Kayla, warum hast du uns nicht gesagt, dass dir das passiert? Diese Anfälle könnten sogar Panikattacken sein und Tony hatte die einmal eine Zeit lang.»
«Ich weiss», murmelte ich. «Keine Ahnung, was das war. Das ist mir noch nie passiert...»
Und genau in diesem Moment ging die Türe, die zu der Pressekonverenz führte, auf. «Begrüssen Sie mit mir meine Tochter Kayla Stark!», rief Tony gerade und ich wurde von Blitzlichtern geblendet. Ich kniff kurz die Augen zusammen, dann gewöhnte ich mich daran und schaffte es sogar, ein dünnes Lächeln aufzusetzen. Ich konnte mich noch allzu gut an mein letztes Zusammentreffen mit den Reportern erinnern, deswegen traute ich dem momentanen Frieden nicht wirklich über den Weg. Tony lächelte mir aufmunternd zu und ich fasste den Mut, die Bühne zu betreten. Als ich bei Tony angekommen war, legte er mir die Hand väterlich auf die Schulter. Ich versuchte es erneut mit einem Lächeln, mit einem Tonylächeln, und dieses Mal funktionierte es. Es fühlte sich an, wie eine Maske, ein Schutzpanzer und ich war mehr als froh darum. Da standen wir also nebeneinander, beide das gleiche Lächeln im Gesicht und liessen uns ablichten.
«Wie haben Sie sie kennengelernt, Mr. Stark?», rief jemand aus der Menge.
Tony sah kurz zu mir, dann lächelte er. «Sie können sich sicher noch daran erinnern, wie ich im Sommer einen Kleinkrieg gegen den Mandarin angefangen habe...», meinte er. Begeistertes Nicken, während viele mitschrieben. «Mein Fahrer Happy wurde schwer verletzt, als er aufgewacht ist, wurde er in eine Reha-Klinik verfrachtet. Ich habe ihn oft besucht und eines Tages bin ich in eine 10-Jährige in einem Rollstuhl gelaufen. Sie war ziemlich ungehalten und angesäuert, da ihr Rollstuhl umgekippt ist und sie nicht richtig aufstehen konnte. Tja, ich musste lachen, als sie mir ihre schlagfertigen Bemerkungen um die Ohren gehauen hat. Und da ich sowieso öfters in die Klinik kommen musste, da habe ich sie eben auch besucht. Es hat sich später herausgestellt, dass ihr Zimmer nicht weit von Happys entfernt war und die beiden sich auch kannten. Ich habe erst viel später erfahren, als ich bemerkt habe, dass nie jemand zu Besuch gekommen ist, dass sie Waise ist. Und sie hat mir auch erst nach einiger Zeit davon erzählt, dass sie einen Autounfall hatte. Dann, als sie aus der Klinik und wieder in die Schule gekommen ist, musste ich noch eine Wette einlösen und mit ihr Eis essen gehen. Die Fotos kennen Sie wahrscheinlich. Ich weiss nicht, wann genau das war, aber da habe ich kapiert, dass ich sowohl ihr als auch mir und meiner Freundin Pepper einen Gefallen tue, wenn ich sie bei mir aufnehme.»
«Also haben Sie sich nur durch Zufall kennengelernt?»
«Das ist richtig, ja», bestätigte Tony.
«Lassen Sie sie doch auch einmal sprechen!», rief jemand, «oder wollen Sie etwa verstecken, dass sie geistig etwas zurückgeblieben ist? Das ist nichts Schlimmes. Jeder hier hat Verständnis dafür, Mr. Stark!»
«Sie kann Sie sehr gut hören, Mr! Geistig zurückgeblieben ist nicht das Gleiche wie Schwerhörig, wissen Sie?»
Überraschtes Schweigen.
Ich bereute schon jetzt, dass ich den Mund nicht gehalten hatte, aber Tony schien mein Spruch nichts auszumachen. Er grinste nur. «Sie haben Kayla gehört. Ich denke manchmal, sie ist erwachsener als ich. Also, stellen Sie ihre Fragen, aber dieses Mal bitte direkt an sie, ja?»
«Was genau sollte das eigentlich, Director?», fragte Steve wütend. Er war das erste Mal seit Wochen wieder alleine mit Fury in dessen Büro und hatte vor, ihm ordentlich die Meinung zu sagen.
Der hob nur die Augenbraue über seiner Augenklappe. «Was sollte was?»
Steve schnaubte. «Na was wohl? Die ganze Sache mit Kayla! Wie kommen Sie dazu, ein Kind zu bedrohen?»
Furys Miene wurde kalt und abweisend. «Also konnte sie doch nicht den Mund halten.»
«Klar konnte sie», schnaubte Steve. «Nur Pech für Sie, Director, dass ich die ganze Zeit im Türrahmen stand und sie schlussendlich dazu überredet habe, mir von ihrem ersten Zusammentreffen zu berichten!»
Fury verzog das Gesicht. «Das ist in der Tat unschön. Allerdings sollten Sie wissen, Captain, dass auch ich meine Gründe hatte.»
«Ach, hatten Sie die? Sie sind mir nämlich vorgekommen, als hätten Sie einen kindischen Wutanfall gehabt! Als seien Sie nicht Sie selbst.»
Fury zuckte die Schultern. «Wissen Sie, Cap, Kayla ist nicht halb so unschuldig, wie Sie vielleicht glauben. Dieses Kind ist eine gewiefte Göre und wenn sie die falsche Bahn einschlägt, dann könnte das fatale Folgen haben. Auch, dass es eines Tages sie ist, die die Avengers bekämpfen müssen.»
Steve versuchte, die Aussage zu verdauen. «Und wieso denken Sie so von ihr?»
«Ich hatte sie mehr als ein halbes Jahr unter Beobachtung in der Zelle. Sie hatte kein Problem, uns etwas vorzuspielen, sah keinerlei moralische Hindernisse darin, zu hacken und hat gemacht, was sie wollte.»
«Es hat ihr keiner beigebracht!», widersprach Steve.
Fury warf ihm einen langen Blick zu. «Ist ein Verbrecher weniger schuldig, weil ihm nie jemand gesagt hat, dass man das nicht macht?», fragte er.
Darauf hatte Steve keine Antwort. «Wieso sind Sie eigentlich genau dann zu Kayla gegangen?», fragte er schliesslich zögerlich.
«Sie ist zu weit gegangen. Sie hat zu viele Leute gehackt. Das Pentagon, das weisse Haus, die CIA, sogar einige Systeme in Europa.»
«Aber SHIELD hat sie unangetastet gelassen?», fragte Steve beinahe amüsiert.
Fury nickte verwirrt. «Was hat das denn damit zu tun?»
Steve schnaubte. «Alles. Kayla hat einen Hackerwettbewerb mit Tony ausgetragen, nachdem Pepper sie bei einem Fluchwettbewerb erwischt und ihn ausgeschimpft hat. Sie haben beschlossen, dass sie dann eben in diesem Bereich schauen, wer schneller ist. Kayla hat gewonnen, auch wenn es manchmal ein wenig knapp geworden ist.»
Fury schwieg einen kurzen Moment verblüfft. «Ich... das wusste ich nicht. Ich meine, wer hätte denn vermutet, dass...»
Steve nickte ernsthaft. «Bitte informieren Sie sich das nächste Mal ein bisschen besser, bevor Sie eine solche Panik auslösen. Glauben Sie mir, für Kayla war das auch nicht einfach.» Fury nickte nur.
Der Captain stand auf. «Ich habe die Missionsdetails schon von Coulson bekommen. Noch eine Sache, die sie uns nicht gesagt haben. Coulson war tot! Wie konnten Sie ihn wieder...»
«Das ist nicht ihre Angelegenheit, Captain», unterbrach ihn Fury.
Steve verstummte, akzeptierend, dass Fury nicht darüber reden wollte. «Ich gehe», meinte er.
Als er schon in der Türe stand, rief ihn Fury noch einmal zurück. «Hat Kayla Ihnen auch erklärt, warum sie später noch einmal in das System des Pentagons eingedrungen ist?», fragte er und beerkte sofort, dass sich die Augen des Supersoldaten geschockt weiteten.
Willkommen zurück! Ja, wie einige von euch vielleicht schon gesehen haben, bin ich jetzt endlich mit diesem Buch fertiggeworden und habe sogar schon mit Band 2 angefangen. Also, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, irgendwelche Dinge vorzuschlagen, die eurer Meinung nach unbedingt in Band 2 auftauchen müssen... Und ja, es werden einige Jahre zwischen den beiden Büchern liegen (auf dem Papier natürlich, nicht in echt).
Was denkt ihr, ist Kayla der Typ, der einen falschen Weg einschlagen könnte? Erklärt dieses Kapitel Furys Verhalten oder haltet ihr ihn immer noch für einen Idioten?
Was haltet ihr von Tonys Coverstory? Oder von Kaylas kurzem Black-out (wortwörtlich)?
Ideen, verzweifelte Hoffnungen, Vorahnungen, Kritik?
Dann bis nächste Woche,
Aeide_thea
P.S: Unfassbar! Ich habe letztens eine Geschichte über Drachen geschrieben. Drachen! Dabei ist Fantasy eigentlich gar nicht mein Genre...
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