4. Vergessen heisst nicht Vergeben

Es war, als hätte sich die Zeit gegen mich verschworen, so schnell kam der Ausflug zum Stark Tower näher. Die vier Wochen vergingen wie im Flug, vor allem, da Peter und ich viel miteinander unternahmen.
Zuerst hatten wir uns nur jede Mittagspause gesehen, dann waren wir immer enger zusammengewachsen und zu so etwas wie Freunden geworden. Nachdem ich irgendwann zugegeben hatte, dass ich Star Wars nicht gesehen hatte, trafen wir uns auch zum Filme schauen. Peter war tatsächlich so entsetzt über meine Bildungslücke gewesen, dass er uns sofort zu sich eingeladen hatte, aber ich bemerkte später, dass er schon ein wenig nervös war, mir sein Zuhause zu zeigen. Die Filmabende wurden langsam aber sicher zur Tradition. Bevor wir mit dem Film anfingen, machten wir meist unsere Hausaufgaben oder lästerten über Lehrer, was eigentlich unsinnig war, da wir sowieso immer verschiedene hatten. Es war auf jeden Fall immer lustig und ein weiterer Pluspunkt war, dass ich, zum ersten Mal überhaupt, meine Hausaufgaben machte. Meine Lehrerin war hellauf begeistert.

Als sich herausstellte, dass Peter in der Nähe meines Schulweges wohnte, begann er, mich im Central Park abzuholen. Wir waren dadurch beide etwas pünktlicher und es machte wirklich Spass, Peter jeden Morgen zu Tode zu nerven. Er war ein schrecklicher Morgenmuffel. Trotzdem blieben die wöchentlichen Filmabende Highlights, die so schnell nichts übertreffen konnte, auch wenn es meistens Star Wars gab. Da Peters Tante behauptete, ich sei eigentlich noch zu klein für diese Filme, hielt Peter mir an den "brutalen Stellen", wie er sie nannte, die Augen zu, was er aber irgendwie immer dazu nutzte, meine Popcorn wegzufuttern. Ich hatte keine Ahnung, wie er das schaffte, schliesslich hatte er nur zwei Hände. Als ich mich über ihn lustig machte und behauptete, er müsste so viele Arme wie eine Spinne haben, war er ausgeflippt. Stellte sich heraus, dass Peter eine ausserordentlich ausgeprägte Spinnenphobie hatte.

Das wirkliche Problem war allerdings, dass Peter sich nicht merken konnte, was er alles als "brutale Stelle" deklariert hatte, weswegen er mir meistens, beim nächsten Marathon, an vollkommen anderen Stellen verbot, zu schauen, so dass ich eigentlich alles schon gesehen hatte. Als ich ihn einmal darauf hinwies, hatte er nur die Schultern gezuckt und gemeint, er würde das sowieso nur wegen seiner Tante machen und es einfach so aussehen musste, als würde er mich die schlimmen Stellen nicht sehen lassen. Zu seinem Pech war besagte Tante in diesem Moment durch die Türe gekommen, um nach uns zu schauen.

Peters Tante May und sein Onkel Ben waren einfach nur genial. Ich durfte sogar manchmal bei ihnen übernachten, es störte sie nicht. Ich hetzte immer seltener durch die New Yorker Strassen, verfolgt von einem Haufen wütender Teenager, und wenn, dann tauchte ich einfach bei Peter unter. Und ich hatte auch keine Zeit mehr, irgendetwas Verbotenes zu machen oder auch nur einen Computer anzufassen. Wenn mir langweilig war, dann ging ich zu Peter. Bei ihm gab es einfach immer etwas zu tun, einen Lego-Milleniumfalken zusammenzubauen, eine Runde Mario Kart zu spielen oder einen Blu-Ray Player auseinanderzunehmen. Stark wunderte sich wahrscheinlich schon darüber, dass der geheimnisvolle Hacker einfach so verschwunden war, aber das war mir egal. Ehrlich gesagt vergass ich Stark sogar. Solange er mich in Ruhe liess, interessierte er mich nicht.

Gemobbt wurde ich immer noch, aber da ich meistens nicht da war, in der Mittagspause nicht mehr alleine sass und auch das Waisenhaus so gut wie möglich vermied, war es ziemlich schwierig, mich abzupassen und zu ärgern. Dafür kam jetzt ein jüngeres Mädchen, Jackie, aus ihrer eigenen Gruppe dran, mit der ich ab und zu fast Mitleid hatte, auch wenn sie genauso gemein wie die anderen zu mir gewesen war.

Irgendwann musste allerdings wieder alles den Bach runter gehen. Auch wenn ich das nur meiner schlechten Buchhaltung zu verdanken hatte.


Stark stand gerade vor dem Spiegel und frisierte sich mühsam die Haare, als JARVIS ihn kontaktierte. «Sir, die Schulklassen sind eingetroffen.»

Stark stöhnte. «Was waren noch mal die positiven Punkte dieser Sache?» Er hatte überhaupt keine Lust, das durchzuziehen... Vielleicht konnte er heute ganz spontan krank sein. Oder er musste im Bett bleiben, weil er sich mit einem Bösewicht geprügelt hatte. Wenn er sich das so überlegte, dann tat ihm wirklich noch alles weh. Auch wenn das Zusammentreffen mit Ivan Vanko etwa ein halbes Jahr zurücklag. Er könnte auch eine Störung des ARK – Reaktors vortäuschen. Ach, wie gerne würde er diese Führung schwänzen. Sicher würde er einen armen Mitarbeiter finden, der das für ihn erledigen würde.

«Sie könnten das Mädchen finden.»

«Könnten. Toll. Dass ist das Modalverb, dass ich am meisten hasse.» Er machte keine Anstalten, in Richtung Aufzug zu gehen.

"Können ist das Modalverb, Mr. Stark. Könnten ist der Konjunktiv 2 davon."

"Da hat aber jemand im Englischunterricht gut aufgepasst...", grummelte Stark.

JARVIS antwortete nicht darauf. «Sir, sie müssen los, wenn sie pünktlich sein wollen. Und Miss Potts will, dass Sie pünktlich sind.»

Stark verdrehte die Augen. Also keine spontane Krankheit. «Na gut. Wenn es sein muss. Dann mal auf ins Gedränge der dummen Fragen.»

«Es gibt keine dummen Fragen, Sir.»

Stark grinste, legte den Kamm beiseite und ging gemächlich auf den Aufzug zu. Mit einem leisen Pling gingen die Türen auf und er stieg ein. Wie immer nervte er sich über die Fahrstuhlmusik. Pepper weigerte sich ihm zu erlauben AC/DC einzuspielen. Fies. Er konnte ja nichts dafür, dass die Öffentlichkeit einen so schlechten Musikgeschmack hatte – zu leiden hatte aber trotzdem er darunter.
Er trat ins Foyer hinaus und stöhnte, als er die, sich an seinem Eingang drängenden, Kinder sah. Wahrscheinlich hatten sie schon etliche Fingerabdrücke auf den Glaswänden hinterlassen. Er musste wohl nachher den Fensterputzer bestellen. Die Ersten hatten ihn schon entdeckt und brüllten aus vollem Halse seinen Namen. Laut und ungezogen. Wie er Kinder hasste. Er konnte sowieso keinen Rückzieher mehr machen, also setzte er sein typisches Tony-Stark-Lächeln auf, das wie eine Maske seine Gefühle zuverlässig verbarg und ging mit selbstbewusstem Gang auf sie zu. Das war schon seit Jahren seine Strategie, dieses Mal würde sie auch funktionieren. Er trat aus der Türe des verglasten Foyers, das den Lärm bis jetzt abgehalten hatte. Mit voller Wucht stürmte alles gleichzeitig auf ihn ein. Die brüllenden Kinder, JARVIS, der irgendetwas sagte und die Lehrerin, die auf ihn zusteuerte. Das Lächeln behielt er nur mühsam bei.

Die Lehrerin verschaffte sich Ruhe und begrüsste ihn. «Guten Tag, Mr. Stark, es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen.»

Er nickte ihr freundlich zu. «Freut mich auch. Darf ich mich erkundigen, wie Sie heissen und welche Klasse zu Ihnen gehört?» Pepper hatte die Begrüssung mit ihm geübt, damit er nicht einen seiner berühmten Sprüche abliess. Bis jetzt hielt er sich noch an den eingeübten Text, aber er wusste nicht, wie lange er das noch so halten können würde. Die Lehrerin wirkte angenehm überrascht von seiner Freundlichkeit und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Früher hätte ihm das viel mehr gefallen als heute, aber jetzt hatte er eine Freundin, die zehnmal, ach was, hundertmal so schön lächeln konnte.

«Ich bin Miss Michael, die Lehrerin der 4t, aber Sie können mich gerne Amber nennen, Mr. Stark.»

Er schüttelte ihre Hand.  «Freut mich, Amber. Und für Sie bin ich Tony, Mr. Stark hört sich immer so förmlich an.» Er sah sich in der tuschelnden Menge aus Kindern um, als könne er sie auseinandererkennen. Sie sahen doch alle gleich aus, genau wie Hühner. «Sind schon alle da?»

Eine zweite Lehrerin tauchte auf. «Nein, tut mir leid, Mr. Stark. Johnson, Emma Johnson mein Name. Es fehlen die zwei Üblichen. Einer aus meiner, eine aus Ambers Klasse. Sie kommen immer zu spät. Fürchterlich, es tut uns wirklich leid, Mr...»

«Tony», unterbrach Stark sie. «Wirklich, Tony reicht vollkommen.» Insgeheim fand er die beiden Tunichtgute, auch wenn er sie nicht kannte, irgendwie sympathisch. Er war in seiner Schulzeit auch immer zu spät gekommen, was die Lehrer ihm meist sehr übelnahmen. Er konnte den Beiden sehr gut nachfühlen. Es machte ihm auch nichts aus, zu warten. Es war sogar gut so, denn er riss sich nicht darum, die lärmende, alles anpatschende Gruppe durch seinen wertvollen Tower zu führen. «JARVIS?», murmelte er und hoffte, dass sein Assistent ihn gehört hatte.

«Ja, Sir?»

Stark atmete auf. Er hasste es, wenn JARVIS nicht bei ihm war. «Hast du sie schon entdeckt?»

«Negativ, Sir.»

Stark presste die Lippen aufeinander. «Check das noch mal. Ich will ganz sicher sein.»

«Natürlich, Sir.»

Er klammerte sich an die Hoffnung, dass sie vielleicht eine der beiden Anderen sein könnte. Schliesslich hatte die Lehrerin gesagt, dass auch ein Mädchen dabei war. «Sei so gut und halt' Ausschau nach den beiden fehlenden Kindern, ja?»

«Sicher, Sir.» Er wartete, wusste nicht, was er tun würde, wenn das Mädchen, das irgendetwas mit dem Hacker zu tun hatte, keiner der Beiden war. Er wollte endlich wissen, wer es gewesen war, der seine Systeme übertölpeln konnte.
Pepper war sauer auf ihn gewesen, weil er den ganzen letzten Monat gereizt gewesen war, weil das Warten ihn wahnsinnig gemacht hatte. Ausserdem hatte er niemandem mehr richtig zugehört und jetzt sah es ganz so aus, als sei alles um sonst gewesen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er endlich herausfinden würde, wer der Hacker war. Und gleichzeitig hoffte er fast, dass die Beiden gar nicht mehr auftauchen würden, damit er nicht enttäuscht wurde.

Es ging noch eine ganze Weile, bis JARVIS sich meldete. «Sir, ich glaube ich habe sie gefunden.»

Stark stellte sich so hastig gerade hin, dass er beinahe umgefallen wäre. «Zeig's mir!» Er war sich sicher, dass er schon lange nicht mehr so motiviert gewesen war. Das stark vergrösserte Kamerabild, das JARVIS ihm schickte, flimmerte vor ihm in der Luft auf. Die ganze Klasse, die bis jetzt gar nicht bemerkt hatte, dass er mit JARVIS sprach, schnappte nach Luft und sah das in der Luft schwebende Bild voller Ehrfurcht an. Tatsächlich sah man auf dem Bild zwei Gestalten, die auf den Tower zu rannten.

«Zoom noch ein bisschen näher heran, JARVIS.»

Die Kinder und die Lehrerinnen sahen ihn befremdet an. Als JARVIS antwortete, erschraken die meisten so sehr, dass sie einen kleinen Hüpfer machten. "Schon geschehen, Sir.»

Als er die fassungslosen Gesichter bemerkte, lächelte er. «Ist nur meine KI. Tut mir leid, dass ich sie euch nicht vorgestellt habe. Das ist JARVIS, Just A Rather Very Intelligent System. JARVIS, das sind die Klassen 4t und 5t. Sag hallo zu den Kindern!»

«Freut mich, euch kennenzulernen.»

«Wunderbar...», murmelte Stark, der sich wieder auf das Bild vor ihm konzentrierte. «Hätten wir das auch erledigt.» Das Bild war scharf, sehr scharf, und einmal mehr gratulierte sich Tony zu seiner eigenen Technik. Dann konzentrierte er sich auf das eigentliche Geschehen. Ein Mädchen und ein Junge, beide mit Rucksäcken auf dem Rücken, hasteten auf den Tower zu. Da der Rucksack des Mädchens eher wie ein Schulsack aussah und nicht, wie Gepäck für einen Ausflug, vermutete Stark, dass sie vergessen hatte, dass der Ausflug stattfand.

Die Beiden sahen aus, als kannten sie sich gut, wahrscheinlich waren sie sogar befreundet, das Mädchen half dem Jungen auf, als er stolperte und zog ihn weiter. Wären sie ein bisschen älter gewesen, hätte Stark darauf getippt, dass sie zusammen waren. Er wischte mit der Hand durch die Luft und das Bild verschwand wieder. Die Beiden waren jetzt nah genug, um sie auch so zu entdecken. Es ging nicht lange, bis die Beiden japsend vor ihren Lehrerinnen standen. Während Kimberly/Amber, oder wie sie hiess, ziemlich ruhig schien, glich Emma/Emilia eher einer Furie. Stark zuckte mitfühltend zusammen. Er kannte solche Lehrer zu gut. An den Privatschulen, auf die er gegangen war, hatte es genug davon gegeben.

«Peter. Kayla. Nachsitzen», befahl Emilia/Emma und auch wenn ihre Kollegin ihr einen schnellen, etwas unzufriedenen Seitenblick zuwarf, als fände sie das übertrieben, sagte sie nichts. 

Das Mädchen grummelte etwas. Sie ähnelte dem Mädchen in seinem Auto schon irgendwie. Aber er musste abwarten. Sie würde sich irgendwie verraten. Da war er sich ganz sicher. Er hatte schliesslich schon genug Whodunit-Romane gelesen.

«Was hast du gesagt, Kayla? Ich habe dich nicht verstanden.» Stark wurde ganz hibbelig. Wie gross war die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine andere Kayla war als Kayla Clyatt, dem die Fingerabdrücke auf dem Hackerhandy gehörten? Verschwindend gering. Sie musste es einfach sein.

Das Mädchen seufzte. «Irgendwo im Central Park muss es ein schwarzes Loch geben, Miss.» Der Junge sah sie schräg an. Sie zwinkerte ihm unauffällig zu.

Die Lehrerin musterte sie. «Und wieso?»

Das Mädchen blinzelte sie unverwandt an. «Nun», begann sie, «Im Central Park waren wir noch pünktlich, aber je weiter weg wir gegangen sind, desto später war es. Ausserdem spürten wir beide eine geringe Anziehungskraft. Wir kamen beinahe nicht von der Bank weg, die einen so schönen Blick auf den kleinen See hat.» Starks Mundwinkel zuckten. Er war sich sicher. Das war das Mädchen in seinem Auto. Nur sie konnte so etwas sagen. Er hatte alles erkannt, ihre Stimme, ihre geschwollene Art zu reden. Ausserdem war es eine kreative Ausrede. Er hatte sie also gefunden.

Die Lehrerin war im Gegensatz zu ihm überhaupt nicht erfreut. «Würdest du bitte aufhören, so einen Quatsch zu erzählen, wenn du zu spät kommst? Das ist respektlos und es hilft dir kein bisschen weiter. Du sitzt trotzdem nach.»

Das Mädchen zuckte die Schultern und meinte leichthin: «Einen Versuch war es wert.» Dann beugte sie sich zu ihrem Kollegen hinüber und flüsterte ihm etwas zu. Er verschluckte sich fast und musste ein lautes Lachen zurückhalten. Wahrscheinlich war sie über die Lehrerin hergezogen. Er lächelte in sich hinein. Es hatte sich endlich gelohnt. Er hatte Kayla Clyatt tatsächlich gefunden. Es war beinahe merkwürdig, dass der Name, der monatelang einen bitteren Nachgeschmack hatte, auf einmal für Sieg und Freude stand.

Seine Laune hob sich mindestens um vier Oktaven und er begann, von den Anfängen der Idee des Towers zu erzählen. Er führte sie beinahe durch den ganzen Tower, nur sein Apartment liess er weg. Erstens war es ziemlich unaufgeräumt und zweitens hatte er Angst, dass die Kinder irgendetwas zerbrechen könnten. Er redete über Architektur, Stützpfeiler und ARK – Reaktoren. Es war ihm klar, dass keiner zuhörte. Sie wollten nur etwas über Iron Man wissen. Als sie schliesslich wieder im Foyer standen, tat ich das Unvermeidliche.

«Habt ihr noch Fragen?» Sämtliche Schüler reckten ihre Hände, so hoch wie möglich, damit sie die Anderen übertrumpften, als erste drangenommen werden würden. Nur ein Mädchen tat nichts dergleichen, sondern kaute nur auf ihrem Kaugummi herum. Wann sie sich den wohl in den Mund geschoben hatte? Stark lächelte in sich hinein. Er würde ihr ein bisschen Angst einjagen. «Du da, das Mädchen in der letzten Reihe, ja, du mit dem Kaugummi.»

Emilia/Emma durchbohrte sie mit Blicken, als sei es nicht erlaubt, Kaugummi auf einer Tour wie dieser zu kauen.

Ertappt sah Kayla Clyatt auf. Er hätte schwören können, dass in ihren Augen für einen Moment Panik aufblitzte, aber sie fing sich gleich wieder. «Ich strecke nicht auf. Ich weiss nicht, ob Sie mit Schuljargon vertraut sind, aber das heisst eigentlich, dass ich keine Frage habe.»

Er schmunzelte über ihren frechen Tonfall, hakte trotzdem weiter nach. «Jeder hat Fragen. Vielleicht ist das Nicht-Aufstrecken ja auch einfach nur deine Methode, als erstes drangenommen zu werden. Und die hat ja ziemlich gut funktioniert.»

Sie seufzte. «Na gut. Wenn's sein muss...", sie überlegte nicht lange. "Wieso heissen Sie eigentlich nicht Gold – Titanium – Man?» Ihr ironischer Unterton war unüberhörbar.

Er musste grinsen. «Die bösen Jungs bräuchten ewig, um sich gegenseitig zu warnen. Stell dir nur Mal vor: "Oh mein Gott, da ist Gold-Titanium-Man!" Lächerlich. In dieser Hinsicht hatte ich Mitleid mit ihnen. Aber das war doch keine richtige Frage. Bitte. Stell eine richtige.»

Sie verzog das Gesicht, dachte aber auch nicht länger darüber nach, was sie fragen sollte. "Langsam gehen mir die Ideen aus, aber... Haben Sie schon einen Namen für das neue Element das sie gefunden haben? Wissen Sie, an welche Stelle des Periodensystems es gehört?»

Zufrieden nickte er. «Geht doch.» Er musste tatsächlich ein wenig nachdenken, um ihr eine richtige Antwort geben zu können. «Ich weiss noch nicht so genau.", gab er schliesslich zu. "Starkium hört sich irgendwie bescheuert an." Erneut dachte er nach. "An welche Stelle es gehört? Keine Ahnung. Da müsste ich den zuständigen Mitarbeiter fragen." Jetzt war es an ihm, den ironischen Unterton auszupacken und insgeheim rieb er sich schon die Hände. Er würde endlich erfahren, wer der Hacker war "Schlussendlich hast du sehr interessante Fragen gestellt. Komm doch nachher mal schnell in mein Büro, ich würde gerne etwas mit dir besprechen», meinte er. Sie zuckte zusammen. Erwischt.


Keine der anderen Fragen war auch nur annähernd so interessant, wie die von Kayla Clyatt. Sie bezogen sich natürlich alle auf Iron Man. Wie immer. Als die Zeit endlich um war, verabschiedete sich Stark hastig und forderte das kleine Mädchen auf, ihm zu folgen. Sie trottete hinter ihm her, geschlagen. Er fühlte sich fabelhaft, hätte beinahe gehüpft vor Freude. Gleich, gleich würde er wissen, wer der Hacker war. Er führte sie in sein Büro Nummer 1. Er hatte in jedem Stockwerk eines, aber das im Foyer war immer noch sein Liebling. Sie setzte sich vorsichtig auf den Stuhl ihm gegenüber, als hätte sie Angst, dass er explodieren würde.

Sie starrten sich gegenseitig an, bis Stark das Schweigen brach. «Schön, dich endlich kennenzulernen, Kayla Clinton.» Er konnte es einfach nicht lassen, ihren Namen zu verwechseln. Er wollte unbedingt wissen, was sie darauf antworten würde.

Sie machte gerade den Mund auf, als JARVIS für sie antwortete. «Kayla Clyatt, Sir.»

Kayla sah an die Decke, genau dorthin, wo sich JARVIS' Lautsprecher befanden. «Ach, heisst du neuerdings auch Kayla?», fragte sie JARVIS.

«Nein, Miss. Mein Name ist...»

Sie unterbrach ihn. «Just A Rather Very Intelligent System, ja, ich weiss.»

Stark betrachtete sie. «Dann streitest du nicht ab, in meinem Auto gewesen zu sein?»

Sie zuckte die Schultern.  «Tja. Ich wäre wohl kaum hier, wenn es noch etwas abzustreiten gäbe.»

Er grinste. «Stimmt.» Sie schwiegen wieder.

«Was soll ich meiner Lehrerin erzählen?», fragte sie dann.

«Du bist doch so kreativ! Sag ihr irgendetwas davon, dass ich dich gerne, wenn du ein bisschen älter bist, als Praktikantin nehmen würde...»

Sie wiegte den Kopf hin- und her. «Okay. Das geht.» Wieder Schweigen.

«Wer war der Hacker?»

Sie lächelte. «Eine interessante Frage, oder?» Sie musterte ihn. «Sie wissen es wirklich nicht?» Er schüttelte den Kopf. Sie nickte langsam, offensichtlich überrascht darüber, und sah auf die kleine Uhr an ihrem Handgelenk. Dann, als wäre ihr etwas eingefallen, tauchte ein freches Lächeln auf ihrem Gesicht auf. «Fragen Sie mich morgen noch einmal.»

Er blinzelte überrascht. «Wieso?»

Das Lächeln verbreiterte sich. «Weil ich das so will, deshalb.» Damit stand sie auf, ging zur Tür und liess einen perplexen Tony Stark zurück. Als sie schon in der Tür stand, drehte sie sich noch einmal um. «Bis morgen, Indiana Jones...» Damit verschwand sie.

Der Milliardär blieb wie vom Donner gerührt sitzen. «JARVIS?», fragte er irgendwann.

«Ja, Sir?»

Stark kratzte sich am Kopf. «Sie hat nicht wirklich "Jäger des verlorenen Schatzes" zitiert, oder?»

«Doch, Sir, das hat sie.»

Stark schüttelte den Kopf, einerseits über ihre Dreistheit und andererseits darüber, dass es tatsächlich geklappt hatte. Er würde sie wohl wirklich noch einmal aufsuchen müssen. «Wo wohnt sie?», fragte er.

«In einem Waisenhaus ein paar Strassen vom Tower entfernt.»

Er überlegte kurz. «Dann werde ich ihr wohl morgen einen Besuch abstatten müssen.»

Überarbeitet.

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