34.5.2 Onkel Steve und Tony 2.0 (oder diese ätzenden Spitznamen!)

«Ein Auto ist so unpraktisch, wenn man ein Motorrad haben kann, Kayla. Ich dachte, das wüsstest du.» Als wir in der Garage ankamen, verstand ich, was er tat. Mit schnellen Schritten durchquerte er den Raum zwischen sich und dem Motorrad, streifte sich die Lederjacke über, die über dem Lenker gehangen hatte und warf mir den Helm zu. «Gegen die Coolness», grinste er. Ich verdrehte die Augen, zog den Helm aber trotzdem an. Sicherheit ging über alles. Steve liess den Motor an und kickte den Halter weg. Ich stieg hinter ihm auf und er fuhr ohne zu zögern los. Tatsächlich hatten wir keinerlei Probleme im dichten Verkehr von New York und waren viel schneller in der Schule als ich es zu Fuss gewesen wäre. Natürlich sahen uns einige, aber niemand schien Steve zu erkennen. Er gab mir den Schulsack, den ich in das Gepäckfach des Motorrads verstaut hatte und lächelte mich aufmunternd an. «Das schaffst du schon, Kayla.» Ich seufzte tief.

«Das werden wir sehen. Wenn ich nicht zurückkomme, dann weisst du, dass ich vor Langeweile gestorben bin.» Er schüttelte lachend den Kopf.

«Ich sollte dich wirklich Tony 2.0 nennen, Kayla.» Ich starrte ihn entsetzt an.

«Bitte?», fragte ich ihn. Er schüttelte schmunzelnd den Kopf, drehte das Motorrad und brauste davon.

«Viel Spass, 2.0», rief er über die Schulter zurück. Ich stöhnte.

«Ihr und eure Spitznamen...», grummelte ich. Als ich mich zur Schule umdrehte, stiess ich beinahe mit Peter zusammen.

«Wer war das?», fragte er verwirrt. «Dein Adoptivvater?» Ich sah ihn kurz schräg an, dann ging mir auf, dass ich ihm gar nicht gesagt hatte, das der Tony Stark mich adoptiert hatte und das ich jetzt eigentlich den Namen seines Idols trug. Auf einmal hatte ich ein schlechtes Gewissen. Peter würde mir so etwas nie verschweigen.

«Ich erkläre es dir später. Wenn nicht so viele neugierige Ohren zuhören», meinte ich und warf einigen Mädchen, die ausserordentlich interessierte Gesichter gemacht hatten und auffällig nah bei uns standen, einen bösen Blick zu. Natürlich verkrümmelten sie sich sofort. Ich sah zu Peter. «Wir sollten reingehen, sonst hat mich... Onkel Steve umsonst gebracht und wir sind doch zu spät.»

«Onkel Steve?» Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Mir war nichts besseres eingefallen. Wenn Peter wüsste, dass ich gerade Steve Rogers als Onkel Steve bezeichnet hatte, dann wäre er so geschockt gewesen, dass er umgekippt wäre. Er war ja schon geschockt gewesen, als ich ihm eine abgemilderte Version der Ereignisse im Sommer berichtet hatte. Er wusste nichts von Loki und auch nicht davon, dass ich ein direktes Mitglied der Avengers war, ich hatte ihm nur erzählt, dass SHIELD mich entführt hatte und ich die Avengers getroffen hatte. Aber so wie ich das dargestellt hatte, waren sie auch nur an meinem Computerraum vorbeigelaufen.

«Er ist nett», antwortete ich ihm und zeigte auf die Türe. «Aber wirklich Peter, wir sollten uns jetzt beeilen.» Er verdrehte die Augen.

«Als sei Pünktlichkeit eine Tugend...», murrte er.

«Es ist tatsächlich eine!», widersprach ich ihm. Er verdrehte die Augen.

«Dann eben eine unbrauchbare. Ist ja egal.»

«Ist ja egal...», stimmte ich zu. Wir kamen trotzdem pünktlich. Natürlich kümmerten sich die Lehrer nicht darum. Irgendwie war das ungerecht: Kam man zu spät, wurde man angemotzt, kam man aber pünktlich, kümmerte sich niemand drum. Ich seufzte. Ich hatte gerade einen weiteren Aspekt an Schule entdeckt, der mich nervte.


Trevor Slattery drehte seine langen, dünnen Finger im Licht. Dort, wo einmal die Ringe gesessen hatten, war nur noch bleiche Haut zu sehen. Sie waren alle so dumm. Niemand hatte ihn durchschaut. Nicht im Gefängnis, nicht im Fernsehen. Seine Ringe fehlten ihm. Sie riefen nach ihm, aus allen Ecken der Welt. Von dort, wo sie SHIELD versteckt hatte. Dort, wo dieser dreckige Haufen von Hunden und Dieben sein Eigentum hinverschleppt hatte. Der Mandarin ballte die Hände zu Fäusten und spuckte aus, dorthin, wo die Zeitung lag, die Zeitung, die der Wind zu ihm geweht hatte, als wolle er ihn verspotten. Die Zeitung auf dessen Titelblatt Tony Stark zu sehen war, die Hand im militärischen Gruss erhoben und ein breites Lächeln auf dem Gesicht. Oh, wie er ihn hasste, Tony Stark. Tony Stark und seine schwachen, lächerlichen Avengers. Er sah auf und blinzelte in den Sonnenaufgang. Er mochte diese Zeit des Tages. Sie erinnerte ihn an sich selbst: Er würde sie alle vernichten, mit der Macht, die ihm seine Ringe gaben, der Macht, die seiner Meinung nach beinahe so gross war wie die Kraft des Sterns. Er war der Sonne wirklich nicht unähnlich: Auch wenn er gerade gefallen war, so würde er doch wieder aufstehen, wie die Sonne sich jeden Tag neuerlich über den Horizont erhob. Ein hinterhältiges Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Terroristen. Sie würden ihn fürchten. Ganz Amerika würde ihn fürchten, wenn er fertig mit ihnen war, mit ihren mächtigen Helden, denen sie so sehr vertrauten, dass sie sich in Sicherheit wiegten, wenn sie auch nur einen Blick auf sie erhaschten.

Wie dumm sie doch waren... Niemand würde sie mehr schützen können, wenn er seine Ringe wiederhatte. Wenn seine Organisation wieder stand. Und wenn er seine Leute erst wieder formiert hatte, dann würden sie vor ihm zittern, wie sie es schon getan hatten, bevor Stark gekommen war und alles wieder zunichte gemacht hatte. Ja, Stark würde büssen. Seine Freundin würde büssen. Der Soldat Rogers würde büssen. Oh, sie hatten ja keine Ahnung, was er mit ihnen anstellen würde, wenn er die Ringe wiederhatte. Und wenn alles nach Plan lief, dann würde das gar nicht mehr so lange dauern. Die ersten Schritte zu seinem Plan waren schon getan worden, auch wenn sie nicht ganz so verlaufen waren, wie geplant. Schon wieder waren ihm die Avengers ins Gehege gekommen, aber das störte ihn ganz und gar nicht mehr: Sie hatten seinen Plan sogar selbst vorangetrieben, die ersten Spatenhiebe für ihr Grab geschaufelt. Als erstes würde der Soldat fallen. Sollten sie sie doch geniessen, die Ruhe vor dem Sturm, dachte sich Slattery. Es gab keinen Grund dafür, dass sie sich nicht zusammenraufen sollten, sich in ihrem Ruhm suhlen wie Schweine. Aber er würde dem ein Ende bereiten. Er würde da sein, um der Welt zu zeigen, dass sie den Falschen vertraut hatten. Er würde da sein, wenn sie fielen, die mächtigsten Helden der Welt. Und auf dieses Ereignis wartete er liebend gern.

Ich weiss, es ist kurz. Aber hey, ihr dürft nichts sagen, letzte Woche gab es 1.5 Kapitel! Und ja, es ist ein sehr gemeiner Cliffhanger, der noch einige Kapitel in die Länge gezogen wird, denn, obwohl es definitiv rund geht und ziemlich spannend wird, geht es in den nächsten paar Kapiteln nicht um den Mandarin. Wenn ihr mehr wissen wollt, fragt @Dreamgirl_for_always, in einem Gespräch habe ich schon einige kleine Hinweise auf das gegeben, was kommt. Das bezieht sich in grossen Teilen auf die nächsten zwei bis drei Kapitel. Harry kommt auch bald wieder vor, aber auch der muss noch ein wenig aussen vor bleiben. Auch Peter wird seine Rolle haben, aber das geht noch eine Weile. Ich hoffe, ich konnte ein wenig Spannung aufbauen...

Natürlich sind gute Ideen, Feedback oder sonstige Kommentare willkommen (mit der Idee, ein weiteres Kapitel hochzuladen, werde ich mich nicht mehr befassen. Um das ein für alle Mal klarzustellen. Ich muss Kapitel sparen. ;))

Bis nächste Woche (nächstes Mal wieder mit einem ganzen Kapitel...)

Aeide_thea

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