33. Osbornparty
Einkaufen war überraschenderweise nicht halb so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es war sogar ziemlich witzig, da Tony es nicht lassen konnte, dauernd über irgendetwas herzuziehen. Wir kamen erst spät am Abend wieder in den Tower, alles, was wir eingekauft hatten, würde am nächsten Tag geliefert werden. Pepper hatte darauf bestanden, dass ich mehrere hübsche Kleider brauchte, falls ich einmal bei irgendeinem Geschäftsevent dabeisein müsse. Ausserdem hatten wir uns noch einmal über die Sache mit der Geheimhaltung vor der Presse unterhalten. Was leider nicht halb so einfach war, wie gedacht. Wenn Tony mich von der Schule nahm, dann würden die Lehrer bescheidwissen und wahrscheinlich auch einige Schüler, was unweigerlich dazu führen würde, dass es irgendwann herauskam. Auch wenn Tony es bedauerte, er musste Pepper zustimmen, dass ich keinesfalls von der Schule genommen werden konnte. Er versprach jedoch, jemanden zu schicken, der meine Lehrerin davon überzeugen würde, mich wieder eine Klasse hochzustufen. Nach dem langen Tag war ich so müde, dass ich nur noch in das unbezogene Bett fiel und einschlief.
Es war seltsam, zwei Tage später wieder in die Schule zu gehen. Obwohl Happy anbot, mich zu fahren, ging ich zu Fuss. Ich kam nicht mehr am Central Park vorbei, hatte also keine Möglichkeit, mich mit Peter zu treffen. Ich sass wie immer in den Klassen, meldete mich ab und zu und wartete darauf, dass der Schultag zu Ende war und ich wieder zum Stark Tower zurückkehren konnte. Ich brauchte mehrere Wochen, um die ganzen Möbel, die Pepper, Tony und ich gekauft hatten, mit ihrer Hilfe an die richtigen Stellen zu schieben, meinen Schrank einzuräumen. Aber es war immer lustig. Zu Mittag gab es immer noch meistens Fast Food, zu Abend aber, wenn Pepper da war, kochte sie. Sie war eine gute Köchin und ich half ihr manchmal in der Küche, auch wenn ich eine Katastrophe nach der anderen anrichtete. Ich hatte definitiv kein Talent zum Kochen. Tony machte sich erst gar nicht die Mühe, es zu versuchen. Er behauptete, dass er sowieso ein hoffnungsloser Fall sei.
Zum ersten Mal seit mehr als einem halben Jahr fing ich an, wieder einen normalen Alltag zu haben, der mir auch gefiel. Und zum ersten Mal fühlte es sich an, als hätte ich wirklich ein Zuhause. Es war schlussendlich Happy, der bei der Schulleitung auftauchte und mich aus der vierten Klasse befreite: Er tat sogar noch mehr, als eigentlich ausgemacht gewesen war. Er brachte die Schulleitung dazu, mich in der 6. Klasse einzustufen, so dass ich jetzt mit Peter in eine Klasse ging. Zuerst waren alle ein wenig verwirrt darüber gewesen, auf einmal ein Mädchen in der Klasse zu haben, das zuerst wiederholt und dann übersprungen hatte, aber schlussendlich hatte das Interesse wieder nachgelassen. Es war beinahe wieder so wie in meiner ehemaligen Klasse, keiner interessierte sich für mich und das war auch gut so. Allerdings hatte ich jetzt Peter, was es um einiges angenehmer machte, in die Schule zu gehen.
Problematisch wurde es allerdings, als Tony und Pepper einige Wochen später am Samstag zu einer geschäftlichen Veranstaltung mit Party mussten, die von Osborn Industries gegeben wurde. Happy, der sich Tony immer noch irgendwie verpflichtet fühlte, kam als sein Leibwächter und Fahrer mit, Tony als Tony Stark, dem die Firma offiziell ja nicht mehr gehörte. Jedenfalls wollte Pepper mich nicht alleine im Tower lassen, auch wenn ich betonte, dass es noch genug andere Leute im Gebäude gab. Einen Babysitter wollten sie auch nicht anstellen, da die Presse dann vielleicht mitbekommen könnte, dass ich Tony Starks Adoptivtochter war. Eigentlich hatte ich zu Peter gewollt, aber der war genau an diesem Tag mit seiner Tante und seinem Onkel weggefahren. Schlussendlich hatten Pepper und Tony dann beschlossen, mich mitzunehmen, natürlich nicht, ohne eine Coverstory für mich zu erfinden. Wobei das erst im Auto und unter viel Gelächter geschah. Ich durfte natürlich nicht bei der Besprechung mit Osborn dabei sein und wartete deshalb mit Happy vor der Türe. Als Tony und Pepper schliesslich herauskamen, diskutierten sie heftig.
«Müssen wir denn wirklich auf die Party, Tony?», fragte Pepper gerade. Nach ihrem Tonfall zu urteilen, hatte sie das schon oft gefragt. Der Angesprochene seufzte.
«Aber Schatz! Wenn wir das nicht tun, dann könnte uns die Zusammenarbeit entgehen. Es gehört zum guten Ton zu bleiben. Meistens wird auf der Party noch eine Absprache getroffen.» Pepper seufzte.
«Weisst du wenigstens, wer sonst noch kommt?», hakte sie nach. Tony nickte.
«Andere Geschäftsleute. Diese Party war schon lange geplant, unser Termin wurde nur davorgesetzt, weil wir sowieso eine Einladung bekommen haben. Also ist klar, dass Osborn noch etwas mit uns besprechen will.» Pepper nickte ergeben und gab Tony einen kurzen Kuss.
«Leider ist das, was du sagst, unbestreitbar logisch.» Tony grinste zufrieden.
"Ist es das nicht immer?", fragte er und wackelte mit den Augenbrauen. Pepper stiess ihn sanft in die Seite und verdrehte die Augen.
"Natürlich, Schatz. Du bist starktastisch."
Also gingen wir auf die Party.
Es war laut. Wie immer. Harry Osborn schob sich durch das Gedränge und verfluchte seinen Vater zum zirka hundertsten Mal dafür, dass er dauernd diese dummen Partys schmiss. Er trug einen schicken blauen Anzug und ein blütenweisses Hemd. Sogar in eine Krawatte war er gezwungen worden. Ein schreckliches türkisfarbenes Teil, dass sich seiner Meinung nach mit dem Anzug biss, aber auf ihn hörte ja keiner. Er musste ja nur süss sein, der kleine Junge, der neben seinem Vater stand und dem keiner einen zweiten Blick schenkte. Im Schatten seines Vaters, ja, das war wahrscheinlich die Beschreibung, die am besten auf ihn zutraf. Er schlängelte sich durch die ganzen schicken Kleider, hörte das Rascheln des bunten Stoffs, den er beiseite drückte, unter den wummernden Bässen der schlechten Musik gar nicht. Er wollte nichts anderes, als fort von der Party seines Vaters, auf die er sowieso nie hatte gehen wollen. Er wollte keine fremden Gesichter mehr sehen, nicht mehr so lange freundlich Lächeln müssen, dass ihm noch einen ganzen Tag später die Wangen schmerzten, er wollte nicht mehr der kleine, süsse Junge sein, den sowieso niemand ernstnahm. Wenn sein Vater ihm doch wenigstens einmal zuhören würde... Harry kochte immer noch vor Wut. Sie hatten sich schon wieder gestritten, wegen den Noten. Es ging immer um die Noten. Sicher, er war kein Musterschüler, aber er war nicht schlecht. Und er wusste, worin er gut war. Er hatte schliesslich versucht, seinem Vater die neue Geschäftsidee, die er bei vielen von den Managern schon vorgeschlagen und grosses Lob dafür bekommen hatte, auch seinem Vater aufzuzeigen, aber der war viel zu beschäftigt gewesen, ihn herunterzumachen und ihn dann, als den kleinen, süssen Sohn, der er doch war, zurückzulassen, um «richtige» Geschäfte zu machen. Wäre Harry nicht erst 12 Jahre alt gewesen, er hätte sich einen Cocktail geholt und auf Ex gekippt. Aber natürlich durfte er das nicht, denn wenn ihn jemand bei seinem Vater anschwärzte oder er sogar von dem erwischt wurde, dann hatte er ein wirkliches Problem. Er schob sich an einigen weiteren Fremden vorbei, die im Wohnzimmer der Partyetage im Osborntower standen und plauderten. Harry konnte keinen Small-Talk mehr hören. Er brauchte Ruhe, etwas, das ziemlich schwer zu finden war. Als er endlich in eine ruhigere Ecke kam, sah er sich um, vorbei an den bunten Minipartykleidern der Frauen und den traditionell schwarzen Jacketts der Männer. Und dann bemerkte er etwas, dass bis jetzt noch in keiner Party seines Vaters vorgekommen war: Ein Mädchen in Jeans und einem Shirt, auf dem Iron Mans Maske und sein mittlerweile weltbekannter Spruch «I am Iron Man» stand, das Kaugummi kauend und gelangweilt auf dem Handy spielend an der Wand lehnte. Er musterte die Fremde ein paar Sekunden, dann beschloss er, dass er sie kennenlernen wollte. Sie war jünger als er, mindestens zwei Jahre. Ihr Gesicht wirkte kindlich, aber sie hatte etwas an sich, dass auf ihn wirkte, als wäre sie älter. Vielleicht war es ihr beinahe zynischer Gesichtsausdruck, die gar nicht zu jemand so jungen passen wollte, vielleicht war es das intelligente Funkeln in ihren Augen, das sie wirken liess, als wäre sie mindestens schon 15. Als Harry sich seinen Weg zu ihr bahnte, hörte er sie auf einmal sprechen. Und er begriff, dass sie keineswegs ein Spiel spielte.
«Nein, Steve, das andere links. Ja, richtig, diese Richtung. Ja, ich bin sicher. Was? Nein, die Verantwortung übernehme ich nicht, ich bin noch nicht volljährig. Achtung, da kommt was von links. Jetzt nach rechts.» Sie lachte auf, als hätte der, mit dem sie redete, etwas lustiges gesagt. «Sie haben ihr Ziel jetzt erreicht», machte sie ein Navi nach und Harry sah ihre Augen amüsiert funkeln.
«Entschuldigung», unterbrach Harry sie. «Kann ich fragen, was du hier machst?» Sie sah langsam auf, musterte ihn, seinen blauen Anzug, seine glänzenden Schuhe.
«Deine Krawatte beisst sich mit deinem Anzug», stellte sie fest. Überrascht über ihre Feststellung schaute Harry an sich herunter. «Ich muss dich jetzt alleine lassen, Steve. Du schaffst es wieder da raus, oder? Ich hätte nämlich ein furchtbar schlechtes Gewissen wenn nicht.» Sie lauschte kurz. «Ja, ja, gib nicht so an. Dir auch einen schönen Abend. Genau, bis bald. Und vergiss nicht, nächsten Samstag bei mir, Star Wars Marathon. Ja, ich besorge Popcorn, aber nur, wenn du diese Chips besorgst, Limette mit Chili. Okay, danke. Viel Glück, Captain Pancake.» Damit packte sie das Handy weg und schaute zurück zu Harry. Der starrte sie verwundert an. «Was?», hackte sie nach. Er grinste.
«Chili und Limette? Igitt.» Das Mädchen zuckte die Schultern.
«Tja, überraschenderweise schmecken die sogar ganz gut. Solltest du mal probieren. Und an deinem Modegeschmack arbeiten, Chipshasser.» Er musste lachen.
«Eigentlich... Harry. Harry reicht. Und wer bist du? Du siehst nicht wie jemand aus, der...»
«auf dieser Party etwas zu suchen hat? Hab' ich auch nicht. Ich warte nur auf meinen... ähm... Daddy?» Harry wollte gerade nachfragen, wer denn ihr >Daddy< war, aber da sprach sie schon weiter. «Aber was machst du hier? Du siehst noch ein bisschen zu jung für so eine Party aus...»
«Ich warte auf meinen Daddy», stellte er fest. Sie sah ihn interessiert an.
«Und wer ist das, dein Daddy?», hakte sie nach. Er schluckte.
«Weisst du was? Wir machen einen Deal. Ich frage dich nicht nach deinem Daddy und du mich nicht nach meinem. Deal?» Sie zuckte die Schultern.
«Habe ich nichts dagegen, Harry. Ich bin Kayla.» Sie streckte ihm die Hand entgegen. Er schüttelte amüsiert den Kopf und schüttelte sie.
«Hallo, Kayla. Freut mich, dich kennenzulernen.»
«Wie förmlich», grinste sie und er musste ebenfalls lachen.
«Muss an der Erziehung liegen», seufzte er. Neugierig sah er sie an. «Mit wem hast du da gesprochen?», fragte er. Sie winkte ab.
«Ein Freund von mir brauchte eine Wegbeschreibung. Google Maps funktioniert bei ihm irgendwie nicht.» Harry nickte, nicht ganz überzeugt. Irgendwie glaubte er ihr nicht, aber wenn sie ihm nicht sagen wollte, was sie wirklich gemacht hatte, dann war das in Ordnung. Schliesslich war er nur ein Fremder auf einer Party.
«Irgendwie müssen wir die Zeit hier rumbringen, Kayla», stellte er fest. «Wie wäre es, wenn wir irgendetwas spielen?» Das Mädchen dachte kurz nach, dann grinste sie.
«Wie wäre es mit... Scrabble? Oder Monopoly?», fragte sie. Er überlegte kurz.
«Ich bin sehr gut in Monopoly, hasse aber Scrabble. Was ist mit Schach?» Sie winkte ab.
«Komm mir bloss nicht mit Schach. Da bin ich mies drin. Ich hab' das nie hingekriegt. Wie wäre es mit Taboo?» Harry runzelte die Stirn.
«Dieses Wörter-Ratespiel?» Sie nickte.
«Genau das. Das ist so witzig...», schwärmte sie. Harry nickte nachdenklich. «Ich habe schon davon gehört, aber es nie gespielt. Wo wollen wir das überhaupt herbekommen?» Sie grinste.
«Mein Handy ist ein Alleskönner.» Sie zog die Glasscheibe hervor, die sie vorhin schon benutzt hatte. Es sah äusserst modern aus und erinnerte nur noch entfernt an ein klassisches IPhone.
«Wie willst du das hinbekommen?», fragte er sie. Kayla lachte nur.
«Ganz einfach...» Sie tippte ein paar Mal auf dem Gerät herum, dann zeigte sie ihm den Bildschirm. Es war tatsächlich eine Tabookarte darauf zu sehen. Jedenfalls dachte er sich, dass es wohl eine Taboo-Karte war, denn der Name des Spiels stand in der linken oberen Ecke. Er lachte auf.
«Cool. Woher wusstest du, dass es das Ding als App gibt?» Sie zuckte die Schultern.
«Ich habe Erfahrung mit Langeweile. Allerdings habe ich schnell festgestellt, dass es nicht besonders gut geht, Taboo mit sich selbst zu spielen.» Harry sah sie mitleidig an. Er glaubte, genau zu verstehen, was sie meinte. Wahrscheinlich hatte auch ihr Vater nie Zeit für sie. Vielleicht war das eine Milliardärskrankheit. Sie erklärte ihm geduldig das Spiel. Nicht, dass er es nicht sofort verstand. Es war schliesslich einfach. Sie spielten die ganze langweilige Party lang Taboo, die laute Musik ignorierend, bis schliesslich ein missmutig dreinblickender Mann in Jacket auftauchte und Kayla klar machte, dass sie die Party für sie vorüber war. Harry bedauerte es aufrichtig. Es hatte wirklich Spass gemacht, mit dem fremden Mädchen zu spielen. So viel Spass hatte ihm eine Party seines Vaters seit Jahren nicht mehr, genauer gesagt, noch nie gemacht.
«Wir müssen gehen, Kayla», seufzte der Mann. Also packte Kayla das Handy zusammen, lächelte Harry vergnügt zu und verabschiedete sich.
«Bis irgendwann, Harry», meinte sie. Harry nickte.
«Bis irgendwann, Kayla.» Und dann verschwanden die Beiden. Harry war wieder alleine. Auf einmal tauchte sein Dad neben ihm auf.
«Harry?», fragte er. «Wer war das?»
«Kayla», antwortete er wahrheitsgemäss.
«Und ihr Nachname?», erkundigte sich Mr. Osborn interessiert. Wahrscheinlich suchte er nur irgendeinen Vorteil, um mit einem anderen Geschäftsmann besser Geschäfte machen zu können. War es nicht ein gutes Argument, dass sein Sohn und die Tochter des Anderen sich gut verstanden? Harry zuckte nur die Schultern.
«Ich dachte, das wüsstest du», grummelte er und verschwand in den Menschenmassen. Sein Vater sah ihm hinterher und seufzte. Teenager waren ja so was von unverständlich. Von schwierig ganz zu schweigen.
Tja, in den nächsten Kapiteln gehts rund. Sehr rund. Auch wenn das hier wohl eher ruhig war. Aber hey, irgendwann musste ich Harry doch einführen, oder? Und Norman Osborn natürlich auch. Was wäre Peter Parker ohne Norman Osborn? Ich hab's übrigens endlich geschafft! Meine Star Wars Fanfic ist draussen! Juhu! Mal sehen, wo das hinführt. Wir befinden uns übrigens auf der Zielgeraden: Diese Fanfic ist (auf Wunsch) genau 50 Kapitel lang (natürlich plus Abspann... Hehe. Hehehehe. Da könnt ihr euch auf was gefasst machen...). Das sind zwar noch genau 17 Kapitel, aber trotzdem war ich ziemlich überrascht, als ich noch einmal nachgerechnet habe. Ach, wie die Zeit vergeht...
Anmerkungen? Ideen? Konstruktive Kritik (Aber auch nur die!)?
Tja, sonst bis nächste Woche...
Aeide_thea
P.S (alias Schleichwerbung): Die Star Wars Fanfic könnte noch einige Leser mehr gebrauchen (das musste ich einfach bringen)...
P.P.S: Habt ihr eine Idee, welches Stück ich als nervige Partymusik oben einfügen kann?
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