30. Die finale Entscheidung oder Steve, Tony oder Clint?
Als Steve aufwachte, fühlte er sich, als wäre er gerade durch die Hölle und wieder zurück gewandert. Er stöhnte und wollte sich an seinen brummenden Schädel fassen, kam aber nicht weit. Entsetzt bemerkte er die Schläuche, die mit ihm verbunden waren und zusammen ein heilloses Chaos bildeten.
«Hey, Kumpel», kam es vom Bett nebenan. «Ich dachte schon, du wachst gar nicht mehr auf. Wir haben uns ganz schön Sorgen um dich gemacht, weisst du?» Steve drehte den Kopf. Wenigstens das konnte er noch. Clint lag in einem Bett neben ihm, grinsend, wenn auch ein wenig gelangweilt.
«Wo... Sind wir?», fragte Steve und versuchte gleichzeitig, sich aus den ganzen Schläuchen zu winden. Clint seufzte.
«Im Stark Tower. Auf der Krankenstation, um genau zu sein. Quarantäne.» Er verdrehte die Augen. Steve runzelte die Stirn.
«Quarantäne? Wieso Quarantäne?» Clint hob eine Augenbraue.
«Stimmt ja, das weisst du gar nicht mehr.» Clint seufzte. «Der Mechanismus der Statue hat bewirkt, dass dir der Virus initiiert wurde. Wir haben bis jetzt eigentlich keine Ahnung, was das für ein Virus ist, auf jeden Fall hat es dich sofort ausgeknockt. Und dank deinem Supersoldatenserum hast du es überlebt. Zwar hast du eine Woche lang durchgeschlafen, aber jetzt sollte es dir eigentlich wieder gutgehen.» Steve hatte es mittlerweile aufgegeben, sich aus den Schläuchen winden zu wollen.
«Also... Keine Seuche in Washington?» Clint schnaubte.
«Wir sind nur ganz knapp dran vorbeigeschrappt. Aber ja, den Leuten in Washington geht's gut.» Steve versuchte, nachzudenken. Keine leichte Sache, mit seinen Kopfschmerzen.
«Wieso... Wieso bist du dann hier?» Clint seufzte.
«Weil mein Immunsystem das nicht mitgemacht hat. Irgendwer musste dich ja wegbringen. Wie Nat das macht, dass sie nie krank wird, das verstehe ich bis heute nicht.» Entsetzt starrte Steve ihn an.
«Du... Du hast dich angesteckt?»
«Dann wäre ich jetzt ganz definitiv tot. Keine Ahnung, was ich mir da eingefangen habe, eine extrem harmlose Variante deines Virus oder eine normale Grippe, aber die lassen mich hier trotzdem nicht raus.» Steve schmunzelte.
«Das tut mir leid.» Clint zuckte die Schultern.
«Das ist das erste Mal seit langem, dass ich Zeit für mich habe. Kein Fury, der jederzeit auf der Matte stehen und mich abkommandieren kann, kein Auftrag auf der anderen Seite der Welt. Auch wenn ich gerne frei herumlaufen würde.» Steve sah den Schützen interessiert an.
«Hetzt er dich so herum?» Clint schnaubte.
«Bei dir ist es sicher auch nicht besser. Ich habe kaum eine freie Minute. Meine Familie habe ich das letzte Mal vor einem halben Jahr besucht und auch nur, weil ich dem Director gedroht habe, den Job zu schmeissen, wenn ich nicht gehen dürfe.» Steve horchte auf.
«Du hast... Familie?» Clint lachte leise.
«Ja, ich habe Familie. Eine wunderbare Frau und zwei Kinder. Aber ich wäre dir dankbar, wenn du das nicht jedem unter die Nase bindest. Genauso wie ich nicht jedem unter die Nase binde, was da zwischen dir und Nat läuft.» Steve fuhr hoch und schlug sich den Kopf an einer der zahlreichen Gerätschaften.
«Da läuft nichts!», beteuerte er. «Wie kommst du denn darauf?» Dass seine Ohrenspitzen rot wurden, half ihm aber auch nicht, glaubhafter zu wirken. Clint grinste.
«Schon gut. Wie gesagt, ich halte die Klappe. Aber du solltest Nat vielleicht einmal darauf ansprechen.» Steve runzelte die Stirn.
«Hat sie denn etwas dazu gesagt?», fragte er beinahe hoffnungsvoll.
«Du bist erwachsen, Steve», lachte Clint. «Das musst du sie selbst fragen.» Sie schwiegen kurz.
«Weisst du, Kayla hat sich ziemliche Sorgen um dich gemacht, Steve», stellte Clint schliesslich fest. «Sie ist jeden Tag nach der Schule hergekommen. Ich glaube, sie hat sich ganz schön grosse Vorwürfe gemacht.» Steve runzelte die Stirn.
«Vorwürfe? Wieso das denn?»
«Ich habe so was von Stark gehört. Er sagte, sie habe ein schlechtes Gewissen, dass ihr nicht schon früher aufgefallen ist, dass es eine Falle war.» Steve seufzte.
«Ich glaube, ich muss einmal mit ihr reden. Ohne sie hätten wir es überhaupt nicht gefunden und der Mandarin wäre freigelassen worden!» Clint sah nicht besonders glücklich aus.
«Stimmt ja, dass weisst du ja auch nicht. Der Mandarin ist freigelassen worden.» Steve starrte ihn an, als sein er verrückt geworden.
«Was?» Clint seufzte.
«Irgendwer hat kalte Füsse bekommen, bis die Nachricht, dass wir den Virus gefunden haben, zur Regierung durchgedrungen ist. Es war schon zu spät, als sie es erfahren haben.»
«Mist...», murmelte Steve.
«Du hältst dich ja sogar an dein eigenes Gebot!», grinste Clint. Steve stöhnte.
«Das war ein einmaliger Ausrutscher, dass mit dem Kraftausdruck.»
«Das wirst du noch lange zu hören bekommen», stellte Clint trocken fest. «Wenn alle verdaut haben, dass du fast gestorben wärst.»
Die Beiden mussten noch ganze zwei Tage länger in Quarantäne bleiben, reichlich Zeit also, um sich zu unterhalten. Steve hatte das Glück, die Schläuche loszuwerden und Kayla war unglaublich erleichtert, dass es ihm wieder gutging. Was Steve aber erstaunte, war ihr Umgang mit Stark. Der Milliardär und das kleine Mädchen wirkten, als wären sie verwandt miteinander. Der sonst so verantwortungslose Stark sorgte sich um Kayla, als wäre sie seine Tochter. Oder wenigstens seine Nichte. Auch Clint schien es zu bemerken und irgendwie machte es ihn traurig, dass bemerkte Steve. Der Supersoldat fand nur nicht die richtigen Worte, um den Schützen darauf anzusprechen. Also schwiegen sie das Thema lange aus. Erst am Abend des letzten Tages Quarantäne, schaffte es Steve, sich zu überwinden und das Thema anzuschneiden.
«Weisst du, wieso Fury Kayla aus dem Triskelion gelassen hat?» Clints Laune schien sofort in den Keller zu sacken.
«Ja, das weiss ich.» Steve war überrascht von seiner Kurzatmigkeit. Da schien tatsächlich etwas im Busch zu sein.
«Und das wäre?», hakte er nach. Clint seufzte und liess sich in die weichen Kissen seines Bettes fallen. Er hatte wirklich keine Lust darüber zu sprechen. Aber er sah an dem Ausdruck in Steves Gesicht, dass es keinen Weg gab, der darum herumführte.
«Ich... Ich habe angeboten, Kayla zu adoptieren. Auf sie aufzupassen, ihr Manieren beizubringen, sie davon abzuhalten, weiterhin zu hacken. Sie weniger... bedrohlich für SHIELD zu machen. Oder jedenfalls ist das die Version, die Fury verbreiten lässt.» Steve zog die Augenbrauen zusammen, so dass sich eine steile Falte auf seiner Stirn bildete.
«Was ist deine Version?» Clint seufzte.
«Ich wollte Kayla adoptieren, damit sie nicht mehr so alleine ist. Ich wollte sie adoptieren, damit SHIELD sie nicht irgendwann als unfreiwillige Angestellte betrachtet, damit sie aus dem Triskelion herauskommt.» Steve musterte den Meisterschützen. Er sah irgendwie verzweifelt aus. Wenn Steve ehrlich mit sich selbst war, dann hatte er sich das auch schon überlegt. Aber er hatte keinerlei Erfahrung, wie man ein guter Vater war. Er war erst vor ein paar Monaten aufgetaut worden, ein Mann aus einer anderen Zeit. Er wäre sowieso immer für SHIELD unterwegs gewesen, hätte Kayla nicht mit ihren Hackerfähigkeiten helfen können. Er hätte ja nicht einmal gewusst, wann sie hackte und wann sie ganz normal im Internet unterwegs war. Clint dagegen wäre sicher ein guter Vater für Kayla. Er hatte Familie, Kayla hätte dann sogar Geschwister. Aber so, wie Clint aussah, schien etwas daran nicht geklappt zu haben.
«Was hat der Director gesagt?», fragte Steve nach. Clint seufzte.
«Zuerst einmal gar nicht. Er werde sich es überlegen. Er hat Kayla später tatsächlich heimgelassen, aber eine Antwort hat er mir nicht gegeben. Und ich will Kayla keine Hoffnungen machen, wenn es nicht sicher ist.» Clint seufzte. «Weisst du, Steve, ich sehe Stark und Kayla so oft zusammen, sie lachen, sie sehen sich so ähnlich. Sie verstehen sich so gut und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich da nicht mithalten kann.»
«Du kannst sehr wohl mithalten!», widersprach Steve. «Du würdest Kayla schliesslich auch von der Schule abholen, wenn du die Zeit dazu hättest, du würdest auch mit ihr Pizza essen gehen.» Clint seufzte.
«Das ist ja genau das Problem! Ich habe keine Zeit, ich bin nicht für sie da. Es geht ja nicht darum, was ich tun würde, wenn, es geht darum, was ich tue. Und das ist momentan gar nichts. Es ist Stark, der hochbeschäftigte Multimilliardär, der sich Zeit für sie macht und nicht ich.»
«Stark hat keine Festanstellung bei SHIELD», hielt Steve dagegen. Clint schnaubte.
«Das ist auch keine Entschuldigung. Ausserdem, wer war es, der krank geworden ist? Ich. Und Kayla braucht jemanden, auf den sie sich verlassen kann, der nicht wegen einem dummen Einsatz stirbt!» Steve schnaubte.
«Du siehst deine Heldenhaftigkeit als etwas Negatives an? Du bist Kayla ein gutes Vorbild damit. Ausserdem, hat Stark versucht zu helfen? Nein. Seine Feigheit soll etwas Gutes sein?» Clint verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah an die Decke.
«Er war nicht feige. Er hat dich schliesslich in den Tower transportiert, hat sich also auch dem Risiko ausgesetzt, angesteckt zu werden.»
«Er trug seinen Anzug!»
«Der Virus ist sogar jetzt noch unbekannt. Sein Anzug hätte ihn nicht herausfiltern können. Und ich bin auch nicht aus purem Heldenmut zu dir gelaufen. Ich bin Nat hinterher, die sich nicht aufhalten lassen hat, gleich zu dir zu eilen.» Steve liess sich in die Kissen sinken, um seine purpurroten Ohrenspitzen zu verbergen. Natasha hatte versucht, ihm zu helfen? Ohne Rücksicht auf sich selbst zu nehmen? Clint seufzte im Nachbarsbett.
«Weisst du, irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich schon verloren habe.» Steve drehte den Kopf zu seinem Bettnachbar.
«Sag so etwas nicht. Ich weiss, dass Kayla dich sehr gerne mag.»
«Ja, als Onkel vielleicht. Aber als Vater? Ich denke, Stark ist in dieser Hinsicht wirklich der bessere.»
«Ich kann dich nicht mehr umstimmen, oder?», seufzte Steve. Clint schüttelte den Kopf.
«Nein. Ich sage es Fury.» Steve seufzte.
«Bist du wirklich sicher? Du könntest einen Fehler machen...» Clint schüttelte den Kopf.
«Schau sie dir doch einmal an», murmelte er deutete auf die Glasscheibe, die die Quarantänestation von dem Rest der Welt trennte. Kayla und Stark standen davor, lachend, Kaylas Wangen waren mit Öl verschmiert und Stark hatte ein wenig davon auf der Nase. Kayla sagte etwas und Stark grinste zustimmend. Er wuschelte ihr durch die sowieso schon durcheinandergeratenen Haare, aber sie duckte sich weg, wenn auch zu spät. «Sie sieht glücklich aus, oder? Sie sehen beide glücklich aus.» Clint beobachtete die Beiden. Er tat Steve leid. Er machte sich nur selbst fertig. Er wäre ein genauso guter Vater wie Stark. Wenn nicht noch besser. Aber es war seine Entscheidung, dass wusste Steve genauso wie Clint.
Director Fury seufzte, als er Maria Hills Bericht durchlas und dem Link zum Zeitungsartikel folgte. Es musste ja so kommen. Das war ihm von Anfang an klar gewesen. Wieder waren die Avengers in allen Medien, sie hatten schliesslich Washington gerettet. Aber nicht nur deshalb. Auch wegen dem geheimnisvollen «siebten Avenger», wie die Medien es schon nannten. Fury schüttelte frustriert den Kopf. Ihm war klar gewesen, dass es irgendwann auffliegen würde, aber er hatte nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde. Reporter standen vor dem Stark Tower Schlange, versuchten den Milliardär zu fragen, wer «Junior» war. Auf den Aufnahmen, die von Gaffern gemacht worden waren, sah und hörte man leider allzu gut, wie die Avengers sich vor dem Denkmal mit «Junior» berieten. Wenigstens waren die Avengers nicht dumm genug gewesen, Kaylas Namen zu benutzen. Sonst hätten sie ein wirkliches Problem gehabt. Aber es gab schon allerlei Spekulationen über das unbekannte Mitglied, zum Beispiel auch, dass «Junior» der Superheldenname war. Einige Gegenstimmen waren laut geworden, die behaupteten, dass es auch Hulk oder Thor gewesen sein könnten, mit denen gesprochen worden war, aber dieses Missverständnis hatte man schnell aus der Welt geschafft. Sowohl Hulk als auch Thor waren zu genau derselben Zeit gesichtet und gefilmt worden und keiner der Beiden sprach mit einem unsichtbaren Gegenüber. Das konnte ja heiter werden. Wenn herauskam, dass eine Minderjährige ein Teil der Avengers war, dann konnten sie sich auf etwas gefasst machen. Das würde einen Aufschrei geben. Es musste also endlich etwas geschehen. Da klopfte es an Furys Tür, dann ging sie auf. Barton stand dort, wirkte ausgeruht, wenn auch ein wenig trübselig.
«Agent Barton! Wie schön, dass es Ihnen wieder besser geht. Gut, dass Sie hier sind, ich wollte Ihnen sowieso ihre neue Mission...» Der Agent unterbrach ihn.
«Deswegen bin ich nicht hier.» Überrascht wartete Fury ab, was er zu sagen hatte. Barton seufzte.
«Wissen Sie noch, meine Bitte, Kayla adoptieren zu dürfen? Ich nehme es zurück.» Und obwohl Fury eine enttäuschte Miene machte, jubilierte er innerlich. Alles regelte sich von selbst. Er würde gleich danach Stark bescheid sagen.
Ja, ich habe mich endlich entschieden. Ihr glaubt ja nicht, wie knapp ich daran vorbeigeschrammt bin, diese Buch in "Books of a Barton" oder "Diarys of Rogers" umzubenennen und entweder Clint oder Steve die Verantwortung zu übergeben. Aber wie war das noch einmal, die Demokratie ist das Mittel des modernen Staates? Und es haben wirklich die meisten von euch für Tony gestimmt. Noch einmal vielen, vielen Dank für euren Einsatz. Im Ernst, ich hätte nicht gedacht, dass ihr so mitfiebert und euch so sehr daran beteiligt, wer Kayla jetzt schlussendlich adoptieren soll, denn ich denke, es war am Schluss allen klar, um was es ging. Ich hoffe, ich habe euch nicht allzu sehr enttäuscht. Aber das ist noch nicht das Ende! Es geht noch eine ganze Weile weiter.
Und für die, die überhaupt nicht damit zufrieden sind, dass es schlussendlich doch Tony sein wird, der Kayla adoptiert, für die hier eine Ankündigung: Ich werde bald zwei weitere Bücher veröffentlichen, wie oben schon erwähnt, "Books of a Barton" und "Diarys of Rogers". Und dort geht die Entscheidung anders aus. Aber es wird wohl noch ein bisschen dauern, ich bin momentan vollkommen zufrieden, ein Buch wöchentlich zu updaten. Wer weiss, was passiert, wenn ich auf einmal zwei habe (wahrscheinlich würde ich keins uploaden, also ist es definitiv besser, wenn ich nur eines habe).
Puh. Lange Rede, kurzer Sinn, ihr seid herzlich dazu eingeladen, weiterhin zu kommentieren. Und auch, wenn es nicht Clint und Steve waren, weiterzulesen.
Bis nächste Woche
Aeide_thea
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