22. Mandarinprobleme
Es war Anfang Juli, als es dann wirklich chaotisch wurde. Das ganze Abenteuer begann damit, dass Stark mich kontaktierte. Er stand nicht mit seinem Werkzeugkoffer auf der Matte, obwohl er sich die ganze Woche noch nicht hatte blicken lassen und er benachrichtigte mich auch nicht wie üblich, wenn er gerade keine Zeit hatte, durch seinen digitalen Assistenten, der mir etwas ausrichtete (ich hatte ihm mittlerweile Zugriff auf alle Computer gegeben, die ich benutzte), sondern auf die altmodische Art. Er skypte mich an. Mein Account war zwar nur für den absoluten Notfall, aber er war auch schon dafür benutzt worden, dass ein gewisser Milliardär sich nicht hatte entscheiden können, welche Pizza er bestellen sollte. Stark sah gestresst aus, als ich den Anruf entgegennahm und sein Bild vor mir aufpoppte.
«Kayla, endlich. Weisst du die Frequenz noch, auf der wir damals in New York gesendet haben?»
Ich suchte in meinem Verlauf nach der Nachricht von Nick Fury. Ich fand sie. «Klar, gerade gefunden. Wieso?»
Stark nahm einen kleinen Ohrstecker von dem Tisch neben ihm und stopfte ihn sich ins Ohr. «Das hatte ich gehofft. Ich brauche deine Hilfe in einer bestimmten Sache. Es ist wichtig.» Er beendete den Skypeanruf, aber ich loggte mich in die Frequenz ein und konnte so weiter mit ihm sprechen.
«Da bin ich mir sicher. Sie hören sich nämlich so an.»
Stark atmete tief durch. «Hör zu, es geht um den Terroristen, der neuerdings das Fernsehen übernehmen kann. Der Mandarin.»
Ich suchte bereits nach dem Namen und überflog einige Artikel. «Was ist mit ihm?»
«Er gehört zu den 10 Ringen. Das ist die Organisation, die mich vor fast 4 Jahren gekidnappt hat. Und er ist gefährlich. Er hat jetzt schon mehrere Bombenanschläge verübt.»
«Ich weiss. Wieso rufen Sie genau mich an?»
Er schwieg kurz. Dann: «Ich weiss, du kennst ihn nicht, aber einer meiner treuesten Freunde hat eine der Explosionen überlebt. Die im Chinese Theatre. Er ist schwer verletzt. Ich sitze gerade neben seinem Krankenbett. Er liegt im Koma. Sie wissen nicht, ob er überhaupt wieder aufwachen wird.»
Ich schluckte, als ich die Berichte über den Anschlag durchging. Vor allem, als ich die Opferzahlen sah. «Was auch immer ich für Sie tun kann, Stark...»
«Such den Ort, von dem dieses Schwein sendet. Ich habe genug von seinen Drohungen.» Ich hörte, wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde, dann Schritte. Schliesslich Starks Stimme und die einer Frau. Er sprach mit der Krankenschwester. Wieder Schritte. Ich konzentrierte mich darauf, zu tun, was Stark mir gesagt hatte. Was gar nicht so einfach war. Das Signal war überall auf der Welt umgeleitet worden und ich war mir nicht einmal sicher, ob ich es überhaupt orten konnte. Ich hörte, wie ein Lift klingelte, dann, wie Stark einstieg. Ich suchte weiterhin nach dem Sendeort. Es war frustrierend. Einmal gab mir der Computer an, er wäre in Afghanistan, einmal, er sässe irgendwo in der Karibik, dann wieder Italien, mitten in Rom. Ich kannte das Verschlüsselungsprogramm nicht. Es war, als würde die Lösung direkt vor meiner Nase liegen, aber ich wäre einfach zu dumm, sie zu finden. «Schon was herausbekommen?», kam es von Stark.
«Nein...», grummelte ich.
«Du hörst dich nicht besonders optimistisch an, Junior.»
Ich hackte ungeduldig auf die Tastatur ein. «Wieso nennen Sie mich eigentlich Junior?»
Kurze Stille. «Weil du die Jüngste unter den Avengers bist.» Ich lachte auf.
«Unter den Avengers? Hört sich ja so an, als wäre ich ein Teil davon.»
«Bist du auch.»
Ich erstarrte. «Bitte, was?»
Er lachte leise. «In der Tat. Wusstest du das nicht? Wirklich, ich hätte dich nicht für so brav gehalten, dass du Nick Furys Regeln befolgst und SHIELD in Ruhe lässt.»
Ich hatte Stark einmal davon erzählt, was Fury mir für Regeln auferlegt hatte. «Was meinen Sie damit?»
«Such mal im Intranet nach >Avengers<».
Ich liess die Suche nach dem Signal links liegen und tat, was Stark mir empfahl. Ich fand einen Ordner. Als ich die Dokumente durchging, erstarrte ich. Neben den Akten von Steve Rogers, Tony Stark und Co. war auch meine darin zu finden. Natürlich mit geschwärzter IQ-Zahl. Mit angehaltenem Atem las ich die Notiz, die dazugeschrieben worden war.
«Inoffizielles Mitglied der Heldentruppe, zuständig für Computerarbeit und Rückendeckung, keine Superkräfte.»
«Wow...», murmelte ich.
«Cool, oder?»
Ich war zu überwältigt um zu antworten. «Ich bin ein Mitglied der Avengers!», flüsterte ich, als ich meine Stimme zurückhatte.
«Aber ein inoffizielles...», meldete sich Stark. «Das heisst: Keine Actionfiguren, keine Poster und keine Fans.»
Ich runzelte die Stirn. «Aber eine Mitgliedskarte bekomme ich doch, oder?» Stark lachte leise.
«Aber nur vielleicht!» Der Lift klingelte erneut und der Klang von Starks Schritten veränderte sich. Er war aus dem Lift gestiegen. Ich kümmerte mich wieder um das Signal, schaffte es aber immer noch nicht, es zu orten. Dieses Mal kam dauernd Florida heraus. «Machst du Fortschritte?»
Ich schnaubte. «Jetzt soll der Sendeort Florida sein. Idiotische Verschleierungssoftware.»
Stark seufzte. «Versuch es einfach weiter, ja?»
Ich schnaubte. «Als ob ich so schnell aufgeben würde.»
Ich hörte eine Türe aufgehen, dann, von einem Moment auf den Anderen, setzte ein unglaublicher Lärm ein. Stimmen, die durcheinanderschrien, «Hier, hier, Mr. Stark!», brüllten. Reporter. Ehe ich Stark raten konnte, so schnell wie möglich zu verschwinden, passierte es.
«Mr. Stark? Wann wird jemand diesen Typen umlegen? Ich frag' nur...» Es hörte sich nicht an, wie ein Reporter. Keine sorgfältig ausformulierte Frage. Kein >Die Zuschauer würden gerne wissen...<. Das war jemand anderes. Mit einem Mal war es still. Und ich wusste, irgendetwas würde passieren. Was nicht unbedingt gut war.
«Stark, tun Sie jetzt nichts Dummes...», warnte ich ihn.
Die einzige Antwort, die ich bekam, war etwas Dummes. Stark antwortete dem Fragesteller nämlich. Und das vor allen Reportern. «Das wollt ihr also...», murmelte er. Dann erhob er die Stimme und während er sprach hätte man eine Stecknadel fallen hören können. «Jetzt kommt mein Festtagsgruß, live und exklusiv für den Mandarin. Ich war mir nur über die Wortwahl bis eben unklar: Mein Name ist Tony Stark und ich habe keine Angst vor Dir! Ich weiß, dass Du ein Feigling bist. Ich habe also entschieden, dass Du gerade gestorben bist, Kumpel! Ich werd' Deine Leiche abholen. Hier geht's nicht um Politik, sondern einfach um die gute, alte Rache. Vergiss das Pentagon! Nur Du und ich! Also, falls Du mutig genug bist, dann komm doch einfach zu mir. 10880 Malibu Point, kannst ruhig Dein Navi benutzen. Ich lass Dir die Haustür offen! ... War es das, was Sie wollten?» Es krachte unschön, als wäre etwas in Stücke gegangen. «Rechnung an mich!» Dann heulte ein Automotor auf und die Rufe der Reporter, die nach der Ankündigung wieder zu lärmen begonnen hatten, wurden leiser.
«Was war das?», fragte ich. Stark antwortete nicht. Ich hackte mich in sein Auto und benutzte eine kleine Kamera, die direkt neben dem Lenkrad eingebaut war. Weshalb? Keine Ahnung, vielleicht, damit er mit seiner Freundin skypen konnte. «Sind Sie neuerdings lebensmüde?» Ich musterte das Bild. Er hatte die Augen starr auf die Strasse gerichtet, seine Halsmuskulatur trat hervor. Er sah ziemlich wütend aus. Und er war bleich. «Sie sehen schon irgendwie halb tot aus.»
Er verdrehte die Augen. «Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du dich nicht in meine Technik hacken sollst?»
«Sie haben mich ignoriert. Also hab' ich es auf die einfachere Art gemacht. Ich hätte auch warten können, bis Sie mir den Code gesagt hätten, aber das wäre viel zu lange gegangen. Wieso haben Sie eigentlich eine Kamera im Auto?»
«JARVIS.»
Ich kratzte mich am Kopf. «Aha. Sagen Sie, will ich mir ihren Auftritt von vorhin überhaupt im Fernsehen anschauen oder nicht?»
Er stöhnte. «Mach, was du nicht lassen kannst, Junior.»
Dieses Mal protestierte ich nicht gegen den Spitznamen. Erstens war es ein tolles Gefühl, zu wissen, dass SHIELD mich zu den Avengers zählte und zweitens, auch wenn ich es nicht gerne zugab, mochte ich es, wenn Stark mich so nannte. Ich hatte noch nie einen Spitznamen gehabt. Ich war immer nur Kayla gewesen. Nie etwas anderes. Also suchte ich nach Starks Ansprache von vorhin und wurde allzu schnell fündig. Ich stöhnte. «Das ist noch viel schlimmer, als ich es mir vorgestellt habe. Stark, Sie haben gerade einen Terroristen bedroht. Und ihm ihre Adresse gegeben. Das ist idiotisch.»
Er seufzte. «Wenn du das so darlegst, dann ist es das tatsächlich. Vorhin ist es mir aber absolut logisch vorgekommen.»
«Ja, dass scheint mir so. Und, was haben Sie jetzt vor?»
Er zuckte die Schultern. «Keine Ahnung. Ich glaube, ich bleibe in meinem Haus, schlürfe irgendein Cocktail und warte darauf, dass er mich angreift. Hast du übrigens schon einmal darüber nachgedacht, dass es eine reichlich seltsame Bombe war?» Ich sah noch einmal nach der Suche des Sendestandorts nach. Der Typ sass jetzt irgendwo in den Bergen der Schweiz. Ich konnte mir das Lachen nur schwer verkneifen, als ich mir den Terroristen dabei vorstellte, wie er auf einer Sonnenterasse in den Schweizer Bergen sass und Käse ass. «Was ist so lustig daran?», fragte Stark irritiert.
«Nichts... Ich musste nur gerade an etwas anderes denken.»
«Aha. Zurück zum Thema. Hast du schon einmal darüber nachgedacht?»
Ich seufzte. «Nein. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mich über ihre Dummheit aufzuregen. Und natürlich den Mandarin in den Schweizer Alpen zu suchen.»
Er gab ein schnaubendes Lachen von sich. «Nicht dein Ernst.»
«Doch.»
Er wurde allzu schnell wieder ernst. «Hör zu. Was auch immer da explodiert ist, es war so heiss, dass es die Leute in unmittelbarer Nähe verdampft hat! Ausserdem wurden keinerlei Bombensplitter gefunden.»
«Wenn es Menschen verdampft hat, wieso sollte es dann nicht auch die Bombensplitter verdampfen?»
Zustimmendes Murmeln von Stark. «Stimmt schon. Aber es kommt mir seltsam vor. Sehr seltsam.»
«Schon irgendwie.» Wir schwiegen kurz.
Dann griff er das Thema wieder auf. «Das Problem dabei ist, dass es sich bei allen Mandarinattentaten genauso verhält, wie bei dem im Chinese Theatre. Und es gab sogar schon solche Fälle, ehe es den Mandarin überhaupt gab. Oder wenigstens welche, die nicht von ihm anerkannt wurden. Es ist wirklich seltsam.»
Ich kratzte mich am Kopf. «Ich würde Ihnen wirklich gerne helfen, Stark, aber meine Methoden funktionieren irgendwie nicht. Und ich kann Ihnen auch nicht mit breitgefächertem Wissen über verschiedene Bomben helfen, genauso wenig wie mit einer Deduktion à la Sherlock Holmes. Ehrlich gesagt kann ich gar nichts für Sie tun.»
«Du tust ganz schön viel für mich, Kayla. Es... ist irgendwie beruhigend, deine Stimme im Ohr zu haben. Dadurch weiss ich, dass jemand da ist und darauf aufpasst, dass mir niemand in den Rücken fällt. Ausserdem bist du lustig. Und ich weiss, dass kein irrer Terrorist eine Bombe auf mein Auto abschiessen kann. Oder, dass ich wenigstens früh genug davor gewarnt werde.»
«Das ist ein echt grosses Kompliment, wissen Sie das?»
Er zuckte die Schultern und setzte sich seine Sonnenbrille auf. «Klar weiss ich das. Ich bin schliesslich Tony Stark.» Ich verdrehte die Augen. Sein Ego würde wohl nie kleiner werden. Der Motor seines Autos heulte noch einmal auf, dann stellte er ihn ab. Er grinste in die Kamera. «Ich gehe jetzt rein. Du kennst den Security Code meiner Kameras.»
Ich verdrehte die Augen. «Als würde ich den brauchen.»
Er hob mahnend den Zeigefinger. «Du benutzt ihn. Klar?» Ich loggte mich aus seinem Auto aus und benutzte ausnahmsweise den Code, den er mir schon vor einiger Zeit gegeben hatte. Ein weiteres Fenster erschien auf meinem Bildschirm.
«Hallo, Kayla. Schön, dich auch einmal wiederzusehen», erklang auf einmal eine angenehme Stimme mit britischem Akzent.
Ich grinste. «Hi, JARVIS.» Ich sah auf den Kameras auf der Aussenseite der Stark Villa, wie der Milliardär ausstieg. Sein Wagen fuhr sich selbst in die Garage.
«Du hast es also aufgegeben, ihn immer TARDIS zu nennen?»
Ich zuckte die Schultern. «Irgendwann bekommt jeder Witz einen Bart.»
«Solange es ein Bart ist, wie ich ihn habe, stört das doch keinen...», grinste Stark.
Ich stöhnte. «Mann, Sie müssen wirklich an ihrer Bescheidenheit arbeiten.» Er betrat das Haus. Es war seltsam, ihn von verschiedenen Blickwinkeln aus zu sehen, als würde ich gleichzeitig vor ihm, hinter ihm und neben ihm stehen.
«Tony?» Die Frauenstimme schien von oben zu kommen. Diese Villa musste riesig sein. «Ist jemand bei dir?» Eine hübsche Frau mit langen, erdbeerblonden Haaren sah über das Treppengeländer. Sie sah besorgt aus, wozu sie auch allen Grund hatte. Schliesslich stand sie in dem Haus, dass Stark dem Mandarin zur Zerstörung freigegeben hatte. Sie wirkte ein bisschen verwirrt, als sie bemerkte, dass Stark alleine war.
«Hey, Pepper.»
Ich sah mir die Frau gleich noch einmal genauer an. «Das ist die berühmte Pepper? Die, von der Sie mir immer vorgeschwärmt haben? Die, die Sie in New York anrufen wollten?»
Er verzog das Gesicht. «Bitte, fang nicht von New York an. Und ja, die Pepper.»
«Mit wem redest du, Tony? Führst du neuerdings Selbstgespräche?»
Stark seufzte. «Es wurde schon lange Zeit, dass ihr zwei euch kennenlernt. Willst du dich nicht vorstellen?»
«JARVIS?», fragte ich.
«Ja, Kayla?»
Ich grinste. «Könntest du einen Videofeed neben Stark öffnen? Damit ich mich vorstellen kann.»
«Sicher.»
Mir wurde beinahe schwindelig, als mein in die Luft projiziertes Bild auf dem Kamerabild auftauchte. Ich musste daran denken, dass mein Ich auf dem Feed auf das Kamerabild sah und das Ich auf dem Kamerabild auf dem Feed ebenfalls in ein Kamerabild sah und immer so weiter. Schnell verscheuchte ich den Gedanken. «Hi.» Ich war mies darin, neue Leute kennenzulernen. Und ebenfalls darin, Gespräche zu starten. Aber das war ziemlich offensichtlich.
Die Frau auf der Treppe schrak zusammen. Dann kam sie ganz ins Erdgeschoss hinunter und sah verwirrt zwischen Stark und dem Hologramm neben ihm hin und her. «Was...», fragte sie, als erwarte sie, dass der Multimiliardär a.k.a ihr Freund, etwas angestellt hatte.
Stark kratzte sich am Ohr. «Pepps, erinnerst du dich noch an diesen Hack? An dem ich fast verzweifelt bin?»
Sie runzelte die Stirn. «Klar. Das Mädchen, dass du dazu fragen wolltest, wurde doch angefahren und liegt noch im Koma, oder?», sie hörte sich immer noch verwirrt an.
Ich räusperte mich. «Eigentlich... nicht. Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss. Tut mir leid, Stark hat nie ihren Nachnamen erwähnt, ich weiss nur, dass Sie Pepper heissen.»
«Potts», antwortete sie verwirrt. «Ich heisse Pepper Potts. Und du bist...?»
«Der Hacker. Und das Mädchen im Koma. Was ich eigentlich nie war, aber egal. Ich heisse Kayla.»
Jetzt sah sie vollkommen verwirrt aus. «Der Hacker? Du?»
Stark grinste. «Ziemlich eindrücklich, was? Und sie ist erst 10», er hörte sich an wie ein stolzer Vater. Oder jemand, der über ein neues Auto referierte.
Ms. Potts blinzelte etwas überrumpelt. «Und wieso ist sie jetzt in unserem System?»
Stark richtete konzentriert seinen Kragen. «Weil ich sie um Hilfe gebeten habe.»
Ihre Augen wurden gross. «Tony, das ist ein Kind!»
«Ein überaus intelligentes Kind, dass sogar mich im hacken geschlagen hat. Und das ein inoffizielles Mitglied der Avengers ist.»
«Was?» Unauffällig begann ich, das in die Luft projizierte Bild von mir immer kleiner und kleiner zu machen, um bloss nicht in den Streit zwischen Stark und seiner Freundin zu geraten. Sie bemerkten es nicht und stritten sich weiter und bald hatte der Streit gar nichts mehr damit zu tun, dass Stark mich um Hilfe gebeten hatte. Ms. Potts schuldigte ihn an, von seinen Anzügen besessen zu sein, während Stark verzweifelt versuchte, sich zu verteidigen.
Als ich es beinahe geschafft hatte, das Bild verschwinden zu lassen, wandte sich Stark wieder an mich. «Hab' ich nicht recht, Kayla?» Er sah etwas verwirrt aus, als er bemerkte, wie klein das Bild geworden war.
Ich seufzte und liess es ganz verschwinden. «Hören Sie, Stark, ich will mich nicht in ihre Beziehungskrise einmischen. Ich glaube, ich bin in so einer Sache der falsche Ansprechpartner.»
Ms. Potts machte eine >Hab ich es dir doch gesagt<-Geste. «Und sie ist auch definitiv der falsche Ansprechpartner für die Sache mit dem Mandarin.»
«Ach, ist sie das? Wenigstens muss sie dann nicht weiterhin in ihrem kleinen Zimmer in SHIELD-Hauptquartier sitzen und sich langweilen!»
«SHIELD-Hauptquartier?», fragte Ms. Potts verwundert.
«Ja, in der Tat. Was denkst du denn, weshalb Nachrichten über einen Autounfall, in den sie verwickelt war, gefälscht wurden? Wieso denkst du, hat Fury sich so idiotisch angestellt, wenn ich ihn um Hilfe gebeten hat? Weil er sie schon längst auf den Helicarrier gebracht hatte und sie dort in einer Glaszelle sitzen liess!»
Ms. Potts schlug eine Hand vor den Mund. «Das... Das kann doch nicht sein.»
Ich seufzte. «Danke für ihr Mitgefühl. Aber Stark hat recht, es ist tatsächlich um einiges interessanter, ihm zu helfen, als einfach nur dazusitzen und nichts zu tun. Aber ich sitze neuerdings wenigstens im Triskelion.»
Ms. Potts schüttelte ungläubig den Kopf. «Wenn ich Fury das nächste Mal sehe, werde ich ein ernstes Wörtchen mit ihm wechseln.»
Ich schnaubte. «Viel Glück damit.» Und dann passierte etwas Seltsames: Es klingelte an der Tür.
«Ähm... Sind wir immer noch bei Ding-Dong?», hakte Stark bei seinem virtuellen Butler nach. «Wir sollten doch mittlerweile auf höchster Sicherheitsstufe sein.»
"Und wie sieht die aus?", schnaubte ich. "Mit einer Alarmsirene als Klingelton, die noch die Fische hören können? Mit roten Lichtern, die blinken, wenn der Klingelknopf gedrückt wird? Fantastische Idee."
Stark verdrehte die Augen. "Anstatt Reden zu schwingen, könntest du auch einmal nachsehen?"
Ich seufzte. Irgendwie hatte er recht. Ich wechselte auf die Kamera vor der Haustür. «Stark... Das steht eine Frau vor der Tür. Lange braune Haare, gross. Kennen Sie sie?»
«Kann ich anhand deiner detailreichen Beschreibung leider nicht sagen. JARVIS, lass sie rein.»
Ich sah zu, wie sich die Türe öffnete und die Frau eintrat. «Und was ist, wenn sie eine Killerin ist?»
«Hat sie eine Pistole in der Hand?», fragte er mich.
«Nein, aber ...»
«Dann vergiss das mit der Killerin.» Er stutzte kurz. «Woher weisst du überhaupt, was eine Killerin ist?»
Ich räusperte mich etwas verlegen. «Filmabend.»
«Diese Filme tun dir ganz bestimmt nicht gut, Kayla.»
«Was soll ich sonst schauen? Biene Maya?»
Er verdrehte die Augen. «Sachfilme. Biographien. Keine Ahnung», er hatte wirklich keine Ahnung von Kindererziehung. Auch wenn ich von mir nicht mehr sagen konnte. Ich schwieg, als die Frau eintrat. Stark sah etwas angeschlagen aus, als er sie sah. «A propros Biene Maya. Maya Hensen.»
Sie sah angenehm überrascht aus, dass er ihren Namen kannte. Allerdings auch ein wenig verwirrt über den Kommentar über die Kinderserie. «Ich hätte nicht gedacht, dass du dich daran erinnerst.»
Stark kratzte sich peinlich berührt am Kopf. «Äh, ja. Wie auch immer. Du kommst etwas ungelegen. Wie wäre es, wenn du in ein paar Tagen noch einmal kommst? Ich habe gerade einen Terroristen bedroht.»
Sie nickte. «Ich weiss. Nicht besonders clever von dir, wenn ich das so formulieren darf. Aber so habe ich dich gefunden.»
Stark zuckte die Schultern. «Das höre ich im Moment öfters.» Sie unterhielten sich, während meine Aufmerksamkeit zu den Aussenkameras des Hauses wanderte.
Ich erstarrte, als ich sah, was auf die Villa zukam. «Uh... Stark? Sollen die Helikopter da sein?»
«Ich habe der Presse meinen Wohnort gegeben. Ich glaube, die Helikopter sind da irgendwie zu erwarten.»
«Ich glaube nicht, dass die von der Presse sind, Stark. Oder ist es neuerdings normal, dass die Bomben dabeihaben? Die sie auf ihre Villa richten?»
«Ver...»
«Tony!», kam es von Ms. Potts. «Nicht vor einem Kind!»
Stark verdrehte die Augen, während er sich umdrehte und die Arme in einer seltsamen Geste verrenkte. «Raus hier, Pepper, Maya! Ich schaffe das schon!»
«Machen Sie schneller, Stark! Sie werden die Bomben gleich abfeuern!», warnte ich ihn.
«Komm schon...», murmelte er. «Komm schon...» Und ehe der Anzug, der auf einmal angeflogen kam, Stark auch nur erreichen konnte, trafen die Bomben das Gebäude und das Bild auf meinem Computer verlor sich in grauen und weissen Streifen.
Nach einem kleinen Schockmoment loggte ich mich in seinen Anzug ein. «Du hast ja ganz schön lange gebraucht», kommentierte Stark. Er wirkte überraschenderweise völlig ruhig, auch wenn sein Haus gerade pulverisiert wurde.
«Ich dachte, sie wären von ihrem eigenen Haus erschlagen worden! Glauben Sie etwa, da fällt einem gleich ihr Ironmanpasswort wieder ein?», grummelte ich.
«Nicht so schwer, es sich zu merken. Ich meine, PePpErLoVeSiRoNmAn47 ist doch einprägsam, oder?»
Ich verdrehte die Augen. «Weiss es Ms. Potts?»
«Wehe du erzählst ihr davon!»
«Das fasse ich als Nein auf.»
Obwohl unser Geplänkel höchstens ein paar Sekunden gedauert hatte, reichte es dem zweiten Helikopter, zu schiessen. Der Boden unter Starks Füssen brach zusammen, er rutschte über die Kante ins Meer. Wir stiessen beinahe synchron einen erschrockenen Schrei aus, auch wenn er viel direkter mit der Situation konfrontiert war als ich. Manchmal war ich ziemlich froh darüber, dass ich nur hinter dem Bildschirm sass. Ich sah zusammen mit Stark das Meer in atemberaubendem Tempo immer näher kommen, sah, wie das Bild sich erschütterte, als er auf die Oberfläche traf und dann löste sich das Bild zum zweiten mal in wenigen Sekunden in graue und weisse Streifen auf. Nur, dass ich mich dieses Mal nirgendwo neu einloggen konnte. Nur, dass auch der Audiokanal auf einmal tot war. Stark war allein. Genau wie ich. Und ich war ziemlich sicher, dass uns das beide gleich verängstigte.
Verzweifelt hieb ich auf die Tastatur ein. JARVIS antwortete nicht. Ich fand keinen Weg, erneut Kontakt aufzunehmen. Ich versuchte mich zum tausendsten Mal in seinen Anzug einzuloggen, aber es war beinahe, als sei sein ganzes Anzugsystem zusammengebrochen. Also versuchte ich es auf dem unzivilisierteren Weg: Ich hackte mich hinein. Was auch nicht funktionieren wollte. Als wäre es das erste Mal, dass ich es versuchte. Ich hörte nicht, wie hinter mir die Türe aufging. Ich hatte Zugriff auf einen Anzug, aber das war nicht der von Stark, das war der seiner Freundin. Er musste sie vor der zweiten Explosion in den Anzug gesteckt und so gerettet haben. Seit sie den Helm abgesetzt hatte, funktionierte das System dieses Anzugs auch nicht mehr richtig. Da so zirka sämtliche von Starks Kameras auf dem Grundstück durch die Explosion zerstört worden waren und seine Autos am Grund des Meeres lagen, konnte ich noch nicht einmal nachschauen, wie es seiner Pepper und Starks... Kollegin? Ehemaligen? ging. Als sich jemand hinter mir räusperte, zuckte ich zusammen. Hastig drehte ich mich um.
Coulson sah etwas blass aus und mir fiel auf einmal ein, dass ich ihn monatelang nicht mehr gesehen hatte. «Hallo, Kayla.» Täuschte ich mich oder sah er nicht besonders glücklich darüber aus, mich zu sehen. «Was genau machst du da? Director Fury hat mir gesagt, dass du eigentlich nicht mehr hacken solltest.»
Ich kratzte mich verlegen am Kopf. «Hi Agent Coulson, lange nicht gesehen. Wie geht es denn so?»
Er ging nicht auf meine Frage ein. «Was machst du da, Kayla?» Grummelnd gab ich die Sicht auf den Code frei, der über den Bildschirm lief.
Er seufzte. «Muss ich das jetzt dem Direktor melden?»
Ich versenkte die Hände in den Hosentaschen. «Sie hören sich an, wie ein Lehrer an meiner Schule.»
Er zog eine Augenbraue hoch. «Wieso tust du das, Kayla? Wieso kannst du einfach nicht aufhören, zu hacken?»
Ich verdrehte die Augen. «Es ist für Stark! Er hat mich um Hilfe gebeten. Und jetzt habe ich den Kontakt zu ihm verloren. Ich mache mir Sorgen, Agent Coulson!»
Er musterte mich noch einmal, dann nickte er. «In Ordnung. Wenn ich dich aber das nächste Mal dabei erwische, wie du dich in fremden Netzwerken befindest, dann kommst du nicht so glimpflich davon.» Und damit verschwand er aus dem Zimmer. Zuerst konnte ich mein Glück nicht fassen. Dann wandte ich mich wieder dem Computer zu. Stark konnte unmöglich tot sein. Dazu war er viel zu nervig.
Einen Tag zu spät? Ups. Aber wie war das? Ein Osborn entschuldigt sich nie? Dummer Witz, ich weiss. Egal. Also, ich wollte mich für die Kommentare eurerseits bedanken. Vor allem für die, die auf mögliche Rechtschreibfehler hinweisen. Und ich finde es echt toll, dass da Diskussionen darüber entbrennen, ob Kayla Steve jetzt "Siezt" oder nicht. Oder, ob Peter Parker als Zehnjähriger keine doofe Nebenfigur ist. Keine Angst, in den nächsten Kapiteln kommt viel Peter. Und ja, Peter ist hier noch nicht Spider-man. Aber achtet auf das "noch". Und, um meinen Monolog anzuschliessen (es liesst ihn wahrscheinlich sowieso niemand), Steve, Clint oder Tony? Und was denkt ihr, was das ist, über das Maria "Agent" Hill und Director Nicolas J. (Jürgen? Joonte?) Fury diskutieren? Und wieso haben sie Steve aus den möglichen Kandidaten herausgeworfen?
Bis nächste Woche
Aeide_thea
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