Stark Chronicles 3: Zweiter alternativer Prolog, unfertig
Ich konnte spüren, als die Sonne von meinem Gesicht verschwand und ein Schatten über mich fiel, weigerte mich aber, die Augen zu öffnen. "Lass mich, Ken", murmelte ich. "Noch fünf Minuten."
Für einen kurzen Moment blieb Ken Oklee, ehemaliger CIA-Agent und einer meiner besten Freunde, unschlüssig stehen, dann hörte ich es rascheln, als er sich neben mich ins hohe Gras legte. Ich lächelte leise in mich hinein, als er mir den Ellbogen sanft in die Seite stiess. "Du bist schrecklich faul. Wir sollten trainieren! Dein Tik-Tak ist mehr als ausbaufähig. Und dabei ist das besonders wichtig für dich, schliesslich bist du nicht sonderlich gross und..."
Ich stöhnte und blinzelte in die Sonne hinauf. "Kannst du nicht einmal einfach den Moment geniessen?"
"Das musst gerade du sagen", kam es amüsiert zurück. "Diejenige, die nie einen Moment ungenutzt verstreichen lässt und viel ungeduldiger ist, als es eigentlich möglich sein sollte."
"Ach, hör auf. Als wärst du besser."
Ich konnte beinahe hören, wie er die Augenbrauen hochzog und sie unter seiner Baseballmütze verschwanden, die er seit dem Tag trug, an dem ich ihn kennengelernt hatte. "Ich behaupte von mir, wenigstens ein bisschen geduldiger zu sein als du, Ms. Stark. Also, was machst du mitten im Central Park, im Gras liegend und in der Sonne bratend? Ist das für ein Experiment? Hast du einen Schnupfen und irgendwo gelesen, dass Sonnenlicht dagegen hilft? Komm schon, Kayla, hör auf, mir einen Bären aufzubinden."
Ich grummelte leise vor mich hin.
"Was war das?", sein Amusement war deutlich aus seinem Tonfall herauszuhören. Dieses Mal war ich es, die ihm den Ellbogen in die Seite rammte.
Eine ganze Weile schwiegen wir uns an, ich, in der Hoffnung, die Antwort vermeiden zu können, er, darauf wartend, dass ich etwas sagte. Natürlich gewann er, wie jedes Mal knickte ich schlussendlich ein. Ich öffnete die Augen ganz und drehte mich zu ihm um.
Ken starrte in den Himmel, nachdenklich, und schien die Wolken anzusehen. Er hatte diesen entrückten Ausdruck auf dem Gesicht, den ich nur selten bei ihm sah. Als dachte er über etwas wirklich Ernstes nach.
Es war nicht, dass er ein unersthafter Mensch war oder jemand, der sich vor Verantwortung drückte, er verdeckte es normalerweise nur mit einer Menge Witzen und einem breiten Lächeln, wenn ihm etwas durch den Kopf ging. Es war selten, dass er ehrlich zeigte, wenn ihn etwas belastete. Ich seufzte leise und grinste ihn breit an. Er würde mir sowieso erst davon erzählen, wenn er es wollte, es brachte nichts, ihn zu drängen.
"Pepper hat mir gesagt, ich sähe wie eine Leiche aus, so bleich wäre ich. Und das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen."
Ein leises Lächeln zuckte über seine Lippen. "Hast du wenigstens Sonnenschutz benutzt?"
"...Was?" Ich sah ihn vollkommen verwirrt an. "Wieso das denn?"
Auf seinen entsetzten Gesichtsausdruck hin, lachte ich ihn aus. "Natürlich habe ich Sonnenschutz benutzt, ich bin doch nicht lebensmüde." Für einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, dass ich mich vor der Explosion, vor dem Narbengewebe, dass immer noch grosse Teile meiner Arme und Beine, sogar Teile meines Halses und meine linke Wange bedeckte, nie um Sonnenschutz gekümmert hatte. Aber jetzt musste ich meine mehr als empfindliche Haut pflegen und dafür sorgen, dass sie nicht noch mehr beschädigt wurde. Eine konstante Erinnerung an die Fehler, die ich schon gemacht hatte.
Es wurde einfacher, das Narbengewebe zu verstecken, es war in den letzten Jahren unauffälliger geworden, aber man sah es immer noch. Vor allem aber spürte ich es viel zu oft. Ein Phantomschmerz, wie von geisterhafter Hitze und unsichtbaren Flammen, das steife Gefühl, als trüge ich ein viel zu steifes, hautenges Kleidungsstück.
"Schau mal", meinte Ken irgendwann. Er zeigte in den Himmel. "Findest du nicht, dass diese Wolke ein wenig wie ein Dackel aussieht?"
"Wenn, dann ist das eine Chimäre. Und eine hässliche."
Er schnaubte. "Das sagst du nur, weil du dich über mich lustig machen willst."
"Vielleicht!", gab ich zu. "Vielleicht meine ich es aber auch ernst und du verdienst es, dass man sich über dich lustig macht."
Daraufhin lachte er und der trübselige Ausdruck verschwand endgültig von seinem Gesicht. "Du bist ein fürchterliches Wortmonster, weisst du das?"
Ich sah ihn verwirrt von der Seite an. "Und was soll das bitte sein?"
Er starrte mich an. "Warte, das weisst du echt nicht?"
"Hör auf, um den heissen Brei herumzureden und erklär's mir!", forderte ich ihn auf. "Ich will wissen, was du mir da gerade an den Kopf geworfen hast!"
"Ich...", er zögerte kurz. "Meine Mum hat das immer benutzt, wenn ich besonders frech war. Ich dachte immer, es wäre ein allgemeingültiger Begriff, aber scheinbar nicht..."
Ich starrte ihn an. Er sprach nie über seine Familie. Oder seine Vergangenheit vor der CIA.
Sein Blick wanderte wieder zu den Wolken, auch wenn er sie gar nicht zu sehen schien, mit den Gedanken an einem anderen Ort, in einer anderen Zeit. "Sie meinte, ein Wortmonster sei jemand, der einem die Worte im Mund verdreht. Jemand, der so gut im Reden ist, dass er dem Anderen ohne irgendeine Waffe Schaden zufügen kann und derjenige es nicht einmal bemerkt."
...
"Und was soll das bitte sein?" Er sah mich verwirrt an.
"Warte, das weisst du echt nicht?", ich sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an, stützte mich auf den Ellbogen.
"Nein, sonst hätte ich dich doch nicht gefragt! Erklär's mir!" Er lächelte, kleine Fältchen um die blau-grünen Augen. "Ich will schliesslich wissen, was du mir da an den Kopf geworfen hast."
Ich lachte leise und drehte mich wieder auf den Rücken. "Im Waisenhaus gab es eine Betreuerin, die hat mich immer so genannt. Wenn ich wieder frech war und die Klappe zu weit aufgerissen habe. Ich dachte immer, das sei so eine allgemein gültige Sache, aber scheinbar nicht."
"Es könnte immer allgemeingültig sein!", widersprach er, einen etwas unbefriedigenden Ausdruck aufsetzen. Er hasste es, wenn er etwas nicht konnte und jemand anderes um Hilfe fragen musste.
"Das würdest du sicher kennen, wenn es eine Duden-Definition gäbte", beruhigte ich ihn. Auf seinen fragenden Blick hin, zuckte ich nur die Schultern. "Duden ist nur ein Wörterbuch."
"Achso", murmelte er. "Du-Den. Seltsamer Name. Aber erzähl weiter, ich höre dir zu."
Ich nickte dankbar in seine Richtung und betrachtete weiter die Wolken. Wenn ich jetzt die Augen schloss, ich wusste, ich würde das Waisenhaus vor mir sehen, mein altes Zimmer, die Baderäume... Ich gab mir allergrösste Mühe, die Augen offen zu halten. "Sie meinte, ein Wortmonster sei jemand, der einem die Worte im Mund verdreht. Jemand, der so gut im Reden ist, dass er dem Anderen ohne irgendeine Waffe Schaden zufügen kann und derjenige es nicht einmal bemerkt." Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. "Witzig", stellte ich dann fest. "Eigentlich bist du so was wie die Definition dieses Begriffs."
Er rümpfte nur die Nase. "Warum das?"
"Weil du mich dazu gebracht hast, ihn umzubringen. Weisst du nicht mehr?"
...
"Ken, bin ich ein schlechter Mensch, dafür, dass ich Peter hinhalte?" Es war Abend und wir streiften nach einer Trainingseinheit in der Stadt noch ein wenig durch die Gassen. "Bin ich ein schlechter Mensch, dafür, dass ich es zulasse, dass wir morgen auf unser drittes Date gehen, obwohl ich ihn eigentlich gar nicht auf diese Art mag?"
Ken seufzte leise. "Nein, das bist du nicht. Kayla, du warst dir einfach noch nicht sicher, als du zum ersten Date zugestimmt hast. Du bist nicht ein schlechter Mensch, nur weil du erleben wolltest, wie ein Date überhaupt so ist! Du bist nicht ein schlechter Mensch, nur weil du ein wenig Zeit mit deinem besten Freund verbringen wolltest."
Ich warf ihm einen skeptischen Blick zu.
"Du könntest aber ein schlechter Mensch werden, wenn du es ihm noch länger nicht sagst."
Ich stiess ihm einen Ellbogen in die Seite, lachte aber ebenfalls, als er......
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top