Stark Chronicles 1: Alternative Take: Iron Man 3
Stark fand es gar nicht lustig, dass seine Villa pulverisiert wurde.
Und obwohl er das Ganze schnell hätte beenden können, sendete er seinen Anzug an Pepper weiter, die den Trümmern der zusammenbrechenden Decke sonst schutzlos ausgeliefert gewesen wäre. Das er dafür derjenige war, der beinahe unter den riesigen Brocken begraben worden wäre, interessierte ihn kein bisschen.
Er war ein Held. Das gehörte zum Risiko. Pepper war nur mithineingezogen worden, weil er unvorsichtig gewesen war. Er hätte sich verfluchen können für seine Dummheit, der ganzen Welt mitzuteilen, wo er wohnte.
Anstatt sich allerdings selbst fertig zu machen, rief er einen weiteren Anzug, denn jetzt, jetzt war er wirklich wütend und als ihn das Metall einhüllte, fühlte er sich, wie schon so oft davor, unsterblich, unverletzlich, unbesiegbar. Er war Iron Man. Und er war wütend.
Ihm fiel es nicht auf, aber es passierte ihm immer öfter, dass er sich nur in seinen Anzügen, umhüllt von einer dicken Schicht Metall, sicher fühlte. Nur dann konnten ihn die plötzlichen, unerklärlichen Attacken nicht mit einem Mal, ohne Erklärung, vollkommen zusammenbrechen lassen. Panikattacken hatte sie JARVIS genannt. Aber Panik wovor?
Als ein Brocken seiner ehemaligen Decke auf ihn zuflog, wich er geschickt aus, auch wenn er nicht verhindern konnte, dem Betonstück bedauernd hinterher zu schauen. Dabei war die Villa endlich zu einer Art zu Hause geworden. Die Renovierungsarbeiten würden wohl ewig dauern. Er schüttelte den Gedanken ab und sah aus dem, was von der Fensterfront noch übriggeblieben war. Kayla hatte recht gehabt: Zwei Hubschrauber schwebten vor seinem Haus, Raketen ausgeklappt und bereit, noch einmal zu schiessen. Stark packte einen der Steinbrocken neben sich und hob ihn hoch, dank seiner Rüstung kein Problem für ihn. Er hob ihn über seinen Kopf und warf ihn dann auf einen der Hubschrauber. Er traf, das Fluggefährt taumelte noch einige Sekunden in der Luft, dann stürzte es ab. Es explodierte sogar noch, bevor es auf die Wasseroberfläche traf, auch wenn ihm nicht ganz klar war, wie.
In der unteren Ecke seines Helmdisplays erschien ein kleines Fenster. Er brauchte gar nicht hinzusehen, er wusste schon so, dass es Kayla war. "Na endlich", meinte er, auch wenn die Worte ein wenig atemloser herauskamen, als gewollt.
«Ich dachte, Sie wären von Ihrem eigenen Haus erschlagen worden! Glauben Sie etwa, da fällt einem gleich ihr Ironmanpasswort wieder ein?» Kayla schnaubte, aber er konnte die Angst in ihrer Stimme hören. Verdammt, er hätte sie da nicht mitreinziehen sollen. Manchmal vergass er einfach, dass sie nur ein Kind war.
«Nicht so schwer, es sich zu merken. Ich meine, PePpErLoVeSiRoNmAn47 ist doch einprägsam, oder?», versuchte er die Stimmung aufzulockern.
Sie verdrehte die Augen. «Weiss es Ms. Potts?»
«Wehe, du erzählst ihr davon!»
«Das fasse ich als Nein auf.» Obwohl ihre Konversation nicht länger als ein paar Sekunden gedauert haben mochte, hatte das dem zweiten Helikopter doch gereicht um nachzuladen. Stark sah gerade noch, wie die Rakete auf das Haus zusteuerte, dann detonierte sie schon und seine Villa brach doch noch über ihm zusammen. Er hörte Kayla entsetzt seinen Namen brüllen, als er über den sich langsam nach unten neigenden Boden rutschte, verzweifelt versuchend, sich irgendwo festzuhalten. Als er endlich sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, aufatmete, denn hey, er würde doch nicht ins Meer stürzen, brach die Decke zusammen.
Als wäre das noch bei weitem nicht genug, schlang sich ein Stahlkabel, das sich von einem der Brocken gelöst haben musste, sich um seinen Hals. Überrascht griff er danach, war aber zu langsam. Ehe er es lösen konnte, zog ihn der Betonblock mit sich in die Tiefe des Meeres, dass er so lange Jahre vor seinem Fenster bewundert hatte. Kurz bevor er auf die Wasseroberfläche traf, sah er noch, wie seine Autos hinter ihm her stürzten.
«Stark!» Kayla hörte sich panisch an. Er wollte sie beruhigen, ihr versichern, dass es ihm gut ging, aber dann traf er aufs Wasser und ihm blieb die Luft weg. Der Aufprall war so hart, dass der Anzug ihn nicht vollständig abfedern konnte. Er verlor beinahe das Bewusstsein. Eiskaltes Wasser drang in die Rüstung ein. Er wurde immer weiter in die Tiefe gezogen, meinte schon das Knacken des Metalls unter dem Druck der Wassermassen zu hören. Er zerrte weiter an dem Drahtseil, bekam es aber nicht los. Wasser blubberte in seinen Helm und es wurde immer schwerer, zu atmen. Sein Helmdisplay flackerte und er hörte nichts mehr von Kayla. Wahrscheinlich war der Ohrstöpsel irgendwann auf seiner Reise zum Boden des Meeres zerstört worden.
Kurzentschlossen packte er das Kabel mit beiden Händen und schmolz es mit seinen Impulsoren durch. Wenigstens dass funktionierte. Erleichtert atmete er durch, nur um gleich darauf unter seinem halben Haus begraben zu werden, dass gleich hinter ihm ins Meer gefallen war. Jetzt bildete er sich das Knacken des Anzugs nicht mehr ein. Das Wasser drang umso schneller ein, drohte ihn in seiner eigenen Erfindung zu ertränken. Panik ergriff Stark. Wenn er noch nicht einmal im Anzug sicher war...
«JARVIS?», keuchte er.
«Sir?» Die Stimme des elektronischen Butlers wurde abwechselnd lauter und dann wieder leiser.
«Wie komme ich hier raus?»
«Berechne...»
Stark hustete, als er Wasser schluckte. «Mach das schneller.»
«Atmen Sie tief durch, Sir.» Wie befohlen sog Stark so viel Luft ein, wie er konnte. Als sich die Hand von seinem Anzug löste und ihn von sich aus unter den Trümmern hervorzog, dankte Stark seinem elektronischen Helfer stumm. Ohne ihn wäre er wohl gestorben. Er schwamm so schnell er konnte zur Oberfläche, aber der Anzug war schwer und er konnte sich auf einmal nicht mehr erinnern, was er tun musste, um die Flugfunktion zu aktivieren. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen und es fühlte sich an, als würden seine Lungen platzen. Er verlor das Bewusstsein, bevor er bemerkte, dass JARVIS die Elektronik in seinen Stiefeln für ihn aktiviert hatte. Bevor er bemerkte, dass er aus dem Wasser gekommen war und in der Höchstgeschwindigkeit von seinem Apartment wegflog. Sein Butler hatte ihm zweimal hintereinander das Leben gerettet.
Als er davon aufwachte, dass JARVIS ihm ins Ohr brüllte, dass er kaum mehr genug Energie hatte, zu landen, hätte sich Tony Stark am Liebsten ein Kissen über den Kopf gezogen und weitergeschlafen.
Nur, dass sein Kissen einige hundert Kilometer weiter weg in Florida lag. Und jetzt wohl ziemlich durchweicht war. Er hatte einmal gehört, dass Salzwasser wirklich alles auflösen konnte.
Er brauchte einige Momente, bis er kapierte, wo er war. Und was es bedeutete, wenn JARVIS der Strom ausging. Verdammt. Er war schläfrig, sein Kopf hämmerte und er brauchte viel zu lange, um die Steuerung des Anzugs zu übernehmen. Kein Wunder also, dass er beinahe in ein Auto hineinkrachte, als er mehr abstürzte als landete. Er wich nur knapp aus, wohl oder übel verantwortlich für den Schreck, den der Fahrer des Wagens sicher bekam, übersah aber den Wald hinter der Strasse und krachte in die Bäume. Als er schlussendlich auf dem Boden landete, sah er zu, wie einige der Tannen, in die er geflogen war, sich langsam zur Seite neigten und ächzend umstürzten.
So viel zu "Rettet die Wälder".
Stöhnend klappte Tony sein Helmvisier auf. Er lag auf dem Rücken und konnte in den schmutzig grauen Himmel aufschauen. Für Sommeranfang war es erschreckend kalt. Obwohl es nur noch einige Tage bis zum Unabhängigkeitstag waren, hatte Stark hier nicht das Gefühl, das es Sommer war.
«JARVIS? Wo bin ich?»
«Tennessee, Sir.»
Stark versuchte sich aufzurappeln, aber der Anzug bewegte sich keinen Millimeter. «Was mache ich in Tennessee? Ich sollte bei Pepper sein. Und nach dem Mandarin suchen!» Er ruckelte weiter in der Metallrüstung herum, in der Hoffnung, sie irgendwie dazu zu bringen, sich doch noch zu bewegen.
«Kurz bevor die Villa angegriffen wurde, liessen Sie mich die schnellste Route nach Tennessee berechnen, also habe ich die benutzt.» JARVIS besass sogar die Frechheit, sich ein wenig stolz anzuhören.
Stark seufzte. «Schon gut, JARVIS. Anzug öffnen.» Stark fröstelte, als der von der Elektronik aufgeheizte Anzug sich zurückzog. Die Sommernacht war kalt.
«Weisst du was, JARVIS? Mach den Anzug gleich wieder zu.»
«Tut mir leid, Sir, aber ich muss mich zuerst ausruhen...» Die Stimme seines virtuellen Assistenten wurde immer leiser.
«Nein...», murmelte Stark, während er sich aus dem Anzug rollte. «Nicht jetzt, JARVIS. Nicht jetzt. Lass mich nicht allein!» Tau hatte sich auf den Grashalmen auf dem Boden gebildet. Kaum, dass Stark sich im Gras aufrichtete, waren sein Hemd und seine Hose schon beinahe vollkommen durchnässt. Der Anzug klappte hinter ihm wieder zu, als wollte er sich über ihn lustig machen.
Das Universum konnte ihn wirklich nicht ausstehen, oder?
Panik rollte über Stark hinweg. Wie eine Flutwelle überschwemmte es ihn: Er war alleine. Vor seinem inneren Auge tauchten die Sterne auf, die unendliche Schwärze, die Explosion. Auch dort war er alleine gewesen. Keine Stimme, niemand der ihn unterstützte, kein JARVIS. Mühsam rappelte er sich auf. Sein Herz raste. Immer neue Bilder prasselten auf ihn ein. Pepper, beinahe unter den Trümmern der Villa zerquetscht, das Stahlseil um seinen Hals, Wasser in seinem Anzug, keine Luft. Rogers, wie er ihn fragte: Ein nicht besonders grosser Mann in einer Rüstung. Lassen Sie sie weg, was sind Sie dann? Nichts, antwortete Stark sich selbst, während er mühsam versuchte, wieder auf die Füsse zu kommen. Ohne diese Rüstung bin ich nichts. Er stützte sich auf einen Baum, der jedoch den Absturz ebenfalls nicht unbeschadet überstanden hatte und unter seinem Gewicht zusammenbrach.
Stark stürzte erneut, zitternd, legte seine Hand auf die Rüstung, immer noch hoffend, dass sie sich für ihn öffnen würde. Sie tat es nicht. Stark liess sich ins Gras zurücksinken. Er wusste nicht mehr weiter. Er, der geniale Erfinder, Tony Stark, wusste nicht mehr weiter. Da Kayla nichts mehr gesagt hatte, wusste er, dass der Ohrstöpsel das Wasser nicht vertragen hatte. Er hatte nicht einmal mehr JARVIS, der immer für ihn da war. JARVIS, der ihn schon sein ganzes Leben lang unterstützt hatte. Zuerst als lebendiger Mensch und dann als KI. Sein Herz raste immer noch und die Panik lauerte hinter einer viel zu dünnen Barriere, bereit, sofort wieder über ihn hinwegzurollen. Er holte zittrig Luft. Er musste das stoppen. Ich bin Iron Man. Ich bin Iron Man. Ich bin Iron Man. Sein Herzschlag beruhigte sich langsam wieder, während er es weiterhin vor sich hinmurmelte, wie ein Mantra. Ich bin Iron Man.
Ich bin Iron Man.
Als es vorbei war, konnte er es beinahe nicht glauben. Etwas misstrauisch, ob es nicht gleich wiederkommen würde, richtete er sich auf. Aber die Panik blieb verschwunden. Er atmete tief durch. Es fühlte sich beinahe so an, als hätte er einen Marathon hinter sich. Müde sah er sich um. Wo sollte er jetzt hin? Er wusste ja nicht einmal, wo in Tennesse er war.
Nach reiflich Überlegung schnallte er seinen Anzug an sich und trottete los, auf der Suche nach einem Haus, einem Dorf oder irgendeinem Ort, wo er Strom und etwas zu Essen bekommen konnte. Er hatte Hunger. Und wenn er wählen konnte, dann würde er ein Sandwich nehmen. Es ging eine Weile, bis er etwas fand. Auf seinem Weg hinterliess er Pepper eine Nachricht auf dem Iron-Man-Kanal. Sie würde sie hoffentlich finden. Er wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte. Wie er Kayla erreichen sollte, das wusste er nicht, deshalb beschloss er, das Problem später anzugehen.
Schliesslich fand er sich vor einem kleinen Haus wieder, nicht allzu weit von einem Dorf entfernt. Es schien, als sei das Haus verlassen. Stark machte sich nicht die Mühe, anzuklopfen, er öffnete einfach die angelehnte Garagentür und trat ein. Er befand sich in einer Amateurwerkstatt, was ihm gleich ein wenig das Gefühl von Zuhause gab. Alles Mögliche lag herum, und das Sofa, dass in der Mitte des Raumes lag, musste er zuerst entrümpeln, bevor er seinen Anzug daraufsetzten konnte. Er wollte sich gerade danebensetzten, als eine etwas unsichere Stimme durch die Garage schallte.
«Hey! Sie da! Hände hoch!» Stark sah sich um. Ein Junge stand in der Türe, eine Kartoffelpistole in der Hand, mit der er auf ihn zielte. Stark grinste. Das war nun nicht wirklich bedrohlich. Dem Jungen schien es gar nicht zu passen, dass er keine Angst vor ihm hatte. Er schoss einen Messbecher auf einem Regal mit der Kartoffelpistole herunter. Das Gefäss zersplitterte. Stark grinste siegessicher.
«Jetzt hast du keine Munition mehr, Kleiner.» Der Junge grummelte irgendetwas unverständliches. «Keine Angst, ich werde dir nichts tun. Ich brauche nur ein wenig Strom für... Meinen Anzug.» Er trat einen Schritt beiseite und gab den Blick auf Iron Man frei.
«Wie cool!» Der Junge schien vergessen zu haben, dass er ihn gerade noch mit einer Kartoffelpistole bedroht hatte. Er lief zum Anzug und begutachtete ihn von allen Seiten. Stark verdrehte die Augen. Wieso mussten immer alle so auf Iron Man abfahren? Es war doch viel cooler, dass er es war, der die Rüstung gebaut hatte, oder nicht?
So. Da mein "Notizen" - Dokument immer länger wird, immer mehr Kapitel darin verschwinden und einige mir gesagt haben, es wäre doch ganz interessant, wenn ich meine gescheiterten Dinge veröffentlichen würde, mache ich das jetzt. Das hier ist eine Sammlung diverser Momente aus den verschiedenen Büchern: Im Kapiteltitel wird stehen, in welchem Band dieses Kapitel geplant gewesen wäre (Hier First Try).
Ich habe ausserdem beim Editieren dieses Kapitel bemerkt, wie sehr sich mein Schreibstil verändert hat. Ich hoffe, es ist nicht allzu schlimm geworden, denn ich konnte nicht alle seltsamen Formulierungen entfernen.
Hätte das Kapitel drin bleiben sollen oder hatte ich recht, es herauszunehmen (da es zu filmnah war)?
Kritik, Ideen, Kommentare?
aeide_thea
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