First kiss

Stardust Conner

Zuhause zog ich mir eine Jogginghose und ein oversized T-Shirt an. Ich beschloss für den Rest des Abends in meinem Bett zu liegen und Netflix zu schauen. Vielleicht war das die beste Methode, um ein strapaziertes Herz zu heilen.

Jede Sekunde kreuzte Kylie meine Gedanken, ihre Worte von heute Mittag immer wieder ein Herzstoß in mein dummes Herz, das geglaubt hatte Kylie wäre anders. Ich überlegte Zula oder Londyn anzurufen, entschied mich aber dagegen. Ich musste mich erst beruhigen und vor allem meine Gedanken sortieren.

„Star Schatz?" Es klopfte und meine Mom trat ein. „Kann ich kurz mit dir reden? - Oh, ist alles in Ordnung?" Sie sah mich prüfend an. Jede Mutter hatte diesen gewissen Scan-Blick.

Ich nickte. Ich hatte jetzt keine Kraft mit Mom darüber zu sprechen.

Ich setzte mich schließlich auf. „Was gibt's?"

„Du weißt ja, dass dein Vater und ich nicht oft die Überwachungskameras vom Haus kontrollieren, weil noch nie etwas vorgefallen ist, aber sie haben in letzter Zeit immer wieder Kylie aufgenommen - unter deinem Fenster."

„Was?"

„Ja, es klingt komisch, aber es ist nicht so wie du denkst", beruhigte sie mich. „Sie - sie setzt sich einfach an die Hauswand. Dort, wo dein Fenster ist."

Verwirrt sah ich sie an. Mein Zimmer war im zweiten Stockwerk. Warum setzte sie sich an die Stelle unter meinem Fenster?

„Mir ist aufgefallen, dass sie das immer in den Nächten macht, wenn du nicht bei ihr übernachtet hast - auch heute."

Wozu? Warum sollte sie? „Was macht sie da?" Ich verstand es nicht.

„Sie scheint unter deinem Fenster zu - wachen. Keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Jedenfalls scheint sie nie wirklich zu schlafen. Vielleicht könntest du mal mit ihr reden. Es ist... merkwürdig und unangenehm für uns."

„Ja, natürlich. Mach ich." Wie skurril musste das für Mom ausgesehen haben?

„Okay, Schatz. Ich bring dir noch etwas zu essen hoch. Du siehst geschafft aus."

„Nein Mom, ist schon okay." Doch in diesem Moment hatte sie auch schon die Tür hinter sich geschlossen.

Ich sprang auf und schaute aus meinem Fenster - und tatsächlich. Da unten saß sie. Ich öffnete das Fenster, lehnte mich heraus und zischte: „Kylie!"

Sie fuhr zusammen, rappelte sich auf und starrte zu mir nach oben. Sogar von hier oben konnte ich sehen, wie sich ihre Wangen rot färbten. Sie fühlte sich eindeutig ertappt.

„Was zur Hölle machst du da?"

„Ich ähm sitze hier."

„Ja, das sehe ich. Und meine Eltern übrigens auch auf den Überwachungskameras."

„Oh."

„Stalkst du mich? Warum bist du jede Nacht hier? Du bist wahnsinnig." Das war sie eindeutig.

„Lass es mich dir erklären. Ich komm hoch."

Hin oder her, was sie mir vorher gebeichtet hatte und mir damit quasi mein Herz und ganzes Vertrauen gebrochen hatte, wollte ich trotzdem wissen was zum Teufel sie nachts auf meinem Grundstück suchte.

Ich traute meinen Augen kaum, als sie plötzlich die Regenrinne hochkletterte.

„Kylie! Es gibt sowas, das man Türen nennt!" Sie war wirklich verrückt geworden! Was sollte das?

„Pass auf!", rief ich ihr noch zu, bevor sie mit dem Fuß abrutschte. „Kylie! Oh Gott!" Mein Herz pumpte. Ich hatte Angst, machte mir Sorgen um sie.

Als sie oben angekommen war, streckte sie ihre Hand aus und ich nahm sie ohne nachzudenken. Ich zog sie in mein Zimmer und wir wären fast zu Boden gefallen, hätte ich sie nicht an den Unterarmen gestützt. Sie starrte mich an. Wir waren uns so nah. Ich ertrug es nicht und ließ sie deshalb sofort los und machte einige Schritte rückwärts. Ich brauchte Platz zum Atem. Der Raum mit ihr hier war auf einmal so eng geworden. Ich spürte ihre Anwesenheit in jeder Faser meines Körpers und es machte mich wahnsinnig.

Sie lächelte mich schüchtern an. Glaubte sie, dass das alles wieder reparieren würde? Gott, ich verfluchte sie, genauso wie mein Inneres und meine Knie, die weich wurden. Alles mit Kylie fühlte sich so... intensiv an. Meine Anziehung zu ihr, aber auch meine Wut auf sie.

„Rede", forderte ich.

„Womit soll ich anfangen? Mit dem was ich heute in der Schule gesagt habe oder warum ich - "

„ - warum du mich in meinem Zuhause stalkst?", unterbrach ich sie.

„Oh Gott, das würde ich niemals machen! Ich passe auf dich auf. Das muss ich tun. Ich wache über dich."

Ich sah sie schräg an. „Ist das dein Ernst?"

„Es gibt Menschen, die mich zu ihren Feinden erklärt haben. Und sie wissen, was meine Schwachstelle ist - wer sie ist."

Mein Magen zog sich zusammen. Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Ich war... ihre Schwachstelle?

„Also ja, ich habe immer nur gelogen, wenn ich gesagt habe, dass ich Angst habe und du bei mir schlafen sollst."

Das wäre meine nächste Frage gewesen.

„Das habe ich getan, weil ich dich in Sicherheit wissen wollte. Und das bist du bei mir immer gewesen. Ich konnte einfach kein Risiko eingehen, dich hier alleine in diesem Haus zu lassen. Jeder hätte so leicht wie ich gerade deine Regenrinne hochklettern können. Es ist ein Kinderspiel hier reinzukommen. Es beruhigt mich sogar, dass deine Eltern endlich mal einen Blick in die Aufnahmen ihrer Überwachungskameras geworfen haben. Ich habe mich schon lange gefragt, wann sie das endlich tun würden."

„Wie lange hast du...?"

„Seit es mir wieder möglich gewesen war, während ich weg war." Sie machte einen Schritt auf mich zu. „Du warst nie alleine, Stardust. Ich war immer hier."

Ich machte einen Schritt zurück. „Du hast keine Ahnung, was du mir angetan hast. Hättest du mir nur ein Lebenszeichen gegeben. Manchmal habe wirklich gedacht, dass du..." Meine Augen füllten sich mit Tränen.

„Du hast keine Ahnung, wie sehr leid mir das tut. Alles. Ich wollte das nie. Das hätte ich niemals gewollt. Aber irgendwann ist alles aus dem Ruder gelaufen. Ich hatte keine Kontrolle mehr."

„Heute morgen hast du noch gesagt, dass du freiwillig gegangen bist, weil dir langweilig war. Erzähl nicht dauernd eine andere Geschichte!" Ich wurde wütend, weil sie mich verwirrte. Verkaufte sie mich für dumm?

„Ich habe gelogen, Stardust. Wie hätte ich dich einfach so ohne Weiteres hinter mir lassen können?"

„Aber das hast du."

„Ja, weil ich keine andere Wahl hatte und - weil ich dachte, dass du ohne mich besser dran wärst. Ich - ich wäre niemals gut genug für dich gewesen. Aber du hast nie losgelassen. Wenn ich heimlich nach Gracehill gekommen bin, habe ich gesehen, wie sehr du mich vermisst hast. Du hast alles daran gesetzt mich wiederzufinden, hast nie aufgegeben oder die Hoffnung verloren. Gott, Stardust, das hätte ich niemals gedacht - dass sich jemand so mich sorgt, dass ich jemanden so viel bedeute."

„Natürlich bedeutest du mir viel!", schrie ich. „Das hast du immer!"

Sie schluckte und biss sich auf die Unterlippe.

„Manchmal, wenn irgendetwas Aufregendes passiert ist, habe ich dich aus Gewohnheit angerufen, nur um durch deinen Anrufbeantworter wieder daran erinnert zu werden, dass du weg bist." Ich setzte mich auf meine Bettkante und stützte meinen Kopf in meine Hände. „Manchmal habe ich deine Stimme so sehr vermisst, dass ich mir deinen Anrufbeantworter zehn Mal hintereinander angehört habe."

Plötzlich spürte ich ihre Hand auf meinen Rücken. Ich guckte zusammen. Ich hatte nicht bemerkt, dass sie sich neben mich gesetzt hatte.

„Es macht mich wütend, dass du mir nicht erzählst, was wirklich passiert ist. Du sagst mir, dass du gelogen hast, als du gemeint hast, dass du freiwillig gegangen bist, aber was ist dann die Wahrheit, Kylie?"

„Heute Morgen wollte ich dich noch von mir stoßen, aber ich - kann nicht mehr von dir getrennt sein, Stardust. Nicht nachdem ich so viele Monate nicht bei dir sein konnte. Das habe ich jetzt eingesehen. Es hat mich verrückt gemacht, nicht in deiner Nähe zu sein."

Ich hielt fast den Atem an, konnte nicht fassen, was sie gerade gesagte.

„Ich würde es dir gerne sagen, Stardust, aber das geht nicht. Es zu unserem beider Schutz. Ich weiß, dass ich dein Vertrauen nicht verdient habe."

„Sag mir etwas Wahres", forderte ich.

Sie sah mir tief in die Augen. Aufrichtig. „Wenn ich in deiner Nähe bin, tut mein Herz verrückte Dinge."

Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus. Mein Puls beschleunigte sich. „Was für Dinge?", fragte ich leise.

Sie nahm meine Hand und legte es auf ihr Herz. Ich spürte es schnell schlagen und mir wurde heiß. Meine Hand auf ihrer nackten Haut und sie so nahe zu haben, ließ mich meinen Verstand verlieren.

„So habe ich immer gefühlt. Ich habe mir geschworen, dich von mir zu stoßen, aber ich habe es aufgegeben. Mein Herz ist stärker als mein Verstand." Ihre Augen wurden weicher und sie nahm meine Hände in ihre. „Und als du heute Morgen gesagt hast, dass du für mich immer mehr empfunden hast, bin ich fast gestorben, weil ich das niemals gedacht hätte - weil ich es nie wahrhaben wollte. Aber als du es zugeben hast, da... wusste ich, dass ich mir diese Spannung zwischen uns nie eingebildet habe."

Wir sahen uns schweigend in die Augen.

„Hasst du mich wirklich?", fragte sie plötzlich so leise, sodass ich es kaum hören konnte. „Es hat mich umgebracht, als du das gesagt hast, obwohl ich immer wollte, dass du das tust, damit ich dich selbst nicht von mir stoßen müsste. Aber ich schätze, dafür bin ich zu schwach." Sie strich mir eine Haarsträne aus dem Gesicht und ich vergaß wo oben und unten war. „Soll ich dir noch etwas Wahres sagen?"

Abwartend sah ich sie an, nicht fähig mich zu rühren.

„Vielleicht hätten wir nie nur befreundet sein sollen."

Ich wollte sie fragen, was sie meinte, aber da hatte sie schon eine Hand an meine Wange gelegt.

„Dann hätte ich das schon viel früher tun können." Langsam beugte sie sich vor.

Wir schlossen unsere Augen und unsere Lippen fanden zueinander. Der Kuss war so zart, dass ich fast dahinschmolz.

Plötzlich zog sie sich zurück, bevor ich den Kuss erwidern konnte.

„Oh Gott, es tut mir so leid. Ich..." Eine Träne lief ihr über die Wange und sie stand auf.

Sie wollte gehen, aber ich hielt sie am Handgelenk. „Warte." Ich zog sie wieder zu mir auf's Bett.

Unsere Lippen berührten sich wieder. Kylie hatte aufgegeben von mir davonzulaufen. Nach jedem Augenblick wurden wir fordernder. Wir hielten dieses Verlangen in uns, von dem wir so lange nicht gewusst hatten, dass es vorhanden war und es unter Verschluss gehalten hatten, nicht mehr aus.

Also ließen wir es frei.

Alles war so intensiv. Meine Haut überzog sich mit einer Gänsehaut, wo sie mich berührte. Ich fühlte mich ganz mit ihr. Als hätten wir schon immer zusammen gehört. In meinem Bauch flatterte es wild. Noch nie hatte sich Küssen so angefühlt. Ich hatte nicht gewusst, wie viel man fühlen konnte.

Ich stöhnte, als ihre Zunge ihren Weg in meinen Mund fand und sie seufzte darauf hin. Automatisch lehnte ich mich nach hinten auf's Bett, wir trennten uns nicht für eine Sekunde. Jetzt lag sie über mir. Fest umschlungen begehrten wir uns.

Ihre Hände fuhren unter mein Tshirt, ihre Fingerspitzen fuhren meine Rippen, dann meinen Bauch hinauf. Ich stöhnte vor Verlangen, wollte ihre Hände plötzlich überall spüren.

Plötzlich klopfte es.

Kylie riss sich von mir und sah erschrocken auf, als wäre sie aus einem Traum erwacht.

„Star Schatz, ich hab dein Essen!"

Panisch sah ich Kylie an. Die Tür ging auf und ich malte mir gerade eine Erkältung aus, als Mom mit einem Tablett hereinkam.

Ich sah mich um. Kylie war weg, wie vom Erdboden verschluckt. Ich zwang mir ein Lächeln auf. „Mom, hey."

Sie stellte das Tablett auf meinem Nachttisch ab und fühlte meine Stirn. „Oh je, ich hoffe, das ist kein Fieber. Hoffentlich hast du dir nichts eingefangen. Jetzt schlaf erstmal und wir sehen morgen weiter." Sie wünschte mir eine Gute Nacht und ging schließlich in den Flur hinaus.

Nein Mom, das war garantiert kein Fieber, dachte ich.

Ich lief zum Fenster und lehnte mich nach draußen. Die milde Abendluft streifte mein Gesicht. Ich suchte den Garten nach Kylie ab. Sie war schon wieder verschwunden. Ich berührte meine Lippen und lächelte. Aber ihre Berührung blieb.

Es ist endlich das passiert, worauf die meisten von euch wahrscheinlich gewartet haben!

Ich hoffe, mir ist das Kapitel gelungen und ich konnte die Gefühle gut rüberbringen.

Bis zum nächsten Kapitel❤

jordyn_reign

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