3. Kapitel: Aufbruch
Scar Face:
„Also nochmal von vorne, weshalb habt ihr eure Posten verlassen?", fragte ich die beiden Klone in ihren ebenfalls schwarzen Rüstungen vor mir, die bei ihrer letzten Wachschicht gehörig Mist gebaut hatten. Was genau geschehen war wusste ich zwar nicht, aber schlussendlich hatte ich die Beiden in irgendeiner nur noch halbwegs anständigen Bar in den oberen Ebenen gefunden. „Es tut uns leid Commander, aber wir haben eine Twi'lek Frau gesehen, die von einigen Schlägertypen verfolgt wurde", berichtete der Erste der Beiden. „Wir wollten unsere Posten nicht verlassen, aber wir sahen keine andere Möglichkeit sie zu retten, wir sind ihr dann zu der Bar gefolgt, haben die Typen fertig gemacht und sind... dageblieben", ergänzte der Zweite. „Also irgendwie habe ich so ein wenig das Gefühl, dass ihr mir da nicht ganz die Wahrheit erzählt", entgegnete ich weiterhin misstrauisch. „Commander, ich bräuchte bei einer kleinen Angelegenheit Ihre Hilfe", hörte ich plötzlich Lees Stimme hinter mir. „Worum genau- Was macht der denn hier?", fragte ich etwas überrascht, als ich meinen General mit diesem Leofried an ihrer Seite auf mich zukommen sah. „Oh, also wenn du es so unbedingt willst, kann ich auch gerne wieder gehen...", meinte Leofried und verschränkte die Arme vor der Brust, während er mich herausfordernd ansah. „Ganz ruhig ihr Beiden. Scar Face, Leofried hat mein gestriges Angebot angenommen und wird uns zu unserem nächsten Ziel begleiten, also bitte verhalte dich ihm gegenüber respektvoll", ging General Lee dazwischen. „Na schön, also wobei genau braucht Ihr nun meine Hilfe?", hakte ich vorsichtig nach.
„Ich möchte, dass du unseren Gast einmal hier herumführst, damit er sich auf diesem Schiff zurechtfinden kann. Übrigens habe ich ihm das alte Quartier meines ehemaligen Padawan zugedacht, ich nehme mal an, du weißt noch wo das ist?", erklärte die General und sah mich auffordernd an. Kurz schielte ich hinüber zu meinen beiden Brüdern, denen ich ja eigentlich immer noch eine Standpauke halten musste, nur um festzustellen, dass diese den Moment zur Flucht genutzt hatten. „Natürlich General", fügte ich mich also meinem Schicksal, wobei ich mir aber noch schnell eine gedankliche Notiz machte mir die Beiden später nochmal vorzunehmen. „Dann führ ihn bitte einmal kurz rum, ich gehe solange auf die Brücke und teile dem Admiral mit, dass wir nun nach Morak aufbrechen können", meinte Lee und wandte sich bereits zum Gehen. „Morak, diese Dschungelwelt mit sehr reichhaltigen Vorkommen an Rhydonium?", fragte Leofried interessiert. „Ganz genau der, hast du damit ein Problem?", hakte ich nur scharf nach. „Nein, ich weiß einfach nur gerne, was genau mich erwartet... In diesem Fall zum Beispiel ein wirklich sehr hochexplosiver Treibstoff, der im Einsatzgebiet verstärkt abgebaut wird", erklärte Leofried mit einem leicht dunklen Unterton in seiner Stimme. „Hey, ganz ruhig ihr Beiden. Wir stehen hier alle auf derselben Seite, also gibt es keinen Grund für euch zu streiten", stellte Lee klar. „Jawohl General!", bestätigte ich fast sofort. „Sag das nicht mir... Ich bin lediglich hier, um den Auftrag zu erfüllen und danach meine kleine Belohnung einzustreichen. An einer Auseinandersetzung mit auch nur einem an Bord dieses Schiffes kann ich getrost verzichten... Ich will nur mein Ziel, meine Bezahlung und die Gewissheit, dass wir uns hiernach mit etwas Glück niemals wiedersehen", erwiderte Leofried nur trocken.
„Nun ja... Dann solltest du ja zumindest einen Grund haben, dich hier unter den Klonen ganz friedfertig einzufügen", stellte Lee daraufhin fest und verließ uns schließlich. „Also schön, dann zeige ich dir mal den Kreuzer...", meinte ich leicht mürrisch zu Leofried und ging in Richtung der Tür, welche zum Rest des Schiffes führte. „Ich freue mich schon...", gab dieser wenig begeistert zurück, folgte mir aber trotzdem schnellen Schrittes. „Wie genau heißt du eigentlich?", erkundigte sich der Kopfgeldjäger hinter mir. „Scar Face", antwortete ich stumpf. „Scar also", wiederholte er bloß und sofort blieb ich auf dem Absatz stehen, um mich zu ihm umzudrehen. „Was, nein! Ich heiße Scar Face", erklärte ich und betonte den letzten Teil meines Namens extra. „Ich weiß. Aber das ist mir zu lang", erwiderte Leofried und grinste dabei provokant. Ich verdrehte nur die Augen und beschloss einfach nicht weiter darauf einzugehen.
In der nächsten halben Stunde zeigte ich Leofried eher widerwillig jeden relevanten Teil des Venator-Kreuzers. Angefangen natürlich bei seinem vorrübergehenden Quartier, über die Kantine, Brücke und nicht zuletzt auch die Waffenkammer des Schiffes. „So, das wäre dann auch schon alles", erklärte ich ihm, als wir im Hangar des gewaltigen Schiffes angekommen waren, wo der Rest meiner Einheit gerade trainierte. Die meisten hielten sich natürlich an Schießübungen mit ihren Blastern, aber genauso konnte ich auch Drill, meinen Captain und Stellvertreter, in einem Übungskampf mit einem anderen unsere Männer, Daredevil, sehen. Außer mir war Drill wegen seines Ranges auch der Einzige mit roten Markierungen auf seiner Rüstung. „Hm, gar nicht so schlecht eure Routine...", hörte ich Leofried neben mir leise murmeln und kurz fragte ich mich, ob er vielleicht doch nicht so schlecht war, wie ich dachte. „Aber trotzdem hättet ihr gegen mich keine Chance", fügte er dann noch in einem Tonfall hinzu, den alle im Raum hören konnten, sofort war es totenstill. „Ach ja?", hakte Daredevil nach und kam auf unseren Neuankömmling zu, um sich breit, wie er war, vor ihm aufzubauen. „Ja", bestätigte Leofried und ließ sich nicht im Geringsten beeindrucken. „Also schön, jetzt sind wir alle mal kurz ruhig und kommen wieder runter...", versuchte ich die Situation noch zu deeskalieren. „Nein Commander! Dieser Typ verdient eine kleine Lektion!", schaltete sich Drill aber dazwischen und trat neben Devil. „Hm, eine Lektion also... Klingt lustig", meinte Leofried und nickte mit seinem Helm leicht in Richtung der Übungsfeldes, während er Daredevil noch immer ansah. „Ha, das wird nicht lange dauern", knurrte dieser nur und ging wieder dorthin zurück. „Na toll...", stöhnte ich entrüstet und sah dabei zu, wie Leofried seinen Rucksack, Helm, sowie den kleinen Blaster aus seinem Holster und das kurze Vibro-Messer von seinem rechten Stiefel auf eine im Raum stehende Kiste legte.
Anschließend trat auch er auf den abgetrennten Übungsbereich, um den sich schon alle anderen Männer meiner Einheit, die sich gerade hier im Hangar befanden, gescharrt hatten. Sowohl Devil als auch Leofried nahmen schließlich eine kampfbereite Stellung ein, bevor sie kurz abwarteten, was der andere vorhatte. Am Ende war es aber wie so oft Daredevil, welchem zuerst die Geduld ausging und auf seinen Gegner losging. Mit einigen schnellen, aber gleichzeitig auch kräftigen Faustschlägen versuchte Devil schnell für eine frühzeitige Entscheidung zu sorgen, was ihm meistens auch gelang. Leofried jedoch schaffte es erstaunlich leicht jedem einzelnen Hieb auszuweichen und sich ständig in den toten Winkel von Devil zu bewegen. Somit war dieser die meiste Zeit eher damit beschäftigt sich immer wieder zu seinem Gegner umzudrehen, um ihn angreifen zu können, während Leofried weiterhin völlig entspannt wirkte. „Bleib doch endlich mal stehen, damit ich dich zu packen kriegen kann!", fluchte Daredevil nach einigen Minuten laut und keuchte leicht erschöpft. „Hm, ganz wie du willst...", meinte Leofried nur verdächtig ruhig und stellte sich so hin, dass Devil leicht auf ihn losgehen konnte, wenn er es denn wollte. Dieser sah seine Chance und griff sofort an, jedoch fing Leofried jeden Schlag locker ab, um anschließend die Hände seines Gegners fest umschlossen zu halten, damit dieser keinen weiteren Angriff ausführen konnte. Daredevil reagierte darauf, indem er mit seinem gesamten Gewicht gegen Leofried schob und versuchte ihn so ins Aus zu drängen, doch der rührte sich kein Stück.
„Ah, komm schon... Beweg dich endlich!", fluchte er nun und ich konnte die Adern aus seinem Hals hervortreten sehen, während er es einfach nicht schaffte, den deutlich schmächtigeren Leofried wegzuschieben. „Wie es aussieht scheinst du Probleme damit zu haben, an deinen Entscheidungen festzuhalten...", entgegnete Leofried mehr als etwas höhnisch. Völlig ohne Vorwarnung zog er anschließend ein Knie hoch und rammte es kraftvoll in Devils Magengrube, woraufhin dieser sich stöhnend krümmte. Noch bevor sich dieser erholen konnte, stieß Leofried ihn zurück und begann ihn mit einer Vielzahl an Faustschlägen einzudecken, was Devil immer weiter zurückdrängte. Alle umstehenden Klone keuchten etwas entsetzt, als sie zusehen mussten, wie ihr Bruder unter den Faustschlägen seines Gegners immer weiter zurückweichen musste. Immerhin war Devil einer unserer Besten im waffenlosen Nahkampf, mich selbst eingeschlossen und trotzdem ließ Leofried ihn aussehen, wie einen frisch aus der Retorte geholten Glänzer. „Pah, dieser Kerl ist ja ein Raufbold!", meinte Drill eingeschnappt und wandte den Kopf ab von Leofried. „Nein...", murmelte ich darauf nur leise und beobachtete, wie Leofrieds Schläge gezielt die Schwachstellen in der Rüstung und am Körper von Devil trafen, „es ist nicht so, dass Leofried nicht wüsste, was er tut." Nur wenige Sekunden später war Daredevil schließlich von einem Gegner zu Boden gezwungen worden, wo er liegenblieb. „Du hattest Recht, es hat nicht lange gedauert", stellte Leofried lächelnd fest und ging zum Rand des Kampffeldes. Noch bevor er es jedoch erreicht hatte, war Devil auf einmal aufgesprungen und versuchte ihn hinterrücks niederzuschlagen. Weder ich noch einer der übrigen Klone machten in irgendeiner Form Anstalten dazwischen zu gehen, jedoch war das auch nicht nötig.
Denn schneller als einer von uns reagieren konnten, hatte sich Leofried umgedreht, Devils Schlag abgefangen und seinen Arm schmerzhaft zur Seite gedreht. Einen Tritt in die Kniekehle später hatte er ihn erneut zu Boden gezwungen und behielt diese Position eine Weile lang bei, vermutlich damit jeder sehen konnte, was er getan hatte. „Hm, so verhalten sich also die stolzen Soldaten der Republik, wenn sie in einem fairen Zweikampf geschlagen werden...", meinte Leofried daraufhin deutlich hörbar und ließ dann erst von Devil ab. „Sagt mir Bescheid, wenn ich euch mal ein wenig Nachhilfe geben soll", fügte er dann noch hinzu, während er seine Ausrüstung wieder anlegte und in Richtung Tür ging. Während er den Hangar verließ, hörte ich bereits meine vielen Brüder miteinander darüber tuscheln, wie genau Leofried diesen Kampf nur so leicht für sich entscheiden konnte. Manche spekulierten sogar darüber, ob an ihm irgendwelche illegalen Experimente in Sachen Genetik durchgeführt wurden, um seine körperlichen Eigenschaften zu verstärken. Dagegen dachten andere, darunter auch ich, eher daran, dass Leofried von klein auf aufs Härteste trainiert wurde.
„Junge, hat dieser Leofried einen eisernen Griff!", klagte Daredevil, als er sich auf der Krankenstation seinen Arm, den Leofried zuvor verdreht hatte, wohlbemerkt erst auf meinen Befehl hin. „Tatsächlich?", erkundigte sich Dieks, der Sanitäter. „Oh ja, härter noch als von einem der lästigen Kommando-Droiden", murrte Devil leise, als Dieks seinen Arm probeweise noch etwas bewegte. „Dafür hat er dich aber erstaunlich wenig verletzt", meinte er daraufhin und trat zurück. „Ach, tatsächlich?", hakte ich vorsichtig nach. „Allerdings, Devil hier hat zum Glück keinerlei ernsthafte Verletzungen. Ein paar kleinere Prellungen und eine überdehnte Schulter, aber ansonsten hat er keinen bleibenden Schäden an Knochen oder etwas anderem angerichtet", erklärte Dieks und wandte sich an seinen Patienten. „Du solltest die über die nächsten Tage hinweg schonen und jede Form von größerer Belastung vermeiden, dann ist sie schnell wieder völlig in Ordnung", verordnete der Sanitäter dann noch, bevor er ihn wieder aufstehen ließ. „Na schön...", lenkte Devil mürrisch ein und bewegte seine Schulter probeweise etwas, während er aus dem Raum ging. „Stimmt es, dass dieser Leofried ihn spielend leicht so zugerichtet hat?", fragte er mich, nachdem Devil die Krankenstation verlassen hatte, ich nickte. „Oh ja, der Gute hat ihn fertig gemacht, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, geschweige denn die Ruhe zu verlieren", bestätigte ich.
„Hm, interessant... Ich kann mich noch an fast jedes der vielen Male erinnern, wo ich einen Trainingspartner von Devil wieder zusammenflicken musste, aber... Das ist jetzt das erste Mal, dass ihm selbst so sehr auf eins auf die Mütze gegeben wurde", meinte Dieks nachdenklich. „Glaub mir, die anderen konnten es ebenfalls kaum glauben, als Devil so dermaßen verprügelt wurde", setzte ich ihn ins Bild. „Oh, ich höre die anderen schon förmlich dabei, wie sie die wildesten Theorien zurechtlegen, um Leofrieds Leistung irgendwie zu erklären", murmelte Dieks und schmunzelte leise. „Glaub mir, die sind deinen Erwartungen schon weit voraus...", erklärte ich und schüttelte nur den Kopf. „Verstehe... Na ja, bei unserer Truppe war das auch irgendwie zu erwarten", murmelte er amüsiert und lächelte schmal. „Was war zu erwarten? Und warum ist mir Daredevil eben auf dem Gang mit einem mürrischen Gesichtsausdruck sowie einer scheinbar angeschlagenen Schulter entgegengekommen?", fragte plötzlich Lees Stimme hinter mir. „Oh, General... Nun ja, Leofried und er haben... sich kurz einander vorgestellt", erklärte ich ihr. „Hm, wie ich sehe hat er sich ja schon gut in die Truppe eingefügt...", murmelte sie leise und ich meinte etwas frustriert.
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