Kapitel 25:
"Ich kann hier nicht weg, Wedge", murmelte Han zum wiederholten Mal, während er beinahe schuldbewusst auf seine Hände schaute. "Es geht einfach nicht. Versteh das doch!"
"Aber wir brauchen dich! Die Galaxis braucht dich! Han, du kannst dich nicht einfach in einem muffigen Casino verkriechen und denken, du würdest vergessen werden!"
"Ich habe, bei der Macht, schon genug für die Galaxie geopfert!", knurrte er. "Ich habe mein Leben der Freiheit gewidmet und was habe ich dafür bekommen? Ein Leben voller Schmerz. Meine Frau wurde ermordet, meine Kindern umgebracht, mein Name durch den Dreck gezogen. Und ihr sagt mir, ich solle zurückkommen? Um auch noch mein eigenes Leben zu verlieren? Vielleicht wäre das mittlerweile die bessere Lösung!"
"Han!"
"Nicht so laut. Es könnte dich noch jemand hören." Der alte Mann sah sich unsicher um, dann führte er Wedge in einen abgetrennten, verlassenen Raum. Ein privates Jhabacc-Zimmer. Für die richtig grossen Fische. Als er die schwere Türe hinter ihnen schloss, entspannte er sich sichtlich. Trotzdem wirkte er immer noch, als erwartete er, dass Wedge ihm jede Sekunde an die Kehle springen würde. Wedge setzte sich ohne zu zögern auf einen der luxuriösen Stühle und drehte ihn zu Han um. Der atmete tief durch, dann setzte er sich Wedge gegenüber. "Du hättest nicht herkommen sollen, alter Freund."
Wedge versuchte verzweifelt, sich von den Worten seines Gegenübers nicht entmutigen zu lassen. "Han, du hast keine Ahnung, wie es um uns steht! Wir können nicht so weitermachen! Wir brauchen dich! Wir brauchen..."
"Ihr braucht General Solo. Und das bin ich seit Jahren nicht mehr, Wedge. Und das weisst du auch. Ich werde der Rebellion nicht noch einmal beitreten. Mon Mothma weiss doch sowieso alles besser. Ist sie immer noch der Meinung, in jedem einzelnen Aspekt... Leia das Wasser zu reichen?"
Wedge starrte Han an. Er hatte noch viel weniger mitbekommen, als er eigentlich gedacht hatte. "Ich will nicht, dass du der Rebellion beitrittst, Han. Und ich suche auch nicht nach General Solo. Ich will Han Solo. Den ehemaligen Schmuggler mit den cleveren Ideen und den waghalsigen Plänen. Den Gauner in Rente, nicht den korrekten General. Wir brauchen Leute, die bereit sind, über die Regeln hinaus zu handeln. Wir brauchen Leute, die... gewöhnungsbedürftige Ideen haben und sich in der Galaxie auskennen. In der ganzen Galaxie."
Jetzt war es an Han, sprachlos zu starren. "Das ist nicht die Rebellion, an die ich mich erinnere", murmelte er schliesslich. "Was ist aus eurer zwanghaften politischen Korrektheit geworden?"
"Die ist bei Mon Mothma bei der Rebellion zurückgeblieben, Han", stellte Wedge fest. "Wie gesagt: Ich bin nicht im Auftrag der Rebellion hier. Dieses Angebot kommt von der Allianz."
Han lehnte sich zurück. "Ach ja? Erzähl mir mehr."
Wedge konnte das schmale Lächeln auf seinem Gesicht nicht unterdrücken, als er sich vorlehnte und die Hände auf den Tisch legte. Er hatte die Aufmerksamkeit seines alten Freundes. "Kurz nachdem du verschwunden bist, als klar wurde, dass jemand Leia vergiftet hatte, gab es einen grossen Streit in der Rebellion. Ich und einige Andere haben gegen Mon Mothma rebelliert, aber die hat nichts dergleichen getan und uns keinesfalls angehört. Stattdessen hat sie uns als Feinde der Rebellion erklärt und wollte uns erschiessen lassen. Wir sind kurzerhand abgehauen. Zusammen mit allen, die unserer Meinung war. Wir haben unsere Schiffe mitgenommen, alles, was uns gehörte, und Mon Mothma mit ihren treuen Anhängern zurückgelassen. Seitdem operieren wir als Untergrundorganisation von der niemand etwas weiss. Wir sind mittlerweile etwa 500 Leute, trotz der Tatsache, dass jeder einzelne von uns seit Jahren ununterbrochen schuftet, um das Imperium zu sabotieren. Ab und zu stossen neue Leute hinzu, aber wir prüfen jeden unserer Neuzugänge sorgfältig, bevor wir ihn zulassen. Wir haben seit Jahren nach dir Aussicht gehalten. Du würdest perfekt zu uns passen: Eine Truppe chaotischer Leute, die mit allen Mitteln versuchen, die Überhand über das Imperium zu bekommen." Wedge deutete den Ausdruck in Hans Augen richtig. "Wie die Rebellion damals. Nur ein wenig... schlechter unterstützt und mit einigen Leuten weniger."
"Weisst du...", Hans Blick schweifte ins Weite. "Es war damals Leia, die mich überzeugt hat, beizutreten. Sie... und Luke. Ich bin nur ein einfacher Krimineller. Ich bin niemand, der euch von Nutzen wäre. Luke wäre es. Ihr hättet eure Ressourcen darauf richten sollen, ihn zu finden, nicht mich."
Wedge atmete tief durch. Eigentlich hatte er diese Information für sich behalten wollen, aber wenn Han es so aussprach: "Wer sagt dir denn, dass wir das nicht getan haben?"
Hans Kopf schnellte in die Höhe. "Was?"
"Wer sagt dir, dass wir ihn nicht schon längst gesucht... und gefunden haben?"
Der Ausdruck auf Hans Gesicht war der purer Überraschung. "Du lügst. Das kann nicht sein. Er ist verschwunden. Niemand konnte ihn finden!"
"Weil ihr nicht gut genug gesucht habt, Han", gab Wedge beinahe amüsiert zurück. "Aber gut, unter Mon Mothma bekommt man auch gar nichts hin."
Han presste die Lippen zusammen und begann beinahe frustriert sich den Nacken zu kratzen. Er schien ernsthaft über Wedges Vorschlag nachzudenken. "Wen habt ihr sonst noch aufgespürt?"
"Wir haben eine heisse Spur, die uns zu Padmé führen könnte."
Han zuckte zusammen. "Padmé? Ihr habt sie gefunden?"
"Noch nicht, Han. Aber wir haben jemanden gefunden, der etwas über sie weiss."
Er atmete tief durch. "Ich weiss nicht, Wedge. Mich habt ihr gefunden und ich bin... froh darum, wieder einmal ein altbekanntes Gesicht zu sehen, aber sie... Sie hat sich aus einem Grund abgesetzt."
"Weisst du, wo sie ist?"
Han schüttelte den Kopf. "Sie hat es mir nie gesagt. Sie ist lange Zeit bei mir geblieben, hat versucht, als meine Tochter zu leben, aber sie hat es nicht geschafft. Wir haben beide entschieden, dass es besser für uns beide ist, wenn wir unser eigenes Leben leben. Wenn sie sich ein Leben aufbaut, das nichts mit mir und meinem Namen zu tun hat, nichts mit dem, was sie erleben musste, dann konnte sie besser weitermachen. Das war der Deal. Und für den Fall, dass einer von uns gefunden werden sollte..."
"Wusste der Andere nicht, wo er war." Wedge nickte langsam. Er konnte den Gedankengang nachvollziehen. Trotzdem fühlte er sich schlecht, als er etwas verdattert nachfragte. "Sie hat dich all die Jahre nicht besucht?"
Han schüttelte den Kopf und für einen kurzen Moment sah er noch viel älter aus, als er eigentlich war. "Ich... ich weiss nicht einmal, ob sie noch lebt."
Wedge schluckte. Er konnte sich nicht einmal annähernd vorstellen, wie hart das für Han sein musste. "Dann hilft uns: Wir können sie zusammen finden!"
Aber Han seufzte nur müde. "Nach... all den Jahren... Wedge, ich glaube nicht, dass sie gefunden werden will." Er liess den Kopf hängen.
"Und wenn sie deine Hilfe braucht?"
Han schnaubte. "Wenn, dann bräuchte eher ich ihre Hilfe, Wedge. Sie ist so schnell erwachsen geworden, als... Jason gestorben ist. Als sie gegangen ist... Glaub mir, wenn irgendjemand überleben kann, dann sie."
Wedge schwieg. Für einen kurzen Moment waren sie beide still. Dann fiel Wedge noch etwas ein, dass er Han schon lange hatte fragen wollen. "Sag mal... Ist Padmé machtsensitiv? Wie Jason?"
Han zögerte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. "Als kleines Kind... Wir waren uns nie sicher. Sie hat immer Fantasiegestalten gesprochen. Natürlich erfinden viele Kinder ihre eigenen Spielgefährten, aber Leia hat behauptet, dass sie jemanden oder etwas spüren könnte, wenn Padmé wieder vor sich hinplapperte. Ausserdem... begann sie Dinge zu wissen, die sie nicht wissen konnte. Und wenn man sie fragte, woher sie wusste, dann verwies sie auf diese Fantasiegestalten. Und dann...", Han zögerte erneut. "Wir haben sie zu Luke geschickt, um herauszufinden, ob sie machtsensitiv ist oder nicht, aber... Am Abend bevor sie gegangen ist, hat sie mich angebettelt, nicht weggehen zu müssen. Sie wollte auf gar keinen Fall weg von mir und Leia."
"Aber... fängt die Ausbildung eines Jedis nicht schon im Kleinkindalter an? Wie alt war sie denn, als ihr sie zu Luke bringen wolltet?"
Han seufzte leise. "Wir haben es einfach nicht übers Herz gebracht, sie so früh ins Jeditraining wegzugeben, also haben wir uns vorgemacht, dass es nichts ändert, wenn sie noch ein wenig weiter bei uns bleibt." Er schwieg und Wedge bekam das unbestimmte Gefühl, dass Han ihm etwas verschwieg.
"Was ist dann passiert?", hakte Wedge nach.
Han zögerte er, dann seufzte er. "Ich... Ich habe ihr gesagt, sie soll aufhören, mit diesen Fantasiegestalten zu sprechen. Sie seien nicht real. Es gäbe sie nicht. Sie sollte sie ignorieren, sie wäre mittlerweile zu alt, um sich mit Tagträumen abzugeben."
Wedge starrte ihn an. Das hatte er nicht erwartet. "Du hast ihr gesagt, sie sollte... Aber wenn das die Macht war oder irgendeine Art von..."
"Ich weiss, dass es nicht richtig war!", brüllte Han, plötzlich aufgebracht. Wedge zuckte zusammen, als der alte Mann die Hand auf den Tisch krachen liess. "Ich weiss, dass ich es nicht hätte tun sollen, aber was hättest du getan, Wedge, wenn du die Möglichkeit gehabt hättest, dein einziges Kind bei dir zu behalten? Jason war noch nicht geboren und wenn es darum geht, dein Kind zu verlieren, ist es egal, ob du es an einen Freund und den Jediorden oder ans Imperium verlierst!"
Wedge schluckte trocken und versuchte, die Tränen aus seinen Augen zurückzukämpfen. "Du... Du weisst davon?"
Als Han den Ausdruck in den Augen seines guten Freundes bemerkte, wurde ihm klar, dass er zu weit gegangen war und sackte in sich zusammen. "Nur, weil ich mich zurückgezogen habe, heisst das nicht, dass ich nichts mehr mitbekomme. Es tut mir so leid, Wedge. Gleich beide deine Töchter..."
Wedge schluckte die Tränen hinunter und setzte sich gerader hin. "Ich kann dich voll und ganz verstehen, Han. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, Syal davon abzuhalten, zum Imperium überzuwechseln, wenn ich Myri nur vor dieser verdammten Spionagemission hätte retten können..."
"Möge die Macht mit ihr sein", murmelte Han. "Myri ist jetzt an einem besseren Ort."
Wedge nickte, schniefte im verzweifelten Versuch, nicht zusammenzubrechen. Er hatte sich, seit dem Tod seiner Tochter keinen einzigen Tag Ruhe gegönnt. Und das alte Sprichwort darüber, wie Zeit alle Wunden heilte, war auch gelogen. Zeit heilte gar nichts. "Es tut mir leid, dass ich so reagiert habe, Han. Du hattest... jedes Recht zu tun, was du getan hast."
Han sah auf seine Hände. "Nein, eben nicht. Kein bisschen. Luke war so verwundert, als sie kein einziges Anzeichen von Machtsensitivität gezeigt hat. "Das kann eigentlich gar nicht sein", hat er behauptet, das weiss ich noch ganz genau. Padmé war schon im Bett, er wollte es nicht vor ihr besprechen. "Ich verstehe das nicht. Leia ist stark in der Macht, sie sollte wenigstens kleine Anzeichen von Machtsensivität zeigen, aber nichts! Als würde sie es ignorieren!" Han lachte bitter. "Du hast keine Ahnung, wie schlecht ich mich gefühlt habe."
"Du hättest beide deine Kinder verloren, wenn du Padmé damals gehen lassen hättest."
Han atmete tief durch. "Das stimmt. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann wäre Jason auch nie gegangen. Aber... Nachdem ich Padmé dieser Chance beraubt hatte, wollte ich sie nicht auch noch ihm nehmen. Und bei ihm war es absolut unübersehbar. Ich kann mich noch gut erinnern", ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, "das erste Mal, als er die Macht angewendet hat, war am Frühstückstisch. Leia hat mit Padmé geschimpft, weil sie schon wieder meinen Blaster mitgenommen und damit geübt hat. Nicht zu Schweigen davon, dass sie sich schon wieder auf irgendeinem Baum herumgetrieben hatte und ihre Hose komplett zerrissen waren." Han schmunzelte, als er sich daran erinnerte, wie beleidigt Padmé ausgesehen hatte. Als hätte sie gar nichts angestellt. Die kleinen Arme vor der Brust verschränkt, jede Sekunde bereit, seiner Frau die Zunge herauszustrecken, die zerrissenen Hosen tragend wie eine Trophäe. Richtiggehend angefunkelt hatte sie Leia, den Mund zu einem Strich zusammengepresst. Han hatte versucht, zwischen den Beiden zu schlichten, denn es sah ganz so aus, als wären sie drauf an dran, sich wieder zu streiten, und Jason deshalb komplett ignoriert, der in seinem winzigen Stuhl neben dem Tisch gesessen hatte und die klebrigen Finger nach dem Trandoshanischen Flachkuchen, den Han extra für den Kleinen, da er die so gerne hatte, mitgebracht hatte, ausstreckte. Schliesslich gab er es auf, nach den Süssigkeiten zu fischen, Han diskutierte lauthals mit Leia, ob Padmé Hausarrest verdient hatte oder nicht. Dann passierte es. "Leia hat ihren Satz in der Mitte abgebrochen und an mir vorbeigestarrt. Ich habe mich also umgedreht. Und was sehe ich?" Hans Lächeln wurde breiter, als er an die Szenerie vor sich dachte. "Jason, der den ganzen Teller mit den Flachkuchen über den Tisch schweben lässt, die Hände gierig danach ausgestreckt. Du kannst dir den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht vorstellen, als er ihn in die Finger bekommen hat. So was von selbstgerecht!"
Sie lachten beide leise vor sich hin. "Dann habt ihr ihn..."
"Leia hat darauf bestanden, dass wir ihn so bald wie möglich zu Luke bringen. Einige Monate später... Naja." Hans Lächeln wurde ihm vom Gesicht gewischt, als ihm klarwurde, dass er Jason nie wieder lächeln sehen würde.
Eine Weile war es still. "Bitte, Han", murmelte Wedge dann. "Wir brauchen dich. Wir brauchen dich so unglaublich, dass du dir das gar nicht vorstellen kannst. Wir alle."
Han schluckte, dachte zurück an den Tag, an dem sie entdeckt hatten, das Jason machtsensitiv war, an Leia. An seine Familie. Dann nickte er langsam. "Ich komme."
Und genau in diesem Moment wurde die Türe aufgestossen. Wedge und Han sahen beide erschrocken auf, es war allerdings Wedge, der die junge, blonde Frau an der Spitze des Imperialen Trupps erkannte. "Cady?" Tatsächlich war es die Gleiche, die mit ihm Sabacc gespielt hatte.
Sie grinste ihn siegessicher an. "Wedge Antilles und Han Solo, im Namen des Imperiums sind Sie hiermit verhaftet."
Wedge und Han wechselten einen schnellen Blick. "Das ist eine... Verwechslung", kam es beinahe fragend von Han, während Wedge nach einem Ausweg suchte. Als er einen fand, stiess er Han an und machte ihn darauf aufmerksam.
"Diese Masche zieht hier nicht", kam es süsslich von Cady. "Vor allem nicht bei mir. Noch nie davon gehört, dass man Kopfgeldjäger besser nicht anlügen sollte?"
"Noch nie davon gehört, dass Kopfgeldjäger keine besonders beliebten Gesellschaft sind?", gab Han zurück und ohne zu zögern rasten die Beiden los, in die Richtung ihres Auswegs.
Kommentare, Ideen, Kritik?
Aeide_thea
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