Kapitel 24:
Als weitere Schläge auf Thaer einprasselten, konnte er an nichts anderes denken, als daran, wie sehr er sich wünschte, er könnte die Macht so einsetzen wie Obi-Wan. Dann könnte er den jungen Mann, der von Mon Mothma in einem verzweifelten Versuch, ihm Jason Solo zu entlocken, dazu abkommandiert hatte, ihn zu verprügeln, wenigstens einen fairen Kampf liefern.
Natürlich hatte weder die Tracht Prügel noch irgendwelches nette Zureden von Mon Mothma etwas gebracht. Er fühlte sich keineswegs anders, jedenfalls nicht innerlich. Äusserlich ging es ihm um einiges schlechter als zuvor. Zu Beginn hatte er sich noch wehren können, ehe er aber wirklich zurückschlagen hatte können, waren einige andere Rebellen hereingestürmt und hatten ihn festgehalten. Jetzt brauchte es niemanden mehr, der ihn festhielt, seine jämmerlichen Versuche, sich zu schützen, hinderten den Rebellen kaum darin, ihm weiterhin eine gehörige Abreibung zu verpassen.
Obi-Wan war auch verschwunden. Thaer war sich nicht sicher, warum genau. Vielleicht wollte er sich nicht ansehen, wie sein Schützling, wie er ihn vor wenigen Tagen genannt hatte, verprügelt wurde, vielleicht hatte er Angst, Thaer aus Mitleid etwas zu sagen, das sein Schicksal veränderte. Es war Thaer in diesem Moment reichlich egal.
Er wusste nicht, wie lange es noch dauern würde, bis Mon Mothma verstand, dass die Schläge nichts brachten, dass er immer noch er selbst war und dass er immer er selbst bleiben würde, egal, was sie ihm antat. Ihm war allerdings auch klar, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Am Rand seines Sichtfeld tanzten schon schwarze Punkte, er bekam nicht richtig Luft und ihm war so schlecht, dass er sich zwingen musste, sich nicht zu erbrechen. Nicht, dass der Typ, der ihn verprügelte, es nicht verdient hätte, Thaers Frühstück von seinen dreckigen Stiefeln schrubben zu müssen, sondern weil Thaer viel zu stolz war, um sich so zu erniedrigen.
Die nächsten Tage würde er sich kaum bewegen können. Es war schon lange her, dass Thaer so verprügelt worden war, das letzte Mal war eine seiner letzten Hütertrainingtrainingseinheiten gewesen. Sein Lehrer hatte ihn während einem Übungskampf unerwartet erwischt und er hatte den Bao nicht zu seiner Verteidigung nutzen können. Es war wie verhext gewesen und Thaer wurde immer noch rot vor Scham, wenn er daran dachte. Es war kurz vor seiner Abschlussprüfung gewesen und hatte ihm einen gehörigen Selbstbewusstseinsdämpfer verpasst. Wenn er jetzt zurückschaute, war er sich sicher, dass das gewollt gewesen war, um ihn ein letztes Mal darauf vorzubereiten, dass es immer jemanden gab, der besser war als man selbst. Eine Lektion gegen Unbesiegbarkeit.
Dieses Mal gab es keine Lektion, keine Moral, das Einzige, das für ihn dabei heraussprang, war die Tatsache, dass er niemals jemand anderes sein würde, was die ganze Situation nur noch schlimmer machte. Wie lange würde Mon Mothma noch brauchen, um endlich zu verstehen, dass er und Jason Solo zwei verschiedene Personen waren? Und, die bessere Frage, was würde dann mit ihm geschehen? Würde sie ihn erschiessen lassen, denn es war klar, dass er nach dieser Behandlung lieber mit einem Sith als mit ihnen zusammenarbeiten würde?
Ein weiterer Tritt in die Rippen liess Thaer zusammenbrechen, keuchend kniete er auf dem staubigen Boden, Blut spuckend. Er hatte es zwar zu verhindern versucht, aber er hatte sich viel zu fest auf die Zunge gebissen, in der Hoffnung, jeglichen Schmerzenslaut zu unterdrücken.
"Der hat genug", meinte der Typ, der ihn verprügelt hatte zu Ulean, die unglücklich an der Wand gelehnt hatte.
Thaer zwang sich, den Kopf zu heben, starrte zu Ulean hoch, tief im Inneren hoffend, sie würde dem Rebellen zustimmen. Er lächelte sie, sichtbar ironisch, mit Blut auf den Zähnen, an. "Ja, ich habe genug, Ulean", knurrte er, "Wie lange wollen Sie das noch so weitertreiben? Wollen Sie mich zu Tode prügeln, in der Hoffnung, ich würde von den Toten zurückkehren und endlich Jason Solo sein? Sehen Sie es endlich ein. Sie haben den Falschen."
Sie verzog das Gesicht, als wollte sie etwas dazu sagen, als wollte sie sich entschuldigen, dann schüttelte sie langsam den Kopf. "Ich glaube kaum, dass Ihr der Falsche seid, Thaer."
Der ehemalige Hüter atmete tief durch, wischte sich dann schwach das Blut von den Lippen und stützte sich taumelnd an der Wand ab, richtete sich langsam auf. Er wollte nicht weiterhin unter der Augenhöhe Uleans bleiben. Dazu wusste er viel zu gut, was für einen Nachteil ihm das in einer möglichen Verhandlung bringen konnte. "Ach. Und wieso? Wissen Sie eigentlich, wie viele Machtnutzer es gibt? Nur, weil ich ein paar kleine Tricks kann, heisst das noch lange nicht, dass ich der tote Sohn einer Legende bin!"
Ulean dachte nicht einmal nach, sondern antwortete ohne zu zögern, als plapperte sie nur etwas nach, das sie schon oft genug gehört hatte, um es auswendig zu können. "Und was ist mit eurer mysteriösen Rettung vor dem Erschiessungskomitee? Ihr seid Solos Sohn, so sehr ihr das auch zu verweigern versucht."
Thaer schnaubte ironisch. Langsam begann er wirklich zu verstehen, was Hannah gegen die Rebellion gehabt hatte. "Sie hören sich an, als hätte man Sie gehirngewaschen, Ulean. Geben Sie Solo endlich auf. Er ist tot. Sie sind alle tot. Wenn wir diesen Krieg gewinnen wollen, dann müssen wir das auf unsere Art tun!"
"Krieg?", fragte Ulean ungläubig. "Krieg nennt ihr das? Das ist kein Krieg. Wie könnnten wir Krieg mit dem Imperium führen? Das, was wir hier tun, ist nichts weiter. Wir sind wie kleine Kinder, die sich weigern, ins Bett geschickt zu werden. Ihr sagt uns, wir sollten die Toten ruhen lassen, aber habt ihr je daran gedacht, was das für uns hiesse? Das hiesse, uns einzugestehen, dass wir verloren haben! Das hiesse, die Hoffnung aufzugeben!"
Thaer lehnte sich schwer gegen die Wand. Ihm war schlecht und alles um ihn herum drehte sich. "Vielleicht ist es an der Zeit, so eine Hoffnung aufzugeben", knurrte er. "Sehen Sie sich doch um! Sie sind so versteift auf Ihre lächerlichen Ideen, dass Sie bereit sind, genau so weit wie das Imperium zu gehen. Wissen Sie, an was mich diese kleine Sitzung hier erinnert? Daran, wie Sturmtruppler mit allzu sturen Gefangenen zu verfahren hatte."
"Ihr behauptet die ganze Zeit, ihr seiet nicht Jason Solo, ihr werft mir vor, mich zu benehmen, als sei ich einer Gehirnwäsche unterzogen worden, aber ihr seid derjenige, der uns die ganze Zeit mit dem Imperium vergleicht!"
Thaer platzte der Kragen. Er war nie derjenige gewesen, der viel gebrüllt hatte. Er war immer ruhig geblieben. Aber irgendwie, irgendwie wussten sowohl Ulean als auch Mon Mothma allzu genau, wie sie sein Blut zum Kochen bringen konnten. "Ich bin auch derjenige, der sich das Blut aus dem Gesicht wischen muss! Ausserdem, nur um das einmal klarzustellen: Haben Sie irgendwelche Erfahrungen mit dem Imperium, ausser, ihre Truppen zu erschiessen?"
Ulean öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. "Dachte ich es mir", schnappte Thaer. "Und jetzt sagen Sie mir, ob meine sehr wohl angebrachte Kritik irgendetwas mit Gehirnwäsche zu tun hat, oder ob Sie einfach viel zu verstockt sind, um mir zuzuhören!"
Sie versteifte sich. "Ihr solltet zurück in eure Unterkunft, Jason." Sie versuchte, ihm dabei zu helfen, sich aufzurichten, aber er wand sich wütend aus ihrem Griff.
"Mein Name ist Thaer, Ulean, und das wissen Sie ganz genau. Ich bin Thaer Johnson, ich bin Hüter und egal, was Sie vorhaben, mir anzutun, ich kann Ihnen versichern, dass Nichts meinen Inneren Solo hervorbringen wird, aus dem einfachen Grund, dass er nicht existiert!"
"Ihr sagt mir, ich versteifte mich auf meine Meinung, aber Ihr seid doch nicht besser!", warf ihm Ulean vor. "Ihr seid so sicher, dass ihr nicht Jason seid, dass ihr nicht einmal in Betracht zieht, dass wir vielleicht recht haben, dass wir euch helfen wollen!"
"Sie verwechseln da etwas", stellte er fest. Seine Stimme hatte mittlerweile einen eisigen Klang angenommen, während er sich an der Wand entlangtastete, Ulean so gut ausweichend, wie er nur konnte. "Sie wollen Jason Solo helfen. Einem Toten. Selbst, wenn ich er wäre, was nicht der Fall ist, hiesse das nichts für mich. Ich bin und bleibe Thaer. Und wenn Sie Jason helfen wollen, dann heisst dass, das ich dafür bezahlen muss. Sie werden mich so oder so für ihn opfern müssen, denn wenn er wirklich tief in meinem Unterbewusstsein vergraben sein sollte, dann wird es mich nicht mehr geben, wenn Sie zu ihm durchdringen. Und wenn es ihn nicht gibt...", ein weiteres ironisches Lächeln zeichnete sich auf seinen aufgeplatzten Lippen ab, "dann werde ich wohl von Ihnen zu Tode geprügelt werden."
Sie wirkte nicht sonderlich glücklich über sein Statement. "Thaer..."
"Oh, Sie kennen meinen richtigen Namen sogar noch", schnaubte er. "Ein Wunder. Ich dachte schon, ich würde mit einem "Jason" im Ohr sterben."
"Geht es euch... Ihnen denn so schlecht?", fragte sie, kurz zögernd und dann endlich das lächerliche Schauspiel vergessend. Sein letzter Kommentar schien sie ernsthaft besorgt gestimmt zu haben.
"Oh, ich meinte nicht, dass ich jetzt sterben werde", schnaubte Thaer. "Das soll keine Aufforderung an Sie sein, weiterzumachen, aber ich wurde schon weitaus schlimmer zugerichtet, Danke der Nachfrage."
Beruhigt atmete Ulean durch. "Gut... Ich... Thaer, ich kann Sie verstehen, ich weiss, wie schwer das für Sie sein muss, aber verstehen Sie meine Position doch. Sie sind, um meine Worte erneut zu wiederholen, unsere letzte Hoffnung. Egal, wie es ausgeht, Sie werden ein zu bringendes Opfer für eine bessere Zukunft sein."
"Und wenn ich diese Zukunft gerne selbst erleben würde?", murrte Thaer.
Ulean zuckte nur die Schultern. "Man kann nicht alle retten. Es gibt immer Opfer, die man erbringen muss."
"Und was ist, wenn ich nicht bereit bin, dieses Opfer zu erbringen?", knurrte Thaer, immer weniger begeistert davon, in welche Richtung sich das Gespräch bewegte. "Wenn ich selbst über mein Schicksal entscheiden möchte, darüber, was ich mit meinem Leben tun will?"
"Wir haben nicht immer die Wahl, Thaer", erklärte ihm Ulean seelenruhig.
Thaer fühlte, wie seine Wut erneut hochkochte. "Ich wundere mich, Ulean. Würden Sie auch so ruhig über das nötige Opfer für das grössere Wohl sprechen, wenn es Ihr eigenes Leben wäre, das auf dem Spiel stünde?"
"Das steht nicht zur Debatte, deswegen brauchen Sie sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen, Thaer."
"Ach nein?", Thaer war nicht gewillt, einfach so aufzugeben. "Was passiert denn wohl, wenn ich mein Leben für das grössere Wohl gelassen habe und Jason Solo nicht wie durch ein Wunder erscheint? Was dann? Oh, ich weiss." Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen. "Dann wird General Mon Mothma einen weiteren Sündenbock suchen, den sie dazu benutzen kann, falsche Hoffnung zu schüren. Wer sagt Ihnen, dass nicht Sie es sein werden, die Sie dazu benutzt? Das nicht Sie die nächste falsche Solo sind? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, ob Sie vielleicht Padmé Solo sind, das verschollene Kind von Han Solo, dass von der Rebellion gehirngewaschen und als loyale Soldatin traineirt wurde?"
"Das...", stotterte Ulean, "das ist lächerlich!"
"Ach, ist es das?", schnaubte Thaer, bemerkend, endlich Uleans ungeteilte Aufmerksamkeit zu besitzen. "Wieso denn? Denken Sie etwa nicht, dass es möglich ist, weil Sie sich sicher sind, Ihr Leben zu kennen, sind Sie sich etwa sicher, es sei unmöglich, weil alle Ihre Erinnerungen in der richtigen Reihenfolge sind, weil sie sich so real anfühlen, als hätten Sie sie gerade noch durchlebt?"
Sie stockte, starrte ihn ungläubig an. "Das..."
"Lassen Sie sich davon nicht täuschen", schnaubte er, sein Lächeln vertiefte sich. Seine Unterlippe platzte wieder auf, begann erneut zu bluten, aber er leckte sich das Blut von den Lippen, ehe es sein Kinn hinunterlaufen konnte. "Sie sind zu versteift in Ihren eigenen Ideen, Ulean", zittierte er sie. "Sie sind sich so sicher, dass Sie nicht Padmé Solo sind, dass Sie es nicht einmal in Betracht ziehen!"
Für einen kurzen Moment schwieg sie, musterte ihn aufmerksam. Dann nickte sie langsam. "Sie sollten jetzt zurück in Ihre Unterkunft, Thaer", stellte sie fest. "Ich bin sicher, Sie sind müde und etwas... zerschlagen. Wir sprechen uns morgen wieder."
Sie waren mittlerweile vor seiner Hütte angekommen, aber Thaer hatte nicht vor, sich einfach so abschieben zu lassen. "Hören Sie, Ulean..."
"Gehen Sie, Thaer", unterbrach sie ihn. "Wir werden uns morgen weiter über dieses... Thema unterhalten. Ich bin sicher, wir finden eine Lösung, wie wir Sie da rausholen."
Und damit öffnete sie die Türe und winkte ihn hinein."Gute Nacht", meldete sie, ehe die Türe hinter ihm zufiel. Undgläubig liess er sich zu Boden sinken. Hatte sie gerade etwa angedeutet, dass sie ihm helfen wollte, zu fliehen?
Ideen, Kommentare, Kritik?
Aeide_thea
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