Kapitel 19:
Als ich gerade ein weiteres Glas herunterstürzen wollte, nahm es mir jemand aus der Hand. «Ich denke, du hast für heute genug getrunken, Hannah.»
Ich sah auf. Mir war klar, dass meine Augen gerötet waren und ich wahrscheinlich so schlecht wie schon lange nicht mehr aussah, trotz der Tatsache, dass ich endlich die Möglichkeit bekommen hatte, in frische Kleidung zu wechseln und mich zu waschen. «Wann habe ich dir erlaubt, mich beim Vornamen zu nennen, Xenay?»
Alatois Kopfgeldjäger legte den Kopf schief. Ich kannte ihn nicht besonders gut, wir hatten uns nur vom Sehen gekannt, bis er mich, was mir wie vor Ewigkeiten vorkam, zu seinem Boss geschleift hatte. «Du hörst dich überraschend nüchtern an.»
«Das liegt daran, dass ich noch weitaus nicht genug getrunken habe, um betrunken zu sein.»
Er musterte die Ansammlung von Gläsern vor mir. «Ich habe dich nie trinken gesehen. Wie kommt es, dass du so trinkfest bist?»
«Wie kommt es, dass du mich oft genug gesehen hast, um beurteilen zu können, wie gut meine Trinkfestigkeit ist?»
Er nahm einen Schluck aus dem Glas, das er mir abgenommen hatte und verzog das Gesicht. «Respekt.»
Ich schnaubte unwillig. «Was dachtest du denn, das ich trinke? Ausserdem, das zahlst du.»
«Schon wieder pleite?» Er nahm sich ungefragt den zweiten Stuhl an meinem Tisch, drehte ihn um, so dass die Lehne in meine Richtung zeigte und setzte sich.
Ich hob nur eine Augenbraue. «Wie es scheint, weisst du um einiges mehr über mich, als ich über dich. Wie kommt's? Hat dich wer auf mich angesetzt?» Das unausgesprochene Schon wieder?, schwebte zwischen uns im Raum.
Er versuchte es mit einem charmanten Grinsen. «Ich bitte dich. Du weisst doch, wie ich vorgehe, wenn man mich auf dich ansetzt.»
Ich dachte ungern daran, wie leicht er und seine Leute mich damals überrumpelt hatten. Allerdings hatte er recht: Er war um einiges brutaler vorgegangen. «Punkt für dich.»
Ich winkte dem Barkeeper zu. «Noch einen.»
«Und für mich bestellst du nichts?»
«Du sagtest es doch selbst: Ich bin pleite.»
«Und dein restliches Geld versäufst du?»
Ich lächelte freudlos. «Welches restliche Geld?» Mir war klar, dass es ein Risiko war, ihn einzuweihen, aber das war mir ziemlich egal. Ich war schliesslich schon am tiefsten Punkt angekommen.
Für einen kurzen Moment starrte er mich verblüfft an, dann begann er aufrichtig und schallend zu lachen. «Ich mag dich, Hannah.»
«Catallan», korrigierte ich ihn. «Wir sind noch nicht auf Vornamenbasis angekommen, Xenay.»
Er warf mir einen auffordernden Blick zu. «Für dich Penwes.»
Genervt lehnte ich mich zurück. «Danke, aber nein, danke. Ich habe genug Feinde, einen Kopfgeldjäger als Freund kann ich nicht gebrauchen.»
Er griff sich an die Brust, als hätte ich ihn verletzt. Sein dunkles Hemd liess sein Handgelenk, das einzige Stück Haut zwischen den Handschuhen, die er trug, und seinem Ärmel, nur umso bleicher aussehen. Auch im Gesicht wirkte er beinahe ungesund bleich. «Autsch.»
Ich zuckte nur die Schultern und nahm dem Barkeeper, der gerade ein weiteres Glas brachte, die Last ab. Ohne auch nur zu warten, kippte ich alles auf einmal herunter. Mein ganzer Rachen fühlte sich schon taub an, so dass ich nicht einmal mehr schmeckte, was ich da in mich hineinschüttete. «Du hast dich zu mir gesetzt», gab ich zurück, als ich das Glas absetzte und vorsorglich zu den anderen stellte.
Xenay beobachtete mich eine Weile. Dann begann er zu grinsen. «Also, entweder bist du Corellianerin oder du hast früher dein Geld mit Trinkspielchen verdient.»
«Gut geraten», stellte ich fest. «Zu gut. Du wusstest es. Bist du jetzt endlich so weit, mir zu sagen, was du willst?»
Er ging nicht auf meine Frage ein. «Ich verstehe immer noch nicht, wie jemand die Dachduelle aufgeben könnte, um danach mit Trinkspielen weiterzumachen.»
Ich hatte es gewusst: Er hatte über mich nachgeforscht. «Das geht dich gar nichts an, Kopfgeldjäger.»
«Spiel dich nicht so auf. Als Schmugglerin bist du nicht viel besser als ich.»
«Sieht so aus, als wären wir beide dran, würden wir hier erwischt.» Ich hörte mich nicht sonderlich interessiert an. Ich war es nicht. Was kümmerte es mich, wenn ich erwischt wurde? Ich hatte nichts mehr zu verlieren. Mein Blaster, das einzige Erinnerungsstück, das mir etwas bedeutete, war fort und mir war klar, dass Mon Mothma mich erschiessen lassen würde, wagte ich es, die Rebellen aufzusuchen. Thaer, mit dem ich mich immer wieder gern unterhalten hatte, der irgendwie immer freundlich zu mir gewesen war und für mich einem Freund nahegekommen, hielt mich für ein Monster, was ich aber vermutlich auch war. Ich hatte es nur über die Jahre hinweg nicht mehr bemerkt.
«Du hörst dich nicht sonderlich entsetzt über diese Möglichkeit an», bemerkte auch Xenay.
Ich verdrehte die Augen. «Wieso sollte ich? Ein paar Monate freie Kost und Logis sind doch nichts schlechtes.»
«Sie werden dich erschiessen lassen, wenn sie dich erwischen. Aber natürlich erst, nachdem sie dich verhört haben», stellte der Kopfgeldjäger fest.
Ich sah auf. «Was?»
Xenay lehnte sich vor, ein selbstzufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. «Hörst du mir jetzt zu?»
Ich war kurz davor, ihm eine reinzuhauen, nur um das Grinsen von seinem Gesicht zu wischen. Ob dieser Impuls vom Alkohol kam oder ob es einfach der Kopfgeldjäger war, der ihn in mir auslöste, konnte ich nicht sagen. «Würdest du verschwinden, sagte ich jetzt nein?» Mir war klar, dass seine Informationen mir das Leben retten konnten, aber ich traute ihm nicht. Dazu war er zu sehr ein Kopfgeldjäger.
Er schüttelte den Kopf. «Du willst mich ganz schön hartnäckig loswerden, was? Na gut. Aber zuerst will ich eines wissen: Stimmt es, dass du den Aufenthaltsort von Padmé Solo kennst?»
Einige Sekunden starrte ich ihn an, dann begann ich zu fluchen. «Ke e'henem Rrea ku I'mperiale.»
Er hob eine Augenbraue. «Nicht besonders nett.»
Ich hielt inne. «T'we a Corella?» Sprichst du Corellianisch?
Er zuckte die Schultern. «J'ava neo ke Corell, ke adava speka.» Als geborener Corellianer werde ich es wohl sprechen können.
«Ernsthaft?»
«Wieso sollte ich dich anlügen?»
«Du bist ein Kopfgeldjäger», stellte ich fest.
«Und du bist nicht betrunken, was einiges über dich aussagt. Also, wollen wir beide unsere Vorurteile begraben und uns wie zivilisierte Kriminelle verhalten?», gab er zurück.
Dieses Mal brachte er mich tatsächlich zum Schmunzeln, wenn auch widerwillig. «Also, woher denkst du, diese Information zu haben?»
Seine dunkelbraunen Augen, die beinahe schwarz im düsteren Licht der Bar wirkten, funkelten amüsiert. «Vom Imperium persönlich. Auch, wenn ich selbst nicht auf der Jagd nach dir bin, ein Kopfgeld wurde ausgesetzt. Wäre ich ähnlich pleite wie du, ich hätte den Auftrag auf jeden Fall angenommen. Ich habe selten erlebt, dass das Imperium einen so hohen Betrag ausgesetzt hat.»
Ich setzte an, erneut zu fluchen, wurde aber von seinem mahnenden Blick unterbrochen. «Seit wann hat ein Kopfgeldjäger ein Problem mit einem Fluch?»
«Seit du es bist, die flucht. Ziemlich kreativ, für eine Schmugglerin.»
Ich verdrehte die Augen. «Du bist ziemlich empfindlich.»
«Wenigstens habe ich bessere Manieren als du.»
«Wie ironisch, dass das von einem Kopfgeldjäger kommt», gab ich zurück. «Also, wenn du nicht auf meinen Kopf aus bist, wieso bist du dann hier?»
Er schwieg eine kurze Weile, als suchte er die richtige Formulierung. «Persönliches Interesse.»
Genervt winkte ich dem Barkeeper. «Ach ja? Und was hat dieses persönliche Interesse mit mir zu tun?»
«Man hört nicht allzu oft, dass eine einfache Schmugglerin von den Rebellen aus einem imperialen Gefängnis geholt wird. Und noch seltener ist das Statement, dass besagte Schmugglerin den Aufenthalt einer modernen Volkslegende kennt.»
«Aus deinem Mund hört sich das an, wie etwas Besonderes», grummelte ich, dem Barkeeper meinen Drink abnehmen und erneut herunterkippend. Ich hatte wirklich keine Lust, darüber zu reden. Auch, wenn ich es nicht gern zugab, ich bemerkte, dass die Welt langsam etwas schwammig wurde, genau wie meine Aussprache. Ich war aus der Übung. «Viele Leute behaupten, zu wissen, wo sich Padmé Solo aufhält.»
Er nickte. «Natürlich. Aber mit den Jahren sind aus den tausenden doch ein überschaubarer Haufen geworden. Noch nichts davon gehört, dass das Imperium mit Vorliebe diese Schlaumeier ausquetscht?»
«Noch nie darüber nachgedacht, dass das vielleicht der Grund sein könnte, weshalb ich aus dem Gefängnis abgehauen bin?»
Er schüttelte langsam den Kopf. «Sie wussten damals noch gar nicht, dass du zu dieser Sorte Wesen gehört, nicht wahr?»
«War das Teil der Informationen für die Kopfgeldjagd oder ist das deine ganz persönliche Vermutung?»
«Meine ganz persönliche Vermutung. Das Imperium braucht nicht lange, wenn sie etwas aus dir herauspressen wollen. Da du zwei Wochen da drin warst und jetzt noch gesucht wirst, heisst das wohl, dass sie es nicht wussten.»
«Cleverer Bursche», nuschelte ich.
«Aber dann ist da natürlich noch die Frage, woher es die Rebellen wussten, die dich ja deswegen herausgeholt haben. Und wie es dann das Imperium herausgefunden hat.»
«Die Rebellen haben gar nichts gemacht», schnauzte ich ihn an. «Ein guter... ein guter Freund hat mich rausgeholt. Die Rebellen haben nur die Lorbeeren übernommen.»
«Ein guter Freund? Etwa beim Imperium?», Xenay begann zu lachen. «Eigentlich hatte ich dich ja nicht für so ein Mädchen gehalten, Catallan, aber...»
«Klappe», knurrte ich. «Wir hatten nichts miteinander. Er war mir nur noch was schuldig.»
Ungläubig, als wollte er nicht glauben, dass ich es ernst meinte, beobachtete mich der Kopfgeldjäger. Dann gab er nach. «Was immer du sagst.»
«Wie galant.»
Das spöttische Lächeln hinterliess Grübchen auf seinen Wangen, die seine Nase nur noch spitzer wirken liessen. «So bin ich immer. Liegt in meiner Natur.»
Ich schnaubte. «Wer's glaubt, wird selig.»
«Nun, auch wenn es mir leid tut, von dir kann man das nicht behaupten.»
«Was denn? Ich weiss, dass meine Manieren zu wünschen übriglassen.»
Er hob eine Augenbraue. «Interessant. Ich dachte, du wüsstest es nicht.»
«Wissen ist eines, Xenay, aber Ändern wollen, das ist was ganz anderes.»
«Also bist du gerne ein...», er runzelte etwas verärgert die Stirn, als ihm das Wort nicht einzufallen schien. «Entschuldige. Basic ist so eine beschränkte Sprache, vor allem, was die unschöneren Wörter angeht. Lass es mich noch einmal versuchen.»
Ich konnte nicht verhindern, grinsen zu müssen. «Bitte. Lass dir Zeit. Ich freue mich schon auf die Beschimpfung, die du mir an den Kopf wirfst.»
«Ea geta t'Ssea?»
Ich hob eine Augenbraue. «Und du nennst mich kreativ?»
Dieses Mal schmunzelte er auch. «Oh, bitte. Ich bin nichts im Gegensatz zu dir.»
«Nett, dass du das einsiehst. Kann ich jetzt endlich erfahren, was dein persönliches Interesse an Padmé Solo ist?»
Er lehnte sich vor. «Das ist kompliziert.»
Ich nickte langsam. «Oh. Das hilft mir aber wirklich weiter.»
«Würdest du mir helfen, wenn ich dir sagte, um was es geht?»
Ich brauchte einige Zeit, meine Gedanken auf Basic auszuformulieren. Das letzte Glas war wirklich zu viel gewesen. «Kommt drauf an, was für eine Hilfe du willst.»
«Eine Auskunft.
«Ich kann dir nicht sagen, wo Padmé Solo ist.»
Als der Barkeeper sich vor unserem Tisch aufbaute und fordernd die Hand ausstreckte, warf Xeney mir einen Blick zu, den ich nicht ganz deuten konnte. Er lag irgendwo zwischen einer unausgesprochenen Frage, Neugier und Amüsement. Als ich nicht reagierte, zog er seine eigene Geldbörse heraus und bezahlte davon. Während der Barkeeper wieder verschwand, grinste er mir zu. «Das verlange ich nicht. Aber was sagst du? Sind wir im Geschäft?»
«Solange ich dir das nicht zurückzahlen muss», grummelte ich.
Er nickte zufrieden. «Gut. Also, Padmé Solo könnte das Blatt gegen das Imperium wenden, nach so langer Zeit. Wir brauchen sie.»
«Was soll das heissen, wir? Bist du von den Rebellen? Ich habe dich dort nie gesehen.»
Er dachte kurz nach. «Tut mir leid, Catallan, aber von wem ich spreche, geht dich nichts an. Sagen wir einfach, wir sind eine unabhängige Interessengemeinschaft.»
«Aha.» Wenig überzeugt musterte ich ihn. «Und wozu genau braucht ihr sie?»
Als er bemerkte, dass er mich geködert hatte, machte sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht breit. «Ich weiss aus verlässlicher Quelle, dass sie ziemlich gut Fliegen kann, genauso wie Schiessen und dass können wir gut gebrauchen. Ausserdem... nun ja, sie soll zwar ziemlich störrisch sein, aber wenn sie sich für etwas einsetzt, dann tut sie alles dafür, jedenfalls habe ich das gehört. Sie... Wir hoffen auf ihre Hilfe, deswegen wollen wir ihr ein Angebot machen.»
«Ein Angebot?», der Alkohol lockerte meine Zunge gefährlich. «Ein Entweder-wir-liefern-dich-aus-oder-du-machst-bei-uns-mit-Angebot?»
«Sie wäre eine willkommene Mitstreiterin, aber wenn sie nicht will, dann werden wir sie nicht zwingen.» Er warf mir einen neugierigen Blick zu. «Was interessiert dich das?»
Ich hätte mir am liebsten selbst eine runtergehauen. Wie hatte ich nur so geschwätzig sein können. Ich öffnete den Mund, wollte mich irgendwie herausreden, aber mein betrunkener Kopf schaffte es nicht, sich eine anständige Erklärung auszudenken. Ehe Xenay mich weiter nach einer Antwort löchern konnte, passierte es: Die Türe der Bar ging auf und ein schuppiger Typ, den ich mit halbem Auge vorhin die Bar verlassen gesehen hatte, stürzte hinein. "Das Imperium kommt!", keuchte er ausser Atem. "Sie sind gleich hier!"
Für einen kurzen Moment wunderte ich mich, warum sich dieser Mann die Mühe machte, sich selbst in Gefahr zu bringen, um uns zu warnen, als sich eine weitere schuppige Gestalt aus der Menge löste und auf ihn zueilte. Er hatte seinen Freund vergessen. Als ich mich wieder zu Xenay umdrehte, sah der sich hektisch um, als suchte er nach einem Ausweg. Als sich unsere Blicke trafen, sah ich Panik in seinen Augen. Mir wurde klar dass nicht nur ich ein Problem hatte, wenn sie mich erwischten. Auch der Kopfgeldjäger hatte irgendetwas zu verbergen.
Ich schien ihn auf eine Idee gebracht haben, denn ganz plötzlich packte er mich am Handgelenk, zerrte mich hektisch zu sich herüber und zog mich auf seinen Schoss. Ich bekam nur am Rande mit, wie eine ganze Menge Sturmtruppler in die Bar hineinströmten, den schuppigen Flüchtling, der alle gewarnt hatte, mit sich hineinzwingend, denn Xenay hatte keine Sekunde gezögert. Er beugte sich vor und küsste mich, ehe ich mich auch nur für die Frechheit beschweren konnte, die er sich gerade erlaubte. Für einen kurzen Moment war ich wie erstarrt, dann begriff ich mit Verzögerung, dass er eine der bekanntesten Techniken gegen das Entdecktwerden anwendete. Intimitäten waren für Beobachter ausserordentlich unangenehm, vor allem, wenn sie einer anderen Spezies angehörten. Als ich den Kuss erwiderte, Xenay stumm das Signal gab, verstanden zu haben, die Erlaubnis gab, weiterzumachen, vergrub er seine behandschuhten Hände in meinen Haaren, meinen Zopf durcheinanderbringend, und zog mich noch näher an sich. Ohne zu zögern verschränkte ich die Finger in seinem Nacken, liess zu, dass seine Daumen auf meiner Wange ruhten.
Als die anonymisierte Stimme eines Sturmtrupplers genau neben uns erklang, musste ich mich zusammennehmen, nicht erschrocken aufzusehen. «Entschuldigen Sie? Sir? M'am? Ihre IDs?»
Wir ignorierten ihn. Xenay war keineswegs dämlich, er verstand genauso wie ich, dass wir den Truppler verscheuchen mussten, weswegen er seine Hände an meinem Körper herunterwandern liess, erschreckend nah an meinem Hintern stoppend. Ich musste alle meine Willenskraft zusammennehmen, seine Hände nicht wegzuschlagen. Stattdessen küsste ich noch fordernder zurück, begann sogar, langsam sein Hemd aufzuknöpfen.
«Sir? M'am? Ihre IDs, bitte?»
In diesem Moment wurde mir klar, dass wir ihn so einfach nicht loswerden würden. Wir hatten verloren. Ich löste mich von Xenay, warf dem Sturmtruppler einen ergebenen Blick zu und öffnete den Mund, um dem Kopfgeldjäger mitzuteilen, dass es vorbei war, als, das erste Mal an diesem Tag, der Alkohol etwas gutes für mich tat: Ich konnte mich nicht mehr an die Basicwörter erinnern, so dass ich es ihm auf Corellianisch mitteilte. «Z'rae ka alea, Omeg.» Hör auf, Kopfgeldjäger.
Er sah auf, die blauen Haare zerwühlt, das Hemd halb offen, die Augen in einer Mischung aus Panik und Unglauben weit aufgerissen. Dann aber schien er eine Idee zu haben. «T'e rea to lanko.» Tu so, als verstehest du ihn nicht.
Ich blinzelte überrascht, warf dem Sturmtruppler einen Blick zu und gestikulierte dann in seine Richtung. «Ki op'ena gere ichi Mi'ka!», protestierte ich. Und wenn er es bemerkt?
«J'akape na t'pessa, Smea.» Ich hatte dich nicht als Pessimistin eingeschätzt, Schmugglerin.
Ich warf dem Sturmtruppler einen letzten unsicheren Blick zu, dann gab ich nach und liess zu, dass mich Xenay wieder in eine enge Umarmung zog.
«Sergeant?», rief der Sturmtruppler durch den Raum und ich hielt unwillkürlich die Luft an. Jetzt hiess es alles oder nichts.
Ein weiterer Truppler tauchte auf. «Was ist, Soldat?»
In dem süssesten Tonfall, den ich hinbekam, der, wenn man die Worte nicht verstand, so hoffte ich, ein Liebesgeständnis vorgaukelte, flüsterte ich Xenay zu: «Uo gse'h liea j't'mue.» Wenn wir hier raus sind, dann werde ich dich schlagen.
Der Kopfgeldjäger beugte sich näher zu mir. «Knea?»
«Uo ta embr'ea na m'e bu.» Weil du mich geküsst hast, während ich betrunken war.
Er lachte leise. «Ona gep.» Gern geschehen.
«Diese Beiden sprechen kein Basic. Sie verstehen kein Wort.» Der etwas ratlose Sturmtruppler deutete auf uns. Wie damals auf dem Markt, wo ich die Rebellen getroffen hatte und vom Imperium festgenommen worden war. Ich hoffte so sehr, dass ich dieses Mal mehr Glück hatte.
Sein Vorgesetzter schien eine Weile zu überlegen, dann nickte er dem Sturmtruppler zu. «Wir werfen sie raus. Dieses Mal kommen Sie ohne Kontrolle davon.»
Sowohl ich als auch Xenay atmeten tief durch, liessen uns allerdings sonst nichts anmerken. Sie mussten uns auseinanderzerren und tatsächlich aus der Türe werfen, um uns überhaupt wegzubekommen und die ganze Zeit über beschimpften wir sie aufs Übelste.
Als sie die Türe hinter uns schlossen und uns auf einer matschigen Strasse im Regen stehen liessen, brachen wir zuallererst in erleichtertes Gelächter aus. «Und du wirfst mir vor, kreativ zu sein?», fragte ich Xenay erneut.
Er zuckte nur die Schultern, warf dann allerdings einen beunruhigten Blick auf die Bartüre. «Wir sollten verschwinden. Der Barkeeper weiss, dass wir Basic sprechen.» Ich nickte und begann, mich schnellen Schrittes durch den Morast zu kämpfen. Als der Kopfgeldjäger sich beeilte, mit mir Schritt zu halten, warf ich ihm einen schrägen Blick zu. Er ignorierte ihn. «Du küsst gut für eine Schmugglerin», stellte er irgendwann, als wir weit genug von der Bar entfernt waren, fest.
Meine Antwort war ein kräftiger Kinnhaken. Vollkommen verblüfft starrte er mich an, seine Hand wanderte wie von selbst zu der Stelle, an der ich ihn getroffen hatte. «Und ich schlage auch gut zu, für eine Schmugglerin», knurrte ich.
«Wofür war das denn?»
«Ich habe es dir gesagt. Mach das nie wieder.»
«Was denn, dir das Leben retten?», da war es wieder, das amüsierte Funkeln in seinen Augen, auch wenn er immer noch ein wenig schockiert davon schien, dass ich meine Drohung tatsächlich wahrgemacht hatte.
«Mich zu küssen.»
«Wir werden sehen», grinste er.
«Willst du noch einen?», grummelte ich.
«Eine Kuss? Von einer grummeligen, betrunkenen Kriminellen wie dir immer.»
«Einen Kinnhaken, du Idiot.»
«Oh.» Er dachte kurz nach. «Wenn ich dich vorher küssen darf?»
«Vergiss es.» Wir schwiegen eine Weile. «Wieso folgst du mir eigentlich?», fragte ich ihn irgendwann. «Hast du nicht irgendwo ein schickes Schiff, in dem du dich vor dem Regen verkriechen kannst?»
«Ich habe ehrlich gesagt ein Zimmer in einer Bar bezogen. Mein Schiff ist nicht bewohnbar. Und ich folge dir, weil du bedenklich schwankst, scheinbar keine Ahnung hast, wo du hinsollst und vom Imperium gesucht wirst. Ich habe ehrlich gesagt nur darauf gewartet, dir meine Hilfe anzubieten.»
Ich runzelte die Stirn. «Das ist zu nett für jemanden wie dich. Hast du nicht noch vergessen, mich nach deinen Informationen zu fragen?»
Das etwas entschuldigende Lächeln, dass er aufsetzte, sagte alles. «Aber ich kümmere mich auch um dich, nicht nur um die Informationen. Also, kommst du mit ins Trockene oder bleibst du hier draussen, immer noch betrunken, und wirst durch den kalten Regen wahrscheinlich krank?»
Ich überlegte kurz, was allerdings nicht viel brachte, schliesslich war es immer noch ziemlich schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. «Na gut», grummelte ich. «Aber wir schlafen nicht im selben Raum!»
Ich will zwei Dinge klarstellen:
A) Ich bin nicht für Alkohol. Sollte in irgendeiner meiner Storys einmal eine Passage wie diese vorkommen, dann ist Alkohol ein Stilmittel und zwar eines, das ich zu vermeiden versuche. Was ich zu sagen versuche: Betrinken = Schlecht. Jedenfalls für Gehirnzellen, die Leber und die Gesundheit.
Dieses Kapitel = Schlechtes Rollenvorbild.
Das musste, meiner Meinung nach, einfach einmal gesagt werden.
B) Das ist eine der wenigen Kussszenen, die ihr in meinen Storys finden werdet. Dieses Kapitel vereint irgendwie alles, was ich nicht gerne schreibe. In dieser Story wird es nicht so bald wieder eine Kussszene geben, also wem dieses Kapitel nicht gefallen hat, keine Angst, es wird nicht so weitergehen.
Okay. Jetzt zu euren Meinungen. Fandet ihr dieses Kapitel, trotz allem, gut?
Alle einverstanden, wenn dieses Buch genau 40 Kapitel bekommt?
Kritik, Ideen, Kommentare?
Aeide_thea
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top