I've got you (Staffel 3)

Ezras Sicht

Eine leichte Brise wehte mir ins Gesicht und schweigend betrachtete ich die Sterne, die am Himmel funkelten und sich über den weiten, endlosen Horizont des Planeten ausstreckten, der seit einiger Zeit unsere Basis beinhaltete. In der Nacht wirkte Atollon so ruhig und friedlich - selbst diese grässlichen Spinnenviecher hatten sich in ihre Höhlen zurückgezogen. Rund um unsere Basis tat sich nichts, man hörte nur den Wind und ab und zu das Geklackere von diesen komischen Schneckentieren. Sonst war alles still - kein Wunder, immerhin war es schon weit nach Mitternacht.

Meine Crew lag bereits in ihren Kojen und schlief, was ich eigentlich auch tun sollte...aber ich konnte nicht. Zu viel war einfach passiert und der Schock, dass Maul es geschafft hatte unsere Crew (mit Ausnahme von Kanan und mir) zu entführen und die Ghost zu stehlen war einfach zu groß. Es hätte furchtbar viel schiefgehen können und ich hätte meine Familie fast ein weiteres Mal für immer verloren...

Ich schüttelte den Kopf und schloss die Augen, das grelle Licht der Holocrons   in meinen Gedanken...

Mir entwich ein Seufzen.

Was hatte das nur alles zu bedeuten? Was hatte Maul gesehen oder vielmehr was hatte ich gesehen? Diese ganzen Bilder...diese Zwillingssonnen...
Sie machten einfach keinen Sinn! Wieso hatte Kanan plötzlich wieder sehen können? Wieso...

Ich stoppte und verblieb bei meinem letzten Gedanken.

Kanan...

Mein Meister.

Mein Mentor.

Mein Freund.

Mein Vater...?

Ich wusste zwar jetzt, dass er mich weder für Malachor noch für seine...Blindheit beschuldigte. Aber ich hatte das Gefühl, dass wir uns trotzdem ferner waren als jemals zuvor. Es hatte weh getan, es war grausam, es war schrecklich gewesen als er sich von mir abgewendet hatte...

Ich hatte geglaubt, dass Kanan mich verlassen hatte - dass er mich einfach abgeschrieben hatte wie alle anderen zuvor auch.

Nach dem Desaster von Malachor... war nichts mehr wie es zuvor war. Vor Maul und dem Holocron waren Kanan und ich ein eingespieltes Team gewesen. Er war immer für mich da gewesen und hatte mir die Zeit gegeben, die ich gebraucht hatte um den Tod meiner Eltern zu akzeptieren. Aber jetzt war einfach alles anders. Unser Band zueinander war beschädigt und wie dieser komische Bendu gesagt hatte...

....zwischen uns war ein Ungleichgewicht aufgetreten. Allein durch das Holocron, welches ich benutzt hatte. Was ich zu verantworten hatte und nicht Kanan.

Dieses verdammte Holocron...

Ein weiteres Bild tauchte vor meinen Augen auf und ich erinnerte mich daran, dass wir uns in der Höhle umarmt hatten. Ein kurzes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus,  als ich daran zurückdachte. Es war so...schön gewesen umarmt zu werden und für einen kurzen Augenblick die Sicherheit, die Geborgenheit und die...Liebe zu spüren, die ich so vermisst hatte...wonach ich mich seit Malachor gesehnt hatte. Für einen winzigen Moment war alles wie zuvor gewesen. Kanan und Ezra, Meister und Padawan, Vater und Sohn...

Was dachte ich nur da?!

Ich schüttelte den Kopf und schnaubte. Wann hatte ich angefangen in Kanan mehr zu sehen, als meinen Meister? Oder in Hera? Meine Eltern waren tot und würden nie wieder zurückkommen... Dennoch musste ich mir eingestehen, dass ich Kanan und Hera auf eine eigene Art und Weise als meine Eltern betrachtete. Niemand würde meine Eltern jemals ersetzen können, aber in gewisser Weise hatten sie mich adoptiert...sie hatten mich von der Straße geholt als ich niemanden hatte und auf mich selbst gestellt war...

Warum sollten sie dich adoptieren wollen? Selbst wenn du Kanans Padawan bist, du hast auf ganzer Linie versagt. Deine Beförderung wurde dir aberkannt, gleich nachdem du sie bekommen hattest und du hättest fast deine Freunde und dich selbst getötet. Ohne dich wäre Kanan nicht blind und Ahsoka noch am Leben. Wieso sollten Kanan und Hera jemanden wie dich als Sohn betrachten? Du bist nichts als eine dreckige Loth- Ratte, wisperte eine Stimme aus dem Inneren meines Kopfes. Sie klang zischend und hallte in meinen Gedanken wieder.

Kanan hat gesagt es ist nicht meine Schuld und das ich mir dafür vergeben soll. Ich war einmal eine Loth- Ratte, aber jetzt bin ich ein Jedi! , dachte ich und bekam Gelächter als Antwort.

Ein toller Jedi bist du! Vertraust einem Sith und lernst von der dunklen Seite. Wärst du nicht gewesen, dann wären deine Freunde niemals entführt worden. Nichts von alldem wäre passiert.

Ich habe einen Fehler gemacht, aber ich habe meine Lektion gelernt! Kanan...

Kanan hat dich schon einmal verlassen, wer sagt dass er es nicht wieder tun wird? Deine Lektion, hach! Wir wissen beide, dass du nach dem Holocron trachtest, dass es wie eine Sucht für dich ist es zu benutzen und es wieder in deinen Händen zu halten.

"Hör auf, dass ist nicht wahr!"

Ich hielt mir den Kopf und kniff die Augen zusammen. Doch die Stimme lachte nur laut und hallte in meinen Gedanken nach.

Du wirst von allen verlassen, Ezra. Du bist schwach und erbärmlich und du nennst dich einen Jedi? Dein Meister hat dich aufgegeben, so wie alle zuvor. Wer würde dich schon behalten wollen?

Nein!

"Gut. Ich brauche es nicht! Genauso wenig wie dich!"

NEIN!

"Ezra."

Zwei Hände legten sich auf meine Schultern und schüttelten mich. Doch ich hörte nur die Stimme in meinem Kopf und fühlte den Schmerz in meinem Inneren. Wie durch einen Schleier drang eine Stimme zu mir durch.

"Ezra!"

Sie klang nach Kanan, aber das konnte nicht sein. Kanan hatte mich verlassen und ..

"Ezra, hörst du mich?!"

Ich war es nicht wert sein Padawan zu sein...er musste mich für das hassen, was ich zu ihm gesagt hatte. Was ich ihm alles angetan hatte..

"Bitte wach auf. Kid, es ist alles gut. Ich bin hier."

Plötzlich fühlte ich eine Wärme, die meinen ganzen Körper umgab und mit einem Mal spürte ich wieder diese Geborgenheit und... Liebe. Die Stimme in meinem Kopf wurde leiser, dafür die Andere immer lauter.

"Ich bin hier, Ezra. Ich hab dich, kid."

Ich traute mich irgendwann die Augen wieder zu öffnen und fand mich in einer Umarmung wieder, welche ich so sehnsuchtsvoll vermisst hatte.

"Kanan."

Kanans Sicht

Ich schreckte aus meinem bisher traumlosen  Schlaf auf und bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Die Macht schrie geradezu nach mir und ich wusste, dass es nur einen Grund dafür geben konnte.

Ezra.

Ich zögerte nicht eine Sekunde, tastete nach meinem Lichtschwert, was ich der Macht sei Dank beim ersten Versuch fand und rannte aus meiner Kabine. Ich ließ mich ganz von der Macht leiten und fand mich außerhalb der Ghost, genauer auf der Rampe wieder, wo ich Ezras Präsenz spürte. Ich hörte seine keuchenden und schnellen Atemzüge und ging auf die Knie. Meine Hände fanden seine Schultern und ich hörte ihn immer etwas Unverständliches murmeln, was ich nicht verstand.

"Ezra."

Ich rüttelte ihn an seinen Schultern, aber seine Atmung veränderte sich nicht. Ganz im Gegenteil sie wurde eher noch schlimmer. Ich spürte eine weitere Präsenz in meiner Nähe, die direkt von meinem Padawan ausging, nur war diese viel dunkler und voller Hass und Ängste. Ich hatte keinen Zweifel. Das Holocron rief erneut nach ihm und Ezra befand sich in einem mentalen Kampf mit sich selbst.

"Ezra, hörst du mich?"

Keine Reaktion wie erwartet. Die dunkle Seite in ihm blendete seine Umgebung aus.

"Bitte wach auf. Kid, es ist alles gut. Ich bin hier."

Er fing an zu wimmern und wiederholte wie eine Art Mantra meinen Namen. Ich schlang meine Arme um seinen Körper und drückte ihn an mich. Dabei strich ich ihm beruhigend über das kurz geschorene Haar.

"Ich bin hier, Ezra. Ich hab dich, kid" , flüsterte ich leise und versuchte erneut mit der Macht nach unserem Band zu greifen und ihn zu beruhigen. Ich spürte das die dunkle Seite sich zurückzog und er langsam ruhiger wurde. Seine Atemzüge wurden gleichmäßiger und ich hörte ihn meinen Namen sagen.

"Kanan."

"Ich hab dich."

Ich streichelte mit einer Hand seinen Rücken und hörte ihn leise schluchzen.

"Kanan...I- ich...Es tut mir so.."

"Ich weiß. Beruhige dich, kid. Alles ist gut, ich bin bei dir."

Er vergrub seinen Kopf in meiner Brust und schluchzte.

"Nein. Ich bin so.. Ich bin an allem Schuld. Ohne mich hätte Maul niemals die Crew entführt und bedroht. Du wärst nicht blind und Ahsoka..."

"Ezra."

"Ich habe alles falsch gemacht und dich enttäuscht. Ich habe versucht mich dir zu beweisen und..."

"Kid..."

"Ich hätte das niemals zu dir sagen sollen. Ich brauche dich, Kanan und ich werde dich immer brauchen! Bitte bleib bei mir, bitte hasse mich nicht. Ich..."

"Ezra!"

Er verstummte und ehe er sich aus meinen Armen winden oder flüchten konnte, hatte ich ihn schon fest an mich gedrückt.

"Oh Ezra, ich könnte dich doch niemals hassen. Dafür liebe ich dich viel zu sehr, kid. Du trägst keine Schuld für das was passiert ist, weder für meine Blindheit noch für Ahsoka..."

"Aber Maul.."

"Maul hat dich benutzt. Er hat deine größte Schwäche erkannt und sie gegen dich verwendet. Du hattest Angst uns zu verlieren, deine Familie nicht beschützen zu können, dass hat er sich zu eigen gemacht."

"W- wir hätten sie verlieren können, Kanan! Und das nur weil ich ihm einst vertraut habe. Er hätte die ganze Crew töten können und es wäre meine Schuld gewesen! Ich habe meine Eltern verloren...ich könnte es nicht ertragen wenn mir noch einmal meine Familie genommen werden würde..."

Ich hatte nicht vor ihm zu erzählen, dass Maul ebenfalls versucht hatte mich zu töten. Und wenn es nach mir ging, dann würde er es auch nie erfahren.

"Wir sind alle hier und in Sicherheit, Ezra. Wir hätten heute viel verlieren können, ja , aber es ist nicht geschehen... Maul ist fort und ich werde nicht zulassen, dass er dir oder der Crew etwas antut."

"Das letzte Mal als du mich beschützen wolltest, bist du erblindet! Es ist alles meine Schuld, Kanan."

Ich seufzte. Ich wusste genau wie schwer es ihm fiel sich selbst zu verzeihen - dasselbe hatte ich bei dem Tod meiner Meisterin empfunden. Doch ich würde nicht zulassen, dass er sich selbst damit zugrunde richtete. So wie ich es einst tat.

"Es ist nicht deine Schuld, Ezra. Ich weiß das es schwer ist, aber du musst lernen dir selbst zu vergeben. Das habe ich dir schon einmal gesagt."

"...ich weiß."

Für ein paar Minuten schwiegen wir und ich hielt ihn einfach nur in meinen Armen. Seit Malachor hatten wir uns so voneinander entfremdet...was ich verschuldet hatte. Wäre ich nicht in Selbstmitleid versunken und hätte mich nicht von den Anderen distanziert, dann wäre Ezra niemals dem Holocron verfallen. Ich hatte es selbst zu verantworten, dass ich meinen Padawan, meinen Sohn, fast verloren hätte. Das ich ihm das Gefühl gegeben hatte an Malachor Schuld zu sein und sich mir beweisen zu müssen.

Ich war ein schrecklicher Meister und noch dazu ein grausamer Vater. Ezra war für mich mein eigener Sohn und ich hatte ihn im Stich gelassen, als er mich am Meisten gebraucht hatte...

"Es tut mir Leid, dass ich nicht für dich da war...das ich dich alleine gelassen habe nach Malachor. Ich..."

"Ist schon gut, Kanan. Ich verstehe jetzt wie es dir ergangen sein muss und ehrlich gesagt bin ich einfach nur froh darüber, dass du wieder da bist. Es tut mir Leid, d-dass ich dich hintergangen habe und mich dem Holocron zugewandt habe. Du hattest Recht, es hätte mich fast zerstört..." flüsterte er und ich hörte die Reue aus seiner Stimme.

Ich seufzte und schüttelte den Kopf.

"Aber du hast dich gegen die dunkle Seite gewendet und hast es geschafft wieder auf deinen Weg zurückzukehren. Das gelingt nur den wenigsten Jedi. Ich bin sehr stolz auf dich, Ezra."

Ich spürte seine Überraschung und gleichzeitige Verwunderung durch die Macht.

"Was? Aber.."

Ich strich ihm durch das Haar und vermisste die wuscheligen, zerzausten Haare meines Padawans. Mit einem Mal mehr wurde mir bewusst, dass Ezra dabei war erwachsen zu werden...

Dies und natürlich der Anblick meiner geliebten Hera fehlten mir am Meisten. Das mein Junge erwachsen wurde und ich es nicht sehen konnte.

"Ich war immer stolz auf dich, Ezra. In meiner...Abwesenheit hast du meinen Platz eingenommen und dich als Anführer bewiesen. Ich weiß, dass du einmal ein großartiger Jedi sein wirst und ein großer Anführer", erwiderte ich mit sanfter Stimme und strich ihm über den Rücken.

"Danke, Kanan", entgegnete Ezra nach einem kurzen Schweigen und ich spürte seine Gefühle über unser Band. Er war überwältigt, erleichtert, stolz...und einfach glücklich.

"Aber ich fürchte, dass du wohl vorerst mein Padawan bleibst" ergänzte ich schmunzelnd und neckte ihn. Ich hörte sein leises Lachen. Etwas was er in der letzten Zeit viel zu wenig getan hatte.

"Ich denke damit komm ich schon klar, Dad" , antwortete er und mein Herz erwärmte sich bei diesen Worten.

Ich wusste, dass es nur der Anfang von allem war. Das es ein langer und schwieriger Weg sein würde bis Ezra sich dem Holocron ganz abwenden würde und er sich selbst vergeben hatte. Das Maul irgendwo da draußen lauerte und ihn uns wegnehmen wollte...

Das die dunkle Seite nach ihm rief und ihn für sich vereinnahmen wollte...aber das würde ich nicht zulassen. Ezra gehörte zu uns, zu seiner Familie und ich würde ihn nie wieder verlassen. Egal, was noch kommen würde oder wem wir uns auch stellen mussten...wir würden das gemeinsam schaffen.

"Ich habe dich, mein Sohn. Ich bin hier."

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