Fate (Staffel 4)
Die Nacht war über Lothal hereingebrochen. Statt der wärmenden Sonne und dem farbenfrohen, zugleich friedlichen Himmel, standen nun die zwei Zwillingsmonde am Himmel, die über dem Planeten thronten. Die Rebellen waren dabei sich für die Nacht zurückzuziehen. Sie hatten dank der Loth - Wölfe ein neues Versteck gefunden - auch wenn niemand so recht die Geschichte glauben konnte, die hinter ihnen steckte. Am Allerwenigsten Ryder und Jai, denn Zeb und Sabine waren so etwas schon allzu gut von den beiden Jedi gewohnt und die stellten bekanntlich nichts von der Macht in Frage. Dennoch fragten sie sich wie alle anderen, was genau hinter den Wölfen steckte und vielmehr was tat das Imperium noch auf Lothal von dem sie keine Kenntnis hatten?
All diese Fragen und noch andere beschäftigten sowohl Kanan, als auch Ezra. Letzterer hatte allerdings noch etwas andere Gedanken im Kopf. Vorhin in der Höhle war es ihm nicht wirklich bewusst geworden, aber nun wo er Zeit hatte drüber nachzudenken und wo sie wirklich etwas Ruhe hatten...da spürte er etwas in sich, was er kaum mehr unterdrücken konnte. Wut? Trauer? Enttäuschung? Verrat? Er wusste nicht genau was am Meisten, aber er fühlte es. Und das hatte er seinem Meister zu verdanken.
Wobei...ist er das überhaupt noch?, dachte Ezra und das beinahe verächtlich. Seit dem Überfall auf Atollon waren er und Kanan kaum mehr dazugekommen zusammen zu trainieren. Das Letzte was sie in diese Richtung getan hatten war das kurze Meditieren vor Saws Rede, die an Mon Mothma gerichtet gewesen war. Sonst nichts. Null. Gar nichts. Es schien, als ob Kanan seine Worte wahr gemacht hatte und er ihm wirklich nichts mehr beibringen konnte wie er es auf Atollon gesagt hatte. Zugegeben sie waren gerade die letzte Zeit und seit sie auf Yavin waren besonders beschäftigt gewesen, allerdings tat die Tatsache dadurch nicht weniger weh. Ezra hatte gedacht, dass sich nach der Sache mit dem Sith - Holocron und vor allem mit Maul die Beziehung zwischen ihm und Kanan wieder verbessert hatte, dass sie wieder auf dem einstigen Stand vor Malachor waren...aber anscheinend war das nicht der Fall. Sie trainierten nicht mehr, Kanan meditierte meist für sich allein, er wurde nicht mehr Padawan von ihm genannt...wie sollte das alles für Ezra aussehen?
Und jetzt das. Jetzt hatte er den endgültigen Beweis dafür, dass Kanan ihm nie wirklich vertraut hatte. Womöglich auch das ihre Beziehung auf Malachor ihr Ende gefunden hatte und somit auch ihr Meister - Padawan Band.
Ezra schnaubte und kickte einen Kiesel weg.
Caleb Dume.
Das war der richtige Name seines Meisters. Kanan Jarrus war eine Lüge gewesen, eine einzige Lüge. Der Mann, der Ezra aufgenommen hatte, der ihn zu seinem Padawan angenommen hatte, der Ezra alles beigebracht hatte was er wusste, der für ihn da gewesen war, als er die Wahrheit über seine Eltern erfahren hatte, zu dem Ezra noch immer aufsah und der für ihn so etwas wie ein Zweitvater geworden war, den er liebte, dem er sein Leben anvertraute....war eine einzige Lüge. Vier Jahre war es inzwischen her, dass sie aufeinander getroffen waren und die ganze Zeit hatte Kanan ihm nicht vertraut. Ezra hatte ihm alles erzählt, hatte sich ihm anvertraut darüber was mit seinen Eltern geschehen war, was mit ihm passiert war...und doch hatte Kanan, nein Caleb ihn jeden Tag angelogen. Ezra hätte nicht gedacht, dass es so weh tun würde. Wie in so vielen anderen Dingen hatte er sich da geirrt.
"Ezra?"
Der junge Jedi öffnete die Augen und sah Sabine vor sich stehen. Er setzte ein falsches Lächeln auf und hob eine Braue.
"Sabine, was gibts?"
Die Mandalorianerin hob eine Braue.
"Was machst du da?"
Ezra seufzte.
"Meditieren? Nachdenken? Suche dir etwas aus."
Sie ignorierte den Kommentar und setzte sich neben ihn auf einen Felsen.
"Was ist los?"
Er blinzelte.
"Was soll los sein?"
Sie stach ihm mit einem Finger in die Brust.
"Stelle dich nicht dumm, du weißt genau was ich meine. Du meditierst nie und schon gar nicht freiwillig", gab sie zurück.
"Also?"
Ezra winkte ab.
"Es ist nichts. Ich denke nur etwas über den heutigen Tag nach."
Sabine nickte.
"Ja, ich weiß auch noch nicht, was unheimlicher war. Die Wölfe oder dieses komische kleine Ding, wovon du und Zeb erzählt habt."
Ezra verdrehte die Augen.
"Das ist nicht lustig, Sabine. Das Vieh ist gefährlich. Es hat mich sofort als Jedi identifiziert und ist auf mich losgegangen. Es war so schnell und unheimlich das es mich fast überwältigt hat."
Sie schmunzelte und stieß ihm freundschaftlich in die Seite.
"Das ist aber nicht so schwer, kid."
Er schnaubte. Ezra wusste, dass Sabine das nur aus Spaß meinte, natürlich wusste er das, aber er war jetzt absolut nicht in der Stimmung dazu.
"Verstehe, na danke."
Er wandte den Blick ab und sah in die Ferne. Sabine sah ihn fragend an und stieß ihm erneut in die Schulter.
"Hey, keine frechen Widerworte? Keine Retourkutsche? Mit dir stimmt definitiv etwas nicht, Bridger."
Ezra antwortete nicht.
"Okay, was ist los?"
"Nichts, Sabine. Okay? Ich bin einfach fertig von dem Tag und muss mir über einige Dinge Gedanken machen. Also wenn du jemanden ärgern willst, dann bitte nicht mich", gab ee schnippisch zurück und Ezra schloss wieder die Augen. Die Mandalorianerin sah ihn einen Moment musternd an, dann erhob sie sich wieder.
"Was immer auch ist, du weißt dass du nicht alleine bist, Ez. Wenn du dich wieder beruhigt hast, dann sag Bescheid."
Damit ging sie wieder und Ezra war erneut allein. Er öffnete die Augen und seufzte. Jetzt hatte er auch noch Sabine vergrault, toll. Der Padawan sah ihn die Weiten Lothals und wünschte sich nicht zum ersten Mal in diesen Tagen etwas Ruhe und wenn er darüber nachdachte, dann mehr als alles andere eine "Kanan" freie Zone. Denn der war wirklich der Letzte, den er jetzt sehen wollte.
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Doch Sabine hatte andere Pläne. Statt sich um ihren Kram zu kümmern wie Ezra es so indirekt formuliert hatte, ging sie zu Kanan. Dieser war allerdings nicht draußen, sondern erneut in der Kammer und meditierte vor den Wandzeichnungen. Wenn die Mandalorianerin keine Bedenken bezüglich Ezra gehabt hätte, dann wäre sie stehengeblieben und hätte ihre Zeit damit verbracht die Zeichen zu bewundern und sie sich genauer anzusehen. So etwas war altertümliche Kunst und für Sabine gab es kaum etwas, was mehr ihre Aufmerksamkeit gehören konnte als das. Doch deswegen war sie nicht hier. Kaum hatte sie die Kammer betreten, da hatte Kanan schon den Kopf erhoben.
"Sabine? Was ist los?"
Nach all der Zeit war die Mandalorianerin noch immer fasziniert darüber auf welche Weise Kanan mit der Macht sah. Manchmal war es so, als wäre sein Augenlicht noch vorhanden. Sie bewunderte ihn sehr dafür, dass er es geschafft hatte aus seinem eigenen Tief hervorzukommen und so gut mit seiner Blindheit kooperierte. Es war fast so, dass er nun besser sehen konnte als zuvor, auch wenn es ganz sicher nur ihre Einbildung war.
"Nichts nur...was ist mit deinem Padawan passiert?"
Das waren die Worte, die ihr Kanans volle Aufmerksamkeit zusicherten. Der Jedi erhob sich aus seiner Position und drehte sich zu ihr um, die Maske in der Hand.
"Was meinst du?", entgegnete er und runzelte die Stirn. Sabine rieb sich den Nacken und zuckte die Schultern.
"Keine Ahnung, aber er ist ziemlich abweisend und ernst. Und er meditiert."
Kanan hob beide Augenbrauen.
"Er tut was? Okay, hat er sonst noch etwas gesagt?"
"Nur das er sich Gedanken über einige Dinge macht und erledigt vom Tag ist, was nicht ganz verwunderlich ist. Weißt du was mit ihm los ist?"
Der Jedi seufzte.
"Ich kann es mir denken. Keine Sorge ich rede mit ihm."
Sie nickte.
"Okay, danke..."
Er ging an ihr vorbei und tätschelte ihr auf die Schulter. Da fiel ihr etwas ein und sie grinste leicht.
"Ach und Kanan?"
Der Jedi blieb stehen.
"Ja?"
"Nimmt euch das nächste Mal ein Zimmer. Das wurde aber auch Zeit."
Sie lachte, als sie die verdatterte Miene des Jedi sah und ging schmunzelnd aus der Kammer. Kanan verdrehte die Augen und schüttelte amüsiert den Kopf.
"Typisch Mandalorianerin..."
"Das habe ich gehört!"
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Ezra wurde bewusst, dass er an dem heutigen Abend wohl kein allzu großes Glück hatte, was allein und vor allem ohne Kanan betraf. Denn es dauerte nicht lange und der Padawan bekam erneut Gesellschaft und diesmal von seinem Meister selbst.
"Hey, kid."
"Hallo, Caleb."
Es war kindisch, aber Ezra wusste sich nicht anders zu helfen. Außerdem war er wütend und konnte seine Gefühle nicht wirklich unterdrücken. Er hörte Kanan seufzen und nahm an, dass er sich neben ihn setzte sowie Sabine zuvor.
"Ezra, wir sollten reden."
"Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, aber ich meditiere hier gerade und versuche meine Gedanken zu klären."
"Das ist gut. Wäre da nicht die Tatsache, dass du so gut wie nie meditierst - nicht allein und nicht ohne meine Anweisungen."
Kanan seufzte.
"Also was ist los?"
Ezra schnaubte.
"Was kümmert dich das schon?"
"Eine ganze Menge und das weißt du genau", kam es ungerührt zurück.
"Waren wir nicht über kindisches Verhalten hinaus?"
Der Jüngere lachte sarkastisch auf.
"Weiß nicht, aber waren wir nicht über Lügen hinaus?"
Kanan seufzte. Er hatte es geahnt. Das war es also.
"Ezra, ich habe dich nicht belogen. Was immer du dir auch zusammengesponnen hast, dass hat nicht zu bedeuten."
"Ach, dass du mir immer deinen wirklichen Namen vorenthalten hast ist für dich keine Lüge? Was ist es für dich dann?"
"Es war ein Schutz und ich denke gerade du solltest es verstehen. Ich habe meinen Namen geändert, weil ich eine andere Person bin und damit das Imperium mich nicht aufspüren kann", entgegnete Kanan entrüstet zurück.
"Oh ja ich verstehe es. Was ich allerdings nicht verstehe, Caleb.."
Ezra betonte den Namen extra.
"Ist das du mir nicht einmal etwas davon erzählt hast. Ich habe euch am Anfang auch nicht meinen Namen verraten und bin unter zahlreichen anderen Namen und Bezeichnungen bekannt gewesen, aber weiß du noch, wann ich euch meinen richtigen Namen verraten habe? Gleich am ersten Tag."
Ezra war aufgebracht. Dafür brauchte man nicht die Macht um das festzustellen.
"Es kam nie zur Sprache und weshalb hätte ich es erwähnen sollen? Es war meine Entscheidung, Ezra und Caleb Dume existiert nicht mehr."
"Sicher, Caleb..."
Kanan schnaubte und wirkte zunehmend genervt.
"Ezra, du verhältst dich gerade wie ein kleines Kind. Wo ist dein Problem?"
"Mein Problem ist, dass du mir anscheinend null vertraust", schoss es zurück.
"Nach vier Jahren, nach vier, erfahre ich so nebenbei, dass du mich die ganze Zeit belogen hast! Wäre dieser dämliche Wolf nicht gewesen, dann wüsste ich es vermutlich noch immer nicht. Hast du es eigentlich jemals vorgehabt mir zu sagen?"
Der Jedi hatte geahnt, dass Ezra diesbezüglich etwas verstimmt war, aber er hätte nicht damit gerechnet, dass sein Padawan es so aufnehmen würde.
"Ezra..."
Doch der schnitt ihm das Wort ab.
"Nein, ich sehe schon. Du brauchst mir nicht antworten. Es hat wohl seinen Grund, dass du mich völlig außen vorlässt und ich dir schlichtweg egal geworden bin. Gut, danke. Jetzt weiß ich zumindest, wo ich stehe."
Kanan wusste nicht mehr, worauf er zuerst antworten sollte. Anstatt etwas darauf zu entgegnen sprach er seine Gedanken aus.
"Ezra....was zur Macht redest du denn da? Das ist nicht wahr!"
Der Jüngere stand auf und klopfte sich etwas Staub von seiner Kleidung ab.
"Caleb, ist gut. Ich habe verstanden. Ich habe alles verstanden. Du wirst deine Gründe haben und auf der anderen Seite verstehe ich es. Ich habe zu viele Fehler gemacht und anscheinend gibt es Dinge, die immer zwischen uns stehen werden. Danke nun weiß ich wenigstens woran ich bin."
Kanan stand auf und hielt Ezra an der Schulter zurück.
"Oh nein, nach diesen Worten verschwindest du mir nicht einfach. Wie kommst du..."
Ezra befreite sich aus seinem Griff.
"Tue nicht so. Wie gesagt ich habe verstanden. Du brauchst deine Zeit nicht mehr zu verschwenden, ich weiß Bescheid. Jetzt kannst du mich wenigstens mit gutem Gewissen alleine lassen. Danke."
Damit verschwand Ezra und ließ Kanan einfach so stehen. Dieser blinzelte und legte eine Hand an seine Stirn.
"....Hera bringt mich um, wenn sie das erfährt."
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Am nächsten Morgen schienen sich die Gemüter etwas beruhigt zu haben - so glaubte man jedenfalls. Kanan war der Erste, der wach war, um seiner morgendlichen Meditation nachzugehen. Der Streit mit Ezra verweilte noch immer in seinem Kopf und er kam nicht umhin über seine Worte nachzudenken. Ezra war vollkommen im Unrecht, Natürlich war er ihm nicht egal, eher das absolute Gegenteil. Ezra bedeutete für Kanan mehr als er sagen konnte. Er war so viel mehr als sein Padawan geworden, mehr als sein Schützling. Ezra war für ihn wie sein eigener Sohn, er war Familie. Also wie kam sein Padawan auf die groteske Idee, dass er ihm egal geworden war? Wegen der Sache mit seinem Namen? Caleb Dume war Vergangenheit, er hatte es Ezra gegenüber nie erwähnt, weil es nie notwendig gewesen war oder je zur Sprache gekommen war. Als der Wolf ihn erwähnt hatte wäre er nie daraufgekommen, dass Ezra es so auffassen könnte. Natürlich vertraute er ihm, mehr als das, dass hatte doch nichts mit seinem Namen zu tun! Der Jedi seufzte und ließ sich auf einen der Felsen nieder, um sein Zentrum in der Macht zu finden. Doch aus unerfindlichen Gründen ließ ihn der Streit mit Ezra nicht in Frieden - wie es nie passierte, wenn sie sich gestritten hatten. Nach einer halben Stunde gab er es schließlich auf und erhob sich wieder. Er würde mit Ezra reden und die Missverständnisse aus dem Weg schaffen. Also ging er zurück zum Lager, wo die Anderen schon dabei waren an ihre morgendliche Arbeit zu gehen. Er spürte jede Signatur in seiner Nähe, aber nicht die von Ezra. Er seufzte und schüttelte den Kopf.
"Wahrscheinlich ist er beleidigt und verbirgt sich vor mir. Wunderbar."
Dann hörte er laute Stimmen und diese kannte er zufällig nur zu genau. Er hob eine Braue und ging in die Richtung, woher Sabines und Zebs Stimmen kamen.
"Und du hast ihn nicht aufgehalten?!"
"Er hat nur gesagt, dass er sich etwas umschauen will", verteidigte der Lasat sich. Sabine seufzte.
"Zeb, wenn das... Das darf doch nicht wahr sein! Wieso zieht er es gerade jetzt ab?!"
Zeb schnaubte.
"Der Kleine hatte schon immer seinen eigenen Kopf. Wenn Kanan das erfährt, dann.."
"Was soll ich erfahren?", meldete sich der Jedi zu Wort und tauchte neben den beiden auf, die nach Luft schnappten.
"Kanan!"
Dieser hob eine Braue.
"Gibt es ein Problem?"
Die beiden warfen sich fast schon panische Blicke zu und schüttelten den Kopf.
"Nein", gaben sie synchron zurück. Kanan verschränkte die Arme.
"Und warum seid ihr dann so aufgebracht?"
"Ähm..."
Sabine sah hilfesuchend zu Zeb, der nur hilflos zurücksah.
"Na ja..."
"Ezra ist weg."
"Zeb!"
"Wäre dir etwas eingefallen?", kam es zurück. Sabine schnaubte.
"Ich war dabei!"
"Er hätte es sowieso erfahren!"
"Das..."
"Moment."
Kanan zog die Augenbrauen zusammen und sah sie ungläubig an.
"Ezra ist was?!"
"Weg. Er hat sich einen Speeder geschnappt und ist in der Nacht abgehauen. Na ja oder mehr gestern Abend", gab Sabine zerknirscht zurück. Zeb seufzte.
"Ich habe ihn gestern noch angetroffen und er meinte, dass er nur eine kurze Runde drehen will und...na ja er ist nicht wiedergekommen.."
"UND DAS ERWÄHNT IHR ERST JETZT?!"
Sabine hob die Hände.
"Ich habe auch gerade erst davon erfahren", verteidigte sie sich. Zeb schüttelte den Kopf.
"Tut mir Leid, Kanan, aber ich habe es auch erst vorhin bemerkt. Vor allem als Ryder sagte, dass noch immer ein Speeder fehlt."
Er kratzte sich am Hinterkopf.
"Und was machen wir jetzt?"
"Vielleicht ihn suchen und zu verhindern, dass er geschnappt wird?", gab der Jedi schon beinahe genervt zurück.
"Urgh, dass ist typisch Ezra. Ich hätte es wissen sollen."
Sabine hob eine Braue.
"Wo du es gerade erwähnst...wie war euer Gespräch?"
"Gespräch?", hakte Zeb nach. Kanan seufzte.
"Wir haben gestritten. Ezra hat etwas völlig in den falschen Hals bekommen und na ja..."
Er zuckte die Schultern.
"Er bildet sich so unglaubliche Dinge ein, keine Ahnung woher er die hat."
"Was für Dinge meinst du?", entgegnete die Mandalorianerin verwundert.
"Er sagte irgendetwas davon, dass er mir egal wäre, dass ich ihn jetzt mit guten Gewissen alleine lassen könnte und mehr in der Art. Ich habe keine Ahnung, was in ihm gefahren ist."
Zeb und Sabine wechselten einen Blick. Letzterer rieb sich den Nacken.
"Na ja...uns ist schon aufgefallen, dass ihr nicht mehr...na ja so viel Zeit zusammen verbringt."
"Früher hast du ihn jeden Morgen aus dem Bett geholt und zum Training geschleppt und das stundenlang. Und jetzt...na ja.."
Kanan blinzelte und hob eine Augenbraue.
"Was wollt ihr damit sagen?"
"Na ja...für Ezra sieht das vielleicht etwas anders aus, als für dich, Kanan...", gab Sabine langsam zurück.
"Ich meine ihr habt so viel Zeit früher zusammen verbracht und jetzt...jetzt tut ihr fast gar nichts mehr. Ihr hattet immer eure Jedi Angelegenheiten, aber das hat irgendwann aufgehört..."
"Auf Atollon habt ihr es noch gemacht, aber seit wir auf Yavin sind...nicht mehr", erwiderte Zeb vorsichtig. Kanan sah sie mit einer Gemisch aus Fassungslosigkeit und aufsteigenden Schuldgefühlen an.
"Er ist erwachsen, na ja fast. Er leitet seine eigenen Mission, hat seine eigenen Aufgaben und Pflichten, da braucht er mich nicht mehr."
Zu seiner Überraschung lachte Sabine auf.
"Moment? Das glaubst du? Kanan, dass kann nicht dein Ernst sein."
Auch Zeb schüttelte den Kopf.
"Was redest du da für einen Stuss? Natürlich braucht der Kleine dich, dass wird er immer. Du merkst es vielleicht nicht, aber bei jeder Mission sieht der Kleine zu dir auf und versucht wie du zu handeln."
Kanan seufzte.
"Ihr versteht das nicht. Ezra ist so weit mit seinem Training gekommen und..."
Sabine unterbrach ihn.
"Wer redet denn hier von Training? Kanan, es geht darum, dass du für ihn da bist. Egal, ob es mit eurem Jedikram zu tun hat oder nicht. Ezra braucht dich und sieht zu dir auf seit seinem ersten Tag bei uns. Daran hat sich nichts geändert. Du warst immer mehr als sein Meister, Kanan. Und wenn du das bisher nicht geschnallt hast..."
Zeb schnaubte.
"Du bist wie ein Vater für ihn. Der Kleine versucht immer alles richtig zu machen, damit du stolz auf ihn bist. Er hat nie damit aufgehört, Kanan. Und jetzt wo wir hier sind und Lothal in diesem Zustand ist..."
"...braucht er das mehr denn je. Wir hätten mehr mit ihm reden sollen. Seinen Heimatplaneten so zu sehen muss grausam für ihn sein", gab Sabine zurück. Kanan blickte sie einen Moment an, dann nickte er schließlich. Ihm fiel es ebenfalls auf. Es war wahr, was die beiden sagten. Seit ihrer Ankunft auf Yavin hatten sie kaum noch Zeit für Jedi - Training gehabt oder Zeit für sie beide und sei es nur ein Gespräch gewesen. Er musste zugeben, dass nicht nur Ezra es war, der es vermisste, sondern auch er selbst. Sie hatten Recht.
"Ich werde ihn suchen und mit ihm reden."
Er tat seine Maske auf.
"Ich habe auch so eine Ahnung, wohin er ist."
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Würde man Ezra fragen, was er gerade tat, dann würde er antworten, dass er eine Spritztour machte oder eigentlich vorhatte. Wirklich er hatte nur vorgehabt kurz eine Runde zu drehen und dann wieder zur Basis zurückzukehren - doch es war anders gelaufen. Während er etwas umher gestreift war, war der Streit mit Kanan nicht mehr aus seinem Kopf gegangen und irgendwie...irgendwie hatte sich dann ein Widerstand in ihm geregt nicht zur Basis zurückzukehren. Es war vielleicht kindisch, okay es war sehr kindisch, aber Ezra brauchte jetzt einen Moment für sich und einen Ort, wo er nachdenken konnte. Na ja oder mehr wo er alleine war und vor allem Kanan nicht sein würde. Das führte dazu, dass Ezra im Morgengrauen an seinem alten Kommunikationsturm angelangt war. Zu seinem Glück war ihm weder ein TIE Jäger begegnet oder sonst irgendetwas in imperialer Richtung. Ein Gefühl von Melancholie und Vertrautheit überkam ihm, als er den Speeder versteckte und auf seinen alten Turm zuging. Eine Brise wehte ihm ins Gesicht und zerzauste sein Haar. Er ließ einen Moment den vertrauten und fast vergessenen Anblick auf sich einwirken, ehe er in den Lift stieg und sich hochbefördern ließ. Oben angekommen trat Ezra auf den Balkon, wovon er in die Weite Lothals sah - oder mehr, was davon noch übrig war. In der Ferne sah man schwarze Rauchwolken, die in den Himmel stiegen und die Stadt, die Ezra wie seine Westentasche kannte und die doch nie wieder dieselbe sein würde. Lothal hatte sich verändert, es war nicht mehr das, was es einst gewesen war. Und das traf auch auf ihn zu.
"Was für eine Ironie...", murmelte er leise und ging langsam hinein. Die Tür fuhr auf und gab den Blick auf sein altes Lager frei, sein altes Zuhause aus vergangenen Tagen.
Er blieb einen Moment im Türrahmen stehen und verweilte einen Augenblick. Alles war genauso wie es einst gewesen war. Wie er ihn verlassen hatte. Hier hatte sich nichts verändert, abgesehen von einer dicken Staubschicht. Doch das war nicht bei ihm der Fall. Er hatte sich verändert, dass hatten sie alle. Er war kein kleiner Junge mehr, keine Straßenratte. Aus ihm war mehr geworden, mehr als er sich jemals hatte erträumen lassen...
Er löste sich aus dem Türrahmen und sah sich um. Es war ein komisches, fast schon seltsames Gefühl wieder hier zu sein. An den Ort, den er dachte nie wiederzusehen. Doch merkwürdigerweise fühlte er, dass es ihm nicht mehr so viel bedeutete wie früher. Der Turm war sein Lager gewesen, seine Zufluchtsstätte, ja. Aber nicht sein Zuhause. Was ihn zu der Frage brachte, die ihn seit seiner Ankunft beschäftigte.
Was war sein Zuhause? Lothal? War es das noch?
Im Grunde hatte er nichts mehr, was ihn hielt oder mit diesem Planeten verband außer Erinnerungen. Seine Eltern waren tot, Lothal war dabei zu sterben. Er wusste nicht, ob sein Heimatplanet noch zu retten war, aber er war sich sicher, dass er alles dafür tun würde, damit es endete. Das Lothal frei sein würde eines Tages. Sowie seine Eltern es gewollt hatten. Doch war hier sein Platz? Wenn Lothal befreit sein würde, dann würde es die Galaxis noch nicht sein. Sie würden früher oder später nach Yavin zurückkehren...
...aber Ezra war sich nicht sicher, ob es das war, was er tun würde. Wenn die Zeit käme...würde er dann zurückbleiben, um mit Ryder, Jai und den Anderen Lothal wieder aufzubauen? Würde er dafür die Crew verlassen? Seine Familie? Die, die darauf bestanden hatten ihn nach Lothal zu begleiten, weil sie für ihn da sein wollten? Weil sie ihn nicht alleine gehen ließen?
"Ich bin so durcheinander...früher schien alles einfacher gewesen zu sein", murmelte der Jedi und strich über ein Regal, Dabei fanden seine Finger ein kleines Buch hinter einem Helm und neugierig nahm er es in seine Hände. Seine Augen weiteten sich vor Erstaunen und Ungläubigkeit. Nach all den Jahren war es noch immer an derselben Stelle.
"Mein Tagebuch..."
Ezra schlug es auf und blätterte es durch. Hin und wieder konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er die geschriebenen Zeilen seines alten Ichs las. Was hatte er nur für Vorstellungen und Flausen im Kopf gehabt? Schließlich kam er an der letzten Seite an und musste sanft lächeln. Das war nach seinem Beitritt der Crew gewesen, das Foto hatten sie am selben Tag gemacht. Er wollte es schon wieder zuklappen, als er eine Notiz auf der letzten Seite sah. In seiner eigenen, krakeligen Handschrift verfasst:
Ich weiß zwar nicht, wohin meine Reise gehen wird, aber ich habe das Gefühl, dass ich mich richtig entschieden habe. Vielleicht wird aus mir eines Tages der Jedi, den Kanan in mir sieht - den, den ich kein Stück in mir selbst sehe. Vielleicht wird es aber auch alles ganz furchtbar schief gehen und es wird Zeiten geben, die hart sein werden. Aber so läuft das Leben nun mal. Wir haben Herausforderungen und Aufgaben zu meistern und nichts wird jemals einfach sein. Doch nichts was sich lohnt ist das. Seit dem Verschwinden meiner Eltern fühle ich mich so lebendig und frei wie niemals zuvor. Ich habe das Gefühl, dass sich die Dinge ändern werden, dass ich mich verändern werde. Ich meine ich kannte diese Typen keine 24 Stunden und habe schon meinen Kopf für sie riskiert. Vielleicht ist es der Beginn von etwas Neuem. Vielleicht kann ich es wagen zu hoffen, dass sie anders sind. Vielleicht werde ich endlich das finden, was ich mir mehr als alles andere wünsche.
Eine Familie.
Und sollte ich sie wirklich gefunden haben, sollte es wirklich so kommen...dann werde ich alles tun, um sie zu schützen und sie niemals zu verlieren.
Tja, dann lassen wir mal die Zukunft kommen. Hallo, Ghost - Crew!
Ezra Bridger, Spectre -6.
Ezra schluckte und strich über die geschriebenen Zeilen. Erneut las er sie, dann stellte er das Buch mit einem seltsamen Gefühl in der Magengrube zurück. Er erinnerte sich an diese Worte, jetzt wo er sie erneut gelesen hatte. Und er erinnerte sich auch an seinen Wunsch, seinen einzigen Wunsch.
Mit einem Seufzen trat er wieder auf den Balkon, legte die Hände ans Geländer und sah zum Horizont. Weswegen war er nochmal hergekommen? Ach ja, weil er sich mit Kanan gestritten hatte. Weil er verletzt darüber war, dass er ihm nicht vertraute, dass er ihm offenbar gleichgültig geworden war. Das tat weh, aber noch mehr schmerzte ihn die Erkenntnis. Die, die er mit seinen vergangenen Zeilen hervorgerufen hatte. Wenn er Kanan wirklich egal geworden war...wenn er nicht mal mehr sein Padawan war, sondern sich selbst überlassen war..
"Du hast versprochen, dass du immer für mich da bist. Das ich niemals wieder allein sein werde."
Er seufzte.
"Doch die Wahrheit ist seit wir wieder zurück sind...fühle ich mich so allein und einsam wie niemals zuvor.."
Die Wahrheit war einfach und simpel. Sabine hatte ihre Familie auf Mandalore, Zeb hatte seine Leute auf Lira San, Chopper gehörte Hera, die hatte ihren Vater, Ryloth und Kanan und Kanan hatte Hera. Und...und was hatte er? Wo würde er sein, wenn alles sein Ende fand? Wenn der Krieg eines Tages aufhören würde? Dann würden sie ihre einzelnen Wege gehen und er...er war der Einzige, der niemanden mehr hatte. Sie waren zwar ein Team, eine Familie, ja. Aber...aber wenn er Kanan jetzt schon egal geworden war, was bedeutete das dann schon? Kanan war mehr als ein Meister, ein Mentor für ihn, er war...er war wie sein Vater geworden. Er hatte ihm so viel beigebracht, so viel gelehrt und war immer für ihn da gewesen...und jetzt? Jetzt war Ezra wieder allein oder vielmehr würde er es in Zukunft wieder sein. Er wurde erwachsen, ja, aber das bedeutete nicht, dass er auf seine Familie verzichten konnte. Seine Kindheit war ihm genommen worden, er war so viele Jahre alleine und auf sich gestellt gewesen, dann hatte er endlich eine Familie gefunden und nun..? Nun war auch noch dabei diese zu verlieren? War das die Wahrheit?
Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
"Ich weiß absolut gar nichts mehr..."
Dann kam etwas, was er nicht erwartet hatte. Womit er überall, aber nicht hier gerechnet hatte. Was er im Nachhinein hätte tun sollen und unheimlich dumm von ihm war.
Es kam eine Warnung über die Macht.
Ezra fuhr herum, hatte sein Lichtschwert entzündet und hielt es im letzten Moment vor sich, als das unheimliche Wesen vor ihm stand und seine violette Waffe gegen sein Lichtschwert drückte.
"Ich wusste, dass du herkommen würdest."
Er schnaubte.
"Jedi."
#####
Zu sagen Kanan wäre überrascht gewesen war eine vollkommene Untertreibung, als er aus der alten Siedlung trat und den weißen Wolf vor sich spürte. Er nahm seine Maske ab und zog die Augenbrauen zusammen.
"Du...?"
Die gelben Augen des Wolfes funkelten und er kam näher zu dem Jedi.
"Gefahr.."
Kanans Augen weiteten sich und er verstand sofort.
"Ezra..."
Das majestätische Wesen nickte mit seinem gewaltigen Kopf und ließ sich am Boden nieder. Kanan konnte es nicht sehen, aber er fühlte, was das mächtige Tier wollte.
"Du bringst mich zu ihm?"
Erneut nickte es und deutete ihm an aufzusteigen. Der Jedi spürte ein warnendes Gefühl in seinen Gliedern und wusste, dass Ezra sich in Gefahr befand. Er zögerte keine Sekunde und stieg auf den Rücken des Wolfes auf. Er hielt sich fest und ehe er es sich versah landete der Wolf mit einem gewaltigen Sprung auf den Boden und rannte los. Kanan spürte den Windzug in seinem Gesicht und fühlte wie schnell der Wolf sich bewegte. Doch seine Gedanken waren nur bei seinem Padawan.
Kid, halte durch. Ich komme.
#####
Währenddessen befand Ezra dieser in einer äußerst prekären Lage. Das Wesen war noch schneller, als zunächst von ihm angenommen und er musste all sein Können aufbringen um nicht überwältigt zu werden. Zuvor hatten sie sich schon einen kleinen Kampf geliefert, aber da hatte es einen kleinen Unterschied gegeben.
Zuvor waren sie auf festen Boden gewesen.
Nun waren sie meterweit über den Boden auf den Balkon seines Turmes und der Jedi hatte alle Schwierigkeiten dem Wesen auszuweichen, zurückzuschlagen und gleichzeitig nicht von der Plattform zu fallen. Alle drei Dinge gestalteten sich etwas schwierig. Ezra konnte keinen Griff finden, wie er ihn mit der Macht packen oder schleudern konnte, denn er war einfach zu schnell und attackierte ihn die ganze Zeit. Er blockte mit seinem Lichtschwert, doch jeden Angriff seinerseits parierte das Wesen ebenfalls. Ezra musste sich etwas einfallen lassen und zwar schnell. Innerlich betete er, dass das Ding noch nicht Verstärkung gerufen hatte...denn dann würde er richtig im Schlamassel stecken. Und zwar mehr als es bereits möglich war. So hielt er sich weiter gegen das Wesen, welches ihn immer mehr versuchte von dem Balkon zu bekommen. Doch Ezra war nicht so leicht zu besiegen und hielt sich weiterhin gegen die gefährliche Kreatur. Ihm kam eine Idee und er versuchte ihn zu überlisten, was ein fataler Fehler seiner Seite war. Er hatte für einen Moment die Schnelligkeit seines Gegners unterschätzt und wollte ihn in üblicher Jedi - Manier angreifen, doch da erwischte ihn die Waffe seines Gegners und hinterließ eine tiefe Wunde an seiner rechten Schulter.
"Ah!"
Ezra schrie vor Schmerz auf und hielt sich instinktiv die Wunde. Durch diese verlor er Blut und merkte in kürzester Zeit wie schwindelig und schwummerig ihm wurde. So wurde er von seinem Gegner zurückgedrängt und wurde mit voller Wucht gegen das Geländer gestoßen. Im selben Moment streckte Ezra seine Hand aus und ließ das Wesen gegen seinen Turm krachen. Doch anders als das Geländer gab die Wand nicht nach. Der Kommunikationsturm war bereits sehr alt und nicht in Stand gehalten worden, weswegen das Geländer nachgab und Ezra nach Hinten kippte. Er schloss die Augen und verlor das Bewusstsein.
"EZRA!"
#####
In einer Geschwindigkeit wie Kanan es noch nie erlebt hatte rannte der Wolf über die Dünen Lothals. Er hielt sich gut fest und schloss die Augen, wobei er immer versuchte seinen Padawan zu fühlen. Wie lange sie unterwegs waren wusste er nicht, aber von einem auf den anderen Moment spürte er Ezra und die Gefahr, die ihn umgab. Er keuchte auf.
"Nein.."
Als ob der Wolf genau verstanden hätte legte er einen Zahn zu und sie wurden noch schneller. Je näher sie kamen, desto mehr spürte Kanan Ezra. Plötzlich vernahm er einen Schmerz in seiner Schulter und schnappte nach Luft.
"Er ist verletzt!"
"Ruhig.."
Der Wolf schien ihm seine Gedanken mitzuteilen und ihn zu beruhigen. Schließlich kam er fast schlitternd vor Ezras Turm an, wo sie schon Kampfgeräusche hörten. Kanan wollte sofort zu seinem Padawan, doch der Wolf schüttelte den Kopf.
"Geduld.."
Kanan hörte Ezras Aufschrei und fühlte den Schmerz, den sein So... Padawan empfand. Dann spürte er eine Warnung in der Macht und riss den Kopf nach Oben. Er fühlte wie Ezra vom Balkon und in die Tiefe fiel.
"EZRA!"
Kanan zögerte keinen Augenblick, streckte seine Hände aus und konzentrierte sich auf Ezras Signatur in der Macht. Sofort begann dieser langsam zu fallen. Der Wolf setzte sich in Bewegung und kam genau dort an, wo Ezra langsam zu Boden glitt - nur das er in Kanans Armen landete. Dieser seufzte erleichtert und drückte ihn an sich.
"Kid..."
Dann bemerkte eine warme Flüssigkeit an seiner Schulter.
"Er ist verletzt."
Der Wolf setzte sich erneut in Bewegung und rannte los. Kanan hielt seinen Padawan in seinen Armen, der bewusstlos war, und redete ihm gut zu.
"Ich habe dich, kid. Ich bin bei dir."
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"Urgh..."
Mit einem Stöhnen kam Ezra zu sich. Irgendetwas Flauschiges hatte sich an ihn gekuschelt und miaute leise. Dann leckte ihm etwas über das Gesicht. Blinzelnd öffnete er seine Augen und erkannte, dass er in einer Art Höhle war?
"Du bist wach."
Warme Hände umfassten seine gesunde Schulter und halfen ihm sich aufzusetzen. Ezra blinzelte erneut und erkannte die Gestalt vor sich.
"Kanan?"
Die kleine weiße Loth - Katze miaute vergnügt und verschwand von seiner Seite. Sein Meister hatte die Maske abgelegt und lächelte ihn äußerst erleichtert an.
"Hey, kid. Wie fühlst du dich?"
"...gut. Na ja irgendwie besser."
Ezra hielt sich den Kopf.
"Was..was ist passiert? Alles woran ich mich erinnere ist, dass ich in meinem Turm war, dann bin ich nach draußen gegangen und plötzlich ist dieses Wesen aufgetaucht und hat mich angegriffen..."
Der Jedi seufzte.
"Du hast ihn bekämpft, dich dabei verletzt und bist von dem Balkon deines Turms gefallen. Mithilfe der Macht habe ich deinen Fall gebremst und du bist in meinen Armen gelandet. Du warst wohl von dem Blutverlust bewusstlos, man hat dich schwer erwischt."
Ezra blinzelte.
"Aber...wie hast du mich gefunden? Wie konntest du rechtzeitig da sein, ich habe die halbe Nacht für den Weg gebraucht..."
Ihr Streit war für einen Moment aus seinen Gedanken. Kanan rieb sich den Nacken.
"Nun..das ist etwas komplizierter. Wobei eigentlich nicht wirklich..."
Er sah hinter sich und Ezras Herz machte einen Satz, als er den weißen Wolf sah. Dieser hatte sich hingelegt und beobachtete Meister und Padawan aufmerksam.
"Er hat mir geholfen. Als ich von deinem Verschwinden erfuhr wollte ich dich suchen und da stand er plötzlich vor mir. Er wusste, dass du in Gefahr bist und hat mich zu dir gebracht. Auch hat er uns hierher gebracht, wo wir sicher sind. Ich habe mich deiner Wunde angenommen und er...ich weiß nicht genau was, aber er hat etwas getan und deine Signatur war deutlich stärker und heller danach. Offenbar hat er die Heilung deiner Verletzung beeinflusst und das glücklicherweise im positiven Sinne. Er ist ein äußerst geheimnisvolles Geschöpf, wenn du mich fragst."
Der Wolf nickte ihnen zu und legte seinen Kopf wieder auf seine Pfoten. Ezra schluckte.
"Irgendwie ist das gruselig. Er starrt uns die ganze Zeit an."
"Er weiß, dass wir Jedi sind. Das wir eine besondere Verbindung miteinander haben", gab der Ältere langsam zurück. Ezra zog die Beine an seinen Körper und blickte zur Seite.
"Haben wir das wirklich noch?"
Und da war es wieder. Das unglückliche "Missverständnis" zwischen ihnen beiden.
Kanan seufzte.
"Ezra..."
"Ich habe dir gesagt, dass ich verstanden habe. Also lass es gut sein, Kanan."
Der blinde Jedi schüttelte den Kopf und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Nein. Bitte lass mich ausreden, höre mir zu. Bitte..."
Ob es sein kleines Abenteuer war oder seine Erschöpfung von seiner Verletzung war wusste er nicht, aber vielleicht war er es auch einfach nur Leid. Jedenfalls nickte Ezra und behielt seine Position bei.
"Also schön. Bitte.."
Kanan atmete tief durch.
"Ich weiß, dass du wütend auf mich bist, weil ich dir nie gesagt habe, dass Kanan Jarrus nicht mein richtiger Name ist und du das so siehst, dass ich dir nie vertraut hätte. Die Wahrheit ist, dass ich es dir gesagt hätte, wenn das Thema mal aufgekommen wäre, aber es hat einfach keine Bedeutung mehr, Ezra und nein, bitte lass mich ausreden", gab er zurück, als Ezra protestieren wollte.
"Caleb Dume ist damals mit seiner Meisterin auf Kaller gestorben. Ich bin nicht er und das werde ich auch nie wieder sein. Es ist nur ein Name und er hat für mich keine Bedeutung mehr. Glaube mir ich war genauso überrascht wie du, als der Wolf es aussprach. Das ist der Grund, warum ich es dir nie gesagt habe, Ezra. Es tut mir Leid, wenn du etwas anderes angenommen hast und ich dich damit verletzt habe. Ich versichere dir, dass ich dir mein Leben anvertraue und außer Hera gibt es wohl kaum eine Person, der ich so sehr vertraue wie dir."
Er atmete tief durch.
"Du sagtest gestern, dass du mir egal wärst, dass ich dich jetzt mit gutem Gewissen alleine lassen könnte. Wieso?"
"Wieso, was?", kam es leise zurück.
"Wieso bist du der Ansicht, dass du mir egal wärst?", gab der Ältere mit sanfter Stimme zurück und drückte seine Schulter. Der Angesprochene zuckte diese.
"Keine Ahnung..."
Kanan seufzte.
"Kid, wir kommen nicht weiter, wenn du nicht sagst, was los ist. Komm schon."
Ezra schnaubte. Kanan würde nicht locker lassen, dass wusste er zu gut. Da musste er jetzt wohl durch.
"Wie soll ich denn was anderes denken? Offensichtlich hast du kein Interesse daran mit mir zu trainieren, geschweige denn mit mir zu sprechen. Ich dachte dass alles wieder gut zwischen uns wäre nach der Sache mit Maul und..."
Er zuckte zusammen.
"...dem Holocron, aber dass ist es offenbar nicht. Du hättest mir gleich sagen sollen, dass ich zu viele Fehler gemacht habe und ich dir gleichgültig bin, dann hätte ich wenigstens etwas anderes angenommen..."
Er drehte sein Gesicht zur Seite, um Kanan nicht anzuschauen. Bei diesem sah man den regelrechten Schock in seiner Miene.
"Ezra..."
"Nein, ich habe verstanden. Wie gesagt...wäre nur schön gewesen es vorher zu wissen. Ich weiß, dass ich Dinge getan und gesagt habe, die unverzeihlich sind und das ich es verdient habe und.."
Zwei warme Arme legten sich um ihn und ehe er es sich versah wurde er in ein enge Umarmung gezogen. Ezra verlor für einen Moment die Sprache, was Kanan nutzte.
"Ezra, du könntest mir niemals, hörst du, niemals gleichgültig sein. Es ist alles gut zwischen uns, mehr als das, die Vergangenheit ist Vergangenheit und liegt hinter uns. Nichts von dem steht zwischen uns, du hast keine unverzeihlichen Dinge getan. Du hast Fehler gemacht, wie ich im Übrigen auch, aber wir haben uns alles vor langer Zeit vergeben. Wieso beschäftigt dich das noch?"
"Weil es das muss! Vor...vor dieser ganzen Sache.."
Er verbot es sich selbst den Namen des verhängnisvollen Planeten zu sagen, wovon er ein Trauma hatte.
"...haben wir jeden Tag trainiert, wir haben immer etwas zusammen gemacht und...und wir machen einfach nichts mehr. Auf Atollon haben wir noch trainiert, aber du tust es immer alleine und meditieren auch. Du hast mir kurz vor dem Angriff gesagt, dass du mich nicht mehr viel zu lehren hast, aber dass ist nicht wahr. Also...also ist es für mich nur nachvollziehbar. dass.."
"....dass du mir egal bist...", vollenendete Kanan und war in diesem Moment sehr genervt von sich selbst.
"Ezra....ich glaube du hast da etwas völlig missverstanden."
"Nein, ich habe verstanden. Ist...ist schon gut."
Er wollte sich aus der Umarmung seines Meisters befreien, doch Kanan ließ ihn nicht los, sondern verstärkte vielmehr seinen Griff um ihn noch mehr.
"Ezra, was ich damals gesagt habe, dass habe ich vollkommen ernst gemeint. Hast du mal bemerkt, was für unglaubliche Fortschritte du gemacht hast? Du bist so stark, so weise und so gut geworden. Es vergeht kein Tag, wo du mich nicht mit dem größten Stolz erfüllst. Nicht nur was dein Jedi - Training anbelangt, sondern einfach alles. Du übernimmst so viel Verantwortung, du hilfst so vielen Leuten...Ezra, du bist nicht länger das Kind, welches damals auf uns getroffen ist. Ich habe meine Zeit gebraucht, um das zu akzeptieren, dass du nicht länger der kleine Junge von damals bist. Du bist zu einem weisen, starken, unglaublich selbstlosen und emphatiehaften jungen Mann geworden, der fast erwachsen ist. Ein Jedi. Einen auf den ich nicht stolzer sein könnte."
Ezra blinzelte und sah auf.
"Moment...aber..aber wieso trainierst du mich nicht mehr? Wieso..?"
"Kid, die einfache und zugleich schmerzhafte Wahrheit für mich ist, dass du an dem Punkt angelangt bist, wo du mich nicht mehr brauchst. Du hast alles was ich dir beigebracht habe gemeistert und nahezu perfektioniert. Nicht nur das, sondern du bist auch ein Anführer geworden, du hast so viel gelernt und so viel erreicht. Ich habe nichts mehr, was ich dich lehren könnte, kid. Und das ist zugleich das schmerzhafteste und wundervollste für mich. Ich hätte niemals einen besseren Padawan haben können, als dich, Ezra."
Womit Kanan nicht rechnete war, dass Ezra seine Arme um ihn schlang und sich an ihn drückte.
"Nein...nein sag das nicht. Ich..ich weiß, dass ich das einst gesagt habe, aber das ist nicht so! Ich brauche dich, Dad. Ich werde dich immer brauchen, egal wie weit oder wie alt ich bin."
Ezra schluchzte leise.
"Auch wenn es nur Wiederholungen oder Meditation sind, aber bitte lasse mich nicht allein. Bitte!"
"Oh, Ezra..."
Kanan drückte ihn an sich und sein Herz machte einen Satz, als er Ezras Worte vernahm.
"Ich lasse dich niemals allein, nie wieder. Ich bin immer für dich da und an deiner Seite, dass weißt du doch, kid. Ich könnte dich niemals allein lassen, dafür bedeutest du mir viel zu viel. Ich liebe dich, kid. Das habe ich immer und daran wird sich nie etwas ändern."
Er strich ihm über den Kopf.
"Ich würde niemals versuchen deinen Vater zu ersetzen, aber für mich bist du so vielmehr als nur mein Padawan, Ezra. Du bist mein Sohn und nichts in der Galaxis kann etwas daran ändern."
Ezra konnte nicht mehr und schluchzte weiter. Seine Gefühle drohten mit einem Mal auszubrechen und er klammerte sich an seinen Vater. Der Wolf hob den Kopf und schien zu lächeln. Meister und Padawan verharrten für einen Augenblick so. Dann kam Ezra etwas anderes in den Sinn und er schluckte.
"Wirst...wirst du auch da sein, wenn es vorbei ist?"
Kanan hob eine Augenbraue.
"Was meinst du, kid?"
Ezra atmete tief durch und Kanan konnte fühlen welche Überwindung es ihm kostete.
"Nach...nach dem Krieg. Ich..."
Er schluckte und Ezra senkte den Kopf.
"Ich...ich weiß, dass es dumm ist und...und kindisch und...Aber wirst du für mich da sein nach allem? Auch wenn dann alles vorbei ist und jeder seine eigenen Wege geht und.."
Kanan hatte schon seit einiger Zeit, genau genommen nach Mandalore bemerkt, dass Ezra etwas auf dem Herzen hatte, aber hatte es nie gewagt es anzusprechen. Sein Blick wurde ganz sanft und er strich über seinen Kopf.
"Kleiner..."
"I-ich..ich weiß wie dumm das ist, aber...aber ihr alle habt jemanden. Zeb hat seine Leute auf Lira San, Sabine hat ihre Familie auf Mandalore, Chopper hat Hera, Hera hat ihren Vater und dich und du hast Hera...und...und ich..ich habe niemanden."
Kanans Herz zog sich bei diesen Worten zusammen.
"....das belastet dich schon seit einer ganzen Weile, nicht wahr?"
Ezra nickte nur stumm und sah noch immer nicht auf.
"Auch...auch wenn ich erwachsen bin oder es werde...ich kann nicht mehr allein sein. Ich...ich kann das nicht."
"Und das wirst du auch nicht. Nie wieder. Wenn wir eines Tages diesen Krieg gewinnen, dann kannst du dir sicher sein, dass du niemals allein sein wirst. Selbst wenn jeder von uns seine eigenen Wege geht wir sind und werden immer eine Familie bleiben."
Ein Gedanke kam Kanan, einer der sein Herz erwärmte. "Und du wirst immer ein Zuhause haben. Ich werde für dich da sein, dass bin ich immer. Und...und wenn du willst..."
Diesmal kostete es Kanan an Mut über seinen Schatten zu springen.
"...wenn du willst, Hera und ich haben da schon sehr lange drüber nachgedacht und...und wollten dich fragen..."
Er schluckte.
"Hera und ich wollen dich adoptieren, Ezra."
Völlig überrascht, aufgewühlt, geschockt und zugleich außer sich vor Freude und voller Hoffnung blickte der Jedi auf.
"W-was...?"
"Erst gestern Morgen haben wir darüber gesprochen. Ich habe ihr erzählt, dass es kein Zufall war, dass wir dich getroffen haben, sondern dass es von der Macht vorherbestimmt war. Es war vorherbestimmt, dass wir einander finden würden, Ezra. Ich weiß zwar nicht wie und was noch dahinter steckt, aber eins weiß ich. Nämlich das ich mir mein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen kann und will. Hera ergeht es ebenso, sie liebt dich genauso sehr wie ich. Du bist für uns schon unser Kind, aber...aber wir würden uns unendlich glücklich schätzen es offiziell zu machen. Also...also natürlich nur wenn du willst und..."
Ezra unterbrach Kanan, indem er ihn sanft und schluchzend - diesmal vor Freude, um den Hals fiel.
"Ja! Ja, ja ich will von euch adoptiert werden! Ich...ich..ja!"
Ezra hatte dafür keine Worte, denn er war vollkommen überwältigt. Kanan nahm ihn in den Arm und drückte ihn fest an sich. Auch er war vor Freude und Erleichterung überwältigt.
Der Wolf nickte zufrieden und erhob sich langsam. Vor Vater und Sohn kniete er sich hin und deutete ihnen an aufzusteigen. Kanan erhob sich, wobei er noch immer Ezra im Arm hatte und setzte sich mit ihm auf den Rücken des Wolfes.
"Ich glaube es ist Zeit zurückzukehren. Die Anderen machen sich bestimmt schon Sorgen. Und wir müssen ein Signal an Hera schicken."
Das majestätische Tier erhob sich und lief los. Es dauerte nicht lange und er brachte die beiden Jedi zurück zur Siedlung. Diese stiegen ab und sahen zu dem Wolf.
"Danke..ohne dich wäre ich zu spät gewesen", wandte sich Kanan leise an das Tier und strich ihm über die Schnauze. Der Wolf sah ihn wissend an und streckte seinen Kopf in die Geste. Dann blickte er zur Ezra und leckte ihm über die Wange.
"Danke."
Er nickte dem jungen Jedi zu, dann sah er sie ein letztes Mal an und verschwand in der untergehenden Sonne. Kanan legte einen Arm um Ezras Schultern.
"Komm, mein Sohn. Du solltest dich noch etwas ausruhen und wir sollten Sabine und Zeb Bescheid geben, dass du okay bist."
"Mehr als das."
Ezra schlang seine Arme um ihn und lächelte glücklich.
"Ich liebe dich auch, Dad."
Kanan lächelte und drückte seinen Sohn fest an sich.
"Ich dich mehr, mein Sohn."
Mein Wunsch ist in Erfüllung gegangen...
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