Always two there are (Staffel 4)
Wut. Verzweiflung. Trauer. Doch von allen Gefühlen war Furcht das, was sie am Meisten verspürten. Zusammen mit unendlicher Sorge. Und Schuld. Schuldgefühlen gegenüber sich und den Anderen. Jeder von ihnen. In dem modifizierten Frachter, der den Namen „Ghost" trug war es sehr still. Und wieso? Der Grund war ebenso simpel wie auch schmerzlich. Sie hatten einen von ihnen verloren. Er war noch nicht tot, wenn man Kanan Glauben schenkte..doch bis das eintraf würde es nur noch eine Frage der Zeit sein.
Großadmiral Thrawn hatte endlich die Schwachstelle der Ghost - Crew gefunden. Alle Puzzlestücke waren nun an ihren Platz gerückt. Er wusste nun, was die Lothal Rebellen, wie sie einst genannt wurden, mit dem Planeten verband. Was wirklich hinter ihrer Beziehung zu dem Ort steckte. Endlich hatte sich ihm die Lösung offenbart. Und sie war so einfach wie auch offensichtlich gewesen. Die ganze Zeit hatte er sie vor seiner Nase gehabt. Doch nun wusste er es nicht nur , nein er hatte das letzte fehlende Stück nun selbst in seiner Hand.
Ezra Bridger.
Waisenkind, Rebell, ehemalige Straßenratte und Dieb, Lieutenant Commander des Phoenix - Squadron und Jedi - Padawan. Er war es die ganze Zeit gewesen. Nicht nur das entscheidende Puzzlestück, was die Beziehung der Ghost - Crew zu Lothal betraf, sondern er war so viel mehr. So viel, dass es den Spectres nun erst jetzt klarwurde. Jetzt...wo es zu spät war.
Hera Syndulla mochte das Band sein, was die ganze Crew zusammenhielt. Doch Ezra Bridger war das wichtigste Stück der Gleichung. Er war weitaus mehr als das.
Er war das Herz der Crew. Ihre Seele.
Und diese befand sich nun in Thrawns Gewalt.
Kanan erhob sich seufzend und beschloss seine Meditation für den heutigen Tag zu beenden. Er hatte versucht seine Mitte, sein Gleichgewicht zu finden. Doch dieses war mit Ezras Gefangennahme verschwunden. Er verließ den Raum und machte sich auf den Weg nach Draußen, wo er die Anderen spüren konnte. Sie waren nach wie vor auf Lothal und in ihrer Basis, wenn man sie so nennen konnte, in der alten Siedlung. Der Jedi streckte eine Hand aus und ertastet neben sich die steinigen Felswände. Er hätte keine Stütze gebraucht, er wusste wohin er lief und vor allem sah er durch die Macht...aber das Ertasten des Felsen lenkte ihn etwas ab. Er spürte feine gleite Schliffe und fragte sich, wer wohl hier einst gelebt hatte und vor allem..wie lange das her war. Er blieb stehen, als er keine glatte Oberfläche, sondern einen kantigen Untergrund fühlte. Dann spürte er einen starken Riss, der sich über die ganze Felswand senkrecht ausweitete. Kanan ertastete diesen und schloss für einen Moment unter seiner Maske die Augen. Wenn ihn jemand beobachten würde, würde sich dieser vermutlich fragen, was er da tat. Oder vielmehr was daran so besonders war. Für Kanan war es das. Die ganze Felswand war eine Einheit, das Geröll, die Kanten drückten aus, dass sie nicht perfekt war. Aber sie war stabil und zusammen. Doch der Riss...der zog sich genau in ihrer Mitte und trennte fast beide Seiten der Wand voneinander. Er war so tief, dass es fast unmöglich war ihn zu schließen.
Dieser Riss befand sich auch in ihnen. In ihrer Crew, in ihrer Familie. Er war genauso präsent und stark in ihrer Mitte, wie in dem Felsen.
Und er war allein durch Ezras Verschwinden entstanden.
Er verweilte für einen Moment, dann nahm er seinen Weg wieder auf. Doch jeder Schritt wurde schwerer sowie sein Herz. Die Schuld drohte ihn zu erdrücken und er spürte förmlich wie die Dunkelheit nach ihm griff. Doch dann trat er nach Draußen und das Sonnenlicht Lothals fiel auf ihn. Er konnte es nicht sehen, aber er spürte die Wärme der Sonnenstrahlen. Eine leichte Brise wehte in sein Gesicht und er fühlte, dass es schon etwas wärmer als am gestrigen Tag war. Der Winter ging zu Ende und es würde bald Frühling sein.
„Kanan?"
Er neigte nur leicht den Kopf. Die Stimme würde er unter Tausenden erkennen.
„General."
Er hörte wie Hera stockte, wie sie ihn vermutlich mit einem Blick aus Reue und Schuld ansah und erneut versuchen würde die richtigen Worte zu finden. Doch irgendwie war das für ihn bedeutungslos geworden. Vollkommen irrelevant. Er hatte Hera geliebt und tat es wohl noch immer und würde es stets tun...aber das reichte nicht aus. Nicht mehr. Nicht seit dem verhängnisvollen Tag.
„Können...können wir reden?"
Er schloss erneut die Augen und stürzte die Lippen. Doch er antwortete nicht. Er wartete auf weitere Worte, stattdessen legte sich eine Hand an seinen Arm. Ein Gefühl der Wärme durchströmte ihn bei der vertrauten Berührung, doch er verdrängte diese. Es war falsch.
„Bitte.."
„Es ist alles geklärt."
Er entzog seinen Arm aus ihrer Hand. Der Jedi wusste wie sehr er ihr damit wehtat, aber es ging nicht anders. Er konnte es nicht. Nicht...nicht mehr.
„Gib mir eine Chance", hörte er sie leise sagen.
„Lass es mich erklären."
Ihre Stimme hörte sich nicht mehr so stabil wie zuvor an. Er hörte das kaum bemerkbare Zittern in ihrem Klang und wusste, dass sie sich zusammenriss. So wie immer.
„Du hast dich deutlich genug ausgedrückt", erwiderte er kühl. Für ihn gab es nichts mehr zu sagen. Kanan wollte gehen, doch als er ein paar Schritte gegangen war hielt er inne, als er erneut ihre Stimme hörte. Diese klang...gebrochen.
„Mich zerstört es doch auch. Ich...ich brauche ihn auch. Aber...aber ich habe keine andere Wahl gehabt."
„Man hat immer eine Wahl, Hera."
„Das kann nicht dein Ernst sein!"
Hera blickte ihn mit einer Mischung aus Trauer, Scham und Entschlossenheit an.
„Kanan, sie haben so entschieden. Es tut mir Leid."
Der Jedi schnaubte ungläubig und warf die Hände in die Luft.
„Und das soll uns jetzt davon abhalten?! Das glaubst du doch selbst nicht!"
„Wir haben den Befehl, Kanan. Ezra.."
Sie atmete tief durch.
„Ezra wusste, worauf er sich einließ. Wir..,wir können nichts mehr tun, Kanan."
„Ich weiß. Aber dieses Mal nicht. Kanan..,bitte höre mir doch wenigstens zu..."
Er schnaubte und konnte die Verbitterung in seiner Stimme nicht verhindern.
„Was genau willst du eigentlich? Du hast deine Wahl getroffen. Versuchst du nun Entschuldigungen zu finden für dein Gewissen? Da wirst du bei mir kein Glück haben."
„Ich pfeife auf den Rat und auf die gesamte Rebellion! Niemand schreibt mir vor, dass ich meinen Padawan nicht retten darf! Ezra ist meine Verantwortung und ich werde ihn daraus holen!"
„Das wirst du nicht. Der Rat hat es einstimmig beschlossen die Mission abzulehnen. Es..es ist zu gefährlich, Kanan."
Hera schloss die Augen. Schmerz zeigte sich auf ihrem Gesicht.
„Thrawn kennt uns genau. Er weiß alles über uns. Wir würden direkt in seine Falle laufen."
Kanan ballte seine Hände zu Fäusten.
„Und wenn Vader und der Imperator persönlich seine Zelle bewachen, keine aufgeblasenen und wichtigtuerischen Politiker werden sich zwischen mir und meinem Sohn stellen. Wenn nicht mit denen, dann ohne sie. Zu fünft wird uns etwas einfallen mit Ryder und den Anderen zusammen."
„Nein, Kanan. Wir...wir können Ezra nicht retten. Nicht...nicht dieses Mal."
Er hörte Hera leise schlucken.
„N-nein...Nein, dass wollte ich nicht. Ich...ich wollte mit dir reden. Denkst du..denkst du es ist für mich nicht schwer? Ich vermisse ihn genauso wie ihr. Ich habe ihn auch sehr geliebt."
„Lieben, Hera. Du liebst ihn auch sehr. Obwohl ich das sehr stark bezweifele."
Er schnaubte abwertend.
„Er ist noch nicht tot."
Kanan starrte sie einen Moment lang an. Fassungslosigkeit, Wut, Unverständnis, sämtliche Empfindungen waren auf seinem Gesicht zu sehen.
„Sag das nochmal."
Hera verschränkte die Arme und drehte sich um. Sie konnte ihm so nicht in die Augen sehen.
„Wir werden Ezra nicht retten. Es ist zu gefährlich." Sie atmete etwas zittrig aus. „Ein...einzelner Soldat ist nicht das Risiko von mehreren wert.."
„Du...du fühlst ihn?", fragte sie mit Hoffnung in der Stimme.
„Nein. Aber solange das Band noch da ist weiß ich es. Wäre es zerbrochen, dann wäre ich es auch", kam es einsilbig zurück.
„Aber...wer weiß wie lange das noch dauert.."
„Wir reden hier von Ezra! Er ist kein einzelner Soldat! Er ist mehr als eine Figur in diesem Krieg, die der Rat setzt wie er will! Er ist unsere Familie, unser Freund, mein Padawan, mein Sohn!"
„Kanan..."
Er schüttelte den Kopf.
„Hera, lass es tut sein. Diese Unterhaltung führt zu nichts. Wenn du dein Gewissen erleichtern willst, da würde ich mich anfangen zu fragen was dir wichtiger ist. Und wenn du das noch immer nicht weißt, dann kannst du mir nur Leid tun."
„Für einen Mann kann ich nicht das Leben aller riskieren, Kanan. Bitte versuche doch zu verstehen!"
Hera war verzweifelt.
„Hast du das auch damals Ezra gesagt, als ich gefangen war?"
„Das..."
„Nein, Hera."
Seine Miene verhärtete sich stark.
„Ich verstehe. Schon gut. Die Mission steht über allem, richtig? Mit deiner Wahl hast du auch meine Frage beantwortet, was uns betrifft. Denn ich könnte niemals mit einer zusammen sein, die meinen Sohn zurücklässt."
Hera sah ihn geschockt und wie erstarrt an. Sie war vollkommen überfordert.
„Aber...Ezra ist.."
„Auch wenn er es nicht vom Blut her ist, er ist mein Sohn. Ezra ist mein Kind und daran wird sich nie etwas ändern. Und ich dachte für dich wäre er es auch."
„Das...das ist er. Ich.."
Er sah sie kalt an.
„Wenn er es für dich wäre, dann würdest du ihn nicht sterben lassen. Du hast dich so lange ich dich kenne immer über deinen Vater ausgelassen. Dabei bist du wie er. Stets nur den Krieg und die Mission im Kopf."
Vor lauter Schock brachte Hera kein Wort heraus.
In Heras Augen bildeten sich Tränen.
„Kanan...bitte. Ich...ich will dich nicht verlieren. Nicht auch noch du. Das...das kann ich nicht."
Er drehte sich ein letztes Mal um.
„Das hast du aber. Meister und Padawan gibt es nur zusammen. Und da du ihn zum Sterben in Thrawns Gewalt lässt, hast du damit auch mich verloren."
„Wie es aussieht habe ich mich in dir getäuscht, Hera Syndulla. Dir wird immer der Krieg wichtiger sein. Wichtiger als deine Freunde, deine Familie, als Ezra, als mich. Ich hatte mich mit der Zweitplatzierung schon abgefunden, aber das...das kann ich nicht. Es ist vorbei, Hera."
Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging.
„Kanan..."
Heras Stimme war nun nichts mehr als ein Flehen. Ein Schluchzen. Ein letzter Versuch.
Doch der Jedi neigte nur den Kopf.
„Auf Wiedersehen, General Syndulla."
Damit kehrte er ihr den Rücken und verschwand aus ihrer Sichtweite. Hera war wie erstarrt, dann sank sie auf die Knie und konnte ihre Tränen nicht weiter zurückhalten. Sie hatte erst Ezra, dann Kanan verloren. Sie hatte ihre beiden Jedi verloren. Und es war ihr Fehler gewesen.
Sie hatte zugelassenen, dass einer von dem Anderen getrennt wurde und ohneeinander konnten sie nicht leben. Ezra war fort und mit ihm nun auch Kanan. Die beiden konnte man nicht trennen. Niemals.
Denn es waren immer zwei.
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