Versprochen

Sabine biss die Zähne zusammen. Sie blickte schuldbewusst das kleine Mädchen an, das sich verzweifelt an ihren Arm klammerte und sie anbettelte, nicht zu gehen.

„Mom, bitte!"

„Wir...wir kommen dich holen. Dein Vater und ich. Eines Tages. Versprochen."

Die Frau war sich sehr wohl bewusst, dass sie log. Sie  wusste, dass sie nie für ihre Tochter zurückkommen konnte. Nicht nach dem, was sie ihm versprochen hatte.

„Ezra, bitte! Geh es langsam an. Das kommt schon in Ordnung." Er verzog unter Schmerzen das Gesicht und versuchte, zumindest noch einen Moment lang das Loch in seiner Brust zu ignorieren. Er spürte, dass die Macht nach ihm rief.
„Nein. Sabine, hör mir zu. Versteck unsere Tochter. Lass sie nicht für unsere Fehler büßen." „A-aber..."
Er strich mit seiner Hand über ihre Wange und trocknete ihre Tränen. „Der Krieg hat uns zerstört, Sabine. Versprich mir, dass sie kein Teil davon werden wird. U-unsere wunderschöne kleine Rey. Versprich mir, dass du sie beschützt." „Ich-ich verspreche es."
Noch einmal strich er ihr liebevoll über die Wange. „Ni kar'tayli gar darasuum, Sabine. Ni kar'tayli gar darasuum.", flüsterte er, dann wurde sein Blick leblos und leer.
Das Lächeln verblieb auf seinen Lippen.

Ezra?! EZRA!"

Sie konnte nichts mehr für ihn tuen. Nichts außer ihr Versprechen zu halten.
„Oh Ezra.", flüsterte sie, bevor sie ihm liebevoll die Augen schloss.

„Ich liebe dich auch."

Dann schloss sie ihre Arme um ihn. Noch ein letztes Mal. Als sie sich von ihm löste, richtete sie sich auf wackligen Beinen auf. Sie hob seinen leblosen Körper hoch und brachte ihn weg von diesem fürchterlichen Ort.

„Du solltest froh sein, dass er zuerst gegangen ist. Der Kleine hätte ohne dich nicht lange durchgehalten.", hatte Zeb ein paar Tage später auf der Beerdigung zu ihr gesagt. Dafür hatte sie ihn geschlagen.
Wie kannst du es wagen, das auch noch lustig zu finden?!", hatte sie ihn durch ihren Schleier aus Tränen angeschrien–nur um in seine großen, traurigen grünen Augen zu blicken und zu bemerken, dass er innerlich genauso zerbrochen war wie sie. Kanan und Hera hingegen ließen sich nichtmal blicken. Taten sie nie. Das, was damals passiert war, hatte sie nie ganz losgelassen. Sie waren nie wirklich darüber hinweggekommen. Zu gehen war ihr einziger Ausweg gewesen.

Den ganzen Tag lang fragte Sabine sich, ob Kanan es gespürt hatte, wie das Leben seines ehemaligen Schülers und Freundes immer schwächer wurde, bevor ihr Band in tausende Teile zersprungen war. Ob die Beiden geweint hatten, falls sie es wussten. Und warum sie in all den Jahren nie gekommen waren, um sie zu sehen.

„Immerhin ist eure Tochter noch am Leben. So wirst du immer einen Teil von ihm an deiner Seite haben, oder nicht?"
Die Mandalorianerin schüttelte den Kopf und begann nur noch heftiger zu schluchzen. „Zeb, ich kann sie nicht behalten." „W-wie meinst du das?" „I-ich habe ihm versprochen, sie vor dem Krieg  zu beschützen. Ich werde sie verstecken." „Allein?! Das würde sie nicht überleben!" „Wenn sie auch nur das kleinste Bisschen wie ihr Vater ist, doch, das wird sie. Ich habe jemanden gefunden, der sich bereiterklärt, gegen Geld auf sie achtzugeben, bis sie alt genug ist, für sich selbst zu sorgen.
Sie ist geschickt, schlau und mutig, genau wie ihr Vater. Sie wird einen Weg finden." „Aber wirst du das auch?", fragte eine wohlbekannte Stimme hinter ihr. Sabine drehte sich auf dem Absatz herum.
„Leia?" „Es tut mir leid, was passiert ist.", flüsterte sie und zog die Mandalorianerin in eine Umarmung. „Mir tut es auch leid.", sagte Sabine mit einem traurigen Lächeln. „Ich kann dir kaum in die Augen schauen, ohne daran zu denken, dass Ben... Dass er Ezra einfach..." „Es war nicht deine Schuld."

Leia senkte den Kopf.

„Wenn du sie verlierst, was bleibt dir dann? Du hast an jenem Tag zu viel verloren." „Ich muss es tuen. Zu ihrem Schutz." „Wohin bringst du sie?"

„Jakku."

Leia schaute sie verdutzt an.

„In welchem System liegt das denn?"

Sabine schenkte ihr ein schwaches Lächeln.

„Das war die Idee."

Sabine wusste, dass Rey in ihrer Nähe nie sicher sein würde. Be-Kylo stand ihr zu nahe. Sie hatte schon ihren Mann in diesem Krieg verloren. Sie würde nicht auch noch ihre Tochter verlieren. Wenn das Kind ihrem Vater auch nur im Geringsten ähnelte, würde sie leben. Sie würde am Leben und in Sicherheit sein, weit weg vom Krieg und dem Terror der ersten Ordnung. Sie legte einen Arm um ihre Tochter.
„Rey, ich liebe dich. Dein Vater hat dich geliebt. Wir kommen dich holen. Irgendwann." Sie drehte sich um und lief zurück ins Schiff. Als sie es startete, konnte sie ihr Kind schreien hören.
„Nein! Kommt zurück!"
Sabine blickte noch ein letztes mal zurück zu ihrem kleinen Mädchen. Sie wusste, dass Rey hier sicher sein würde. Ohne sie.
„Ich liebe dich.", flüsterte sie traurig. „Und ich werde nie aufhören, dich zu lieben."

Dann war sie verschwunden.

A/N: Okay, ich habe das geschrieben, sofort nachdem ich TFA (aka „das Erwachen der Macht") im Kino gesehen habe, es ist daher höchstwahrscheinlich vollkommen unkanonisch. Ich fand einfach die Idee schön, dass Rey keine Skywalker sein könnte und dann kam mir die Idee.

"Ni kar'tayli gar darasuum" ist übrigens mandalorianisch und heißt "ich liebe dich", für alle, die es nicht wissen.

Ansonsten hoffe ich, dieser blödsinnige kleine Oneshot hat euch gefallen. Ich entschuldige mich übrigens für die Sache mit Ezra... Wie gesagt, ich hab das geschrieben, als ich aus dem Kino kam und war emotional irgendwie ziemlich aufgewühlt...

Falls es jemanden interessiert, ich habe noch eine kleine Kurzgeschichte hierzu, die ich hochladen könnte, wenn ihr das wollt...

Ansonsten bedanke ich mich für's lesen und wünsche euch noch einen fröhlichen inoffiziellen Star Wars-Tag!

Liebe Grüße, eure Snips_

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