Gefangen

Sechs Tage saßen wir nun schon hier unten fest und langsam wurde das Essen knapp. Sechs Tage ohne Tageslicht , sechs Tage ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt, sechs Tage ohne Zeitgefühl und sechs Tage ohne eine Dusche.

Wir dachten, die anderen seien uns gefolgt, aber dem war nicht so. Also saßen wir hier zu Zweit. Mein Meister und ich. In einem Bunker tief unter der Erde, mitten unter einem Schlachtfeld.

Als wir bemerkt hatten, dass keiner unserer Mitkämpfer uns gefolgt ist  bei unserem Rückzug, wollten wir natürlich wieder hier raus und sie finden. Das war leichter gesagt als getan. Anscheinend hatte der Bombenhagel den Eingang verschüttet oder so, jedenfalls konnten wir die Bunkertür nicht mehr öffnen.

Da wir aber bald verhungern und verdursten würden und unsere Freunde nicht im Stich lassen wollten, mussten wir uns einen Plan überlegen. Meister Teho hatte mir stets beigebracht, in misslichen Lagen einen kühlen Kopf zu bewahren. Das war verdammt schwierig und ich stand gefühlt kurz vor einem Nervenzusammenbruch.  "Beruhige dich Filos, wir kommen hier schon raus, auch wenn es nicht gerade danach aussieht. Vertraue der Macht", versuchte er mich zu beruhigen und begann dann zu meditieren. Auch ich setze mich in den Schneidersitz und konzentrierte mich. Ich hasste das Meditieren eigentlich und kämpfte viel lieber, aber jetzt blieb mir wohl nichts anderes übrig.

Bei dem Aufbauen einer Verbindung zur Macht war ich nicht so gut, ich ließ mich lieber im Kampf von ihr leiten. Doch jetzt schaffte ich es erstaunlicherweise sehr schnell, ich spürte die Macht durch mich fließen, sie zu mir sprechen. Ich versuchte mich komplett von mir zu lösen und mit der Macht zu "kommunizieren". Und sie schien, als wollte sie kooperieren. Doch auf einmal war sie weg und ich zockte erschrocken zusammen. Na super. Aber etwas konnte ich trotzdem erfahren.

"Meister?" "Ja,  Filos?", antwortete mein Meister, den ich aus der Meditation riss. "Wer auch immer diesen Bunker mitten im Wald errichtet hatte, musste sich doch Gedanken über so einen Fall gemacht haben. Es muss einen Grund für den Bau gegeben haben und auch eine Vorbereitung für Notfälle. Ansonsten wäre das ja verschwendetes Geld und unnötige Arbeit." "Du hast Recht, mein Padawan. Vielleicht finden wir hier irgendwo einen versteckten Hinweis oder etwas derartiges, das könnte unsere Rettung sein."

Erfüllt von Hoffnung sprang ich auf und auch in den Augen meines Meisters sah ich einen Funken Hoffnung. Als erstes begann ich, jegliche Gegenstände aufzuheben und abzusuchen. Nichts. Wahrscheinlich hatte ich die Macht schon wieder falsch verstanden. Es war echt zum verzweifeln.

Meister Teho kam aber auf eine andere Idee. Er begann alle Möbel zu verrücken. Misstrauisch blieb er vor dem verschobenen Tisch stehen und sah mich dann an. Ich zog die Augenbrauen hoch und schaute ihn fragend an, während ich mich auf ihn zubewegte. Mit einer leichten Kopfbewegung deutete er auf den Boden vor ihm.

Als ich mit dem Fuß den Boden abtastete bemerkte ich, dass die Fliese locker war. Langsam bückte ich mich und klopfte darauf. Das Geräusch ließ mich wissen, dass unter der Platte eindeutig ein Hohlraum war. Ich zog daran und tatsächlich befand sich hier ein Hohlraum. Sah aus wie eine Art Gang. Ohne zu warten sprang ich runter. Mein Meister folgte mir direkt.

Es war dunkel, aber wir hatten Taschenlampen dabei. Der Gang verlief gerade und schlug dann öfters Kurven ein, so, als hätte man nicht genau gewusst, in welche Richtung man graben musste. Weil Meister Teho plötzlich stoppte lief ich total in ihn rein."Wups, tut mir Leid, Meister." Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen und er ebenso nicht. "Kein Ding, Filos. Schau mal hier auf dem Boden. Siehst du das Kreuz? Vielleicht sollten wir hier mal die Wände absuchen."

Ich schlug gegen alle Wände des Gangs und auch gegen die Decke. Plötzlich krachte Erde von der Decke. Ich habe wohl etwas zu feste geschlagen war mein letzter Gedanke bevor alles schwarz wurde.

Meine Augen wollten sich nicht aufschlagen lassen. Ich konnte mich nicht bewegen und nicht atmen. Es war, als wäre ich in einem Berg Erde verschüttet. Moment, vielleicht war ich das wirklich. Kurz bevor mir die Luft ausging riss ich mich zusammen und versuchte mit aller Kraft mich aus der Erde zu befreien. Auf einmal gelang wieder Luft in meine Lunge und ich musste husten. Als ich mich soweit beruhigt hatte, bemerkte ich, dass mein Meister auch verschüttet war.

Panisch grub ich in der Erde. Ich durfte meinen Meister nicht verlieren. "Bitte, bitte lass ihn noch am Leben sein", betete ich ununterbrochen, als mir eine andere Idee kam, weil das graben völlig sinnlos war. Ich versuchte mit der Macht zu kommunizieren und streckte meine Hände nach vorne. Beinahe kraftlos, aber mit viel Konzentration schaffte ich es, meinen Meister aus der Erde zu heben.

Er war bewusstlos, aber er lebte noch. Ich hob ihn auf meine Schultern und brach fast unter dem Gewicht zusammen. Ich war zwar ein Junge und stark, aber gut 20 Jahre jünger als mein Meister und auch etwas kleiner. Immerhin hatte das Schlagen gegen die Decke etwas gebracht, dort war ein weiterer Raum. Jetzt musste ich nur noch irgendwie da hoch kommen.

Ich stellte mich auf den Erdhaufen und kletterte angestrengt in den Raum hoch. Dort legte ich meinen Meister ab und sah mich um. Es schien auch ein Bunker zu sein. Hoffentlich hatte er einen Ausgang. Wahrscheinlich war das hier ein komplettes Bunkersystem, denn der gang ging ja eigentlich noch weiter. Ziemlich unklug, wenn man beim Versuch einen anderen Bunker zu betreten, fast verschüttet wird.

Ich fand etwas abgestandenes Wasser und eingelegtes Gemüse. Lecker sah das nicht aus und ich wollte lieber nicht wissen, wie lange das schon hier stand. Aber es war besser als nichts. Als ich es in meinen Rucksack packen wollte kam mein Meister zu sich. Verwirrt schaute er mich an, doch dann schien ihm alles wieder einzufallen. "Los, es gibt einen Ausgang zu finden. Und schön, dass ihr wieder da seid", drängte ich. Er lächelte mich an und stand auf. "Schau mal über dich."

Ich sah nach oben und sah eine Leiter in einer Art Röhre. Na dann mal los. Schnell zog ich meinen Rucksack auf den Rücken und kletterte die Leiter hoch. Hoffentlich ging die Bunkertür jetzt auch auf. Und tatsächlich ließ sie sich öffnen.

Wir standen wieder in der Freiheit, doch das Sonnenlicht war gewöhnungsbedürftig für unsere Augen. Mit seinem Komlink funkte Meister Teho unsere Freunde an. Sie würden uns abholen kommen mit uns zum Jeditempel fliegen. Nicht alle hatten überlebt, aber ich musste vor lauter Freude einfach meinen Meister umarmen. "Ist ja gut, du musst michschon noch länger ertragen", meinte er belustigt. Wir fingen beide an zu lachen. 

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