4.
Jedi-Meisterin Ayna Ti'inen sah mit sorgenvollem Blick Richtung Tür. Ihre blauen Augen blitzten in ihrem olivgrünen Gesicht auf. Die für Twi'lek typischen Kopfschwänze, genannt Lekku, die dieselbe Farbe trugen, wippten hin und her und verrieten ihre Anspannung, sodass ihr Padawan Sinar Tindal, ein Zabrak mit hellbrauner Haut, ihre Unruhe bemerkte.
"Stimmt etwas nicht, Meisterin?", fragte er vorsichtig. Von ihr hatte er gelernt, nur zu reden, wenn es wichtig und nötig war, doch er war ernsthaft besorgt um sie.
"Ich spüre etwas... Schlechtes", meinte sie, ohne ihn anzusehen. "Ich fühle Tod, viel Tod, nicht weit entfernt. Irgendetwas ist passiert."
"Meint ihr die Sith, Meisterin?", führte Sinar das Gespräch fort. "Aber sie haben sich seit Monaten nicht mehr gezeigt, der Krieg hat sich beruhigt!"
"Beruhigt ja", antwortete Ayna. "Doch er hat noch nicht geendet. Die List der Sith ist grenzenlos und unergründlich. Merke dir das, Padawan."
"Ja, Meisterin", sagte Sinar und zog sich leicht beschämt in eine Ecke des Mediationsraumes zurück. Sinar hatte, bevor Meisterin Ti'inen ihn gefunden und nach Coruscant gebracht hatte, als Sohn zweier Sklaven auf dem Planeten Iridonia, der Heimatwelt der Zabrak, gelebt.
Dort hatte er ansehen müssen, wie die Sith ihre Sklaven auf's Brutalste unterdrückten. Seit dem Tag, an dem einer der Sith-Aufseher seinen Vater fast umgebracht hätten, war Sinar fest entschlossen, am Imperium der Sith Rache zu nehmen. Als Jedi musste er dieses Gefühl unterdrücken, das wusste er, doch oft fiel im das nicht leicht. Meisterin Ti'inen riss ihn aus seinen Gedanken, indem sie etwas sagte, was Sinar nicht ganz verstand.
"Was sagtet ihr, Meisterin?", fragte er deshalb. "Entschuldigt, ich war in Gedanken."
"Wir sollten gehen, Sinar", antwortete sie etwas genervt. "Folge mir."
Dann trat sie an die Tür des kleinen Raumes, die sich sofort öffnete. Mit einem kurzen Blick vergewisserte sie sich, dass Sinar hinter ihr war, dann trat sie hinaus auf den Flur.
Als Sinar den Raum verließ, stockte ihm für einen Moment der Atem. Auch wenn er den neu errichteten Jedi-Tempel bereits oft von innen gesehen hatte, erstaunte ihn diese Größe und Schönheit immer wieder aufs Neue. Viel Zeit zum Umherschauen blieb ihm allerdings nicht, denn Meisterin Ti'inen war bereits einige Meter voraus. Schnell lief er ihr hinterher und beeilte sich sie einzuholen. Ti'inen war bereits dabei, in den Gleiter zu steigen, der sie zum Senatsgebäude bringen würde.
"Wo gehen wir hin, Meisterin?", fragte Sinar, als er sich neben sie gesetzt hatte.
"Zum Militärraumhafen", antwortete sie gewohnt knapp und richtete ihren Blick wieder starr nach vorne.
Erst als sie das stattliche Zentrum der Galaktischen Republik erreicht hatten und bereits den größten Teil der Strecke zurückgelegt hatten, traute sich Sinar, ihr die Frage zu stellen, die ihm die ganze Zeit auf den Lippen brannte.
"Und wieso? Was wollen wir denn im Militärraumhafen?", fragte er verständnislos.
Ayna Ti'inen drehte sich zu ihm um und sah im in die Augen.
"Weißt du nicht mehr, was ich dir gesagt habe?", meinte sie in einem leicht vorwurfsvollen Ton. "Du musst lernen, deinen Gefühlen zu folgen, junger Padawan. Deine Gefühle und Instinkte sind Botschaften, die dir die Macht sendet."
"Ja, Meisterin", sagte Sinar kleinlaut und senkte den Kopf. Meisterin Ti'inen drehte sich um und war gerade im Begriff weiterzugehen, als ein grau gekleideter Mann um die Ecke trat. Seine blauen Augen verrieten Eile, von seinen Falten, die er nach den vielen Jahren im Dienst der Republik im Gesicht trug, war seine Sorge abzulesen. Als er die beiden Jedi sah, blieb er erstaunt stehen.
"Meisterin Ti'inen!", sagte er, offensichtlich überrascht, in diesem Teil des Senatsgebäudes zwei Jedi anzutreffen, schließlich lag hier nur der Raumhafen des Militärs. "Wohin des Weges?"
"Zu dem Ort, den ihr wohl ebenfalls aufzusuchen wünscht, General Saywige", antwortete die Twi'lek und fügte hinzu: "Wieso habt ihr es so eilig, zum Raumhafen zu kommen?"
"Es gab einen Notruf aus dem Corulus-System, das Imperium greift den Planeten Corulag an", informierte der General die beiden in aller Kürze. "Flottenadmiral Esnayra hat einen Angriff auf die imperiale Flotte, die Corulag angreift, angeordnet, um den Planeten zu verteidigen."
"Corulag ist doch ein neutraler Planet, wieso verteidigen wir ihn?", fragte Sinar.
"Es ist unsere Pflicht, die Schwachen und Schutzlosen zu schützen, Padawan", meinte Ayna Ti'inen belehrend.
"Außerdem ist Corulag ein höchst interessanter Planet. Würde das Imperium ihn erobern, hätten sie einen Planet in ihrer Hand, der direkt vor unserer Haustür liegt. Dieses Risiko können wir nicht eingehen", ergänzte General Saywige.
"Wir kommen mit euch, General", sagte Ti'inen zu ihm gewandt. "Zwei Jedi mehr haben noch keiner militärischen Operation geschadet und ich habe das Gefühl, das meine Abwesenheit dort erwünscht ist."
"Dann kommt, Meisterin", sagte der General und begab sich wieder auf seinen Weg zum Raumhafen, Ayna Ti'inen und Sinar Tindal folgten ihm.
"Ehrlich gesagt bin ich froh, euch dabei zu haben. Zwei weitere Jedi schaden dieser Mission mit Sicherheit nicht", meinte der General und setzte seinen Weg mit schnellen Schritten fort.
Tayen zögerte einen Moment zu lange, seinen Gegner anzugreifen, sodass dieser ihm zuvorkam. Erneut spürte er den Angriff, bevor er ihn sah, diesmal rettete ihn dies allerdings nicht. Der Akolyth, wie der Sith die Kapuzengestalt genannt hatte, rammte ihm seine Faust mit solcher Wucht in den Bauch, dass Tayen in hohem Bogen zurückgeschleudert wurde und ein Felsbrocken seinen Aufprall jäh bremste. Einen kurzen Moment lang blieb ihm die Luft weg, doch schnell hatte er sich wieder gefangen. Viele Manthas hatten ihm zur Zeit der großen Jagd deutlich härtere Hiebe mit ihren Tatzen verpasst und auch die hatte er wohl oder übel überstehen müssen. Sterne tanzten vor seinen Augen, doch ein Knacken verriet ihm, dass sein Gegner erneut im Begriff war, auf ihn loszugehen, doch diesmal konnte Tayen sich rechtzeitig zur Seite rollen und seinen rechten Fuß nach hinten schnellen lassen. Ein Widerstand und ein lautes Stöhnen verrieten ihm, dass er seinen Kontrahenten getroffen haben musste. Sofort stand er wieder auf und öffnete die Augen. Hinter ihm erhob sich gerade der Akolyth, offenbar plagten ihn Schmerzen am linken Bein, denn er fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die linke Wade. Seine Kapuze war nun zurückgeschlagen und zum ersten Mal konnte Tayen das Gesicht seines Kontrahenten sehen. Die Spezies kam ihm vage bekannt vor, er konnte spitze Ohren ausmachen, doch eine weitere Zuordnung fiel ihn schwer. Der Akolyth stand nun wieder aufrecht vor ihm und Zorn sprühte aus seinen gelben Augen. Ein kurzer Blick nach rechts verriet ihm, dass der Sith immer noch an der selben Stelle stand wie zuvor und dem Kampf gespannt folgte. Dann richtete er seinen Blick erneut auf seinen Gegner, der auf ihn zukam und mit der Faust ausholte. Doch diesmal war Tayen darauf vorbereitet, tauchte unter dem Schlag hindurch und stieß mit der flachen Hand zu. Sein kleiner Finger traf hart auf Fleisch und Knochen seines Gegners und er schien sein Ziel erneut gefunden zu haben, da sein Kontrahent röchelnd zusammensackte. Der Akolyth sank, getroffen von der Hand im Nacken, bewusstlos zusammen. Tayen drehte sich zu ihm und holte tief Luft, als er den Sith erblickte, der nun direkt neben ihm stand. Er reichte ihm das Lichtschwert des Akolythen und deutete auf diesen.
"Töte ihn", lautete seine Anweisung.
Tayen zögerte einen kurzen Augenblick, dann holte er mit dem Schwert weit über seinem Kopf aus und schlug zu.
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