Tochter einer Veteranin

Momentan war es öde im Tempel, einfach nur öde. Meister Skywalker war zu irgendeiner wichtigen Mission aufgebrochen. Jacen war nach Naboo geflogen und hatte Lytha mitgenommen.

Die einzige positive Entwicklung der letzten zwei Monate war, dass Ben sich wirklich schlimm mit Tara verkracht hatte, wegen der ganzen Sache mit dem Schrottrennen. Bens Beziehung erklärte Xia schon mal für beendet, auch wenn Ben dies selbst noch nicht wusste.

Ihre eigene Beziehung beziehungsweise die Beziehung, die sie anstrebte, war gerade etwas zum Erliegen gekommen. Obwohl Ceanu und Xia sich in den letzten zwei Monaten oft gesehen hatten und recht viel Zeit miteinander verbracht hatten, war es nichts Offizielles.
Für ihren mirialanischen Geliebten waren die letzten zwei Monate wahrscheinlich sehr anstrengend gewesen. Nicht nur, dass Ceanu jede Minute, die er nicht mit Xia verbracht hatte, mit seinen kleinen Geschwistern verlebt hatte, auch sein Leben an sich hatte sich um 180° gedreht.

Ceanu hatte beschlossen das Angebot, welches Baron Kryze allen Sklaven als Entschuldung gemacht hatte, anzunehmen.
Er würde in Keldabe bleiben, um dort seinen Abschluss zu machen und anschließend zu studieren, alles auf Kosten des Hauses Kryze. Ceanu hatte immer davon geträumt Ingeneur zu werden und Raumschiffe zu entwickeln, dass hatte er Xia verraten, als sie eines Abends zusammen die Sterne über Mandalore beobachtet hatten.
Xia wollte ihren hoffentlich bald Freund nach Leibeskräften unterstützen.

Doch da sie nun ganz allein im Tempel gewesen wäre, wenn man von Schweinchen und allen anderen, die sie nicht unbedingt sehen wollte ansah.
Also hatte sie beschlossen nach Onderon zurück zu kehren. Ihr Vater hatte netterweise auf seinem Rückweg von Nakadia eingesammelt.

Lux präferierte es so oft wie möglich selbst zu fliegen, um nicht aus der Übung zu kommen. Zudem fühlte er sich dann wieder etwas jünger. Das Alter und die Entbehrungen, die die Rebellion mit sich gebracht hatte, hatten Spuren an ihm hinterlassen, ob er es nun wahrhaben wollte oder nicht. Gern dachte er an seinen alten U- Wing zurück, den er damals geflogen hatte.
Endlich sprangen sie aus dem Hyperraum und er erblickte seine geliebte Heimat.

Seine Pflichten gegenüber Onderon hielten ihn leider meist davon ab mehr als ein paar Tage am Stück zu Hause zu verbringen. Doch jetzt hatte zumindest ein paar Tage mit seiner Frau und seiner Tochter, so hoffte er.

„Mylady? Mylady Sie sollten sich umziehen.“, rief N3 Xia hinterher, als sie am nächsten Morgen ihr Zimmer verließ. Kurz nachdem sie gestern heim gekommen war, hatte sie sich ins Bett gelegt und war eingeschlafen.
„Mylady?“, N3 verfolgte sie unablässig.
Entnervt blieb Xia stehen.
„N3, legst du mir bitte meinen Bikini raus? Ich will nach dem Frühstück schwimmen gehen.“
„Aber Mylady, haltet ihr das für eine gute Idee? Organische Wesen sollten eine halbe Stunde nach Nahrungsaufnahme…“
Weiter kam der Droide nicht, denn Xia hielt ihm den Teil seines Kopfes zu, welcher bei einem Humanoiden der Mund gewesen wäre.
Sie sah dem Droiden tief in seine optischen Rezeptoren.
„Leg meinen Bikini raus und jetzt zisch ab!“
„Sehr wohl, Mylady.“, mit diesen Worten stapfte er davon.
Xia checkte ihr Holophon, Ceanu hatte ihr geschrieben.

Guten Morgen, ner Nau <3

Xia huschte ein Lächeln über die Lippen, während ihr Herz schneller zu schlagen begann.

Guten Morgen :*

Schrieb sie ihm zurück.

Missmutig sah Lux auf sein Holotablet. Amilyn Holdo hatte ihm gestern in der Nacht noch eine Nachricht geschrieben.
„Was schreibt sie?“, fragte Ahsoka ihren Mann.
Lux wusste nicht, woher sie wusste, dass man ihm geschrieben hatte. Er glaube nicht, dass seine Frau heimlich seine Nachrichten las. Er glaubte vielmehr, dass sie seine Unruhe durch die Macht spüren konnte.
„Holdo hat mir geschrieben, dass sie aus vertraulicher Quelle erfahren hat, dass Carise Sidian eine Offensive mit großzügigen Spenden starten will, um die Senatoren dazu zu bringen, den neuen Senatssitz nach Arkanis, statt nach Gatalenta zu verlegen.“

Die Art und Weise wie Lux „großzügige Spenden“ betonte ließen bei Ahsoka alle Alarmglocken klingeln. Das letzte mal, als Senatoren großzügige Spenden angenommen hatten, hatte sie sich mit 14 auf Christophsis wiedergefunden. Der Gedanke daran, dass er Konflikt zwischen Zentristen und Populisten wieder eskalieren könnte, löste bei der Togruta großes Unbehagen aus. Sie alle hatten so hart gekämpft, um ihren Kindern eine Zukunft in Frieden, Freiheit und Demokratie bieten zu können.
„Das hat bestimmt was mit diesen Typen hier zu tun, wie hießen sie noch?“
„Die Erste Ordnung?“
Ahsoka nickte.

Vor ihrem geistigen Auge sah sie noch zu gut die Bilder von Mandalore vor sich. Wenn selbst so ein aufrichtiger und wohlwollender Herrscher wie Korkie Kryze unterlaufen werden konnte, was würde dann erst bei einem Korrupten oder einem Tyrannen passieren.
„Ihr müsst das verhindern! Zweite Klonkriege darf es in keinem Fall geben! Lux? Versprich es mir!“
Ahsoka sah ihrem Mann in seine hellblauen Augen, in welche sie sich damals verliebt hatte. Es waren die gleichen Augen, die ihre Tochter hatte.
„Ich verstehe deine Sorge.“, beruhigte er sie und legte einen Arm um sie.
Lux hatte im Krieg ebenfalls viel mitgemacht, aber Ahsoka hatte an vorderster Front gekämpft. Sie hatte ihre Männer sterben sehen und musste bei der Vernichtung des Jediordens hilflos beiwohnen. Sie hatte ihm nur wenig darüber erzählt, vermutlich weil sie ihn nicht weiter belasten wollte. Doch Lux wusste, dass der Krieg und die Zeit im Kampf gegen das Imperium Spuren bei Ahsoka hinterlassen hatte. Ihm selbst ging es nicht anderst.
„Dann muss ich heute schon zurück.“, fällte Lux niedergeschlagen die Entscheidung. Doch er wusste, dass er dort mehr ausrichten konnte und er musste es zumindest versuchen.

Betrübt sah Xia das Schiff ihres Vaters im Blau des Ozons verschwinden, während auf dem Rücken im Wasser schwebte. Eine kleine Träne lief ihr über die Wange. Schnell wischte sie sie weg, immerhin war sie kein kleines Mädchen mehr. Als Kind hatte sie ihren Vater oft vom gehen abhalten wollen, doch irgendwann hatte sie erkannt, dass er gehen musste, um ihrer aller Willen.

Sie raffte sich auf und schwamm noch einige Bahnen in dem großen Pool, welcher sich hinter dem Anwesen befand.
„Mylady?“, sprach einer der Angestellten sie an, „Prinzessin Steela ist hier und verlangt nach Euch.“
„Gut, sagt ihr ich komme.“, antwortete Xia höflich und versuchte über den steifen Ton des Gespräches nicht zu lachen.

„Also seid ihr jetzt zusammen?“, erkundigte Steela sich noch einmal, während sie und Xia durch die großen Gärten des Anwesens schlenderten.
„Jein…“, gab Xia ehrlich zu, „Aber ich hoffe es.“
„Jeder der dich ausschlägt ist sowie so ein Idiot.“

Xia lachte. Als sie beide nich jünger waren, hatten Steela und sie es immer lächerlich gefunden, wenn das einzige Gesprächsthema der älteren Schüler an der königlichen Akademie Jungs gewesen waren. Mittlerweile konnte die Halb- Togruta es verstehen.

„Und bei dir?“, hakte Xia neugierig nach.
„Na ja, ich bin schon seit einiger Zeit etwas verknallt… aber es ist nix Ernstes.“
„Aha, dann erzähl mal was von ihm.“
„Er ist mutig und stark, aber gleichzeitig nett. Er hat lange schwarze Haare und dunkle Augen. Leider hat er eine Freundin… Aber Themenwechsel: Wie geht’s Ben so?“
Xia hatte größte Mühe sich nicht anmerken zu lassen, dass sie eins und eins zusammengezählt hatte. Aber sie hätte auch kein Problem mit Steela ans Bens Seite gehabt. Ihr wäre vermutlich auch ein Sarlacc lieber gewesen als Tara Ebené.
„Es geht ihm gut, aber er hat sich schlimm mit seinem Blutegel gestritten. Sieht wohl ganz danach aus, dass seine Hoheit bald wieder zu haben ist.“
Steelas blaue Augen begannen zu leuchten, doch Xia stellte sich dumm. Irgendwann würde eine ihrer engsten Freunde ihr sich schon von selbst anvertrauen.

Noch eine Weile liefen sie zusammen durch den penibel gepflegten, in allen Farben des Regenbogens bepflanzten, Garten.
Einer der Landschaftsgärtner schnitt gerade einige der langen, flexiblen, schmalen Äste der Ondroweide ab.

Der Baum war das Nationalsymbol des Planeten und mit seinen Ästen wurden Dekorationen und Kunstobjekte, sowie Schmuck gefertigt.
„Welche Farbe wollte die Lady nochmals für den Kranz?“, fragte einer der Gärtner seinen kleinen Hilfsdroiden.
„Dunkelblau und weiß.“, gab dieser an.
Steela blickte unterdessen verwirrt zu ihrer Freundin.
„Ist jemand gestorben?“
Die Frage war durchaus berechtigt, denn Kränze wurden in Onderon nur als Grabschmuck geflochten.
Xia schüttelte den Kopf. Ihr Vater brachte Xias Großeltern an ihren jeweiligen Todestagen solche Kränze, aber keiner der beiden Tage war heute. Auch die Farben passten nicht. Normalerweise nahm man Blumen in allen Farben und ordnete sie wie einen Regenbogen im Kreis an.

Mittlerweile waren sie wieder an der hinteren Terrasse des Hauses angekommen.
Steela musste unglücklicherweise fort. Heute würde der Botschafter von Nal Hutta nach Onderon kommen und sie wollte dabei sein.
Gerade hatte Xia sie schwerenherzens gehen lassen, da lief der Gärtner an ihr vorbei.

„Meine Mutter hat mich gebeten ihren den Kranz zu bringen.“, sprach Xia den Mann an.
„Sicher? Lady Bonteri hatte mich gebeten ihn persönlich bei ihr abzuliefern.“
„Oh, wir können das gern auch mit meinem Vater klären.“
Der Gärtner gab ihr den Kranz und ging wieder.

Unter normalen Umständen würde Xia nie so auf ihrem Status herumreiten, aber seit sie von Mandalore zurückgekehrt waren, war ihre Mutter nachdenklich, aber nicht auf die Art wie sie es sonst war.

So leise wie möglich trat sie in die hauseigene Bibliothek ein. Ihr Mutter, welche in einem der Sessel sah, schien sie noch nicht bemerkt zu haben. Ihre Ganze Aufmerksamkeit galt dem Holopad, auf welchem sie etwas zu lesen schien.
Kurz bevor Xia neben ihr stand, bekam Ahsoka sie doch mit. Sie schloss die Datei auf dem Pad. Der Stammbaum des Hauses Kryze von Mandalore konnte Xia noch flüchtig lesen.
„Dein Kranz.“, erklärte Xia und hielt ihrer Mutter das kreisförmige Gebilde mit den blauen und weißen Blumen hin.
„Danke, mein kleiner Schmetterling.“, lächelte sie ihre Tochter an.
„Wozu brauchst du den?“
„Willst du mitkommen? Ich zeig’s dir.“
Xia nickte.

Eine Weile liefen sie nun schon einen der gepflasterten Waldpfade nebeneinander her. Der Weg führte, für Xia unüberraschender Weise, zum Friedwald.

Auf Onderon war es seit jeher Tradition seine Toten im Jungle zu bestatten. In modernen Zeiten war man allerdings dazu übergegangen die Toten zuerst zu verbrennen und ihre Asche dann in einer Holzurne unter einem Baum beizusetzten. Für die Onderonianer war dies der Kreislauf des Lebens. Man nahm aus dem Jungle und wurde dem Jungle übergeben, wenn das eigene Leben verstrichen war.

Ahsoka und ihre Tochter blieben vor dem Familiengrabbaum der Bonteris stehen. Xia sah sich unterdessen um, es waren so vielen Bäume und so viele Namen, die in die geritzt wurden waren, um sich der Verstorbenen zu erinnern. Sie alle waren eins mit der Macht.

Die Friedwälder Onderons waren schön, andächtig und einladend, ganz anderst als die Grabstätten anderer Kulturen. In ihrem ganzen Leben war Xia nur auf einem anderen Friedhof gewesen und zwar dem von Neo Aldera. Dort und auch früher auf Alderaan war es Tradition gewesen seine Toten in Steinsärgen zur Ruhe zu beten. Auf dem steinernen Deckel kam dann zumeist eine Statur, die den Verstorbenen so zeigte, als würde er schlafen.
Der bloße Gedanke daran, dass Ben eines Tages auch in einem solchen Steinsarg liegen würde, ließ es Xia kalt den Rücken runterlaufen.

Ahsoka lief stumm eine einzelne Träne über ihre orange Wange. Sie dachte alles zurück an all die Erlebnisse, die sie miteinander geteilt hatten, die Guten, die Schlechten und die wirklich Schmerzhaften. All die Jahre, die sie Seite an Seite gekämpft hatten, für die Republik und gegen das Imperium.

Den Kranz hatte Ahsoka an der vorhergesehen Stelle angebracht.
Die Kränze, die man an den Ästen der Grabbäume aufhing, waren ein Zeichen der Wertschätzung des Toten. Der Jungle hatte ihn wieder, doch man hatte ihn nicht vergessen.

„Er hat dir viel bedeutet, nicht wahr?“, fragte Xia und legte ihren Arm um ihre Mutter. Sie spendete ihr den Trost, den Ahsoka ihr immer gespendet hatte, wenn sie ihn gebraucht hatte.
„Er war mein Freund, er war wie ein Bruder für mich. Wir haben solange Seite an Seite gekämpft.“
„Ich wünschte ich könnte mich an ihn erinnern.“
„Er mochte dich als kleines Kind sehr.“
Ahsoka zog ihr Holophon aus der Tasche ihrer Hose. Sie tippte schnell etwas drauf Rum und hielt ihrer Tochter ein kleines Hologramm unter die Nase.
Xia erkannte sich selbst im Alter von etwa fünf Jahren. Sie wurde gerade in die Luft gehoben von einem Mann. Dieser hatte ein dunklere Haut. Sein Kopf war komplett kahl geschoren, dafür hatte er einen schneeweißen Vollbart.

Die Halb- Togruta kniff ihre Augen etwas zusammen. Irgendwo im hintersten Teil ihres Kopfes ploppte eine Erinnerung an diesen Moment auf.
Der nicht mehr ihr unbekannte Mann hob sie, wie ein Raumschiff über seinen Kopf, während sie mit ihrer kindlichen Stimme: „Höher! Höher!“, rief.
„Doch, jetzt erinnere ich mich an ihn.“
„Das würde ihn sicher sehr freuen, er hat dich früher immer Mini- Snips genannt.“

Ahsoka steckte ihr Holophon wieder weg, während Xia die, in den uralten riesigen Baum, eingeritzte Inschrift betrachtete.
„Er ist aber nicht sehr alt geworden.“, stellte sie fest, „Gerade einmal etwas über 40.“
„Er und seine Brüder waren nie dazu konzipiert wurden ein langes glückliches Leben zu führen. Sie waren nichts weiter als unwissende Helfer in einem falschen Krieg.“
Nachdenklich schüttelte Xia mit dem Kopf.
„Ich hab' dich und Papa heute früh reden gehört. Mach dir keine Sorgen, diese Spinner werden nie wieder die Herrschaft über die Galaxie übernehmen. Die Leute sind kein zweites Mal so dumm.“
„Ich hoffe es mein kleiner Schmetterling. Ich hoffe es so sehr.“, sagte Ahsoka und nahm ihre Tochter in den Arm.
„Alles wird gut.“

Xia wusste nicht, ob sie diese Worte an sich selbst oder an ihre Mutter richtete. Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, so wussten sie alle beide, dass da etwas war. Eine dunkle Bedrohung, welche nur darauf wartete, dass ihr Plan sich entfalten würde.
Sie alle mussten ihr möglichstes tun, um das zu verhindern.
Stumm las Xia nochmals die Inschrift:

Captain Rex (CT – 7567)

Geboren: 32 VSY
Gestorben: 11 NSY

„Meiner Meinung nach, geht Erfahrung alles über.“

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