Sohn eines Draufgängers

„Stell dir mal vor jemand hätte mich dort gesehen. Es ziemt sich nicht für meinen Stand solchen Veranstaltungen beizuwohnen! Ich konnte dich also nicht im Krankenhaus besuchen, das verstehst du doch sicher.“
Die Worte seiner Freundin schwirrten Ben immer noch durch den Kopf. Was sollte er von Taras Ausrede halten?

Er hatte sich Abstand von ihr gegönnt und war auf dem Weg seinen Vater zu besuchen.
Jacen, der mit seinem Padawan mal wieder von Luke auf eine Mission geschickt wurden war, hatte ihn nach Yotok III geflogen, wo Ben ein Shuttle nach Skipio bestiegen hatte. Er wollte zu seinem Vater, der dort als Rennstahlmanager an einem Atmosphärenrennen teilnahm.

Auf dem Schiff war Ben ein Zivilist wie jeder andere. Hunderte saßen mit ihm an Bord, Menschen, Twi’leks, Mon Calamari und noch andere Angehörige verschiedener Spezien.
Sein Schwert hatte er unter seiner Jacke versteckt, die er ausgezogen und über seinen Schoß gelegt hatte. Sein Rucksack lag unter seinem Sitz. Er musste nicht viel mitnehmen, was er wirklich vergessen hatte konnte er in Succinit, der Hauptstadt Skipios kaufen.

Das Kind neben Ben weinte. Der kleine Pantoranerjunge hatte offensichtlich Druck auf den Ohren, was ihm Schmerzen bereitete. Seiner Mutter war das alles furchtbar peinlich und sie versuchte verzweifelt ihr Kind zu beruhigen. Die anderen Passagiere warfen ihr genervte Blicke zu.

Ben nahm der Mutter das Kind ab. Mit aller Kraft schmiss er den schreienden Säugling auf den Boden und durchbohrte ihn mit seinem Schwert.

Panisch riss er die Augen auf und sah sich um. Erleichtert stellte Ben fest, dass er das nicht getan hatte. Das Kind weinte immer noch.
Der Gedanke, dass dies nicht seine eigenen Gedanken, sondern es gewesen war, beruhigten ihn.
Minimal hob Ben die Hand. Mit Hilfe der Macht sorgte er dafür, dass die Nase und der Mund des kleinen Jungen verschlossen waren, gerade so lange, dass er keine Atemnot bekam, aber ein Druckausgleich in seinen Gehörgängen stattfinden konnte. Tatsächlich hatte er Erfolg. Der kleine Pantoraner hörte auf zu weinen und war das friedlichste Baby überhaupt.
Den Rest des Fluges verbrachte Ben damit sich vorzustellen, wie es einmal selbst sein würde Kinder zu haben.

Die weißen Gipfel aus Skipio warfen das Sonnenlicht so zurück, das Ben im ersten Moment geblendet war. Er hielt sich die Hand an die Augenbrauen, um Schatten zu erzeugen.
Chewbacca zu finden war glücklicherweise überhaupt kein Problem. Der Wookie überragte alle anderen auf der Plattform.
„Hey Chewie.“
Der Wookie begrüßte ihn in seiner Muttersprache und zog Ben in seine haarigen Arme.

Die Rennstecke lag am Rand von Succinit.
Chewie, den Ben immer noch als eine Art Onkel ansah, hatte ihm mitgeteilt, dass sie Amilyn Holdo noch vor der Bank der Meraci einsammeln würden. Holdo hatte Bankgeschäfte im Namen ihres Planeten Gatalenta getätigt. Ben vermutete, dass es mit der Abstimmung, wo der Senat nach Nakadia hinziehen sollte zu tun hatte.

Sie hielten auf der Plaza vor dem Bankhaus.
Ein Muun beschwerte sich hinter ihn, wurde aber ganz still, als der Wookie ausstieg und auf dessen Landspeeder zu lief.
Während sein Onkel nach in die Bank ging, blieb Ben beim Speeder.
In der Mitte des Platzes stand eine Statue eines Mannes. Auf die Distanz konnte Ben nur seinen Namen lesen:

Rush Clovis

Ben wusste nicht genau warum, aber er empfand ihn als unsympathisch.

Chewbacca, Ben und die frisch zu ihnen gestoßene Holdo betraten die Box, in welchem das Rennschiff geparkt war.
„Was soll das heißen ich kann meine Anmeldung nicht zurück ziehen? Meine Fahrerin ist krank!“, schrie Han in sein Holophon.
Ben ging langsam auf seinen Vater zu.
„Ich rufe Sie später zurück.“, Han legte auf, ohne die Antwort seines Gesprächspartners abzuwarten.

„Ben.“, Hans Ton hatte von verbittert und zornig zu hocherfreut binnen eines Atmenzuges gewechselt.
Er zog seinen Sohn in eine feste Umarmung. Als Kind hatte er Ben oft zurücklassen müssen und Han war sich sicher dass ihm sein Sohn nie ganz dafür vergeben würde.
„Ich fühle deine Sorge.“, flüsterte Ben seinem Vater zu, „Was bedrückt dich?“
„Herr Solo, bitte kommen Sie schnell. Alix, sie krampft.“
Han ließ seinen Sohn los und folgte der kleineren Nautolanerin die Stufe im hinteren Teil des Gebäudes hinauf. Ben folgte ihnen.

Oben war ein kleiner Aufenthaltsraum mit Küchenzeile und einer Sitzecke. Dran schlossen sich zwei Türen an. Die eine war zu, durch die andere waren gerade Bens Vater und das Mädchen gegangen.

Ben betrat den kleinen Raum, es war halbdunkel und stickig. Unter dem Fenster war ein Lager, auf welchem Hans Fahrerin Alix lag.
Sie hatte die Augen zusammen gekniffen und krampfte. Die Nautolanerin schien furchtbare Schmerzen zu haben. An ihren Kiemenschlitzen war die türkise Haut seltsam schuppig.

„Die Blauschuppenkrankheit.“
Ben drehte sich um. Hinter ihm, im Türrahmen, stand Holdo, die besorgt auf die Nautolanerin schaute.
Fragend sah Ben die Frau mit fliederfarbenem Haar an.
„Der Senator von Glee Anselm hat mir davon erzählt. Es gibt wohl ein Mittel dagegen, aber ich bin kein Arzt.“
„Chewie geh‘ einen Arzt holen.“, sagte Han zu seinem besten Freund.
Chewie entgegnete ein paar Laute.
„Den Besten, egal was es kostet.“, wies Han ihn an.
„Komm ich begleite dich.“, schlug Holdo vor.
Der Wookiee und die Frau gingen so schnell sie konnten.

Hans Holophon klingelte. Er seufzte als er auf das Display sah.
„Geh ran, ich bleib hier.“, schlug Ben seinem Vater vor. Han nickte dankbar und lief aus dem kleinen Zimmer.
Ben kniete sich neben das Bett. Vorsichtig legte er seine Hand auf Alix' Stirn. Sie war von einem öligen Fettfilm überzogen. Der Padawan versuchte sich mit ihr zu verbinden.
Ein Schmerz durchfuhr Ben. Es war wieder da und es wollte ihn davon abhalten der Nautolanerin zu helfen. Der junge Solo ignorierte es jedoch.
Alix entspannte sich und schien jetzt fest zu schlafen.

„Wie hast du das gemacht?“, fragte ihn die jüngere Nautolanerin.
Mit ihren großen schwarzen Augen blickte sie Ben an.
„Mit der Macht.“, gab er ehrlich zu und bereitete sich darauf vor eine lange Erklärung abliefern zu müssen.
„Okay.“, entgegnete das Mädchen zu Bens Überraschung jedoch, „Ich bin übrigens Suez, Alix' Schwester.“
„Ich bin Ben…“
„Ich weiß, du bist Herr Solos Sohn.“
Ben nickte.

Ungeduldig lief Ben Runden um Hans Renner. Sie alle warteten unten, während ein Arzt nach Alix sah.
Endlich kam der Mediziner, ein älterer Herr mit dunkler Haut, die Treppe hinab.
„Und?“
„Wie ihre Frau bereits vermutet hatte, es ist die Blauschuppenkrankheit.“
„Sie ist nicht meine Frau.“, entgegnete Han schnell, ohne, dass der Arzt Anstalten machte seine Erklärung zu unterbrechen.
„Ich kann Medizin besorgen, rechtzeitig sogar, aber diese ist sehr teuer.“
„Wie teuer?“
„Mit Expresslieferung 10.000 Credits.“

Ben fühlte Hans Frust. Das Geld hatte er zweifelsfrei, immerhin hatte er als König- Regent Zugriff auf das königliche Vermögen Alderaans, aber das Problem war ein anderes. Die Muun erlaubten hohe Geldtransfers nach Skipio nur mit vorheriger zweiwöchiger Anmeldung. Und diese Zeit hatten sie nicht.

„Ich habe gehört Ihr braucht Geld, mein Freund.“
Alle Anwesenden drehten sich nach der Stimme um.
Durch das offene Garagentor war gerade ein Nemodianer getreten. Sein Auftreten und seine Kleidung identifizieren ihn zweifelsfrei als Mitglied der Handelsförderation.
„Jewro Cas, welch erwarteter Besuch…“, merkte Han bissig an.
„Ein kleiner Droide hat mir gepiepst, dass ihr nicht ganz liquide seid. Nun ich kann helfen.“
„Was willst du dafür, du Halsabschneider?“
„Hmm… lass mich überlegen, wie wäre es mit eurem gesamtem Unternehmen.“
„Das kannst du vergessen!“, spuckte Han ihm zornig die Worte in sein grünliches Gesicht.
„Nun… dann gebt mir euren Sohn. Ich habe einen Käufer, der Unsummen…“

Weiter kam der Nemodianer in seinem Vorschlag nicht. Han hatte ihn an seinem Kragen gepackt und so gegen die Wand gepresst, das seine teuren Schuhe wenige Zentimeter über dem Boden zappelten.
Jewro Cas machte dämlicher Laute, während Han ihm die Kehle zudrücke.
„Fick dich, du kleine Lothratte"
Andere Söhne hätte es sicher schockiert ihre Väter so reden zu hören, aber Ben war es gewohnt. Han würde immer etwas ungehobelt sein, ganz egal in welches hohe Haus er eingeheiratet hatte.

„Wir haben Ihr Geld nicht nötig.“, erklärte Ben und lief in die Richtung seines aufgebrachten Vaters. Dieser ließ den Nemodianer schlagartig wieder los.
„Die Siegerprämie kann die Kosten vollumfänglich decken.“, erklärte Ben.
„Und wer soll fahren, mein Junge?“, fragte Jewro gehässig.
„Ich!“, verkündete Ben mit Nachdruck.
„Da bin ich aber gespannt.“, verkündete Cas, während er bereits im Begriff war zu gehen.

Ben saß oben auf dem Falken und sah in den Nachthimmel. Morgen würde das Rennen sein. Der Padawan war furchtbar nervös. Sein Vater hatte ihm immer und immer wieder versucht auszureden als Fahren teilzunehmen, doch Ben stand zu seiner Entscheidung.
„Hey.“
Ben drehte seinen Kopf zu Suez, die neben ihm auf das Dach des Falken geklettert war. Mit einem Nicken begrüßte er sie.
„Ich finde, du hast dich heute beim Training gemacht. Du packst das.“, sagte sie und boxte Ben gegen die Schulter.
Suez erinnerte ihn etwas an Xia.

„Danke, dass du meiner Schwester helfen willst. Sie ist die einzige Familie, die ich noch habe.“
„Was ist mit deinen Eltern?“, fragte Ben und wollte sich ihm nächsten Moment selbst eine Klatschen. Solche indiskreten Fragen sollte man nicht stellen.
„Tot, auch gestorben an der Blauschuppenkrankheit. Es kamen seltsame Männer damals auf unseren Planeten, die ihn als Basis für irgendwas nutzen wollten. Als unsere Regierung sich weigerte brach diese Krankheit aus.“
Ben gefiel diese Verkettung von Umständen nicht, etwas daran stank gewaltig.
„Ich muss dann mal wieder.“, verabschiedte sich Suez und kletterte wieder vom Falken.

Nervös schob sich Ben seine Haare aus dem Gesicht, sie wollten heute einfach nicht richtig sitzen.
„So nervös habe ich zu letzt deine Mutter erlebt, als sie ihre Thronanspruchsprüfungen hatte.“
Unten am Schiff stand Holdo mit zwei Tassen Tee in ihren Händen.
Ben kletterte nach unten zu ihr. Sie hielt Ben eine der Tassen hin. Der schwarzhaarige Junge nahm sie dankend an und trank einen Schluck des Tees. Er schmeckte... außergewöhnlich.

„Der beruhigt die Nerven.“
„Danke, von was für Prüfungen hast du eigentlich gesprochen?“, fragte Ben.
„Jeder Kronprinz und jede Kronprinzessin muss am Tag ihres 16. Geburtstags Anspruch auf den Thron erheben.“
„Und wie geht das?“, fragte Ben.
„Er oder sie muss drei Prüfungen bestehen. Eine des Herzens, eine des Körpers und eine des Geistes. Hat dir deine Mutter wirklich noch nie davon erzählt?“, Amilyn klang wirklich schockiert.
Ben schüttelte den Kopf.
„Na ja, egal. Eigentlich wollte ich dir nur beruhigenden Tee bringen und dir viel Glück wünschen. Möge die Macht mit dir sein.“, sagte sie und ging davon.
Ben nahm davon nur unwesentlich Notiz, viel mehr grübelte er über diese Prüfungen nach. Er beschloss seinen Vater danach zu fragen.

Nervös lief Ben zu seinem Renner. Im Qualifying hatte Alix den fünften Platz belegt, weswegen der Renner weit vorn stand.
„Hey du.“, rief jemand hinter Ben und legte einen Arm um ihn.
Ben erkannte ihn als Markus Speedstar wieder, dem Mann, dem er auf Coruscant das Leben gerettet hatte.
„Ich wollte mich bei dir bedanken, immerhin hast du mein Leben gerettet.“
„Nicht der Rede wert.“, entgegnete Ben, für Small Talk fehlten ihm momentan die Nerven.
„Viel Glück!“, verabschiedete Speedstar von ihm und lief zu seinem Renner auf der Polposition.

Jewro Cas und ein paar mehr als nur unfreundlich aussehende Zeitgenossen warteten an Bens Renner.
Die beiden Bodyguards versperrten Ben den Weg zu seinem Renner.
„Würden Sie bitte zur Seite treten?“, bat Ben sie freundlich, obwohl er wusste, dass es keinen Sinn hatte.
„Gleich Junge, vorher müssen wir nur sicher gehen, dass du nichts an Bord schmuggelst, was da nicht sein darf. Durchsucht ihn!“, wies der Nemodianer die beiden Muskelpakete an.
Während der eine ihn festhielt, durchsuchte der andere ihn. Er nahm Ben seinen Feldgenerator an.
„Aha!“, stellte Jewro triumphierend fest.
„Den darf ich haben.“, protestierte Ben.
„Ich bestimme hier die Regeln, immerhin hat die Handelsförderation dieses lächerliche kleine Rennen finanziert. Und solltest du, so ganz zufällig, einen Unfall haben, werde ich persönlich dafür sorgen, dass deine Arztkosten so hoch sein werden, dass nicht einmal das königliche Vermögen von Alderaan dich retten kann. Und dann, mein Junge, gehörst du mir. Und ich werde reich. Der Gentleman, der dich will,… nun er war eindeutig…“
Das gehässige Selbstvertrauen Cas' hatte sich zum Ende in Angst verwandelt. Wenn er scheiterte würde dies vermutliche schlimme Konsequenzen für ihn haben.
„Dann iss und trink heute schön, genieß‘ deinen Tag, denn morgen wird nichts mehr für doch sein, wie es einst war!“
Bens hauchte die Worte leise doch unmissverständlich bedrohlich.
Er ließ den Nemodianer stehen und stieg in seinen Renner ein.

„Okay Sportsfreund, ganz ruhig.“, meldete sich Han per Funk bei seinem Sohn.
Der Countdown wurde eingeblendet. Noch zehn Sekunden.
Ben startete den Motor.
„Sei vorsichtig.“
„Bin ich immer Dad.“
Ein kurzer Schmerz durchfuhr ihn, es war wieder da.
„Ben?“, konnte der Angesprochene die panische Stimme seines Vaters hören, „Alles gut?“
„Ja, alles wieder in Ordnung.“
„Ist es…“, Han stellte die Frage so, als müsste er etwas Verbotenes aussprechen.
„Ja, ist es, aber das ist jetzt egal. Muss los!“
Mit diesen Worten sprang der Countdown auf Null und das Rennen begann.

Im Gegensatz zum Schrottrennen auf Coruscant war es hier nicht das Ziel seine Gegner zu eliminieren, sondern als Erster nach drei Runden ins Ziel zu kommen. Wenn man dabei jedoch Gegner ausschaltete verbesserte dies die eigenen Siegchancen natürlich ungemein.
Ben hatte es unterdessen geschafft sich den vierten Platz zu ergattern. In der Ferne konnte er Speedstars Renner sehen.
Wie aus dem nichts kamen links und rechts von Ben zwei Schiffe, die ihn in die Zange nahmen. Hans Sohn ließ sich jedoch nicht lumpen und begann in an Höhe zu gewinnen.

Das Glassbergrennen, wie diese Veranstaltung genannt wurde, war ein innerathmosphärisches Rennen. Hierbei war es unerheblich, ob man einen Zentimeter über dem Boden flog oder hoch oben. Die meisten Rennfahrer jedoch blieben dicht am Boden, denn die straffen Winde, welche in den Bergen wehten, waren tückisch.
„Steig nicht zu hoch Ben.“, warnte sein Vater ihn.
Die beiden anderen waren abgedreht.

Eine Vorahnung überkam Ben. Leicht zog er seinen Renner nach links.
Ein Schuss traf seinen linke Flügel, wäre er nicht ausgewichen hätte es tödlich für ihn enden können.
Nach ein paar Sekunden hatte Ben sein Gefährt wieder stabilisiert.
„Ben?“, erkundigte sein Vater sich beunruhigt.
„Alles gut, es geht.“
Der Flügel, welcher getroffen wurden war, wackelte ungut und wurde mit jedem Windstoß lockerer.
Ben flog wieder näher an den Boden und platzierte sich vor dem Drittem, wodurch er ihm seinen Rang abnahm.

Der Rest der ersten Runde verlief ohne weitere Zwischenfälle. Trotzdem musste der Flügel ersetzt werden. Ben hoffte er konnte das Rennen noch zu Ende fahren.

Kaum war er in die zweite Runde gestartet, ging es weiter mit den Problemen. Während der Flügel nur noch an gefühlt einer Schraube hing, war sein größtes Problem sein neuster Gegner. Alle nannten ihn nur den Kopfgeldjäger. Er trug eine mandalorianische Rüstung. Der Fahrer war noch recht neu, aber offenbar genauso hinterlistig, wie die anderen.
Erst hatte er sich vor Bens Renner gesetzt. Danach hatte er einfach eine Ladung Mini- Buzzdroiden abgelassen, die nun munter Bens Schiff demontierten.
„Fahr ran, das Rennen ist gelaufen für uns.“, wies Han seinen Sohn über Funk an.
Ben dachte an Alix, die wahrscheinlich in diesem Moment um ihr Leben kämpfte. Er durfte nicht aufgeben ihretwegen.
Hastig nahm er eine Hand von Steuer, was sehr gefährlich war in diesem Gebiet.

Die Glasklingen, wie dieser Teil der Strecke genannt wurde, hatte schon einige Fahrer ihr Leben gekostet. Eine schmale hohe Schlucht, von deren Seiten überall spitze Eiszapfen wie Klingen abstanden. Es wäre ein leichtes gewesen hier gegen die Wände zu knallen und sein Leben zu lassen.
Mit höchster Konzentration bahnte Ben sich seinen Weg durch die Klingen. In der ersten Runde war ihm dieses Hindernis viel einfacher vorgekommen.
Er schloss die Augen und appellierte an die Macht ihm beizustehen. Die Hektik um Ben verschwand und alles schien für ihn wie Zeitlupe zu laufen. Nun wusste er, was er zu tun hatte.

Mit der Macht schickte er die nervigen Droiden zurück auf den Renner, aus welchem sie gekommen waren. Der Kopfgeldjäger schien keine Notiz davon zu nehmen.
Als nächstes begann Ben an Höhe zu gewinnen.
„Bist du wahnsinnig? Hör auf damit!“, mahnte Han seinen Sohn über Funk.
Dieser ignorierte seinen Vater aber einfach.
Kaum waren sie am Ende der Schluch konnte Ben mehr Geschwindigkeit aufnehmen und so sich seinen Platz vor dem Kopfgeldjäger sichern.
In diesem Moment fühlte er sich so unbezwingbar.

Ein metallisches Geräusch holte den jungen Solo jedoch unnachgiebig auf den harten Boden der Tatsachen zurück.
Der beschädigte Flügel war gerissen und flog in hohem Bogen davon. Als wäre das nicht schon schlimm genug, riss mit dem Flügel auch ein Stück des Gehäuses ab.
Unentspannt sah Ben auf die Stelle und zu seinem großen Ärger, sah er das Treibstoff aus dem Tank austrat.
„Ben du verlierst Treibstoff, flieg' sofort in die Box! Das ist ein Befehl junger Mann!“
Ben hörte dieses Mal auf seinen Vater.

Er hatte Glück im Unglück, denn keine 30 Sekunden später konnte er zu seinem Boxenstopp einfliegen.
„Volltanken.“, wies Ben Chewbacca knapp an.
Chewie protestierte.
„Ich finde er hat recht.“, verpflichtete Suez dem Wookiee bei.
„Ich kann den Treibstoff am Auslaufen hindern.“, erklärte Ben und hob seinen kleinen Finger.
Mit der Macht drückte er den Treibstoff zurück in den Tank.

Chewie hieß seine Idee für gut und machte sich ans Auftanken. Suez versuchte in der Zwischenzeit den Flieger wieder einigermaßen auf Vordermann zu bringen.
„Wer hat dir das nur angetan?“, fragte sie.
„Jewro Cas.“, entgegnete Ben knapp.
Chewbacca gab ihm gerade Startfreigabe.
Suez nutzte die Gunst des Augenblicks und drückte Ben einen kurzen Kuss auf die Lippen.
„Viel Glück.“, wünschte sie ihm, als Ben bereits wieder zurück auf die Strecke fuhr.

Han hatte die gesamte Zeit nichts gesagt, vermutlich hatte er sich damit abgefunden, dass er gegen den Dickschädel seines eigens Sohns nicht ankam.
„Welchen Platz hab' ich?“, erkundigte sich Ben über Funk.
„Den 15. von 18 Verbliebenen.“
„Gut, das pack' ich.“, versicherte er und legte an Geschwindigkeit zu.
An den letzten Drei zog er ohne große Probleme vorbei. Doch kaum hatte er eine Minute zum Durchatmen waren die Typen vom Anfang des Rennes direkt wieder links und rechts von ihm. Es war wieder die selbe Laier, doch dieses Mal hatte Ben beschlossen sie auflaufen zu lassen.

Als ihre Gefährte seines fast berührten, zog er seinen Flieger nach oben und beschleunigte noch etwas. Hinter ihm hörte er das Geräusch von kollidierendem Metall.
„Gut gemacht, mein Junge.“, lobte Han ihn.
Ben war jetzt Zehnter, als er ein letztes Mal durch die Glasklingen flog. Der Achte und Neunte lieferten sich ein Rennen dicht an dicht. Da überkam Ben eine Idee. Er nahm seine linke Hand vom Steuergerät und stieß mit der Macht den Neunten in das Heck des Achten.
„Man sollte die Macht nie selbstsüchtig einsetzen.“, hallten im nach seiner Tat die Worte seines Onkels im Kopf.
Er schob den Gedanken beiseite, er tat es nicht für sich selbst, oder doch?
„Gut gut, nutze deine Macht!“
Seine Präsenz in Bens Kopf machte dem schwarzhaarigen Jungen mehr als nur deutlich, dass es die falsche Entscheidung gewesen war.

Platz um Platz, Konkurrent um Konkurrent hatte Ben sich vorgekämpft, nun lieferte er sich ein Kopf an Kopf Rennen mit dem Erstplatzierten, Marcus Speedstar.
Es war kein halber Kilometer mehr bis zum Ziel. Die anderen Teilnehmer waren weit abgeschlagen, entweder Ben oder Speedstar würden aus dem Glasbergrennen als Sieger hervor gehen.

Der letzte Streckenabschnitt führte durch eine kleine Felsschlucht.
Ben ahnte etwas, etwas was die Sonne verdunkeln würde, in dem Moment, wo er in die Schlucht einfuhr.
Ein Geräusch ließ ihn erschrecken.
Von einer der Steilwände ging eine Steinlawine ab, just in dem Moment als Speedstar und er dort lang fuhren.
Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, stieß Ben Speedstars Renner mit der Macht nach rechts, weg von der gefährlichen Wand. Er selbst entkam dem Steinhagel nur in letzter Sekunde mit einem riskanten Manöver aus.

Kaum hatte sich der Staub gelegt, sah Ben, dass er nun vor Speedstar war.
Doch als er beschleunigen wollte, leuchteten sämtliche Monitore in seinem Cockpit rot auf.
Durch den Machtstoß hatte er das Loch im Tank nicht mehr stopfen können und fast der gesamte Treibstoff war ausgelaufen.
Ben hätte am liebsten vor Frust laut aufgeschrien. Er war so nah gewesen und jetzt würde Alix sterben und Suez hätte dann gar niemanden mehr.

„Hey Kleiner, brauchst du ‘ne Mitfluggelegenheit?“
Ben dreht sich um und sah, dass Speedstar seinen Fliegen hinter Bens platzierte.
Er erfahren Mehrfachsieger schob den Neuling mit einer Selbstverständlichkeit als Ersten ins Ziel, immerhin hatte er ihm schon zweimal das Leben gerettet.

Bei der Siegerehrung war der Champagner in Strömen geflossen. Ben war mehr als nur glücklich gewesen. Er glaubte er hatte seinen Vater noch nie so glücklich gesehen. Den Siegercheck hatte er unverzüglich dem Arzt übergeben, der Alix sofort das Medikament verabreicht hatte.
Doch eines hatte ihm keine Ruhe gelassen, die Worte die Jewro Cas vor dem Rennen zu ihm gesagt hatte.

Etwas in Ben hatte unnachgiebig gefleht der Sache auf den Grund zugehen. Er hatte dem Etwas nachgegeben, was dazu geführt hatte, dass er nun in einem Lüftungsschacht lag und durch das Gitter dem Gespräch in Cas' Büro aufmerksam folgte.
Jewro unterhielt sich mit einer großen, muskulösen Frau mit langen blonden Haaren, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren.

„Ich bitte Sie, heute mag ich versagt haben, aber ich kann liefern, ich brauche nur eine zweite Chance.“, flehte er die Frau an.
„Wir geben keine zweiten Chancen!“, ließ die Frau in einem harschen Ton verlauten. Sow zog ihren Blaster und richtete ihn auf Jewros Kopf.
Dieser wimmerte wie ein kleines Kind.
„Bitte…“, er schien den Tränen nah, „Ich habe andere wertvolle Informationen. Über ein Lichtschwert, ein Blaues. Und für Sie sogar vollkommen kostenlos. Was sagen Sie?“
„Ich sage, bei uns gibt es keine zweiten Chancen!“, die Blonde drückte ab, ohne auch nur eine Sekunde Cas' Angebot in Betracht zu ziehen.
Der Kopfschuss tötete den Nemodianer sofort, seine Leiche fiel vor den Füßen der Frau zusammen.

Sie stieg über ihn, als wäre er Abfall.
„Malarus hier, Jewro Cas hat versagt und wurde unschädlich gemacht. Begebe mich zurück auf mein Schiff.“, sprach sie in einen altmodisch wirkenden Kommunikator und verließ das Büro.

Als die Luft rein war, kletterte Ben aus dem Schacht. Er vermutete die Information musste hier irgendwo sein.
Er fand einen Tresor hinter dem Porträt von Jewro selbst, welches hinter seinem Schreibtisch hing. Ben rollte über seine lächerliche Selbstverliebheit die Augen.
Der Tresor verlangte nach einem Passwort, doch Ben hatte dafür weder Zeit noch Nerven. Stattdessen zog er sein Schwert von Gürtel, das er nach dem Rennen wieder an sich genommen hatte, und schnitt die Tür auf. Dahinter befand sich ein flacher, weißer, kartenförmiger Datenträgen. Ben steckte ihn in die Innentasche seiner beigen Jacken. Gerade wollte er das Büro verlassen, da fiel ihm sein Feldgenerator ins Auge. Die kleine weiße Box lag auf Jewros Schreibtisch. Zufrieden nahm er diese wieder an sich. Er hatte gewonnen und dieses Gefühl beflügelte ihn.
„Das kannst du immer haben, wenn du zu mir kommst!“
Hastig schüttelte Ben seinen Kopf und versuchte die Stimme zu aus zu sperren. Sie verschwand, begleitet von leichten Schmerzen. Ben nahm dies jedoch kaum war, er war es gewohnt.
Er verließ das Büro auf die gleiche Weise, wie er es betreten hatte.

Ungeduldig wartete Han vor dem Falken auf seinen Sohn.
Endlich erschien Ben.
„Schön, dass du auch mal kommst. Wo warst du überhaupt?“, fragte Han genervt.
„Ach, ich hab' nur ein paar Informationen besorgt.“, entgegnete Ben mit schelmischem Grinsen.
„Du bist am Ende eben doch der Sohn eines Schmugglers, Gauners und nicht zu vergessen eines Draufgängers.“, sagte Han und folgte seinem Sohn, der schon im Begriff war an Bord zu gehen.

„Brauchst du einen Co- Piloten?“, fragte Ben, als er in der Tür des Cockpits stand.
Von Chewie fehlte jede Spur, Han vermutete jedoch, dass er Ben auf diese Weise den Posten des Co- Piloten abgetreten hatte.
„Klar.“
Ben setzte sich in den Sitz.

Der Hyperraumflug nach Nakadia nahm einige Zeit in Anspruch.
„Sag mal, was für Informationen hast du den besorgt?“
„Weiß ich selbst noch nicht genau.“, antwortete Ben wahrheitsgemäß, während er den Datenträger betrachtete.
„Aber diese kleine Ratte hat was von ‘nem blauen Lichtschwert erzählt. Vielleicht ist es ja das meines Großvaters.“

Han schluckte leise angesichts dieser Worte. Leias leiblicher Vater war in seinen Augen ein Monster gewesen, auch wenn Luke ihm ein ums andere Mal erklärt hatte, dass Anakin Skywalker und Darth Vader nicht die selbe Person waren.
Alles was Han in diesem Moment hoffte, war das, was auch immer Ben am Ende dieser Reise finden würde, dieses Schattenwesen vernichten würde.

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