Opfer der Demokratie

„Du musst nicht allein gehen."
„Doch, muss ich."
Die neugewählte Königin nickte, sie wusste, dass die starrsinnige Halb- Togruta sich nicht umstimmen lassen würde.

Xia sah in die Runde der Leute, die sie bis hier her, an den Eingang der Kristallkatakombe, begleitet hatten. Serena lächelte sie sanft an und drückte ihr ein Stück Pergament in die Hand. Xia umgriff das raue Papier und öffnete es.
Es war nicht das erste Mal, dass sie echtes Papier in der Hand hielt, immerhin betrieb Ben mit einer energischen Begeisterung Kalligraphie, seit sie ihn kannte. Der bloße Gedanke an ihren Bruder brachte ihr Herz dazu weniger stark gegen ihren Brustkorb zu hämmern, als es das bis jetzt getan hatte.
Die Padawan öffnete die Pergamentrolle und betrachtete ihren Inhalt.

„Es ist eine antike Karte, aller Wege hinein und hinaus aus dem Berg", erklärte Serena die Abbildung auf dem Pergament.
Xia betrachtete die Schrift auf dem Blatt und wünschte sich sie hätte in „altertümliche Schriften" besser aufgepasst, anstatt im Unterricht ihren verloren Nachtschlaft nachzuholen.

„Der Ausgang hier...", setzte die neu erwählte Königin fort und deutete auf eine Markierung des Pergamentes, „soll wohl zu einem Felsvorsprung oberhalb des Tempels führen."
„Soll?", hakte Xia nach und hob fragend eine Augenbraue.
„Naja..., seit hundert Generationen war keiner von uns mehr weiter gegangen, als bis zu den Drachenzähnen, aber bis dahin können wir bestätigen stimmt die Karte."

Xia nickte verständig, sie wusste dass Serena nur die besten Absichten gehabt hatte und es war immer noch besser als nichts.
„Ich danke euch, eure Hoheit."
Serena lachte nervös, als Xia sie mit ihrem Titel ansprach.

Nun trat Niknah an Xia heran. Sie hielt eine Art Rucksack, prall gefüllt und mit je einer großen Wasserflasche an jeder Seite. Xia nahm den Rucksack, setzte ihn auf und wies M4 an ihr zu danken.
M4 richtete Xias aufrichtigen Dank aus, woraufhin Königin Niknah etwas erwiderte.
M4s Übersetzung ließ nicht lang auf sich warten: „Die Königin fragt, ob ihr nicht doch eure Kleidung wechseln wollt."

Xia sah an sich herunter. Nach der Beerdigung und dem Besuch am Krankenbett von Kommandant Tua hatte Xia ihr festliches Gewand sofort wieder gegen den dreckigen, zerrissenen Jumpsuit getauscht, den sie schon in der Schlacht getragen hatte. Selbst das geronnene Blut klebte unverändert noch daran.

„Richte der Königin bitte aus, dass ich diese Kleidung bewusst gewählt habe. Ich will, dass sie wissen, wer kommt, wenn sie sich mit der Republik anlegen."
M4 schien schockiert von Xias Unverfrorenheit, richtete ihre Worte aber trotzdem aus.
Serena setzte ein verschmitztes Grinsen auf, als sie Xias Worte hörte.

Der Halb- Togruta war unterdessen noch etwas eingefallen. Aus der Bandage ihres rechten Beines zog, sie ein kleines, rechteckiges Metallplättchen, welches ihr Tua in die Hand gedrückt hatte. Laut seiner Aussage hatte er es einem der Männer abgerissen, die ihren Vater entführt hatten.
Mit einem hohen Wurf übergab die Padawan dem Protokolldroiden das Metallstück.
„Ich will, dass Peg es dreidimensional einscannt, und du die Scan- Datei an Senatorin Organa- Solo übermittelst. Bitte sie Nachforschungen darüber anzustellen."
„Sehr wohl, Meisterin."

Nun drehte Xia sich Cer zu, der es sich trotz seiner Knöchelverletzung nicht nehmen lassen hatte, Xia hier her zu begleiten. Er sah ihr tief in die Augen, als er seinen Bogen abnahm und etwas aus dem Griff der Waffe zog. Xia hatte diese Gebilde bis jetzt immer für eine Zielvorrichtung gehalten, doch sie hatte sich mal wieder zu voreiligen Schlüssen verleiten lassen.

Es war eine Art Messer, ähnlich den Klingen des Nir'dur, nur bedeutend kürzer. Sie aktivierte sie Waffe kurz. Eine zusätzliche blaue Klinge kam hervor, sie verlief parallel zur Messerschneide. Die deaktivierte Waffe steckte Xia so gleich in ihren Gürtel und wandte sich M4 zu.
„Was heißt "Danke" in ihrer Sprache?"
„Vin zyr, Meisterin"
Xia drehte sich zu Cer.
„Vin zyr", sagte sie zu ihm und hoffte, dass sie es richtig betont hatte.
„Bitte"
Xia lächelte den Menschjungen warm an, ehe sie sich umdrehte um die Kristallkatakombe zu betreten.

„Warte!", hielt Serena sie auf, „Dieser Ort ist gefährlich, deswegen haben alle die ihn betreten einen letzten Wunsch."
Xia überlegte einen Moment, als ihr weise Worte ihres Meisters in den Sinn kamen: „Auch ein Feind ist nur jemand, der denkt, dass der das richtige tut."
„Ich möchte, dass ihr die Truppen, die auf dem Schlachtfeld liegen, verbrennt, um sie zur Ruhe zu betten, aber nehmt vorher ihre Waffen an euch. Ich denke sie werden sich als nützlich erweisen."

Alle sahen Xia sichtlich geschockt an, nachdem M4 übersetzt hatte, alle außer Serena. Sie verstand. Gemurmel brach aus, welches erst wieder verstummte, als die Königin das Wort ergriff: „Sie mögen unsere Feinde gewesen sein, aber sie waren Lebewesen, so wie wir. Sie haben eine würdige Bestattung aufgrund dessen verdient."
Einen Moment war es still, die Leute schienen zu verstehen. Serena drehte sich zu Xia um, doch sie war längst gegangen, in die tiefen der Kristallkatakombe.

Das violette Licht, dass ihr Schwert erzeugte, schien förmlich von den pechschwarzen Wänden verschluckt zu werden. Es war totenstill und langsam verstand Xia, wieso dieser Ort als Katakombe bezeichnet wurde.
Sie seufzte und stellte fest, dass sie hatte die Orientierung verloren hatte. Frustriert setzte sie sich auf einen Stein und füllte wie die Feuchtigkeit durch den Stoff ihres Jumpsuits ging. Die Padawan zischte schmerzlich auf, als das salzige Höhlenwasser an eine offene Abschürfung an ihrem Oberschenkel kam.

Sie atmete tief durch, nahm einen großen Schluck Wasser aus einer der Flaschen und entrollte die Karte. Xia studierte die Karte eingängig, doch sie war für sie so verständlich, wie nautolanische Musik. Frustriert ließ sie einen kleinen Schrei aus. Sie konnte doch jetzt nicht scheitern, sie durfte einfach nicht.

Ein Lachen, tief und dämonisch, hallte von den Wänden wider. Xia schreckte hoch und sah sich nervös um. Jedoch spendete ihre Waffe zu wenig Licht, als das sie weiter als fünf Meter sehen konnte. Sie stand auf, steckte die Karte weg, und lief los. Sie wollte bloß weg von hier, dieser Ort war ihr nicht geheuer.
Erneut hallte ein finsteres Lachen von den Wänden wider und Xia verschnellterte ihren Schritt abermals. Rennen wollte sie nicht, was auch immer das war, Xia wollte ihm nicht zeigen, dass sie sich fürchtete.

Ein schwarzer Schwall mit einzelnen goldenen Sprenkeln tauchte vor ihr auf.
„Alles nur das nicht!", dachte sie und drehte sich um. Doch es gab kein Entrinnen von dem unheilvollen Schwarm. Es hatte sie eingekesselt und es kam näher. Xia fühlte sich, als würde sie ersticken. Sie umfasste ihre lichtspende Waffe fester und hoffte, dass sie die Finsternis vertreiben könnte.

Sie hörte ein Lachen, zunächst ein tiefes langsames, dann ein Höheres und Wahnsinnigeres, trotzdem nicht weniger Angsteinflößendes.
„Zeig dich, du Feigling!", brüllte Xia in die Dunkelheit, ihre eigene Stimme schallte von den Wänden zurück.
Das Lachen wurde immer hämischer und Xia die Kehle immer enger, sie fühlte sich, als würde man sie würgen. Kleine Blitze durchzuckten nun das Schwarz. Die Padawan ächzte jämmerlich, als einer sie traf. Höllische Schmerzen durchzogen ihren ganzen Körper, es fühlte sich an, als würde Feuer durch ihre Blutbahnen laufen. Der Schmerz war zu viel, als das ein einzelnes vierzehnjähriges Mädchen ihn ertragen konnte.

Völlig entkräftet sackte sie auf die Knie, ihr Lichtschwert rutschte ihr aus der Hand. Die Klinge deaktivierte sich, als der Griff mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufkam. Nun war Xia allein, in völliger Finsternis.

Das Echo von Schritten hallte von den Steinwänden wider. Xia blickte, von ihrer Position auf und sah Ben vor sich stehen, so wie sie ihn vor fast drei Monaten verlassen hatte. Er hatte sein Schwert gezogen, das blaue Licht vertrieb die Dunkelheit, oder so schien es zumindest.
„Wenn das nicht mein liebstes Haustier ist."

Xia konnte nicht glauben welche Worte sie aus seinem Mund hörte. Sie sah ihm tief ins Gesicht. Das warme Braun seiner Augen war einem seelenlosen Schwarz gewichen. Seine herzlichen optimistischen Gesichtszüge waren kalt und stoisch.
„Ben.", rief sie ihn, doch erschien sie nicht wahrzunehmen.

Ein hohes, schrilles Lachen war zu hören. Durch den Hall klang es, als wären es hunderte die so von allen Sinnen lachten, doch es war nur eine.
Tara trat in den blauen Lichtschein, ein Objekt andächtig mit beiden Händen tragend. Ein diabolisches Grinsen schlich sich auf ihre Lippen, als sie Xia am Boden sah.
„Wie ich sehe, bist du meinem Rat gefolgt, mein Prinz, und hast diesem Tierlein seinen Platz gezeigt. Direkt unter uns, den Menschen zu Füßen."

Jedes Wort, das Tara abfällig über die Lippen brachte, schürte in Xia unbändige Wut, jeder Herzschlag ließ die Halb-Togruta fühlen wie sich die Dunkelheit daran nährte. Mit finsterer Miene blickte Xia das Menschenmädchen an. Die Padawan wollte aufstehen und dieser bruderstehlenden Harpie mit einem gekonnten Kinnhaken zeigen, wo ihr Platz wirklich war, doch ihr eigener Körper gehorchte Xia nicht.

Tara löste eine Hand von dem schwarzen Gegenstand, den sie hielt. Die kalten, drahtigen Finger umfassten nun Xias Kinn, ihre zu Krallen gefeilt Fingernägel bohrten sich in das Fleisch der Padawan. Die Halb- Togruta war so gezwungen ihrer Widersacherin tief in die Augen zusehen.

Das ohnehin schon unnatürliche Violett ihrer Iris war von einem boshaften Wahnsinn durchzogen, der ihre Regenbogenhaut noch ein Ticken röter erscheinen ließ. Als wäre ihre bloße Anwesenheit noch nicht Strafe genug, umfasste Ben sie besitzergreifend an der Hüfte. Willig schmiegte sich die falsche Schlange an Xias Bruder und umgriff das Kinn der Halb-Togruta fester. So war sie gezwungen zu zusehen, als Tara sich mit Ben zu einem innigen Kuss verband. In Xia löste diese Geste das Gefühl aus sich erbrechen zu müssen, doch selbst dazu war sie nicht in der Lage. Alles was sie konnte, war es mit anzusehen.

Tara löste sich von Ben.
„Hast du gedacht?", ihr arroganter Monolog wurde von ihrem eigenen hyänenhaften, hohem Gelächter unterbrochen, „Ich meine, hast du tatsächlich geglaubt er würde dich mir vorziehen?"
Die Krallen bohrten sich nun vollkommen in Xias Haut, sie fühlte wie winzige Mengen Blut aus den Wunden quollen.
„Mein Prinz.", sprach die Harpie zu Ben, „Wir sollten ihr zeigen, was mit Tieren geschieht, die ihren Platz nicht kennen."

Ben würdigte Xia keines Blickes, er sah nur Tara an, nicht einmal zu blinzeln schien er.
Er nickte stumm, löste seine Hand von ihrer Hüfte, um beide Hände an den Griff seiner Waffe zu legen. Tara löste ebenfalls ihre Hand von Xias Kinn und nahm den Gegenstand, den sie seit je her getragen hatte wieder mit beiden Händen. Erst jetzt erkannte Xia, was es war.
Andächtig hob Tara den schwarzen Helm über Bens Kopf und ließ sein Gesicht hinter Schwarz und Silber verschwinden.

Als der Helm auf seinem Haupt saß, begann er sich zu verändern. Die blaue Klinge wurde rot und zwei weitere gesellten sich zu ihr, am Ende des, mittlerweile schwarzen Griffes. Die graue Kleidung verdunkelte sich, bis sie sich dem Helm angepasst hatte.
Ben war zu dem finsteren Krieger geworden, der Xia in ihren tiefsten Alpträumen heimsuchte.
„Richte sie! Danach sind ihrer nutzlosen Geschwister dran!"

Der Gedanke, dass die Harpie und das Monster Lytha und Jacen bedrohen würden, löste nichts als blanke Abscheu in Xias Herzen aus. Doch es gab ihr auch Kraft, die Kraft ihrem Körper zu befehlen ihr wieder zu gehorchen.
Mit ihrer rechten Hand rief sie ihr Lichtschwert zu sich, aktivierte es und blockte in letzter Sekunde die rote Klinge des maskierten Mannes.
„Unmöglich!", schrie Tara, nur dass es nicht ihre Stimme war, die von den Höhlenwänden widerhallte. Es war die Stimme eines alten Mannes. Xia kannte die Stimme, sie gehörte Bens Plagegeist.
Trotzig lächelte Xia diese Tara an, während sie immer noch ihre Waffe mit der des Monsters gekreuzt hatte.
„Das ist nicht real.", stellte die Padawan voller Selbstvertrauen fest.

Im selben Atemzug trennte sie ihrem Gegner die rechte Hand ab. Sie und die Waffe, die sie gehalten hatte, lösten sich auf, noch bevor sie den Grund erreichten.
Xia riss sich vom Boden hoch und verpasste dem Maskenträger eine tödliche Wunde. Die violette Klinge schnitt ihm tief durch die Brust, von der letzten Rippe auf der rechten Seite bis zur linken Schulter.
Rauch stieg aus dem fatalen Schnitt, er löste sich auf, verschwand in der Dunkelheit.

„Renn!", war Xias einziger Gedanke.
„Heute magst du Kylo Ren besiegt haben, du dummes Gör, ...", verspottete Xia die unsympathische Stimme des alten Mannes, „... aber denke nicht, dass du es aufhalten kannst. Du wirst sie nicht aufhalten! Du wirst mich nicht aufhalten! Und du wirst Ben Solos Schicksal nicht aufhalten! Am Ende wirst du vor der Asche deines eigenen Versagens stehen, Xia Bonteri!"

Mit jedem Wort, was es hatte durch die Höhle hallen lassen, war der Boden unter Xias Füßen brüchiger und unbeständiger geworden. Die sonst so taffe Halb-Togruta fragte sich ängstlich, ob dies immer noch eine Vision war oder ob dieses Ding so mächtig war, dass es tatsächlich diese Höhle zum Einsturz bringen konnte. Doch spätestens als die Stalaktiten über ihr unheilvoll zu klirren begannen, war Xia des Forschens überdrüssig, sie musste hier raus, wenn sie leben wollte. Mit gekonnten Bewegungen wich sie jeder Gefahr aus, kein Stein, der sie zu treffen drohte, erreichte sein Ziel.
Ein weißer Punkt erschien vor ihr, Licht, das nicht von ihrem Schwert kam. Licht, wie ein einzelner Stern am Firmament.

Mit einem langen Hechtsprung erreichte die Padawan den Ausgang und fand sich auf einem Felsvorsprung wieder. Auf dem Rücken liegend sah sie den Himmel an, der schwarz und ohne Sterne war. Sie setzte sich auf und atmete tief durch. Die Luft schmeckte immer noch nach Gewitter, sie war schwül und dicht.
Nachdem sie die Wasserflasche gelehrt hatte, robbte sie vorsichtig zur Kante des Vorsprunges. Als Xia den Tempel unter sich erblickte, griffen sie ungläubig nach der Karte. Erstaunt stellte sie fest, dass die Macht sie tatsächlich zu ihrem Ziel geleitet hatte, auch wenn die Reise beschwerlich und verworren gewesen war.


Lux war sah in den schwarzen Himmel, kein Stern erhellte die Nacht. Die Männer die ihn bewachen sollten, standen stramm, Lux den Rücken zugewandt. Sie mussten nicht befürchten, dass der onderonianische Senator sie von hinten attackieren würde. Beide Hände waren ihm mit einem dicken, rauen Tau festgebunden worden, das mehrfach um einen massiven Pfosten geschlungen war. Lux kniete im Staub, seine Kleidung zerrissen, sein Gesicht mit Kratzern übersäht. Seine rechtes Auge pulsierte, es war im Kampf verletzt worden.

Ein Blitz durchbrach das schwarze Wolkenmeer, gejagt von einem Donnergrollen ein paar Sekunden später. Der Sturm, der sich bereits den ganzen Tag angebahnt hatte, war im Begriff sich zu entladen. Lux hörte Schritte, die auf ihn zukamen.

Der Premierminister hob den Kopf und sah zwei Männer, die bedrohlich von oben auf ihn herab sahen.
„Lux Bonteri, Premierminister und Senator von Onderon, korrekt?"
Lux entschloss sich zu kooperieren, vielleicht konnte er so mehr über diesen mysteriösen Splitter herausfinden.
„Korrekt, und mit wem habe ich das Vergnügen?"
„Major Fathe vom Sicherheitsbüro der Ersten Ordnung."

Lux blickte den Mann an und sah, dass seine sonst makellose Uniform einen Riss am oberen Ärmel aufwies. Es war also der gleiche Mann gegen den Kommandant Tua gekämpft hatte, als sie überfallen worden waren.
„Verzeiht mir, aber meine Ohren sind schon etwas älter, wie war nochmal der Name eurer Organisation?"
Er hatte ihm beim ersten Mal bereits verstanden, doch da ihm der Name gänzlich unbekannt war, wollte er, dass sein Gegenüber ihn nochmal wiederholte.
„Ich bin Teil der glorreichen Ersten Ordnung, Nachfolger des mächtigen und ewigen Imperiums."
Der Senator Onderons schmunzelte innerlich, er verstand unter ewig etwas gänzlich anderes, als die etwas mehr als mageren zwanzig Jahre, die das Imperium bestanden hatte.
Donnergrollen war erneut zu hören, das alles anderen übertönte. Doch als die Naturgewalt sich entlud, spürte Lux eine winzige Vibration im Boden. Unmerklich steckte er seine Hände in die Richtung, nur um einen Messergriff zu umfassen. Er wurde ruhig, als er es in der Hand hielt, er war nicht allein.

„Senator.", sprach Fathe ihn nun wieder an, „Ich möchte euch ein Angebot unterbreiten."
Lux hob fragend seine Augenbrauen und der Major erklärte: „Wir, die Erste Ordnung, können der Galaxis Stabilität und Sicherheit bringen, doch dazu brauchen wir Allianzen. Verbündet euch mit uns, werdet ein Teil jener, die im Senat für uns sind. Gebt uns die Rohstoffe Onderons und wir geben euch all den Schutz den ihr braucht. Andernfalls werdet ihr nur ein weiteres Opfer der längst überflüssigen Demokratie sein."

Der Unterton dieser Worte, ließ keinen Zweifel daran, dass die Entscheidung über die Annahme des Angebotes schon längst für Lux getroffen worden war, ohne dass er auch nur einen einzigen Ton dazu gesagt hatte.
Ein Blitz erhellte erneut die Szenerie, dicht gefolgt von einem Donner, das Auge des Sturms war nah.

„Meine Herren, ich muss dankend ablehnen. Wissen Sie, als ehemaliger Rebell und Anführer der Befreiung von Coruscant läge mir nichts ferner, als für ihren lächerlichen imperialen Splitter zu sprechen."
Major Fathes, bis jetzt, um Freundlichkeit bemühte Gesichtszüge verhärteten sich angesichts dieser Worte.
„Dann tut es mir leid.", sagte er verächtlich zu Lux.
„Captain Cardinal?", der rote Sturmtruppler, der bis jetzt stumm hinter dem Major gestanden hatte, stand nun stramm und erwartete seinen Befehl.
„Exekutieren Sie ihn!"
„Ja Sir! Männer!"

Die beiden weißen Sturmtruppen neben Lux standen salutieren und traten je links und rechts neben ihre Vorgesetzten.
Lux hatte unterdessen, das Tau fast durchtrennt, doch er fürchtete, dass ihm die Zeit davon lief.
Alles war in die Dunkelheit der Nacht gehüllt, ein Minimum Licht ging von einigen Fenstern des Tempels aus.
„Letzte Worte?", höhnte Fathe in die Richtung des Senators.
Lux blieb stumm, immer noch versuchend das Tau komplett zu durchtrennen.
„Feuer frei!", gab der Major den Befehl.
Captain Cardinal hob seinen Blaster zielte und schoss.
Lux hatte seinen Blick nicht abgewendet, er würde auch jetzt nicht vor ihnen Schwäche zeigen.
Doch der Schuss erreichte sein Ziel nicht, stattdessen stand er in der Luft, wie eingefroren. Keiner der Beteiligten wusste, was geschehen war.


Xia hatte es geschafft, das lange Training und die vielen kleinen Brandwunden hatten sich ausgezahlt.
Sie sprang in die Tiefe. Als sie landete erhellte ein kurzer Blitz die Dunkelheit und Xia konnte die das verdutzte Gesicht des Majors sehen. Donner hallte zwischen den Tempelmauern wieder, als sie ihr Lichtschwert aktivere, um den festgefrorenen Schuss entgültig in eine Felswand abzulenken.
„Guten Abend, Gentleman.", begrüßte sie die Männer.
Major Fathe grinste selbstgefällig: „Unsere Informationen waren also doch korrekt, ein Jedi ist hier auf Dantooine."
„Sir, wie sollten wir verfahren?"
„Wie wohl? Erschießt sie!"

Noch bevor die beiden Truppler in Weiß auf Xia zielen konnten, hatte diese sie in die Felswand geschleudert und dem roten Truppler mit der Macht den Blaster aus der Hand gerissen.
Cardinal zog ein silbernes Stück Metall hervor, das sich schlagartig zu einer Art Speer verlängerte. Der Major war unterdessen geflüchtet.

„Weißt du Mädchen, eigentlich wollte ich dir sagen, dass du deine Waffe falsch herum hältst, aber ich denke, das kann ich mir sparen.", höhnte der Mann in Rot.
„Sei unbesorgt, ich werde dir die Vorteile dieser Technik gern näherbringen."
Kaum hatte Xia ihren Satz beendet, griff die Sturmtruppe an, versuchte sie seitlich auf Hüfthöhe zu treffen. Mühelos blockte Xia den Angriff und sprang mit einem seitlichen Überschlag über die gegeneinander gestemmten Waffen. Ihr Gegenüber verlor das Gleichgewicht und stolperte ein paar Schritte zur Seite.
Darin sah Xia ihre Chance und setzte zum Gegenangriff an. Cardinal fand jedoch just sein Gleichgewicht wieder und konnte die, auf ihn zufliegende, Xia abwehren.

Die beiden Kontrahenten waren so in ihren Kampfverwickelt, dass keiner die anderen Truppen mitbekam, die ihrem Kameraden zu Hilfe eilten, keiner bis auf Lux. Mittlerweile hatte er die Hände frei und steckte das Messer, was seine Tochter ihm hatte zukommen lassen an, an seinen Gürtel.
Die Truppen verlangsamen ihren Marsch, als die Ersten Xia wiedererkannten.
"Die Sturmjägerin.", hörte er einige der weißen Soldaten ängstlich feststellen.

Allmählich hatte Xia genug gespielt, zumindest fand sie das. Mit einer schnellen, gekonnten Bewegung trennte sie seine Hand sauber ab. Das Geräusch des fallenden Speeres wurde von mächtigem Donner verschluckt, ebenso wie das schmerzerfüllte Zischen, dass der rote Sturmtruppler von sich gab, als er auf die Knie sank.
Nun erblickte Xia die weiße Wand aus Soldaten vor sich und schluckte nervös. Major Fathe grinste, doch noch bevor er den Befehl zum Angriff geben konnte, fielen Schüsse.

Erschrocken drehte sich die Halb- Togruta um und sah ihren Vater mit dem Blaster des roten Sturmtrupplers in der Hand, doch da war noch etwas, draußen vor dem Tor.
„Halt die Stellung!", brüllte sie, ehe sie in Richtung des uralten, massiven Tores davon stürmte.
Obwohl es keine fünf Meter waren, wurde Xia heftig beschossen und musste sie die ein oder andere Sturmtruppe unschädlich machen.

Die Padawan legte eine Hand gegen das rostige Metall und versuchte den Mechanismus des Tores zu verstehen. Mithilfe der Macht legte sie einen einzigen kleinen Hebel im Inneren um, welcher die gesamte Mechanik in Gang brachte. Das Tor öffnete sich.
Xia konnte sich gerade noch so zur Seite rollen, da ritt auch schon ein Trupp auf dem Rücken von Orbacs ein. Xia erblickte hoch zu Ross Cer, mit seinem bandagierten Knöchel, die republikanischen Soldaten und noch in etwa zwanzig weitere Reiter.

Die geschwächte und ausgehungerten Sturmtruppen hatten keine Chance. Einer nach dem anderen wurde abgeschossen, während Lux auf das Orbac stieg, welches ursprünglich Tua getragen hatte.

Xia hielt in dem Gemetzel Ausschau nach der roten Sturmtruppe und Major Fathe. Als sie sie entdeckte eilten sie gerade zu einem Lambda-Shuttle, doch sie waren nicht allein. Drei weitere Gestalten hatten sich ihnen angeschlossen. Eine von ihnen war eine ergraute Frau mit dunkler Haut und weißer Uniform. Sie lief eilig neben zwei rothaarigen Männern her. Der eine sollte circa im selben Alter wie die Frau seinen, vermutete Xia. Er trug eine gräuliche Uniform. Der andere Rotschopf war deutlich jünger, Xia schätze er war circa im selben Alter wie Jacen. Der junge Mann war großgewachsen und von eher schmächtiger Statur. Er trug Schwarz.
Xia rannte ihnen hinterher, ganz von der Idee besessen dieses Shuttle am Start zu hindern.

Lux sah ein Lambda- Shuttle in die finstere Nacht starten, es war vorbei. Wer auch immer die Fäden für dieses Unterfangen in den Händen gehalten hatte, war soeben von Dantooine evakuiert wurden.


Mit ihrem Rucksack auf den Schultern stieg Xia die Treppe zum Tempel hinauf, gerade erst war sie von ihrem Vater auf dem Mond wieder abgesetzt wurden. Das beruhigende Rauschen des Ozeans gab ihr das gute Gefühl daheim zu sein.


Ben schlief unruhig, seine Träume waren finster. Die Stimme war zurück und kannte keine größere Freude, als den jungen Solo an seinem Geburtstag zu quälen.

Leise betrat Xia das Zimmer ihres Bruders. Der Raum war nur mit dem roten Schein, des winzigen Sonnenstreifens erhellt. Die Halb-Togruta rümpfte die Nase. Es roch nach Schweiß, Hitze und Taras widerlichem Parfüm. Ihre Gedanken kreisten, doch sie verbot sich auch nur etwas in diese Richtung zu denken. Ben lag auf seinem Futon, die Lagen zerknüllt und chaotisch in einander verschlungen. Xias unangenehmster Gedanke verhärtete sich. Ben hatte hier und heute seine eigene Schlacht geschlagen und dafür etwas anderes als sein Lichtschwert verwendet.
Trotz der unangenehmen Beklemmungen, die Xia bekam, wenn sie daran dachte, was Tara und Ben hier veranstaltet hatten, kniete sie sich neben den Futon und betrachtete Ben.

Ein Licht erschien in der Dunkelheit und Ben lief darauf zu. Als er es erreichte, hörte er die Stimme noch einmal drohen: „Nur weil sie sich ihrer Dunkelheit bewusst ist, heißt das nicht, dass sie dich retten wird, mein junger Schüler."

Erschrocken fuhr Ben aus dem Schlaf hoch und erblickte Xia, die neben seinem Bett kniete.
Ben zog sie ohne große Umschweife in eine feste Umarmung, die Xia nur zu gern erwiderte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er oberkörperfrei war. Seine blasse Haut, die im Licht rot zu leuchten Schien, roch nun mehr nach Mann als nach Junge.

Der Schimmer erinnerte Xia an die rote Klinge, die Ben immer, als maskiertes Monster, schwang.
Xia löste die Umarmung und sah Ben in sein Gesicht. Wie konnte sie nur wirklich annehmen, dass dieser warme, herzliche Blick kalt werden konnte oder dass diese Maske, je auf seinem Haupt sitzen würde.
Sie zog ihn wieder in eine Umarmung, doch ein Restgefühl an Misstrauen und Sorge blieb.

Leise hörte Ben seine Schwester, die Worte flüstern, von denen er Angst gehabt hatte, sie hätte sie absichtlich vergessen: „Alles Liebe zum Geburtstag!"

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