Opfer der Befreiung

„Es wird einen Sturm geben.", das waren Xia erste Gedanken gewesen, als sie heute früh aufgewacht war und sich die schwüle Luft, wie ein klammer Mantel um ihren Körper gelegt hatte.

Nun lag sie hier, im hüfthohen Gras, der weiten Steppe, auf der Lauer. Warmer Wind fuhr durch die dünnen gelben Halme, schluckte die Geräusche, die die Bogenschützen machten, die langsam in Richtung der unüberwindbar wirkenden Tempelmauern robbten. Ihre Mission war klar, die feindlichen Soldaten, die auf den Mauern patrouillierten, ihrer Stellung deutlich über der Steppe berauben.

Xia wusste, dass sie sich auf ebenem Grund treffen mussten, denn wer den höheren Grund in einem Kampf besaß, der entschied ihn auch meistens für sich. Die Padawan blickte nach links, wo Serena ihr zu nickte. Schnell zog Xia, zur Tarnung ihrer dunkelblauen Montrals und Lekku, eine brau-gelbe Leinenkapzue auf. Nun knieten Serena, sie und die anderen Männer und Frauen, die an ihrer Seite kämpften in dem hohen Gras, immer noch gut versteckt und trotzdem sehend. Das einsame Massiv, an welchem der Tempel lag, stand bedrohlich wirkend einen knappen halben Kilometer vor ihnen.

Das wenige Sonnenlicht, das durch die dicke graue Wolkendecke schien, tauchte die gesamte Szenerie in ein unwirkliches, fast schon surreales Licht. Die Spannung in der Luft kam Xia schon fast greifbar vor, da kam von dem Plateau, wo die restlichen Schützen Stellung bezogen hatten, das erlösende Lichtsignal, es konnte losgehen. Wie Fata Morganen tauchten die Bogenschützen des Angriffsbataillons immer wieder aus dem hohen Gras auf.

Den Sturmtruppen auf den Mauern schienen nicht zu wissen, wie ihnen geschah. Einer nach dem anderen verschwand von der Mauer. Ihre Schreie und das dumpfe Aufprallen ihrer Körper hallte aus den Inneren des Tempels.
Nun mussten sie alle warten, ob ihre Feinde auf die Provokation reagieren würden. Es wurde still. Peg, die Xia bis jetzt vollkommen ausgeblendet hatte, piepte nervös neben ihr. Vollkommen unterbewusst legte die Halb- Togruta ihr die Hand auf den Halbkugelkopf und tätschelte ihn, wie den eines Haustieres. Die treue Astromech und die Padawan waren, über ihren Aufenthalt hier auf Dantooine, so was wie Freunde geworden. Die blaue Rad-On Droide war Xia auch seit heute Morgen nicht mehr von der Seite gewichen.

Rhythmische Schritte auf dem lockeren Dreckboden ließen Xias Aufmerksamkeit von Peg zum eigentlichen Kampfgeschehen zurück wandern. Sie waren auf die Falle hereingefallen. Die Schützen auf dem Plateu begannen mit ihrem Beschuss, der ausströmenden Feinde.
Es war an der Zeit, ihr letzter Gedanke galt ihren Eltern, ihrem Meister und ihren Geschwistern. Sie alle glaubten fest daran, dass Xia zu ihnen zurückkehren würde und sie war fest entschlossen sie alle nicht zu enttäuschen.

Hastig blickte sie nach links und rechts. Serena, zu ihrer Linken, und Nareb, ein Kindheitsfreund Serenas, zu ihrer Rechten, sahen sie mit derselben Kampfbereitschaft an, die sie hoffentlich auch ausstrahlte. Nareb hatte, wie auch viele der anderen Soldaten seine Kriegsbemalung Xias Togrutamalen nachempfunden, was die Padawan als besondere Würdigung verstand.

Serena nickte zu Nareb, Nareb zu Xia und Xia zurück zu Serena.
Gleichzeitig wurden ihre Waffen aktiviert und Hunderte folgten ihnen nach. Mit einem schnellen Tiefstart riss sich Xia auf und stürzte auf die feindlichen Truppen zu.
„Ashla!", halte ihre Stimme über die schier endlose Grasebene.
„Ashla!", kam es wie hundert Echos hinter ihr zurück.
„Ich hatte also Recht, es wird einen Sturm geben.", war ihr Gedanke, als sie dem ersten feindlichen Schuss auswich und mit einem Sprung auf eine der Truppen zu stürzte, ihre Hand das Nir'dur fest umklammert.

Die Truppe versuchte Xia noch irgendwie abzuwehren, doch auf die kurze Distanz war er klar im Nachteil. Mit einem wütenden Kampfschrei donnerte eine der Klingen des Nir'dur auf den weißen Brustpanzer ein. Er durchbrach ihn mühelos, beendete somit das Leben des feindlichen Soldaten. Leblos fiel er nach hinten. Xia machte einen Vorwärtssalto über ihn, zog im selben Zug ihre Waffe aus seinem Brustkorb.

Schon war der Nächste da, der sie beschoss. Die Padawan schlug einen engen Haken und noch bevor der Soldat seine Waffe erneut hätte auf sie richten können, drehte Xia den Elektrostab so, dass eine der Klingen, in der Drehung, seine Schusshand von dem Rest seines Körpers trennten. Mit einem Schmerzensschrei ging der Soldat auf die Knie. Im Gegensatz zu Lichtschwertwunden bluteten die Wunden eines Nir'dur. Langsam ran die rote Flüssigkeit über Teile seiner weißen Rüstung.
Kurz überlegte Xia, ob sie ihn töten sollte, doch dann kamen ihr, die Worte ihres Meisters wieder in den Sinn.
„Sei nicht unnötig grausam, töte nur als letztes Mittel.", das hatte er mit mahnender Stimme gesagt.
Sie beschloss es gut sein zu lassen, er würde heute sicher nicht mehr gegen sie alle kämpfen.

Ein ungutes Gefühl überkam Xia. Hektisch drehte sie sich um. Ein Soldat hatte seine Waffe auf sie gerichtet, den Finger am Abzug. Gerade wollte er schießen, da zuckte er mehrfach heftig zusammen und ging ohnmächtig zu Boden. Peg zog ihren Taser wieder ein und rollte an dem Feind vorbei zu Xia.
„Danke Kleine."
Xia hörte ein zufriedenes Geräusch von ihr.


Schüsse prasselten wieder auf die Halb- Togruta ein. Sie drehte ihre Waffe um sich, als Schutzschild, während sie mit akrobatischen Einlagen geschickt auswich. Sie kam den Soldaten immer näher, die wiederum immer weiter zurückwichen. Eine ihrer Klingen erwischte eine der Blasterpistolen und machte aus ihr nicht mehr als Elektroschrott. Hektisch zog der ihr gegenüberstehende Feind eine Art Schlagstock.
Xia machte ein zufriedenes Gesicht, der Nahkampf lag ihr sowie so wesentlich mehr.
„Das Lachen wird dir gleich vergehen, du unzivilisierter Wildling."
Die Halb- Togruta schnaubte verächtlich. Er und seine Kampfgefährden schossen mit ihren Blastern um sich, wie blinde Banta, aber sie, sie nannten sie unzivilisiert.

Mit dem Schlagstock in der Rechten versuchte die Sturmtruppe auf Xia einzudreschen. In einer eher unkreativen Weise wollte er den Stock gerade von oben auf sie niederfahren lassen. Mit dem Nir'dur in beiden Händen blockte sie seinen Angriff mühelos mit einer halbschrägen Vorwärtsbewegung von der Höhe ihrer Brust bis über ihre Stirn. Der Schlagstock traf das Nir'dur ziemlich genau in der Mitte, zwischen Xias Händen. Auch wenn der Angriff technisch sicherlich verbesserungswürdig war, so war er kraftvoll genug gewesen, ihre ganze Waffe vibrierte aufgrund des Einschlags.

Xia hob ihre rechte Augenbraue, in der Art und Weise, als ob sie fragen wollte, ob das schon alles gewesen war, was sie zu bieten hatten. Einen Moment verharrten die Kontrahenten, die Waffen gegeneinandergepresst.
Über die Schulter ihres Gegners sah Xia Serena und Nareb Rücken an Rücken miteinander kämpften. Wie auch schon viele Male zuvor weckte es in ihr den Wunsch Ben an ihrer Seite zu haben, hier und jetzt. Als ihre Gedanken zu ihrem Bruder schweiften machte sich Hoffnung in ihrem Herzen breit, vielleicht würde bei ihrer Rückkehr in den Tempel wieder alles so ein, wie es einst war. Keine Tara, kein Ignorieren, nur Jacen, Lytha, Ben und sie.

Der Feind hatte unterdessen, den Bruchteil einer Sekunde, bemerkt in der das Mädchen abgelenkt war und sah darin seine Chance. Mit einer schnellen, ruckartigen Bewegung entfernte er seinen Schlagstock und wollte seine Gegnernin erneut angreifen.
Doch Xia hatte sein Vorgehen schon längst bemerkt. Sie stieß ihre, immer noch mit zwei Händen gehaltene, Waffe nach vorn, so dass der Sturmtruppler ins Wanken geriet. Das war ihre Gelegenheit. Mit ihrem rechten Fuß hakte sie seinen vorstehenden Linken ein, Ferse an Ferse standen sie nun. Schnell und kraftvoll zog sie nun ihr rechtes Bein nach hinten. Ihr Gegner verlor den Boden unter den Füßen und fiel auf seinen Rücken. Durch den Fall hatte er seine Waffe verloren und so musste er hilflos mit ansehen, wie Xia sich über ihn stellte, ein Bein auf seinem linken Arm, eine Klinge ihres Nir'durs an seiner Kehle.

Xia sah zu ihm runter, es fühlte sich gut an seinen Feind zu bezwingen, zu gut.
„Wer seid ihr? Warum entführt ihr Kinder?"
Ihre Stimme machte deutlich, dass sie Antworten wollte und sie bekommen würde, so oder so.
„Wir sind jene, die die Unordnung nicht länger tolerieren. Die Frieden und Stabilität bringen, durch die Kinder, für ihre Zukunft."
Xia kam nicht umhin zu bemerken, dass diese Antwort sehr auswendig gelernt klang. Mitleid ergriff sie unbewusst, wenn sie hier Kinder entführten, was ließ sie wissen, dass dieser Mann, der vor ihr am Boden lag nicht auch nur eins dieser Kinder gewesen war. Entführt, Indoktriniert und zum Sterben hierher losgelassen wurden.
Doch Xia beschloss, dass es keine Rolle spielte, er war der Feind, er hätte auch kein Mitleid mit ihr.
„Das bezweifle ich.", sagte sie in seinen schnippisch Ton und rammte die violett schimmernde Klinge in seinen Hals, dort wo er keine Panzerung hatte.

Die Geräusche, die seiner Kehle entwichen waren mehr als nur unangenehm. Das Blut in seinen Adern, welches ihn jahrelang am Leben erhalten hatte, würde ihn nun ersticken. Sie zog ihre Waffe aus seiner Kehle, das Blut spritzte wie eine Fontäne aus ihm. Einige warme Sprengel konnte Xia an der Haut ihrer Oberschenkels spüren, andere sickerten in ihre graue Unterschenkelbandage.
„Du da, dreh dich um und lass die Waffe fallen!"
Xia blickte sich um, die Sturmtruppen standen um sie im Kreis.
„Dieses Tier hat ihn umgebracht."
Trotz der Verzerrung der Stimme konnte die Padawan den Schmerz in ihr hören, das brachte sie auf eine Idee.
„Richtig, ich habe ihn getötet! Und ich werde euch alle töten!", provozierte sie die Soldaten.
„Putzig... knallt sie ab!"

Es folgte sein heftiger Beschuss auf Xia, doch kein einziger Laserbolzen traf das anvisierte Ziel. Die Halb- Togruta hatte sich längst mit einer Schraube in Sicherheit gebracht. Hilflos sahen die Soldaten, wie ihre Schüsse stattdessen ihre eigenen Kameraden niederstreckten.
Der Soldat, hinter welchem Xia gelandet war, wurde von ihr so gleich rücklings mit der violetten Klinge des Nir'durs durchbohrt. Die überlebenden Soldaten des gescheiterten Einkesselungsmanövers versuchten natürlich weiterhin sie zu erschießen, doch trafen wieder nur ihren eigenen Kameraden.

Die abgelenkten Soldaten waren eine leichte Beute. Einer nach dem anderen wurde ausgeschaltet. Nachdem der Letze Serenas gelbe Klinge zu spüren bekommen hatte, nickte Xia ihr dankbar zu. Serena hatte sich unterdessen schon dem nächsten Gegner zugewandt.

Von hinten stürmten zwei feindliche Soldaten auf Xia zu. Die eine Seite ihrer Waffe immer noch in der Sturmtruppe konnte sie nur einen der beiden aufhalten, indem sie die Klinge so ausrichtete, dass er frontal in sie hineinlief. Nun war sie quasi unbewaffnet, um die beiden Leichen zu entfernen fehlte ihr schlichtweg die Zeit. Die zweite Truppe stürmte auf sie zu und Xia machte sich bereit ihr Schwert zu ziehen, auch wenn sie ihrem Vater versprochen hatte es zu verbergen. Die Hand unter dem Tuch wollte sie bis zur letzten Sekunde warten. Vielleicht geschah noch ein Wunder und sie musste ihre Identität nicht preisgeben.

Die Hand fest um den Griff des Schwertes machte sie sich bereit, als ein Laserblozen den Sturmtruppler von hinten durchbohrte. Jauchzend ging er zu Boden, wo er auch liegen blieb.
Keine fünf Meter hinter ihm stand Cer, der langsam seinen Bogen sinken ließ, als er sah, dass er sein Ziel nicht verfehlt hatte.

Nur knapp sauste an seinem Ohr ein Nir'dur vorbei. Es hatte jedoch nicht ihm gegolten, sondern dem Feind hinter ihm, den er nicht bemerkt hatte.

Xia lief in aller Ruhe an ihm vorbei, zog ihr Nir'dur aus der Unterbauchgegend der mittlerweile toten Sturmtruppe.
„Okay?", fragte sie ihn.
Cer verstand nicht viele Worte Basic noch weniger konnte er selbst sprechen, aber er verstand, dass ihn das Mädchen, das vom Himmel kam fragte, ob er in Ordnung war.
Er nickte und sagte: „Okay."

Die Padawan nutze unterdessen die Gunst der Stunde, um ihren Blick über das Schlachtfeld schweifen zu lassen.
Trotz technischer Überlegenheit waren die ausgehungerten Truppen des Feindes reihenweise, wie die Fliegen, zu Grunde gegangen. Aber auch ihre eigenen Verluste waren beträchtlich. Die Schlacht schien sich dem Ende zuzuneigen, beide Seiten waren geschwächt und hatten viel Blut gelassen.
Jetzt konnte sie beginnen, mit dem, was sie schon die ganze Zeit angestrebt hatte, der Eroberung des Jedi-Tempels.

Stur lief sie einfach los, jeder der sich ihr in den Weg stellte wurde niedergemetzelt von ihr. Der simple Gedanke daran, dass diese Soldaten und ihre Vorgesetzten den Tempel immer noch als Bastion nutzen, versetzte Xia in Rage. Natürlich war ihr auch nicht entgangen, dass Cer ihr folgte. Da es nicht schadete beschloss sie ihn einfach zu ignorieren.

Ein Art Horn ertönte, oder zumindest klang es so.
„Rückzug!", hörte Xia immer wieder einzelne feindliche Soldaten rufen. Schon fast panisch rannten die Sturmtruppler zurück in Richtung des Tempels.
Xia beschloss mit ihnen zu rennen, vielleicht konnte sie so unerkannt in das Innere des Tempels gelangen. Fast war sie schon da, als sie von einer gewaltigen Kraft zur Seite, direkt in eine Felsspalte gestoßen wurde. War sie entdeckt wurden? Sie öffnete die Augen, welche sie automatisch geschlossen hatte um sie vor Dreck und Steinen zu schützen, und erblickte Cer.

„Sag mal spinnst du? Was sollte das denn?", raunte Xia ihn an.
„Nein!", sagte er bestimmt.
„Nein?"
„Nein."
Jetzt ging Xia ein Licht auf, er wollte nicht, dass sie in den Tempel ging. Xia atmete tief durch, sie erkannte nun den Sinn der Lektion: „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.", die Meister Skywalker den Jünglingen und Padawanen so unnachgiebig eingetrichtert hatte.
Fast wäre Xia von ihrer eigenen Kraft, ihrer eigenen Wut übermannt wurden. Fast wäre sie zum Tier geworden.
Tief atmete sie ein, nur um langsam wieder aus zu atmen. Es war vorbei, die Schlacht gewonnen.

„Heim?", fragte Xia Cer.

Cer deutete ihr an, ihr tiefer in das Massiv zu folgen. Dabei kam sie nicht umhin zu merken, dass der Junge vor ihr humpelte.

Als ein größerer Hohlraum kam, rief Xia: „Stop!"
Der Junge vor ihr stoppte und sah sie an. Die Padawan wiederum deutete ihm an sich zu setzten.
„Aua?", sagte Xia und deutete auf seinen linken Knöchel.
Xia kniete sich hin und wünschte Lytha wäre an ihrer Seite, sie wäre in dieser Situation weitaus nützlicher als Xia.
Die Wunde musste stabilisiert werden. Geistesgegenwärtig zog Xia ihr Lichtschwert vom Gürtel, der Griff hatte die perfekte Länge, um als notdürftige Schiene zu fungieren. Sie wickelte eine ihrer Bandagen von ihrem Arm ab, sie musste jetzt als Verband herhalten. Die Bandage war blutiger und dreckiger, als Xia es zunächst wahrgenommen hatte. Allgemein war sie voller Dreck, Staub und Blut. Ihrem Overall fehlten am Bauch und Rücken große Stücken Stoff, zu dem war einer der Träger gerissen.


Als das Tor der Siedlung in greifbare Nähe rückte, war Xia mehr als nur erleichtert.
Sie stand kurz davor vor Dehydration umzukippen und den verletzten Cer auf dem Rücken zu tragen trug nicht unbedingt zur Verbesserung der Lage bei.
Je näher sie dem Tor kam, desto mehr beschlich sie ein ganz mieses Gefühl. Es wirkte aufgebrochen und die ganze Stadt düster.
Bis zum Marktplatz war kein Mensch zu sehen. Doch dort standen sie. Dicht an dicht gedrängt, Xia hatte alle Mühe sich hindurch zu quetschen, der Junge auf ihrem Rücken vollkommen vergessen.

In der Mitte der Plaza kniete Serena. Sie weinte bitterlich und klammerte an einem Mann, der auf dem Boden lag. Als Xia ihn erkannte, blieb ihr fast das Herz stehen:
König Turuk.
Serena erkannte Xia, die dort mit einem Jungen auf dem Rücken stand. Sanitäter kamen eilig herbei und nahmen der Halb-Togruta ihre Last von den Schultern.

Als Xia die Augen aufschlug, sah sie einen sterilen weißen Raum. Sie fragte sich, wo sie war. Als sie den dicken Verband, um ihren Lekku ertastete, fiel es ihr wieder ein. Sie hatte das Bewusstsein verloren.

„Es tut mir so leid. Es tut mir so leid."
Serenas Worte hallten in Xias Kopf, als ihr deren Bedeutung wieder bewusst wurden. Ihr Vater war verschwunden, entführt von ihren Feinden und Kommandant Tua schwer verletzt.
Klammheimlich waren sie gekommen und hatten die Siedlung überfallen.
Nachdem sie diesen Schock erneut verdaut hatte, wurde ihr bewusst, dass sie nicht allein im Zimmer war, Cer saß neben ihrem Bett.

Xia sah zu ihm rüber, er lächelte sie an. Die weißen Zähne sahen zwischen den dunklen Lippen aus, wie Sterne in der Nacht.
„Gut?", fragte er sie.
„Gut.", antworte Xia und deutete auf sich selbst.
„Gut?", fragte sie ihn zurück.
„Gut."
Xia war erleichtert.

Es klopfte.
Serena trat ein.
Cer sprang sofort auf, verneigte sich leicht und humpelte auf Krücken aus dem Zimmer.
Während Serena sich setzte, sah Xia, dass auf ihrem Nachttisch ihr Schwert und ihre Bandage lagen, er hatte sie tatsächlich zurück gebracht.
„Wie geht's dir?"
„Ging schon besser."
Serena schmunzelte, Xia hatte ihren Hang zum Sarkasmus nicht eingebüßt.
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr es mir leid tut."
„Jetzt hör auf dich zu entschuldigen. Damit konnte keiner rechnen. Ich weiß das mein Vater lebt, er ist so viel nützlicher für sie, wenn sein Kopf auf seinen Schultern sitzt."
Serena bewunderte Xias unbrechbaren Optimismus.

Langsam begann die Sonne im Westen zu sinken. Das Licht tauchte den Marktplatz in ein warmes Gelb. Auf der riesigen Plaza überall verteilt war Holz zu Blöcken aufgestapelt, in und auf ihnen, jene, die heute eins mit der Macht geworden waren.
Xia blickte zu Serena herüber, die ihrem Vater einen letzten Kuss auf die Stirn drückte, ehe sie eine Fackel gereicht bekam, mit der sie den Scheiterhaufen in Brand steckte. Xia selbst stand auch vor so einem Stapel und nahm die Fackel, die man ihr reichte. Sie steckte sie tief in das Innere des Haufens, der sofort Feuer fing. Ein letztes Mal sah sie die Leiche ganz oben an. Ein Mädchen kaum älter als 14 mit der weißen Markierung im Gesicht, wie Xia sie auch hatte. Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass sie ebenfalls dort liegen könnte. Sie hätte ein Opfer der Befreiung seien können.

Serena kniete vor einem Mann, den Xia für eine Art obersten Priester hielt. Er richtete einige Worte an sie, er richtete einige Worte ans Volk. Und dann tat er das wozu er eigentlich her gebeten wurden war, er krönte Serena zur neuen Königin. Das Volk jubelte, verstummte aber gleich wieder, denn es war an der Zeit, dass sie ihren Partner wählte.
Xias Blick fiel unweigerlich auf die junge Frau, die sie am ersten Abend beim Bankett gesehen hatte.
„Niknah?"
Beim Klang ihres Namens setzte sie sich in Bewegung in Richtung Serena.
Xia schmunzelte, ihre Instinkte täuschten sich wirklich nie.
Die beiden Frauen standen, einander an den Händen haltend, sich gegenüber, als Serena auf die Knie ging.
Ein Raunen ging durch das Volk, verstummte aber als Serena anfing zu sprechen.
Xias Sprachkenntnisse reichten nicht aus, um zu verstehen was sie sagten und als M4 übersetzen wollte, hielt Xia ihm den Mund zu. Sie musste nicht die Worte kennen, um deren Bedeutung zu verstehen.
Niknah sagte etwas, Serena erhob sich, Niknah kniete sich hin. Behutsam nahm Serena eine feminin wirkendere Krone von einem Kissen und setzte sie ihrer Angebeteten auf den Kopf, so vorsichtig, als wäre sie aus Glas.
Sie erhob sich und Serena nutzte die Gelegenheit, um ihre Angebetete auf den Mund zu küssen.
Das Volk jubelte und Xia jubelte mit ihnen.

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