Jacen Syndulla, Jedi- Ritter

Nervös blickte Jacen in den Spiegel, den er hätte wohl vorher mal wieder putzen sollen.
Seit er gestern von Naboo, nach der Woche der Befreiung, zurückgekommen war, hatte sich sein Leben schlagartig geändert. Er schmunzelte über die Ironie, gestern hatte er noch zum Frühstück mit seiner Mutter auf der Terrasse gesessen und sich die Sonne Naboos aufs Gesicht scheinen lassen. Unruhig wankte er von einem Bein auf das andere, die Stille seines Zimmers war unerträglich. Er setzte die Kapuze seiner braunen Zeremonialrobe auf, nur um sie keine zehn Sekunden später frustriert wieder abzusetzen.

Jacen seufzte auf, als wäre er noch nicht aufgeregt genug, hatte er zu allem Überfluss jetzt auch noch seine Haare zerzaust, die schon heute Morgen hatten nicht richtig sitzen wollen.
Bedächtig strich er über seine kurzrasierten Seiten und strich über seinen langen Padawanzopf hinter seinem rechten, spitzen Ohr. Die Makierungen, die Twi'lek auf ihren Lekku- und Jacen von Ohr zu Ohr um seinen gesamten Hinterkopf trug, waren deutlich unter den winzigen dunkelgrünen Stoppeln zu sehen. Die dünnen kreisförmigen Linien, erinnerten Jacen an seine Mutter, durch sie fühlte er sich mit ihr verbunden.

Die Hitze in seinem Zimmer war für Jacen mittlerweile unerträglich geworden und er strich über seine ausgeprägte Stirn. Je älter er geworden war, desto mehr waren seine Twi'lek- Merkmale in Erscheinung getreten.

Erneut seufzte er, schmiss seine braune Robe auf das Futon und zog das Gummi aus seinen Haaren.
Die dunkelgrünen, längeren Haare oben auf seinem Kopf fielen in glatten Strähnen nach unten und rahmten Jacens kantiges Gesicht sein.

Der Halb- Twilek nahm seinen Kamm von der Kommode und versuchte das widerspenstige Haar irgendwie zu bändigen. Doch seine nervösen Hände brachten nichts Brauchbares zu Stande. Frustriert schlug der beide Handballen auf die Oberseite der Kommode und atmete tief durch.
War er bereit für den nächsten Schritt?
War er überhaupt mächtig genug, seine zukünftigen Aufgaben wahrzunehmen?
Hätte er sich formaler anziehen sollen?
Jacen ohrfeigte sich innerlich selbst dafür, dass er sich über solche Trivialitäten nachdachte. Er hatte die traditionellen Roben der Jedi nie wirklich gemocht, empfand sie als kratzig und irritierend. Seine Kleidung war zivil, einfach und schlicht. Eine einfache anthrazitfarbene Hose, die von einem braunen Ledergürtel an Ort und Stelle gehalten wurde, ein simples weißes Shirt, mit V- Ausschnitt und einfache braune Lederschnürrstiefel. Nur seine olivgrüne Fliegerjacke hatte er heute gegen die Robe getauscht, die immer noch zerknüllt auf dem Futon lag.

„Was beschäftigt dich?"
Jacen drehte sich nach der Stimme und sah seinen Vater. Er war ihm als Machtgeist das letzte Mal auf Naboo erschienen, wo er ihn aus einer äußerst brenzligen Lage befreit hatte. Davor hatte er sich ihm erst einmal offenbart, als er mit sechzehn, auf der Suche nach seinem Kyberkristall, fast jämmerlich erfroren wäre.
„Naja, irgendwie einfach alles.", gab Jacen ehrlich zu.
„Ich weiß, wie es dir geht, glaub mir."

Jacen hatte sich seinem Vater zugedreht, der ihn anlächelte. Der Machtgeist legte dem Noch- Padawan seine Hände auf beide Schultern. Ganz leicht konnte er sie spüren, die Berührung ließ Jacen ruhig werden.
„Du solltest wissen, dass ich sehr stolz auf dich bin und deiner Mutter geht es nicht anderst."
Jacen sah, dass Kanan es mehr als nur ernst meinte. Ihn freuten die Worte.
„Aber was ist, wenn ich nicht stark genug bin für das was vor mir liegt? Was, wenn ich scheitere?"
Kanan erkannte, dass seinen Sohn dieselben Fragen quälten, wie ihn als er damals Ezra zu seinem Padawan machte.

„Du bist stark und mutig, und ich bin sehr stolz auf dich."
Die Worte gaben Jacen Kraft und ermutigt lächelte er den Machtgeist an.
„Ich bin ein Jedi, wie mein Vater vor mir."
Kanan konnte den Stolz, den er für seinen Sohn empfand nun nicht mehr im Zaum halten. Er zog ihn in eine feste Umarmung, soweit es ihm möglich war. Jacen erwiderte die Geste, auch wenn er den Kontakt kaum spürte.
„Danke Vater.", sagte Jacen als er sich wieder löste.

Es klopfte.
Ohne eine Antwort abzuwarten betrat Xia das Zimmer von Lytha gefolgt.
„Solltest du nicht schon fertig sein? Immerhin geht's gleich los."
Innerlich schlug sich Jacen mit der flachen Hand gegen die Stirn, wie hatte er die Zeit nur so vergessen können. Hektisch drehte er sich nach seinem Vater um, doch Kanan war bereits wieder verschwunden.
Der Halb- Twi'lek blies frustriert Luft aus, heute wollte irgendwie nichts so recht klappen.
„Setzen!"
„Hä?", fragte Jacen auf Xias Befehl nach.
„Pan- Ja an Syndulla, du sollst dich setzen!", wies Xia ihn erneut mit gespielter Strenge und ihrem üblichen Sarkasmus an, während sie auf Jacens Futon deutete.
Lytha hatte unterdessen seine Robe vom Futon genommen und auf die Kommode gelegt, damit sie nicht noch mehr Falten bekam.
Jacen tat, was Xia gesagt hatte und setzte sich auf sein Bett. Lytha nahm unterdessen Jacens Kamm von der Kommode und setzte sich hinter ihn.

„So, und fertig! ", verkündete Xia stolz, als sie das Gummi das letzte Mal um das untere Ende von Jacens frisch geflochten Padawanzopf wickelte. Er sah in den immer noch fleckigen Spiegel. Lytha hatte seine langen dunkelgrünen Haare oben auf dem Kopf nach hinten gekämmt und zu einem kleinen Dutt zusammengebunden. Xia hatte seinen Padawanzopf zu einer Fischgräte geflochten. Jacen hatte sonst immer die einzelne Haarsträhne einfach unten zusammengebunden, damit ihn die Haare nicht störten, wenn er beispielsweise wieder an seinem Schiff rumwerkelte. Für gewöhnlich nahm sich Xia auch nur die Zeit für Ben, um ihm die Haare zu flechten.
„Bereit?"
„Bereit!"

Jetzt stand er allein vor dem großen Portal, das in die Versammlungshalle führte. Zum gefühlt tausendsten Mal prüfte er, ob sich sein Lichtschwert am Gürte befand. Wie die tausend Mal zuvor war es an Ort und Stelle.
Ein letztes Mal atmete er tief durch, ehe er das Portal öffnete, um sich seiner Zukunft zu stellen.

Der Raum im inneren war abgedunkelt und doch hell genug, dass man problemlos das Gröbste sehen konnte. Wie auch beim Padawanritus standen die Jünglinge, Kirchenmitglieder und Angestellten des Tempels sauber links und rechts aufgeteilt. Sie gaben somit einen geraden Gang auf das Podest frei, auf welchem Meister Skywalker und die anderen Padawane standen.

Langsam schritt Jacen auf sie zu und sah die Leute an, welche an den Seiten standen.
Lytha hatte er schnell ausgemacht, ihre rote Haut war einfach markant. Sie stand zwischen Calvin und Cnema, zwei miralanischen Zwillingen, die im selben Alter, wie Lytha waren. Neben ihnen stand Rinkah, eine Pantorianerin, welche erst seit kurzem hier im Tempel war. Jacen erinnerte sich noch an den Tag, als Lor San Tekka sie von einer Reise mitgebracht hatte.

Vom linken Block schweifte sein Blick nun in den Rechten, während er weiter langsam und andächtig auf das Podest zulief. Die Erste, die Jacen ins Auge fiel, war Tara. Sie stand zwischen ihren Freundinnen, der selbstverliebten Narzyssa und der, mehr als nur in einer Hinsicht, blonden Ju- Wel. Bens Freundin, was sie bedauerlicher Weise mittlerweile war, machte einen mehr als nur unzufrieden Gesichtsausdruck. Offensichtlich konnte sie es gar nicht haben, wenn sich die Welt nicht komplett um sie drehte. Allgemein machten alle drei einen Eindruck, als wollten sie die Zeremonie am liebsten sprengen und plötzlich machte Xias Spitzname für die drei für Jacen Sinn.
„Die Harpien", dachte er, „Ja, das passt."

Mittlerweile war Jacen angekommen und auf das Podest gestiegen, wo er sich vor Meister Skywalker gekniet hatte. War es davor noch möglich gewesen das Fallen einer Elektrum- Stecknadel zu überhören, herrschte Totenstille, als Luke Jacen die braune Kapuze von Kopf streifte.

„Einem Licht zu zusehen, wie es wächst, sich nähert und stärker scheint, ist wirklich eines der schönsten Dinge, die ein Meister sehen kann.
Jacen, als du auf Naboo als du mit einem zertrümmerten Bein aus dem finsteren Keller empor stiegst, wusste ich, dass es für dich an der Zeit war deine Prüfungen zu vollenden.
Drei hattest du bereits mit Bravour gleich an jenem Tag bestanden.
Die Prüfung der Einsicht legtest du erfolgreich ab, als du dich der Illusion des Bösen in dem Haus verwehrtes und stattdessen besonnen die Hilfe deines Vaters annahmst.
Die Prüfung des Könnens bestandtest du, als du instinktiv verhindertest, dass das Gebälk deine Freunde und dich erschlug.
Die Prüfung des Fleisches meistertes du, als du die starken Schmerzen deines zertrümmerten Beines aushieltest.
Die verbleibenden zwei Prüfungen hattest du bereits viele Jahre bearbeitet und meisterstes sie.
Die Erfüllung der Prüfung des Geistes war ein langer Weg, doch du stelltest dich ihr. Jeden Tag warst du stundenlang in tiefer Mediation und stärkstes so deine Verbindung zur Macht. Deine jahrelange Hartnäckigkeit zahlte sich aus, heute sehe ich vor mir einen jungen Mann stark in der Macht und einsichtig über ihre mystischen Wege.
Auch an der letzten Prüfung, die des Mutes und derem Bestehen hast du jahrelang, mit großem Fleiß, gearbeitet. Keine Mission lehntest du ab, egal wie oft du der Gefahr ins Auge sehen musstest. Den Weg zum Bestehen der Prüfung des Mutes betratest du bereits vor vielen Jahren, als du mir beigestanden hast, um zwei junge Sklavinnen aus den Händen ihrer sadistischen Meister zu befreien. Du wuchst mit deinen Aufgaben, und ich könnte kaum stolzer auf dich sein."
Kurz dachte Jacen an seine erste Mission mit Meister Skywalker zurück, welche ihn nach Zygerria geführt hatte. Dort hatten sie versucht Sklaven zu befreien. Lythas Rettung war erfolgreich, während ihre Schwester, Darath, ihr Leben ließ. Der Halb- Twi'lek erinnerte sich daran, wie er sie in ihren letzten Minuten im Arm gehalten hatte.

„Erzähl ihr die Geschichte, wenn sie älter ist. Erzähl ihr, dass uns unsere Eltern in die Sklaverei verkauft haben, um ihre Killerstick- Sucht zu finanzieren.", das waren ihre letzten Worte gewesen und Jacen war zutiefst geschockt darüber, wie Eltern ihren eigenen Kindern so etwas antun konnten.

Überrascht hörte Jacen nun, wie Lichtschwerter aktiviert wurden. Wie tief war er bloß in seinen eigenen Gedanken versunken gewesen? Minimal hob er nun den Kopf und sah, dass Ben, Xia, Tibor und Tibors Freunde ihre Schwerter alle in die Luft hielten, als wollten sie ein Dach aus Licht über Jacen errichten. Das Geräusch einer weiteren aktivierten Klinge hallte durch den Saal und Jacen fand sich im Schein der smaragdgrünen Klinge von Meister Skywalkers Schwert wieder, wie auch vor all den Jahren schon einmal, als er zum ersten Padawan des wiedergeboren Ordens geworden war.

„Alle Macht...", sprach Meister Skywalker und Xia setze den Satz mit: „... dem Licht, ...", fort.
Während sie diese Worte sprach senkte sie ihre Klinge in Richtung von Jacens linker Schulter ab, die sie natürlich nicht wirklich mit dem Schwert berührte.
„... der Dunkelheit...", sprach Ben weiter, während er seine Klinge in selbiger Manier, wie seine Schwester, in Richtung von Jacens rechter Schulter senkte.
„... und dem Grau!"
Mit dem Ende des Satzes schnitt der Jedigroßmeister mit höchster Vorsicht Jacens Padawanzopf ab, der lautlos zu Boden fiel.
Luke nahm sein Schwert nun in beide Hände und hielt es gerade mit der Klinge nach oben.
„Erhebe dich, Jacen Syndulla, Jedi- Ritter!"

Mit diesen Worten stand der Angesprochene auf, zog sein Lichtschwert von seinem Gürtel und aktivierte es. Das intensiv blaue Licht erhellte den Raum, als Jacen sein Schwert mit beiden Händen über seinen Kopf streckte, dem Himmel entgegen.
Nun stand er da, erleuchtet vom Schein seiner Klinge und derer, die ihn bis hier her begleitet hatten in einem Moment absoluter Stille. Prüfend ließ er seinen Blick durch die Leute an den Seiten schweifen, als er es sah. Ganz hinten, in der abgelegensten Ecke stand sein Vater, der ihn anlächelte. Jacen musste nun wirklich mit seinen Tränen kämpfen, dies war sicher der stolzeste Augenblick seines ganzen bisherigen Lebens.

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